Other “Das Rheingold” libretti [show] |
• French
• German • English • Russian |
Line-by-line [show] |
• English
• Russian |
“Das Rheingold” by Richard Wagner libretto (German)
Contents: Personen; Vorspiel Un Erste Scene; Zweite Scene; Dritte Scene; Vierte Scene |
Freie Gegend auf Bergeshöhen (Der hervorbrechende Tag beleuchtet mit wachs- endem Glanze eine Burg mit blinkenden Zinnen, die auf einem Felsgipfel im Hintergrunde steht, zwischen diesem und dem Vordergrunde ist ein tiefes Thal, durch das Rhein fließt, anzunehmen. Wotan und Fricka schlafend.) (Die Burg ist ganz sichtlich geworden. Fricka erwacht: ihr Auge fällt auf die Burg.) |
Fricka (erschrocken) Wotan, Gemahl! erwache! Wotan (fortträumend) Der Wonne seligen Saal bewachen mir Thür und Thor: Mannes-Ehre, ewige Macht, ragen zu endlosem Ruhm! Fricka (rüttelt ihn) Auf, aus der Träume wonnigem Trug! Erwache, Mann, und erwäge! (Wotan erwacht, und erhebt sich ein wenig; sein Blick wird sogleich vom Anblick der Burg gefesselt.) Wotan Vollendet das ewige Werk! Auf Berges Gipfel die Götterburg; prächtig prahlt der prangende Bau! Wie im Traum ich ihn trug, wie mein Wille ihn wies, stark und schön steht er zur Schau: hehrer, herrlicher Bau! Fricka Nur Wonne schafft dir, was mich erschreckt? Dich freut die Burg, mir bangt es um Freia! Achtloser, lass' dich erinnern des ausbedungenen Lohn's! Die Burg ist fertig, verfallen das Pfand: vergaßest du, was du vergab'st? |
Wotan Wohl dünkt mich's, was sie bedungen, die dort die Burg mir gebaut; durch Vertrag zähmt ich ihr trotzig Gezücht, daß sie die hehre Halle mir schüfen; die steht nun—Dank den Starken: um den Sold sorge dich nicht. Fricka O lachend frevelnder Leichtsinn! liebelosester Frohmuth! Wußt' ich um euren Vertrag, dem Truge hätt' ich gewehrt; doch muthig entferntet ihr Männer die Frauen, um taub und ruhig vor uns, allein mit den Riesen zu tagen: so ohne Scham verschenktet ihr Frechen Freia, mein holdes Geschwister, froh des Schächergewerb's! Was ist euch Harten doch heilig und werth, giert ihr Männer nach Macht! Wotan (ruhig) Gleiche Gier war Fricka wohl fremd, als selbst um den Bau sie mich bat? |
Fricka Um des Gatten Treue besorgt, muß traurig ich wohl sinnen, wie an mich er zu fesseln, zieht's in die Ferne ihn fort: herrliche Wohnung, wonniger Hausrath, sollten dich binden zu säumender Rast. Doch du bei dem Wohnbau sann'st auf Wehr und Wall allein: Herrschaft und Macht soll er dir mehren; nur rastloser'n Sturm zu erregen, erstand dir die ragende Burg. Wotan (lächelnd) Wolltest du Frau in der Feste mich fangen, mir Gotte mußt du schon gönnen, daß in der Burg gefangen, ich mir von außen gewinne die Welt: Wandel und Wechsel liebt wer lebt; das Spiel drum kann ich nicht sparen! Fricka Liebeloser, leidigster Mann! Um der Macht und Herrschaft müßigen Tand verspielst du in lästerndem Spott Liebe und Weibes Werth? Wotan Um dich zum Weib zu gewinnen, mein eines Auge setzt' ich werbend daran: wie thörig tadelst du jetzt! Ehr' ich die Frauen doch mehr als dich freut; und Freia, die gute, geb' ich nicht auf; nie sann dies ernstlich mein Sinn. |
Fricka (mit ängstlicher Spannung in die Scene blickend) So schirme sie jetzt: in schutzloser Angst läuft sie nach Hilfe dort her. (Freia tritt wie in hastiger Flucht auf.) Freia Hilf mir, Schwester! schütze mich, Schwäher! Vom Felsen drüben drohte mir Fasolt, mich Holde käm' er zu holen. Wotan Lass' ihn droh'n! Sah'st du nicht Loge? Fricka Daß am liebsten du immer dem Listigen trau'st! Viel Schlimmes schuf er uns schon, doch stets bestrickt er dich wieder. Wotan Wo freier Muth frommt, allein frag' ich nach Keinem. Doch des Feindes Neid zum Nutz sich fügen, lehrt nur Schlauheit und List, wie Loge verschlagen sie übt. Der zum Vertrage mir rieth, versprach mir Freia zu lösen: auf ihn verlass' ich mich nun. |
Fricka Und er läßt dich allein! Dort schreiten rasch die Riesen heran: wo harrt dein schlauer Gehülf'? Freia Wo harren meine Brüder, daß Hülfe sie brächten, da mein Schwäher die Schwache verschenkt? Zu Hülfe, Donner! Hieher, hieher! Rette Freia, mein Froh! Fricka Die im bösem Bund dich verriethen, sie Alle bergen sich nun! (Fasolt und Fafner, beide in riesiger Gestalt, mit starken Pfählen bewaffnet, treten auf.) Fasolt Sanft schloß Schlaf dein Aug'; wir Beide bauten Schlummers baar die Burg. Mächt'ger Müh' müde nie, stauten starke Stein' wir auf; steiler Thurm, Thür' und Thor, deckt und schließt im schlanken Schloß den Saal. (auf die Burg deutend) Dort steht's was wir stemmten, schimmernd hell, bescheint's der Tag; zieh' nun ein, uns zahl' den Lohn! Wotan Nennt, Leute, den Lohn; was dünkt euch zu bedingen? Fasolt Bedungen ist, was tauglich uns dünkt: gemahnt es dich so matt? Freia, die Holde, Holda, die Freie, vertragen ist's, sie tragen wir heim. |
Wotan (schnell) Seid ihr bei Trost mit eurem Vertrag? Denkt auf andren Dank: Freia ist mir nicht feil! (Fasolt steht, in höchster Bestürzung, eine Weile sprachlos.) Fasolt Was sagst du? ha! Sinn'st du Verrath? Verrath am Vertrag? Die dein Speer birgt, sind sie dir Spiel, des berathnen Bundes Runen? Fafner Getreu'ster Bruder, merk'st du Tropf nun Betrug? Fasolt Lichtsohn du, leicht gefügter! hör' und hüte dich; Verträgen halte Treu'! Was du bist, bist du nur durch Verträge; bedungen ist, wohl bedacht deine Macht: bist weiser du als witzig wir sind, bandest uns Freie zum Frieden du: all' deinem Wissen fluch' ich, fliehe weit deinen Frieden, weißt du nicht offen, ehrlich und frei Verträgen zu wahren die Treu'! Ein dummer Riese räth dir das: Du Weiser, wiss' es von ihm! |
Wotan Wie schlau für Ernst du achtest, was wir zum Scherz nur beschlossen! Die liebliche Göttin, licht und leicht, was taugt euch Tölpeln ihr Reiz? Fasolt Höhn'st du uns? ha, wie unrecht! Die ihr durch Schönheit herrscht, schimmernd hehres Geschlecht, wir thörig strebt ihr nach Thürmen von Stein, setzt um Burg und Saal Weibes Wonne zum Pfand! Wir Plumpen plagen uns schwitzend mit schwieliger Hand, ein Weib zu gewinnen, das wonnig und mild bei uns Armen wohne: und verkehrt nenn'st du den Kauf? Fafner Schweig' dein faules Schwatzen; Gewinn werben wir nicht: Freias Haft hilft wenig doch viel gilt's den Göttern sie zu entreißen. (leise) Gold'ne Äpfel wachsen in ihrem Garten, sie allein weiß die Äpfel zu pflegen; der Frucht Genuß frommt ihren Sippen zu ewig nie alternder Jugend: siech und bleich doch sinkt ihre Blüthe, alt und schwach schwinden sie hin, müssen Freia sie missen. (grob) Ihrer Mitte drum sei sie entführt! |
Wotan (fürsich) Loge säumt zu lang'! Fasolt Schlicht gib nun Bescheid! Wotan Fordert andern Sold! Fasolt Kein andrer: Freia allein! Fafner Du da! Folge uns! (Fafner und Fasolt dringen auf Freia. Froh und Donner kommen eilig.) Freia Helft! Helft vor den Harten! Froh (Freia in seine Arme fassend) Zu mir, Freia! (zu Fafner) Meide sie, Frecher! Froh schützt die Schöne. Donner (sich vor die beiden Riesen stellend) Fasolt und Fafner, fühltet ihr schon meines Hammers harten Schlag? Fafner Was soll das Droh'n? Fasolt Was dring'st du her? Kampf kies'ten wir nicht, verlangen nur unsern Lohn. |
Donner Schon oft zahlt ich Riesen den Zoll. Kommt her, des Lohnes Last wäg' ich mit gutem Gewicht! (Er schwingt den Hammer.) Wotan (seinen Speer zwischen den Streitenden ausstreckend) Halt, du Wilder! Nichts durch Gewalt! Verträge schützt meines Speeres Schaft: spar' deines Hammers Heft! Freia Wehe! Wehe! Wotan verläßt mich! Fricka Begreif' ich dich noch, grausamer Mann? (Wotan wendet sich ab und sieht Loge kommen.) Wotan Endlich Loge! Eiltest du so, den du geschlossen, den schlimmen Handel zu schlichten? (Loge ist im Hintergrunde aus dem Thale heraufgestiegen.) Loge Wie? welchen Handel hätt' ich geschlossen? Wohl was mit den Riesen dort im Rahte du dang'st? In Tiefen und Höhen treibt mich mein Hang; Haus und Herd behagt mir nicht. Donner und Froh, die denken an Dach und Fach, wollen sie frei'n, ein Haus muß sie erfreu'n. Ein stolzer Saal, ein starkes Schloß, danach stand Wotans Wunsch. Haus und Hof, Saal und Schloß, die selige Burg, sie steht nun fest gebaut. Das Pracht gemäuer prüft' ich selbst, ob alles fest, forscht' ich genau; Fasolt und Fafner fand ich bewährt: kein Stein wankt im Gestemm. Nicht müßig war ich, wie mancher hier; der lügt, wer lässig mich schilt! |
Wotan Arglistig weich'st du mir aus: mich zu betrügen hüte in Treuen dich wohl! Von allen Göttern dein einz'ger Freund, nahm ich dich auf in der übel trauenden Troß. Nun red' und rathe klug! Da einst die Bauer der Burg zum Dank Freia bedangen, du weißt, nicht anders willigt' ich ein, als weil auf Pflicht du gelobtest zu lösen das hehre Pfand? Loge Mit höchster Sorge drauf zu sinnen, wie es zu lösen, das hab' ich gelobt. Doch, daß ich fände was nie sich fügt, was nie gelingt, wie ließ' sich das wohl geloben? |
Fricka (zu Wotan) Sieh, welch' trugvollem Schelm du getraut! Froh Loge heißt du, doch nenn' ich dich Lüge! Donner Verfluchte Lohe, dich lösch' ich aus! Loge Ihre Schmach zu decken schmähen mich Dumme! (Donner holt auf Loge aus.) Wotan (tritt dazwischen) In Frieden laßt mir den Freund! Nicht kennt ihr Loges Kunst: reicher wiegt seines Rathes Werth, zahlt er zögernd ihn aus. Fafner Nichts gezögert! rasch gezahlt! Fasolt Lang währt's mit dem Lohn! (Wotan wendet sich hart zu Loge.) Wotan (drängend) Jetzt hör', Störrischer! halte Stich! Wo schweiftest du hin und her? |
Loge Immer ist Undank Loges Lohn! Für dich nur besorgt, sah ich mich um, durch stöbert im Sturm alle Winkel der Welt: Ersatz für Freia zu suchen, wie er den Riesen wohl recht. Umsonst sucht' ich, und sehe nun wohl: in der Welten Ring nichts ist so reich, als Ersatz zu muthen dem Mann für Weibes Wonne und Werth! (Alle gerathen in Erstaunen und verschiedenartige Betroffenheit.) So weit Leben und Weben, in Wasser, Erd' und Luft, viel frug' ich, forschte bei allen, wo Kraft nur sich rührt, und Keime sich regen: was wohl dem Manne mächt'ger dünk', als Weibes Wonne und Wert? Doch so weit Leben und Weben, verlacht nur ward meine fragende List: in Wasser, Erd' und Luft, lassen will nichts von Lieb' und Weib. (Gemischte Bewegung.) Nur einen sah' ich, der sagte der Liebe ab: um rothes Gold entrieth er des Weibes Gunst. Des Rheines klare Kinder klagten mir ihre Noth: |
der Nibelung, Nacht-alberich, buhlte vergebens um der Badenden Gunst; das Rheingold da raubte sich rächend der Dieb: das dünkt ihn nun das theuerste Gut, hehrer als Weibes Huld. Um den gleißenden Tand, der Tiefe entwandt, erklang mir der Töchter Klage: an dich, Wotan, wenden sie sich, daß zu Recht du zögest den Räuber, (mit wachsender Wärme) das Gold dem Wasser wieder gebest, und ewig es bliebe ihr eigen. Dir's zu melden gelobt' ich den Mädchen: nun lös'te Loge sein Wort. Wotan Thörig bist du, wenn nicht gar tückisch! Mich selbst siehst du in Noth: wie hülf' ich andern zum Heil? Fasolt (der aufmerksam zugehört, zu Fafner) Nicht gönn' ich das Gold dem Alben; viel Noth schon schuf uns der Niblung; doch schlau entschlüpfte unserm Zwange immer der Zwerg. Fafner Neue Neidthat sinnt uns der Niblung, gibt das Gold ihm Macht. Du da, Loge! sag' ohne Lug: was Großes gilt denn das Gold, daß dem Niblung es genügt? |
Loge Ein Tand ist's in des Wassers Tiefe, lachenden Kindern zur Lust; doch ward es zum runden Reife geschmiedet, hilft es zur höchsten Macht, gewinnt dem Manne die Welt. Wotan (sinnend) Von des Rheines Gold hört ich raunen: Beuterunen berge sein rother Glanz; Macht und Schätze schüf' ohne Maaß ein Reif. Fricka (leise zu Loge) Taugte wohl des gold'nen Tandes gleißend Geschmeid auch Frauen zu schönem Schmuck? Loge Des Gatten Treu' ertrotzte die Frau, trüge sie hold den hellen Schmuck, den schimmernd Zwerge schmieden rührig im Zwange des Reifs. Fricka (schmeichelnd zu Wotan) Gewänne mein Gatte sich wohl das Gold? |
Wotan (wie in einem Zustande wachsender Bezauberung) Des Reifes zu walten, räthlich will es mich dünken. Doch wie, Loge, lernt' ich die Kunst? wie schüf ich mir das Geschmeid? Loge Ein Runenzauber zwingt das Gold zum Reif; keiner kennt ihn; doch einer übt ihn leicht, der sel'ger Lieb' entsagt. (Wotan wendet sich unmuthig ab.) Das spar'st du wohl; zu spät auch käm'st du; Alberich zauderte nicht. Zaglos gewann er des Zaubers Macht: (grell) gerathen ist ihm der Ring! Donner (zu Wotan) Zwang uns allen schüfe der Zwerg, würd' ihm der Reif nicht entrissen. Wotan Den Ring muß ich haben! Froh Leicht erringt ohne Liebesfluch er sich jetzt. Loge (grell) Spottleicht, ohne Kunst, wie im Kinderspiel! Wotan So rathe, wie? |
Loge Durch Raub! Was ein Dieb stahl, das stiehl'st du dem Dieb; ward leichter ein Eigen erlangt? Doch mit arger Wehr wahrt sich Alberich; klug und fein mußt du verfahren, zieh'st den Räuber du zu Recht, um des Rheines Töchtern, den rothen Tand, das Gold (mit Wärme)wieder zu geben; denn darum flehen sie dich. Wotan Des Rheines Töchter? Was taugt mir der Rath? Fricka Von dem Wassergezücht mag ich nichts wissen; schon manchen Mann mir zum Leid! verlockten sie buhlend im Bad. (Wotan steht stumm mit sich kämpfend, die übrigen Götter heften in schweigender Spannung die Blicke auf ihn. Während dem hat Fafner bei Seite mit Fasolt berathen.) Fafner (zu Fasolt) Glaub' mir, mehr als Freia frommt das gleißende Gold: auch ew'ge Jugend erjagt, wer durch Goldes Zauber sie zwingt. (Fasolts Gebärde deutet an, daß er sich wider Willen überredet fühlt. Fafner tritt mit Fasolt wieder an Wotan heran.) |
Fafner Hör', Wotan, der Harrenden Wort! Freia bleib' euch in Frieden; leicht'ren Lohn fand ich zur Lösung: uns rauhen Riesen genügt des Niblungen rothes Gold. Wotan Seid ihr bei Sinn? Was nicht ich besitze, soll ich euch Schamlosen schenken? Fafner Schwer baute dort sich die Burg: leicht wird dir's mit list'ger Gewalt (was im Neidspiel nie uns gelang:) den Niblungen fest zu fah'n. Wotan (beschleunigend) Für euch müht' ich mich um den Alben? für euch fing ich den Feind? Unverschämt und überbegehrlich, macht euch Dumme mein Dank! (Fasolt ergreift plötzlich Freia, und führt sie mit Fafner zur Seite.) Fasolt Hieher, Maid! In uns're Macht! Als Pfand folg'st du uns jetzt, bis wir Lösung empfah'n! Freia (schreiend) Wehe! Wehe! Weh! |
Fafner Fort von hier sei sie entführt! Bis Abend, achtet's wohl! pflegen wir sie als Pfand; wir kehren wieder; doch kommen wir, und bereit liegt nicht als Lösung, das Rheingold licht und roth. Fasolt Zu End' ist die Frist dann, Freia verfallen: für immer folge sie uns! Freia (schreiend) Schwester! Brüder! Rettet! Helft! (Freia wird von den hastig enteilenden Riesen fortgetragen.) Froh Auf, ihnen nach! Donner Breche denn alles! (Sie blicken Wotan fragend an.) Freia (aus der Ferne) Rettet! Helft! Loge (den Riesen nachsehend) Über Stock und Stein zu Thal stapfen sie hin: durch des Rheines Wasserfurth waten die Riesen. Fröhlich nicht hängt Freia den Rauhen über dem Rücken! Heia! hei! wie taumeln die Tölpel dahin! |
Durch das Thal talpen sie schon. Wohl an Riesenheims Mark erst halten sie Rast. (Er wendet sich zu den Göttern.) Was sinnt nun Wotan so wild? Den sel'gen Göttern wie geht's? (Ein fahler Nebel erfüllt mit wachsender Dichtheit die Bühne; in ihm erhalten die Götter ein zunehmend bleiches und ältliches Aussehen: alle stehen bang und erwartungsvoll auf Wotan blickend, der sinnend die Augen an den Boden heftet.) Trügt mich ein Nebel? neckt mich ein Traum? Wie bang und bleich verblüht ihr so bald! Euch erlischt der Wangen Licht; der Blick eures Auges verblitzt! Frisch, mein Froh! noch ist's ja früh! Deiner Hand, Donner, entsinkt ja der Hammer! Was ist's mit Fricka? freut sie sich wenig ob Wotans grämlichem Grau, das schier zum Greisen ihn schafft? Fricka Wehe! Wehe! Was ist gescheh'n? Donner Mir sinkt die Hand! Froh Mir stockt das Herz! |
Loge Jetzt fand' ich's! hört, was euch fehlt! Von Freias Frucht genosset ihr heute noch nicht. Die goldnen Äpfel in ihrem Garten, sie machten euch tüchtig und jung, aß't ihr sie jeden Tag. Des Gartens Pflegerin ist nun verpfändet; an den Ästen darbt und dorrt das Obst, bald fällt faul es herab. Mich kümmert's minder; an mir ja kargte Freia von je knausernd die köstliche Frucht: denn halb so ächt nur bin ich wie, Selige, ihr! (frei, doch lebhaft und grell) Doch ihr setztet alles auf das jüngende Obst: das wußten die Riesen wohl; auf eurer Leben legten sie's an: nun sorgt, wie ihr das wahrt! Ohne die Äpfel, alt und grau, greis und grämlich, welkend zum Spott aller Welt, erstirbt der Götter Stamm. Fricka (bang) Wotan, Gemahl! unsel'ger Mann! Sieh, wie dein Leichtsinn lachend uns allen Schimpf und Schmach erschuf! Wotan (mit plötzlichem Entschluß auffahrend) Auf, Loge! hinab mit mir! Nach Nibelheim fahren wir nieder: gewinnen will ich das Gold. |
Loge Die Rheintöchter riefen dich an: so dürfen Erhörung sie hoffen? Wotan (heftig) Schweige, Schwätzer! Freia, die Gute, Freia gilt es zu lösen! Loge Wie du befiehlst, führ' ich dich schnell: steil hinab steigen wir denn durch den Rhein? Wotan Nicht durch den Rhein! Loge So schwingen wir uns durch die Schwefelkluft. dort schlüpfe mit mir hinein! (Er geht voran und verschwindet seitwärts in einer Kluft, aus der sogleich ein schwefliger Dampf hervorquillt.) Wotan Ihr andern harrt bis Abend hier: verlor'ner Jugend erjag' ich erlösen des Gold! (Er steigt Loge nach in die Kluft hinab: der aus ihr dringende Schwefeldampf verbreitet sich über die ganze Bühne, und erfüllt diese schnell mit dickem Gewölk. Bereits sind die Zurückbleibenden unsichtbar.) |
Donner Fahre wohl, Wotan! Froh Glück auf! Glück auf! Fricka O kehre bald zur bangenden Frau! (Der Schwefeldampf verdüstert sich zu ganz schwarzem Gewölk, welches von unten nach oben steigt; dann verwandelt sich dieses in festes, finstres Steingeklüft, das sich immer aufwärts bewegt, so daß es den Anschein hat, als sänke die Scene immer tiefer in die Erde hinab.) (Von verschiedenen Seiten her dämmert aus der Ferne dunkelroter Schein auf: wachsendes Geräusch, wie von Schmiedenden, wird überall her vernommen.) (Das Getöse der Ambose verliert sich. Eine un- absehbar weit sich dahinziehende unterirdische Kluft wird erkennbar, die nach allen Seiten hin in enge Schachte auszumünden scheint.) |
libretto by Richard Wagner |
Contents: Personen; Vorspiel Un Erste Scene; Zweite Scene; Dritte Scene; Vierte Scene |