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“Die Zauberflöte” by Wolfgang Amadeus Mozart libretto (German)
Contents: Personen; Erster Akt; Zweiter Akt |
Das Theater ist eine felsige Gegend, hier und da mit Bäumen überwachsen; auf beiden Seiten sind gangbare Berge, nebst einem runden Tempel. (Tamino kommt in einem prächtigen japonischen Jagdkleide rechts von einem Felsen herunter, mit einem Bogen, aber ohne Pfeil; eine Schlange verfolgt ihn.) Nr. 1: Introduktion TAMINO Zu Hilfe! Zu Hilfe! sonst bin ich verloren, der listigen Schlange zum Opfer erkoren – barmherzige Götter! Schon nahet sie sich, ach rettet mich, ach rettet, schützet mich! (Er fällt in Ohnmacht; sogleich öffnet sich die Pforte des Tempels; drei verschleierte Damen kommen heraus, jede mit einem silbernen Wurfspieß.) DIE DREI DAMEN Stirb, Ungeheuer, durch uns’re Macht! |
Triumph! Triumph! Sie ist vollbracht die Heldentat! Er ist befreit durch uns’res Armes Tapferkeit. ERSTE DAME (ihn betrachtend) Ein holder Jüngling, sanft und schön! ZWEITE DAME So schön, als ich noch nie geseh’n. DRITTE DAME Ja, ja, gewiß! zum Malen schön. ALLE DREI Würd’ ich mein Herz der Liebe weih’n, so müßt’ es dieser Jüngling sein. Laßt uns zu uns’rer Fürstin eilen, ihr diese Nachricht zu erteilen. Vielleicht daß dieser schöne Mann, die vor’ge Ruh’ ihr geben kann. ERSTE DAME So geht und sagt es ihr, ich bleib’ indessen hier. – ZWEITE DAME Nein, nein, geht ihr nur hin, ich wache hier für ihn! DRITTE DAME Nein, nein, das kann nicht sein, ich schütze ihn allein! ERSTE DAME Ich bleib’ indessen hier ... |
ZWEITE DAME Ich wache hier für ihn ... DRITTE DAME Ich schütze ihn allein ... ERSTE DAME ... ich bleibe ... ZWEITE DAME ... ich wache ... DRITTE DAME ... ich schütze ... ERSTE DAME ... ich! ZWEITE DAME ... ich! DRITTE DAME ... ich! ALLE DREI (für sich) Ich sollte fort! Ei, ei! wie fein! Sie wären gern bei ihm allein. Nein, nein, das kann nicht sein! Was sollte ich darum nicht geben, könnt’ ich mit diesem Jüngling leben! Hätt’ ich ihn doch so ganz allein! Doch keine geht, es kann nicht sein. Am besten ist es nun, ich geh’. Du Jüngling schön und liebevoll, |
du trauter Jüngling, lebe wohl, bis ich dich wiederseh’. (Die Damen gehen ab. Tamino erwacht und entdeckt die Schlange tot zu seinen Füßen. Als er jemanden kommen hört, versteckt er sich hinter einem Baum. Papageno, in einen Mantel aus Federn gehüllt, tritt auf, trägt auf dem Rücken eine große Vogelsteige und hält mit beiden Händen ein Faunenflötchen.) Nr. 2: Lied PAPAGENO Der Vogelfänger bin ich ja – stets lustig heißa hopsasa! Ich Vogelfänger bin bekannt bei Alt und Jung im ganzen Land. Weiß mit dem Locken umzugehn und mich aufs Pfeifen zu verstehn! Drum kann ich froh und lustig sein, denn alle Vögel sind ja mein. Der Vogelfänger bin ich ja – stets lustig, heißa hopsasa! Ich Vogelfänger bin bekannt bei Alt und Jung im ganzen Land. Ein Netz für Mädchen möchte ich, ich fing’ sie dutzendweis’ für mich. Dann sperrte ich sie bei mir ein, und alle Mädchen wären mein. Wenn alle Mädchen wären mein, so tauschte ich brav Zucker ein: die, welche mir am liebsten wär’, der gäb’ ich gleich den Zucker her. |
Und küßte sie mich zärtlich dann, wär’ sie mein Weib und ich ihr Mann. Sie schlief’ an meiner Seite ein, ich wiegte wie ein Kind sie ein. (Als Papageno seine Vogelsteige abgesetzt hat, tritt Tamino vor und erfährt, daß Papageno ein „einfacher Mensch wie du“ ist und Vögel fängt, die er bei der „sternflammenden Königin“ für Speisen und Trank eintauscht. Tamino indes ist adliger Herkunft, ein Prinz, dessen Vater Länder und Völker regierte. Papageno, beim Anblick der toten Schlange tief erschrocken, gibt sich Tamino gegenüber als deren Bezwinger aus, bis ihn die drei Damen ob seiner Lügen bestrafen. Sie reichen ihm Wasser statt Wein, einen Stein statt Zuckerbrot und schlagen ihm an Stelle der erwarteten Feigen ein goldenes Schloß vor den Mund. Dann reichen sie Tamino ein Bild der schönen Tochter ihrer Königin und versprechen ihm Seligkeit, wenn er sie liebt. Darauf verschwinden sie mit Papageno und lassen Tamino allein, der sich verliebt und fasziniert über das Bild beugt.) Nr. 3: Arie TAMINO Dies Bildnis ist bezaubernd schön, wie noch kein Auge je geseh’n. Ich fühl’ es, wie dies Götterbild mein Herz mit neuer Regung füllt. Dies Etwas kann ich zwar nicht nennen, doch fühl’ ich’s hier wie Feuer brennen; soll die Empfindung Liebe sein? Ja, ja, die Liebe ist’s allein. |
O wenn ich sie nur finden könnte! O wenn sie doch schon vor mir stünde! Ich würde – würde – warm und rein – was würde ich? Ich würde sie voll Entzücken an diesen heißen Busen drücken, und ewig wäre sie dann mein! (Er will gerade gehen, als die Damen wieder erscheinen und die Ankunft der Königin ankündigen. Diese hat das Verhalten Taminos beobachtet und veranlaßt ihn jetzt, ihre Tochter aus der Gewalt Sarastros, des Hohen Priesters von Isis und Osiris, zu befreien. Finsternis. Die Berge teilen sich unter heftigem Donner auseinander, und die Königin auf ihrem sternenverzierten Thron wird sichtbar.) Nr. 4: Rezitativ und Arie KÖNIGIN O zitt’re nicht, mein lieber Sohn, du bist unschuldig, weise, fromm – Ein Jüngling so wie du, vermag am besten, das tiefbetrübte Mutterherz zu trösten. – Zum Leiden bin ich auserkoren, denn meine Tochter fehlet mir. Durch sie ging all mein Glück verloren, ein Bösewicht entfloh mit ihr. Noch seh’ ich ihr Zittern mit bangem Erschüttern, ihr ängstliches Beben, ihr schüchternes Streben. Ich mußte sie mir rauben sehen, ach helft!, war alles was sie sprach – |
allein vergebens war ihr Flehen, denn meine Hilfe war zu schwach. Du wirst sie zu befreien gehen, du wirst der Tochter Retter sein. Und werd’ ich dich als Sieger sehen, so sei sie dann auf ewig dein. (Sie verschwindet unter Donnergrollen mit ihren Damen. Das Theater verwandelt sich wieder so, wie es vorher war. Tamino will gerade gehen, als Papageno ihm in den Weg tritt und traurig auf sein Schloß am Munde deutet.) Nr. 5: Quintett PAPAGENO (deutet traurig auf sein Schloß am Mund) Hm! hm! hm! hm! TAMINO Der Arme kann von Strafe sagen, denn seine Sprache ist dahin! PAPAGENO Hm! hm! hm! hm! TAMINO Ich kann nichts tun, als dich beklagen, weil ich zu schwach zu helfen bin! ERSTE DAME Die Königin begnadigt dich, entläßt die Strafe dir durch mich. – (nimmt ihm das Schloß vom Mund weg) |
PAPAGENO Nun plaudert Papageno wieder! ZWEITE DAME Ja, plaud’re – lüge nur nicht wieder! PAPAGENO Ich lüge nimmermehr, nein, nein! DIE DAMEN Dies Schloß soll deine Warnung sein! PAPAGENO Dies Schloß soll meine Warnung sein! ALLE Bekämen doch die Lügner alle ein solches Schloß vor ihren Mund: Statt Haß, Verleumdung, schwarzer Galle bestünde Lieb’ und Bruderbund! ERSTE DAME O Prinz, nimm dies Geschenk von mir, dies sendet uns’re Fürstin dir. (gibt ihm eine goldene Flöte) Die Zauberflöte wird dich schützen, im größten Unglück unterstützen. DIE DAMEN Hiermit kannst du allmächtig handeln, der Menschen Leidenschaft verwandeln, der Traurige wird freudig sein, den Hagestolz nimmt Liebe ein. ALLE O! so eine Flöte ist mehr |
als Gold und Kronen wert, denn durch sie wird Menschenglück und Zufriedenheit vermehrt. PAPAGENO Nun ihr schönen Frauenzimmer, darf ich? So empfehl’ ich mich. DIE DAMEN Dich empfehlen kannst du immer, doch bestimmt die Fürstin dich, mit dem Prinzen ohn’ Verweilen nach Sarastros Burg zu eilen. PAPAGENO Nein dafür bedank’ ich mich. Von euch selbster hörte ich, daß er wie ein Tigertier. Sicher ließ’ ohn’ alle Gnaden mich Sarastro rupfen, braten, setzte mich den Hunden für. DIE DAMEN Dich schützt der Prinz, trau ihm allein, dafür sollst du sein Diener sein. PAPAGENO (für sich) Daß doch der Prinz beim Teufel wäre. Mein Leben ist mir lieb. Am Ende schleicht, bei meiner Ehre, er von mir wie ein Dieb. – ERSTE DAME (gibt ihm ein stahlnes Gelächter) Hier, nimm dies Kleinod, es ist dein. |
PAPAGENO Ei! ei! was mag darinnen sein? – DIE DAMEN Darinnen hörst du Glöckchen tönen! PAPAGENO Werd’ ich sie auch wohl spielen können? DIE DAMEN O ganz gewiß! ja ja gewiß! ALLE Silberglöckchen, Zauberflöten sind zu eurem/unserm Schutz vonnöten! Lebet wohl! wir wollen gehn! Lebet wohl – auf Wiedersehn! (Alle wollen gehen.) TAMINO Doch schöne Damen saget an ... PAPAGENO ... wo man die Burg wohl finden kann? – TAMINO und PAPAGENO ... wo man die Burg wohl finden kann? DIE DAMEN Drei Knäbchen, jung, schön, hold und weise umschweben euch auf eurer Reise. Sie werden eure Führer sein, folgt ihrem Rate ganz allein. |
TAMINO und PAPAGENO Drei Knäbchen, jung, schön, hold und weise umschweben uns auf uns’rer Reise? – DIE DAMEN Sie werden eure Führer sein, folgt ihrem Rate ganz allein. TAMINO und PAPAGENO So lebet wohl! wir wollen gehn; lebt wohl, lebt wohl, auf Wiedersehn! ALLE So lebet wohl! wir wollen gehn! lebt wohl, lebt wohl, auf Wiedersehn! (Verwandlung: ein prächtiges Zimmer in ägyptischem Stil.) (Zwei Sklaven tragen schöne Polster nebst einem feinen türkischen Tisch herein und breiten Teppiche aus. Monostatos tritt herein, gefolgt von Pamina, die von Sklaven geführt wird.) Nr. 6: Terzett MONOSTATOS Du feines Täubchen, nur herein. PAMINA O welche Marter, welche Pein! MONOSTATOS Verloren ist dein Leben. |
PAMINA Der Tod macht mich nicht beben; nur meine Mutter dauert mich, sie stirbt vor Gram ganz sicherlich. MONOSTATOS He, Sklaven, legt ihr Fesseln an; mein Haß soll dich verderben! (Sie legen ihr Fesseln an.) PAMINA O laß mich lieber sterben, weil nichts, Barbar! dich rühren kann. (sinkt in Ohnmacht auf ein Sofa) MONOSTATOS Nun fort! Nun fort! Laßt mich bei ihr allein. (Die Sklaven gehen ab. Papageno am Fenster von außen, ohne gleich gesehen zu werden.) PAPAGENO Wo bin ich woh?! wo mag ich sein? Aha, da find’ ich Leute, gewagt; ich geh’ hinein. (geht hinein) Schön Mädchen jung und rein, viel weißer noch als Kreide... (Monostatos und Papageno sehen sich, – erschrickt einer über den andern.) PAPAGENO und MONOSTATOS Hu – – das ist – der Teufel sicherlich. Hab Mitleid – verschone mich – Hu – Hu – (Jeder läuft in eine andere Richtung. Als Pamina sich erholt, kehrt Papageno zurück und erkennt sie. Er berichtet ihr, ein hübscher Prinz sei in sie |
verliebt und von ihrer Mutter zur Befreiung ausgesandt. Die überglückliche Pamina verheißt dem Vogelfänger, der sich nach einem Mädchen sehnt, bald eine Freundin.) Nr. 7: Duett PAMINA Bei Männern, welche Liebe fühlen, fehlt auch ein gutes Herze nicht. PAPAGENO Die süßen Triebe mitzufühlen, ist dann der Weiber erste Pflicht. BEIDE Wir wollen uns der Liebe freu’n, wir leben durch die Lieb’ allein. PAMINA Die Lieb’ versüßet jede Plage, ihr opfert jede Kreatur. PAPAGENO Sie würzet uns’re Lebenstage, sie wirkt im Kreise der Natur. BEIDE Ihr hoher Zweck zeigt deutlich an: nichts Edler’s sei, als Weib und Mann. Mann und Weib, und Weib und Mann, reichen an die Gottheit an. (beide ab) (Das Theater verwandelt sich in einen Hain. Ganz im Grunde der Bühne ist ein schöner Tempel, worauf diese Worte stehen: „Tempel der Weisheit“; dieser Tempel führt mit Säulen zu zwei anderen Tempeln, rechts auf dem einen steht: „Tempel der Vernunft“. Links steht: „Tempel der Natur“.) (Drei Knaben führen den Tamino herein, jeder hat einen silbernen Palmzweig in der Hand.) |
Nr. 8: Finale DIE DREI KNABEN Zum Ziele führt dich diese Bahn, doch mußt du Jüngling männlich siegen, drum höre uns’re Lehre an: Sei standhaft, duldsam, und verschwiegen! – TAMINO Ihr holden Knaben sagt mir an, ob ich Pamina retten kann? – DIE KNABEN Dies kund zu tun steht uns nicht an; sei standhaft, duldsam und verschwiegen! Bedenke dies, kurz: sei ein Mann. – Dann Jüngling wirst du männlich siegen. (gehen ab) TAMINO Die Weisheitslehre dieser Knaben sei ewig mir ins Herz gegraben. Wo bin ich nun? – Was wird mit mir? Ist dies der Sitz der Götter hier? – Es zeigen die Pforten – es zeigen die Säulen, daß Klugheit, und Arbeit, und Künste hier weilen. Wo Tätigkeit thronet und Müßiggang weicht, |
erhält seine Herrschaft das Laster nicht leicht. Ich wage mich mutig zur Pforte hinein. Die Absicht ist edel, und lauter, und rein. Erzitt’re feiger Bösewicht! Paminen retten ist mir Pflicht! (geht an die Pforte rechts, macht sie auf, und als er hinein will, hört man von fern eine Stimme) ERSTE STIMME Zurück! TAMINO Zurück? zurück? – so wag ich hier mein Glück! (geht an die Pforte links) ZWEITE STIMME (von innen) Zurück! TAMINO Auch hier ruft man „zurück“? (sieht sich um) Da seh’ ich noch eine Tür. Vielleicht find’ ich den Eingang hier! (Er klopft, ein alter Priester erscheint.) SPRECHER Wo willst du kühner Fremdling hin? Was suchst du hier im Heiligtum? – TAMINO Der Lieb’ und Tugend Eigentum. SPRECHER Die Worte sind von hohem Sinn – allein, wie willst du diese finden? Dich leitet Lieb’ und Tugend nicht, |
weil Tod und Rache dich entzünden. TAMINO Nur Rache für den Bösewicht. SPRECHER Den wirst du wohl bei uns nicht finden. TAMINO Sarastro herrscht in diesen Gründen? SPRECHER Ja, ja, Sarastro herrschet hier. TAMINO Doch in der Weisheit Tempel nicht? – SPRECHER Er herrscht im Weisheitstempel hier! – TAMINO So ist denn alles Heuchelei! – SPRECHER Willst du schon wieder geh’n? TAMINO Ja ich will gehen, froh, und frei – nie euren Tempel sehn! – SPRECHER Erklär dich näher mir, dich täuschet ein Betrug! – TAMINO Sarastro wohnet hier, das ist mir schon genug! – |
SPRECHER Wenn du dein Leben liebst, so rede, bleibe da! – Sarastro hassest du? TAMINO Ich haß’ ihn ewig, ja! – SPRECHER So gib mir deine Gründe an! – TAMINO Er ist ein Unmensch, ein Tyrann! – SPRECHER Ist das, was du gesagt, erwiesen? TAMINO Durch ein unglücklich Weib bewiesen, das Gram und Jammer niederdrückt! SPRECHER Ein Weib hat also dich berückt? – Ein Weib tut wenig, plaudert viel, du Jüngling glaubst dem Zungenspiel? – O legte doch Sarastro dir die Absicht seiner Handlung für. – TAMINO Die Absicht ist nur allzu klar! Riß nicht der Räuber ohn’ Erbarmen Pamina aus der Mutter Armen? – SPRECHER Ja Jüngling, was du sagst, ist wahr! – |
TAMINO Wo ist sie, die er uns geraubt? Man opferte vielleicht sie schon? – SPRECHER Dir dies zu sagen, teurer Sohn, ist jetz und mir noch nicht erlaubt. – TAMINO Erklär dies Rätsel, täusch mich nicht! SPRECHER Die Zunge bindet Eid und Pflicht! TAMINO Wann also wird die Decke schwinden? – SPRECHER Sobald dich führt der Freundschaft Hand ins Heiligtum zum ew’gen Band. (geht ab) TAMINO O ew’ge Nacht! Wann wirst du schwinden? Wann wird das Licht mein Auge finden? – PRIESTER (von innen) Bald, Jüngling, oder nie! TAMINO Bald, sagt ihr, oder nie? – Ihr Unsichtbaren saget mir: lebt denn Pamina noch? – PRIESTER Pamina lebet noch! |
TAMINO Sie lebt, sie lebt! Ich danke euch dafür. (nimmt seine Flöte heraus) O wenn ich doch im Stande wäre, Allmächtige, zu eurer Ehre, mit jedem Tone meinen Dank zu schildern, wie er hier, (aufs Herz deutend) hier entsprang. (Er spielt. Es kommen wilde Tiere von allen Arten hervor, ihm zuzuhören. Er hört auf, und sie fliehen. Die Vögel pfeifen dazu.) Wie stark ist nicht dein Zauberton, weil holde Flöte durch dein Spielen selbst wilde Tiere Freude fühlen. Doch nur Pamina bleibt davon. Pamina! Pamina! höre, höre mich! – Umsonst, umsonst! – Wo? wo? wo? ach wo, wo find’ ich dich? – (Papageno antwortet mit seinem Flötchen.) Ha, das ist Papagenos Ton! – Vielleicht sah er Paminen schon! – Vielleicht eilt sie mit ihm zu mir! – Vielleicht führt mich der Ton zu ihr! (eilt ab) PAMINA und PAPAGENO Schnelle Füße, rascher Mut, schützt vor Feindes List und Wut. Fänden wir Tamino doch, sonst erwischen sie uns noch! |
PAMINA Holder Jüngling! – PAPAGENO Stille, stille, ich kann’s besser! – (Papageno pfeift. Tamino antwortet von innen auf seiner Flöte.) PAMINA und PAPAGENO Welche Freude ist wohl größer, Freund Tamino hört uns schon, hieher kam der Flötenton. Welch ein Glück, wenn ich ihn finde, nur geschwinde, nur geschwinde! (wollen hineingehen) MONOSTATOS (ihrer spottend) Nur geschwinde, nur geschwinde... Ha! – hab’ ich euch noch erwischt! Nur herbei mit Stahl und Eisen; wart, man wird euch Mores weisen! Den Monostatos berücken! – Nun herbei mit Band und Stricken, he, ihr Sklaven kommt herbei! – PAMINA und PAPAGENO Ach! nun ist’s mit uns vorbei! MONOSTATOS He! ihr Sklaven kommt herbei! (Die Sklaven kommen mit Fesseln.) |
PAPAGENO Wer viel wagt, gewinnt oft viel! Komm, du schönes Glockenspiel, laß die Glöckchen klingen, klingen, daß die Ohren ihnen singen. (schlägt auf seinem Instrument) MONOSTATOS und DIE SKLAVEN Das klinget so herrlich, das klinget so schön! La ra la la la la ra la la la la ra la. Nie hab’ ich so etwas gehört und geseh’n! La ra la la la la ra la la la la ra la. (gehen marschmäßig ab) PAMINA und PAPAGENO (lachen) Könnte jeder brave Mann solche Glöckchen finden, seine Feinde würden dann ohne Mühe schwinden. Und er lebte ohne sie in der besten Harmonie! Nur der Freundschaft Harmonie mildert die Beschwerden, ohne diese Sympathie ist kein Glück auf Erden. GEFOLGE (von innen) Es lebe Sarastro! Sarastro lebe! – PAPAGENO Was soll dies bedeuten? Ich zitt’re, ich bebe! – PAMINA O Freund! nun ist’s um uns getan! Dies kündigt den Sarastro an! |
PAPAGENO O wär’ ich eine Maus, wie wollt’ ich mich verstecken, wär’ ich so klein wie Schnecken, so kröch’ ich in mein Haus! – Mein Kind, was werden wir nun sprechen? – PAMINA Die Wahrheit – die Wahrheit, sei sie auch Verbrechen! – (Ein Zug von Gefolge; zuletzt fährt Sarastro auf einem Triumphwagen heraus, der von sechs Löwen gezogen wird.) GEFOLGE Es lebe Sarastro, Sarastro soll leben! Er ist es, dem wir uns mit Freuden ergeben! Stets mög’ er des Lebens als Weiser sich freu’n. – Er ist unser Abgott, dem alle sich weih’n. PAMINA (kniet) Herr, ich bin zwar Verbrecherin! – Ich wollte deiner Macht entfliehn. – Allein die Schuld ist nicht an mir! Der böse Mohr verlangte Liebe, darum, o Herr, entfloh ich dir! – SARASTRO Steh auf, erheit’re dich, o Liebe, denn ohne erst in dich zu dringen, weiß ich von deinem Herzen mehr, du liebest einen ander’n sehr. Zur Liebe will ich dich nicht zwingen, doch geb’ ich dir die Freiheit nicht. |
PAMINA Mich rufet ja die Kindespflicht, denn meine Mutter – SARASTRO steht in meiner Macht, du würdest um dein Glück gebracht, wenn ich dich ihren Händen ließe. – PAMINA Mir klingt der Mutter Namen süße. Sie ist es – sie ist es – SARASTRO und ein stolzes Weib. – Ein Mann muß eure Herzen leiten, denn ohne ihn pflegt jedes Weib aus ihrem Wirkungskreis zu schreiten. MONOSTATOS Nun, stolzer Jüngling; nur hierher! Hier ist Sarastro, unser Herr! – PAMINA Er ist’s, TAMINO Sie ist’s, PAMINA ich glaub’ es kaum, TAMINO sie ist’s, |
PAMINA er ist’s. TAMINO es ist kein Traum. PAMINA und TAMINO Es schling’ mein Arm sich um ihn/sie her, und wenn es auch mein Ende wär’! GEFOLGE Was soll das heißen? MONOSTATOS Welch eine Dreistigkeit! Gleich auseinander, das geht zu weit! (trennt sie, kniet) Dein Sklave liegt zu deinen Füßen, laß den verweg’nen Frevler büßen. Bedenk, wie frech der Knabe ist! Durch dieses selt’nen Vogels List wollt’ er Pamina dir entführen, allein, ich wußt’ ihn aufzuspüren. Du kennst mich! – meine Wachsamkeit – |
SARASTRO verdient, daß man ihr Lorbeer streut! He! gebt dem Ehrenmann sogleich – MONOSTATOS Schon deine Gnade macht mich reich! – SARASTRO nur sieben und siebenzig Sohlenstreich’. MONOSTATOS Ach Herr, den Lohn verhofft’ ich nicht. SARASTRO Nicht Dank! Es ist ja meine Pflicht! (Monostatos wird fortgeführt.) GEFOLGE Es lebe Sarastro, der göttliche Weise, er lohnet, und strafet in ähnlichem Kreise. SARASTRO Führt diese beiden Fremdlinge in unser’n Prüfungstempel ein, bedecket ihre Häupter dann – sie müssen erst gereinigt sein. (Zwei bringen eine Art Sack und bedecken die Häupter der beiden Fremden.) GEFOLGE Wenn Tugend und Gerechtigkeit den Großen Pfad mit Ruhm bestreu’n, dann ist die Erd’ ein Himmelreich, und Sterbliche den Göttern gleich. |
libretto by Emanuel Schikaneder |
Contents: Personen; Erster Akt; Zweiter Akt |