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“Madama Butterfly” by Giacomo Puccini libretto (German)
Contents: Personen; Erster Akt; Zweiter Akt |
Ein Hügel bei Nagasaki (Japanisches Haus, Terrasse und Garten, im Hintergrunde, tief unten, sieht man die Stadt mit dem Hafen. Goro zeigt dem überraschten Pinkerton das Haus.) PINKERTON Diese Wände und Decken... GORO Könnt Ihr alle verschieben, Und immer nach Belieben In demselben Gemache 'nen wechselnden Anblick Euch verschaffen. PINKERTON Und unser Brautgemach Wo ist's? GORO Ihr habt die Auswahl... PINKERTON Auch diese Wand verschiebbar! Die Stube? GORO (auf die Terrasse weisend) Bitte! |
PINKERTON Hier im Freien...? GORO Doch könnt Ihr schließen... PINKERTON Versteh' schon! Auch die hier... die schiebt man... GORO Ein und aus! PINKERTON Au! Der Witz ist nicht übel. GORO Türme sind selbst so fest nicht; Solid vom Grund zum Giebel! PINKERTON Das ist ein schönes Kartenhaus! GORO (klatscht dreimal in die Hände. Zwei Männer und ein Weib eilen herbei und knien langsam und demütig vor Pinkerton nieder) Dies hier ist Eure Zofe; Sie fand als Kammerkätzchen Bei der Braut schon ihr Plätzchen -Der Diener... - und Hier... der Koch. Sie sind verwirrt von der großen Ehre. PINKERTON Die Namen? |
GORO „Miss Zarter Wolkenschleier", „Strahl der Morgensonne", „Duftend Gewürze" SUZUKI Ach, Euer Gnaden lächelt? Weil Glück Euch hold umfächelt! Okunama, der Weise, Sagt: „Lächeln zerreiße Kummers Gewebe... Breche der Perlen Schale, Öffne dem die Tore zum Paradiese, Den immer es umschwebe, Den plätschernd es umfließe..." Okunama, der Weise, Sagt: „Lächeln zerreiße Kummers Gewebe." (Pinkerton blickt gelangweilt umher. Goro bemerkt es, und klatscht in die Hände- die drei Bediensteten eilen ins Haus zurück.) PINKERTON Im Schwatzen sind sie gleich, Die Weiber aller Zonen. Was guckst du? GORO Ob die Braut noch nicht zu sehn ist. PINKERTON Alles fertig? GORO Und zur Stelle! |
PINKERTON Welch prächtiger Geselle! GORO Alles kommt! Unser Standesamtsverweser, Die Verwandten, und Euer Konsul, Und's Fräulein Braut. Hier auf Bergeshöhe Schließt Ihr dann Eure Ehe. PINKERTON Sind es viele Verwandte... ? GORO Die Großmama, die Schwiegermutter, Der Oheim, ein Bonze (der sich sicher Hier nicht sehn läßt). Dann die Vettern und Kusinen... Im ganzen wohl zwei Dutzend Verwandte... aller Grade. Aber die Zahl wird wachsen... Und dafür sorgt in Treu Ihr, mein Herr, und die schöne Butterfly. PINKERTON Welch trefflicher Geselle! STIMME DES SHARPLESS Ich schwitze und klettere! Schnaufe und wettere! GORO Das ist der Konsul! |
SHARPLESS (tritt schnaufend auf) Ouh! Dies Steingeröll... Bin ganz beklommen! PINKERTON Seid mir willkommen! GORO Seid uns willkommen! SHARPLESS Ouff! PINKERTON Vorwärts, Goro Bring uns Erfrischung! SHARPLESS Hoch ist's PINKERTON Und herrlich! SHARPLESS Nagasaki, das Meer, der Hafen... PINKERTON Und hier ein Häusel Mit viel Bambusgesäusel. SHARPLESS Eures? |
PINKERTON Ja, es ist mein für ganze Neunhundertneunundneunzig Jahre; Wobei das Recht ich mir wahre, Jeden Monat zu künd'gen. Hier ist alles elastisch, Sowohl der Kaufvertrag, Als auch die Häuser... SHARPLESS Man findet oft hier seinen Nutzen. PINKERTON Freilich. (Goro kommt eilig aus dem Hause und mit ihm zwei Diener, die Gläser, Flaschen, Teller, Bestecke und zwei Rohrsessel bringen. Sie decken einen kleinen Tisch für zwei Personen und eilen dann ins Haus zurück.) Im weiten Weltall Fühlt sich der Yankee heimisch, Lebt er doch überall Kühn seinem Handel. An manch Gestade Führt ihn seiner Schiffe Wandel... (unterbricht sich, um Sharpless ein Getränk anzubieten.) Milk-Punch oder Whisky? An manch Gestade Führt ihn seiner Schiffe Wandel, Bis eines schönen Tags das wilde Meer Ihn samt dem Schiff verschlinget. Das Leben zu genießen, Irrt er lüstern umher, Wo Schätze sich erschließen... |
SHARPLESS O, die leichtgeschürzte Weisheit... PINKERTON Und wo die Liebe ihm winkt. SHARPLESS So leichtgeschürzte Weisheit Macht's Leben uns wohl heiter, Doch läßt sie's Herze kalt. PINKERTON Beugt's ihn auch nieder, Rafft er empor sich wieder, Fügt nach dem Sinne Die halbe Welt sich. Nun verheirat' ich mich auf japanisch, Für neunhundert Und neunundneunzig Jahre; Freilich darf ich kündigen Jeden Monat. SHARPLESS O leichtgeschürzte Weisheit! PINKERTON „America for ever!" SHARPLESS „America for ever!" Ist's ein liebliches Mädchen? GORO (Der das gehört hat, zeigt sich auf der Terrasse.) 's ist wie ein Sträußel von frischen Blumen, Wie ein Sternlein mit gold'nen Strahlen. |
Und so billig: Nur hundert Yen! Will Eu'r Gnaden mich beehren? Ich habe noch reiche Auswahl. PINKERTON Geh und führe die Braut her! SHARPLESS Wie nach ihr Euch verlanget! Ihr seid wohl schon Ganz Feuer und Flamme? PINKERTON Mag sein! Mag sein! Hab' niemals was Holderes gesehen! Ob's echte Liebe, möcht' ich mich fragen; Eins kann ich sagen: Mich hat die Kleine Im Netze gefangen. Leicht wie ein Gläsel von jung-mildem Weine; Edel und zierlich, schlank und manierlich, Ganz so japanisch - Nippesfigürlich! Tief hinter Fächern Und Matten verstecket, Wartet sie drauf, Daß ein Aug' sie entdecket; Huscht wie ein Schmetterling Flugs in die Weite, Setzt sich dann wieder Und lacht von der Seite. Solch kleinen Falter ich erjagen wollte, Ob's auch die Flügel ihm zerschlagen sollte! SHARPLESS Ach, heute sind's drei Tage: Da kam sie ins Konsulat. Ich sah sie nicht, |
Doch hört' ich reden sie, Und beim Klang ihrer Stimme Ward mir, ich weiß nicht, wie! Wer so innig und warm davon spricht, Dess' Lieb' ist echt... Die kleinen zarten Flüglein, Die dürft Ihr nimmer zerschlagen, Dürft nimmer brechen ein gläubig Herzelein! Ich hörte ihre Stimme, die klang so süß, Klang ach! so innig. Ewig nie tön' sie in Schmerzenslauten! PINKERTON Trefflicher Konsul, glaubet mir, Ihr nehmt es viel zu schwer; Ihr habt der Jugend leichten Sinn nicht mehr. Weg mit der Trübsal! Man ist nur einmal, einmal im Leben Jung und liebesfroh! Whisky? SHARPLESS Noch ein Gläschen nehm' ich. Sei's Eurer fernen Familie zum Heile! PINKERTON Und trinken wir auf meinen Bund, Den künft'gen Eh'bund Mit einer echten Amerikanerin... GORO (kommt atemlos den Hügel herauf.) Seht Ihr! Da sind sie, Sie kommen immer näher. Hört Ihr das lust'ge Plaudern? |
Wie der Wind in Blättern rauschet, Klingt's, wenn man lauschet. BUTTERFLYS FREUNDINNEN Ah! Ah! Oh! Weiter Himmel! Endlos Meer! BUTTERFLY Bald sind wir auf der Höhe. FREUNDINNEN Wie langsam du bist. BUTTERFLY Wartet! FREUNDINNEN Sieh doch, Sieh den Blumenflor! BUTTERFLY Über das Meer und alle Lande Weht es wie ein Hauch von holdem Frühling. SHARPLESS O, glücklich Reden junger Menschen. BUTTERFLY War je ein anderes Mädchen In Japan und der weiten Welt so fröhlich? O Liebe, dir nun folg' ich, deinem zärtlichen Ruf. Ich nah' mich deiner Schwelle, o Liebe, Im Saale deiner Freuden |
Selig zu ruhn Ihr Guten! Ich folg' dem Ruf der Liebe, Und nah bin ich ihr. FREUNDINNEN Weiter Himmel! Endlos Meer! Welche Pracht! Leb' ewig in Freuden, o Gespielin. Doch eh' dein Fuß berührt die Schwelle, Die dein harret, wende dich um Und sieh den weiten Himmel, Sieh das endlos weite Meer, Das dich rings umgibt! BUTTERFLY Da sind wir. (Sie sieht die Gruppe der drei Männer und erkennt Pinkerton Sie schließt sofort den Sonnenschirm und zeigt Pinkerton ihren Freundinnen.) B. F. Pinkerton! Heil! FREUNDINNEN Heil! BUTTERFLY Große Ehre! FREUNDINNEN Seid gegrüßet! PINKERTON Recht beschwerlich War der Aufstieg? |
BUTTERFLY Hab' als Braut von guten Sitten Eh'r an Ungeduld gelitten. PINKERTON Ei, das Kompliment ist selten. BUTTERFLY Noch viel schön're wüßt' ich Euch. PINKERTON Schön wie Perlen! BUTTERFLY Macht's Euch Freude, sie zu hören? PINKERTON Danke, nein! SHARPLESS Miss Butterfly - wie reizend! Welch passender Name! Seid Ihr von Nagasaki? BUTTERFLY Ja, mein Herr! Und aus einst wohlgestellter Familie. (zu den Freundinnen) So ist's? FREUNDINNEN So ist's! |
BUTTERFLY Ich weiß ja wohl, daß niemand Will arm geboren sein; Jeder Vagabunde Möcht' gerne uns erzählen Von edler Herkunft. Ach, glaubt im Ernste nur: Wir waren reich! Doch der Wettersturm zerbricht Auch die allerstärksten Stämme. Da sangen wir als Geisha Ums täglich Leben. (zu den Freundinnen) War's so? FREUNDINNEN So war's! BUTTERFLY Sollt' ich's verschweigen? Sollt' mich schämen? Ihr lächelt? Warum? So ist das Leben. PINKERTON Wie sie redet und zierlich tut, Ist nun gar zum Entzücken! SHARPLESS Und Ihr habt noch Geschwister? BUTTERFLY Nein, Ihr Herren, nur die Mutter. GORO Eine adlige Dame. |
BUTTERFLY Daß sie nun auch verarmte, Hinderte nicht ihr Name. SHARPLESS Und Euer Vater? BUTTERFLY (hält betroffen inne, dann antwortet sie kurz) Tot! SHARPLESS Und wie alt seid ihr? BUTTERFLY Ihr sollt drauf raten. SHARPLESS Zehn Jahr BUTTERFLY Was höher SHARPLESS Zwanzig BUTTERFLY Was tiefer... Fünfzehn genau vollendet; Bin doch wahrlich schon alt! SHARPLESS Fünfzehn Jahre alt! PINKERTON Fünfzehn Jahre alt! |
SHARPLESS Die Zeit der Spiele PINKERTON Und Karamellen. GORO Der Regierungskommissarius, Der Herr Standesamtsverweser, Die Verwandten... PINKERTON Goro eilt Euch. (Goro eilt ins Haus. Pinkerton spricht mit dem Konsul.) Welche Posse! Die Parade dieser neuen Anverwandten! BASE und VERWANDTE Er ist wirklich nicht schön. Er ist nicht schön. BUTTERFLY Er ist so schön Wie man im Traume nur wünschen sich mag! MUTTER und FREUNDE Er scheint mir wie ein König. Mit großem Vermögen sicherlich. BASE (zu Butterfly) Goro bot mir ihn auch schon an, Doch sagt' ich Nein! |
BUTTERFLY Ach, tu' dich nicht! VERWANDTE (zur Base) Ihre Schönheit ist im Erblassen schon. Die Scheidung folgt bald. BASE und VERWANDTE Ich hoffe es ONKEL YAKUSIDE Gibt's hier Wein? Laßt uns umsehen. Ich sah schon was, Halb braun wie Tee, halb Karmesin. GORO Zum Himmel, sprecht leiser! Sch! Sch! Sch! SHARPLESS Im Glück seid ihr, O Pinkerton! Euch reift zur vollen Rose Die kaum erblühte Knospe! PINKERTON Ja, es stimmt, sie ist eine Blume. Ihr exotischer Duft Hat mir das Hirn vernebelt. BASE und VERWANDTE Er bot ihn mir auch schon an, Doch ich sagte, „Ich will nicht" |
MUTTER und FREUNDE Er sieht gut aus und scheint mir Wie ein König! Jch hätt' nicht nein gesagt! SHARPLESS Sah ich doch wahrlich niemals Ein schöner Mädchen. Spiel nicht mit dem Vertrag Und ihrem Vertrauen... BASE und VERWANDTE Ohne viel zu spähen Find' ich bessere. Ich will's ihm auf den Kopf zusagen! MUTTER und FREUNDE Ich stimm nicht zu. Er ist ein großer Herr. Ich hätt' nicht nein gesagt! BUTTERFLY Höret! Achtet auf mich! PINKERTON Ja, es stimmt, sie ist eine Blume. Und ich habe sie gepflückt! SHARPLESS ... Habet acht' Sie glaubt daran! BUTTERFLY Mutter, komm her! Achtet auf mich, |
Und tuet mir nach: Eins, zwei, drei... All' auf die Knie! (Alle verbeugen sich vor Pinkerton und Sharpless. Pinkerton ergreift Butterflys Hand.) PINKERTON Meine Geliebte... Gefällt dir unser Häuschen? BUTTERFLY O Herr B. F. Pinkerton, Verzeihung. Ach, ich möchte... ein paar zierliche Sachen. PINKERTON Und wo sind sie? BUTTERFLY Sie sind hier, Euch mißfällt das? (Holt Gegenstände aus dem Ärmel hervor.) PINKERTON 's ist mir neu, Meine holde Butterfly! BUTTERFLY Seid'ne Tüchlein. Die Pfeife. Weiter: Ein Gürtel und eine kleine Brosche. Dann ein Spiegel und ein Fächer. PINKERTON Und die Büchse da? BUTTERFLY Dann ist was zum Färben. |
PINKERTON Oho! BUTTERFLY Mißfällt's Euch? (Sie wirft die Büchse fort.) Fort! PINKERTON Und dies da? BUTTERFLY Das ist etwas Heil'ges. PINKERTON Und kann man das nicht sehen? BUTTERFLY Zuviele Leute. Ihr verzeiht wohl?! GORO (flüstert Pinkerton ins Ohr) Ein Geschenk vom Mikado An ihr'n Vater... mit der Weisung. (Er ahmt die Bewegung des Bauchaufschlitzens nach) PINKERTON Und ihr Vater? GORO Folgte der Weisung. BUTTERFLY (holt aus den Ärmeln einige Statuetten hervor) Die Ottoke'n |
PINKERTON Die Figürchen - Und die bedeuten? BUTTERFLY Die Seelen meiner Ahnen. PINKERTON Ah! All meine Achtung! BUTTERFLY Hört nur: Ganz im Geheimen Ging ich gestern ins Haus der Missionen. Nun mein Leben ein neues, Darf auch ein neuer Glauben in mir wohnen. Onkel Priester weiß nichts, Noch die Meinen ahnen's. Ich folg' des Schicksals Reigen Und werde demutsvoll Vorm Gotte des Herrn Pinkerton Mich neigen. So will's mein Schicksal! In derselben Kapelle Knie' ich nieder mit Euch, Um dem gleichen Gott zu dienen. Und ist's Euch zu Gefallen, Könnt' ich fast meine Leute ganz vergessen. Mir sei's verziehn! GORO Alles stille! KOMMISSÄR Wir gestatten dem hier zugeg'nen Benjamin Franklin Pinkerton, Offizier auf dem Kanonenboote Lincoln, |
Marine der Vereinigten Staaten von Nordamerika, Und dem zugeg'nen Fräulein Butterfly Aus dem Viertel Omara-Nagasaki, Die Ehe einzugehn. Dem Erstgenannten Auf den eignen Willen hin, Und ihr auf Grund Des Konsenses der Verwandten, Die alle hier zugegen. GORO (sehr förmlich) Der Eh'mann. Nun die Eh'frau. Und alles fertig. FREUNDINNEN O Madam' Butterfly! BUTTERFLY Jetzt Madam' B. F. Pinkerton KOMMISSÄR Die besten Wünsche! PINKERTON Ich danke recht ergebenst. KOMMISSÄR Geht Ihr hinunter, Konsul? SHARPLESS Ich begleit' Euch. (zu Pinkerton) Wir zwei sehn uns morgen. |
PINKERTON Das will ich meinen. STANDESBEAMTER Nachkommenschaft! PINKERTON Versuchen wir's. SHARPLESS (bedeutungsvoll zu Pinkerton) Doch Vorsicht' (Sharpless, der Standesbeamte und der Kommissär gehen ab.) PINKERTON (beiseite) Und nun erledigen wir die Familie! Ihr sollt sehn, daß ich nicht knause; Doch geht recht bald nach Hause! (Erhebt sein Glas.) Hip! Hip! VERWANDTE O Kame! O Kame! PINKERTON Aufs Wohl meiner allerliebsten Dame! (Plötzlich erscheint eine furchterregende Person. Es ist der Bonze, der wütend vortritt, seine Hände drohend nach Butterfly ausstreckend.) DER ONKEL BONZE Cho-cho-san! Du bist mir Abscheu! BUTTERFLY und DIE VERWANDTEN 's ist der Oheim! |
GORO Was will denn der hier oben?! Ist doch wahrlich der Ort nicht hier Zum Schreien und Toben! BONZE Cho-cho-san! Weshalb warst du Im Missionshaus? ALLE Gib Antwort, Cho-cho-san! PINKERTON Ei, was gibt's da zu brüllen? BONZE Gib Antwort auf die Frage! Himmel! Ist dein Auge trocken? Konnt' so dein Herz verstocken? Sie hat uns all' verleugnet. ALLE Hou! Cho-cho-san! BONZE Ja, ich sag' euch, verleugnet Den alten Glauben! ALLE Hou! Cho-cho-san! BONZE Kami sarundasico! Daß deine faule Seele Ew'ge Folterpein quäle! |
PINKERTON Euch sag' ich: Nun ist's Maß voll! BONZE Von hinnen alle - Kommt mit mir! Du hast uns verleugnet... Nun sei verstoßen! PINKERTON Macht euch schleunig von dannen! In meinem Hause duld' ich kein Lärmen Und keine Bonzerei! ALLE (im Abgehen) Hou! Cho-cho-san! Kami sarundasico! Hou! Cho-cho-san! Nun sei verstoßen! PINKERTON Mägdlein, ach Mägdlein, weine nicht, Weil die Affen dort brüllen. VERWANDTE (von fern) Hou! Cho-cho-san! BUTTERFLY Hört, wie sie schrein! PINKERTON All das betörte Volk, Und alle Bonzen hier im Land Sind wahrlich nicht wert, Daß deine schönen Augen weinen. |
BUTTERFLY Im Ernst? Ich weine nicht mehr; Und fast ist mir nicht leid, Daß ich verstoßen... Weil so liebreiche Worte Mir nun widerklingen tief in der Brust. (Sie neigt sich, um Pinkerton die Hand zu küssen) PINKERTON Ei was! Die Hand? BUTTERFLY Man sagt mir, daß da drüben, Bei wohlerzog'nen Leuten, Dies will bedeuten: Herzliche Verehrung. SUZUKI (von innen) Izagi, Izanami sarundasico, Kami, Izagi Izanami sarundasico, Kami. PINKERTON Wer murmelt da im Haus? BUTTERFLY Die Suzuki Sie flüstert ihr Gebet für die Nacht. PINKERTON Ja, es ward Abend... BUTTERFLY Und schattig und stille. |
PINKERTON Und du allein hier... BUTTERFLY Allein und gar verstoßen! Ausgestoßen... Und so selig! PINKERTON (klatscht dreimal in die Hände. Die Diener eilen hinaus.) Wohlan, nun schließet. BUTTERFLY Ja, wir sind ganz allein hier; Allein und weltverloren. PINKERTON Kein Schrei gellt mehr den Ohren. BUTTERFLY Suzuki, mein Gewand! (Suzuki sucht in einer Truhe nach und reicht dann Butterfly das Nachtgewand.) SUZUKI Gute Nacht! BUTTERFLY Die prunkende Schleife Laß endlich mich lösen; Weiß wie die Lilie Erscheine die Braut... ! Er lächelt und flüstert Und spähet verstohlen... |
Wo könnt' ich mich bergen?! Ich brenne vor Scham! Ich hör' die böse Stimme, Die mich verfluchte. Butterfly ausgestoßen! Ja, ausgestoßen... Und doch so glücklich! PINKERTON Behende wie ein Eichhörnchen Löset sie die Knoten! Wer dächte, daß dies Püppchen Meine Gattin sei! Welch ein holdselig Wesen! Heiß wie Glut Fühl' ich Verlangen nach ihr Mich ganz verzehren. (Er steht auf, nähert sich Butterfly und reicht ihr die Hand.) Mädchen, in deinen Augen liegt ein Zauber, Dem bin ich ganz verfallen. Wie leuchtet auf schnee'gem Gewande Der dunkle Schmuck deines Haares! Du gleichst einer Göttin! BUTTERFLY Als Göttin des Mondes erschein' ich; Als Göttin des Mondes, Die leis' in der Nacht Auf der Brücke des Himmels herabsteigt. PINKERTON Sie bezaubert die Herzen... |
BUTTERFLY Und ergreift sie, Hüllt sie sorgend ins weiße Gewand, Und führt sie in die Ferne, in Himmelsgefilde. PINKERTON Willst du nun endlich mir sagen, Ob auch recht von Herzen mich lieb hast? Wohl kennt jene Göttin das Wörtlein, Danach sich der Liebende sehnt? BUTTERFLY Sie weiß es, Doch mag sie's nicht sagen, Weil an ihm zu sterben sie wähnt. PINKERTON Törichter Wahn ist's, Daß Liebe uns töte... Liebe ist Leben, macht uns Jubeln vor ungemess'ner Wonne; Sowie nun jubelt deines Auges Fremdschöne Sonne. BUTTERFLY Ja, nun seid Ihr für mich der Himmel! Seid mein Licht und Leben! Oh! Ihr gefielet mir schon, Als ich eben Euch nur erschauet. Ihr seid groß und kräftig! Ihr lacht so offen und von Herzen; Von Euren Worten, da fliehn alle Schmerzen. Wie bin ich glücklich! |
Wollt Ihr mich nun lieben, ein ganz klein wenig lieben, Dann gibt sich so ein Mägdlein, Wie ich bin, schon zufrieden; Ein wenig nur lieben! Wir sind an alles Kleine von jeher gewöhnet. Stille und voller Demut, Lieben leises Kosen Von mächtigen Gewalten, Wie das linde Gewell' auf dem Meere. PINKERTON Laß mir die kleine Hand, Die ich begehre... O Butterfly! Das ist der rechte Name. Schmetterling, du holder! BUTTERFLY Wer in Euren Landen 'nen Schmetterling erjagt, Sticht eine Nadel Durch sein zierliches Leibchen, Ihn auf ein Brett festzunageln! PINKERTON 's ist schon was Wahres dran, Und weißt du auch warum? Damit er nimmer flieh'! Du bist gefangen... Ich fühle dich erbeben... Sei mein denn! BUTTERFLY Ja, und fürs Leben! |
PINKERTON Komm, Geliebte, auf, befreie die Seele Von Zweifeln und von Kummer. Sieh, die Nacht leuchtet helle! Rings liegt alles im Schlummer! Ja, befrei dein zagend Herz, um Wonne nur zu fühlen, Komm, Geliebte! Sei die Meine! BUTTERFLY Ah! Welch ein Himmel voller Sterne! wie ich heut' ihn lieben lerne! Leuchtet! Glitzert! Glüht und funkelt! Aller Erden Glanz verdunkelt. .. ! Oh! Die tausend hellen Äuglein! Allenthalben schaun sie her Auf die Lande, übers Meer. Die tausend hellen Äuglein schau'n herunter... O selig holde Nacht! Sieh der Himmel lacht, Und uns're Liebe leb'! |
Contents: Personen; Erster Akt; Zweiter Akt |