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Parsifal” by Richard Wagner libretto (German)

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Contents: Personen; Erster Aufzug; Zweiter Aufzug; Dritter Aufzug
DRITTER AUFZUG

Im Gebiete des Grales

Freie, anmutige Frühlingsgegend mit nach dem Hintergrunde zu sanft ansteigender Blumenaue. Den Vordergrund nimmt der Saum des Waldes ein, der sich nach rechts zu, auf steigendem Felsengrund ausdehnt. Im Vordergrunde, an der Waldseite, ein Quell; ihm gegenüber, etwas tiefer, eine schlichte Einsiedlerhütte, an einen Felsblock gelehnt. Frühester Morgen.

(Gurnemanz, zum hohen Greise gealtert, als Einsiedler, nur in das Hemd des Gralsritters dürftig gekleidet, tritt aus der Hütte und lauscht).


GURNEMANZ

Von dorther kam das Stöhnen. -
So jammervoll klagt kein Wild,
und gewiss gar nicht am heiligsten Morgen heut.
Mich dünkt, ich kenne diesen Klageruf?

(Ein dumpfes Stöhnen, wie von einer im
tiefen Schlafe durch Träume Geangstinglen,
wird vernommen. - Gurnemanz schreitet
entschlossen einer Dornenhecke auf der
Seite zu: diese ist gänzlich überwachsen;
er reisst mit Gewalt das Gestrüpp
auseinander: dann hält er plötzlich an.)


Ha! Sie - wieder da?
Das winterlich rauhe Gedörn'
hielt sie verdeckt: wie lang' schon? -
Auf! - Kundry! - Auf!
Der Winter floh und Lenz ist da!
Erwache! Erwache dem Lenz! -
Kalt - und starr! -
Diesmal hielt ich sie wohl für tot: -
doch war's ihr Stöhnen, was ich vernahm?

(Er zieht Kundry, ganz erstarrt und leblos, aus dem Gebüsche hervor, trägt sie auf einen nahen Rasenhügel, reibt ihr stark die Hände und Schläfe, haucht sie an und bemüht sich in allem, um die Erstarrung von ihr weichen zu machen. Endlich scheint das Leben in ihr zu erwachen. Sie erwacht völlig: als sie die Augen öffnet, stösst sie einen Schrei aus. Kundry ist in rauhem Büssergewande, ähnlich wie im ersten Aufzuge; nur ist ihre Gesichtsfarbe bleicher; aus Miene und Haltung ist die Wildheit verschwunden. - Sie starrt lange Gurnemanz an. Dann erhebt sie sich, ordnet sich Kleidung und Haar und lässt sich sofort wie eine Magd zur Bedienung an.)

GURNEMANZ

Du tolles Weib!
Hast du kein Wort für mich?
Ist dies der Dank,
dass dem Todesschlafe
noch einmal ich dich entweckt'?

KUNDRY
(neigt langsam das Haupt; dann bringt sie,
rauh und abgebrochen, hervor)


Dienen... dienen. -

GURNEMANZ
(schüttelt den Kopf)
Das wird dich wenig mühn;
auf Botschaft sendet sich's nicht mehr;
Kräuter und Wurzeln
findet ein jeder sich selbst,
wir lernten's im Walde vom Tier.

(Kundry hat sich währenddem umgesehen, gewahrt die Hütte und geht hinein.)

GURNEMANZ
(verwundert ihr nachblichend)

Wie anders schreitet sie als sonst!
Wirkte dies der heilige Tag?
O! Tag der Gnade ohnegleichen!
Gewiss, zu ihrem Heile
durft' ich der Armen heut
den Todesschlaf verscheuchen.

(Kundry kommt wieder aus der Hütte; sie trägt einen Wasserkrug und geht damit zum Quell. Während sie auf die Füllung wartet, blickt sie in den Wald und bemerkt dort in der Ferne einen Kommenden; sie wendet sich zu Gurnemanz, um ihn darauf hinzudeuten.)

GURNEMANZ
(in den Wald spähend)

Wer nahet dort dem heil'gen Quell?
Im düst'rem Waffenschmucke?
Das ist der Brüder keiner!

(Kundry entfernt sich mit dem gefüllten Kruge langsam nach der Hütte,
wo sie sich zu schaffen macht.)

(Parsifal tritt aus dem Walde auf. Er ist ganz in schwarzer Waffenrüstung: mit geschlossenem Helme und gesenktem Speer schreitet er, gebeugten Hauptes, träumerisch zögernd, langsam daher und setzt sich auf dem kleinen Rasenhügel am Quell nieder)


GURNEMANZ
(nachdem er Parsifal staunend lange
betrachtet hat, tritt nun näher zu ihm)


Heil dir, mein Gast!
Bist du verirrt, und soll ich dich weisen?
(Parsifal schüttelt sanft das Haupt.)

Entbietest du mir keinen Gruss?

(Parsifal neigt das Haupt.)
(Gurnemanz unmutig)


Hei! - Was? -
Wenn dein Gelübde
dich bindet, mir zu schweigen,
so mahnt das meine mich,
dass ich dir sage, was sich ziemt.
Hier bist du an geweihtem Ort:
da zieht man nicht mit Waffen her,
geschloss'nen Helmes, Schild und Speer.
Und heute gar! Weisst du denn nicht,
welch' heil'ger Tag heut ist?

(Parsifal schüttelt mit dem Kopfe.)

Ja! Woher kommst du denn?
Bei welchen Heiden weiltest du,
zu wissen nicht, dass heute
der allerheiligste Karfreitag ist?

(Parsifal senkt das Haupt noch tiefer.)

Schnell ab die Waffen!
Kränke nicht den Herrn, der heute,
bar jeder Wehr, sein heilig Blut
der sündigen Welt zur Sühne bot!

(Parsifal erhebt sich nach einem abermaligen Schweigen, stösst den Speer vor sich in den Boden, legt Schild und Schwert davor nieder, öffnet den Helm, nimmt ihn vom Haupte und legt ihn zu den anderen Waffen, worauf er dann zu stummem Gebete vor dem Speer niederkniet. Gurnemanz betrachtet ihn mit Staunen und Rührung. Er winkt Kundry herbei, welche soeben wieder aus der Hütte getreten ist. - Parsifal erhebt jetzt in brünstigem Gebete seinen Blick andachtsvoll zu der Lanzenspitze auf)
GURNEMANZ
(leise zu Kundry)
Erkennst du ihn?
Der ist's, der einst den Schwan erlegt.
(Kundry bestätigt mit einem leisen Kopfnicken.)

Gewiss, 's ist er,
der Tor, den ich zürnend von uns wies.

(Kundry blickt starr, doch ruhig, auf Parsifal.)

Ha! Welche Pfade fand er?
Der Speer, - ich kenne ihn.

(in grosser Ergriffenheit)
Oh! - Heiligster Tag,
an dem ich heut erwachen sollt'!

(Kundry hat ihr Gesicht abgewendet)

PARSIFAL
(erhebt sich langsam vom Gebete, blickt
ruhig um sich, erkennt Gurnemanz und
reicht diesem sanft die Hand zum Gruss)


Heil mir, dass ich dich wieder finde!

GURNEMANZ

So kennst auch du mich noch?
Erkennst mich wieder,
den Gram und Not so tief gebeugt?
Wie kamst du heut, - woher?

PARSIFAL

Der Irmis und der Leiden Pfade kam ich;
soll ich mich denen jetzt entwunden wähnen,
da dieses Waldes Rauschen
wieder ich vernehme,
dich guten Greisen neu begrüsse?
Oder - irr' ich wieder?
Verändert dünkt mich alles.

GURNEMANZ

So sag', zu wem den Weg du suchtest?

PARSIFAL

Zu ihm, des' tiefe Klagen
ich törig staunend einst vernahm,
dem nun ich Heil zu bringen
mich auserlesen wähnen darf.
Doch ach! -
den Weg des Heiles nie zu finden,
in pfadlosen Irren
trieb ein wilder Fluch mich umher:
zahllose Nöte
Kämpfe und Streite
zwangen mich ab vom Pfade,
wähnt' ich ihn recht schon erkannt.
Da musste mich Verzweiflung fassen,
das Heiltum heil mir zu bergen;
um das zu hüten, das zu wahren,
ich Wunden jeder Wehr mir gewann;
denn nicht ihn selber
durft' ich führen im Streite;
unentweiht
führ' ich ihn mir zur Seite,
den nun ich heimgeleite,
der dort dir schimmert heil und hehr:
des Grales heil'gen Speer.

GURNEMANZ
(in höchstes Entzücken ausbrechend)

O Gnade! Höchstes Heil!
O Wunder! Heilig hehrstes Wunder! -

(Nachdem er sich etwas gefasst)

O Herr! War es ein Fluch,
der dich vom rechten Pfad vertrieb,
so glaub', er ist gewichen.
Hier bist du; dies des Grals Gebiet,
dein' harret seine Ritterschaft.
Ach, sie bedarf des Heiles,
des Heiles, das du bringst! -
Seit dem Tage, den du hier geweilt,
die Trauer, die da kund dir ward,
das Bangen - wuchs zur höchsten Not.
Amfortas, gegen seiner Wunde,
seiner Seele Qual sich wehrend,
begehrt' in wütendem Trotze nun den Tod.
Kein Fleh'n, kein Elend seiner Ritter
bewog ihn mehr des heil'gen Amts zu walten.
Im Schrein verschlossen bleibt seit lang' der Gral:
so hofft sein sündenreu'ger Hüter,
da er nicht sterben kann,
wann je er ihn erschaut,
sein Ende zu erzwingen
und mit dem Leben seine Qual zu enden.
Die heil'ge Speisung bleibt uns nun versagt,
gemeine Atzung muss uns nähren;
darob versiegte unsrer Helden Kraft.
Nie kommt uns Botschaft mehr,
noch Ruf zu heil'gen Kämpfen aus der Ferne:
bleich und elend wankt umher
die mut und führerlose Ritterschaft.
In dieser Waldeck barg ich selber mich,
des Todes still gewärtig,
dem schon mein alter Waffenherr verfiel;
denn Titurel, mein heil'ger Held',
den nun des Grales Anblick nicht mehr labte,
er starb, - ein Mensch, wie alle!

PARSIFAL
(vor grossem Schmerz
sich aufbäumend)


Und ich - ich bin's,
der all dies Elend schuf!
Ha! Welcher Sünden,
welches Frevels Schuld
muss dieses Torenhaupt
seit Ewigkeit belasten,
da keine Busse, keine Sühne
der Blindheit mich entwindet,
zur Rettung selbst ich auserkoren,
in Irmis wild verloren
der Rettung letzter Pfad mir schwindet!

(Er droht, ohnmächtig umzusinken. Gurnemanz hält ihn aufrecht und senkt ihn zum Sitze auf den Rasenhügel nieder. - Kundry holt hastig ein Becken mit Wasser herbei, damit Parsifal zu besprengen)

GURNEMANZ
(Kundry sanft abweisend)

Nicht so! -
Die heil'ge Quelle selbst
erquicke unsres Pilgers Bad.

Mir ahnt, ein hohes Werk
hab' er noch heut zu wirken,
zu walten eines heil'gen Amtes:
so sei er fleckenrein,
und langer Irrfahrt Staub
soll nun von ihm gewaschen sein.

(Parsifal wird von den beiden sanft zum Rande des Quells gewendet. Während Kundry ihm die Beinschienen löst und dann die Füsse badet, Gurnemanz ihm aber den Brustharnisch entnimmt)

PARSIFAL
(sanft und matt)
Werd' heut zu Amfortas ich noch geleitet?

GURNEMANZ
(während der Beschäftigung)

Gewisslich; unsrer harrt die hehre Burg:
die Totenfeier meines lieben Herrn,
sie ruft mich selbst dahin.
Den Gral noch einmal uns da zu enthüllen,
des lang' versäumten Amtes
noch einmal heut zu walten, -
zur Heiligung des hehren Vaters,
der seines Sohnes Schuld erlag,
die der nun also büssen will, -
gelobt' Amfortas uns.

(Kundry badet ihm mit demutvollem Eifer die Füsse. Parsifal blickt mit stiller Verwunderung auf sie)

PARSIFAL
(zu Kundry)

Du wuschest mir die Füsse, -
nun netze mir das Haupt der Freund!

GURNEMANZ
(mit der Hand aus dem Quell schöpfend
und Parsifals Haupt besprengend)


Gesegnet sei, du Reiner, durch das Reine!
So weiche jeder Schuld
Bekümmernis von dir!

(Während Gurnemanz feierlich das Wasser sprengt, zieht Kundry ein goldenes Fläschchen aus ihrem Busen und giesst seinen Inhalt auf Parsifals Füsse aus; jetzt trocknet sie diese mit ihren schnell aufgelösten Haaren)

PARSIFAL
(nimmt Kundry sanft das Fläschchen ab
und reicht es Gurnemanz)


Du salbtest mir die Füsse,
das Haupt nun salbe Titurels Genoss,
dass heute noch als König er mich grüsse.

GURNEMANZ
(schüttet das Flaschchen vollends
auf Parsifals Haupt aus, reibt dieses
sanft und faltet dann die Hände darüber)


So ward es uns verhiessen,
so segne ich dein Haupt,
als König dich zu grüssen.
Du - Reiner!
Mitleidvoll Duldender,
heiltatvoll Wissender!
Wie des Erlösten Leiden du gelitten,
die letzte Last entnimm nun seinem Haupt!

PARSIFAL
(schöpft unvermerkt Wasser aus dem Quell,
neigt sich zu der vor ihm noch knienden
Kundry und netzt ihr das Haupt)


Mein erstes Amt verricht' ich so: -
die Taufe nimm,
und glaub' an den Erlöser!

(Kundry senkt das Haupt tief zur Erde;
sie scheint heftig zu weinen).
(Parsifal wendet sich um und blickt mit
sanfter Entzückung auf Wald und Wiese,
welche jetzt im Vormittagslichte leuchten.)


Wie dünkt mich doch die Aue heut so schön!
Wohl traf ich Wunderblumen an,
die bis zum Haupte süchtig mich umrankten;
doch sah ich nie so mild und zart
die Halme, Blüten und Blumen,
noch duftet' all' so kindisch hold
und sprach so lieblich traut zu mir.

GURNEMANZ

Das ist Karfreitags-Zauber, Herr!

PARSIFAL

O wehe, des höchsten Schmerzentags!
Da sollte, wähn' ich, was da blüht,
was atmet, lebt und wiederlebt,
nur trauern, ach! und weinen?

GURNEMANZ

Du siehst, das ist nicht so.
Des Sünders Reuetränen sind es,
die heut mit heil'gem Tau
beträufet Flur und Au':
der liess sie so gedeihen.
Nun freut sich alle Kreatur
auf des Erlösers holder Spur,
will sein Gebet ihm weihen.
Ihn selbst am Kreuze kann sie nicht erschauen:
da blickt sie zum erlösten Menschen auf;
der fühlt sich frei von Sündenlast und Grauen,
durch Gottes Liebesopfer rein und heil:
das merkt nun Halm und Blume auf den Auen,
dass heut des Menschen Fuss sie nicht zertritt,
doch wohl, wie Gott mit himmlischer Geduld
sich sein erbarmt' und für ihn litt,
der Mensch auch heut in frommer Huld
sie schont mit sanftem Schritt.
Das dankt dann alle Kreatur,
was all' da blüht und bald erstirbt,
da die entsündigte Natur
heut ihren Unschuldstag erwirbt.

(Kundry hat langsam wieder das Haupt erhoben und blickt feuchten Auges, ernst und ruhig bittend zu Parsifal auf)

PARSIFAL

Ich sah sie welken, die einst mir lachten:
ob heut sie nach Erlösung schmachten? -
Auch deine Träne ward zum Segenstaue:
du weinest - sieh! es lacht die Aue.

(Er küsst sie sanft auf die Stirne)

(Fernes Glockengeläute, sehr allmählich anschwellend)

GURNEMANZ

Mittag: -
Die Stund' ist da: -
gestatte Herr, dass dich dein Knecht geleite. -

(Gurnemanz hat seinen Gralsrittermantel herbeigeholt; er und Kundry bekleiden Parsifal damit. Parsifal ergreift feierlich den Speer und folgt mit Kundry langsam dem geleitenden Gurnemanz. - Die Gegend verwandelt sich sehr allmählich, ähnlicherweise wie im ersten Aufzuge, nur von rechts nach links. Nachdem die drei eine Zeitlang sichtbar geblieben, verschwinden sie gänzlich, als der Waldsich immer mehr verliert, und dagegen Felsengewölbe näher rücken. In gewölbten Gängen stets anwachsend vernehmbares Geläute. Die Felswände öffnen sich und die grosse Gralshalle, wie im ersten Aufzuge, nur ohne die Speisetafeln, stellt sich wieder dar. - Düstere Beleuchtung. - Von der einen Seite ziehen die Titurels Leiche im Sarge tragenden Ritter herein; von der anderen Seite die Amfortas im Siechbett geleitenden; vor diesen der verhüllte Schrein mit dem "Grale")

(Gesang der Ritter während des Einzuges)


ERSTER ZUG
(mit dem "Gral" und Amfortas)

Geleiten wir im bergenden Schrein
den Gral zum heiligen Amte,
wen berget ihr im düst'ren Schrein
und führt ihr trauernd daher?

ZWEITER ZUG
(mit Titurels Sarge)

Es birgt den Helden der Trauerschrein,
er birgt die heilige Kraft,
der Gott einst selbst zur Pflege sich gab:
Titurel führen wir her.

ERSTER ZUG
(während die beiden Züge
aneinander vorbeischreiten)

Wer hat ihn gefällt, der in Gottes Hut
Gott selbst einst beschirmte?

ZWEITER ZUG

Ihn fällte des Alters siegende Last,
da den Gral er nicht mehr erschaute.

ERSTER ZUG

Wer wehrt' ihm des Grales Huld zu erschauen?

ZWEITER ZUG

Den dort ihr geleitet, der sündige Hüter.

ERSTER ZUG

Wir geleiten ihn heut, weil heut noch einmal
- zum letzten Male! -
will des Amtes er walten.

ZWEITER ZUG
(Amfortas ist auf das Ruhebett hinter
dem Gralstische niedergelassen,
der Sarg davor niedergestellt worden:
die Ritter wenden sich
mit dem Folgenden an Amfortas.)


Wehe! Wehe! Du Hüter des Grals!
Zum letztenmal
sei deines Amts gemahnt!
AMFORTAS
(sich matt ein wenig aufrichtend)

Ja - Wehe! Wehe! Weh' über mich!
So ruf' ich willig mit euch.
Williger nähm' ich von euch den Tod, -
der Sünde mildeste Sühne!

(Der Sarg wird geöffnet. Beim Anblick der Leiche Titurels bricht alles in einen jähen Wehruf aus.)

AMFORTAS
(von seinem Lager sich hoch aufrichtend,
zu der Leiche gewendet)

Mein Vater!
Hochgesegneter der Helden!
Du Reinster, dem einst die Engel sich neigten:
der einzig ich sterben wollt',
dir - gab ich den Tod!
Oh! der du jetzt in göttlichem Glanz
den Erlöser selbst erschaust,
erflehe von ihm, dass sein heiliges Blut, -
wenn noch einmal heut sein Segen
die Brüder soll erquicken,
wie ihnen neues Leben -
mir endlich spende - den Tod!
Tod! - Sterben: -
einz'ge Gnade!
Die schreckliche Wunde, das Gift, ersterbe,
das es zernagt, erstarre das Herz!
Mein Vater! Dich - ruf' ich,
rufe du ihm es zu:
"Erlöser, gib meinem Sohne Ruh'!"

DIE RITTER
(drängen sich näher
an Amfortas heran)


Enthüllet den Gral! -
Walte des Amtes!
Dich mahnet dein Vater: -
Du musst, du musst!

AMFORTAS
(in wütender Verzweiflung
aufspringend und unter die
zurückweichenden Ritter
sich stürzend)


Nein! - Nicht mehr! - Ha!
Schon fühl' ich den Tod mich umnachten,
und noch einmal sollt' ich ins Leben zurück?
Wahnsinnige!
Wer will mich zwingen zu leben,
könnt ihr doch Tod mir nur geben?

(Er reisst sich das Gewand auf)

Hier bin ich, - die offne Wunde hier!
Das mich vergiftet, hier fliesst mein Blut:
heraus die Waffen! Taucht eure Schwerte
tief - tief, bis ans Heft!
Auf! Ihr Helden:
tötet den Sünder mit seiner Qual, -
von selbst dann leuchtet euch wohl der Gral!...

(Alles ist scheu vor Amfortas gewichen, welcher in furchtbarer Exstase einsam steht. - Parsifal ist, von Gurnemanz und Kundry begleitet, unvermerkt unter den Rittern erschienen, tritt jetzt hervor und streckt den Speer aus, mit dessen Spitze er Amfortas' Seite berührt)

PARSIFAL

Nur eine Waffe taugt: -
die Wunde schliesst
der Speer nur, der sie schlug.

(Amfortas' Miene leuchtet in heiliger Entzückung auf; er scheint vor grosser Ergriffenheit zu schwanken; Gurnemanz stützt ihn)

PARSIFAL
Sei heil - entsündigt und entsühnt!
Denn ich verwalte nun dein Amt.
Gesegnet sei dein Leiden,
das Mitleids höchste Kraft
und reinsten Wissens Macht
dem zagen Toren gab.

(Parsifal schreitet nach der Mitte,
den Speer hoch vor sich erhebend.)


Den heil'gen Speer -
ich bring' ihn euch zurück! -

(Alles blickt in höchster Entzückung
auf den emporgehaltenen Speer,
zu dessen Spitze aufschauend
Parsifal in Begeisterung fortfährt.)


Oh! Welchen Wunders höchstes Glück!
Der deine Wunde durfte schliessen,
ihm seh' ich heil'ges Blut entfliessen
in Sehnsucht nach dem verwandten Quelle,
der dort fliesst in des Grales Welle. -
Nicht soll der mehr verschlossen sein:
Enthüllet den Gral! - Öffnet den Schrein!

(Parsifal besteigt die Stufen des Weihtisches, entnimmt dem von den Knaben geöffneten Schreine den "Gral" und versenkt sich, unter stummem Gebete, kniend in seinen Anblick. - Allmähliche sanfte Erleuchtung des "Grales". - Zunehmende Dämmerung in der Tiefe bei wachsendem Lichtscheine aus der Höhe)

ALLE
(mit Stimmen aus der mittleren,
sowie der oberen Hohe,
kaum hörbar leise)


Höchsten Heiles Wunder!
Erlösung dem Erlöser!

(Lichtstrahl: hellstes Erglühen des "Grales". Aus der Kuppel schwebt eine wetsse Taube herab und verweilt über Parsifals Haupte. - Kundry sinkt, mit dem Blicke zu ihm auf, langsam vor Parsifal entseelt zu Boden. Amfortas und Gurnemanz huldigen kniend Parsifal, welcher den Gral segnend über die anbetende Ritterschaft schwingt.)

(Der Vorhang schliesst sich langsam)

libretto by Richard Wagner 
Contents: Personen; Erster Aufzug; Zweiter Aufzug; Dritter Aufzug

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