Other “La forza del destino” libretti [show] |
• English
• French • German • Italian • Russian |
Line-by-line [show] |
• English
• French • Italian |
“La forza del destino” by Giuseppe Verdi libretto (German)
Contents: Personen; Erster Akt; Zweiter Akt; Dritter Akt; Vierter Akt |
Sevilla Ein getäfelter Saal im Geschmack des 18. Jahrhunderts mit Damasttapete, Familienbildern, Wappen; alles ist in nachlässigem Zustand. Im Hintergrund zwei Fenster, das linke ist geschlossen, das rechte, offene, eine Balkontür, durch die man den Mond am klaren Nachthimmel sieht, der die Baumwipfel in sein helles Licht taucht. Zwischen den Fenstern ein großer geschlossener Schrank, der Kleider, Wäsche, usw. enthält. An den Seiten je zwei Türen. (Der Marchese von Calatrava, eine Leuchte in der Hand, will Leonora, die einen nervösen Eindruck macht, gute Nacht sagen. Curra tritt von links ein.) MARCHESE Gute Nacht, Leonora... Begib dich zur Ruhe. Warum steht diese Tür noch auf? (Er schließt die Tür.) LEONORA (für sich) Mir ist so bang! MARCHESE Warum sagst du kein Wort? Weshalb so traurig? |
LEONORA Vater... Verzeih... MARCHESE Im Frieden dieser Auen Wirst du dein Leid vergessen! Du weißt, daß dieser Fremde deiner unwert... Schenk Vertrauen dem Vater, der heiß dich liebt; Leg dein Geschick ohne Sorge in meine Hände! LEONORA Mein Vater!... MARCHESE Mein Kind, was quält dich? Nicht weinen! LEONORA (fürsich) Diese Qualen! MARCHESE Leonora... LEONORA (wirft sich impulsiv in die Arme ihres Vaters) Geliebter Vater! MARCHESE Möge dich Gott behüten. Schlaf wohl, mein Kind. LEONORA Mein Vater... (Der Marchese nimmt den Leuchter und geht in seine Gemächer. Curra schließt hinter ihm die Tür und kehrt zu Leonora zurück, die weinend in den Sessel gesunken ist.) |
CURRA Ich glaubte schon, er bliebe hier bis morgen! Rasch die Tür wieder auf... Nun kann er kommen. Dann fliehen wir. (Sie nimmt aus dem Schrank eine Reisetasche und verstaut darin Kleider und Wäsche.) LEONORA Warum kann denn mein Vater Den Wunsch meines Herzens nicht begreifen? O Gott, was soll ich denn nur tun? CURRA Was sagst du? LEONORA Jedes Wort, das er sprach, Hat wie ein Dolchstoß mein Herz durchbohrt... Wär er geblieben, ich hätt es ihm gesagt... CURRA (von ihrer Arbeit ablassend) Und morgen läg in seinem Blute der edle Don Alvaro, oder man brächt ihn in den Kerker und hängt ihn am Galgen auf. LEONORA Schweige! CURRA Und dieses alles, weil er ein Weib geliebt, das ihn nicht liebte. |
LEONORA Ich ihn nicht lieben!? Willst du daran zweifeln? Heimat, Familie, Vater, Kann mehr ich für ihn opfern? Ich Ärmste! Gott allein kennt meine Leiden! Bald werd ich fern der Heimat sein, Muß sie für immer meiden, Der gnadenlose Schicksalsruf der Liebe Zwingt mich zu scheiden... Traurig wird jeder Tag vergehn; Und wird mein Herz verzagen, Wer hilft mir dann, der Seele Last, Die Qual der Reue zu ertragen? usw. Leb wohl, mit Tränen scheide ich, Geliebte Heimat, auf ewig! Nie wird meine heiße Sehnsucht Nach dir vergehn. Teure geliebte Heimat, leb' ewig wohl! CURRA Kannst du mir denn nicht helfen!? Bald ist er da. LEONORA Wenn er nicht käme? (sieht auf die Uhr.) So spät schon! Mitternacht ist vorüber! (beglückt) Nein, nein! Er kommt nicht mehr!... CURRA Hörst du nichts kommen? Sie sind unten am Tore! |
LEONORA Er ist es! CURRA War ich doch sicher, er würde kommen! LEONORA O Himmel! CURRA Nur keine Angst! (Don Alvaro tritt vom Balkon her ein und eilt in Leonoras Arme.) DON ALVARO Ach, auf ewig. holder Engel, Sind wir beide nun verbunden, Und die seligste der Stunden Füllt mit Jubel mir das Herz. LEONORA Don Alvaro! DON ALVARO Gott. du zitterst ja! LEONORA Schon naht der Morgen. DON ALVARO Tausend Hindernisse Gab's zu überwinden, Deshalb komme ich so spät. Soll die Liebe uns verbinden, Laß ich nie die Hoffnung schwinden, |
Daß Gott selbst in seiner Gnade, Kehrt in Freude alles Leid. (zu Curra) Wirf die Kleider in den Garten! Schnell doch! LEONORA (zu Curra) Nein. warte! DON ALVARO (zu Curra) Nein. rasch... (zu Leonora) Folge mir, Flieh mit mir aus diesem Kerker. LEONORA Ach, ich wag es nicht zu tun! DON ALVARO Zwei schnelle Pferde tragen uns fort von hier; Bringen uns sicher in fremde Lande. Dort wird ein Priester uns bald vereinen, Und Gottes Gnade segne den Bund. Wenn dann die Sonne, einst Perus Gottheit, Die meine Ahnen gläubig verehrten, Mit ihrem Glanze die Welt erleuchtet, Sieht sie uns beide selig vereint. LEONORA Es ist so spät schon. DON ALVARO (zu Curra) Du mußt dich eilen! LEONORA (zu Curra) Wart noch ein wenig. |
DON ALVARO Ach, Leonora. LEONORA Bis morgen... DON ALVARO Was sagst du? LEONORA Hör meine Bitte. DON ALVARO Weshalb? LEONORA Und morgen flieh ich mit dir. Eh wir auf immer von hier entfliehen, Möcht ich den Vater noch einmal sehen; Du wirst die Bitte mir gern gewähren! Ja, denn du liebst mich... Du mußt mich hören... Alvaro, du weißt, ich lieb dich von Herzen Und bin so glücklich, unendlich glücklich... Freude erfüllt mir das Herz. Wir bleiben... Ja, mein Alvaro, ich lieb dich! (Tränen ersticken ihre Stimme.) DON ALVARO Du fühlst im Herzen Freude und weinst dabei? Ist dir vor Freude die Hand so grabeskalt?, Alles versteh ich! Alles, mein Fräulein... LEONORA Alvaro! Alvaro! |
DON ALVARO Leonora... Ich weiß es zu ertragen! Daß aus Mitleid du mit mir gingst, Das möge Gott verhüten! Nimm deine Freiheit... Denn die Hochzeitsfackeln, Sie leuchteten uns beiden nur zum Tode... Wenn du, wie ich, nicht liebtest und bereutest . . LEONORA Ich bin die Deine, Alvaro, Ich bin dein fürs ganze Leben! Ja! Mit dir, Geliebter, gehe ich Bis an der Welten Ende, Mit dir vereint ertrage ich, Was auch das Schicksal sende; Denn dir gilt meine Liebe. Auf ewig bin ich dein! Es scheidet unsre Liebe ja nur der Tod allein. DON ALVARO Bin dein für alle Ewigkeit, Nur dir gehört mein Leben! Und bis zum letzten Atemzug Würd ich es für dich geben! Mein einzig Glück auf dieser Welt Wird Leonora sein! Es scheidet unsre Liebe Ja nur der Tod allein! (Sie eilen zum Balkon. Man hört das Öffnen und Schließen von Türen.) LEONORA Welch ein Geräusch? |
CURRA (lauscht) 's ist jemand auf der Treppe! DON ALVARO Schnell fort! LEONORA Schnell fort! DON ALVARO und LEONORA Es scheidet unsre Liebe Ja nur der Tod allein! LEONORA Zu spät! DON ALVARO Bewahre nur die Ruhe! CURRA Heil'ge Jungfrau! LEONORA (zu Alvaro) Verbirg dich dort! DON ALVARO (eine Pistole ziehend) Nein! Ich muß dich jetzt verteidigen. LEONORA Nicht mit der Waffe... Willst du meinen Vater erschießen? DON ALVARO Nein, eher mich selber... |
LEONORA Alvaro! (Nach mehrmaligem heftigen Klopfen tritt der Marchese von Calatrava wütend mit gezogenem Degen ein; ihm folgen zwei Diener mit Leuchtern.) MARCHESE Schändlicher Lump! Und du, du Dirne! LEONORA (sich ihm zu Füßen werfend) O hör, mein Vater . . MARCHESE Der bin ich nicht mehr... DON ALVARO (zum Marchese) Nur ich bin der Schuldige, hier steh ich! (ihm die Brust darbietend) Nun, so rächt Euch doch! MARCHESE (zu Don Alvaro) Ich will Euch gleich beweisen, Wie man den Mann behandeln muß, Der mir das Haus besudelt! DON ALVARO Was soll das heißen? MARCHESE (zu Leonora) Fort mit dir... (zu den Bedienten) Ergreift den Lumpen! |
DON ALVARO (erneut die Pistole ziehend) Wehe dem, der mir zu nah kommt ... LEONORA (stürzt auf ihn zu) Alvaro, Gott, halt ein! DON ALVARO (zum Marchese) Ihr allein dürft mich töten. MARCHESE Den Tod von diesen Händen? Am Galgen durch des Henkers Hand Wirst du dein Leben enden! DON ALVARO Marchese von Calatrava! Rein, wie es Gottes Engel sind, Ist Euer Kind, das schwör ich! Ich nur bin schuldig. Und wagt Ihr, an meinen Worten zu zweifeln, So biet ich Euch mein Leben. Seht, ich bin wehrlos... (Er wirft die Pistole weg, wobei sich beim Aufschlag auf den Boden ein Schuß löst, der den Marchese tödlich verwundet.) MARCHESE Ich sterbe! DON ALVARO (verzweifelt) Wahnsinn des Schicksals! LEONORA (eiltzu ihrem Vater) Zu Hilfe! |
MARCHESE (zu Leonora) Faß mich nicht an... Entweih mit deiner Nähe nicht mein Sterben. LEONORA Vater! MARCHESE Du sollst verflucht sein! (Er bricht in den Armen der Diener zusammen.) LEONORA Himmel, erbarm dich! DON ALVARO O Grauen! (Die Diener tragen den Marchese in seine Gemächer, während Don Alvaro die unglückliche Leonora mit sich auf den Balkon zieht.) |
Contents: Personen; Erster Akt; Zweiter Akt; Dritter Akt; Vierter Akt |