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Der fliegende Holländer” by Richard Wagner libretto (German)

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Contents: Personen; Erster Aufzug; Zweiter Aufzug; Dritter Aufzug
DRITTER AUFZUG

ERSTE SZENE

(Seebucht mit felsigem Gestade; das Haus Dalands zur Seite im Vordergrunde. Den Hintergrund nehmen, ziemlich nahe beieinander liegend, die beiden Schiffe, das des Norwegers und das des Holländers ein. Helle Nacht: das norwegische Schiff ist erleuchtet; die Matrosen desselben sind auf dem Verdeck. Jubel und Freude. Die Haltung des holländischen Schiffes bietet einen unhbeimlichen Kontrast: eine unnatürliche Finsternis ist über dasselbe ausgebreitet; es herrscht Totenstille auf ihm)

CHOR DER NORWEGISCHEN MATROSEN
(auf ihrem Schiffe)
Steuermann! Lass die Wacht!
Steuermann! Her zu uns!
Ho! He! Je! Ha!
Hisst die Segel auf! Anker fest!
Steuermann, her!
Fürchten weder Wind noch bösen Strand,
wollen heute mal recht lustig sein!
Jeder hat sein Mädel auf dem Land,
herrlichen Tabak und guten Branntwein.
Hussassahe!
Klipp' und Sturm' drauss -
Jollohohe!
lachen wir aus!
Hussassahe!
Segel ein! Anker fest!
Klipp' und Sturm lachen wir aus!
Steuermann, lass die Wacht!
Steuermann, her zu uns!
Ho! He! Je! Ha!
Steuermann, her! Trink mit uns!
Ho! He! Je! Ha!
Klipp' und Sturm, he!
sind vorbei, he!
Hussahe! Hallohe!
Hussahe! Steuermann, He!
Her! Komm und trink mit uns!

(Sie tanzen auf dem Verdeck, indem sie den
Niederschlag jedes Taktes mit starkem
Aufstampfen der Füsse begleiten)


DIE MÄDCHEN
(kommen aus dem Hause: sie tragen
Körbe mit Speisen und Getränken)


Mein! Seht doch an! Sie tanzen gar!
Der Mädchen bedarf's da nicht, fürwahr!

(Sie gehen auf das holländische Schiff zu)

CHOR DER MATROSEN
He! Mädel! Halt! Wo geht ihr hin?

DIE MÄDCHEN
Steht euch nach frischem Wein der Sinn?
Eu'r Nachbar dort soll auch was haben!
Ist Trank und Speis' für euch allein?

STEUERMANN
Fürwahr! Tragt's hin den armen Knaben!
Vor Durst sie scheinen matt zu sein!

DIE MATROSEN
Man hört sie nicht!

STEUERMANN
Ei, seht doch nur!
Kein Licht,... von der Mannschaft keine Spur!

DIE MÄDCHEN
(im Begriff, an Bord des Holländers zu gehen)
He! Seeleut'! He! Wollt Fackeln ihr?
Wo seid ihr doch? Man sieht nicht hier!

DIE MATROSEN
(lachend)
Hahaha! Weckt sie nicht auf! Sie schlafen noch.

DIE MÄDCHEN
(dicht am Ufer in das holländische
Schiff hineinrufend)

He! Seeleut'! He! Antwortet doch!

(Grosse Stille)

DIE MATROSEN
(spöttisch, mit affektierter Traurigkeit)
Haha! Wahrhaftig, sie sind tot;
sie haben Speis' und Trank nicht not!

DIE MÄDCHEN
(in das holländische Schiff hineinrufend)
Ei, Seeleute, liegt ihr so faul schon im Nest?
Ist heute für euch denn nicht auch ein Fest?

DIE MATROSEN
(wie vorher)
Sie liegen fest auf ihrem Platz,
wie Drachen hüten sie den Schatz!

DIE MÄDCHEN
He! Seeleute, wollt ihr nicht frischen Wein?
Ihr müsset wahrlich doch durstig auch sein!

DIE MATROSEN
Sie trinken nicht, sie singen nicht!
In ihrem Schiffe brennt kein Licht.

MÄDCHEN
Sagt, habt ihr denn nicht auch ein Schätzen am Land?
Wollt ihr nicht mit tanzen auf freundlichen Strand?

DIE MATROSEN
Sie sind schon alt und bleich statt rot,
und ihre Liebsten, die sind tot!

DIE MÄDCHEN
(immer stärker und ängstlicher rufend)
He! Seeleut'! Seeleut'! Wacht doch auf!

Wir bringen euch Speis' und Trank zuhauf!

DIE MATROSEN
(den Ruf der Mädchen verstärkend)
He! Seeleut'! Seeleut'! Wacht doch auf!

(Langes Stillschweigen)

DIE MÄDCHEN
(betroffen und furchtsam)
Wahrhaftig, ja! Sie scheinen tot!
Sie haben Speis' und Trank nicht not.

DIE MATROSEN
(mit steigender Ausgelassenheit)
Vom fliegenden Holländer wisst ihr ja: -
Sein Schiff, wie es liebt, wie es lebt, seht ihr da!

DIE MÄDCHEN
(wie zuvor)
So weckt die Mannschaft ja nicht auf!
Gespenster sind's, wir schwören drauf!

DIE MATROSEN
Wieviel hundert Jahre schon sied ihr zur See?
Euch tut ja der Sturm und die Klippe nicht weh!

DIE MÄDCHEN
Sie trinken nicht, sie singen nicht,
in ihrem Schiffe brennt kein Licht.

DIE MATROSEN
Habt ihr keine Brief', keine Aufträg' für's Land?
Unsern Urgrossvätern wir bringen's zur Hand!

DIE MÄDCHEN
Sie sind schon alt und bleich statt rot,
und ihre Liebsten, ach! sind tot!

DIE MATROSEN
(lärmend)
Hei, Seeleute, spannt eure Segel doch auf,
und zeigt uns des fliegenden Holländers Lauf!

DIE MÄDCHEN
(entfernen sich furchtsam aus der
Nähe des holländischen Schiffes)

Sie hören nicht! Uns graust es hier!
Sie wollen nichts, - was rufen wir?

DIE MATROSEN
Ihr Mädel, lasst die Toten ruhn!
Lasst's uns Lebend'gen gütlich tun!

DIE MÄDCHEN
(den Matrosen ihre Körbe
über Bord reichend)


So nehmt! Der Nachbar hat's verschmäht!

STEUERMANN
Wie? Kommt ihr denn nicht selbst an Bord?

DIE MATROSEN
Wie? Kommt ihr denn nicht selbst an Bord?

DIE MÄDCHEN
Ei, jetzt noch nicht! Es ist ja nicht spät!
Wir kommen bald, jetzt trinkt nur fort!
Und wenn ihr wollt, so tanzt dazu,
nor gönnt dem müden Nachbar Ruh!

(Sie gehen ab)

DIE MATROSEN
(öffnen und leeren die Körbe)
Jucche! Da gibt's die Fülle!
Lieb Nachbar, habe Dank!

STEUERMANN
Zum Rand sein Glas ein jeder fülle!
Lieb Nachbar liefert uns den Trank.

DIE MATROSEN
Hallohohoho! Hallohohoho!
Lieb' Nachbarn, habt ihr Stimm und Sprach,
so wachet auf und macht's uns nach!

(Von hier an beginnt es sich auf dem holländischen Schiffe zu regen)

DIE MATROSEN
(lachend)
Wachet auf! Wachet auf!
Auf! macht's uns nach!

(Sie trinken aus und stampfen
die becker heftig auf)


Hussa!
Steuermann! Lass die Wacht!
Steuermann, her zu uns!
Ho, he, je, ha!
Hisst die Segel auf! Anker fest!
Steuermann, her!
Wachten manche Nacht bei Sturm und Graus,
tranken oft des Meers gesalznes Nass;
heute wachen wir bei Saus und Schmaus,
besseres Getränk gibt Mädel uns vom Fass.
Hussassahe! Klipp' und Sturm drauss -
Jollolohe! lachen wir aus!
Hussassahe! Segel ein! Anker fest!
Klipp' und Sturm lachen wir aus!
Steuermann, lass die Wacht!
Steuermann, her zu uns!
Ho, he, je, ha!
Steuermann, her! Trink mit uns!
Klipp' und Sturm, ha!
sind vorbei! He!
Hussahe! Hallohe!
Hussahe! Steuermann! He!
Ho! He! Je! Ha!
Her, komm und trink mit uns!

(Das Meer, welches sonst überall ruhig bleibt, hat sich im Umkreise des holländischen Schiffes zu heben begonnen; eine dünkelbläuliche Flamme lodert in diesem als Wachtfeuer auf; hettiger Sturmwind pfeift durch die Tauen; die Mannschaft, von der man zuvor nichts sah, hat sich beim Leuchten der Flamme belebt)

DIE MANNSCHAFT DES HOLLÄNDERS
Johohoe! Johohohoe!
Hojohohoe! Hoe! Hoe! Hoe!
Huissa!
Nach dem Land treibt der Sturm, -
Huissa!
Segel ein! Anker los!
Huissa!
In die Bucht laufet ein!
Schwarzer Hauptmann, geh ans Land!
Sieben Jahre sind vorbei!
Frei' um blonden Mädchens Hand!
Blondes Mädchen, sie ihm treu!
Lustig heut, hui!
Bräutigam! Hui!
Sturmwind heult Brautmusik, Ozean tanzt dazu! -
Hui! Horch, er pfeift!
Kapitän! Bist wieder da?
Hui! Segel auf!
Deine Braut - sag, wo sie blieb?
Hui! Auf, in See! -
Kapitän! Kapitän! hast kein Glück in der Lieb'!
Hahaha!
Sause, Sturmwind, heule zu!
Unsern Sgeln lässt du Ruh!
Satan hat sie uns gefeit, -
reissen nicht in Ewigkeit, -
hohoe! Hoe! Nicht in Ewigkeit!

(Während des Gesanges der Holländer wird ihr Schiff von den Wogen auf und abgetragen; furchtbarer Sturmwind heult und pfeift durch die nackten Taue. Die Luft und das Meer bleiben übrigens, ausser in der nächsten Umgebung des holländischen Schiffes, ruhig wie zuvor)

DIE NORVEGISCHEN MATROSEN
(welche erst mit Verwunderung,
dann mit Entsetzen zugehört
und zugesehen haben)


Welcher Sang! Ist es Spuk? Wie mich's graust!
Stimmet an - unser Lied! Singet laut!

Steuermann, lass die Wacht! usw.

DIE MANNSCHAFT DES HOLLÄNDERS
Huissa!
Johohoe! Johohoe!
Sause, Sturmwind, heule zu! usw.

(Die Norwegischen Matrosen, durch den Sturm und das Toben des immer wilder gewordenen Spukes zum Schweigen gebracht, verlassen, von Grausen übermannt, ihr Verdeck, indem sie das Zeichen des Kreuzes schlagen. Die Mannschaft des Hohngelächter auf: ha ha ha ha ha ha! - sogleich herrscht auf ihrem Schiffe die frühere Totenstille, dichte Finsternis ist wieder über dasselbe ausgebreitet; Luft und Meer sind ruhig wie zuvor)

ZWEITE SZENE

(Senta kommt bewegten Schrittes aus dem Hause; ihr folgt Erik in der höchsten Aufregung)

ERIK
Was musst' ich hören! Gott, was musst' ich sehen!
Ist's Täuschung? Wahrheit? Ist es Tat?

SENTA
(sich mit peinlichem Gefühle abwendend)
O frage nicht! Antwort darf ich nicht geben.

ERIK
Gerechter Gott! Kein Zweifel, es ist wahr!
Welch unheilvolle Macht riss dich dahin?
Welche Gewalt verführte dich so schnell,
grausam zu brechen dieses treuste Herz!
Dein Vater - ha! den Bräut'gam bracht er mit;
wohl kenn ich ihn, mir ahnte, was geschieht!
Doch du... ist's möglich! reichest deine Hand
dem Mann, der deine Schwelle kaum betrat.

SENTA
(in heftigem inneren Kampfe)
Nicht wieter! Schweig! Ich muss! ich muss!

ERIK
O des Gehorsams, blind wie deine Tat!
Den Wink des Vaters nanntest du willkommen,
mit einem Stoss vernichtest du mein Herz!

SENTA
(wie vorher)
Nicht mehr! nicht mehr! Ich darf dich nicht mehr seh'n,
nicht an dich denken: hohe Pflicht gebeut's!

ERIK
Welch hohe Pflicht? Ist's höhre nich, zu halten,
was du mir einst gelobtest, ewige Treue?

SENTA
(heftig erschrocken)
Wie? Ew'ge Treue hätt' ich dir gelobt?

ERIK
(schmerzlich)
Senta, o Senta, leugnest du? -
Willst jenes Tags du nicht dich mehr entsinnen,
als du zu dir mich riefest in das Tal?
Als, dir des Hochlands Blume zu gewinnen,
mutvoll ich trug Beschwerden ohne Zahl?
Gedenkst du, wie auf steilem Felsenriffe
vom Ufer wir den Vater scheiden sahn?
Er zog dahin auf weissbeschwingtem Schiffe,
und meinem Schutz vertraute er dich an.
Als sich dein Arm um meinen Nacken schlang,
gestandest du mir Liebe nicht aufs neu?
Was bei der Hände Druck mich hehr durchdrang
sag, war's nicht Versichrung deiner Treu'?

(Der Holländer hat den Auffritt belauscht; in furchtbarer Aufregung tritt er jetzt hervor)

HOLLÄNDER
Verloren! Ach! Verloren! Ewig verlornes Heil!

ERIK
(entsetzt zurücktretend)
Was seh ich! Gott!

HOLLÄNDER
Senta, leb wohl!

SENTA
(sich dem Holländer in den Weg werfend)
Halt ein! Unsel'ger!

ERIK
(zu Senta)
Was beginnst du?

HOLLÄNDER
In See! In See! In See für ew'ge Zeiten!

(zu Senta)

Um deine Treue ist's getan,
um deine Treue - um mein Heil!
Leb wohl! Ich will dich nicht verderben!

ERIK
Entsetzlich! Dieser Blick...!

SENTA
(sich dem Holländer entgegenwerfend)
Halt' ein!
Von dannen sollst du nimmer fliehn!

HOLLÄNDER
(gibt ein gellendes Zeichen auf seiner Pfeife
und ruft der Mannschaft des Schiffes zu)


Segel auf! Anker los!
Sagt Lebewohl auf Ewigkeit dem lande!
Fort auf das Meer triebt's mich auf's neue!
Ich zweifl an dir! Ich zweifl an Gott!
Dahin, dahin, ist alle Treue!
Was du gelobtest, war dir Spott!

SENTA
Ha, zweifelst du an meiner Treue?
Unsel'ger, was verblendet dich?
Halt ein! Das Bündnis nicht bereue!
Was ich gelobte, halte ich!

ERIK
Was hör ich! Gott, was muss ich sehen?
Muss ich dem Ohr, dem Auge traun?
Senta! Willst du zugrunde gehen?
Zu mir! Du bist in Satans Klau'n!

HOLLÄNDER
Erfahre das Geschick, vor dem ich dich bewahr'!
Verdammt bin ich zum grässlichsten der Lose;
zehnfacher Tod wär mir erwünschte Lust!
Vom Fluch ein Weib allein mich kann erlösen,
ein Weib, das Treu' bis in den Tod mir hält. -
Wohl hast du Treue mir gelobt, - doch vor
dem Ewigen noch nicht; - dies rettet dich!
Denn wiss', Unsel'ge, welches das Geschick,
das jene trifft, die mir die Treue brechen: -
Ew'ge Verdammnis ist ihr Los! -
Zahllose Opfer fielen diesem Spruch
durch mich: - Du aber sollst gerettet sein!
Leb wohl!

(zum Abgang gewandt)

Fahr him, mein Heil, in Ewigkeit!

ERIK
(in furchtbarer Angst nach dem Hause
und dem Schiffe zurufend)


Zu Hilfe! Rettet, rettet sie!

SENTA
(den Holländer aufhaltend)
Wohl kenn ich dich! Wohl kenn ich dein Geschick!
Ich kannte dich, als ich zuerst dich sah!
Das Ende deiner Qual ist da: - Ich bin's,
durch deren Treu' dein Heil du finden sollst!

ERIK
Helft ihr! Sie ist verloren!
(Auf Eriks Hilferuf sind Daland, Mary und die Mädchen aus dem Hause, die Matrosen von dem Schiffe herbeigeeilt)

MARY, DALAND, MÄDCHEN, MATROSEN
Was erblick ich!

HOLLÄNDER
(zu Senta)
Du kennst mich nicht, du ahnst nicht, wer ich bin!

(Er deutet auf sein Schiff, dessen rote
Segel aufgespannt sind und dessen
Mannschaft in gespenstischer Regsamkeit
die Abfahrt vorbereitet)


Befrag die Meere aller Zonen, befrag
den Seemann, der den Ozean durchstrich: -
er kennt dies Schiff, das Schrecken aller Frommen:
den fliegenden Holländer nennt man mich.

(Der Holländer gelangt mit Blitzesschnelle an Bord seines Schiffes, welches augenblicklich die Küste verlässt und in See geht. Senta will dem Holländer nacheilm, Daland, Erik und Mary halten sie zurück)

DIE MANNSCHAFT DES HOLLÄNDERS
(den Anker lichtend)
Johohoe! Johohohoe! Hojohohoe!
Hoe! Hoe! Hoe! Huissa!

MARY, DALAND, ERIK,
DIE MÄDCHEN, DIE MATROSEN


Senta! Senta! Was willst du tun?

SENTA
(hat sich mit wütender Gewalt
losgerissen und erreicht ein vorstehendes
Felsenriff; von da aus ruft sie mit
aller Kraft dem absegeinden Holländer nach)


Preis deinen Engel und sein Gebot!
Hier steh ich, treu dir bis zum Tod!

(Sie stürzt sich in das Meer; sogleich versinkt das Schiff des Holländers mit aller Mannschaft. Das Meer schwillt hoch auf und sinkt dann in einem Wirbel wieder zurück. - Im Glührot der aufgehenden Sonne sieht man über den Trümmern des Schiffes die verklärten Gestalten Sentas un des Holländers, sich umschlungen haltend, dem Meere entsteigen und aufwärts schweben)

libretto by Richard Wagner 
Contents: Personen; Erster Aufzug; Zweiter Aufzug; Dritter Aufzug

 Print-frendly