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“Le nozze di Figaro” by Wolfgang Amadeus Mozart libretto (German)
Contents: Personen; Erster Akt; Zweiter Akt; Dritter Akt; Vierter Akt |
Das Schloß des Grafen Almaviva (Ein noch nicht vollständig möbliertes Zimmer mit einem Lehnstuhl in der Mitte. Figaro mißt mit einem Zollstock. Susanna probiert vor dem Spiegel den Brautkranz.) Nr. 1: Duettino FIGARO Fünfe, zehne, zwanzig, dreißig, sechsunddreißig, dreiundvierzig. SUSANNA Deutlich saget mir mein Spiegel, wie der Brautkranz schön mir steht. FIGARO Fünfe ... SUSANNA Sieh doch nur, mein lieber Figaro ... FIGARO Zehne ... SUSANNA Sieh doch nur, mein lieber Figaro, |
FIGARO Zwanzig ... SUSANNA Sieh doch nur, FIGARO Dreißig ... SUSANNA Sieh doch nur, sieh doch nur, meinen Brautkranz! FIGARO Sechsunddreißig ... SUSANNA Sieh doch, wie der Brautkranz schön mir steht! FIGARO Dreiundvierzig ... SUSANNA Sieh doch nur, mein lieber Figaro, usw. FIGARO Ja, ich sehe, bestes Mädchen, wie der Kranz so schön dir steht. SUSANNA Sieh doch nur, usw. FIGARO Ja, ich sehe, usw. |
SUSANNA Deutlich saget mir, usw. FIGARO Ja, ich sehe, usw. SUSANNA, FIGARO Endlich sind wir nun am Ziele! SUSANNA Wie schön für meinen Liebsten. FIGARO Wie schön für meine Liebste. SUSANNA, FIGARO Ist dieser schöne Brautkranz, den Susanna selbst gemacht hat! usw. SUSANNA Was mißt du dort, mein lieber Figaro? FIGARO Ich schau, ob dieses Bett, das der Graf uns bestimmte, sich hier wohl ausnimmt. SUSANNA In diesem Zimmer? FIGARO Aber ja, es überließ uns der Herr voll Großmut. |
SUSANNA Von mir aus behalt es. FIGARO Und der Grund? SUSANNA (zeigt sich auf die Stirn) Den Grund hab ich hier. FIGARO (macht dasselbe) Warum erlaubst du ihm nicht ein wenig herauszukommen? SUSANNA Weil ich nicht will, bist du mein Diener, oder nicht? FIGARO Doch versteh' ich nicht, warum dir so sehr mißfällt das bequemste Zimmer im ganzen Palast. SUSANNA Weil ich Susanna bin und du toll. FIGARO Danke, nur nicht zu höflich: schau ein bißchen, ob es woanders besser steht. Nr. 2: Duettino FIGARO Sollt' einstens die Gräfin |
zur Nachtzeit dir schellen - kling, kling, nur zwei Sprünge und du bist bei ihr. Und will der Herr Graf mir Geschäfte bestellen - husch, husch, in drei Sprüngen erreich' ich die Tür! SUSANNA Und wird eines Tages das Glöckchen ertönen - kling, kling, schickt der Graf dich drei Meilen weit fort, husch, husch, führt der Teufel ihn schnell an die Türe, zu mir in drei Sprüngen ... FIGARO Susanna, halt ein! usw. SUSANNA Zu mir in drei Sprüngen ... kling, kling ... Hör' weiter! FIGARO Vollende! SUSANNA Willst mehr du noch hören? So laß mich von bösem Verdacht ungeplagt. FIGARO Noch mehr muß ich hören, mein Herz wird von Sorgen und Zweifel zernagt. |
SUSANNA Nun gut, höre und schweig. FIGARO Sprich, was weißt du? SUSANNA Der Herr Graf, müde der Jagd auf fremde, auswärtige Schöne, will nun im Schloß sein Glück erneut versuchen. Aber nicht nach seiner Gattin, beachte wohl, steht ihm das Verlangen. FIGARO Nach wem denn? SUSANNA Nach deinem Susannchen. FIGARO Nach dir? SUSANNA Nach mir selbst, und er hofft, daß seiner edlen Absicht die Nähe sehr günstig sei. FIGARO Gut! Machen wir weiter. SUSANNA Das ist die Gunst, die Sorge, die er für dich hegt und für deine Braut. |
FIGARO O schau, welch' Eigenliebe! SUSANNA Sei ruhig: das Beste kommt noch. Don Basilio, mein Gesanglehrer und sein Faktotum, gibt er mir die Stunden, wiederholt er täglich diese Weise. FIGARO Wer? Basilio? Der Schurke! SUSANNA Und du glaubst, meine Mitgift sei einzig Verdienst deiner schönen Nase? FIGARO Und das schmeichelte ich mir. SUSANNA Er schenkt sie, um von mir gewisse halbe Stunden zu erlangen ... die Rechte des Feudalherren ... FIGARO Wie! Hat auf seinen Gütern der Herr sie nicht abgeschafft? SUSANNA Allerdings, nun bereut er's, es scheint, |
er will sie an mir erneuern. FIGARO O gut! Das gefällt mir: welch lieber Herr Graf! Wir wollen uns ergötzen: Ihr habt den richtigen gefunden ... (Ein Glöckchen klingelt.) FIGARO Wer läutet? Die Gräfin. SUSANNA Adieu, adieu, .Figaro, mein guter. FIGARO Mut, mein Schatz. SUSANNA Und du, sei klug. (geht ab) FIGARO (geht erregt im Zimmer auf und ab und reibt sich die Hände) Bravo, mein Herr Gebieter! Nun beginn'ich das Geheimnis zu erkennen . klar zu sehen eure ganzen Pläne: nach London, nicht wahr? Ihr als Gesandter, ich als Kurier, und Susanna ... geheime Botschafterin . daraus wird nichts, wird nichts, das sagt Figaro. |
Nr. 3: Kavatine FIGARO Will der Herr Graf ein Tänzchen nun wagen, mag er's mir sagen, ich spiel ihm auf. Soll ich im Springen Unterricht geben, auf Tod und Leben bin ich sein Mann. Ich will ganz leise listigerweise von dem Geheimnis den Schleier ziehn. Mit feinen Kniffen, mit kecken Griffen, heute mit Schmeicheln, morgen mit Heucheln werd' seinen Ränken ich kühn widerstehn. Will der Herr Graf, usw. (Geht ab. Bartolo und Marcellina treten ein, sie hat einen Vertrag in der Hand) BARTOLO Und Ihr wartet bis zu dem Tage, der für seine Heirat festgesetzt, um mir davon zu reden? MARCELLINA Keineswegs verloren hab'ich, mein Doktor, den Mut: um eine Hochzeit zu verhindern, die schon sicherer als diese, genügte oft ein Vorwand, und er hat mir gegenüber außer dem Vertrag, gewisse Verpflichtungen ... ich weiß ... genug: nun heißt's Susanna zu erschrecken, man muß mit List sie darauf bringen, den Grafen abzuweisen. Er wird, um sich zu rächen, |
meine Partei ergreifen, und Figaro wird so mein Gatte. BARTOLO (nimmt Marcellina den Vertrag aus der Hand) Gut, ich werde alles machen: ohne Vorbehalt. tut mir alles kund. (für sich) Mir wird's behagen, meine alte Dienerin dem zur Frau zu geben, der mir einmal die Freundin raubte. Nr. 4: Arie BARTOLO Süße Rache, ja, süße Rache ist dem Ehrenmann ein Labsal; Schmach und Schande zu vergessen ist verächtlich, zeigt niedren Sinn. Fein und witzig, scharf und spritzig, immer kritisch und politisch - Ja, man könnte ... der Fall ist wichtig! Doch glaubt mir, ich krieg' ihn klein. Und sollt' ich alle Gesetze verdrehen, müßt' ich auch hundert Register durchsehen, mit Ränken die Kreuz und die Quere, so kann es nicht fehlen, mein ist der Sieg. Und sollt' ich alle Gesetze, usw. Ja, ganz Sevilla kennt Doktor Bartolo; der Schurke Figaro, er fällt durch mich. (Er geht ab.) |
MARCELLINA Noch nicht alles ist verloren: mir bleibt noch Hoffnung. (Susanna tritt mit einer Haube, einem Band und einem Damenkleid ein.) Aber Susanna kommt: ich versuch's, ich tu', als sähe ich sie nicht. (für sich, laut) Und jene schöne Perle wollt'er heiraten! SUSANNA (noch im Hintergrund, für sich) Sie spricht von mir. MARCELLINA Aber auf Figaro kann man nicht hoffen: l'argent fait tout. SUSANNA (für sich) Was für eine böse Zunge! Ein Glück, daß jeder weiß, was sie wert ist. MARCELLINA Gut! So ist's richtig! Mit diesem bescheidenen Augenaufschlag, mit dieser frommen Miene, und dann . SUSANNA (für sich) Besser, ich gehe. MARCELLINA Welch' liebliche Braut! (Susanna und Marcellina treffen sich an der Tür.) |
Nr. 5: Duettino MARCELLINA (verneigt sich) Nur vorwärts, ich bitte, Sie Muster von Schönheit! SUSANNA (verneigt sich) Nein, das ist nicht Sitte, Sie Muster von Weisheit! MARCELLINA (verneigt sich) Sie haben den Vortritt! SUSANNA (verneigt sich) O, bitte recht sehr! MARCELLINA (verneigt sich) Sie haben den Vortritt. SUSANNA (verneigt sich) O, bitte recht sehr! MARCELLINA, SUSANNA (verneigen sich) Ich weiß, was sich geziemet, geb' andren die Ehr, usw. MARCELLINA (verneigt sich) Das niedliche Bräutchen! SUSANNA (verneigt sich) Die würd'ge Matrone! |
MARCELLINA (verneigt sich) Des Grafen Susannchen! SUSANNA Die Zierde von Spanien! MARCELLINA So hochverdient! SUSANNA So würdevoll! MARCELLINA So ehrbar! SUSANNA So alt! MARCELLINA Ich platze vor Ärger schier, das halt' ich länger nicht aus. SUSANNA Die Alte ist außer sich, ich lache sie aus. MARCELLINA (verneigt sich) Nur vorwärts, ich bitte, usw. SUSANNA (verneigt sich) Nein, das ist nicht die Sitte, usw. MARCELLINA (verneigt sich) Das niedliche Bräutchen! usw. |
SUSANNA (verneigt sich) Die würdige Matrone! usw. (Marcellina geht wütend ab.) SUSANNA Nun geh, du kleinliche Alte, du arrogante Gelehrte. weil du zwei Bücher gelesen hast und in der Jugend die Herrin gequält . (Sie legt das Kleid auf den Lehnstuhl.) CHERUBINO (in Eile eintretend) Susannchen, bist du's? SUSANNA Ich bin's, was wollt Ihr? CHERUBINO Ah, mein Herz, welch' Unglück! SUSANNA Euer Herz! Was geschah? CHERUBINO Der Graf gestern, weil er mich allein mit Barbarina fand, gab mir den Abschied. Und wenn die Gräfin, meine schöne Patin, nicht Gnade gewährt, geh'ich fort, ich werde dich niemals mehr seh'n, meine Susanna! |
SUSANNA Ihr mich nicht mehr sehen! Ausgezeichnet! Aber schlägt für die Gräfin nicht heimlich Euer Herz? CHERUBINO Oh, zuviel Respekt flößt sie mir ein! Glücklich du, die du sie siehst, wenn du willst! Früh kleidest du sie an. Abends entkleidest du sie, du steckst ihr die Nadeln und Broschen an . (seufzend) Oh, ich an deiner Stelle . was hast do dort? Sag'mir nur . SUSANNA (ihn nachahmend) Das liebliche Band und die Nachthaube der ach so schönen Patin ... CHERUBINO Oh, gib sie mir, Schwester, hab' Mitleid, gib sie mir. (Cherubino nimmt Susanna das Band aus der Hand.) SUSANNA Schnell, her das Band! (Susanna will es zurücknehmen. Cherubino beginnt um den Lehnstuhl zu laufen.) |
CHERUBINO O teures, o schönes, o glückliches Band! Nur über meine Leiche erlangst du es wieder. (küßt das Band immer wieder) SUSANNA (läuft hinter ihm her, bleibt dann aber stehen, als wäre sie ermüdet) Was soll diese Frechheit? CHERUBINO Nun, beruhige dich! Um es zu vergelten, schenk 'ich dir mein Liedchen. (Er nimmt aus seiner Tasche ein Lied.) SUSANNA Und was soll ich damit machen? CHERUBINO Lies es der Herrin vor, lies es dir selbst, lies es Barbarina, Marcellina vor, lies es jeder Frau im Palast vor. SUSANNA Armer Cherubin, seid Ihr toll? Nr. 6: Arie CHERUBINO Ich weiß nicht, wo ich bin, was ich tue, bald in Frost, bald in Glut, ohne Ruhe, jedes Mädchen, ach, macht mich erröten, jeder Dame erbebet mein Herz. Hör' das Wörtlein Lieb' ich nur nennen, |
fühl' in Glut ich die Wangen entbrennen, ach, und doch treibt mich, von Liebe zu reden, ein Verlangen, das ich nicht deuten kann. Ich weiß nicht, wer ich bin, usw. Rede von Lieb' im Wachen, rede von Lieb' in Träumen, mit Echo, Felsen, Bäumen, mit Winden und mit Wellen, mit Blumen und mit Quellen! Und all die süßen Klagen tragen die Lüfte fort. Rede von Lieb' im Wachen, usw. Und mag mich niemand hören, red' ich von Lieb' mit mir. Cherubino sieht den Grafen von ferne kommen und verbirgt sich hinter dem Lehnstulhl. GRAF Rasch, sattelt mir ein Pferd! CHERUBINO Ach, ich bin verloren! SUSANNA Welch'Schrecken . GRAF Zur Jagd! SUSANNA Der Graf! (Susanna sucht Cherubino zu verdecken.) Ich Unglückliche! |
GRAF (eintretend) Susanna, du scheinst mir erregt und verstört. SUSANNA Herr .bitte verzeiht mir . aber wenn . man könnte uns überraschen . habt Mitleid, geht. GRAF Einen Augenblick, und ich lasse dich. Höre. (setzt sich auf den Stuhl und nimmt Susannas Hand; sie reißt sich mitt Kraft los.) SUSANNA Ich höre nichts. GRAF Zwei Worte. Du weißt, daß zum Gesandten in London mich der König ernannte; mit mir will ich Figaro nehmen. SUSANNA Herr, wenn ich es wagte . GRAF (erhebt sich) Sprich nur, meine Liebe, und mit jenem Recht, das du heute von mir erlangst, solange du lebst, (zärtlich; versucht wieder ihre Hand zu ergreifen) verlange, befehle, schreibe vor. SUSANNA Laß mich, Herr; ich verlange kein Recht, |
ich will nichts, verlange nichts . oh, ich Unglückliche! GRAF Ach nein, Susanna, ich will dich glücklich machen! Du weißt, wie sehr ich dich liebe; Basilio hat dir bereits alles gesagt, nun höre. Wenn für einen kurzen Augenblick beim Dämmern du mit mir in den Garten . oh, für diese Gunst zahl'ich ... BASILIO (hinter der Szene) Vor kurzem ging er fort. GRAF Wer spricht? SUSANNA O Gott! GRAF Du gehst, und keiner kommt herein. SUSANNA Darf ich Euch hier allein lassen? BASILIO (wie oben) Er wird bei der Herrin sein, ich gehe ihn zu holen. GRAF (zeigt auf den Lehnstuhl) Dahinter verberg' ich mich. SUSANNA Verbergt Euch nicht. |
GRAF Schweig, und such' ihn fortzuschicken. (Der Graf will sich hinter dem Stuhl verbergen: Susanna stellt sich zwischen den Pagen und ihn. Der Graf drängt sie sanft weg. Sie weicht zurück. Inzwischen schleicht sich der Page vor den Stuhl, kauert sich hinein. Susanna verdeckt ihn durch das Kleid.) SUSANNA O weh, was tut Ihr? BASILIO (eintretend) Susanna, der Himmel segne Euch; habt Ihr vielleicht den Grafen gesehen? SUSANNA Was soll der Graf mit mir zu tun haben? Geht. BASILIO Wartet, hört, Figaro sucht ihn. SUSANNA (für sich) O Himmel! (laut) Er sucht den, dem er, nach Euch, am meisten verhaßt ist. GRAF (für sich) Ich will sehen, wie er mir dient. |
BASILIO Ich hab'in der ganzen Moral nie gehört, daß, wer die Gattin liebt, den Gatten haßt. Um zu sagen, daß der Graf Euch liebt . SUSANNA Hinweg, unverschämter Zwischenträger der Zügellosigkeit eines anderen! Ich brauche nicht Eure Moral, den Grafen und seine Liebe . BASILIO Nun, da ist nichts Schlechtes, jeder nach seinem Geschmack: ich glaube, daß man als Liebhaber vorziehen sollte, wie alle es tun, einen freisinnigen, klugen und weisen Herrn, einem Jüngling, einem Pagen . SUSANNA Dem Cherubino? BASILIO Dem Cherubino. Dem Cherubin der Liebe, der heute bei Anbruch des Tages hierher kam, um hinein zu gelangen . SUSANNA Bösewicht! Das ist eine Verleumdung! |
BASILIO Für Euch ist ein Bösewicht, wer Augen im Kopf hat. Und dieses Liedchen? Sagt mit im Vertrauen: ich bin Euer Freund und sage niemandem etwas; es ist für Euch, für die Herrin . SUSANNA (verwirrt, für sich) Welcher Teufel gab's ihm ein? BASILIO Übrigens, teure Tochter, instruier t ihn besser; bei der Tafel betrachtet er sie so oft und mit soviel Maßlosigkeit; wenn der Graf es bemerkt . in diesem Punkte, sie wissen, ist er ein wildes Tier. SUSANNA Bösewicht! Und warum kommt Ihr, solche Lügen zu verbreiten? BASILIO Ich! Welch' Ungerechtigkeit! Ich sage nur, was ich weiß. Zu dem, was alle sagen, fug' ich kein Quentchen hinzu. GRAF (hervortretend) Wie, was sagen alle? BASILIO O herrlich! |
SUSANNA O Himmel! Nr. 7: Terzetto GRAF Wie, was hör' ich? Unverzüglich geh und jage den Bösewicht gleich fort. BASILIO Diesmal kam ich ungelegen, Sie verzeihen, mein gnäd'ger Herr. SUSANNA Welch ein Zufall! O, ich Arme, ich vergehe fast vor Angst. GRAF Unverzüglich, usw. BASILIO Diesmal kam ich, usw. SUSANNA Welch ein Zufall, usw. (ohnmächtig) GRAF, BASILIO (sie stützen Susanna) Ach, das arme Mädchen zittert, wie das Herzchen im Busen pocht! BASILIO Still, ich will den Sessel holen. |
SUSANNA (kommt zu sich) Gott, wo bin ich? Wie, was seh ich? Welche Kühnheit, laßt mich los! BASILIO Wir sind hier, um dir zu helfen, und deine Ehre bleibt sicher. GRAF Wir sind hier, um dir zu helfen, Sei nur ruhig, mein gutes Kind. BASILIO Was ich sagte von dem Pagen, war Vermutung, war nur ein Argwohn. SUSANNA Tück'sche Bosheit und Verleumdung spricht aus ihm, den Bösewicht, usw. GRAF Fort soll er, der lose Bube! usw. SUSANNA, BASILIO Armer Knabe! usw. GRAF Armer Knabe? Gestern hab ich ihn ertappt. SUSANNA Wo denn? |
BASILIO Wie? SUSANNA Wie? BASILIO Wo denn? SUSANNA, BASILIO Wo denn? Wie? GRAF Bei deiner Muhme. Ich fand ihre Tür verschlossen, klopfte, Barbarina öffnet und scheinet seltsam ängstlich; ihr Betragen gibt mir Argwohn, ich durchsuche alle Winkel und hob endlich, leise, leise, so den Teppich von ihrem Tische, fand den Pagen ... (Er hebt die Decke auf und erblickt überrascht den Pagen.) Ha, was erblick' ich? SUSANNA Ach, welch ein Unstern! BASILIO Ha, immer besser! |
GRAF So, mein unschuldsvolles Mädchen, jetzt begreif' ich, wie es steht. SUSANNA Ärger konnt' es gar nicht kommen, großer Gott, wie wird das gehn? BASILIO Ja, so machen's alle Schönen, das ist keine Seltenheit. GRAF Basilio, geht eilends den Figaro holen, ich will, daß er seh.. (zeigt auf Cherubino, der unbeweglich an seinem Platz bleibt) SUSANNA Und ich, daß er höre: geht. GRAF (zu Basilio) Bleibt. (zu Susanna) Welche Kühnheit! Wozu entschuldigen, wenn die Schuld so offenbar? SUSANNA Eine Unschuldige hat keine Entschuldigung nötig. GRAF Aber wann kam dieser her? |
SUSANNA Er war hier, als lhr kamt, und er bat mich, die Herrin um Gnade für ihn anzugehen: Euer Kommen schüchterte ihn ein, darum verbarg er sich dort. GRAF Aber ich setzte mich doch hier, als ich ins Zimmer trat! CHERUBINO Da verbarg ich mich dahinter. GRAF Und als ich mich dor t verbarg? CHERUBINO Erhob ich mich langsam und verbarg mich hier. GRAF (zu Susanna) O Himmel! So hörte er also, was ich dir sagte? CHERUBINO Ich bemühte mich, so wenig wie möglich zu hören. GRAF Oh, Gemeinheit! BASILIO Zügelt Euch: es kommen Leute. GRAF (zu Cherubino) Und Ihr bleibt noch hier, kleine Schlange! |
(zieht ihn aus dem Lehnstuhl) (Figaro mit einem weißen Schleier in der Hand. Bauern und Bäuerinnen, weiß gekleidet, verstreuen Blumen aus kleinen Körben vor dem Grafen.) Nr. 8: Chor CHOR Fröhliche Jugend, streue ihm Blumen, danket dem gütigen gnädigen Herrn. Er schützt die Unschuld, ehret die Tugend, dankt ihm, dem besten gnädigen Herrn. GRAF (erstaunt zu Figaro) Was soll diese Komödie? FIGARO (leise zu Susanna) Hier zum Tanz folge mir, mein Herz. SUSANNA (leise zu Figaro) Ich habe keine Hof fnung. FIGARO (zum Grafen) Herr, verschmäht nicht dieses wohlverdiente Zeichen unserer Dankbarkeit. Jetzt, wo Ihr ein Vorrecht beseitigt, das so verhaßt den liebenden . GRAF Jenes Recht beseitigte ich schon; was verlangt man noch? |
FIGARO Eurer Weisheit erste Frucht pflücken wir heut: unsere Hochzeit ist schon vorbereitet: jetzt bleibt nur übrig, daß Ihr das Mädchen, das durch Eure Gnade unberührt blieb, mit diesem weißen Schleier, dem Sinnbild der Reinheit, schmückt. GRAF (für sich) Teuflische Schlauheit! Aber es heißt nun, zu tun als ob. (laut) Dankbar, Freunde, bin ich so ehrenhaftem Sinn, doch kein Dank dafür, kein Tribut, kein Lob. Und wenn ich ein ungerechtes Privileg in Meinem Bereich beseitigte, geb'ich der Natur aus Pflicht das Recht zurück. ALLE Hoch soll er leben, hoch! SUSANNA Welche Tugend! FIGARO Welche Gerechtigkeit! GRAF (zu Figaro und Susanna) Euch verspreche ich, die Zeremonie durchzuführen. Ich bitte um kurzen Aufschub nur. Euch will ich mit reicherer Pracht im Kreise |
meiner Treuesten heute glücklich sehen. (für sich) Marcellina soll kommen. (laut) Geht, Freunde. CHOR (den Rest der Blumen streuend) Fröhliche Jugend, streut Blumen vor unserem edlen Herrn. Sein großes Herz läßt unberührt der schönsten Blume göttliche Reinheit. (gehen ab) FIGARO Er lebe hoch! SUSANNA Er lebe hoch! BASILIO Er lebe hoch! FIGARO (zu Cherubino) Ihr jubelt ihm nicht zu? SUSANNA Er ist betrübt, der Ärmste, weil der Herr ihn aus dem Schloß vertrieb. FIGARO An einem so schönen Tag! |
SUSANNA An einem Hochzeitstage! FIGARO Wenn jeder Euch bewundert! CHERUBINO (kniet nieder) Verzeiht, mein Herr... GRAF Ihr verdient es nicht. SUSANNA Er ist noch ein Knabe. GRAF Weniger als du glaubst. CHERUBINO Es ist wahr, ich fehlte. Aber über meine Lippen... GRAF (erhebt ihn) Gut, gut, ich verzeihe. Ich tue sogar noch mehr: frei ist der Posten eines Offiziers in meinem Regiment; ich ernenne Euch; geht schnell; lebt wohl. (Der Graf will gehen, Susanna und Figaro halten ihn fest.) SUSANNA UND FIGARO Oh! Bis Morgen nur. |
GRAF Nein, er gehe sogleich. CHERUBINO Euch zu gehorchen, Herr, bin ich bereit. GRAF Nun, zum letzten Mal Umarmt Susanna. (für sich) Unerwartet war der Schlag. (Der Graf und Basilio gehen ab.) (Cherubino umarmt Susanna, die verwirrt ist.) FIGARO (zu Cherubino) He, Kapitän, gebt mir auch die Hand. (leise) Bevor du gehst, will ich dich noch sprechen. (laut, mit gespielter Freude) Leb wohl, kleiner Cherubino. Wie hat sich dein Schicksal im Nu gewandelt! Nr. 9: Arie FIGARO (zu Cherubino) Nun vergiß leises Flehn, süßes Kosen und das Flattern von Rose zu Rosen; du wirst nicht mehr die Herzen erobern, ein Adonis, ein kleiner Narziß. Nun vergiß diese prangenden Federn, diese Blumen, die schimmernden Bänder, |
diese Locken, die seidnen Gewänder, dieser Wangen so rosigen Glanz. Nun vergiß leises Flehn, usw. Unter fluchenden Kameraden, große Bärte, braun gebraten, G'wehr auf Schulter, Schwert zur Seite, festen Schrittes, kühnen Blickes, ganz gewappnet von Kopf zu Füßen, sehr viel Ehr, doch schmale Bissen! Statt den Reigen anzuführen, heißt's in Reih und Glied marschieren durch verschneite, wüste Wälder, über sonnenglüh'nde Felder, bei dem Donner der Geschütze und im hellen Pulverblitze sausen Bomben und Granaten rechts und links dir um das Ohr. Cherubino, auf zum Siege, auf zu hohem Waffenruhm! (Sie gehen militärisch ab.) |
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Contents: Personen; Erster Akt; Zweiter Akt; Dritter Akt; Vierter Akt |