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La traviata” by Giuseppe Verdi libretto (German Swap English)

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Personen

Violetta Valery (Sopran)
Flora Bervoix, Freundin von Violetta (Mezzosopran)
Annina, Dienerin und Vertraute Violettas (Sopran)
Alfredo Germont, Geliebter Violettas (Tenor)
Giorgio Germont, sein Vater (Bariton)
Gastone, Bekannter von Violetta und Alfredo (Tenor)
Barone Douphol, Bekannter Violettas, auch ihr Verehrer (Bariton)
Marchese d'Obigny, Bekannter Violettas (Bass)
Dottore Grenvil, Violettas Arzt (Bass)
Giuseppe, Violettas Diener (Tenor)
Ein Diener Floras (Bass)
Ein Dienstmann (Bass)
Freunde Violettas und Floras, Stierkämpfer, Zigeuner, Maskierte u. a. (Chor)


VORSPIEL

Roles

Violetta Valéry, a courtesan - soprano
Alfredo Germont, a young bourgeois from a provincial family - tenor
Giorgio Germont, Alfredo's father - baritone
Flora Bervoix, Violetta's friend - mezzo-soprano
Annina, Violetta's maid - soprano
Gastone, Alfredo's friend - tenor
Barone Douphol, Violetta's lover, a rival of Alfredo - baritone
Marchese d'Obigny - bass
Dottore Grenvil - bass
Giuseppe, Violetta's servant - tenor
Flora's servant - bass G. Tona
Commissioner - bass

PRELUDE

ERSTER AKT

Salon in Violettas Haus. Im Hintergrund eine Tür, die in
einen anderen Raum führt; seitlich zwei weitere Türen.
Links ein Kamin mit einem Spiegel über dem
Kaminsims. In der Mitte des Raumes eine sehr große,
reichgedeckte Tafel.

(Violetta sitzt auf einem Sofa und unterhält sich mit
Dr. Grenvil und anderen Freunden. Einige ihrer Freunde
gehen umher und begrüßen verschiedene ankommende
Gäste. Unter ihnen befinden sich der Baron und Flora,
begleitet vom Marquis.)


I. CHOR
Warum kommt Ihr so spät zu
unserem Feste?

II. CHOR
Wir spielten bei Flora
und vergaßen beim Spiele die Zeit.

VIOLETTA (geht und begrüßt sie)
Flora! Ihr Freunde! Laßt uns die letzten Stunden
durch Frohsinn und Freude vertreiben.
Nehmt Euer Glas, stürzt Euch ins Fest.

FLORA, MARQUIS
Und Ihr amüsiert Euch mit uns?

ACT ONE

A drawing room in Violetta's home. In the background
a door, opening to another room. There are two other
lateral doors; to the left, a fireplace with a mirror over
the mantel. In the centre of the room, a huge table
richly laden.

(Violetta is seated on a sofa, talking with Dr Grenvil
and other friends. Some of her friends go to greet
various guests as they arrive. Among them, the Baron
and Flora, escorted by the Marquis.)


CHORUS I
You were invited for an earlier hour.
You have come late.

CHORUS II
We were playing cards at Flora's,
and the time passed quickly.

VIOLETTA (going to greet them)
Flora, my friends, the rest of the evening
will be gayer because you are here.
Surely the evening is livelier with good food and drink?

FLORA, MARQUIS
And can you be lively?

VIOLETTA
Ja, ich will's;
ich geb mich der Freude hin,
denn sie vertreibt jeden Schmerz.

ALLE
Ja, das Leben bringt Freude und Lust.
(Der Graf Gastone de Letorières tritt ein mit Alfredo
Germont. Diener sind mit der Tafel beschäftigt.)

GASTONE
Euch, meine Freundin, stelle ich vor
Alfredo Germont, der Euch innig verehrt;
nur wenig Freunde kommen ihm gleich.

VIOLETTA
(Sie reicht Alfredo ihre Hand zum Kuß.)
Mein lieber Graf, Dank für die Ehre!

MARQUIS
Teurer Alfredo...

ALFREDO
Herr Marquis...
(Sie reichen sich die Hände.)

GASTONE (zu Alfredo)
Sagt ich's nicht:
hier amüsiert sich's in Freude und Lust!
(In der Zwischenzeit haben die Diener den Tisch fertig
vorbereitet.)

VIOLETTA
Ist alles bereit?
(Ein Diener nickt zustimmend.)

VIOLETTA
I must be.
I give myself to pleasure, since pleasure
is the best medicine for my ills.

ALL
Indeed, life is doubly heightened by pleasure.
(The Viscount Gastone de Letorières enters with Alfredo
Germont. Servants are busily engaged at the table.)

GASTONE
My dear Madam, in Alfredo Germont
I present a man who greatly admires you;
few friends are so fine as he.

VIOLETTA
(She offers her hand to Alfredo, who kisses it.)
My dear Viscount, thank you for this gift.

MARQUIS
My dear Alfredo -

ALFREDO
Marquis -
(They shake hands.)

GASTONE (to Alfredo)
As I told you,
here friendship joins with pleasure.
(Meanwhile the servants have finished setting the
table.)

VIOLETTA
Is everything ready?
(A servant nods in affirmation.)

Meine Freunde, zur Tafel!
Heiter sei jedes Herz und fröhlich.

ALLE
Das ist wahr; die heimlichen Sorgen
entfliehen, wenn uns die Tafel winkt.
(Sie nehmen an der Tafel Platz. Violetta sitzt zwischen
Alfredo und Gastone. Flora sitzt ihr gegenüber
zwischen dem Marquis und dem Baron. Die übrigen
Gäste nehmen ihre Plätze um die Tafel ein. Ein
Augenblick des Schweigens während das Essen serviert
wird. Violetta und Gastone flüstern miteinander.)
Und dem Genusse öffne sich Euer Herz!

GASTONE
An Euch muß Alfredo immer denken.

VIOLETTA
Ihr scherzt wohl?

GASTONE
Bei Eurer Krankheit neulich
fragte er täglich nach Eurem Ergehen.

VIOLETTA
Was sagt Ihr? Bin ihm doch unbekannt.

GASTONE
Glaubt meinen Worten.

VIOLETTA
Ist es wahr? Doch weshalb?
Ich begreif es nicht.

Please be seated:
it is at table that the heart is gayest.

ALL
Well spoken - secret cares
fly before that great friend, wine.
(They take their places at the table. Violetta is seated
between Alfredo and Gastone. Facing her Flora takes
her place between the Marquis and the Baron. The
remaining guests take their various places around the
table. A moment of silence as the food is served.
Violetta and Gastone are whispering to each other.)
It is at table that the heart is gayest.

GASTONE
Alfredo thinks of you always.

VIOLETTA
You are joking?

GASTONE
While you were ill, every day he called
to ask about you.

VIOLETTA
Don't talk like that. I am nothing to him.

GASTONE
I do not deceive you.

VIOLETTA
It is true then? But why?
I don't understand.

ALFREDO
Ja, nur zu wahr.

VIOLETTA
Nehmt meinen Dank, mein Herr.
Und Euch, Baron, war dies kein Beispiel?

BARON
Ich kenn' Euch erst ein Jahr.

VIOLETTA
Bei ihm sind es ein paar Minuten.

FLORA (zum Baron)
Ihr hättet besser taktvoll geschwiegen.

BARON (leise zu Flora)
Dieser Jüngling mißfällt mir.

FLORA
Warum? Ich finde ihn recht sympathisch.

GASTONE (zu Alfredo)
So schweigsam amüsierst du dich?

MARQUIS (zu Violetta)
Vielleicht kann Violetta ihn ermuntern!

VIOLETTA
Darf ich Hebe Euch sein?

ALFREDO
Unsterblich wie jene wünsche ich Euch.

ALFREDO
Yes, it is true.

VIOLETTA
I thank you.
You, Baron, were less attentive.

BARON
I have only known you for a year.

VIOLETTA
And he for just a few minutes.

FLORA (in a low voice, to the Baron)
It would have been better to say nothing.

BARON (softly, to Flora)
I don't like this young man.

FLORA
Why not? I think he's very pleasant.

GASTONE (to Alfredo)
And you have nothing more to say?

MARQUIS (to Violetta)
It's up to you to make him talk.

VIOLETTA
I shall be Hebe, the cup-bearer.

ALFREDO
And, like her, immortal, I hope.

ALLE
Trinken wir! Erhebet das Glas!

GASTONE
O Baron, habt Ihr nicht einen Trinkspruch,
der diese frohe Stunde würzen könnte?
(Der Baron schüttelt den Kopf.)
Alfredo, und du?
(Alfredo zunickend)

ALLE
Ja, ja, ein Trinkspruch.

ALFREDO
Leider bin ich kein Dichter.

GASTONE
Ich kenn' dich doch, ein Meister bist du!

ALFREDO (zu Violetta)
Ist es auch Euer Wunsch?

VIOLETTA
Ja.

ALFREDO (erhebt sich)
Ja? Dann mit ganzem Herzen!

MARQUIS
So hört ihn an...

ALLE
Ja, wir lauschen seinem Lied.

ALL
Let us drink.

GASTONE
Baron - can't you find a toast
for this happy occasion?
(The Baron shakes his head.)
Then it's up to you -
(nodding to Alfredo)

ALL
Yes, yes, a toast.

ALFREDO
Inspiration fails me.

GASTONE
But aren't you a master?

ALFREDO (to Violetta)
Would it please you?

VIOLETTA
Yes.

ALFREDO (rising)
Yes? I have it already in my heart.

MARQUIS
Then - attention!

ALL
Yes, to the poet.

ALFREDO
Auf, schlürfet in durstigen Zügen
den Kelch, den die Schönheit kredenzt:
die flüchtigen Stunden entfliegen.
Drum fröhlich die Stirne bekränzt.
Empfindet das himmlische Leben,
denn Liebe ist höheres Leben.
Ist himmlische, selige Lust!
(auf Violetta zeigend)
Den Kelch, den die Schönheit kredenzt.
Der Liebe erschalle ein Hoch!
Die Liebe, sie lebe hoch!

ALLE
Der Liebe erschalle ein Hoch!
Die Liebe, sie lebe hoch!

VIOLETTA (erhebt sich)
Wer fröhlich das Leben genießet,
der ist mir willkommen als lieber Gast;
denn was nicht dem Frohsinn entsprießet,
ist Torheit und drum mir verhaßt.
Wir wollen der flüchtigen Wonne,
so lange sie blühet uns weihn,
sie sei unser Licht, unsere Sonne
und strahle dem trauten Verein.
Wer fröhlich das Leben genießet,
der ist mir willkommen als lieber Gast.

ALLE
Auf, füllet die Becher! Es schalle der Jubel,
die Freude vertreibe die Nacht;
des Liedes Begeisterung werde
dem Morgen entgegengebracht.

ALFREDO
Drink from the joyful glass,
resplendent with beauty,
drink to the spirit of pleasure
which enchants the fleeting moment.
Drink to the thrilling sweetness
brought to us by love,
for these fair eyes, irresistibly,
(indicating Violetta)
pierce us to the heart.
Drink - for wine
will warm the kisses of love.

ALL
Drink - for wine
will warm the kisses of love.

VIOLETTA (rising)
I shall divide my gaiety
among you all;
Everything in life is folly,
except for pleasure.
Let us be joyful, for love
is a fleeting and short-lived joy.
A flower which blossoms and fades,
whose beauty is soon lost forever.
Be joyful - a caressing voice
invites us warmly to joy.

ALL
Ah! Be carefree - for wine and song
with laughter, embellish the night.
The new day breaking will find us still
in this happy paradise.

VIOLETTA (zu Alfredo)
Nur Heiterkeit würzet das Leben!

ALFREDO (zu Violetta)
Für den, der Liebe nicht kennt.

VIOLETTA
O kann es wohl Höheres geben?

ALFREDO
Dem nicht, dem hier es nicht brennt.

ALLE
Auf, füllet die Becher, es schalle der Jubel.
Die Freude vertreibe die Nacht;
des Liedes Begeisterung werde
dem Morgen entgegengebracht.
(Musik dringt aus einem angrenzenden Raum.)
Was gibt's dort?

VIOLETTA
Nun folgt, wenn's Euch beliebt.

ALLE
Sehr charmant fürwahr! Wir wollen tanzen.

VIOLETTA
Wohlan, so gehen wir.
(Beim Abgang durch die Mitteltür erbleicht Violetta
plötzlich.)

O Himmel!

ALLE
Was ist Euch?

VIOLETTA (to Alfredo)
Life is only pleasure.

ALFREDO (to Violetta)
For those who don't know love.

VIOLETTA
Speak not of love to one who knows not what it is.

ALFREDO
Such is my destiny.

ALL
Be carefree - for wine and song
with laughter, embellish the night.
The next day breaking will find us still
in this happy paradise.
(The sound of music is heard, coming from an adjoining
room.)

What is that?

VIOLETTA
Wouldn't you like to dance now?

ALL
How kind of you! We accept with pleasure.

VIOLETTA
Let us go, then.
(As they are going out through the centre door,
Violetta suddenly turns pale.)

Oh!

ALL
What is the matter?

VIOLETTA
Nichts, gar nichts.

ALLE
Warum bleibt Ihr zurück?

VIOLETTA
So folgt mir.
(Sie geht ein paar Schritte, muß dann aber stehen
bleiben und sich setzen.)

O Gott!

ALLE
Da ist es wieder!

ALFREDO
Seid ihr leidend?

ALLE
So sagt, was ist Euch?

VIOLETTA
Ein Zittern ergreift mich.
Geht dort hinüber.
(Sie zeigt auf einen anderen Raum.)
Bald werd' ich Euch folgen.

ALLE
Nach Eurem Wunsche.
(Alle gehen in den anderen Salon hinüber, außer
Alfredo.)

VIOLETTA (schaut in den Spiegel)
O wie blaß bin ich!

VIOLETTA
Nothing, it is nothing.

ALL
Why have you stopped here?

VIOLETTA
Let us go out.
(She takes a few steps, but then is forced to stop
again and to sit down.)

Oh God!

ALL
Again!

ALFREDO
Are you ill?

ALL
Heavens, what can it be?

VIOLETTA
It's just a chill.
Go on - please - there.
(She points towards the other room.)
In just a few minutes I shall come -

ALL
As you wish.
(All except Alfredo go into the other room.)

VIOLETTA (looking into a mirror)
How pale I am!

(sich umdrehend erblickt sie Alfredo.)
Ihr hier?

ALFREDO
Seid ihr vom bösen Schmerz jetzt wieder befreit?

VIOLETTA
Es geht mir besser.

ALFREDO
O denkt an Euch selbst,
schont doch Euer Leben,
das mir so teuer ist.

VIOLETTA
O, könnt' ich ein neues Leben...

ALFREDO
Wenn Ihr erst mein wäret, ich würde in treuer
Sorge über Euch wachen, behutsam Euch schützen.

VIOLETTA
Was sagt Ihr? Niemand auf Erden
nahm sich meiner an.

ALFREDO (leidenschaftlich)
Liebt Euch denn kein Mensch auf der Welt?

VIOLETTA
Niemand?

ALFREDO
Ich ausgenommen!

(turning she sees Alfredo)
You are here!

ALFREDO
Are you feeling better now?

VIOLETTA
Yes, better, thank you.

ALFREDO
Ah, this way
you will kill yourself - you must take care
of yourself -

VIOLETTA
But can I?

ALFREDO
If you were mine,
I should watch over you.

VIOLETTA
What are you saying? Is there anyone
to care for me?

ALFREDO (passionately)
That's because no one in the world loves you -

VIOLETTA
No one?

ALFREDO
Except me.

VIOLETTA
Ach, freilich, ich habe Eure große Liebe nur vergessen.

ALFREDO
Ihr lacht... und die Stimme Eures Herzens?

VIOLETTA
Mein Herz, wer fragt danach... Was kümmert's Euch?

ALFREDO
O hörtet Ihr seine Stimme, dann könntet Ihr nicht
scherzen.

VIOLETTA
Und sprecht Ihr auch wahr?

ALFREDO
Ich belüg' Euch nicht.

VIOLETTA
Wie lang' ist's her, seit Ihr mich liebt?

ALFREDO
Seit einem Jahr schon.
So hold, so reizend und engelsmild
standst du vor meinen Blicken;
nie füllte so mich ein Frauenbild
mit himmlischer Wonn' und Entzücken.
Liebe, ach, Liebe, allmächt'ges Gottesherz,
das die ganze Welt beweget,
Liebe, die mit Wonne und sel'gem Schmerz
jede Brust erreget.

VIOLETTA
It's true! I had forgotten this great love.

ALFREDO
You laugh? Have you no heart?

VIOLETTA
A heart? yes, perhaps - but why do you ask?

ALFREDO
Ah, if that were so, then you couldn't laugh at me.

VIOLETTA
Are you serious?

ALFREDO
I do not deceive you.

VIOLETTA
Have you been in love with me for long?

ALFREDO
Yes, for a year.
One day you passed before me,
happy and light as air,
and ever since that day,
even without knowing it, I loved you -
with that love which is the very breath
of the universe itself -
mysterious and noble,
both cross and ecstasy of the heart.

VIOLETTA
Redet Ihr wahr, so fliehet mich,
Freundschaft nur kann ich geben.
Denn gegen Liebe sträubet sich
mein ganzes heit'res Leben!
Offen und frei muß bitten ich,
anderen Euch zu weihen,
und zu vergessen mich, zu meiden,
es wird nicht schwer Euch sein.

ALFREDO
Liebe, die mit Wonne und sel'gem Schmerz
jede Brust erreget.

VIOLETTA
Und zu vergessen mich, es wird nicht schwer Euch sein.

GASTONE (eintretend)
Was ist mit Euch? Wo bleibt Ihr?

VIOLETTA
Wir neckten uns...

GASTONE
Haha! ganz gut... Bleibt hier.
(Er zieht sich zurück.)

VIOLETTA
Liebe... nichts mehr von ihr.
Wollt' Ihr's versprechen?

ALFREDO
Ich muß gehorchen. Lebt wohl.

VIOLETTA
Ah, if this is true, then leave me -
I offer you only friendship:
I cannot love, nor can I accept
so heroic a love from you.
I am simple and frank.
You must find another.
It won't be hard, then,
for you to forget me.

ALFREDO
Love mysterious and noble,
both cross and ecstasy of the heart.

VIOLETTA
It won't be hard, then, for you to forget me.

GASTONE (in the doorway)
Well, now? What the devil are you doing?

VIOLETTA
We were joking.

GASTONE
Aha! Good! Please stay.
(He withdraws.)

VIOLETTA
Then - no more love.
Do you accept the pact?

ALFREDO
I obey. I shall leave you.

VIOLETTA (nimmt eine Blume von ihrem Busen)
Ihr wollt schon gehen?
Nehmt diese Blume!

ALFREDO
Wozu?

VIOLETTA
Bringt sie mir wieder.

ALFREDO
Und wann?

VIOLETTA
Wenn ihre Blätter welken.

ALFREDO
O Himmel! Schon morgen...

VIOLETTA
Nun ja, schon morgen!

ALFREDO (überglücklich die Blume annehmend)
Ich bin so glücklich!

VIOLETTA
Sagt's noch einmal, Ihr liebt mich?

ALFREDO (im Begriff zu gehen)
O unaussprechlich lieb' ich Euch.

VIOLETTA
Ihr geht?

VIOLETTA (taking a flower from her bosom)
It's like that, then?
Take this flower.

ALFREDO
Why?

VIOLETTA
You shall bring it back -

ALFREDO
When?

VIOLETTA
When it has withered.

ALFREDO
Oh Heavens! Tomorrow.

VIOLETTA
Good, tomorrow.

ALFREDO (joyously accepting the flower)
I am happy!

VIOLETTA
Do you still think you love me?

ALFREDO (about to leave)
Oh, how much I love you!

VIOLETTA
You are leaving?

ALFREDO (geht auf sie zu und küßt ihre Hand)
Ich scheide.

VIOLETTA
Addio.

ALFREDO
Von dir will ich nicht lassen.

ALFREDO, VIOLETTA
Addio, addio.
(Alfredo geht hinaus. Die anderen Gäste, erhitzt vom
Tanzen, treten wieder in den Salon ein.)


ALLE
Schon erstrahlt die Morgenröte.
Und die Zeit ruft uns nach Haus.
Dank Euch, holdeste der Frauen,
für den festlich schönen Schmaus.
Voll von Festen ist die Stadt,
und im Rausch verfliegt die Zeit;
nur durch Ruhe finden wir
Kraft zu neuer Fröhlichkeit.
(Sie gehen hinaus.)

VIOLETTA (allein)
's ist seltsam! Im Herzen
tönt stets seine liebe Stimme mir.
Ist's ein ünglück, wahrhaft zu lieben?
Was fühlst du, o zerrißne Seele?
Für niemand erglühtest du - o Freude,
die ich nie gekannt, wahrhaft geliebt zu werden.
Ich sah den Himmel nicht,
als mich der Taumel des Genusses umfangen hatte.

ALFREDO (coming near her, kissing her hand)
I am leaving.

VIOLETTA
Goodbye.

ALFREDO
I desire nothing more.

ALFREDO, VIOLETTA
Goodbye. Goodbye.
(Alfredo goes out as the other guests return to the
drawing room, flushed from dancing.)


ALL
Dawn is breaking in the sky
and we must leave.
Thank you, gentle lady,
for this delightful evening.
The city is filled with parties,
the season of pleasure is at its height.
We shall sleep now, to regain our strength
for another night of joy.
(They go out.)

VIOLETTA (alone)
How strange! How strange! His words
are burned upon my heart!
Would a real love be a tragedy for me?
What decision are you taking, oh my soul?
No man has ever made me fall in love. What joy,
such as I have never known - loving, being loved!
And can I scorn it
for the arid nonsense of my present life?

Er ist es, dessen wonnig Bild
mir wie aus weiten Fernen,
mitten im Taumel lauter Lust
leuchtete gleich den Sternen.
Er, der an meiner Schwelle stand,
sich sorgte um mein Leben,
der mich fiebern, beben macht,
jetzt vor der wahren Liebe.
Liebe, ach Liebe, allmächt'ges Gottesherz,
das die ganze Welt beweget,
Liebe, die mit Wonne und sel'gem Schmerz
jede Brust erreget...
O Torheit, Torheit! Eitler Wahn!
Du armes Mädchen, allein,
einsam und verlassen
in dieser rauschenden Wüste,
die sich Paris nennt,
was kann ich hoffen?
Was soll ich beginnen? O Freude,
die ich nur im Taumel der Lust empfinde.
Fröhlichkeit, ja, Fröhlichkeit.
Von der Freude Blumenkränzen
sei mein Leben heiter durchzogen;
auf des Jubels lust'gen Wogen
rauschen schnell die Tage dahin.
Jeder Morgen soll als Bote
neue Feste fröhlich künden.
Jeder Abend soll mich finden,
wo die Lust man frei genießet!

ALFREDO (draußen, unter dem Balkon)
Liebe, ach Liebe, allmächtiges Gottesherz!...

VIOLETTA
Oh...

Ah, perhaps he is the one
whom my soul,
lonely in the tumult, loved
to imagine in secrecy!
Watchful though I never knew it,
he came here while I lay sick,
awakening a new fever,
the fever of love,
of love which is the very breath
of the universe itself -
Mysterious and noble,
both cross and ecstasy of the heart.
Folly! All is folly! This is mad delirium!
A poor woman, alone,
lost in this
crowded desert
which is known to men as Paris.
What can I hope for?
What should I do? Revel
in the whirlpool of earthly pleasures.
Revel in joy! Ah!
Forever free, I must pass
madly from joy to joy.
My life's course shall be
forever in the paths of pleasure.
Whether it be dawn or dusk,
I must always live. Ah!
Gaily in the world's gay places,
ever seeking newer joys.

ALFREDO (outdoors, under the balcony)
Love is the very breath...

VIOLETTA
Oh!

ALFREDO
... das die ganze Welt beweget!

VIOLETTA
Ach, Liebe...

ALFREDO
Liebe, die mit Wonn' und sel'gem Schmerz
jede Brust erreget,
jede Brust erreget mit sel'gem Schmerz.

VIOLETTA
O Torheit, Torheit! O Freude, Freude.
Von der Freude Blumenkränzen
sei mein Leben heiter durchzogen;
auf des Jubels lust'gen Wogen
rauschen schnell die Tage hin.
Jeder Morgen soll als Bote
neue Feste fröhlich künden,
jeder Abend soll mich finden,
wo die Lust man frei genießet.

ALFREDO
Liebe, allmächtiges Gottesherz,
das die Welt beweget.

VIOLETTA
Wo die Lust man frei genießet,
dort ergreift es mich, Lust und Freude.

ALFREDO
...of the universe itself -

VIOLETTA
Love.

ALFREDO
Mysterious and noble,
both cross and ecstasy,
cross and ecstasy of the heart.

VIOLETTA
Folly! Folly! Ah yes! From joy to joy,
forever free, I must pass
madly from joy to joy.
My life's course shall be
forever in the paths of pleasure.
Whether it be dawn or dusk,
I must always live. Ah!
Gaily in the world's gay places,
ever seeking newer joys, etc.

ALFREDO
Love is the very breath
of the universe itself.

VIOLETTA
Oh! My thoughts have to seek new joys.
Oh! My thoughts. My thoughts.

ZWEITER AKT

Erste Szene

Landgut in der Nähe von Paris. Salon.
Im Hintergrund befindet sich ein Kamin zum Publikum,
auf dem Kaminsims eine Uhr und darüber ein Spiegel.
Auf beiden Seiten des Kamins führen Flügeltüren in
den Garten. Im ersten Stockwerk zwei weitere sich
gegenüber liegende Türen. Stühle, Tische, Bücher,
Schreibmaterial.
(Alfredo tritt in Jagdkleidung ein.)

ALFREDO (Er stellt sein Gewehr ab.)
Entfernt von ihr ist kein Glück für mich!
Drei Monde schon entschwanden,
daß meine Violetta für mich entsagte
den Reizen des Lebens, den Huldigungen,
die von einem Sklavenschwarme
ihrer Schönheit geweihet wurden.
Sie mied den Trubel.
ünd nun zufrieden an diesem stillen Orte
vergaß alles sie für mich. An ihrer Seite
fühl ich mich neu erstehen,
neu geboren, vergeß in ihrem Glück
ich die Vergangenheit.
Ach, ihres Auges Zauberblick
strahlte mir in die Brust, und rief mein wildes
Herz zurück, mein Herz zurück vom Taumel trunkner
Lust.
Selige Worte zu mir sie sprach:
mein Leben weih ich dir!
Das tönt mir ewig im Herzen nach
und öffnet den Himmel mir.
(Annina tritt in Reisekleidung auf.)

ACT TWO

Scene One

A country house near Paris.
A drawing room on the ground floor. in the
background, facing the audience, there is a fireplace;
on the mantelpiece, a clock and above it a mirror. On
either side of the fireplace, French doors open on a
garden. On the floor above, two other doors, facing
each other. Chairs, tables, books, writing materials.
(Alfredo enters in hunting clothes.)


ALFREDO (putting down his shotgun)
I have no joy in life when she is far away!
Three months have passed
since Violetta gave up for me
a life of ease, luxury, love affairs
and the pomp of society,
where, surrounded by adoration,
she enslaved all with her beauty.
Now, happy in this quiet country home,
she has forgotten everything for me. And here,
near her, I feel like a man reborn;
invigorated by the pulse of love,
I have forgotten the past in the joy of being with her.
The violent fire
of my youthful spirits
was tempered by the quiet smile of her love!
Ever since the day when she said:
"I want to live only for you"
I seem to live in heaven,
unmindful of the world.
(Annina enters, dressed for travelling.)

ALFREDO
Annina, woher kommst du?

ANNINA
Von Paris!

ALFREDO
Wer schickte dich dorthin?

ANNINA
Meine gute Herrin.

ALFREDO
Warum?

ANNINA
Um all die Sachen zu verkaufen,
die uns hier noch blieben.

ALFREDO
Was muß ich hören?

ANNINA
Zu teuer wurde uns der Aufwand hier.

ALFREDO
Und du verschwiegst es?

ANNINA
Man hat mir Schweigen befohlen.

ALFREDO
Befohlen? - Sag, wieviel braucht Ihr.

ALFREDO
Annina, where have you come from?

ANNINA
From Paris.

ALFREDO
Who sent you?

ANNINA
My mistress.

ALFREDO
Why?

ANNINA
To take the horses, the carriages,
and whatever else is hers.

ALFREDO
What is this!

ANNINA
It is very expensive, living here all alone.

ALFREDO
What are you hiding from me?

ANNINA
I was sworn to silence.

ALFREDO
Sworn! Tell me, how much is needed?

ANNINA
Tausend Dukaten.

ALFREDO
Ich eile schnell nach Paris.
Doch verrate nichts deiner Herrin.
Das ganze wird sogleich geordnet sein.
(Alfredo ab. Bald darauf tritt Violetta ein mit
verschiedenen Papieren in der Hand. Sie spricht mit
Annina.)

VIOLETTA
Wo ist Alfredo?

ANNINA
Er eilte eben nach Paris.

VIOLETTA
Kommt er zurück?

ANNINA
Noch vor Abend kommt er wieder.
Euch sollt ich's nicht verschweigen.

VIOLETTA
Sehr seltsam.

GIUSEPPE (reicht Violetta einen Brief.)
Für Euch.

VIOLETTA (nimmt ihn)
Ich danke. Wenn ein Geschäftsmann
nach mir fragen sollte,
laßt ihn sofort herein.

ANNINA
A thousand louis.

ALFREDO
Go now - I shall go to Paris.
Madam must know nothing of our talk.
I can still take care of everything.
(He leaves. Soon Violetta enters with various papers in
her hand. She speaks with Annina.)

VIOLETTA
Alfredo?

ANNINA
He has just left for Paris.

VIOLETTA
When will he come back?

ANNINA
Before evening.
He asked me to tell you.

VIOLETTA
How strange!

GIUSEPPE (handing her a letter)
For you.

VIOLETTA (taking it)
Good. In a few minutes a man is coming
on business.
Show him in immediately.

(Violetta liest den Brief.)
Ha, ha! Flora hat mein Versteck entdeckt.
Weil sie mich zum Tanz für heute abend lädt!
Sie wird vergebens warten!
GIüSEPPE
Ein Herr wünscht Euch zu sprechen!

VIOLETTA
Er ist's, auf den ich warte.
(Sie bedeutet Annina ihn hereinzubitten. Giorgio
Germont erscheint.)

GERMONT
Sie sind Fräulein Valery?

VIOLETTA
Die bin ich.

GERMONT
Sie sehen in mir den Vater Alfredos.

VIOLETTA
(erstaunt, bietet sie ihm einen Stuhl an.)
Ihr!

GERMONT
Den Vater des Verblendeten, des Armen,
den Ihr ruiniert.

VIOLETTA (steht entrüstet auf)
Mein Herr, Ihr sprecht zu einer Dame,
dies ist mein Haus; erlaubt mir, daß ich Euch verlasse,
zu Eurem Besten, nicht zu meinem.
(im Begriff das Zimmer zu verlassen)

(Violetta, reading the letter)
Aha! Flora has found my hideaway!
She has invited me to a dance this evening!
She'll wait for me in vain.

GIUSEPPE
A gentleman to see you.

VIOLETTA
It must be the man I'm expecting.
(She gestures for Annina to admit him. Giorgio
Germont enters.)

GERMONT
Mademoiselle Valéry?

VIOLETTA
Yes.

GERMONT
I am Alfredo's father!

VIOLETTA
(Surprised, she offers him a chair.)
You!

GERMONT
Yes, father of this reckless lad, who is
rushing to his ruin because of you.

VIOLETTA (rising, with resentment)
I, sir, am a woman and in my own home.
Now please excuse me,
more for your sake than for mine.
(She is on the point of going out.)

GERMONT
(Wie wohlerzogen!) ünd doch...

VIOLETTA
Man hat Euch falsch berichtet.

GERMONT
Er will Euch seine Güter schenken.

VIOLETTA
Bis jetzt hat er es nicht gewagt - Ich würde sie nicht
nehmen.

GERMONT (sich umsehend)
Woher bezahlt Ihr Euren Aufwand?

VIOLETTA
Für alle
ist dies noch geheim. Euch will ich's sagen.
(Gibt ihm einige Papiere.)

GERMONT (einen Blick darauf werfend)
Himmel, was entdeck ich?
Euern ganzen großen Besitz
wollt Ihr jetzt hingeben?
Eure Vergangenheit, warum beklagt ihr sie?

VIOLETTA
Sie ist entschwunden - Ich liebe!
Gott hat, durch meine Reue, mir vergeben.

GERMONT
Eure Ehre ist makellos.

GERMONT
(What spirit!) And yet -

VIOLETTA
You have been badly advised.

GERMONT
He wants to give you all his possessions.

VIOLETTA
So far, he hasn't dared - I should refuse.

GERMONT (looking about him)
Such luxury -

VIOLETTA
This paper is a secret from everyone.
But it shall not be from you.
(She gives him the paper.)

GERMONT (after looking at them briefly)
Heavens! What is this!
You wish to sell
everything you own?
Ah, why does your past accuse you so?

VIOLETTA
The past does not exist - I love Alfredo now;
God wiped out my past with my repentance.

GERMONT
These are truly noble sentiments!

VIOLETTA
Oh wie wonnig mir Euer Wort ins Herz dringt.

GERMONT
Darf ich nun von Euch
ein großes Opfer fordern?

VIOLETTA (erhebt sich)
Ach, nein, schweiget -
Unmögliches würdet Ihr verlangen.
Ich ahn's, ich fühl's, seht, jetzt war ich
glücklich.

GERMONT
Der Vater Alfredos bittet Euch,
er fleht um das Heil, um die Zukunft
seiner beiden Kinder.

VIOLETTA
Seiner beiden Kinder?

GERMONT
Ja.
Gott schenkte eine Tochter mir,
mein Stolz und meine Liebe.
Ein Jüngling weiht in Sehnsucht ihr
sein Herz voll süßer Triebe.
Doch kehret Alfredo nicht zurück,
dann wird er sie verlassen,
und all ihr kaum gelebtes Glück
wird unerfüllt erblassen.
Drum wandle, ach, zu Dornen nicht
der Liebe Rosenketten,
erkenne deine hohe Pflicht,
der Tochter Glück zu retten.

VIOLETTA
Ah, how good to hear these words from you!

GERMONT
And in the name
of these sentiments, I ask a sacrifice -

VIOLETTA (arising)
Ah, no, do not say it.
Certainly you would ask some frightening thing.
I knew it - I expected you - I was
too happy.

GERMONT
Alfredo's father
asks you to decide the fate
of his two children.

VIOLETTA
His two children!

GERMONT
Yes.
God blessed me with a daughter,
like an angel in her purity;
if Alfredo refuses to return
to the bosom of his family,
the young man in love and beloved in turn,
who was soon to marry my daughter,
would reject this bond
on which our happiness depends.
Ah, do not be the cause of love's roses
changing into thorns.
Do not let your heart refuse
what I so fervently ask of you. No! No!

VIOLETTA
Ah, ich verstehe, nur für kurze Zeit
soll Alfredo mich verlassen; auch das
wird schwer, wird schmerzlich für mich sein.

GERMONT
Das ist nicht alles.

VIOLETTA
Himmel, was verlangt Ihr?
Hab' ich nicht genug Euch zugestanden?

GERMONT
Es genügt nicht -

VIOLETTA
Wollt Ihr, daß ich auf immer, für alle Ewigkeit ihm
soll entsagen?

GERMONT
Ich verlang' es.

VIOLETTA
Nein, niemals.
Ihr kennet nicht mein Lieben,
wie es glühend mich beseelt.
Hab keine Freunde, keine Eltern
und niemanden, der mit mir lebt.
Alfredo hat mir fest geschworen,
all das zu sein, was ich verlor.
ünd wißt Ihr auch, daß Todesschmerzen
meiner Tage Lauf bedrohen?
Laßt mir ihn doch, der mich erwähltet!
Trennt Alfredo nicht von mir,

VIOLETTA
Ah, I understand - I must leave Alfredo
for a time. It will be painful
for me - yet -

GERMONT
That is not what I ask.

VIOLETTA
Heaven, what more can you ask!
I offered much!

GERMONT
But not enough.

VIOLETTA
You want me to give him up forever?

GERMONT
You must!

VIOLETTA
No - never! No, no!
Can you not see what tremendous,
burning love I feel for him,
I, who have no friends or family
among the living?
Don't you know that Alfredo swore
that I should find everything in him?
Don't you know that my life
is endangered by a terrible disease,
that I have but a short time to live?
To leave Alfredo forever?

ach, wenn er mir fern sein sollte,
zöge raschen Tod ich vor.

GERMONT
Ein schweres Opfer fordere ich,
doch hört mich nochmals ruhig an.
Jugend und reiche Schönheit besitzt Ihr,
doch bald...

VIOLETTA
O sprecht nicht weiter!
Wohl versteh' ich's, doch es ist unmöglich.
Nur ihn kann ich lieben.

GERMONT
Ich glaub's Euch, doch wandelbar ist des Menschen
Sinn.

VIOLETTA
O Himmel.

GERMONT
Wenn einst die Zeit den Traum
der Gegenwart zerstöret,
zerfließt dein Glück zu eitlem Schaum,
das Herz ist wahnbetöret.
Dann wird kein Balsam deinem Herzen
Trost und Ruhe bringen,
denn Gott würd' seinen milden Segen
von eurem Bunde kehren.

VIOLETTA
O Gott, 's ist wahr.

Ah, the anguish would be so cruel
that I should prefer to die.

GERMONT
The sacrifice is great,
but hear me out patiently.
You are still young and beautiful -
in time -

VIOLETTA
Ah, say nothing more.
I understand - I cannot -
I shall never love anyone but him.

GERMONT
That may well be - but men are often fickle.

VIOLETTA
Oh God!

GERMONT
Once time has staled
the delights of love,
tedium will follow quickly.
Then what? Think -
Even the deepest feelings
can bring you no balm,
since this bond was never
blessed by heaven.

VIOLETTA
It's true! It's true!

GERMONT
Entsag' dem leeren Wahne, bekämpfe deine Lust.

VIOLETTA
's ist wahr, so wahr.

GERMONT
Ich zeige dir der Tugend Bahn,
die du betreten mußt.
Sei du den Meinen Engel
fortan von dieser Stund'!
Bedenk', aus eines Vaters Mund
spricht jetzt der Himmel selbst zu dir.

VIOLETTA
Weh der Armen, alles ist verloren.
Ewige Buße - doch Hoffnung wird mir nie.
Wenn Gott auch Gnade mir verleiht,
die Menschen werden stets mir Richter sein.

GERMONT
Sei du den Meinen Engel fortan von dieser Stund'!

VIOLETTA (weinend zu Germont)
Sagt der Tochter, es wird gelingen,
daß ihrem Glücke das Opfer ich bringe.
Hab ich den Trost dann mir erworben,
daß ich als Opfer für sie bin gestorben.

GERMONT
Weine, weine, oh armes Mädchen - Ich erkenne
das Opfer, um das ich Euch bitte.
Tief in der Seele fühl' ich Euch leiden,
doch Euer Herz wird Sieger bleiben.

GERMONT
Ah, then lay aside this beguiling dream.

VIOLETTA
It's true! It's true!

GERMONT
Be rather the consoling angel
of my family.
Violetta. Think -
You still have time.
Young lady, it is God who inspires
these words on a father's lips.

VIOLETTA
All hope of rising again is forever gone.
For the wretched woman who erred one day!
Even if God grants her mercy charitably
Man will always be implacable.

GERMONT
Be rather the consoling angel of my family.

VIOLETTA (then, to Germont as she weeps)
Oh, tell your daughter, so lovely and pure,
that a poor and wretched woman,
who has but one precious thing in life -
will sacrifice it for her - and then will die!

GERMONT
Weep, weep, poor girl. I see now
that the sacrifice I asked could not be greater.
Within my heart I feel what you must suffer;
be brave, your noble heart will conquer all.

VIOLETTA
Sagt der Tochter, es wird gelingen,
daß ihrem Glücke das Opfer ich bringe.
Hab ich den Trost dann mir erworben,
daß ich als Opfer für sie bin gestorben.

GERMONT
O ich erkenne, ich würdige
das Opfer, um das ich Euch bitte.
Tief in der Seele fühl ich Euer Leiden,
doch Euer Herz wird Sieger bleiben.
Weine, armes Kind!

VIOLETTA
Doch wie kann's geschehen?

GERMONT
Gebt vor, ihn nicht mehr zu lieben.

VIOLETTA
Er wird's nicht glauben.

GERMONT
Entfliehet.

VIOLETTA
Dann wird er folgen.

GERMONT
Was nun?

VIOLETTA
Wie eine Tochter laßt mich
Trost und Stärke gewinnen.
(Sie umarmen sich.)

VIOLETTA
Tell your daughter, so lovely and pure,
that a poor and wretched woman,
who has but one precious thing in life -
will sacrifice it for her - and then will die!

GERMONT
I see now that the sacrifice
I asked could not be greater,
within my heart I feel what you must suffer,
be brave, your noble heart will conquer all.
Weep, poor girl.

VIOLETTA
Tell me what I must do.

GERMONT
Tell him you don't love him.

VIOLETTA
He won't believe me.

GERMONT
Go away, then.

VIOLETTA
He will follow me.

GERMONT
Then -

VIOLETTA
Embrace me as if I were your daughter -
it will give me strength.
(They embrace.)

Nach kurzer
Zeit kommt er zurück zu Euch.
(nach dem Garten hinzeigend)
Seid Tröster ihm, dem Armen,
und verlaßt ihn nicht.
(Violetta setzt sich um zu schreiben.)

GERMONT
Was werdet Ihr tun?

VIOLETTA
O dringt nicht weiter in mich.

GERMONT
Edles Mädchen! Könnt ich dir nur helfen.
O edles Mädchen!

VIOLETTA (geht zu ihm hin)
Ich sterbe! Doch lasset nicht im Zorne
ihn fluchend mein gedenken.
Er möge der Erinnerung
des Mitleids Tränen schenken.

GERMONT
Nein Edle, du wirst leben,
dem Frohsinn sollst du dich ergeben.
Und möge der gütige Himmel Euch
eines Tages die Tränen vergelten.

VIOLETTA
Ich kenne das Opfer, daß ich
meiner Liebe gebracht.
Einst wird der letzte Hauch meiner Brust
sein Name nur sein.

Soon he will be yours
again, but desperately sad.
(pointing to the garden)
Out there you will hurry
to comfort him.
(Violetta sits down to write.)

GERMONT
What is it?

VIOLETTA
If I told you, you would oppose my wish.

GERMONT
Generous woman! What can I do for you?
Generous woman!

VIOLETTA (returning near him)
I shall die! Let him not
curse my memory;
when I am dead, let someone
tell him of my suffering.

GERMONT
No, generous woman, you must live,
and live in happiness.
Heaven one day
will recompense these tears.

VIOLETTA
Let him know the sacrifice
which I made for love -
for the very last breath of life
will be for him alone.

GERMONT
Euch wird des Opfers hoher Wert
mit Eurem Schmerz versöhnen.
Mit dem, auf das Ihr nun verzichtet,
wird Euch die Zukunft krönen.

VIOLETTA
Ich kenne das Opfer, das ich
meiner Liebe gebracht.
Einst wird der letzte Hauch meiner Brust
sein Name nur sein.

GERMONT
Die Zukunft wird Euch krönen,
mit dem, auf das Ihr nun verzichtet.
Die Zukunft wird Euch krönen.
Euch wird des Opfers hoher Wert
mit Eurem Schmerz versöhnen.
Mit dem, auf das Ihr nun verzichtet,
wird Euch die Zukunft krönen.

VIOLETTA
Man kommt! Entfernt Euch!

GERMONT
Ich bin Euch von Herzen dankbar.

VIOLETTA
Entfernt Euch! Wir werden uns nie wiedersehen.
(Sie umarmen sich.)

VIOLETTA, GERMONT
Lebt wohl!

GERMONT
And your heart's sacrifice
will be rewarded.
Then your heart will be proud
of so noble an act. Yes, yes, yes -

VIOLETTA
Let him know the sacrifice
which I made for love -
For the very last breath of life
will be for him alone.

GERMONT
Of so noble an act
then your heart will be proud
of so noble an act.
And your heart's sacrifice
will be rewarded.
Then your heart will be proud
of so noble an act.

VIOLETTA
Someone is coming...you must leave.

GERMONT
Oh, how grateful I am to you!

VIOLETTA
Leave me. We may never see each other again.
(They embrace.)

VIOLETTA, GERMONT
May you be happy.

VIOLETTA
Addio!

GERMONT
Addio!

VIOLETTA
Ich kenne das Opfer...

GERMONT
Ja...

VIOLETTA
Das ich meiner Liebe gebracht -
Der letzte Seufzer meiner Brust...
Addio!

GERMONT
Addio!

VIOLETTA
Der letzte Seufzer meiner Brust...
Addio!

VIOLETTA, GERMONT
Lebt wohl! Addio!
(Germont geht zur Gartentür hinaus.)

VIOLETTA
O Himmel, sei mir gnädig!
(Sie setzt sich hin, schreibt und läutet nach dem
Diener. Annina tritt ein.)

ANNINA
Ihr verlangtet nach mir?

VIOLETTA
Goodbye!

GERMONT
Goodbye!

VIOLETTA
Let him know the sacrifice...

GERMONT
Yes.

VIOLETTA
...which I made for love...
...for the very last breath of life.
Goodbye!

GERMONT
Goodbye!

VIOLETTA
...for the very last breath of life.
Goodbye!

VIOLETTA, GERMONT
May you be happy...goodbye!
(Germont goes out through the garden door.)

VIOLETTA
Give me strength, oh Heaven!
(She sits down and writes, then rings for the servant.
Annina enters.)

ANNINA
You rang for me?

VIOLETTA
Ja, du selbst sollst dieses Blatt überbringen.
(Sie liest die Adresse und schaut mit Erstaunen auf.)
Sei schweigsam und beeile dich.
(Annina ab.)
Und nun schreibe ich an ihn.
Was sag ich ihm? Den Mut, woher ihn nehmen?
(Sie schreibt und versiegelt den Brief.)

ALFREDO (tritt ein)
Was machst du dort?

VIOLETTA (den Brief verbergend)
Nichts.

ALFREDO
Schriebst du?

VIOLETTA
Ja... Nein...

ALFREDO
Du bebst! An wen schriebst du?

VIOLETTA
An dich.

ALFREDO
Gib mir das Blatt!

VIOLETTA
Nein, jetzt nicht.

ALFREDO
Vergib mir, verzeihe meinen Unmut.

VIOLETTA
Yes, please deliver this letter yourself.
(Annina reads the address, then looks up in surprise.)
Silence - go immediately.
(Annina goes out.)
And now to write to him.
What can I say? Who will give me courage?
(She writes, then seals the letter.)

ALFREDO (entering)
What are you doing?

VIOLETTA (concealing the letter)
Nothing.

ALFREDO
You were writing?

VIOLETTA
Yes - no -

ALFREDO
But what confusion! To whom were you writing?

VIOLETTA
To you -

ALFREDO
Give me the letter.

VIOLETTA
No, not now.

ALFREDO
Forgive me - I am concerned about -

VIOLETTA
Was hast du?

ALFREDO
Mein Vater ist hier.

VIOLETTA
Warst du bei ihm?

ALFREDO
Nein, strenge Worte künden ihn an.
Doch ich erwart' ihn! Er wird dich lieben.

VIOLETTA
Er darf mich hier nicht finden,
laßt mich entfliehen - besänftige ihn.
Zu seinen Füßen werd' ich mich werfen -
Dann kann er uns nie wieder trennen -
Wir werden glücklich sein.
Du liebst mich doch, Alfredo, nicht wahr?

ALFREDO
Unendlich! Warum weinst du?

VIOLETTA
Die Tränen kamen mir.
Jetzt bin ich ruhig.
Siehst du, ich lächle, ich bin ruhig.
Dort unter Blumen werd' ich dir nah sein.
Dich liebe ich, Alfredo, aus ganzer Seele.
Leb wohl!
(Sie geht in den Garten.)

ALFREDO
In treuer Liebe schlägt nur mir dies Herz.

VIOLETTA
What has happened?

ALFREDO
My father was here.

VIOLETTA
Did you see him?

ALFREDO
Ah, no. He left a stern letter for me.
But I'm expecting him. He'll love you at first sight.

VIOLETTA
He must not find me here.
Let me go away - you calm him -
I'll throw myself at his feet - then
he'll not want to separate us. We shall be happy -
because you love me, you love me
Alfredo, you love me, don't you?

ALFREDO
So much! Why are you weeping?

VIOLETTA
I needed tears -
now I feel better -
See? I am smiling at you - see?
I shall always be here, near you, among the flowers.
Love me, Alfredo, love me as much as I love you.
Goodbye!
(She runs out into the garden.)

ALFREDO
Ah, this dear one lives only for my love!

(Er setzt sich, nimmt ein Buch und liest einen
Augenblick. Dann steht er auf und geht zur Uhr auf
dem Kaminsims.)
Es ist spät; werd' ich heute
wohl den Vater noch sehen?

GIUSEPPE (tritt bestürzt ein)
Die Herrin ist eilig abgefahren.
Ein wagen wartete,
und schnell eilt sie jetzt nach Paris.
Vor ihr verließ Annina das Haus.

ALFREDO
Ich weiß, beruhige Dich.
GIüSEPPE
(Was sagt er da?)

ALFREDO
Mir will sie ihr Letztes opfern,
deshalb wohl enteilte sie.
Doch Annina wollte es nicht eingestehen.
KOMMISSIONÄR
Seid Ihr Herr Germont?

ALFREDO
Ich bin's.
KOMMISSIONÄR
Eine Dame
in einem Wagen gab mir,
nicht weit von hier, dieses Schreiben.
(Er gibt Alfredo den Brief, der ihn mit einem Trinkgeld
belohnt.)

(He sits down, reads a book for a moment. Then he
stands up and goes to look at the clock on the mantel.)

It is late: perhaps today
my father will not come.

GIUSEPPE (entering in haste)
Madam has left.
A carriage was waiting for her;
they are on their way to Paris already.
Annina left too, before Madam.

ALFREDO
I know it - be calm.

GIUSEPPE
(What does that mean?)

ALFREDO
Perhaps she has gone
to hasten the loss of all she owns.
But Annina will prevent that.

MESSENGER
Signor Germont?

ALFREDO
I am he.

MESSENGER
A lady
in a carriage, not far down the road,
gave me this letter.
(He gives the letter to Alfredo, who tips him.)

ALFREDO
Von Violetta! Doch warum so verborgen?
Vielleicht soll ich ihr schleunigst folgen -
Ich zittere! O Himmel! Doch Mut jetzt!
(Er öffnet den Brief.)
„Mein Alfredo, wenn du diese Zeilen empfängst..."
(Erschreit auf:)
Ah!
(Germont tritt vom Garten herein. Sich umdrehend
sieht er seinen Vater und wirft sich in seine Arme.)
Ah, mein Vater!

GERMONT
Mein Sohn!
O wie du leidest! Trockne deine Tränen
kehr' zum Vater und den Freunden zurück.
(Verzweifelt setzt sich Alfredo an den Tisch und stützt
den Kopf in die Hände.)
Hat dein heimatliches Land
keinen Reiz für deinen Sinn?
Wer zerriß das schöne Band,
das dich zog zur Heimat hin?
Schwebt nicht deiner Jugend Bild
durch den Traum in stiller Nacht?
Hast du niemals dankerfüllt
an das Vaterhaus gedacht?
O folge mir!
Ach du weißt nicht, wie mein Herz
voller Qualen, seit du fort.
Meine Nahrung war der Schmerz,
Trüb' erschien mir jeder Ort!
Doch kehrst du jetzt mir zurück
an die treue Vaterbrust,
dann wird uns allen Glück,
neues Leben, neue Lust.

ALFREDO
From Violetta! Why am I so upset?
Perhaps she wants me to join her -
I am trembling. Oh, Heaven! Courage!
(He opens the letter and reads:)
"Alfredo, by the time you receive this letter -"
(thunderstruck, he cries out:)
Ah!
(Turning, he sees his father, and throws himself into his
arms.)

Father!

GERMONT
My son!
Oh, how you are suffering! Ah, dry your tears -
be once again your father's pride.
(In despair, Alfredo sits down at the table, his head in
his hands.)

The sea, the hills of Provence,
who effaced them from your heart?
What destiny took you away
from the sunny land of your birth?
Oh, remember in your sorrow
what joy warmed you there;
and that only there
can your soul find peace again.
God brought me here!
Ah! You cannot know
how your old father has suffered.
With you away
his house is clouded with sorrow.
But at last I have found you,
if my hope has not been in vain.
If the voice of honour is not wholly stilled in you.
But I have found you again.

Erhöre mich!
Kein Wort zu deinem Vater?

ALFREDO
(Plötzlich sieht er Floras Brief auf dem Tische und ruft
aus:)

Sie ist dort auf dem Feste.
Ich will mich an ihr rächen.

GERMONT
Was sagst du? Hör' mich an!
(Alfredo läuft aus dem Haus gefolgt von seinem Vater.)

God has answered my prayer!
Don't you return your father's love?

ALFREDO
(Suddenly he sees Flora's letter on the table and
exclaims:)

Ah! She is at the party! Let me fly
to take revenge for this offence.

GERMONT
What are you saying? Stop!
(Alfredo runs out of the house, followed by his father.)

Zweite Szene

Saal in Floras Palais. Reich möbliert und hell
erleuchtet. Eine Tür im Hintergrund, weitere auf jeder
Seite. Rechts im Vordergrund ein Spieltisch mit
Zubehör; links ein herrschaftlicher Tisch mit Blumen
und Erfrischungen; in der Nähe ein Sofa und Stühle.

(Flora, der Marquis und Dr. Grenvil treten ein. Ebenso
andere Gäste, sich unterhaltend.)


FLORA
Scherze sollen uns die Nacht vertreiben,
wir verdanken sie dem Grafen.
Auch Violetta und Alfredo sind eingeladen.

MARQUIS
Wißt Ihr das Neueste schon?
Violetta und Germont sind entzwei.

Scene Two

A salon in Flora's home, richly furnished and brightly
lighted. A door to the rear, others on either side. To the
right, somewhat to the foreground, a gaming table
with equipment for play; left, an elaborate table with
flowers and refreshments; nearby, sofa and chairs.

(Flora, the Marquis and Dr.Grenvil enter with other
guests - all chatting.)


FLORA
Later we shall be entertained by masks:
the Viscount is in charge.
I've invited Violetta and Alfredo.

MARQUIS
Haven't you heard the news?
Violetta and Germont have separated.

DOKTOR, FLORA
Sollte es wahr sein?

MARQUIS
Sie wird mit dem Baron erscheinen.

DOKTOR
Gestern sah ich sie, sie schien glücklich.
(Man hört Gelächter.)

FLORA
Schweigt! Hört Ihr's?

FLORA, DOKTOR, MARQUIS
Die Freunde nahen schon.
(Gäste, in den Masken von Zigeunern.)

ZIGEUNERINNEN
Wir sind Zigeunermädchen
aus fernem, heißem Land;
wir lesen aus der Hand
der Zukunft dunkles Wort.
Die Sterne, unsre Zeichen,
vertrau'n uns alles an.
Wir sprechen unsern Bann,
husch, sind wir wieder fort.
Laßt seh'n die Hand -

I. CHOR (lesen Flora aus der Hand)
Ihr seid, Signora, von Rivalinnen umgeben.

II. CHOR (lesen dem Marquis aus der Hand)
Und Ihr, Marquis, seid nicht der Treue höchstes Ideal.
DOCTOR, FLORA
Have they really?

MARQUIS
She is coming with the Baron.

DOCTOR
I saw them only yesterday - they looked happy.
(The sound of laughing voices is heard.)

FLORA
Silence - do you hear?

FLORA, DOCTOR, MARQUIS
Our friends are coming.
(Ladies disguised as gypsies enter.)

GYPSIES
We are gypsies.
come from afar;
the fortunes of all
we can read in their hands.
When we call upon the stars,
nothing is hidden from us,
and we can tell you all
what the future holds in store.
Let us see -

CHORUS I (examining Flora's palm)
You, Madam, have many rivals.

CHORUS II (examining the Marquis's palm)
Marquis, you are scarcely a model of fidelity.

FLORA (zum Marquis)
Was muß vom Schicksal ich erfahren?
Das fordert harte Strafe.

MARQUIS
Ihr glaubt dem dummen Spaß?
Zu Unrecht verklagen sie mich.

FLORA
Der Fuchs vergißt das Stehlen nicht,
viel eher läßt er seine Haut.
Marquis, wer Euren Worten glaubt,
der ist schon hintergangen.

ALLE
So deckt mit einem milden Schleier
des Vergessens alles Vergangene;
das Geschehene laßt in Ruh,
und die Zukunft haltet immer wert.
(Gastone und andere in der Maske von spanischen
Stierkämpfern und Piccadoren erscheinen.)

GASTONE, STIERKÄMPFER
Von Madrid sind wir gekommen,
in Paris das weltberühmte Fest zu feiern,
das dem Stiere zu Ehren wird gegeben.
Mit der Liebe sind auch wir vertraut;
wollt Ihr unser Können erproben?
Zu Diensten stehen wir Euch allen.

ANDERE
Ja, Ihr Helden, erzählt;
mit Vergnügen werden wir Euch hören.

FLORA (to the Marquis)
So you still play the gallant?
Fine - I'll make you pay for this.

MARQUIS
What the devil are you thinking?
It's a bare-faced lie.

FLORA
The fox may lose his brush,
but never abandons his rascality.
Take care, my dear Marquis,
or you'll be sorry, I swear.

ALL
Come, come, whatever's happened
shall be veiled by the past;
what's been has been,
think only of what's to be.
(Flora and the Marquis shake hands. Now from the
right, Gastone and other men, dressed as Spanish
matadors and picadors, enter.)

GASTONE, MATADORS
We're matadors, from Madrid,
the champions of the bullring.
We've just arrived to join in the fun
of carnival time in Paris;
if you'll hear our story to the end,
you'll know what great lovers we are.

THE OTHERS
Yes, yes, good! Tell us, tell us:
we'll hear your story with pleasure.

GASTONE, STIERKÄMPFER
Nun, so höret.
's war Piquill ein munt'rer Fechter
von Biscaya, vielbekannt;
stark sein Arm, sein Mut nicht schlechter,
Meister war er überall.
Liebt ein andalusisch Mädchen,
schön wie Sonne, stolz gesinnt;
allbegehrt in ihrem Städtchen.
Sprach zu ihm das holde Kind:
„Kannst fünf Stiere du erlegen
mir in einem einz'gen Tag,
komm ich willig dir entgegen,
wie es dir gefallen mag."
„Wohl, ich bringe dir die Stiere."
Und zum Kampfplatz zog er fort;
fünf der allerstärksten Tiere
fällte seine Lanze dort.

ANDERE
Bravo, bravo, mut'ger Fechter,
solche Tat ziemt Helden nur;
sie beweist die Liebe echter
als des Wortes leerer Schwur.

GASTONE, STIERKÄMPFER
Mit des Sieges Lorbeerkrone
hoch geschmückt zog er zurück,
und empfing von ihr zum Lohne
der ersehnten Liebe Glück.

ANDERE
Leicht ist's so, nach Fechter Weise
um die stolzen Herzen frei'n.

GASTONE, MATADORS
Listen, then.
Piquillo is a strapping young man.
A matador from Biscay:
strong of arm and fierce of eye,
he is the lord of the bullring.
He fell for an Andalusian lass,
madly in love fell he;
but the stubborn little miss
answered him this way:
"Five bulls in a single day -
I'll see you kill them all;
and if you win, when you return,
my heart and hand are yours."
"Yes, yes." said he, and off he went,
to the bullring straight away;
five bulls our conquering hero met,
and killed them all that day.

THE OTHERS
Bravo, bravo, this matador -
he showed himself such a champion,
and, in so doing,
he proved his love!

GASTONE and MATADORS
Then, amidst the applause,
he went back to his love,
and there received the longed-for prize,
wrapped in his sweetheart's arms.

THE OTHERS
It is with tests like this that matadors
sweep lovely women off their feet!

GASTONE, STIERKÄMPFER
Hier sind Herzen weicher; leise
zieht die Schmeichelei hier ein.

ALLE
Laßt uns auch den Kampf beginnen,
fröhlich winkt uns die Arena;
laßt uns auch als Fechter lieben
auf dem glatten Parkett des Spieles.
(Die Männer demaskieren sich. Manche gehen umher,
während andere sich zum Spiel vorbereiten. Alfredo
tritt ein.)

ALLE
Ihr, Alfredo!

ALFREDO
Ja, Ihr Freunde.

FLORA
Und Violetta?

ALFREDO
Ich weiß es nicht.

ALLE
Das ist unbefangen! Bravo!
Auf, wir gehen jetzt zum Spiele.
(Gastone mischt die Karten. Alfredo und die anderen
machen ihre Einsätze. Violetta tritt am Arme des
Barons ein.)

FLORA
Ich freue mich, daß du kommst.

GASTONE and MATADORS
But here the thing is simpler;
it's enough for us if we can frolic.

ALL
Yes, with carefree gaiety. Now first
let's try the humour of Fortune;
we'll open the ring
to the dauntless gamblers.
(The men unmask. Some of them walk about, talking
together, while the others prepare to play. Alfredo
enters.)


ALL
Alfredo! You!

ALFREDO
Yes my friends -

FLORA
Violetta?

ALFREDO
I don't know where she is.

ALL
How nonchalant! Bravo!
Come, now we can play.
(Gastone cuts the cards. Alfredo and others place their
bets. Violetta enters, escorted by the Baron. Flora goes
forward to meet her.)


FLORA
I am so glad you have come.

VIOLETTA
Du hattest mich freundlich geladen.

FLORA
Herzlichen Dank Euch, Baron, daß Ihr mir das Glück
vergönnt.

BARON
Alfredo ist hier! Seht Ihr ihn?

VIOLETTA
Himmel, es ist wahr, ich seh' ihn!

BARON
Auch nicht ein einz'ges Wörtchen
dürft Ihr an Alfredo richten.
Nicht ein Wörtchen, nicht ein einz'ges.

VIOLETTA
Warum kam ich Unglücksel'ge her!
Gnade, Gott, erbarm dich meiner.

FLORA
(zu Violetta, als sie sie auffordert, sich neben sie zu
setzen)

Setz dich zu mir und erzähle.
Was gibt es Neues?
(Dr. Grenvil nähert sich den beiden Damen, die leise
miteinander sprechen. Der Marquis verbleibt seitlich
mit dem Baron. Gastone gibt die Karten aus, während
Alfredo und die anderen ihre Einsätze machen. Weitere
Gäste gehen im Raum umher.)


VIOLETTA
I couldn't refuse your kind invitation.

FLORA
I am grateful to you, too, Baron, for coming.

BARON
Germont is here! Do you see him!

VIOLETTA
Heaven! It's true. I see him.

BARON
You will not say
one word to this Alfredo -
not one word, not one word!

VIOLETTA
(Ah, why was I so rash as to come!
Mercy, oh God!)

FLORA
(to Violetta, as she invites her to sit next to her on the
sofa)

Sit here with me, tell me -
what is this I see?
(Dr. Grenvil approaches the two women, who are
talking together in a low voice. The Marquis remains to
one side with the Baron. Gastone deals the cards while
Alfredo and various others bet. Still other guests are
talking slowly here and there about the room.)


ALFREDO
Ein Vierer!

GASTONE
Schon wieder gewonnen.

ALFREDO
Unglück in der Liebe bringt stets Euch Glück im Spiel.
(Er setzt und gewinnt wieder.)

ALLE
Und immer bleibt er Sieger.

ALFREDO
Ich werde stets gewinnen
und ganz mit Gold beladen
zum seligen Vergnügen
nach Hause kehren.

FLORA
Allein?

ALFREDO
Nein, mit meiner früheren Geliebten,
die mir dann entfloh.

VIOLETTA
O Himmel!

GASTONE (zu Alfredo, auf Violetta zeigend)
Schont sie doch!

BARON
(zu Alfredo, kaum seinen Zorn verhehlend)
Mein Herr!

ALFREDO
A four!

GASTONE
You win again!

ALFREDO
Unlucky in love means luck at cards.
(He places his bet and wins again.)

ALL
He wins every time!

ALFREDO
Oh, tonight I shall win.
And with the gold
I shall return happily
to the country.

FLORA
Alone?

ALFREDO
No, no, with one who was with me,
but ran away -

VIOLETTA
Oh, God!

GASTONE (to Alfredo, indicating Violetta)
Take pity on her!

BARON
(to Alfredo, making a bad job of restraining his anger)
Sir!

VIOLETTA (zum Baron)
Mäßigt Euch, sonst geh' ich.

ALFREDO
Baron, Ihr rieft mich?

BARON
Ihr spielt mit soviel Glück,
daß ihr mich zum Spiel verleitet.

ALFREDO (ironisch)
Gut, der Kampf beginne!

VIOLETTA
Was hör' ich? Laßt mich sterben.
Hab' Mitleid, großer Gott, mit mir!

BARON (setzend)
Hundert setz' ich auf diese.

ALFREDO (setzend)
Und ich auf diese hundert.

GASTONE
Ein As, ein Bube, er hat gewonnen.

BARON
Ich verdoppele.

ALFREDO
Ich halte mit.

GASTONE (gebend)
Ein Vierer, ein Siebener!

VIOLETTA (to the Baron)
Restrain yourself, or I shall leave you.

ALFREDO
Baron, you called me?

BARON
Your luck is so good
I'm tempted to play.

ALFREDO (ironically)
Yes? I accept your challenge.

VIOLETTA
What will happen? I shall die!
Take pity, dear God, take pity on me!

BARON (betting)
A hundred louis on the right.

ALFREDO (betting)
On the left - a hundred.

GASTONE
Ace - jack - you win!

BARON
Double?

ALFREDO
Good - double.

GASTONE (dealing)
Four - seven.

ALLE
Schon wieder gewonnen.

ALFREDO
Auf meinen Sieg.
CHOR
Bravo dem Sieger.
Das Schicksal ist Alfredo wohlgesonnen.

FLORA
Die Kosten dieses Spiels hat, fürcht' ich,
der Baron allein zu tragen.

ALFREDO
So fahret fort.
EIN DIENER
Das Mahl ist zubereitet.

FLORA
Kommt, gehen wir.
CHOR (zur Tafel gehend)
Gehen wir.

VIOLETTA
(Was hör' ich? Laßt mich sterben.
Hab' Mitleid, großer Gott, mit mir!)

ALFREDO (zum Baron)
Wollt Ihr das Spiel jetzt weiterführen?

BARON
Für jetzt bin ich verhindert;
später fordere ich von Euch Revanche!

ALL
Again!

ALFREDO
The victory is mine after all!

CHORUS
Bravo! Really,
luck is on Alfredo's side!

FLORA
The Baron has paid
for the holiday, I see.

ALFREDO
Continue if you wish.

A SERVANT
Dinner is served.

FLORA
Let us go.

CHORUS (moving towards the table)
Let us go.

VIOLETTA
(What will happen? I shall die? Take pity, dear
God, take pity on me!)

ALFREDO (aside, to the Baron)
If you wish to continue -

BARON
We cannot, for the moment;
we'll play again, later.

ALFREDO
In jedem Spiel, das Ihr wünscht.

BARON
Ich folge den Freunden; später...

ALFREDO
Zu Diensten steh' ich immer -

BARON
So kommt! -
(Alle gehen zur Mitteltür hinaus. Für einen Augenblick
ist die Bühne leer. Violetta kommt zurück, unglücklich.)


VIOLETTA
Ich gab ihm ein Zeichen mir zu folgen,
wird er kommen? Wird er mich hören?
Er kommt gewiß, nur möge nicht sein Haß
so furchtbar meine Stimme übertönen.

ALFREDO
Ihr befahlt mir? Was verlangt Ihr?

VIOLETTA
Daß Ihr diesen Ort verlaßt,
denn Gefahren drohen Euch.

ALFREDO
Ich verstehe. Das ist herrlich,
für so feig' haltet Ihr mich?

VIOLETTA
Nein, das nicht -

ALFREDO
Nun, was sonst?

ALFREDO
At any game you like.

BARON
Let us follow our friends; later -

ALFREDO
As you wish - let's go.

BARON
Let's go.
(All go out through the centre door; for a moment the
scene is deserted. Then Violetta returns, distressed.)


VIOLETTA
I invited him to follow me.
Will he come? Will he listen to me?
He will come, for his bitter hatred
will bring him, if not my voice.

ALFREDO
You called me? What do you want?

VIOLETTA
Please leave here at once.
You are in danger -

ALFREDO
Ah, I understand! Enough -
do you think I am such a coward?

VIOLETTA
Ah, no, no, never -

ALFREDO
What are you afraid of?

VIOLETTA
Ich fürchte mich vor dem Baron.

ALFREDO
Wir hassen uns auf Tod und Leben.
Und fällt er einst durch meine Hand,
so raubt ein einziger Streich Euch
mit dem Geliebten den Beschützer.
Das ist es, was Ihr fürchtet?

VIOLETTA
Doch wenn Ihr unterliegt?
Das ist das Unglück, das ich fürchte,
das allein mich zittern macht!

ALFREDO
Mein Tod, was geht er Euch denn an?

VIOLETTA
Fliehet schnell von hier!

ALFREDO
Ich gehe, doch zuvor noch schwöre mir,
daß du mir folgen wirst,
wohin ich immer gehen werde.

VIOLETTA
Nein, niemals!

ALFREDO
Nein, niemals?

VIOLETTA
Geh', Unglücklicher.
Vergiß meinen verrufenen Namen.

VIOLETTA
I am afraid of the Baron.

ALFREDO
There is bad blood between us -
if he falls into my hands,
a single blow will take away
your lover and your protector.
Would such a misfortune frighten you?

VIOLETTA
But if he should kill you?
That is the only misfortune
which I fear - for it would kill me too!

ALFREDO
My death! What do you care?

VIOLETTA
Ah, leave, leave this minute!

ALFREDO
I shall leave, but first swear
that you will follow me
wherever I go.

VIOLETTA
Ah, no, never.

ALFREDO
No! Never?

VIOLETTA
Go wretched man!
Forget a name which is dishonoured.

Geh', lasse mich allein,
dich auf ewig zu fliehen tat ich einen heil'gen Schwur.

ALFREDO
Wem schwurst du? Sag wem!

VIOLETTA
Dem, der's von mir zu fordern hatte.

ALFREDO
Also, Douphol!

VIOLETTA
Ja.

ALFREDO
Und du liebst ihn?

VIOLETTA
Ihr seht's - ich lieb' ihn -

ALFREDO
(eilt zornig zur Tür und ruft:)
Ihr Freunde, hört mich!
(Alle Gäste kommen verstört in den Salon zurück.)

ALLE
Ihr habt gerufen? Was wünscht Ihr?

ALFREDO
(zeigt auf Violetta, die gedemütigt an einem Tisch
lehnt)
Kennt Ihr dieses Mädchen dort?

ALLE
Wen? Violetta?

Go - leave me this instant -
I took a sacred oath to leave you.

ALFREDO
But who - who could ask it of you?

VIOLETTA
Someone who had full right.

ALFREDO
Was it Douphol?

VIOLETTA
Yes.

ALFREDO
You love him, then?

VIOLETTA
Well - I love him, yes.

ALFREDO
(In a blind fury he runs to the door and calls out.)
Everyone - come here!
(All the guests, bewildered, return to the salon.)

ALL
You called us? What do you want?

ALFREDO
(pointing to Violetta, who is leaning against the table
in utter humiliation)
You know this woman?

ALL
Who? Violetta?

ALFREDO
Noch wißt Ihr nicht, was sie mir antat.

VIOLETTA
O schweige.

ALLE
Nein.

ALFREDO
Alles, was diese Frau besaß,
gab sie für meine Liebe hin.
Ich Feiger, Blinder, Elender
nahm's um mein Herz zu stillen.
Noch ist es Zeit genug!
Ich werde frei sein von den Banden.
Ihr seid Zeugen, daß ich zurückgezahlt,
was ich ihr je geschuldet.
(Mit zorniger Verachtung schleudert er eine Geldbörse
vor Violettas Füße. Violetta fällt in Ohnmacht. Bei
seinen letzten Worten tritt sein Vater ein.)


ALLE
Schändliche Tat, die du begangen!
Ein armes Herz hast du so gebrochen.
Du frecher Beleid'ger der Frauen,
entferne dich, nur Schrecken erregst du!
Geh, geh, nur Schrecken erregst du!
Du frecher Beleid'ger der Frauen, usw.

GERMONT
Verachtung trifft den der sich vergißt,
den, der im Zorne ein Weib beleidigt.

ALFREDO
You don't know what she has done?

VIOLETTA
Ah, be silent.

ALL
No.

ALFREDO
This woman was about to lose
all she owns for love of me;
while I, blinded, vile, wretched,
was capable of accepting everything.
But there is still time! I wish
to cleanse myself of such a stain.
I have called you here as witnesses
that I have paid her all I owe.
(With furious contempt, he throws a purse down at
Violetta's feet. Violetta faints in the arms of Flora. As
Alfredo is speaking the last few words, his father
enters.)

ALL
Oh, what a terrible thing you have done!
You have killed a sensitive heart!
Ignoble man, to insult a woman so,
leave this house at once, you fill us with horror!
Go, go, you fill us with horror!
Ignoble man, to insult a woman, etc.

GERMONT
Whoever, even in anger, offends a woman
exposes himself to the contempt of all.

Mein Sohn? Ich kenne dich nicht mehr.
Du bist nicht mehr mein Alfredo.

ALFREDO
O Gott, was tat ich!
Wut und Verzweiflung verschmähter Liebe
zerrissen das Herz mir. Kann Verzeihung
mir wohl noch werden? Nein, niemals!
Sie wollt ich fliehen, doch konnt's nicht!
Nur meine große Wut trieb mich hierher.
Da ich nun fühle, was ich verbrochen,
faßt mich der Reue Schmerz.

ALLE (zu Violetta)
O wie du leidest! Doch faß ein Herz,
ein jeder leidet mit dir hier den Schmerz.
Einzig von Freunden bist du umgeben.
Laß Tränen nicht verbittern dein Leben.

GERMONT (zu sich selbst)
Ich unter allen allein nur, ich weiß,
wie sie ihn liebet, so treu und so heiß.
Welch edler Tugend ihr Herz ist fähig,
doch das Schicksal heißt mich schweigen.

BARON (leise zu Alfredo)
Diese Kränkung, die sie erduldet,
ihr armes Herz hat dies nicht verschuldet!
Wahrlich, ich werde die Arme rächen,
für immer brechen den Stolz in Euch.

ALFREDO (beiseite)
O Himmel, was tat ich? usw.
Ach, niemals kann Verzeihung mir werden.

Where is my son? I cannot find him,
for in you I no longer see Alfredo.

ALFREDO
Ah, yes - what have I done? I am horrified.
Maddening jealousy, disillusioned love
torture my heart - I have lost my reason.
She can never forgive me now,
I tried to flee from her - I couldn't!
I came here, spurred on by anger!
Now that I have vented my fury,
I am sick with remorse - oh, wretched man!

ALL (to Violetta)
Ah, how you suffer! But take heart,
here, each of us suffers for your sorrow;
you are here among dear friends;
dry the tears which bathe your face.

GERMONT (to himself)
I alone among these people know
what virtue there is in this poor woman's heart.
I know she loves him, is faithful to him,
and yet I must keep a pitiless silence!

BARON (in a low voice, to Alfredo)
The atrocious insult to this woman
has shocked us all, but such an outrage
shall not go unavenged. I will show you
that I am well able to break your pride.

ALFREDO (to himself)
Alas, what have I done, etc.
I am horrified she can never forgive me now.

VIOLETTA (kommt zu sich)
Alfredo, du weißt nicht, wie ich dich liebe!
Kennst nicht des Herzens mächt'ge Triebe;
wenn du auch fluchest, nicht um Gewinn
gab meine Liebe ich dir hin.

ALLE (zu Violetta)
O wie du leidest! Doch faß ein Herz!

ALFREDO
O Himmel, was tat ich?

VIOLETTA
Die Stunde wird einst erscheinen,
wo du um mich noch wirst Tränen weinen,
wo du erkennen wirst, was ich dir war,
dann vor Verzweiflung dich Gott bewahr'.

ALFREDO
O Himmel, was tat ich?

BARON
Ich werde die Arme rächen,
für immer brechen den Stolz in Euch.

GERMONT
Welcher Tugend ihr Herz ist fähig,
doch das Schicksal heißt mich schweigen.

ALLE
O wie du leidest! Doch faß ein Herz! usw.
(Germont führt seinen Sohn hinaus, der Baron folgt
ihm. Flora und der Doktor begleiten Violetta auf ihr
Zimmer. Die anderen gehen hinaus.)


VIOLETTA (regaining consciousness)
Alfredo, Alfredo you cannot understand
fully the love I have in my heart;
you do not know that even at the risk
of your disdain I have put it to the test!

ALL (to Violetta)
How you suffer! But take heart!

ALFREDO
Alas, what have I done? I am horrified!

VIOLETTA
But the day will come when you will know -
You will admit how much I loved you.
May God save you, then, from remorse,
I shall be dead, but I shall love you still.

ALFREDO
Alas, what have I done? I am horrified!

BARON
I will show you that I am well able
to break your pride.

GERMONT
I know she loves him, is faithful to him,
and yet I must keep a pitiless silence!

ALL
How you suffer! Take heart! etc.
(Germont leads his son away with him; the Baron
follows him. Flora and the Doctor accompany Violetta
to her room. The others go out.)


DRITTER AKT

VORSPIEL

Violettas Schlafzimmer.
Im Hintergrund ein Bett mit halb geschlossenen
Vorhängen; ein Fenster mit Innenläden: neben dem
Bett ein niedriger Tisch mit einer Wasserflasche, einem
Glas, verschiedener Medizin. Im Vordergrund ein
Toilettentisch, in der Nähe ein Sofa, ein weiterer Tisch
mit einem Nachtlicht, mehrere Stühle und andere
Dinge. Die Tür ist zur Linken, ihr gegenüber ein Kamin,
in dem ein niedriges Feuer brennt.

(Violetta liegt schlafend im Bett. Annina, die in einem
Stuhl am Kamin sitzt, ist eingenickt.)


VIOLETTA
Annina!

ANNINA
Was wünscht Ihr?

VIOLETTA
Hast du geschlummert, Ärmste?

ANNINA
Ja, vergebt mir.

VIOLETTA
Einen Tropfen Wasser.
(Annina gibt es ihr.)
Sag mir, wie spät ist es?

ACT THREE

PRELUDE

Violetta's bedroom.
Upstage, a bed with half-drawn curtains; a window
with inside shutters; next to the bed a low table with a
water-bottle, a glass, various medicines. Downstage, a
dressing-table; nearby a sofa; another table with a
night-lamp; several chairs and other pieces. The door is
to the left; opposite, a fireplace, with a low fire.

(Violetta is in bed, asleep. Annina, sitting in a chair
near the fireplace, has dozed off.)


VIOLETTA
Annina?

ANNINA
Yes, madam?

VIOLETTA
Were you sleeping, poor child?

ANNINA
Yes. Forgive me.

VIOLETTA
Give me a sip of water.
(Annina does so.)
Look outside and tell me - is it still day?

ANNINA
Sieben Uhr.

VIOLETTA
Laß ein wenig Licht herein.
(Annina öffnet die Läden und schaut auf die Straße
hinaus.)

ANNINA
Soeben kommt Doktor Grenvil.

VIOLETTA
O, er ist mir ein wahrer Freund.
Ich werde ihn empfangen.
(Sie erhebt sich, fällt zurück in die Kissen. Schließlich
erhebt sie sich gestützt von Annina und geht langsam
zum Sofa. Der Doktor tritt rechtzeitig ein, um ihr zu
helfen. Annina bringt Kissen und legt sie ihr in den
Rücken.)


VIOLETTA
Wie nett von Euch,
so früh an mich zu denken.

DOKTOR (fühlt ihren Puls)
Nun, wie fühlt Ihr Euch?

VIOLETTA
Mein Körper leidet,
doch mein Geist ist ruhig.
Gestern stärkte mich ein frommer Priester.
Ach, im Leiden ist Religion Labsal.

DOKTOR
Und diese Nacht?

ANNINA
It's seven o'clock.

VIOLETTA
Open the blinds a little.
(Annina opens the blinds and looks out into the street.)

ANNINA
Doctor Grenvil!

VIOLETTA
Oh, he's a true friend!
I want to get up. Help me.
(She gets up then falls back on the bed. Finally,
supported by Annina, she gets up and walks slowly to
the sofa. The doctor enters in time to help her get
comfortable. Annina brings cushions and puts them
behind her.)

VIOLETTA
How good you are!
you thought of me in time!

DOCTOR (feeling her pulse)
Yes. How do you feel?

VIOLETTA
My body suffers,
but my soul is in peace.
Last evening a priest came to comfort me.
Religion is a great consolation to the suffering.

DOCTOR
And during the night?

VIOLETTA
Ich hatte einen ruhigen Schlaf.

DOKTOR
Faßt Mut, die Genesung
ist nicht mehr fern von Euch.

VIOLETTA
Ja, diese fromme Lüge
sei dem Arzte verziehen.

DOKTOR (Ihre Hand drückend)
Später komme ich wieder.

VIOLETTA
Wir seh'n uns niemals wieder!

ANNINA
(Leise, als sie den Doktor hinausbegleitet)
Wie geht es ihr, mein Herr?

DOKTOR
Sie hat nur wenige Stunden noch zu leben.

ANNINA
Faßt Euch ein Herz.

VIOLETTA
Ist heute ein Festtag?

ANNINA
Ganz Paris jubelt, 's ist Karneval.

VIOLETTA
I slept quite peacefully.

DOCTOR
Courage, then. Your convalescence
is not far off.

VIOLETTA
Oh, the little white lie
is permissible in a doctor.

DOCTOR (pressing her hand)
Goodbye - I'll come back later.

VIOLETTA
Don't forget me.

ANNINA
(in a low voice, as she shows the doctor out)
How is she, sir?

DOCTOR
She has only a few hours to live.

ANNINA
Take heart, now.

VIOLETTA
Today is a holiday?

ANNINA
Paris is going mad - it's carnival.

VIOLETTA
O, unter diesem Jubel werden viele Leidende
bittere Tränen vergießen. Welch Summe
hast du noch in jenem Kästchen?
(zeigend)

ANNINA (Öffnet die Schublade und zählt das Geld)
Zwanzig Dukaten.

VIOLETTA
Zehn davon gib sogleich den Armen.

ANNINA
Nur wenig bleibt Euch noch -

VIOLETTA
O, für mich genügt es.
Dann frage bitte nach meinen Briefen.

ANNINA
Und Ihr?

VIOLETTA
Keine Sorge, beeil dich, wenn du kannst.
(Annina geht.)

VIOLETTA
(Zieht einen Brief hervor und liest.)
„Das Versprechen habt Ihr gehalten. Das Duell fand
statt: Der Baron ward verwundet, doch nicht
gefährlich. Alfredo ist auf fremdem Boden; von Eurem
Opfer hab' ich selbst ihm erzählt. Er kehrt zu Euch
zurück, um Vergebung zu erbitten. Ich werde ihm
folgen. Giorgio Germont."

VIOLETTA
Oh, in all this merrymaking, heaven knows
how many poor ones are suffering! How much
is there in that drawer?
(pointing)

ANNINA (opening the drawer and counting the money)
Twenty louis.

VIOLETTA
Take ten and give them to the poor.

ANNINA
There won't be much left -

VIOLETTA
Oh, for me it will be enough.
Then bring in my letters.

ANNINA
But you, madam?

VIOLETTA
Nothing will happen - go quickly, please
(Annina goes out.)

VIOLETTA
(she takes a letter from her bosom and reads:)
"You kept your promise. The duel has taken place!
The Baron was wounded, but is recovering.
Alfredo has gone abroad; I myself revealed your
sacrifice to him; he will return to ask your pardon;
I too shall come. Take care of yourself. You deserve a
happier future. Giorgio Germont".

Zu spät!
Vergebens warte ich, niemals seh' ich ihn wieder.
(Sie sieht sich im Spiegel an.)
O wie ich mich verändert habe,
aber der Doktor sprach mir Hoffnung zu.
Mein Leiden erstickt die Hoffnung im Tode.
Lebt wohl, ihr Gebilde, die einst mich umfangen,
verblüht sind die Rosen der Wangen.
O wär' nur der eine, wär Alfredo mir nahe,
daß Trost meine sterbende Seele empfange,
daß Trost sie empfange.
O gnädiger Himmel, sei du mit mir Armen,
und schenke dem Herzen Erbarmen.
Ach, alles, alles, alles schwand dahin!
KARNEVALSCHOR (von draußen)
Auf, gebet Raum dem gewaltigen Stiere,
dem wir die Hörner
bekränzet mit Reben.
Platz gebet unserm Herrn,
dem mächtigen Tiere!
Pauken und Pfeifen, laßt ihn willkommen heißen.
Es erschallen lustige Weisen,
den gekrönten Herrn zu preisen.
Auf jetzt und bringet
ihm festliche Gaben,
heut' muß allein sich um ihn alles drängen.
Lustige Masken, leichtfertige Knaben,
preiset ihn jubelnd
mit Spiel und Gesängen.
Es erschallen lustige Weisen,
den Gekrönten zu preisen.
Auf, gebet Raum dem gewaltigen Stiere,
dem wir die Hörner
bekränzet mit Reben.

It is late!
I wait, I wait - they never come to me!
(She looks at herself in the mirror.)
Ah, how I have changed!
But the doctor still gives me hope!
Ah, with this disease every hope is dead.
Adieu, sweet, happy dreams of the past,
the roses of my cheeks are already fading.
I miss so much Alfredo's love,
which once solaced my weary soul -
Solaced and comforted -
Ah, smile upon the woman who has strayed;
forgive her, oh God, grant she may come to thee!
Now all is finished, all is over.

CHORUS OF MASQUERADERS (from the street)
Make way for the quadruped King of the festival,
Wearing his crown of flowers
and vine leaves.
Make way for the tamest of all
who wear horns,
greet him with music of horn and flute.
People of Paris,
open the path to the triumphant Fattened Ox.
Neither Asia nor Africa
has ever seen better,
this pride and joy of the butcher's trade.
Light-hearted maidens, and frolicking lads,
pay him due honour
of music and song!
People of Paris, open the path
to the triumphant Fattened Ox.
Make way for the quadruped King of the festival
wearing his crown of flowers
and vine leaves.

(Annina kehrt hastig zurück.)

ANNINA (erregt)
Herrin!

VIOLETTA
Was ist geschehen?

ANNINA
Nicht wahr, Ihr fühlt Euch stärker?

VIOLETTA
Ja, warum?

ANNINA
Versprecht mir, gefaßt zu sein!

VIOLETTA
Ja, doch was willst du sagen?

ANNINA
Eine große Freude harret
auf Euch binnen kurzem.

VIOLETTA
Eine Freude! Rede!

ANNINA
Ja, Herrin -

VIOLETTA
Alfredo! Du sahst ihn?
Er kommt! O Freude!
(Annina nickt und geht die Tür öffnen.)
Alfredo!

(Annina returns, hastily.)

ANNINA (hesitating)
Madam!

VIOLETTA
What has happened?

ANNINA
Today you feel better, don't you?

VIOLETTA
Yes, why?

ANNINA
Do you promise not to get excited?

VIOLETTA
Yes. What do you want to tell me?

ANNINA
I wanted to prepare you -
A happy surprise!

VIOLETTA
Did you say - a surprise?

ANNINA
Oh yes, madam -

VIOLETTA
Alfredo! Ah, you saw him?
He is coming! Oh, quickly!
(Annina nods her head, then goes to open the door.)
Alfredo!

(Alfredo tritt ein. Sie liegen sich in den Armen.)
Geliebter Alfredo! Welche Freude!

ALFREDO
Meine Violetta! welche Freude!
Wie schuldig bin ich, o Teure!

VIOLETTA
So bist du mir zurückgegeben.

ALFREDO
Fühlst du's im Herzen, wie ich liebe,
an deiner Seite nur kann ich noch leben.

VIOLETTA
Lebend hast du mich noch gefunden,
doch trag' ich den Keim des Todes in mir.

ALFREDO
Vergiß, o Engel, deine Leiden,
dem Vater verzeih und mir auch.

VIOLETTA
Was soll ich dir verzeihen?
Ich bin die Sünderin, die Verzeihung braucht.

ALFREDO, VIOLETTA
Nichts mehr auf Erden, mein teurer Engel,
soll mich jemals von dir trennen.

ALFREDO
O laß uns fliehen aus diesen Mauern.
O laß in schönere Auen uns ziehn.

(Alfredo enters, pale with emotion. They are in each
other's arms as they exclaim:)
Beloved Alfredo! Oh joy!

ALFREDO
My Violetta! Oh, joy!
The fault is mine - I know everything now, dear.

VIOLETTA
I know only that you have come back!

ALFREDO
Let my emotion teach you how I love you.
I cannot live without you.

VIOLETTA
Ah, if you have found me still alive,
it means grief has not the power to kill.

ALFREDO
Forget your sorrow, my adored one,
and forgive my father and me.

VIOLETTA
What is there to forgive? The guilty one is me;
but it was love alone which made me so.

ALFREDO, VIOLETTA
Now neither man nor demon, my angel,
will ever be able to take you away.

ALFREDO
From Paris dear, we shall go away,
to live our lives together.

Dort wird verschwinden dein Trauern,
und neues Leben wird dir erblühn!
Lichtstrahl und Odem wirst du mir sein,
uns ladet freundlich die Zukunft ein!

VIOLETTA
(wiederholt wie im Traum seine Worte)
O laß uns fliehen aus diesen Mauern,
o laß in schönere Auen uns ziehn.
Dort wird verschwinden dein Trauern,
und neues Leben wird mir erblühn!
Lichtstrahl und Odem wirst du mir sein, usw.

VIOLETTA
Und jetzt, mein Alfredo, gehn wir zur
heil'gen Stätte,
für deine Rückkehr Gott zu danken.
(Sie wankt.)

ALFREDO
Du erbleichst...

VIOLETTA
Du weißt, es ist nicht schlimm!
So große Freude hab' ich lange nicht empfunden,
sie muß mein leidend Herz erschüttern.
(Sie wirft sich erschöpft in einen Stuhl, ihr Kopf fällt
zurück.)

ALFREDO (stützt sie erschrocken)
Großer Gott! Violetta!

We shall make up for all our heartache,
your health will come back again.
You will be the light of my life,
the future will smile upon us.

VIOLETTA
(echoing him as in a dream)
From Paris dear, we shall go away,
to live our loves together...
We shall make up for all our heartache.
My health will come back again.
You will be the light of my life, etc.

VIOLETTA
No more now, Alfredo let us go to church
to offer thanks
for your return.
(She sways, as if to fall.)

ALFREDO
You are pale -

VIOLETTA
It is nothing!
Such sudden joy cannot come
to a sorrowing heart without disturbing it.
(She throws herself down, upon a chair; her
head falls back.)


ALFREDO (holding her up, terrified)
Great God! Violetta!

VIOLETTA (unter großer Anstrengung)
Es ist mein Leiden,
nur ein kleine Schwäche, bin wieder bei Kräften.
Siehst du, ich lächle.

ALFREDO
Grausames Schicksal!

VIOLETTA
Annina, reich mir das Kleid.

ALFREDO
Was willst du? Oh warte -

VIOLETTA
Nein, mit dir will ich gehen.
(Annina reicht ihr ein Kleid, das sie versucht
anzuziehen. Zu schwach dazu, ruft sie aus:)
Großer Gott, ich kann nicht!

ALFREDO
(Himmel, was seh' ich!)
(zu Annina)
Lauf zum Doktor.

VIOLETTA
Ach, sage ihm, daß Alfredo
meiner Liebe zurückgegeben ist.
Und sag ihm, daß ich leben werde.
(Annina ab. Dann zu Alfredo:)
Wenn auch du mich nicht retten kannst,
rettet mich auf der Welt niemand mehr.
Mein Gott, so bald soll sterben ich,
so jung von hinnen scheiden,
VIOLETTA (with great effort)
It's my illness -
A moment of weakness! Now I am strong.
See? I am smiling.

ALFREDO
Ah, cruel destiny!

VIOLETTA
It was nothing. Annina, bring me my dress.

ALFREDO
Now? Wait.

VIOLETTA
No. I want to go out.
(Annina gives her a dress which she tries to put on. Too
weak to succeed, she exclaims:)

Dear God! I cannot!

ALFREDO
(Heaven! What is this!)
(to Annina)
Go to call the doctor.

VIOLETTA
Tell him that Alfredo
has come back to his love.
Tell him I want to live again.
(Annina goes out. Then, to Alfredo:)
If in returning you have not saved my life,
then nothing on earth can save me.
Ah! Dear God! To die so young.
when I have sorrowed so long!

da ich dem Ziele so nahe mich
jetzt seh' nach so viel Leiden.
Der Hoffnung leeres Traumgebild'
hielt freudig mich umfangen,
mich fasset neues Bangen,
ach, mir vergehet all mein Mut.

ALFREDO
O deine Seufzer und Klagen
treffen mich mitten ins Herz!
Darf ich denn mit dir weilen
und kleinlich hier verzagen?
O fasse dich erhebe dich,
und laß den Mut nicht sinken;
ich seh' die Hoffnung winken,
verschließ' ihr nicht dein Herz.
Violetta, Gelibete, fasse dich,
und überwinde deinen Schmerz, fasse dich!

VIOLETTA
Alfredo! Mein schreckliches Ende naht
zerstöret unsre Liebe!
(Violetta sinkt aufs Sofa. Annina, Herr Germont und der
Doktor erscheinen.)


GERMONT
Ah, Violetta!

VIOLETTA
Ihr, mein Herr?

ALFREDO
Mein Vater!

To die, when now, at last,
I might have ceased my weeping!
Ah, it was but a dream,
my credulous hope;
to sheathe my heart in constancy
was all in vain.

ALFREDO
My very breath of life, sweet
pulse of my heart!
My tears must flow
together with yours.
But more than ever, ah, believe me,
we have need of constancy.
Ah! Do not close
your heart to hope.
Ah, my Violetta, be calm,
you grief is killing me, be calm!

VIOLETTA
Oh, Alfredo, what a cruel end
for our love!
(Violetta sinks down upon the sofa. Germont enters,
followed after a moment by Dr. Grenvil.)


GERMONT
Ah, Violetta!

VIOLETTA
You, sir!

ALFREDO
Father!

VIOLETTA
Gedenkt Ihr meiner noch?

GERMONT
Was ich versprochen, halt ich,
als Tochter schließ ich dich ans Herz,
du edles Mädchen -

VIOLETTA
Weh, mir, Ihr kommt zu spät.
(Sie umarmt ihn.)
Doch ich bin Euch dankbar.
Dr. Grenvil seht, so sterb' ich,
umgeben von allen meinen Lieben.

GERMONT
Was sagt Ihr da!
(O Himmel, es ist wahr!)

ALFREDO
Siehst du sie, mein Vater?

GERMONT
Zerreiße mir nicht das Herz,
Reue foltert mir schon die Seele!
Wie ein Blitzstrahl zerschmettern mich die Worte,
O was hab' ich verbrochen,
jetzt erkenn' ich, was ich getan.

VIOLETTA
(Inzwischen hat sie unter großer Mühe ein Geheimfach
in ihrem Toilettentisch geöffnet. Sie nimmt ein
Medaillon heraus und gibt es Alfredo.)
Komm näher und höre,
mein geliebter Alfredo.

VIOLETTA
You had not forgotten me?

GERMONT
I am fulfilling my promise.
I have come to embrace you as a daughter.
O generous woman!

VIOLETTA
Alas, you have come too late!
(She embraces him.)
But I am grateful to you.
Grenvil, see? I am dying in the arms
of the only dear ones I have.

GERMONT
What are you saying!
(Oh, heaven, it is true!)

ALFREDO
Do you see her, father?

GERMONT
Don't torture me any longer.
My soul is already devoured by remorse.
Every word she speaks is a thunderbolt.
Oh, rash old man!
Only now do I see the harm I have done.

VIOLETTA
(Meanwhile, with great difficulty, she has opened a
secret drawer of her dressing table. She takes from it a
medallion and gives it to Alfredo.)
Come nearer to me -
Listen, beloved Alfredo.

Teurer, nimm dieses Bild von mir
aus längst vergangenen Tagen;
wie ich es am Herzen getragen,
so sei das Bild Erinnerung dir.

ALFREDO
Du wirst nicht sterben, mein Engel,
neues Leben winkt dir schon,
es macht mein Herz erbeben,
denk ich an den nahen Tod.

GERMONT
Erhabenes Wesen, das sich
dem Opfertode geweiht,
und mir die Leiden gern verzeiht,
die ich ihrem Herzen zugefügt.

VIOLETTA
O weiht dir eine Jungfrau rein
des Herzens heiße Triebe,
laß sie dir Gattin sein;
versprich es, mir zuliebe!
Gib ihr dies Bild von mir,
tu meinen Wunsch ihr kund;
an Gottes Thron erfleh ich dann
Segen für Euren Bund!

GERMONT
Solang mein Auge Tränen weint,
so fließen sie für dich.
Mit Engeln bist du bald vereint,
Gott rufet dich zu sich.

Take this, it is a portrait
painted some years ago.
It will help you to remember
the one who loved you so.

ALFREDO
Ah, you will not die, don't tell me so -
You must live, my darling.
God did not bring me back to you
to face such a tragedy.

GERMONT
Dear noble victim
of a hopeless love,
forgive me
for having made your heart suffer.

VIOLETTA
If some young girl
in the flower of life
should give her heart to you -
marry her - I wish it.
Then give her this portrait:
Tell her it is the gift
of one who, in heaven among the angels,
prays for her and for you.

GERMONT
As long as my eyes have tears,
so long shall I weep for you.
Fly to the realm of the blessed,
God calls you unto him.

ALFREDO
Es ist der Tod nicht, nein,
er ruft dich jetzt noch nicht!
O lebe, oder eine Gruft
deckt mich mit dir zugleich.

VIOLETTA (erhebt sich wie mit neuen Kräften.)
Wie seltsam!
Die Schmerzenswut, die mich durchwühlt, läßt nach
in mir,
das Leben kehrt wieder, erfüllt mich mit wunderbarer
Kraft!
Ja, gewiß, ich werde leben!
O Wonne!
(Sie fällt besinnungslos zurück.)


ENDE
ALFREDO
So soon, oh no, death
cannot take you from me.
Ah, live, or a single coffin
will receive me as well as you.

VIOLETTA (getting up, as if reinvigorated)
How strange!
The spasms of pain have ceased:
A strange vigour has brought me to life!
Ah! I shall live -
Oh, joy!
(She falls down, senseless, upon the sofa.)


END

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