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Die Feen” by Richard Wagner libretto (German)

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Contents: Besetzung; Erster Akt; Zweiter Akt; Dritter Akt
Erster Akt

Feengarten. Chor der Feen, unter ihnen
Farzana und Zemina. Ballett


Chor
Schwinget euch auf,
schwinget euch nieder,
glücklicher Feen zarte Gestalten!
Denn unvergänglicher Schöne
nie verblühender Hauch
durchweht die herrlichen Welten,
atmet froh dieser Kreis.
(Farzana und Zemina treten hervor)

Farzana
Warum, Zemina, seh ich dich so traurig?

Zemina
Soll ich, wie du, mich dieser Feste freun,
da ihre Zier für immer bald verschwunden?

Farzana
Schon für verloren hältst du unsre Ada,
weil sie, um den verweg'nen Sterblichen,
dem sie in toller Liebe zugetan,
für immer zu besitzen,
freiwillig der Unsterblichkeit entsagt?

Zemina
Du weisst, dass sie noch sterblich werden kann,
da sie entsprossen zwar von einer Fee,
ein Sterblicher jedoch ihr Vater ist.

Farzana
Doch weisst du auch, was ihr und ihrem Gatten
vom Feenkönig auferlegt?
Glaub mir, nicht kann's der Sterbliche erfüllen,
Und Groma selbst, der Zauberer, sein Freund
soll weichen unsrer Macht,
und dann kehrt Ada ewig uns zurück!

Zemina
Lass uns vereint dann streben, sie zu retten!

Zemina und Farzana
Ihr Feen all!
Ihr Geister all!
Vernehmt, was wir verlangen!
(Die Feen und Geister versammeln sich um beide)
Reicht Hilfe uns zu unsrem Werk!
Den Sterblichen zu trennen
von der geliebten Fee!

Chor
Wir geben Hilf
und Beistand euch!
Unsterblich soll sie bleiben!

Farzana und Zemina
Reicht Hilfe uns zu unsrem Werk,
den Sterblichen zu trennen
von der geliebten Fee!

Chor
Wir helfen euch bei eurem Werk,
den Sterblichen zu trennen
von der geliebten Fee!

(Alle ab)
Verwandlung: Wilde Einöde mit Felsen.
Gernot kommt von der einen, Morald und
Gunther von der anderen Seite


Gernot
Was seh ich? Morald, ihr, und Gunther, du?

Morald
Wie, Gernot?

Gunther
O komm in meine Arme!
(Sie umarmen sich)

Gernot
Was Teufel, sagt, wie kommt ihr doch hierher?

Gunther
Erzähle du, wie dir's ergangen ist.

Morald
Ja, Gernot, melde eilig mir,
wo ist dein Herr, wo Arindal?
Von unsrer Heimat komm ich her,
wo alles traurig ich gelassen.
Der greise König starb dahin
aus Gram um den verschwund'nen Sohn.
Der wilde Murold, unser Feind,
verwüstet fürchterlich das reich,
begehrt die Schwester Arindals,
die heissgeliebte teure Lora!
Das einz'ge Mittel ist geblieben:
Ihn, der jetzt König ist, zu suchen,
und dazu bot Groma uns die Hand,
er, der seit alten Zeiten her
Beschützer ist des Königstamms;
er lehrt uns, Arindal zu finden.
Doch sage du, was ist geschehn?

Gunther
Erzähle, Freund, erzähle uns!

Gernot
Nun denn, so hört mir beide zu!
Ihr wisst, schon ist's acht Jahre her,
dass ich mit Arindal verschwand.
Zum Jagen zogen wir hinaus,
und schon begann die Nacht zu dämmern,
als eine Hirschin sich uns zeigte,
so schön, als nimmer man gesehn.
Der jagte Arindal nun nach
mit unermüdlichem Bestreben,
und als er nimmer sie erreichte,
gelangten wir an einen Fluss,
in dem die Hirschin uns entschwand.
Verzweiflungsvoll stand Arindal,
bis eine Stimme wir vernahmen,
die mit entzückend holdem Klang
den König mächtig nach sich zog.
Da sprang er plötzlich in die Fluten,
und ich, als treuer Diener, nach.

Gunther
Unglaublich!

Morald
Fahrt fort, mein Freund!

Gernot
Vor Schrecken wär ich fast gestorben;
doch als ich endlich mich gefasst,
war ich in einem schönen Schloss,
und Arindal lag hingegossen
zu eines schönen Weibes Füssen.
Sie sprach zu ihm hinabgewandt:
"Ich liebe dich, wie du mich liebst,
doch eh ich ganz dein Eigen bin,
hast du noch viel zu überstehn.
Vor allem magst acht Jahre lang
du nimmer fragen, wer ich sei!"
Trotz meinem grössten Widerstreben
ging Arindal das Bündnis ein!
Wer sie getraut, ich weiss es nicht,
doch schon zwei Kinder zeugten sie.
Acht Jahre flossen so dahin,

und ob ich schon nach Haus mich sehnte,
lebt ich in Freud und Herrlichkeit,
bis gestern der verliebte Prinz,
von heftiger Begier getrieben,
in seine Gattin, zu sagen
wer und woher sie sei.
Da hörten plötzlich Donner wir erschallen:
verschwunden war sie, und mit ihr
das Schloss und ihre Dienerinnen.
In diese öde Felsengegend
sind wir versetzt, und Arindal
sucht in Verzweiflung seine Gattin.

Gunther
O Wunder über alle Wunder!

Gernot
Doch, saget endlich denn auch mir:
lebt meine liebe Drolla noch?

Gunther
Sie lebt und weinet oft um dich!

Morald
Und dass du bald sie wiedersiehst,
muss Arindal mit dir uns folgen!

Gernot
O seht, dort naht er schon!
Wie ein Besess'ner sieht er aus!

Morald
So eilen wir von hier hinweg,
und du, verschweig ihm unsre Gegenwart!
(indem er mit Gernot und Gunther abgeht...)
Denn wisse: Groma lehrte uns wie wir von hier hinweg.
(die letzten Worte hinter der Bühne...)
(Arindal kommt)

Arindal
Wo find ich dich, wo wird mir Trost?
Entflohn bist du, und all mein Glück mit dir!
In jede Gegend, in jeden Raum
hab ich mein spähend Auge gerichtet;
in jedes Tal, in jede Höhe
drang meiner glüh'nden Sehnsucht Seufzer!
Weh mir, vergebens all' Bemühen!
Die Wildnis tönt von ihrem Namen,
das Echo spottet meiner Qual,
nur " Ada! Ada! " ruft es aus!
Und keine Antwort nennet " Arindal "!
Dein auge leuchtet mir nicht mehr!
Dein Busen, ach, erwärmt mich nicht!
Kein Kuss stillt meiner Lippen Durst!
Dein Arm umfängt mich nimmermehr,
nur Todeskälte haucht mich an!
Weh mir!
War alles denn ein Traum?
Wo bist du, ach, wo bist du,
wo weilst du fern von mir?
Wohin send ich den Blick,
der dich erreichen soll?
Bei dir ist meine Sonne,
bei dir allein ist Leben,
doch fern von dir ist Tod
und grausenvolle Nacht.
Ach! Lass mich das Leben finden,
lös mich von Todesangst!
Wo bist du, ach, wo weilst du,
wo weilst du fern von mir?
O ende meine Qual,
und nimm mich auf zu dir!
(Gernot kommt und betrachtet Arindal)

Gernot
Da steht Ihr nun, so recht bejammernswert!
Was wird wohl all das Klagen euch noch helfen?
Verlasst den Ort, und folgt zur Heimat mir!

Arindal
Ich sollte meine Gattin lassen? Schweig!

Gernot
Ihr Eure Gattin? Liess sie Euch nicht sitzen?
Sie war so lang für Euch, als ihr's beliebte;
jetzt, da sie Eurer satt, läuft sie davon!

Arindal
Welch albernes Geschwätz!

Gernot
Mit einem Wort, die, die Ihr Gattin nennt,
ist eine Hexe, so eine alte böse Zauberin!

Arindal
Sei still!

Gernot
Deshalb verliesst Ihr Reich und Land,
weil Ihr in eine Hirschkuh Euch verliebt?

Arindal
Du Lästermaul!

Gernot
Ja, wie Ihr sie nachher gesehn,
das war nur Lug und Trug!

Arindal
O diese Schönheit also zu verhöhnen!

Gernot
O welche Schönheit! Nächstens seh ich Euch
wohl selbst mit einem stattlichen Geweih!

Arindal
Du reizest meinen Zorn!

Gernot
Auf einen Hirsch darf ich nun nicht mehr jagen,
denn wer steht dafür, dass so 'nen König ich erlege?

Arindal
Halt ein, du frecher Bursch!
Zu meiner Qual kann deiner
Scherze Rohheit nimmer passen!

Gernot
Habt von der Dilnovaz Ihr schon gehört?

Arindal
Was soll dies hier?

Gernot
Hört zu, ich will's erzählen!
(Arindal sinkt erschöpft auf einem Felsenblock)
(Romanze)
War einst'ne böse Hexe wohl,
Frau Dilnovaz genannt,
die war so hässlich und so alt,
als es nur je bekannt!
Doch trug sie einen Ring am Finger,
der machte jung und schön,
als hätte man in seinem leben
nicht Schöneres gesehn.
Sie kam zu einem König so,
betört ihn allzumal;
er machte sie zur Königin,
er nahm sie zum Gemahl!
Er war so blind in sie vernarret,
dass er nicht hört' und sah,
und dass er nimmermehr gewahrte,
was um ihn her geschah.
Einst traf er sie in fremdem Arm
in arger Liebesglut;
da zog er seinen Degen schnell
und hieb nach ihr voll Wut!
Doch traf er nur den kleinen Finger,
an dem sie trug den Ring;
da sah er bald in der Geliebten
ein altes hässlich Ding.
(Gunther kommt in der Gestalt eines alten,
ehrwürdigen Priesters, indem er seine Maske
durch gravitätischen Gang und Gesang
begleitet.)


Gunther
Arindal!

Arindal
O welch ehrwürdige Gestalt!
Sag an, wer bist du, was begehrst du?

Gernot
O welcher Schelmenstreich!
Wer mag den Schalk erkennen?

Gunther
Den heiligen Priester nennt man mich
und Liebe treibt mich her zu dir!

Arindal
Ich staune! Rede, heilger Greis!

Gernot
(für sich)
Ich möcht ihn selbst für heilig halten!

Gunther
O König, du bist übel dran,
von einem bösen Weib umstrickt!
Ich kam hieher, dich zu ermahnen,
aus ihren Banden dich zu retten:
(mit großen Pathos)
Wer sich für immer ihr ergibt,
fällt ab von Gott und seinem Reich!

Arindal
Entsetzlich! Was muss ich vernehmen!

Gernot
(für sich)
Was macht der Kerl für schöne Worte!

Gunther
Du siehst die wilden Tiere wohl,
die sich in diesen Klüften bergen!
Sie waren Menschen einst, doch jetzt
sind sie von diesem Weib verdammt.
Folgst du mir nicht sogleich von hier,
droht gleiches Schicksal dir!

Gernot
Ihr wisst, ihr wisst! Das Hirschgeweih!

Arindal
O Himmel, wär es möglich,
ich sei von ihr getäuscht?

Gernot
(für sich)
Haha! Das ist zum Lachen,
solch närrischer Betrug!

Gunther
Wirst du sogleich mir folgen,
sollst du gerettet sein!
Wenn du noch länger zögerst,
so musst du untergehn.

Arindal
So soll ich ihr entfliehn,
die ich so heiss geliebt.
(Indem Arindal von Gunther fortgezogen wird,
wird dieser unter Donner und Blitz plötzlich
wieder in seine eigene Gestalt verwandelt.)

Was seh ich! Gunther du?

Gernot
Was Teufel!

Gunther
O weh! Was ist mir geschehn?

Gernot
Nun ist der ganze Spass vorbei!
Arindal
Welch unerhörte Freveltat,
so jämmerlich mich zu betrügen!
O dank, geliebte Ada,
noch liebst du sicher mich!
Den Trug seh ich vernichtet,
durch deiner Liebe Macht!

Gernot
Nun ist schon halb verloren
die gutgemeinte List!
Er bleibt bei seinem Sinne
und folgt uns sicher nicht.
(Die Dämmerung ist eingebrochen: Morald
tritt auf, in der Gestalt von Arindals
verstorbenem Vater.)


Morald
Arindal!

Arindal
Gott, was erblick ich!
Dort mein Vater!
Welch neue Täuschung findet statt?

Gunther und Gernot
Wie täuschen ist das wesen, die Gestalt!

Arindal
Sag an, bist du mein Vater nicht?

Morald
Dein Vater bin ich nimmermehr,
ich bin nur deines Vaters Geist!
Ich starb dahin aus Gram um dich,
da ich dich für verloren hielt!

Arindal
Hier waltet keine Täuschung mehr!
O Gott, mein Vater ist dahin!

Gunther und Gernot
Mich fasst fürwahr ein Grausen an,
so ähnlich sieht er seinem Vater!

Morald
Als Geist komm ich, dich zu ermahnen,
dieweil dein Reich in arger Not!
Der wilde König Murold fiel
nach meinem Tod in unser Reich;
verwüstet ist es rings umher,
nur eine Stadt ist noch geblieben;
sie wird von deiner Schwester jetzt
mit ihrer letzten Kraft beschützt,
derweil du in verliebtem Wahn
dem trägen Müssiggange fröhnst!

Arindal
O, welch entsetzliches Geschick!
Dein Vorwurf, Vater, trifft mich schwer!

Gunther und Gernot
Wie's ihn ergreisst! Nur zu! Nur zu!

Morald
Darum verlasse diesen Ort
und folge mir nach deinem Reich!
Dein Arm gebricht dem Vaterland
und deine Schwester ruft zu dir!

Arindal
O Himmel, wär es möglich?
Mich trifft so schwer Geschick!

Morald
Wirst du sogleich mir folgen,
so rettest du dein Reich!
Wenn du noch länger zögerst,
muss alles untergehn!

Arindal
So muss ich sie verlassen,
mich ruft die harte Pflicht!

Gunther und Gernot
Dies wird ihn wohl erweichen,
er folgt nun sicher uns.
(Als Arindal im Begriff ist, Morald zu folgen,
wird dieser unter Donner und Blitz plötzlich
wieder in seine eigene Gestalt verwandelt.)


Arindal
Wie? Morald? Wiederum Betrug?

Gunther und Gernot
O weh! Auch ihm ist es missglückt!
Nun ist der ganze Spass vorbei!

Arindal
O, Morald, teurer Freund,
auch du verspottest mich durch solchen Trug?

Morald
O Herr verzeih! Die beste List
ist jetzt durch fremde Macht vereitelt.
Erzürne nicht, und lass als Freund
zum teuren Freunde jetzt mich sprechen!

Arindal
So ist es wahr, mein Vater starb?

Morald
Aus bittrem Kummer über dich.

Arindal
O hartes Schicksal! Wehe mir!

Morald
Was ich in jener Truggestalt
von deiner Heimat dir gemeldet,
sei jetzt von deinem Freunde dir
als schlimme Wahrheit wiederholt!
In Trümmern liegt das schöne Reich!

Arindal
Genug, halt ein! Ich folge euch!
Ach, was allein zurück mich hielt,
ist mir für ewig ja entschwunden!
Geht denn beiseit und pflegt der Ruh,
ich folge morgen euch von hinnen!

Morald und Gernot
O welches Glück, er willigt ein!

Arindal
Hinweg von hier ruft mich die Pflicht!

Morald und Gernot
Sein starrer Sinn hat sich erweicht!

Arindal
Ich zögre länger nicht!
Ich zögre länger nun nimmermehr!
O, wer ermisset meinen Schmerz,
ich soll die Gattin nicht mehr sehn!

Gunther
Nach meiner Heimat ziehe ich,
zu unsren hübschen Mädchen hin.

Morald
Nach meiner Heimat ziehe ich,
zur heissgeliebten Lora hin!

Gernot
Nach meiner Heimat ziehe ich,
zu meiner treuen Drolla hin!

Morald und Gernot
O welches Glück, er willigt ein,
sein starrer Sinn hat sich erweicht!
(Alle gehen ab; Die Nacht ist eingebrochen.
Arindal bleibt allein zurück. )


Arindal
(allein)
So soll für immer ich nun von dir scheiden,
und du, geliebte Gattin, zeigst dich nicht?
Nicht einen Kuss, nicht eine einz'ge Träne
hast du für deinen scheidenden Geliebten!
O Grausame, leb wohl, leb ewig wohl,
zum Kampfe zieh ich für mein Vaterland,
und meine Hoffnung ist allein der Tod!
(Indem er sich zum Abgehen wendet, fühlt er
sich plötzlich ermattet und sinkt allmählich auf
einen Stein nieder.)

Doch was bemächtigt meiner Glieder sich?
Ich will hinweg, doch weigert sich mein Fuss!
Mein Auge sinkt! Ist dies der nah'nde Schlummer?
Ich fühl's! Leb wohl, mein Lieb,
dein Gatte scheidet so! Ade!

(Er entschlummert.)
Die Szene verwandelt sich in einen reizenden
Feengarten. Im Hintergrunde ein glänzender
Palast. Ada tritt während des Ritornells aus
dem Palaste im reichsten Feenschmuck.


Ada
Wie muss ich doch beklagen,
was sonst so hehr, so schön
zu traurig hartem Lose
wird mir Unsterblichkeit!
Weil ihn allein ich liebe,
gäb ich so gern sie hin!
Doch ganz ihm zu gewinnen,
wie ist's so hart, so schwer!
Mir bleibt nun nichts als klagen
und weinen um mein Los!
Ihn werde ich verlieren,
um ewig tot zu sein!
(Arindal erwacht allmählich.)

Arindal
Wo bin ich? Ach, in welche sel'ge Räume
hat mich ein schöner Traum wohl hingeführt!
Und dort, ha, träum ich nicht, ist meine Gattin?

Ada
Erkennst du mich? Geliebter, Undankbarer!
Du wolltest mich verlassen?

Arindal
Ada, dich seh ich wieder?
Übermass von Wonne!
Mir wird das freudige Glück,
dich wieder ganz zu besitzen,
all schweres, bitt'res Leid
in deinem Arm zu vergessen!

Ada
O dämpfe deine Glut,
gebiete dem Entzücken!
Zu neuer, herber Qual
bin ich dir jetzt erschienen!

Arindal
O warum Pein, o warum Qual?
Du bist für immer mein,
und jede Lust mit dir!

Ada
Unglücklicher! Nur kurze Zeit,
für ewig dann getrennt
bin ich von Arindal!

Arindal
Ich lasse dich nimmermehr
und weiche nie von dir!

Ada
(mit Angst)
Nur noch ein einz'ger Tag,
und du verlässest mich!

Ada und Arindal
Noch halt ich dich in meinen Armen,
doch dich entreisst das Schicksal mir.
Verderben wird uns beiden drohen,
Wenn unsrer Liebe Macht nicht siegt!
(Gunther, Morald, Gernot und der Chor ihrer
Gefährten kommen.)


Morald
Auf, Arindal, komm jetzt mit uns von hinnen!
Was seh ich? Gott, wohin sind wir versetzt?

Gunther
Und dort, das schöne Weib!

Gernot
Ich kenne alles!
Sein Weib, die hübsche Hexe, hat er wieder;
nun ist's vorbei, er folgt uns sicher nicht!

Chor
Fürwahr, welch göttlich schönes Weib!

Morald
Solch milden Zauber sah ich nie!

Chor
Sah ich wohl je so hohen Reiz?

Morald
Ich kann den König wohl begreifen!

Arindal
Weh mir, schon hab ich es versprochen,
nach meiner Heimat mitzugehn!

Morald und Gernot
Wie blendet ihre Schönheit mich,
wie ihrer Wangen holdes Licht!

Gernot
Ach, das ist alles ja nicht echt,
und ihre Wangen sind geschminkt!

Arindal
Weh mir, schon hab ich es versprochen,
nach meiner Heimat mitzugehn!
Wie soll ich mein Versprechen halten!
Wie kann ich fort, wie soll ich los?

Morald und Gernot
Den König wag ich kaum zu mahnen,
dass er von hier uns folgen soll.

Führwahr, welch göttlich schönes Weib!
Sah ich wohl je so hohen Reiz?
So milden Zauber sah ich nie,
ich kann der König wohl begreifen!

Ada
Weh' mir! Schon naht der Anfang meiner Leiden!
Man kommt, des Vaters Tod mir zu verkünden!
(Ein festlicher Zug von Feen aus Adas Reiche
tritt auf, vor ihnen her Farzana und Zemina.)


Farzana
Dein Vater hat das Los
der Sterblichen geteilt.

Zemina
Aus deines Reiches Fernen
strömt alles Volk herbei,
zu grüssen dich als Königin!

Chor
Heil unsrer Königin!
Heil, schöne Ada, dir!
Gegrüsset sei als Herrscherin
von deines Volkes Schar!
Von fern ertönt der Jubel
unsrer frohen Huldigung.
Heil unsrer Königin!
Heil, schöne Ada, dir!

Ada
O hätt ich diese Jubels Klänge
wohl nimmermehr gehört!
Ich fühle nur die neue Fessel
an mein unselig Los!

Zemina und Farzana
Dies fesselt sie mit neuen Banden
an die Unsterblichkeit;
denn will sie wirklich sterblich werden,
verliert sie auch ihr Reich.

Gunther
Hab ich wohl je etwas gesehen,
was diesem Treiben gleicht!

Morald
Was soll ich wohl von allem halten,
ich kann mich fassen kaum.

Gernot
Das ist nur alles toller Spuk,
Betrug und Heuchelei!

Arindal
Sag, meine Gattin, mir
was soll dies Treiben all?

Ada
Du hörst mich Königin wohl nennen,
dies wisse denn, doch frage nicht!
Denn das, was Freude dir erscheint,
wird mir zu schwerer Pein!
Ich muss von dir jetzt wieder fort,
du folg den Deine in dein Land!
Für jetzt... wenn nicht für immerdar!
O, könnt ich alles dir vertrauen!
Doch dies verbietet mein Geschick.

Arindal
So sprich!
Wann sehe ich dich wieder?

Ada
Schon morgen! Bittres Wiedersehn!

Arindal
Schon morgen, morgen! Welches Glück!

Ada
Zu deinem Unglück siehst du mich!

Zemina
(beseite zu Farzana)
Du weisst, er muss ihr jetzt schwören
auf keinen Fall sie zu verfluchen!

Farzana
(beseite)
Doch da er's nimmer halten kann,
so muss der Meineid ihn verderben!

Ada
Vernimm denn, was ich dir verkünde:
was du auch morgen sehen magst,
was dich für Schrecken auch bedrohn,
was dir für Unheil auch begegne,
o Arindal, lass nimmer dich so weit verleiten,
mich, deine Gattin, zu verfluchen!

Arindal
Was höre ich, du spottest mein!

Ada
Sei standhaft dann und schwöre mir's,
(schnell)
ach, schwöre nicht!

Arindal
Ich schwöre dir's!

Zemina und Farzana
Habt ihr's gehört? Er hat geschworen!

Morald und Gernot
Er schwur!

Ada
(wendet mit Entsetzen sich ab)
Weh mir, er hat geschworen!

Morald und Gernot
Ein schreckenvoll Geheimnis
verbirgt wohl dieser Schwur!
Die ihn dazu vermocht,
steht jetzt geängstet da!

Zemina und Farzana
Er hat es ihr geschworen,
und kann nicht mehr zurück;
der Schwur bringt ihm Verderben
und trennt von Ada ihn.

Arindal
Was ich beschworen habe,
sei treulich auch bewährt!
So wie ich heiss sie liebe,
bleibt heilig auch mein Schwur.

Ada
O hätt er nie geschworen,
den harten Schreckenseid!
Er wird ihn nimmer halten
und durch ihn untergehn!

Chor
Dir tönet freudig unser Jubel,
als unsre Fürstin sei gegrüsst!
Es schall' hinauf in alle Räume
der Preisgesang der Königin!
Heil, schöne Ada, dir! Heil unsrer Königin!

Morald und Gernot
Auf, komm mit uns nach deinem Lande,

zu deinem Reiche kehre heim,
lässt du noch länger hier dich halten,
muss Land und Schwester untergehn!
Auf, König, folge uns
nach deiner Heimat hin!

Arindal
So lass ich dich aus meinem Armen
bis zum beglückten Wiedersehn;
ich schwur dir Treu und will sie halten
und sollt ich druber untergehn!
Leb wohl, du mein Gemahl,
ich bleibe ewig treu!

Zemina und Farzana
So reisse dich aus seinen Armen,
das Volk will dich gekrönet sehn!
Lass länger nich zurück dich halten,
der Huldigung entgegengehn!
Auf, komm!
Auf, Ada, folge uns
zum frohen Feste hin!

Ada
So lass ich dich aus meinen Armen,
wir werden bald uns wiedersehn;
o mögest deinen Schwur du halten,
sonst musst du mit mir untergehn!
Lehb wohl, mein Arindal,
und bleibe ewig treu!
(Ada wird in einem Triumphwagen davongezogen.)

libretto by Richard Wagner nach Carlo Gozzi 
Contents: Besetzung; Erster Akt; Zweiter Akt; Dritter Akt

 Print-frendly