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Das Rheingold” by Richard Wagner libretto (German)

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Contents: Personen; Vorspiel Un Erste Scene; Zweite Scene; Dritte Scene; Vierte Scene
Dritte Scene

Nibelheim
(Alberich zerrt den kreischenden Mime aus einer
Seitenschluft herbei.)


Alberich
Hehe! hehe! hieher! hieher!
tückischer Zwerg!
Tapfer gezwickt, sollst du mir sein,
schaffst du nicht fertig, wie ich's bestellt,
zur Stund' das feine Geschmeid!

Mime
(heulend)
Ohe! Ohe! Au! Au!
Lass' mich nur los! Fertig ist's, wie du befahl'st
mit Fleiß und Schweiß ist es gefügt:
nimm' nur die(grell)Nägel vom Ohr!

Alberich
Was zögerst du dann,
und zeigst es nicht?

Mime
Ich Armer zagte, daß noch was fehle.

Alberich
Was wär' noch nicht fertig?

Mime
(verlegen)
Hier ... und da ...

Alberich
Was hier und da? Her das Geschmeid!
(Er will ihm wieder an das Ohr fahren: vor Schreck
läßt Mime ein metall'nes Gewirke, das er krampfhaft
in den Händen hielt, sich entfallen. Alberich hebt es
hastig auf und prüft es genau.)

Schau, du Schelm! Alles geschmiedet
und fertig gefügt, wie ich's befahl!
So wollte der Tropf schlau mich betrügen?
für sich behalten das hehre Geschmeid,
das meine List ihn zu schmieden gelehrt?
Kenn' ich dich dummen Dieb?
(Er setzt das Gewirk als Tarnhelm auf den Kopf.)
Dem Haupt fügt sich der Helm:
ob sich der Zauber auch zeigt?
(sehr leise)
"Nacht und Nebel. Niemand gleich!"
(Seine Gestalt verschwindet,
statt ihrer gewahrt man eine Nebelsäule.)

Siehst du mich, Bruder?

Mime
(blickt sich verwundert um)
Wo bist du? ich sehe dich nicht.

Alberich
(unsichtbar)
So fühle mich doch, du fauler Schuft!
Nimm' das für dein Diebsgelüst!
(Mime windet sich unter empfangenen Geißel-
hieben, deren Fall man vernimmt, ohne die Geißel
selbst zu sehen.)


Mime
Ohe, Ohe! Au! Au! Au!

Alberich
(lachend, unsichtbar)
Ha ha ha ha ha ha!
Hab' Dank, du Dummer!
Dein Werk bewährt sich gut!
Hoho! Hoho!
Niblungen all', neigt euch nun Alberich!
Überall weilt er nun euch zu bewachen;
Ruh' und Rast ist euch zerronnen;
ihm müßt ihr schaffen, wo nicht ihr ihn schaut;
wo nicht ihr ihn gewahrt, seid seiner gewärtig!
Unterthan seid ihr ihm immer!
(grell) Hoho! Hoho! hört' ihn, er naht:
der Niblungen Herr!
(Die Nebelsäule verschwindet dem Hintergrunde
zu: man hört in immer weiterer Ferne die tobende
Ankunft Alberichs. Mime ist vor Schmerz zusammengesunken.)

(Wotan und Loge lassen sich aus einer Schluft von oben herab.)

Loge
Nibelheim hier. Durch bleiche Nebel
was blitzen dort feurige Funken?

Mime
Au! Au! Au!

Wotan
Hier stöhnt es laut: was liegt im Gestein?

Loge
(sich zu Mime neigend)
Was Wunder wimmerst du hier?

Mime
Ohe! Ohe! Au! Au!

Loge
Hei, Mime! Muntrer Zwerg!
Was zwickt und zwackt dich denn so?

Mime
Laß mich in Frieden!

Loge
Das will ich freilich, und mehr noch, hör':
helfen will ich dir, Mime!
(Er stellt ihn mühsam aufrecht.)

Mime
Wer hülfe mir!
Gehorchen muß ich dem leiblichen Bruder,
der mich in Bande gelegt.

Loge
Dich, Mime, zu binden,
was gab ihm die Macht?

Mime
Mit arger List schuf sich Alberich
aus Rheines Gold einem gelben Reif:
seinem starken Zauber zittern wir staunend;
mit ihm zwingt er uns alle,
der Niblungen nächtges Heer.
Sorglose Schmiede, schufen wir sonst wohl
Schmuck unsern Weibern,
wonnig Geschmeid', niedlichen Niblungentand;
wir lachten lustig der Müh'.
Nun zwingt uns der Schlimme,
in Klüfte zu schlüpfen,
für ihn allein uns immer zu müh'n.
Durch des Ringes Gold erräth seine Gier,
wo neuer Schimmer in Schachten sich birgt:
da müssen wir spähen, spüren und graben,
die Beute schmelzen, und schmieden den Guß,
ohne Ruh' und Rast
dem Herrn zu häufen den Hort.

Loge
Dich Trägen soeben traf wohl sein Zorn?

Mime
Mich Ärmsten,
ach, mich zwang er zum Ärgsten:
Ein Helmgeschmeid' hieß er mich schweißen;
genau befahl er, wie es zu fügen.
Wohl merkt' ich klug, welch mächt'ge Kraft
zu eigen dem Werk, das aus Erz ich wob;
für mich drum hüten wollt' ich dem Helm;
durch seinen Zauber Alberichs Zwang mich entziehn:
vielleicht . ja vielleicht
den Lästigen selbst überlisten,
in meine Gewalt ihn zu werfen;
den Ring ihm zu entreißen,
daß, wie ich Knecht jetzt dem Kühnen,
(grell) mir Freien er selber dann fröhn'!

Loge
Warum, du Kluger,
glückte dir's nicht?

Mime
Ach! der das Werk ich wirkte,
den Zauber, der ihm entzückt,
den Zauber errieth ich nicht recht!
der das Werk mir rieth, und mir's entriß,
der lehrte mich nun, doch leider zu spät,
welche List läg' in dem Helm:
Meinem Blick entschwand er;
doch Schwielen dem Blinden schlug unschaubar sein Arm.
(heulend und schluchzend)
Das schuf ich mir Dummen schön zu Dank!
(Er streicht sich den Rücken. Wotan und Loge lachen.)

Loge
(zu Wotan)
Gesteh', nicht leicht gelingt der Fang.

Wotan
Doch erliegt der Feind, hilft deine List!
(Mime betrachtet die Götter aufmerksamer.)

Mime
Mit eurem Gefrage,
wer seid denn ihr Fremde?

Loge
Freunde dir; von ihrer Noth
befrei'n wir der Niblungen Volk!
(Mime schrickt zusammen, da er Alberich sich
wieder nahen hört.)


Mime
Nehmt euch in Acht; Alberich naht.
(Er rennt vor Angst hin und her.)

Wotan
(ruhig sich auf einen Stein setzend)
Sein' harren wir hier.
(Alberich, der den Tarnhelm vom Haupte ge nom-
men und an den Gürtel gehängt hat, treibt mit
geschwungener Geißel aus der unteren, tiefer gelege-
nen Schlucht, aufwärts eine Schaar Nibelungen vor
sich her: diese sind mit goldenem und silbernem
Geschmeide beladen, das sie, unter Alberichs steter Nöthigung,
all auf einen Haufen speichern und so zu einem Horte häufen.)


Alberich
Hieher! Dorthin! Hehe! Hoho!
Träges Heer! Dort zu Hauf schichtet den Hort!
Du da, hinauf! Willst du voran?
Schmähliches Volk! Ab das Geschmeide!
Soll ich euch helfen? Alle hieher!
(Er gewahrt plötzlich Wotan und Loge.)
He! wer ist dort? Wer drang hier ein?
Mime, zu mir! Schäbiger Schuft!
Schwatztest du gar mit dem schweifenden Paar?
Fort, du Fauler!
Willst du gleich schmieden und schaffen?
(Er treibt Mime mit Geißelhieben in den Haufen
der Nibelungen hinein.)

He! An die Arbeit!
Alle von hinnen! Hurtig hinab!
Aus den neuen Schachten schafft mir das Gold!
Euch grüßt die Geißel, grabt ihr nicht rasch!
Daß keiner mir müßig, bürge mir Mime,
sonst birgt er sich schwer meiner Geißel
Schwunge!
Daß ich überall weile, wo keiner mich wähnt,
das weiß er, dünkt mich, genau!
Zögert ihr noch? Zaudert wohl gar?
(Er zieht seinen Ring vom Finger, küßt ihn und
streckt ihn drohend aus.)

Zitt're und zage, gezähmtes Heer!
Rasch gehorcht des Ringes Herrn!
(Unter Geheul und Gekreisch stieben die Nibelung-
en, unter ihnen Mime, auseinander, und schlüpfen
nach allen Seiten in die Schachte hinab.)

(Alberich betrachtet lange und mißtrauisch
Wotan und Loge.)

Was wollt ihr hier?

Wotan
Von Nibelheims nächt'gem Land
vernahmen wir neue Mär':
mächt'ge Wunder wirke hier Alberich;
daran uns zu weiden
trieb uns Gäste die Gier.

Alberich
Nach Nibelheim führt euch der Neid:
so kühne Gäste, glaubt, kenn' ich gut!

Loge
Kennst du mich gut, kindischer Alp?
Nun sag, wer bin ich daß du so bell'st?
Im kalten Loch, da kauernd du lag'st,
wer gab dir Licht und wärmende Lohe,
wenn Loge nie dir gelacht?
Was hülf' dir dein Schmieden,
heizt' ich die Schmiede dir nicht?
Dir bin ich Vetter, und war dir Freund:
nicht fein drum dünkt mich dein Dank!

Alberich
Den Lichtalben lacht jetzt Loge, der list'ge Schelm?
Bist du Falscher ihr Freund,
wie mir Freund du einst war'st:
haha! mich freut's!
von ihnen fürcht' ich dann nichts.

Loge
So denk' ich kannst du mir trau'n?

Alberich
Deiner Untreu trau' ich,
nicht deiner Treu'!
(eine herausfordernde Stellung annehmend)
Doch getrost trotz' ich euch Allen!

Loge
Hohen Muth verleiht deine Macht;
grimmig groß wuchs dir die Kraft!

Alberich
Siehst du den Hort,
den mein Heer dort mir gehäuft?

Loge
So neidlichen sah ich noch nie.

Alberich
Das ist für heut', ein kärglich Häufchen!
Kühn und mächtig soll er künftig sich mehren.

Wotan
Zu was doch frommt dir der Hort,
da freudlos Nibelheim,
und nichts für Schätze hier feil?

Alberich
Schätze zu schaffen,
und Schätze zu bergen
nützt mir Nibelheims Nacht.
Doch mit dem Hort, in der Höhle gehäuft,
denk' ich dann Wunder zu wirken:
die ganze Welt
gewinn' ich mit ihm mir zu eigen!

Wotan
Wie beginnst du, Gütiger, das?

Alberich
Die in linder Lüfte
Weh'n da oben ihr lebt, lacht und liebt:
mit gold'ner Faust euch Göttliche fang' ich mir alle!
Wie ich der Liebe abgesagt,
Alles was lebt soll ihr entsagen!
Mit Golde gekirrt, nach Gold,
nur sollt ihr noch gieren!
Auf wonnigen Höh'n,
in seligem Weben wiegt ihr euch;
den Schwarzalben verachtet ihr ewigen Schwelger!
Habt Acht! Habt Acht!
Denn dient ihr Männer erst meiner Macht,
eure schmucken Frau'n,
die mein Frei'n verschmäht,
sie zwingt zur Lust sich der Zwerg,
lacht Liebe ihm nicht!
(wild lachend)
Ha ha ha ha!
Habt ihr's gehört? Habt Acht!
Habt Acht! vor dem nächtlichen Heer,
entsteigt des Niblungen Hort
aus stummer Tiefe zu Tag!

Wotan
(auffahrend)
Vergeh', frevelnder Gauch!

Alberich
Was sagt der?

Loge
(dazwischen tretend)
Sei doch bei Sinnen!
(zu Alberich)
Wen doch faßte nicht Wunder,
erfährt er Alberichs Werk?
Gelingt deiner herrlichen List,
was mit dem Horte du heischest:
den Mächtigsten muß ich dich rühmen;
denn Mond und Stern',
und die strahlende Sonne,
sie auch dürfen nicht anders,
dienen müssen sie dir.
Doch . wichtig acht' ich vor allem,
daß des Hortes Häufer,
der Niblungen Heer neidlos dir geneigt.
Einen Reif rührtest du kühn;
dem zagte zitternd dein Volk:
doch, wenn im Schlaf ein Dieb dich beschlich,
den Ring schlau dir entriss',
wie wahrtest du, Weiser, dich dann?

Alberich
Der listigste dünkt sich Loge;
andre denkt er immer sich dumm:
daß sein' ich bedürfte
zu Rath und Dienst, um harten Dank,
das hörte der Dieb jetzt gern!
Den hehlenden Helm ersann ich mir selbst;
der sorglichste Schmied,
Mime, mußt' ihn mir schmieden:
schnell mich zu wandeln,
nach meinem Wunsch die Gestalt
mir zu tauschen, taugt der Helm.
Niemand sieht mich, wenn er mich sucht;
doch überall bin ich, geborgen dem Blick.
So, ohne Sorge bin ich selbst sicher vor dir,
du fromm sorgender Freund!

Loge
Vieles sah ich, Seltsames fand ich,
doch solches Wunder gewahrt' ich nie.
Dem Werk ohne Gleichen
kann ich nicht glauben;
wäre das eine möglich,
deine Macht währte dann ewig!

Alberich
Mein'st du, ich lüg'
und prahle wie Loge?

Loge
Bis ich's geprüft,
bezweifl' ich, Zwerg, dein Wort.

Alberich
Vor Klugheit bläht sich zum platzen der
Blöde!
Nun plage dich Neid!
Bestimm', in welcher Gestalt soll
ich jach vor dir steh'n?

Loge
In welcher du willst;
nur mach' vor Staunen mich stumm!

Alberich
(setzt den Helm auf)
"Riesenwurm winde sich ringelnd!"
(Sogleich verschwindet er. Statt seiner windet sich
eine ungeheure Riesenschlange am Boden; sie bäumt
sich, und sperrt den aufgerissenen Rachen auf Wotan und Loge zu.)


Loge
(stellt sich von Furcht ergriffen)
Ohe! Ohe!
Schreckliche Schlange, verschlinge mich nicht!
Schone Logen das Leben!

Wotan
(lachend) Ha ha ha! Ha ha ha!
Gut, Alberich! Gut, du Arger!
Wie wuchs so rasch zum riesigen Wurme der Zwerg!
(Die Schlange verschwindet; statt ihrer erscheint
sogleich Alberich wieder in seiner wirklichen Gestalt.)


Alberich
Hehe! Ihr Klugen! glaubt ihr mir nun?

Loge
(mit zitternder Stimme)
Mein Zittern mag dir's bezeugen!
Zur großen Schlange schuf'st du dich schnell:
weil ich's gewahrt, willig glaub' ich dem Wunder.
Doch, wie du wuchsest,
kannst du auch winzig und klein dich schaffen?
Das Klügste schien' mir das,
Gefahren schlau zu entfliehn:
das aber dünkt mich zu schwer!

Alberich
Zu schwer dir, weil du zu dumm!
Wie klein soll ich sein?

Loge
Daß die feinste Klinze dich fasse,
wo bang die Kröte sich birgt.

Alberich
Pah! nichts leichter! Luge du her!
(Er setzt den Tarnhelm wieder auf)
"Krumm und grau krieche Kröte!"
(Er verschwindet; die Götter gewahren im Gestein
eine Kröte auf sich zu kriechen.)


Loge
(zu Wotan)
Dort, die Kröte!
Greife sie rasch!
(Wotan setzt seinen Fuß auf die Kröte: Loge fährt
ihr nach dem Kopfe und hält den Tarnhelm in der
Hand. Alberich ist plötzlich in seiner wirklichen
Gestalt sichtbar geworden, wie er sich unter Wotans
Fuße windet.)


Alberich
Ohe! Verflucht! Ich bin gefangen!

Loge
Halt' ihn fest, bis ich ihn band.
(Loge bindet ihm mit einem Bastseile Hände und Füße.)
Nun schnell hinauf: dort ist er unser!
(Den Geknebelten, der sich wüthend zu wehren
sucht, fassen Beide, und schleppen ihn mit sich zu der
Kluft, aus der sie herab kamen. Dort verschwinden sie
aufwärts steigend.)

(Die Scene verwandelt sich, nur in umgekehrter
Weise, wie zuvor. Die Verwandlung führt wieder an
den Schmieden vorbei. Fortdauernde Verwandlung nach oben.)

(Wotan und Loge, den gebundenen Alberich mit
sich führend, steigen aus der Kluft herauf.)


libretto by Richard Wagner 
Contents: Personen; Vorspiel Un Erste Scene; Zweite Scene; Dritte Scene; Vierte Scene

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