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Le nozze di Figaro” by Wolfgang Amadeus Mozart libretto (German)

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Contents: Personen; Erster Akt; Zweiter Akt; Dritter Akt; Vierter Akt
DRITTER AKT

Ein schön ausgestattetes großes Zimmer mit zwei
Sesseln, hergerichtet für die Heiratszeremonie.


GRAF (auf und ab gehend)
Was für eine Verwicklung!
Ein anonymes Kärtchen ...
die Dienerin in der verschlossenen Garderobe ...
die verwirrte Herrin . ein Mann, der sprang
vom Balkon in den Garten . ein and'rer dann,
der sagt, er sei's gewesen .
was soll ich nur denken: vielleicht,
daß einer meiner Untertanen . solch'Aufruhr
liegt in der Luft ... aber die Gräfin ...
oh, wenn schon Zweifel sie beleidigen .
sie achtet sich selbst zu sehr,
und meine Ehre . die Ehre .
wohin ist sie durch menschliche Schwäche gekommen
(Die Gräfin und Susanna treten ein; bleiben im
Hintergrund, ungesehen vom Grafen.)


GRÄFIN
Geh mutig; sage ihm,
er soll dich im Garten erwarten.

GRAF (für sich)
Ich werde erfahren, ob Cherubino
in Sevilla angekommen ist: damit

habe ich Basilio beauftragt ...

SUSANNA
O Himmel! Und Figaro .

GRÄFIN
Ihm sage nichts, an deiner
Stelle werde ich selbst gehn.

GRAF
Gegen Abend müßte er zurück sein .

SUSANNA
O Gott! Ich wage es nicht.

GRÄFIN
Bedenke, in deiner Hand liegt nun mein Friede.
(verbirgt sich)

GRAF
Und Susanna? Wer weiß, ob sie
mein Geheimnis verraten hat . Oh, tat sie's,
laß ich ihn die Alte heiraten.

SUSANNA (für sich)
Marcellina!
(zum Grafen)
Herr.

GRAF
Was wünscht Ihr?

SUSANNA
Mir scheint, Ihr seid zornig!

GRAF
Wollt lhr irgend was?

SUSANNA
Herr . Eure Gattin
leidet an Kopfschmerzen
und bittet Euch um das Riechfläschchen.

GRAF
Nehmt.

SUSANNA
Ich bringe es Ihnen sofort zurück.

GRAF
Nein, Ihr könnt es
für Euch behalten.

SUSANNA
Für mich?
das sind keine Leiden
für Mädchen meines Standes.

GRAF
Eine Geliebte, die den Liebsten verliert
grad am Hochzeitstage .

SUSANNA
Doch wenn ich Marcellina bezahlte
mit der Mitgift, die Ihr mir verspracht .

GRAF
Die ich versprach? Wann?

SUSANNA
Ich glaubte, es verstanden zu haben .

GRAF
Ja, wenn Ihr mich schon
verstanden hättet.

SUSANNA
Es ist meine Pflicht,
und der Wille Eurer Exzellenz ist auch mein Wille.

Nr. 16: Duett

GRAF
Warum gabst du bis heute
nie meinem Flehn Gehör?

SUSANNA
Herr Graf, Sie zu erhören
wäre auch heut noch Zeit.

GRAF
Kommst du zu mir in den Garten?

SUSANNA
Um die bestimmte Zeit.

GRAF
Läßt mich umsonst nicht warten?

SUSANNA
Sie finden mich bereit.

GRAF
Du kommst?

SUSANNA
Ja.

GRAF
Läßt mich umsonst nicht warten?

SUSANNA
Nein.

GRAF
Läßt mich umsonst nicht warten?

SUSANNA
Sie finden mich bereit.

GRAF
Mein Herz bebt vor Entzücken,
heut noch wird sie mein.

SUSANNA
Mein Wor t hab' ich gegeben,
doch gab ich's nur zum Schein.

GRAF
Kommst du zu mir in den Garten?

SUSANNA
Um die bestimmte Zeit.

GRAF
Läßt mich umsonst nicht warten?

SUSANNA
Sie finden mich bereit.

GRAF
Du kommst?

SUSANNA
Ja.

GRAF
Läßt mich umsonst nicht warten?

SUSANNA
Nein.

GRAF
Du kommst?

SUSANNA
Nein!

GRAF
Nein?

SUSANNA
Sie finden mich bereit.

GRAF
Läßt mich umsonst nicht warten?

SUSANNA
Nein!

GRAF
Du kommst?

SUSANNA
Ja!

GRAF
Läßt mich umsonst nicht warten?

SUSANNA
Ja!

GRAF
Ja?

SUSANNA
Sie finden mich bereit.

GRAF
Mein Herz bebt vor Entzücken, usw.

SUSANNA
Mein Wor t hab' ich gegeben, usw.

GRAF
Und warum warst du zu mir
heute morgen so spröde?

SUSANNA
Mit dem Pagen, der dort war .

GRAF
Und zu Basilio,
der für mich mit dir sprach .

SUSANNA
Doch, wozu ist nötig
für uns ein Basilio ...

GRAF
Das ist wahr, das ist wahr.
Und du versprichst mir nun .
Oh, wenn du nicht kommst, mein Herz .
aber die Gräfin
erwartet das Fläschchen.

SUSANNA
Ach,'s was nur ein Vorwand.
Sonst hätte ich Euch nicht sprechen können.

GRAF (nimmt sie bei der Hand)
Liebste!

SUSANNA
Es kommen Leute.

GRAF (für sich)
Sie gehört mir ganz sicher.

SUSANNA (für sich)
Leckt Euch nur den Mund, o schlaues Gräflein.
(Sie will fortgehen, als sie bei der Tür auf Figaro trifft.)

FIGARO
He, Susanna, wohin gehst du?

SUSANNA
Schweig. Ohne Advokaten
hast du den Prozeß schon gewonnen.

(geht fort)

FIGARO
Was geschah?
(folgt ihr)

Nr. 17: Rezitativ und Arie

GRAF
Der Prozeß schon gewonnen? Ha, was hör' ich?
Also war dies ein Fallstrick? Ich will euch
bestrafen; nach meiner Willkür wird der
Urteilsspruch sein ... Doch wenn mit Gelde die Alte
man entschädigt? Woher es nehmen? Auch wird
Antonio sich weigern, Figaro Susanna, seine
Nichte, zu geben. Ich erwecke den Hochmut des
eitlen Toren. Alles hilft meinem Plane:
Der Streich muß glücken!
Ich soll ein Glück entbehren,
das mir ein Knecht entziehet;
der Wonne, die mich fliehet,
er soll sich ihrer freun?
Ich soll durch Liebesbande
vereint mit ihm sie sehen,
die Glut in mir entzündet,
doch meine Glut nicht teilt!
Ich soll ein Glück entbehren, usw.
Nein, nein! Ich werde dir nicht weichen,
verräterischer Bube,
du sollst es nicht erreichen,
mir Qualen zu bereiten,
vielleicht noch zu verspotten mich
ob meiner Liebesglut.
Darf ich der Hoffnung leben,

Rache an dir zu nehmen,
füllt Wonne meine Seele,
und freudig wallt mein Blut.
Nein, ich werde dir nicht weichen, usw.
(Marcellina, Don Curzio, Figaro und Bartolo treten ein.)

DON CURZIO
Der Streit ist entschieden.
Bezahl sie oder heirate sie. Keine Widerrede.

MARCELLINA
Ich atme auf.

FIGARO
Und ich sterbe.

MARCELLINA (für sich)
Endlich einem Mann vermählt, den ich verehre.

FIGARO (zum Grafen)
Exzellenz, ich appelliere .

GRAF
Das Urteil ist gerecht.
Bezahle sie oder heirate sie. Recht so, Don Curzio.

DON CURZIO
Zu gütig, Euer Exzellenz.

BARTOLO
Welch vortrefflicher Spruch!

FIGARO
Wieso vortrefflich?

BARTOLO
Wir sind alle gerächt.

FIGARO
Ich heirate sie nicht.

BARTOLO
Du wirst sie heiraten.

DON CURZIO
Bezahle sie oder heirate sie. Sie lieh dir
zweitausend harte Taler.

FIGARO
Ich bin Edelmann, und ohne die
Einwilligung meiner edlen Eltern .

GRAF
Wo sind sie? Wer sind sie?

FIGARO
Laßt sie mich noch suchen:
in zehn Jahren hoff' ich sie zu finden.

BARTOLO
Ein Findelkind? .

FIGARO
Herr Dokter, ein geraubtes, kein verlorenes.

GRAF
Wie?

MARCELLINA
Was?

BARTOLO
Beweise es.

DON CURZIO
Einen Zeugen?

FIGARO
Das Gold, der Schmuck, die bestickten Tücher,
die im reinen, zartesten Alter
die Räuber bei mir fanden,
das sind wahre Zeichen
meiner vornehmen Geburt, und vor allem
diese Hieroglyphen, in meinen Arm geritzt.

MARCELLINA
Ein Spaten auf dem rechten Arm?

FIGARO
Wer sagte es Euch?

MARCELLINA
O Gott!
Er ist's .

FIGARO
Das ist wahr, ich bin's.

DON CURZIO
Wer?

GRAF
Wer?

BARTOLO
Wer?

MARCELLINA
Raffael.

BARTOLO
Und Räuber ent führ ten dich?

FIGARO
In der Nähe eines Schlosses.

BARTOLO
Sieh dort deine Mutter.

FIGARO
Amme?

BARTOLO
Nein, deine Mutter.

GRAF UND DON CURZIO
Seine Mutter!

FIGARO
Was hör ich!

MARCELLINA
Seih dort deinen Vater

Nr. 18: Sextett

MARCELLINA (umarmt Figaro)
Laß mein liebes Kind dich nennen, laß ans
Mutterherz dich drücken!

FIGARO (zu Bartolo)
Und auch Sie, Vater, erkennen
heute mich als ihren Sohn!

BARTOLO (umarmt Figaro)
Lange sprach in meinem Herzen
eine innre Stimme schon.
(Figaro umarmt seine Eltern.)

CURZIO
Er sein Vater, sie seine Mutter,
mit der Heirat ist es aus.

GRAF
Neue Ränke, neue Schwänke,
länger halt ich es nicht aus!

MARCELLINA, BARTOLO
Kind der Liebe!

FIGARO
Geliebte Eltern!
(Susanna tritt ein.)

SUSANNA
Darf ich bitten, nicht zu eilen,
noch ein wenig zu verweilen,
hier das Lösegeld für Figaro,
nehmt die Klage nun zurück!

MARCELLINA, BARTOLO
Kind der Liebe!

CURZIO, GRAF
Unklar ist mir noch die Sache,
sehn Sie doch, was hier geschieht.

FIGARO
Geliebte Eltern!

SUSANNA
(die gesehen hat, wie Figaro Marcellina umarmte)
Wie, die beiden sind schon einig?
Treulos ist der Bösewicht!
(Sie will gehen, aber Figaro hält sie zurück.)
Fort, Verräter!

FIGARO
Laß dir sagen!
Höre, Geliebte!

SUSANNA (gibt Figaro eine Ohrfeige)
Du magst fühlen!

MARCELLINA, BARTOLO, FIGARO
Nur aus liebevollem Herzen
kommen diese Küsse her, usw.

SUSANNA (für sich)
Mich er fassen Wut und Schmerzen,
diese Alte tötet mich, usw.

GRAF, CURZIO
Mich/ihn erfassen Wut und Schmerzen,

feindlich ist mir/ihm das Geschick, usw.

MARCELLINA (zu Susanna)
Sei ruhig und wisse,
ich bin seine Mutter,
dein Gatte,
er ist mein verlorener Sohn.

SUSANNA (zu Bartolo)
Die Mutter?

BARTOLO
Die Mutter!

SUSANNA (zum Graf)
Die Mutter?

GRAF
Die Mutter!

SUSANNA (zu Curzio)
Die Mutter?

CURZIO
Die Mutter!

SUSANNA (zu Marcellina)
Die Mutter?

MARCELLINA
Die Mutter!

MARCELLINA, CURZIO, GRAF, BARTOLO
Die Mutter!

SUSANNA (zu Figaro)
Die Mutter?

FIGARO
Und der ist mein Vater,
er sagt es ja selbst.

SUSANNA (zu Bartolo)
Der Vater?

BARTOLO
Der Vater!

SUSANNA (zum Graf)
Der Vater?

GRAF
Der Vater!

SUSANNA (zu Curzio)
Der Vater?

CURZIO
Der Vater!

SUSANNA (zu Marcellina)
Der Vater?

MARCELLINA
Der Vater!

MARCELLINA, CURZIO, GRAF, BARTOLO
Der Vater!

SUSANNA (zu Figaro)
Der Vater?

FIGARO
Und sie meine Mutter,
drum liebte sie mich, usw.

CURZIO, GRAF
Die heftigen Leiden,
die sie mir/ihm bereiten,
er füllen die Seele
mit bitterem Schmerz.

SUSANNA, MARCELLINA, BARTOLO, FIGARO
O Wonne, o Freuden!
Nach Sorgen und Leiden
schlägt jetzt mir von froher
Empfindung das Herz.
(Der Graf und Don Curzio gehen ab.)

MARCELLINA (zu Bartolo)
Sieh, lieber Freund, die süße Frucht
unserer alten Liebe.

BARTOLO
Jetzt laßt uns nicht sprechen
über so alte Geschichten: er ist mein Sohn,
Ihr seid meine Gefährtin;
wir heiraten, wenn Ihr es wollt.

MARCELLINA
Heute soll doppelte Hochzeit sein.
(gibt Figaro den Schuldschein)
Hier, nimm den Schein.
Das Geld, das du mir schuldest, sei deine Mitgift.

SUSANNA
(wirft eine Geldbörse auf den Boden)
Nimm diese Börse auch.

BARTOLO (macht dasselbe)
Und diese auch.

FIGARO
Ausgezeichnet: werft nur, ich nehm's schon.

SUSANNA
Laßt uns von den Ereignissen nun
der Herrin und unserem Onkel berichten;
wer ist so glücklich wie ich?

FIGARO
Ich.

BARTOLO
Ich.

MARCELLINA
Ich.

ALLE
Soll der Herr Graf an meinem Glück platzen.

(gehen sich umarmend ab. Barbarina und Cherubino
treten auf.)


BARBARINA
Gehen wir, schöner Page, in meinem Hause
wirst du die schönsten Mädchen
aus dem Schlosse finden, unter ihnen wirst du

sicher der Schönste sein.

CHERUBINO
Ach, ich Armseliger, wenn der Graf mich findet,
du weißt, er denkt, ich sei nach Sevilla abgereist.

BARBARINA
Oh, welche Überraschung, und wenn er dich findet,
wird es nichts Neues sein. Höre! Wir wollen
dich kleiden gleich uns. Zusammen gehen wir dann
und bringen der Herrin schöne Blumen,
vertraue, o Cherubino, deiner Barbarina.
(gehen ab. Die Gräfin tritt ein.)

Nr. 19: Rezitativ und Arie

GRÄFIN
Und Susanna kommt nicht? Wüßt' ich, wie mein
Gatte den Antrag aufgenommen! Kühn scheint es,
was ich heut wagen will, bei einem Gatten, der so
heftig, so voll Mißtrauen ... allein, was tut's? Ich
wechsle meine Kleider mit denen von Susanna, sie
nimmt die meinen, die Nacht ist uns günstig ... O
Himmel, zu welch einer Rolle bin ich gezwungen
durch des Treulosen Schuld! Er macht mir
unerhörte Pein, hintergeht mein treues Herz,
kränkt mich mit Mißtraun. Einst geliebet, dann
beleidigt, zuletzt verraten, bleibt mir allein noch
meiner Dienerin Hilfe!
Wohin flohen die Wonnestunden
seiner Liebe und Zärtlichkeit?
Wohin sind sie, die heilgen Eide,

die dereinst sein Mund mir schwor?
Wenn sich alles doch verwandelt
rings um mich in Traurigkeit,
warum kann ich nicht vergessen
die vergangne, sel'ge Zeit?
Wohin flohen die Wonnestunden, usw.
Ach, wenn doch für meine Treue,
für den Gram, der mich verzehrt,
nur die einz'ge Hoffnung bliebe,
daß sein Herz mir wiederkehrt!
Ach, wenn doch für meine Treue, usw.
(geht ab. Der Graf und Antonio treten auf.)

ANTONIO
(mit einem Hut in der Hand)
Ich sage euch, Herr, daß Cherubino
noch im Schloß weilt,
seht zum Beweis seinen Hut.

GRAF
Wie das? Um diese Zeit
müßte er doch schon in Sevilla sein.

ANTONIO
Verzeiht, heut'ist meineWohnung Sevilla.
Frauengewänder zog er an
und seine anderen ließ er zurück.

GRAF
Schufte!

ANTONIO
Gehen wir, und ich zeige sie Euch
(gehen ab. Die Gräfin und Susanna treten auf.)

GRÄFIN
Was erzählst du mir?
Und was sagte der Graf dazu?

SUSANNA
Auf seiner Stirn las ich
den Verdruß und den Zorn.

GRÄFIN
Langsam: daß wir ihn nun am besten zähmen.
Wo ist das Stelldichein,
das du ihm vorschlugst?

SUSANNA
Im Gar ten.

GRÄFIN
Nennen wir ihm einen Ort. Schreibe.

SUSANNA
Ich soll schreiben? ...aber...Herrin...

GRÄFIN
Schreibe, sag ich, und alles
nehme ich auf mich.
(Susanna setzt sich und schreibt.)

Nr. 20: Duettino

SUSANNA (schreibt)
Der Arie ...

GRÄFIN
Wenn die sanften Abendwinde ...

SUSANNA
Abendwinde.

GRÄFIN
Über unsre Fluren wehn ...

SUSANNA
Über unsre Fluren wehn.

GRÄFIN
Im Gebüsch des Pinienhaines ...

SUSANNA
Pinienhaines?

GRÄFIN
Im Gebüsch des Pinienhaines ...

SUSANNA
Im Gebüsch des Pinienhaines.

GRÄFIN
O, das wird er schon verstehn.

SUSANNA
Ja, gewiß, er wird's verstehn.

GRÄFIN
O, das wird er schon verstehn.

GRÄFIN
Neuer Text zu der Arie, usw.

SUSANNA
Wenn die sanften Abendwinde, usw.

(Zusammen lesen sie das Geschriebene. Susanna
faltet den Brief.)


SUSANNA
Gefaltet ist der Brief ... doch wie ihn siegeln?

GRÄFIN
(Sie zieht eine Nadel hervor und gibt sie ihr.)
Hier ... nimm eine Nadel.
Sie diene als Siegel, warte . schreib
auf die Rückseite des Blattes:
„Sendet das Siegel zurück."

SUSANNA
Das ist noch verrückter
als das auf dem Patent.

GRÄFIN
Schnell, verbirg es ... ich hör Leute kommen.
(Susanna steckt das Billett in ihr Mieder. Cherubino
verkleidet als Bauernmädchen, Barbarina und
andere Bauernmädchen, gleich gekleidet, mit
Blumensträußen.)


Nr. 21: Chor

CHOR
Gnäd'ge Gräfin, diese Rosen,
so wie Sie, so sanft und schön,
pflückten wir am frühen Morgen,
dieses Fest heut zu begehn.
Nehmen Sie von unsren Händen,
was ein armes Bauernmädchen,

voll von Liebe, geben kann,
diese Blumen huldreich an!

BARBARINA
Dies hier sind, Herrin,
die Mädchen des Ortes,
die das Wenige, das sie haben, Euch bringen
und Euch bitten, ihre Dreistigkeit zu verzeihen.

GRÄFIN
Oh, Ihr Guten! Ich danke Euch.

SUSANNA
Wie hübsch sie sind!

GRÄFIN (auf Cherubino zeigend)
Und wer, sagt mir,
ist dies liebliche Mädchen,
das so schüchtern dreinschaut?

BARBARINA
Sie ist meine Kusine, zur Hochzeit
ist sie gestern abend gekommen.

GRÄFIN
Ehren wir die fremde Schöne.
(zu Cherubino)
Kommt her . gebt mir Eure Blumen.
(nimmt die Blumen Cherubinos entgegen und küßt
ihn auf die Stirn. Für sich)

Wie sie errötet .
(zu Susanna)
Susanna, scheint dir nicht.
daß sie jemandem gleicht?.

SUSANNA
Wie aus dem Gesicht geschnitten ...
(Der Graf und Antonio treten auf. Antonio hat den
Hut Cherubinos, er tritt behutsam auf ihn zu, nimmt
ihm die Frauenhaube ab und setzt ihm seinen Hut
auf.)


ANTONIO
Ei, Potztausend! Das ist der Herr Offizier.

GRÄFIN (für sich)
O Himmel!

SUSANNA (für sich)
Der Ver wegene!

GRAF (zur Gräfin)
Nun gut! Gnädige Frau .

GRÄFIN
Ich bin, mein Herr,
verwirrt und erstaunt wie Ihr.

GRAF
Aber heute morgen?

GRÄFIN
Heute morgen .
fürs heutige Fest
wollten wir ihn so verkleiden,
wie er nun verkleidet ist.

GRAF (zu Cherubino)
Und warum bist du nicht abgereist?

CHERUBINO
(reißt sich schnell den Hut vom Kopf)
Herr! .

GRAF
Ich werde deinen
ungehorsam bestrafen.

BARBARINA
Exzellenz, Exzellenz,
ihr sagtet so oft zu mir,
wenn Ihr mich umarmtet und küßtet:
,,Barbarina, wenn du mich liebst,
gebe ich dir, was du willst."

GRAF
Ich habe das gesagt?

BARBARINA
Ihr.
Nun gebt mir, Herr,
Cherubino zurn Gemahl,
und Euch werde ich lieben wie mein Kätzchen.

GRÄFIN (zum Grafen)
Nun gut, die Reihe ist an Euch .

ANTONIO (zu Barbarina)
Ausgezeichnet, meine Tochter!
Du gingst bei einem guten Lehrer in die Schule.

GRAF (für sich)
Ich weiß nicht, welcher Mensch, welcher Dämon,
welcher Gott mir alles ins Üble verkehrt.

(Figaro tritt auf.)

FIGARO
Herr ... Wenn Ihr noch länger
alle diese Mädchen aufhaltet, dann
lebt wohl, Feste. lebt wohl, Tänze .

GRAF
Was! Du willst
mit dem verzerrten Fuß tanzen?

FIGARO
(tut, als ob er das Bein biege, und versucht dann zu
tanzen)

Er schmerzt mich nicht mehr.
(ruft alle jungen Mädchen, will fortgehen, der Graf
ruft ihn zurück)

Kommt, schöne Mädchen .

GRÄFIN (zu Susanna)
Wie wird er sich aus dieser Verlegenheit herausziehen?

SUSANNA (zur Gräfin)
Überlaßt das ihm.

GRAF
Glücklicherweise
waren die Töpfe aus Ton.

FIGARO
Zweifellos.
Gehen wir also, gehen wir.
(Er will gehen, doch Antonio ruft ihn zurück.)

ANTONIO
Und indessen zu Pferd
sprengte der Page im Galopp nach Sevilla.

FIGARO
Im Galopp oder im Schritt, gute Reise.
Kommt, schöne Mädchen.
(Er will gehen.)

GRAF
(versperrt ihm den Weg)
Und sein Patent blieb bei dir
in der Tasche .

FIGARO
Sicherlich.
Was für Fragen!

ANTONIO
(zu Susanna, die Figaro, Zeichen macht)
Mach'weiter keine Zeichen, er versteht dich nicht.
(nimmt Cherubino bei der Hand und zeigt ihn
Figaro)

Und jemand behauptet,
daß mein Herr Neffe ein Lügner sei

FIGARO
Cherubino!

ANTONIO
Das ist er.

FIGARO (zum Grafen)
Was, beim Teufel, singt er?

GRAF
Er singt nicht, nein, aber er sagt,
er sei heute morgen auf die Nelken gesprungen...

FIGARO
Er sagt es! . mag sein . wenn ich sprang,
so kann's sein, daß auch er
das gleiche tat.

GRAF
Auch er?

FIGARO
Warum nicht?
Ich bestreite nie, was ich nicht weiß.

Nr. 22: Finale
(Man hört in der Ferne einen Marsch.)

FIGARO
Schon naht der Festzug, so gehn wir. Ihr Mädchen,
folgt mir und ordnet euch in Reihen. Gib mir den Arm, Susanna.

SUSANNA (Figaro nimmt Susanna am Arm.)
Hier mein Arm!
(Alle gehen ab bis auf den Grafen und die Gräfin.)

GRAF
Unverschämte!

GRÄFIN
Ich Unglücksel'ge!

GRAF
Frau Gräfin!

GRÄFIN
Jetzt laßt uns schweigen! Dort nah'n sich beide
Paare. Die Festlichkeit beginnt; gilt sie doch jener,
die so sehr Sie beschützen. Wohlan denn!

GRAF
Wohlan denn.
(leise)
Ich sinne nur auf Rache!
(Sie setzen sich. Jäger mit geschultertem Gewehr,
Bauern und Bäuerinnen. Zwei Mädchen, die
Jungfernhauben mit weißen Federn tragen, zwei mit
Handschuhen und Blumensträußen. Figaro kommt
mit Marcellina. Bartolo kommt mit Susanna; sie
kniet nieder, um vom Grafen die Haube, usw. zu
empfangen. Figaro führt Marcellina in der gleichen
Absicht zur Gräfin.)


ZWEI MÄDCHEN
Ihr treuen Geliebten
mit Kränzchen geschmückt,
besinget ihn herzlich,
der euch so beglückt.
Das Recht, das so schmählich
auf allen gelastet,
er hat ihm entsaget
zu unserem Heil.

CHOR
Wir singen und danken dem gütigen Herrn!
(Als Susanna vor dem Grafen niederkniet, zupft sie
an seinem Gewand und zeigt ihm einen Brief; sie
hebt die Hand zum Kopf, der Graf gibt vor, ihren Hut
zurechtzurücken, nimmt den Brief und verbirgt ihn.
Susanna komplimentiert ihm und erhebt sich. Figaro
geht, um sie in Empfang zu nehmen. Sie tanzen den
Fandango. Marcellina erhebt sich sogleich, und
Bartolo kommt, um sie von der Gräfin
entgegenzunehmen.)


GRAF
(öffnet den Brief und sticht sich mit der Nadel in
den Finger, mit der der Brief versiegelt war. Er wirft
die Nadel auf den Boden.)

Ja, ja, so machen's alle Weiber, man ritzt sich, wo
man hingreift, an ihren Nadeln. Doch halt, nun erst
begreif ich's ...

FIGARO (zu Susanna)
Ganz gewiß war's ein Briefchen, das man ihm im
Vorbeigehen übergeben, ein Liebesbrief, gesiegelt
mit 'ner Nadel, und die stach ihn in den Finger,
und jetzt sucht er sie wieder - o welche Torheit!

GRAF
Nun geht, ihr Freunde. Bestellt für heute abend
das nötige zur fröhlichen Hochzeit, größte Pracht
soll da herrschen. Nehmt alle teil an dem glänzend
frohen Feste, am Schmause, am Spiele, an dem
Sange und am Tanze, damit man wisse, wie ein
jeder von euch mir lieb und wert ist.

CHOR
Ihr treuen Geliebten, usw.


 
Contents: Personen; Erster Akt; Zweiter Akt; Dritter Akt; Vierter Akt

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