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Das Rheingold” by Richard Wagner libretto (German)

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Contents: Personen; Vorspiel Un Erste Scene; Zweite Scene; Dritte Scene; Vierte Scene
Vierte Scene

Freie Gegend auf Bergeshöhen
(Die Aussicht ist noch in fahle Nebel verhüllet wie
am Schluße der zweiten Scene.)


Loge
Da, Vetter, sitze du fest!
Luge, Liebster, dort liegt die Welt,
die du Lungrer gewinnen dir willst:
welch Stellchen, sag',
bestimmst du drin mir zum Stall?
(Er schlägt tanzend ihm Schnippchen.)

Alberich
Schändlicher Schächer!
Du Schalk! Du Schelm!
Löse den Bast, binde mich los;
den Frevel sonst büßest du Frecher!

Wotan
Gefangen bist du, fest mir gefesselt,
wie du die Welt, was lebt und webt,
in deiner Gewalt schon wähntest,
in Banden liegst du vor mir,
du Banger kannst es nicht läugnen!
Zu ledigen dich, bedarf's nun der Lösung.

Alberich
O ich Tropf! ich träumender Thor!
wie dumm traut' ich dem diebischen Trug!
furchtbare Rache räche den Fehl!

Loge
Soll Rache dir frommen,
vor Allem rathe dich frei:
dem gebund'nen Manne büßt kein Freier den Frevel.
Drum sinn'st du auf Rache,
rasch ohne Säumen
sorg' um die Lösung zunächst!
(Er zeigt ihm, mit den Fingern schnalzend,
die Art der Lösung an.)


Alberich
So heischt was ihr begehrt!

Wotan
Den Hort und dein helles Gold.

Alberich
Gieriges Gaunergezücht!
(für sich)
Doch behalt' ich mir nur den Ring,
des Hortes entrath' ich dann leicht;
denn von Neuem gewonnen und wonnig genährt
ist er bald durch des Ringes Gebot:
eine Witzigung wär's, die weise mich macht;
zu theuer nicht zahl' ich die Zucht,
lass' für die Lehre ich den Tand.

Wotan
Erleg'st du den Hort?

Alberich
Löst mir die Hand, so ruf' ich ihn her.
(Loge lös't ihm die Schlinge an der rechten Hand.
Alberich berührt den Ring mit den Lippen und
murmelt heimlich einen Befehl.)

Wohlan, die Niblungen rief ich mir nah'.
Ihrem Herrn gehorchend,
hör' ich den Hort aus der Tiefe sie führen zu Tag;
nun löst mich vom lästigen Band!

Wotan
Nicht eh'r, bis alles gezahlt.
(Die Nibelungen steigen aus der Kluft herauf, mit
den Geschmeiden des Hortes beladen. Während des
folgenden schichten die Nibelungen den Hort auf.)


Alberich
O schändliche Schmach!
daß die scheuen Knechte geknebelt selbst mich
erschau'n!
(zu den Nibelungen)
Dorthin geführt, wie ich's befehl'!
All zu Hauf schichtet den Hort!
Helf' ich euch Lahmen? Hieher nicht gelugt!
Rasch da! rasch!
Dann rührt euch von hinnen,
daß ihr mir schafft! Fort in die Schachte!
Weh' euch, treff' ich euch faul!
Auf den Fersen folg' ich euch nach!
(Er küßt seinen Ring, und streckt ihn gebieterisch
aus. Wie von einem Schlage getroffen, drängen sich
die Nibelungen scheu und ängstlich der Kluft zu, in
der sie schnell hinab schlüpfen.)

Gezahlt hab' ich; nun lass' mich zieh'n:
und das Helmgeschmeid', das Loge dort hält,
das gebt mir nun gütlich zurück!

Loge
(den Tarnhelm auf den Horte werfend)
Zur Buße gehört auch die Beute.

Alberich
Verfluchter Dieb! Doch, nur Geduld!
Der den alten mir schuf, schafft einen andern:
noch halt' ich die Macht, der Mime gehorcht.
Schlimm zwar ist's, dem schlauen Feind
zu lassen die listige Wehr!
Nun denn! Alberich ließ euch Alles:
jetzt lös't, ihr Bösen, das Band!

Loge
Bist du befriedigt? lass' ich ihn frei?

Wotan
Ein gold'ner Ring ragt dir am Finger:
hörst du, Alp?
der, acht' ich, gehört mit zum Hort.

Alberich
(entsetzt)
Der Ring?

Wotan
Zu deiner Lösung mußt du ihn lassen.

Alberich
(bebend)
Das Leben, doch nicht den Ring!

Wotan
(heftiger)
Den Reif verlang' ich:
mit dem Leben mach', was du willst.

Alberich
Lös' ich mir Leib' und Leben,
den Ring auch muß ich mir lösen;
Hand und Haupt, Aug' und Ohr
sind nicht mehr mein Eigen,
als hier dieser rote Ring!

Wotan
Dein Eigen nennst du den Ring?
Rasest du, schamloser Albe?
Nüchtern sag', wem entnahmst du das Gold,
daraus du den schimmernden schuf'st?
War's dein Eigen, was du Arger der Wassertiefe entwandt?
Bei des Rheines Töchtern hole dir Rath,
ob ihr Gold sie zu eigen dir gaben,
das du zum Ring dir geraubt!

Alberich
Schmähliche Tücke! Schändlicher Trug!
Wirfst du Schächer die Schuld mir vor,
die dir so wonnig erwünscht?
Wie gern raubtest du selbst
dem Rheine das Gold,
war nur so leicht die Kunst,
es zu schmieden, erlangt?
Wie glückt' es nun dir Gleißner zum Heil,
daß der Niblung, ich, aus schmählicher Noth,
in des Zornes Zwange,
den schrecklichen Zauber gewann,
dess Werk nun lustig dir lacht?
Des Unseligen, Angst versehrten
fluchfertige, furchtbare That,
zu fürstlichem Tand soll sie fröhlich dir taugen,
zur Freude dir frommen mein Fluch?
Hüte dich, herrischer Gott!
Frevelte ich, so frevelt' ich frei an mir:
doch an Allem was war, ist und wird,
frevelst, Ewiger, du,
entreißest du frech mir den Ring!

Wotan
Her der Ring! Kein Recht an ihm
schwörst du schwatzend dir zu.
(Er ergreift Alberich, und entzieht seinem Finger
mit heftiger Gewalt den Ring.)


Alberich
(gräßlich aufschreiend) Ha!
Zertrümmert! Zerknickt!
Der Traurigen traurigster Knecht!

Wotan
(den Ring betrachtend)
Nun halt' ich, was mich erhebt,
der Mächtigen mächtigsten Herrn.
(Er steckt den Ring an.)

Loge
(zu Wotan)
Ist er gelöst?

Wotan
Bind' ihn los!
(Loge löst Alberich vollends die Bande.)

Loge
(zu Alberich)
Schlüpfe denn heim!
Keine Schlinge hält dich:
frei fahre dahin!

Alberich
(sich erhebend)
Bin ich nun frei?
(wüthend lachend)
Wirklich frei?
So grüß' euch denn meiner Freiheit
erster Gruß!
Wie durch Fluch er mir gerieth,
verflucht sei dieser Ring!
Gab sein Gold mir Macht ohne Maaß,
nun zeug' sein Zauber Tod dem, der ihn trägt!
Kein Froher soll seiner sich freu'n,
keinem Glücklichen lache sein lichter Glanz!
Wer ihn besitzt, den sehre die Sorge,
und wer ihn nicht hat den nage der Neid!
Jeder giere nach seinem Gut,
doch keiner genieße mit Nutzen sein!
Ohne Wucher hüt' ihn sein Herr;
doch den Würger zieh' er ihm zu!
Dem Tode verfallen feßle den Feigen die Furcht:
so lang' er lebt sterb' er lechzend dahin,
des Ringes Herr als des Ringes Knecht!
Bis in meiner Hand
den geraubten wieder ich halte!
So segnet in höchster Noth
der Nibelung seinen Ring:
behalt' ihn nun,
(lachend)
hüte ihn wohl!
(grimmig)
Meinem Fluch fliehest du nicht.
(Er verschwindet schnell in der Kluft.)
(Der dichte Nebelduft des Vordergrundes klärt sich
allmählich auf.)


Loge
Lauschtest du seinem Liebesgruß?

Wotan
(in den Anblick des Ringes an seiner Hand versunken)
Gönn' ihm die geifernde Lust!
(Es wird immer heller.)

Loge
(nach rechts in die Scene blickend)
Fasolt und Fafner nahen von fern:
Freia führen sie her.
(Aus dem sich immer mehr zertheilenden Nebel
erscheinen Donner, Froh und Fricka, und eilen dem
Vordergrunde zu.)


Froh
Sie kehrten zurück!

Donner
Willkommen, Bruder!

Fricka
(besorgt zu Wotan)
Bringst du gute Kunde?

Loge
(auf den Hort deutend)
Mit List und Gewalt gelang das Werk:
dort liegt, was Freia lös't.

Donner
Aus der Riesen Haft naht dort die Holde.

Froh
Wie liebliche Luft wieder uns weht,
wonnig Gefühl die Sinne erfüllt!
Traurig ging' es uns allen,
getrennt für immer von ihr,
die leidlos ewiger Jugend
jubelnde Lust uns verleiht.
(Der Vordergrund ist wieder ganz hell geworden;
das Aussehen der Götter gewinnt durch das Licht
wieder die erste Frische: über dem Hintergrunde
haftet jedoch noch der Nebelschleier, so daß die Burg
unsichtbar bleibt.)

(Fasolt und Fafner treten auf, Freia zwischen sich
führend. Fricka eilt freudig auf die Schwester zu.)


Fricka
Lieblichste Schwester, süßeste Lust!
bist du mir wieder gewonnen?

Fasolt
(ihr wehrend)
Halt! Nicht sie berührt! Noch gehört sie uns.
Auf Riesenheims ragender Mark rasteten wir;
mit treuem Muth des Vertrages Pfand pflegten wir.
So sehr mich's reut, zurück doch bring' ich's,
erlegt uns Brüdern die Lösung ihr.

Wotan
Bereit liegt die Lösung:
des Goldes Maaß sei nun gütlich gemessen.

Fasolt
Das Weib zu missen,
wisse, gemuthet mich weh':
soll aus dem Sinn sie mir schwinden,
des Geschmeides Hort häufet denn so,
daß meinem Blick die Blühende ganz er verdeck'!

Wotan
So stellt das Maaß nach Freias Gestalt!
(Freia wird von den beiden Riesen in die Mitte
gestellt. Darauf stoßen sie ihre Pfähle zu Freias beiden
Seiten so in den Boden, daß sie gleiche Höhe und
Breite mit ihrer Gestalt messen.)


Fafner
Gepflanzt sind die Pfähle
nach Pfandes Maaß;
gehäuft nun füll es den Hort!

Wotan
Eilt mit dem Werk: widerlich ist mir's!

Loge
Hilf mir, Froh!

Froh
Freias Schmach eil' ich zu enden.
(Loge und Froh häufen hastig zwischen den
Pfählen das Geschmeide.)


Fafner
Nicht so leicht und locker gefügt.
(Er drückt mit roher Kraft die Geschmeide dicht zusammen.)
Fest und dicht füll' er das Maaß!
(Er beugt sich um nach Lücken zu spähen.)
Hier lug' ich noch durch:
verstopft mir die Lücken!

Loge
Zurück, du Grober!

Fafner
Hierher!

Loge
Greif mir nichts an!

Fafner
Hierher! Die Klinze verklemmt!

Wotan
(unmuthig sich abwendend)
Tief in der Brust brennt mir die Schmach!

Fricka
Sieh, wie in Scham
schmählich die Edle steht:
um Erlösung fleht stumm der leidende Blick.
Böser Mann!
der Minnigen botest du das!

Fafner
Noch mehr! Noch mehr hierher!

Donner
Kaum halt' ich mich; schäumende Wuth
weckt mir der schamlose Wicht!
Hierher, du Hund! willst du messen,
so miß' dich selber mit mir!

Fafner
Ruhig, Donner! rolle, wo's taugt:
hier nützt dein Rasseln dir nichts.

Donner
(ausholend)
Nicht dich Schmähl'chen zu zerschmettern?

Wotan
Friede doch!
Schon dünkt mich Freia verdeckt.
(Fafner mißt den Hort genau mit dem Blick, und
späht nach Lücken.)


Loge
Der Hort ging auf.

Fafner
Noch schimmert mir Holdas Haar:
Dort das Gewirk wirf auf den Hort!

Loge
Wie? Auch den Helm?

Fafner
Hurtig, her mit ihm!

Wotan
Lass' ihn denn fahren!
(Loge wirft den Tarnhelm auf den Hort.)

Loge
So sind wir denn fertig! Seid ihr zufrieden?

Fasolt
Freia, die Schöne, schau' ich nicht mehr:
so ist sie gelös't? muß ich sie lassen?
(Er tritt nahe hinzu und späht durch den Hort.)
Weh! Noch blitzt ihr Blick zu mir her;
des Auges Stern strahlt mich noch an;
durch eine Spalte muß ich's erspäh'n.
(außer sich)
Seh' ich diess wonnige Auge,
von dem Weibe lass ich nicht ab!

Fafner
He! euch rath' ich,
verstopft mir die Ritze!

Loge
Nimmersatte! seht ihr denn nicht,
ganz schwand uns der Hort?

Fafner
Mit nichten, Freund! an Wotans Finger
glänzt von Gold noch ein Ring:
den gebt, die Ritze zu füllen!

Wotan
Wie? diesen Ring?

Loge
Laßt euch rathen!
den Rheintöchtern gehört dies Gold;
ihnen gibt Wotan es wieder.

Wotan
Was schwatzest du da?
Was schwer ich mir erbeutet,
ohne Bangen wahr' ich's für mich!

Loge
Schlimm dann steht's um mein Versprechen,
das ich den Klagenden gab!

Wotan
Dein Versprechen bindet mich nicht:
als Beute bleibt mir der Reif.

Fafner
Doch hier zur Lösung mußt du ihn legen.

Wotan
Fordert frech was ihr wollt,
alles gewähr' ich; um alle Welt
doch nicht fahren lass' ich den Ring!

Fasolt
(zieht wüthend Freia hinter dem Horte hervor)
Aus dann ist's, beim Alten bleibt's;
nun folgt uns Freia für immer!

Freia
Hülfe! Hülfe!

Fricka
Harter Gott! gib ihnen nach!

Froh
Spare das Gold nicht!

Donner
Spende den Ring doch!
(Fafner hält den fortdrängenden Fasolt noch auf:
Alle stehen bestürzt.)


Wotan
Laßt mich in Ruh': den Reif geb ich nicht!
(Wotan wendet sich zürnend zur Seite.)
(Die Bühne hat sich von neuem verfinstert.)
(Aus der Felskluft zur Seite bricht ein bläulicher
Schein hervor: in ihm wird plötzlich Erda sichtbar, die
bis zu halber Leibeshöhe aus der Tiefe aufsteigt.)


Erda
(die Hand mahnend gegen Wotan ausstreckend)
Weiche, Wotan! weiche!
Flieh' des Ringes Fluch!
Rettungslos dunk'lem Verderben
weih't dich sein Gewinn.

Wotan
Wer bist du mahnendes Weib?

Erda
Wie alles war weiß ich;
wie alles wird, wie alles sein wird:
seh' ich auch
der ew'gen Welt Urwala, Erda,
mahnt deinen Muth.
Drei der Töchter,
ur-erschaff ne, gebar mein Schoß;
was ich sehe,
sagen dir nächtlich die Nornen.
Doch höchste Gefahr führt mich heut' selbst zu dir her.
Höre! Höre! Höre!
Alles was ist, endet!
Ein düstrer Tag dämmert den Göttern:
dir rath' ich, meide den Ring!
(Erda versinkt langsam bis an die Brust, während
der bläuliche Schein zu dunklen beginnt.)


Wotan
Geheimniss hehr hallt mir dein Wort:
weile, daß mehr ich wisse!

Erda
(im Versinken)
Ich warnte dich; du weißt genug:
sinn' in Sorg' und Furcht!
(Sie verschwindet gänzlich.)

Wotan
Soll ich sorgen und fürchten,
dich muß ich fassen, alles erfahren!
(Wotan will der Verschwindenden in die Kluft
nach, um sie zu halten. Froh und Fricka werfen sich
ihm entgegen, und halten ihn zurück)


Fricka
Was willst du, Wüthender?

Froh
Halt' ein, Wotan!
Scheue die Edle, achte ihr Wort!
(Wotan starrt sinnend vor sich hin.)

Donner
(sich entschlossen zu den Riesen wendend)
Hört, ihr Riesen! Zurück, und harret!
das Gold wird euch gegeben.

Freia
Darf ich es hoffen?
Dünkt euch Holda wirklich der Lösung werth?
(Alle blicken gespannt auf Wotan; dieser, nach
tiefem Sinnen zu sich kommend, erfaßt seinen Speer
und schwenkt ihn, wie zum Zeichen eines muthigen Entschlusses.)


Wotan
Zu mir, Freia! Du bist befreit.
Wieder gekauft
kehr' uns die Jugend zurück!
Ihr Riesen, nehmt euren Ring!
(Er wirft den Ring auf den Hort. Die Riesen lassen
Freia los: Sie eilt freudig auf die Götter zu, die sie
abwechselnd längere Zeit in höchster Freude liebkosen.)

(Fafner breitet sogleich einen ungeheuren Sack aus und
macht sich über den Hort her, um ihn da hinein zuschichten.)


Fasolt
(zu Fafner)
Halt, du Gieriger!
Gönne mir auch was!
Redliche Theilung taugt uns beiden.

Fafner
Mehr an der Maid als am Gold
lag dir verliebtem Geck:
mit Müh zum Tausch vermocht' ich dich Thoren;
ohne zu theilen, hättest du Freia gefreit:
theil ich den Hort,
billig behalt' ich die größte Hälfte für mich!

Fasolt
Schändlicher du! Mir diesen Schimpf?
(zu den Göttern)
Euch ruf ich zu Richtern:
theilet nach Recht uns redlich den Hort!
(Wotan wendet sich verächtlich ab.)

Loge
Den Hort lass' ihn raffen;
halte du nur auf den Ring!
(Fasolt stürzt sich auf Fafner, der immerzu ein-
gesackt hat.)


Fasolt
Zurück! Du Frecher! mein ist der Ring;
mir blieb er für Freias Blick!
(Er greift hastig nach dem Reif: sie ringen.)

Fafner
Fort mit der Faust! der Ring ist mein!
(Fasolt entreißt Fafner den Ring.)

Fasolt
Ich halt' ihn, mir gehört er!

Fafner
(mit einem Pfahle ausholend)
Halt' ihn fest, daß er nicht fall'!

(Er streckt Fasolt mit einem Streiche zu Boden;
dem Sterbenden entreißt er dann hastig den Ring.)

Nun blinzle nach Freias Blick!
An den Reif rühr'st du nicht mehr!
(Er steckt den Ring in den Sack, und rafft dann
gemächlich den Hort vollends ein. Alle Götter stehen
entsetzt: feierliches Schweigen.)


Wotan
(erschüttert)
Furchtbar nun erfind' ich des Fluches Kraft!

Loge
Was gleicht, Wotan, wohl deinem Glücke?
Viel erwarb dir des Ringes Gewinn;
daß er nun dir genommen,
nützt dir noch mehr:
deine Feinde—sieh!—fällen sich selbst
um das Gold, das du vergab'st.

Wotan
Wie doch Bangen mich bindet!
Sorg und Furcht fesseln den Sinn:
wie sie zu enden, lehre mich Erda:
zu ihr muß ich hinab!

Fricka
(schmeichelnd sich an ihn schmiegend)
Wo weil'st du, Wotan?
Winkt dir nicht hold die hehre Burg,
die des Gebieters gastlich bergend nun harrt?

Wotan
(düster)
Mit bösem Zoll zahl't ich den Bau.

Donner
(auf den Hintergrund deutend der noch in
Nebel gehüllt ist)

Schwüles Gedünst schwebt in der Luft;
lästig ist mir der trübe Druck!
Das bleiche Gewölk samml' ich zu blitzendem Wetter,
das fegt den Himmel mir hell.
(Donner besteigt einen hohen Felsstein am Thal-
abhange, und schwingt dort seinen Hammer; mit
dem Folgenden ziehen die Nebel sich um ihn zusammen.)

Heda! Heda! Hedo!
Zu mir, du Gedüft! Ihr Dünste zu mir!
Donner, der Herr, ruft euch zu Heer!
(Er schwingt den Hammer.)
Auf des Hammers Schwung schwebet herbei!
Dunstig Gedämpf! Schwebend Gedüft!
Donner, der Herr, ruft euch zu Heer!
Heda! Heda! Hedo!
(Donner verschwindet völlig in einer immer
finsterer sich ballenden Gewitterwolke.)

(Man hört seinen Hammerschlag schwer auf den
Felsstein fallen. Ein starker Blitz entfährt der Wolke;
ein heftiger Donnerschlag folgt.)

(Froh ist mit dem Gewölk verschwunden.)

Donner
(unsichtbar)
Bruder, hieher!
Weise der Brücke den Weg!
(Plötzlich verzieht sich die Wolke; Donner und Froh
werden sichtbar: von ihren Füßen aus zieht sich mit
blendendem Leuchten eine Regenbogen-Brücke über
das Thal hinüber bis zur Burg, die jetzt im Glanze der
Abendsonne strahlt.)

(Fafner, der neben der Leiche seines Bruders
endlich den ganzen Hort eingerafft, hat den unge-
heuren Sack auf dem Rücken, während Donners
Gewitterzauber die Bühne verlassen.)

(Froh, der Brücke mit der ausgestreckten Hand den
Weg über das Thal angewiesen.)


Froh
(zu den Göttern)
Zur Burg führt die Brücke,
leicht doch fest eurem Fuß:
beschreitet kühn ihren schrecklosen Pfad!
(Wotan und die anderen Götter sind sprachlos in
den prächtigen Anblick verloren.)


Wotan
Abendlich strahlt der Sonne Auge;
in prächtiger Gluth prangt glänzend die Burg.
In des Morgens Scheine muthig erschimmernd,
lag sie herrenlos, hehr verlockend vor mir.
Von Morgen bis Abend, in Müh' und Angst,
nicht wonnig ward sie gewonnen!
Es naht die Nacht:
vor ihrem Neid biete sie Bergung nun.
(wie von einem großen Gedanken ergriffen, sehr entschlossen.)
So grüß' ich die Burg,
sicher vor Bang' und Grau'n!
(Er wendet sich feierlich zu Fricka.)
Folge mir, Frau: in Walhall wohne mit mir!

Fricka
Was deutet der Name?
Nie, dünkt mich, hört' ich ihn nennen.

Wotan
Was, mächtig der Furcht
mein Muth mir erfand
wenn siegend es lebt, leg' es den Sinn dir dar!
(Er faßt Fricka an der Hand, und schreitet mit ihr
langsam der Brücke zu: Froh, Freia und Donner folgen.)


Loge
(im Vordergrunde verharrend und den Göttern nachblickend)
Ihrem Ende eilen sie zu,
die so stark in Bestehen sich wähnen.
Fast schäm' ich mich mit ihnen zu schaffen;
zur leckenden Lohe mich wieder zu wandeln,
spür' ich lockende Lust:
sie aufzuzehren, die einst mich gezähmt,
statt mit den Blinden blöd zu vergeh'n,
und wären es göttlichste Götter!
nicht dumm dünkte mich das!
Bedenken will ich's: wer weiß, was ich thu'!
(Er geht, um sich den Göttern in nachlässiger Halt-
ung anzuschließen.)


Rheintöchter
(in der Tiefe des Thales, unsichtbar)
Rheingold! Rheingold! reines Gold!
Wie lauter und hell
leuchtest hold du uns!
(Wotan, im Begriff den Fuß auf die Brücke zu
setzen, hält an, und wendet sich um.)


Wotan
Welch' Klagen dringt zu mir her?

Rheintöchter
Um dich, du klares,
wir nun klagen:

Loge
(späht in das Thal hinab)
Des Rheines Kinder beklagen des Goldes Raub.

Rheintöchter
Gebt uns das Gold!
gebt uns das Gold!

Wotan
Verwünschte Nicker!

Rheintöchter
O gebt uns das reine zurück!

Wotan
Wehre ihrem Geneck's!

Loge
(in das Thal hinab rufend)
Ihr da im Wasser! was weint ihr herauf?
Hört, was Wotan euch wünscht!
Glänzt nicht mehr euch Mädchen das Gold,
in der Götter neuem Glanze sonn't euch selig fortan!
(Die Götter lachen, und beschreiten mit dem
Folgenden die Brücke.)


Rheintöchter
Rheingold! Rheingold! reines Gold!
O leuchtete noch
in der Tiefe dein laut'rer Tand!
Traulich und treu ist's nur in der Tiefe:
falsch und feig ist was dort oben sich freut!

(Während die Götter auf der Brücke der Burg
zuschreiten, fällt der Vorhang.)


libretto by Richard Wagner 
Contents: Personen; Vorspiel Un Erste Scene; Zweite Scene; Dritte Scene; Vierte Scene

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