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Aida” by Giuseppe Verdi libretto (German)

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Contents: Personen; Erster Akt; Zweiter Akt; Dritter Akt; Vierter Akt
DRITTER AKT

Am Ufer des Nils
(Granitfelsen, zwischen denen Palmbäume wachsen.
Auf dem Rücken des Felsens der Isistempel, zur Hälfte
im Laub verborgen. Es ist sternenhelle Nacht.
Mondschein.)
CHOR (im Tempel)
O Göttin, die einst Osiris
Zum Leben ließ erwärmen,
Ins Menschenherz die Flamme hauch
Der Keuschheit fort und fort...
Hilf, hilf uns voll Erbarmen,
Der ew’gen Liebe Hort! usw.

(Aus einer Barke. die am Ufer anlegt, steigen Amneris,
Ramfis, einige dichtverschleierte Frauen und Wachen.)


RAMFIS (zu Amneris)
Komm in der Isis Tempel, wenige Stunden
Vor deiner Hochzeit erflehe
Dir den Beistand der Göttin. Es schauet Isis
In die Herzen der Menschen, jedes Geheimnis
Hier im Weltkreis, es ist ihr kund.

AMNERIS
Ja, flehen will ich,
Daß Radamès mir schenke sein ganzes Herz,
Wie ihm das meine zu eigen ist für immer.

RAMFIS
Zum Tempel du wirst beten
Die Nacht durch mit mir gemeinsam.
(Alle treten in den Tempel.)
CHOR
Hilf, hilf uns voll Erbarmen, usw.
(Aida tritt vorsichtig ein. Sie trägt einen Schleier.)

AIDA
Bald kommt Radamès! Was wird er wollen?
Ich bebe! Ach. wenn du kämest
Zum Abschied, zum letzten Lebewohl, des
Nils dunkle Tiefe wird dann mein Grab sein,
Ruhe mir geben, Frieden und Vergessen.
O Vaterland, ich seh’ dich nimmerdar!
Azurne Bläue, o heimatliche Lüfte,
Wo hell der Morgen schien auf mich herab,
o grüne Hügel, Strand du voll Blumendüfte,

Mein Vaterland, dich seh’ ich nimmerdar, usw.
O kühle Täler, Asyl einst meinen Tagen,
Das von der Liebe mir verheißen war,
Der Liebe Traum, er ist zu Grab’ getragen,
Mein Vaterland, dich seh’ ich nimmerdar, usw.
(sich wendend, erblickt den Vater)
Wehe! Mein Vater!

AMONASRO
Zu dir führt mich ein ernster Grund, Aida.
Nichts von allem ist fremd mir.
Du glühst in Liebe
Für Radamès, er liebt dich, er kommt hierher.
Ein Königskind ist deine Rivalin,
Unser Unheil, unser Fluch war stets ihr
Geschlecht.

AIDA
Und ich in ihrer Macht, ich,
Amonasros Tochter!

AMONASRO
In ihrer Macht?
Nein, wenn du wünschest,
Besiegen wirst du deine Rivalin,
Und Heimat und Liebe und Thron – alles wird dein
sein.
Wiedersehen wirst du die duftigen Wälder,
Die kühlen Täler und unsrer Tempel Gold!

AIDA
Wiedersehen soll ich die duft’gen Wälder,
Die kühlen Täler und unsrer Tempel Gold.

AMONASRO
Als Gattin dessen, den so sehr du liebest,
Wird unermeßner Jubel dich umwehn.

AIDA
Ein einz’ger Tag in solchen Glückes Zauber,
Nur eine Stunde, und dann vergehn.

AMONASRO
Denke immer, was der Ägypter grausam
Dem Lande, dem Volke
und seinen Tempeln bot,
Jungfraun in Ketten hat er hinweggeführt,
Mütter, Greise und Kinder geweiht dem Tod.

AIDA
Ach, wohl gedenk’ ich jener Schreckenstage
Und was mein Herz getragen hat an Leid.
Götter, laßt uns endlich strahlen
Die Sonne einer bessren Zeit.

AMONASRO
Denke immer!
Zögere nicht!
In Waffen schon erhebt
Sich unser Volksstamm. Alles mutbeseelt,
Hofft auf den Sieg; eins nur zu wissen gilt es,
Welche Pfade des Feindes Heer gewählt.

AIDA
Wer vermag’s zu ergründen, sag an!

AMONASRO
Du selber!

AIDA
Ich?

AMONASRO
Radamès kommt hierher, ich weiß es,
Er liebt dich, er, das Haupt der Ägypter.
Verstehst du?

AIDA
O Schande!
Was rätst du mir an? Nein, nimmermehr!

AMONASRO (in wilder Leidenschaft)
Wohlauf denn, erhebt euch,
Ägyptische Scharen,
Verheert unsre Städte
mit Feuer und Schwert,
Verbreitet Entsetzen,
den Tod und Verwüstung,
Da nichts euren Sieg mehr,
Ihr Wütenden, wehrt.

AIDA
Vater, mein Vater!

AMONASRO (sie zurückstoßend)
Noch nennst du mein Kind dich!

AIDA
Hab’ Erbarmen!

AMONASRO
Ströme voll Blutes fließen hin
Durch die besiegten Städte,
Siehe, aus blut’gem Wellenschaum

Steigen die Erschlagnen,
Deuten auf dich und rufen laut:
Dein Volk, es stirbt durch dich!

AIDA
O Gott, halt ein, Vater, halt ein!

AMONASRO
Sieh! Welch drohend Schreckgespenst
Zeigt sich dort in dem Schwarme,
Zittre, die Totenarme
Legt auf dein Haupt sie dir.
Deine Mutter erkenne,
Siehe, sie flucht dir.

AIDA (in größter Erregung)
Ach! Vater! Nein! Ach nein! Vater, halt ein!

AMONASRO (sie zurückstoßend)
Du bist mein Kind nicht,
Bist niedre Sklavin der Pharaonen!

AIDA
Ach! Halt ein! Halt ein!
Vater, nicht bin ich ihnen die Sklavin,
Darfst mir nicht fluchen, mich nicht verkennen,
Kannst deine Tochter immer mich nennen,
Wert meines Landes will stets ich sein.

AMONASRO
Denke, ein Volk, besiegt und zerschlagen,
Es kann sich retten durch dich nur allein.

AIDA
O Vaterland, o Vaterland... wie teuer bist du mir!

AMONASRO
Fasse Mut, er kommt, ich lausche hier!
(Verbirgt sich hinter den Palmen. Radamès tritt ein.)

RADAMÈS
Dich seh’ ich wieder, meine Aida.

AIDA
Nicht näher – zurück – was hoffst du noch?

RADAMÈS
In deine Nähe führt mich die Liebe.

AIDA
Ach, einer andern gehörst du doch.
Amneris liebt dich!

RADAMÈS
Geliebte, nein,
Dich nur, Aida, erkor ich zum Bund,
Ich bin erhöret, du wirst die Meine.

AIDA
Entweih’ der Meineid nie deinen Mund!
Ich liebte den Helden, den Meineid’gen nicht.

RADAMÈS
An meiner Liebe zweifelt Aida?

AIDA
Und hoffest du zu entgehen Amneris’ Reizen,
Des Königs Befehlen, deines Volkes Willen,
Dem Zornesfluch der Priester?

RADAMÈS
Höre, Aida!
Aufs neue hat zum Kampf mit Wutgebärde
Äthiopiens Volk vereint der Krieger Reih’n,
Schon überziehn die Deinen unsre Erde.
Ägyptens Heere, ich führe sie.
Bei dem Triumphe, den wir erringen,
Will ich dem König mein Herz vertraun.
Du bist der Kampfpreis, den ich begehre,
Tempel der Liebe wollen wir bau’n.

AIDA
Und du hegst vor der Rache
Amneris’ keine Furcht? Ihre Vergeltung,
Wie ein Blitz wird sie furchtbar
Zerschmettern mich und meinen Vater, uns alle.

RADAMÈS
Ich will euch schützen.

AIDA
Umsonst, du vermagst es nicht.
Doch liebst du wahr mich,
Dann bleibt ein Ausweg uns noch.

RADAMÈS
Welcher?

AIDA
Entfliehn!

RADAMÈS
Entfliehen?

AIDA
Entfliehn aus diesem Lande wir,
Komm, laß uns fliehen;
Dort wird ein neues Vaterland
Für unsre Liebe blühen,
Dort im jungfräulich grünen Wald,
Von Blumenduft umgeben,
Gibt uns ein neues Leben
Die höchste Seligkeit.

RADAMÈS
Zur Ferne entfliehn, wo fremd ich bin,
Verlassen mein Vaterland,
Verlassen seine Altäre?
Der Boden, wo zuerst
Ich Ruhmeskränze pflückte,
Die Liebe uns entzückte,
Vergißt sich nimmerdar.
Unserer Liebe Himmel lacht ewig klar!

AIDA
Dort im jungfräulich grünen Wald, usw.

RADAMÈS
Unserer Liebe Himmel, usw.

AIDA
Mein Himmel läßt die Liebe
Entfalten schönre Blüten,
Die gleichen Tempel bieten
Dieselben Götter dar, usw.

RADAMÈS
Verlassen mein Vaterland, usw.

AIDA
Laß uns fliehen.

RADAMÈS (zögernd)
Aida!

AIDA
Du liebst mich nicht, geh!

RADAMÈS
Dich nicht lieben!
Kein Sterblicher, kein Gott
Hat jemals geliebt, wie ich für dich erglühe.

AIDA
Geh, geh, es wartet dein Amneris.

RADAMÈS
Nein, niemals!

AIDA
Du sagtest niemals?
Dann mög’ das Richtbeil fallen
Auf mich und meinen Vater.

RADAMÈS
Nein, nein, entfliehn wir.
Laß uns fliehn aus diesen Mauern,
In die Wüste laß uns fliehen;
Hier wohnt Unheil nur und Trauern,
Dort die Liebe, dort das Glück.
Sieh, Aida, die weite Wüste,
Sie bietet uns ein Brautbett gerne,
Reiner werden Mond und Sterne
Glänzen dort vor unserm Blick.

AIDA
Heitern Himmel, linde Lüfte
Hat die Heimat meiner Väter;
Jede Scholle atmet Düfte,
Alles Duft und Klang und Glück.
Kühle Täler und grüne Auen,
Sie bieten uns ein Brautbett gerne,
Reiner werden Mond und Sterne
Glänzen dort vor unserm Blick.

AIDA und
RADAMÈS
Komm, o komm, fliehn wir zusammen.
Dieses Land der Qual und Pein,
Komm, o komm, des Herzens Flammen
Führen uns zum Glück allein!

AIDA
Doch sage, auf welchem Wege
Umgehn wir die Scharen der Besatzung?

RADAMÈS
Der Pfad, den wir gewählt
Zum Stoß auf den Feind, ist bis morgen
Völlig verlassen.

AIDA
Und welcher Pfad?

RADAMÈS
Die Schluchten bei Napata.
(Amonasro erscheint)

AMONASRO
Bei Napata die Schluchten,
Dort werden die Meinen sein!

RADAMÈS
Ha, wer belauscht uns?

AMONASRO
Aidas Vater, der Äthiopier Fürst.

RADAMÈS (in höchster Überraschung)
Du, Amonasro? Du, der Fürst?
Götter, was sagt’ ich?
Nein, es ist Traum, es ist Schein,
Es ist Wahn...

AIDA
O mein Geliebter, höre mich,
Vertraue meiner Liebe.

AMONASRO
Dir wird die Hand Aidas
Erbauen einen Thron.

RADAMÈS
Weh, weh. ich bin entehret.
Um dich verriet ich Land und Volk.

AIDA
Bleib ruhig!

AMONASRO
Nein, nein, du bist nicht schuldig,
Der Zufall nur allein, er hat’s gefügt so.

RADAMÈS
Ich bin entehret!

AIDA
Ach, nein!

RADAMÈS
Um dich verriet ich Land und Volk!

AMONASRO
Nein, du bist nicht schuldig.

AIDA
Bleib ruhig...

AMONASRO
Drüben am Ufer stehen
Männer, die uns ergeben,
Ja, dort wird die Liebe geben
Dir ihren schönsten Lohn.
Komme, komme!
(Amneris, Ramfis und Priester kommen aus dem
Tempel. Später Wachen.)

AMNERIS
Ha, Verrat!

AIDA
Meine Rivalin!

AMONASRO
(sich auf Amneris mit einem Dolch stürzend)
Komm, zerstör, was ich vollbrachte.
Falle! ...

RADAMÈS (ihm in den Arm fallend)
Betörter, halt ein!...

AMONASRO
O, verwünscht!

RAMFIS
Wachen, herbei!

RADAMÈS (zu Aida und Amonasro)
Eilet und fliehet!

AMONASRO (Aida mit sich fortreißend)
Komm, meine Tochter!

RAMFIS (zu den Wachen)
Folgt den Flücht’gen.

RADAMÈS (zu Ramfis)
Sei ruhig, Priester, ich bleibe dir.

 
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