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“Il trovatore” by Giuseppe Verdi libretto (German)
Contents: Personen; Erster Akt; Zweiter Akt; Dritter Akt; Vierter Akt |
Erste Szene Ein Flügel im Palaste Aliaferia, in einer Ecke ein Turm, dessen Fenster mit Eisengittern gesichert sind. Finsterste Nacht. Zwei in Mäntel gehüllte Personen treten auf: Leonora und Ruiz. RUIZ Da sind wir, das ist der Turm, wo die Staatsgefangenen schmachten. Ah! Hierher wurde der Unselige gebracht! LEONORA Geh... laß mich. Ängstige dich nicht um mich. Mag sein, daß ich ihn retten kann. (Ruiz entfernt sich.) Um mich ängstigen?... Ich schütze mich sicher und schnell. (Ihr Blick richtet sich auf ein Juwel an ihrer rechten Hand.) In dieser finsteren Nacht bin ich nahe bei dir, und du weißt es nicht! Sanfte Lüfte, die ihr um mich her atmet, ach, zeigt Erbarmen und tragt meine Seufzer zu ihm. |
Auf den rosigen Schwingen der Liebe schwebe, mein schmerzlicher Seufzer; und tröste den beschwerten Geist des elenden Gefangenen. Als Hoffnungsschimmer schwebe in jenen Raum, erwecke ihm die Erinnerung an die Liebesträume! Doch, ach! Sag nichts unbedachtes von den Schmerzen, den Schmerzen meines Herzens! usw. MÖNCHE (im Innern) Erbarme dich einer Seele, die schon dem Abschied ohne Wiederkehr so nahe ist! Erbarme dich ihrer, gütiger Gott, daß sie nicht Beute der höllischen Wohnstatt sei! LEONORA Dieser Ton, diese feierlichen, unheilvollen Gebete, erfüllen die Luft mit düsterem Entsetzen! Der Kummer, der mich überfällt, nimmt den Lippen den Atem, und es stockt das Herz! MANRICO (vom Turm) Ah! Wie langsam kommt doch immer der Tod zu dem, der sterben will! |
Lebe wohl, lebe wohl, Leonora, lebe wohl! LEONORA O Himmel! Mir vergehen die Sinne! MÖNCHE Erbarme dich, usw. LEONORA Über dem furchtbaren Turm, ach! als schwebte der Tod dort mit schwarzen Schwingen! Ach! vielleicht öffnen sich diese Türen erst, wenn sein Leichnam schon erkaltet ist! MÖNCHE Erbarme dich... erbarme dich... erbarme dich... MANRICO Mit meinem Blute bezahlte ich die Liebe, die ich dir gab! Vergiß mich nicht, vergiß mich nicht, Leonora, lebe wohl! Leonora, lebe wohl! LEONORA Dich, dich vergessen! Mir vergehen die Sinne! usw. MANRICO Mit meinem Blute bezahlte ich, usw. |
MÖNCHE Erbarme dich... erbarme dich... erbarme dich... LEONORA Dich, dich vergessen! Du wirst sehen, daß es auf Erden keine Liebe gibt, die stärker ist als die meine: Sie siegte über das Schicksal in rauhem Kampf, sie wird selbst den Tod besiegen. Entweder werde ich um den Preis meines Lebens dein Leben retten, oder ich steige auf immer mit dir vereint ins Grab! Du wirst sehen, daß es auf Erden, usw. (Leonora zieht sich zurück. Der Graf tritt nebst einigem Gefolge heraus.) GRAF Habt ihr gehört? Beim Morgengrauen das Beil dem Sohn, den Scheiterhaufen der Mutter. (Die Gefolgsleute gehen in den Turm.) Vielleicht mißbrauche ich die Fülle der Macht, die der Fürst mir übertrug! Dazu hast du mich gebracht, du unheilvolle Frau! Wo mag sie sein? Castellor ist zurückgewonnen, doch keine Kunde kommt von ihr; umsonst war alles, alles Forschen! Ach! Wo bist du, Grausame? (Leonora tritt hervor.) |
LEONORA Vor dir! GRAF Welche Stimme! Wie! Du bist es, Frau? LEONORA Wie du siehst. GRAF Warum bist du gekommen? LEONORA Das fragst du, wo er vor seiner letzten Stunde steht? GRAF Was wagst du? LEONORA O ja, für ihn erflehe ich Erbarmen. GRAF Was? Du fantasierst! LEONORA Erbarmen! GRAF Du fantasierst! LEONORA Erbarmen! |
GRAF Ach! Ich soll Mitleid mit dem Rivalen fühlen? LEONORA Gebe ein gnädiger Gott es dir ein! GRAF Ach! Ich soll Mitleid mit dem Rivalen fühlen? LEONORA Gebe ein gnädiger Gott es dir ein! GRAF Mein einziger Gott ist die Rache, usw. LEONORA Erbarmen! Erbarmen! Um Mitleid flehe ich! GRAF Geh!... geh!... geh! LEONORA Schau die bitteren Tränen, die sich zu deinen Füßen als Strom ergießen; Ist es nicht genug, wenn ich weine? So töte mich, trinke mein Blut! Tritt meinen Leichnam mit Füßen, doch rette den Troubadour! GRAF Ah! Könnte ich doch dem Elenden nur ein noch ärgeres Ende bereiten! Unter tausend grausamen Qualen verhundertfachen seinen Tod. |
LEONORA Töte mich! GRAF Je mehr du ihn liebst, desto schrecklicher lodert meine Wut! LEONORA Tritt meinen Leichnam mit Füßen, doch rette den Troubadour! GRAF Je mehr du ihn liebst, desto schrecklicher lodert meine Wut! usw. LEONORA Töte mich, töte mich, tritt meinen Leichnam mit Füßen, doch rette den Troubadour, usw. LEONORA Graf! GRAF Genug! LEONORA Gnade! GRAF Es gibt keinen Preis, sie zu erringen. Scher' dich weg! |
LEONORA Es gibt einen, nur einen, Und ich biete ihn dir! GRAF Erkläre dich, welcher Preis, sag? LEONORA Mich selbst! GRAF Himmel! Was hast du gesagt? LEONORA Und ich halte mein Versprechen. GRAF Ist das ein Traum? LEONORA Öffne mir den Weg durch diese Mauer; auf daß er mich höre, wenn das Opfer entkommt, bin ich dein. GRAF Schwöre es. LEONORA Ich schwöre bei Gott, der meine ganze Seele sieht! GRAF Heda! |
(Ein Wächter zeigt sich. Während der Graf ihm etwas ins Ohr flüstert, nimmt Leonora das in dem Ring enthaltene Gift.) LEONORA (Du wirst mich haben, doch kalt, entseelt, die Hülle!) GRAF Er wird leben. LEONORA (Er wird leben! Der Jubel raubt mir die Worte, Herr! Doch mit seinem raschen Schlagen dankt es dir mein Herz! Unerschrocken, voller Freude erwarte ich jetzt mein Ende, Sterbend kann ich ihm sagen, Durch mich bist du gerettet!) GRAF Was redest du da mit dir? Sag' es mir, sag mir noch einmal das Wort, oder was ich bis jetzt hörte, bleibt mir ein bloßer Wahn. LEONORA Er wird leben! GRAF Du mein! Du mein! Sag es noch einmal, erfreue mein zweifelndes Herz... Ah! Kaum kann ich es glauben, auch wenn ich es von dir höre! |
LEONORA Er wird leben! Der Jubel raubt mir die Worte, Herr! Sterbend kann ich ihm sagen: Durch mich bist du gerettet! Gerettet bist du, gerettet durch mich! Ah! usw. GRAF Du mein, du mein, ah! Kaum kann ich es glauben! usw. LEONORA Wir wollen gehen... GRAF Du hast es geschworen - LEONORA Wir wollen gehen. GRAF Denke daran! LEONORA Heilig ist mir mein Schwur! LEONORA Er wird leben! Der Jubel raubt, usw. GRAF Du mein! Du mein! Sag es noch einmal, usw. (Sie gehen in den Turm.) |
Zweite Szene Schauerlicher Kerker, in einem Winkel ein vergittertes Fenster. Azucena liegt auf einer rohen Decke; Manrico sitzt neben ihr. MANRICO Mutter, schläfst du nicht? AZUCENA Ich rief den Schlaf schon viele Male, doch er flieht meine Augen! Ich bete. MANRICO Die kalte Luft wird deinen Gliedern schädlich sein? AZUCENA Nein, ich will nur diesem lebenden Grab entfliehen, denn ich fühle, wie ich hier ersticke! MANRICO Fliehen! AZUCENA Sei nicht traurig: Mir können die Ungeheuer keine Qualen zufügen! MANRICO Ach, wie das? |
AZUCENA Siehst du? Mit seinem finsteren Zeichen hat mich der Finger des Todes schon auf der Stirn gezeichnet! MANRICO Ach! AZUCENA Sie werden einen stummen,kalten Leichnam finden! Ein Skelett! MANRICO Genug! AZUCENA Hörst du nicht? Es kommen Leute... Das sind die Henker... Sie wollen mich zum Scheiterhaufen schleppen! Verteidige deine Mutter! MANRICO Niemand, beruhige dich. AZUCENA Der Scheiterhaufen - MANRICO Niemand, der hierher käme! AZUCENA Der Scheiterhaufen! Der Scheiterhaufen! Der Scheiterhaufen! Entsetzliches Wort! |
MANRICO O Mutter! O Mutter! AZUCENA Eines Tages führte die wütende Menge deine Großmutter zum Scheiterhaufen! Schau nur, die gräßliche Lohe! Sie greifen schon nach ihr! Das brennende Haar sendet schon Funken gen Himmel! Sieh nur die Augen aus den Höhlen quellen! Ach, wer nimmt mir diese grausigen Bilder? MANRICO Wenn du mich noch liebst, wenn die Stimme des Sohnes noch in der Brust einer Mutter Macht hat, dann suche im Schlaf Vergessen zu finden, Ruhe und Stille von den Schrecken der Seele. AZUCENA Ja, die Müdigkeit drückt mich nieder, o Sohn... Um der Ruhe willen schließe ich die Lider, Doch wenn man die furchtbaren Flammen des Scheiterhaufens sieht, dann wecke mich auf. MANRICO Ruhe, o Mutter, Gott möge deinem Schlummer weniger traurige Bilder senden. |
AZUCENA Wir werden in unsere Berge zurückkehren, den alten Frieden dort genießen! Du singst... zu deiner Laute Ich ruhe in stillem Schlaf. MANRICO Ruhe, o Mutter. Demütigt und still richte ich den Geist zum Himmel empor. AZUCENA Du singst, usw. MANRICO Richte ich den Geist zum Himmel empor, usw. Ruhe, o Mutter, usw. (Sie schläft ein. Die Tür öffnet sich und Leonora tritt ein.) MANRICO Wie? Ist das ein Trug des schwachen Lichts? LEONORA Ich bin es, Manrico, mein Manrico! MANRICO Oh, meine Leonora! O gütiger Gott, so große Freude gewährst du mir, bevor ich sterbe? LEONORA Du wirst nicht sterben; Ich bin gekommen, dich zu retten! |
MANRICO Wie? Mich zu retten? Ist das wahr? LEONORA Lebe wohl! Vermeide alles Zaudern! Eile dich! Geh! MANRICO Und du kommst nicht? LEONORA Ich muß bleiben. MANRICO Bleiben? LEONORA Auf, fliehe! MANRICO Nein! LEONORA Wehe, wenn du zauderst! MANRICO Nein! LEONORA Dein Leben! MANRICO Es ist mir nichts! |
LEONORA Hinfor t, hinfor t! MANRICO Nein! LEONORA Dein Leben! MANRICO Es ist mir nichts! Nun schau mir, Geliebte, in die Augen! Von wem hast du es? Und um welchen Preis? Du sprichst nicht? Gräßlicher Gedanke! Von meinem Rivalen? Ich begreife! Ich begreife! Die Elende hat die Liebe verkauft... LEONORA Oh, wie ungerecht! MANRICO Ein Herz verkauft, das mir zugeschworen war! LEONORA Oh, wie der Zorn dich verblendet! Oh, wie ungerecht und grausam... MANRICO Elende! LEONORA ... bist du mit mir! Gib nach! Fliehe! |
Sonst bist du verloren! Nicht einmal der Himmel kann dich retten! MANRICO Die Elende hat die Liebe verkauft, LEONORA Oh, wie der Zorn dich verblendet! MANRICO Ein Herz verkauft, das mir zugeschworen war! LEONORA Oh, wie der Zorn dich verblendet! MANRICO Elende! LEONORA Oh, wie ungerecht und grausam bist du mit mir! Gib nach! Fliehe! Sonst bist du verloren! Nicht einmal der Himmel kann dich retten! MANRICO Die Elende hat die Liebe verkauft ... Ein Herz verkauft, das mir zugeschworen war! AZUCENA Ah! Wir werden in unsere Berge zurückkehren, usw. LEONORA Oh, fliehe, fliehe. Sonst bist du verloren! |
Nicht einmal der Himmel kann dich retten, usw. MANRICO Nein! Die Elende hat die Liebe verkauft, Ein Herz verkauft, das mir zugeschworen war, usw. (Leonora fällt Manrico zu Füßen.) MANRICO Scher' dich weg! LEONORA Weise mich nicht zurück! Schau nur! Schwach und niedergedrückt sinke ich hin. MANRICO Geh! Ich verachte dich! Ich verfluche dich! LEONORA Ah, genug, genug! Nicht mich verwünschen, sondern für mich zu Gott beten heißt es in dieser Stunde! MANRICO Ein Schauer fällt in meine Brust! LEONORA Manrico! MANRICO Geliebte, sage mir... erzähle ... |
LEONORA Ich habe den Tod in der Brust! MANRICO Den Tod! LEONORA Ah, viel rascher als gedacht war die Kraft des Giftes! MANRICO Welch ein Schlag! LEONORA Fühle... die Hand ist kalt, doch hier... hier brennt ein schreckliches Feuer! (faßt sich an die Brust) MANRICO Was hast du getan? O Himmel! LEONORA Bevor ich mit dem andern lebte, wollte ich als die Deine sterben. MANRICO Und ich Wahnsinniger wagte, diesem Engel zu fluchen! LEONORA Ich kann nicht mehr! MANRICO Ach, Unglückliche! |
LEONORA Das ist der Augenblick... Ich sterbe, Manrico. Deine Gnade, Vater im Himmel, erflehe ich nun! MANRICO Himmel! (Der Graf tritt ein und bleibt auf der Schwelle stehen.) GRAF (Ah! Sie wollte mich täuschen und für ihn sterben!) LEONORA Bevor ich mit dem andern lebte, wollte ich als die Deine sterben. MANRICO Und ich Wahnsinniger wagte, diesem Engel zu fluchen! usw. LEONORA Bevor ich mit dem andern lebte, wollte ich als die Deine sterben. usw. GRAF (Ah! Sie wollte mich täuschen und für ihn sterben! usw.) LEONORA Manrico! |
MANRICO Leonora! LEONORA Lebe wohl, ich sterbe! MANRICO Ach, die Unglückliche! GRAF (zu den Wachen) Bringt ihn zum Schafott! MANRICO (geht mit den Wachen ab) Mutter! O Mutter, lebe wohl! AZUCENA Manrico! Wo ist mein Sohn? GRAF Seinem Tod eilt er entgegen! AZUCENA Ah! Halte ein! Höre mich an! GRAF (zerrt sie zum Fenster hinüber) Siehst du? AZUCENA Himmel! GRAF Er ist tot! |
AZUCENA Er war dein Bruder! GRAF Er! Welches Entsetzen! AZUCENA Du bist gerächt, o Mutter! CONTE Und ich lebe noch! ENDE |
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