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“Das Rheingold” by Richard Wagner libretto (German)
Contents: Personen; Vorspiel Un Erste Scene; Zweite Scene; Dritte Scene; Vierte Scene |
In der Tiefe des Rheines (Auf dem Grunde des Rheines. Grünliche Dämmer- ung, nach oben zu lichter, nach unten zu dunkler. Die Höhe ist von wogendem Gewässer erfüllt, das rastlos von rechts nach links zu strömt. Nach der Tiefe zu lösen die Fluthen sich in einen immer feineren feuchten Nebel auf, so daß der Raum in Manneshöhe vom Boden auf gänzlich frei vom Wasser zu sein scheint, welches wie in Wolkenzügen über den nächt- lichen Grund dahin fließt. Überall ragen schroffe Felsenriffe aus der Tiefe auf, und grenzen den Raum der Bühne ab; der ganze Boden ist in ein wildes Zackengewirr zerspalten, so daß er nirgends voll- kommen eben ist, und nach allen Seiten hin in dichtester Finsterniss tiefere Schlüfte annehmen läßt.) (Hier wird der Vorhang aufgezogen. Volles Wogen der Wassertiefe. Woglinde kreist in anmuthig schwimmender Bewegung um das mittlere Riff.) Woglinde Weia! Waga! Woge, du Welle, walle zur Wiege! wagala weia! wallala, weiala weia! Wellgunde (von oben) Woglinde, wach'st du allein? Woglinde Mit Wellgunde wär' ich zu zwei. |
Wellgunde (taucht aus der Fluth zum Riff herab) Lass' seh'n, wie du wach'st! Woglinde (entweicht ihr schwimmend) Sicher vor dir! (Sie necken sich, und suchen sich spielend zu fangen.) Flosshilde (von oben) Heiaha weia! wildes Geschwister! Wellgunde Flosshilde, schwimm'! Woglinde flieht: hilf mir die Fließende fangen! (Flosshilde taucht herab und fährt zwischen die Spielenden.) Flosshilde Des Goldes Schlaf hütet ihr schlecht! Besser bewacht des schlummernden Bett, sonst büßt ihr beide das Spiel! (Mit munterem Gekreisch fahren die beiden auseinander: Flosshilde sucht die eine, bald die andere zu erhaschen; sie entschlüpfen ihr und ver- einigen sich endlich um gemeinsam auf Flosshilde Jagd zu machen. So schnellen sie gleich Fischen von Riff zu Riff, scherzend und lachend.) (Aus einer finstern Schlucht ist während dem Alberich, an einem Riffe klimmend, dem Abgrunde entstiegen. Er hält noch vom Dunkel umgeben an, und schaut dem Spiele der Rheintöchter mit stei- gendem Wohlgefallen zu.) |
Alberich Hehe! ihr Nicker! (Die Mädchen halten, sobald sie Alberichs Stimme hören, mit dem Spiele ein.) wie seid ihr niedlich, neidliches Volk! aus Nibelheims Nacht naht' ich mich gern, neigtet ihr euch zu mir! Woglinde Hei! wer ist dort? Wellgunde Es dämmert und ruft! Flosshilde Lugt wer uns belauscht! (Sie tauchen tiefer herab und erkennen den Nibelung.) Woglinde, Wellgunde Pfui! der Garstige! Flosshilde (schnell auftauchend) Hütet das Gold! Vater warnte vor solchem Feind. (Die beiden andern folgen ihr, und alle drei ver- sammeln sich schnell um das mittlere Riff.) Alberich Ihr, da oben! Rheintöchter Was willst du dort unten? Alberich Stör' ich eu'r Spiel, wenn staunend ich still hier steh'? tauchtet ihr nieder, mit euch tollte und neckte der Niblung sich gern. |
Woglinde Mit uns will er spielen? Wellgunde Ist ihm das Spott? Alberich Wie scheint im Schimmer ihr hell und schön! Wie gern umschlänge der Schlanken eine mein Arm, schlüpfte hold sie herab! Flosshilde Nun lach' ich der Furcht: der Feind ist verliebt! Wellgunde Der lüsterne Kauz! Woglinde Laßt ihn uns kennen! (Woglinde läßt sich auf die Spitze des Riffes hinab, an dessen Fuße Alberich angelangt ist.) Alberich Die neigt sich herab. Woglinde Nun nahe dich mir! (Alberich klettert mit koboldartiger Behendigkeit, doch wiederholt aufgehalten, der Spitze des Riffeszu.) Alberich (hastig) Garstig glatter glitsch'riger Glimmer! wie gleit' ich aus! Mit Händen und Füßen nicht fasse noch halt' ich das schlecke Geschlüpfer! Feuchtes Naß füllt mir die Nase: verfluchtes Niessen! (Er ist in Woglindes Nähe angelangt.) |
Woglinde (lachend) Pruhstend naht meines Freiers Pracht! Alberich Mein Friedel sei, du fräuliches Kind! (Er sucht sie zu umfassen.) Woglinde (sich ihm entwindend) Willst du mich frei'n, so freie mich hier! (Alberich kratzt sich den Kopf. Woglinde taucht zu einem andern Riff auf.) Alberich O weh! du entweich'st? Komm doch wieder! Schwer ward mir, was so leicht du erschwingst. (Woglinde schwingt sich auf ein drittes Riff in größerer Tiefe.) Woglinde Steig' nur zu Grund, da greifst du mich sicher. Alberich (hastig hinab kletternd) Wohl besser da unten! Woglinde Nun aber nach Oben! |
(Sie schnellt sich rasch aufwärts nach einem höheren Riff zur Seite.) Wellgunde, Flosshilde (lachend) Ha ha ha ha ha ha! Alberich Wie fang' ich im Sprung den spröden Fisch? Warte, du Falsche! (Er will ihr eilig nachklettern.) (Wellgunde hat sich auf ein tieferes Riff auf der anderen Seite gesenkt.) Wellgunde Heia, du Holder! hörst du mich nicht? Alberich (sich umwendend) Rufst du nach mir? Wellgunde Ich rathe dir wohl: zu mir wende dich, Woglinde meide! (Indem Alberich hastig über den Bodengrund zu Wellgunde hin klettert.) Alberich Viel schöner bist du als jene Scheue, die minder gleißend und gar zu glatt. Nur tiefer tauche, willst du mir taugen. Wellgunde (noch etwas mehr sich zu ihm herabsenkend) Bin nun ich dir nah'? Alberich Noch nicht genug! Die schlanken Arme schlinge um mich, daß ich den Nacken dir neckend betaste, mit schmeichelnder Brunst an die schwellende Brust mich dir schmiege. |
Wellgunde Bist du verliebt und lüstern nach Minne, lass' seh'n, du Schöner, wie bist du zu schau'n? Pfui! Du haariger, höckriger Geck! Schwarzes, schwieliges Schwefelgezwerg! Such dir ein Friedel, dem du gefällst! (Alberich sucht sie mit Gewalt zu halten.) Alberich Gefall' ich dir nicht, dich fass' ich doch fest! Wellgunde (schnellzum mittleren Riffe auftauchend) Nur fest, sonst fließ' ich dir fort! Woglinde, Flosshilde (lachend) Ha ha ha ha ha ha! Alberich (Wellgunde erbos't nachzankend) Falsches Kind! Kalter, grätiger Fisch! Schein' ich nicht schön dir, niedlich und neckisch, glatt und glau, hei! so buhle mit Aalen, ist dir eklig mein Balg! |
Flosshilde Was zankst du, Alp? Schon so verzagt? Du freitest um zwei: früg'st du die Dritte süßen Trost schüfe die Traute dir! Alberich Holder Sang singt zu mir her! Wie gut, daß ihr eine nicht seid: von vielen gefall' ich wohl einer: bei einer kies'te mich Keine! Soll ich dir glauben, so gleite herab! Flosshilde (taucht zu Alberich hinab) Wie thörig seid ihr, dumme Schwestern, dünkt euch dieser nicht schön! Alberich (hastig ihr nahend) Für dumm und häßlich darf ich sie halten, seit ich dich holdeste seh'. Flosshilde O singe fort so süß und fein, wie hehr verführt es mein Ohr! Alberich (zutraulich sie berührend) Mir zagt, zuckt und zehrt sich das Herz, lacht mir so zierliches Lob. Flosshilde (ihn sanft abwehrend) Wie deine Anmuth mein Aug' erfreut, deines Lächelns Milde den Muth mir labt! (Sie zieht ihn zärtlich an sich.) Seligster Mann! Alberich Süßeste Maid! Flosshilde Wärst du mir hold! |
Alberich Hielt' ich dich immer! Flosshilde (feurig) Deinen stechenden Blick, deinen struppigen Bart, o säh' ich ihn, faßt' ich ihn stets! Deines stachligen Haares strammes Gelock, umflöß' es Flosshilde ewig! Deine Krötengestalt, deiner Stimme Gekrächz', o dürft' ich staunend und stumm sie nur hören und seh'n! (Woglinde und Wellgunde sind nahe herab getaucht.) Woglinde, Wellgunde (lachend) Ha ha ha ha ha ha! Alberich (erschreckt auffahrend) Lacht ihr Bösen mich aus? Flosshilde (sich plötzlich ihm entreissend) Wie billig am Ende vom Lied! (Sie taucht mit den Schwestern schnell auf.) |
Woglinde, Wellgunde (lachend) Ha ha ha ha ha ha! Alberich (mit kreischender Stimme) Wehe! ach wehe! o Schmerz! o Schmerz! Die dritte, so traut, betrog sie mich auch? Ihr schmählich schlaues, lüderlich schlechtes Gelichter! Nährt ihr nur Trug, ihr treuloses Nickergezücht? Rheintöchter Wallala! Wallala! lalaleia! leialalei! heia! heia! ha ha! Schäme dich, Albe! schilt nicht dort unten! höre was wir dich heißen! Warum, du Banger, bandest du nicht das Mädchen, das du minn'st? Treu sind wir, und ohne Trug dem Freier, der uns fängt. Greife nur zu, und grause dich nicht, in der Fluth entflieh'n wir nicht leicht: Wallala! lalaleia! leialalei! heia! heia! ha hei! (Sie schwimmen auseinander, hierher und dorthin, bald tiefer bald höher, um Alberich zur Jagd auf sie zu reizen.) |
Alberich Wie in den Gliedern brünstige Gluth mir brennt und glüht! Wuth und Minne, wild und mächtig, wühlt mir den Muth auf! Wie ihr auch lacht und lügt, lüstern lechz' ich nach euch, und eine muß mir erliegen! (Er macht sich mit verzweifelter Anstrengung zur Jagd auf: mit grauenhafter Behendigkeit erklimmt er Riff für Riff, springt von einem zum andern, sucht bald dieses bald jenes der Mädchen zu erhaschen, die mit lustigem Gekreisch stets ihm ausweichen.) (Er strauchelt, stürzt in den Abgrund, und klettert dann hastig wieder in die Höhe zu neuer Jagd.) (Sie neigen sich etwas herab. Fast erreicht er sie, stürzt abermals zurück, und versucht es nochmals.) (Alberich hält endlich, vor Wuth schäumend athemlos an, und streckt die geballte Faust nach den Mädchen hinauf.) Alberich Fing' eine diese Faust! (Er verbleibt in sprachloser Wuth, den Blick auf- wärts gerichtet, wo er dann plötzlich von dem folgenden Schauspiele angezogen und gefesselt wird.) (Durch die Fluth ist von oben her ein immer lichterer Schein gedrungen, der sich an einer hohen Stelle des mittelsten Riffes allmählich zu einem blendend hell strahlenden Goldglanze entzündet; ein zauberisch goldenes Licht bricht von hier durch das Wasser.) |
Woglinde Lugt, Schwestern! Die Weckerin lacht in den Grund. Wellgunde Durch den grünen Schwall den wonnigen Schläfer sie grüßt. Flosshilde Jetzt küßt sie sein Auge, daß er es öffne. Wellgunde Schaut', er lächelt in lichtem Schein. Woglinde Durch die Fluthen hin fließt sein strahlender Stern! Rheintöchter (zusammen das Riff anmuthig umschwimmend) Heia jaheia! heia jaheia! wallala la la la leia jahei! Rheingold! Rheingold! Leuchtende Lust, wie lach'st du so hell und hehr! Glühender Glanz entgleißet dir weihlich im Wag! heia jahei! heia jaheia! Wache, Freund! wache froh! wonnige Spiele spenden wir dir: flimmert der Fluß, flammet die Fluth, umfließen wir tauchend, tanzend und singend im seligem Bade dein Bett! Rheingold! Rheingold! heia jaheia! heia jaheia! Wallala la la la heia jahei! (Mit immer ausgelassenerer Lust umschwimmen die Mädchen das Riff. Die ganze Fluth flimmert in hellem Goldglanze.) |
Alberich (dessen Augen, mächtig vom Glanze angezogen, starr an dem Golde haften) Was ist's, ihr Glatten, das dort so glänzt und gleißt? Rheintöchter Wo bist du Rauher denn heim, daß vom Rheingold nie du gehört? Wellgunde Nichts weiß der Alp von des Goldes Auge, das wechselnd wacht und schläft? Woglinde Von der Wassertiefe wonnigem Stern, der hehr die Wogen durchhellt? Rheintöchter Sieh, wie selig im Glanze wir gleiten! Willst du Banger in ihm dich baden, so schwimm' und schwelge mit uns! Wallala la la leia lalai! Wallala la la leia jahei! |
Alberich Eurem Taucherspiele nur taugte das Gold? Mir gält' es dann wenig! Woglinde Des Goldes Schmuck schmäh'te er nicht, wüßte er all seine Wunder. Wellgunde Der Welt Erbe gewänne zu eigen, wer aus dem Rheingold schüfe den Ring, der maaßlose Macht ihm verlieh'. Flosshilde Der Vater sagt' es, und uns befahl er, klug zu hüten den klaren Hort, daß kein Falscher der Fluth ihn entführe: drum schweigt, ihr schwatzendes Heer! Wellgunde Du klügste Schwester, verklag'st du uns wohl? Weißt du denn nicht, wem nur allein das Gold zu schmieden vergönnt? Woglinde Nur wer der Minne Macht entsagt, nur wer der Liebe Lust verjagt, nur der erzielt sich den Zauber, zum Reif zu zwingen das Gold. Wellgunde Wohl sicher sind wir und sorgenfrei, denn was nur lebt, will lieben, meiden will keiner die Minne. Woglinde Am wenigsten er, der lüsterne Alp; vor Liebesgier möcht er vergeh'n! |
Flosshilde Nicht fürcht' ich den, wie ich ihn erfand: seiner Minne Brunst brannte fast mich. Wellgunde Ein Schwefelbrand in der Wogen Schwall: vor Zorn der Liebe zischt er laut! Rheintöchter Wallala! Wallaleia la la! Lieblichster Albe! lach'st du nicht auch? In des Goldes Scheine wie leuchtest du schön! O komm', lieblicher, lache mit uns! Heia jaheia! heia jaheia! Wallala la la la leia jahei! (Sie schwimmen lachend im Glanze auf und ab.) (Alberich, die Augen starr auf das Gold gerichtet, hat dem Geplauder der Schwestern wohl gelauscht.) Alberich Der Welt Erbe gewänn' ich zu eigen durch dich? Erzwäng' ich nicht Liebe, doch listig erzwäng' ich mir Lust? (furchtbar laut) Spottet nur zu! der Niblung naht eurem Spiel! (Wüthend springt er nach dem mittleren Riff hinüber und klettert nach dessen Spitze hinauf. Die Mädchen fahren kreischend auseinander und tau- chen nach verschiedenen Seiten hinauf.) |
Rheintöchter Heia! heia! heia jahei! Rettet euch! es raset der Alp: in den Wassern sprüht's, wohin er springt: die Minne macht ihn verrückt! ha ha ha ha ha ha ha! (Alberich gelangt mit einem letzten Satze zur Spitze.) Alberich Bangt euch noch nicht? So buhlt nun im Finstern, feuchtes Gezücht! (Er streckt die Hand nach dem Gold aus.) Das Licht lösch ich euch aus, entreiße dem Riff das Gold, schmiede den rachenden Ring; denn hör' es die Fluth: so verfluch' ich die Liebe! (Er reißt mit furchtbarer Gewalt das Gold aus dem Riffe, und stürzt dann hastig in die Tiefe, wo er schnell verschwindet. Dichte Nacht bricht plötzlich überall herein. Die Mädchen tauchen jach dem Räuber in die Tiefe nach.) Flosshilde Haltet den Räuber! Wellgunde Rettet das Gold! Rheintöchter Hülfe! Hülfe! Weh'! Weh'! (Die Fluth fällt mit ihnen nach der Tiefe hinab. Aus dem untersten Grunde hört man Alberichs gellendes Hohngelächter.) (In dichtester Finsterniss verschwinden die Riffe; die ganze Bühne ist von der Höhe bis zur Tiefe von schwarzem Gewoge erfüllt, das eine Zeit lang immer noch abwärts zu sinken scheint.) (Allmählich sind die Wogen in Gewölk über- gegangen, welches, als eine immer heller däm- mernde Beleuchtung dahinter tritt, zu feinerem Nebel sich abklärt.) (Als der Nebel, in zarten Wölkchen, sich gänzlich in der Höhe verliert, wird, im Tagesgrauen eine freie Gegend auf Bergeshöhen sichtbar. Wotan und neben ihm Fricka, beide schlafend, liegen zur Seite auf blumigem Grunde.) |
libretto by Richard Wagner |
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