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“Rienzi” by Richard Wagner libretto (German)
Contents: Besetzung; Erster Aufzug; Zweiter Aufzug; Dritter Aufzug; Vierter Aufzug; Fünfter Aufzug |
Der Vorhang geht auf. Ein Saal im Kapitol. Rienzi allein vor einem kleinen Hausaltar kniend. Rienzi Allmächt'ger Vater, blick herab! Hör mich im Staube zu dir flehn! Die Macht, die mir dein Wunder gab, laß jetzt noch nicht zugrunde gehn! Du stärktest mich, du gabst mir hohe Kraft, du liehest mir erhabne Eigenschaft: zu hellen den, der niedrig denkt, zu heben, was im Staub versenkt. Du wandeltest des Volkes Schmach zu Hoheit, Glanz und Majestät! O Gott, vernichte nicht das Werk, das dir zum Preis errichtet steht! Ach, löse, Herr, die tiefe Nacht, die noch der Menschen Seelen deckt! Schenk uns den Abglanz deiner Macht, die sich in Ewigkeit erstreckt! Mein Herr und Vater, o blicke herab! Senke dein Auge aus deinen Höhn! Die Kraft, die mir dein Wunder gab, laß jetzt noch nicht zugrunde gehn! Allmächt'ger Vater, blick herab! Hör mich im Staube zu dir flehn! Mein Gott, der hohe Kraft mir gab, erhöre mein tiefinbrünstig Flehn! (Er beugt das Haupt tief zur Erde und verbleibt in stummem Gebete.) (Irene tritt auf. Rienzi hat sich erhoben und sie erblickt. Sie umarmen sich heftig.) |
Rienzi Verläßt die Kirche mich, zu deren Preis mein Werk begann, verläßt mich auch das Volk, das ich zu diesem Namen erst erhob, verläßt mich jeder Freund, den mir das Glück erschuf, bleibt zweies doch mir ewig treu: der Himmel selbst und meine Schwester! Irene Mein Bruder, ja, noch kenne ich die Lehren, in denen du mich schwaches Weib erzogst: du machtest mich zu einer Römerin! Sieh denn, ob ich die Lehre treu befolgt! Den letzten Römer laß ich nie, sei auch der Preis das Glück des Lebens und der Liebe! Rienzi, sag: hab' ich mich stark bewährt? Rienzi Irene, meine Heldenschwester! Irene Und weißt du auch, was einer Lieb entsagen heißt? O nein, du hast ja nie geliebt! Rienzi Wohl liebt' auch ich! - O Irene, kennst du nicht mehr meine Liebe? Ich liebte glühend meine hohe Braut, seit ich zum Denken, zum Fühlen erwacht, seit mir, was einstens ihre Größe war, erzählte der alten Ruinen Pracht. Ich liebte schmerzlich meine hohe Braut, da ich sie tief erniedrigt sah, schmählich mißhandelt, grau'nvoll entstellt, geschmäht, entehret, geschändet und verhöhnt! Ha, wie ihr Anblick meine Wut entflammte! Ach, wie ihr Jammer Macht gab meiner Liebe! Mein Leben weihte ich einzig nur ihr, ihr meine Jugend, meine Manneskraft; denn sehen wollt' ich sie, die hohe Braut, gekrönet als Königin der Welt - denn wisse: Roma heißt meine Braut! Irene Treuloses Weib, Verachtung dir! |
Rienzi Ermiß denn meinen Schmerz, da dieser Liebe ich entsagen soll! Irene Rienzi, o mein großer Bruder, blick in mein tränenloses Auge, sieh auf der Wange tiefen Gram, empfinde, was dies Herz bezwang, und sag: ist Roma untreu dir? Rienzi Irene, ach, selbst deine Treue bricht mir das Herz. Was willst du tun? Im Bann bin ich; verflucht auch du an meiner Seite, und mein Werk, ich ahn' es, ist vollendet bald! Ich sei das Opfer, warum du? Gedenkst du Adrianos nicht? Er haßt nur mich und ist versöhnt, wenn ich gefallen. Bleibe sein. Irene Rienzi! Ha, was höre ich? Zu deiner Schwester sprichst du so? Rienzi Kein Rom gibt's mehr, sei denn ein Weib! Irene Ich sei die letzte Römerin! Rienzi Ach, mehre so nicht meinen Gram! Irene Rienzis Schwester trotzt dem Tod! Rienzi Ach, mehre so nicht meinen Gram! Irene Ermorde mich - ich laß dich nie! Rienzi (überwältigt) Komm, stolze Jungfrau, an mein Herz! Beide In unsrem treuen Bunde, in dieser keuschen Brust |
lebt Roma noch zur Stunde, der Größe sich bewußt. Blickt uns ins feste Auge und sagt, ob Roma fiel? Mit unsrem letzten Hauche setzt Gott ihr erst ein Ziel! Rienzi Es sei! Noch einmal will ich mich denn rüsten, noch einmal tönen soll der Ruf, zu wecken Rom aus seinem Schlaf. (Er geht ab. Irene wendet sich nach einer andern Seite hin ebenfalls zum Abgang.) |
Von Adrianos Auftritt an wird es immer finsterer, so daß die Szene in völliger Nacht endet; bald wachsendes, bald abnehmendes, im Ganzen aber immer näher kommendes Volksgetümmel wird von außen her vernommen: der grelle Schein von Feuerbränden erhellt blitzartig das Dunkel der Szene durch die Fenster, deren Scheiben durch Steinwürfe zerschlagen werden: diese Steigerung des Aufruhrs muß jedoch erst gegen das Ende der Szene eintreten. Irene, Adriano. (Adriano, tief in seinen Mantel gehüllt und bis zum Wahnsinn aufgeregt, tritt unter der Türe Irenen entgegen.) |
Adriano Du hier, Irene? Treff' ich dich noch in des Fluchbeladnen Haus? Irene Entsetzlicher, du wagst es noch, des Reinen Schwelle zu übertreten? Entflieh! Adriano Wahnsinnige, noch Trotz? Ach, du kennst dein Verderben nicht! Doch rett' ich dich. - Flieh, komm mit mir! Irene Hier, bei dem Letzten, den der Name des Römers ziert, ist mein Asyl! Ihr seid Treulose, Schändliche! Geh, es gibt keine Liebe mehr! Adriano Ha, meine Liebe, ja, ich fühl' es, ist Liebe nicht, ist Raserei! Irene, Irene, sieh mich knien! Du schwurest einst mir ew'ge Treue, versünd'ge nicht durch Meineid dich! Wohl kenne ich noch meinen Schwur; ich schwur: Tod und Verderben solle mir Losung sein, um jedes Band und jede Schranke zu zertrümmern! Dies war mein Schwur, ich halt' ihn jetzt: Tod und Verderben, es ist da! Dein Bruder ward von Gott verflucht, verflucht von mir und aller Welt; das Volk, es rast, kennt den Verrat. Dies Kapitol, bald steht's nicht mehr, schon wird der Feuerbrand genährt; wer hier betroffen, ist verflucht, sein Tod dem Mörder ein Verdienst; in meiner Hand zuckt selbst der Stahl: dein Bruder fällt, er fällt durch mich! Tod und Verderben, sieh, ist da. Nun bist du mein! Sag, bin ich treu? Zu deinen Füßen lieg' ich hier; sieh meine Liebe, sieh meine Treu'! Irene (ihn abwehrend) Verruchter! Die Hölle rast in dir! Nichts hab' ich mehr mit dir gemein! Hier stehe ich, eine Römerin! |
Nur meine Leiche nennst du dein! (Man hört verworrenes, anwachsendes Getümmel von außen.) Adriano Sie kommen, ha! Die Flamme glüht! Entsetzen! Wahnsinn! Auf, Irene! Irene Laß mich, ich fühle Riesenkraft; Gott hilft mir, dir zu widerstehn. Adriano Nein, du darfst nicht sterben, dein Tod trifft mich! Komm mit, ich reiße dich hinweg! (Er sucht sich Irenens gewaltsam zu bemächtigen.) Irene Vergeh, Wahnsinniger! Frei bin ich! (Sie hat mit wütender Gewalt Adriano von sich geschleudert und entflieht. Adriano ist zu Boden gesunken.) Adriano (rafft sich starren Blickes auf.) O, du bist mein! Durch Flammen selbst find ich den Weg! (ab.) (Die Szene verwandelt sich.) |
Großer Platz vor dem Kapitol, das sich im Hintergrunde befindet. Volkshaufen in der wütendsten Aufregung. - Das Volk strömt von allen Seiten dem Platze zu. Volk Herbei! Herbei! Auf, eilt zu uns! Bringt Steine her! Bringt Feuerbrand! Er ist verflucht, er ist gebannt! Verderben treffe ihn und Tod! Auf, ehrt der Kirche Hochgebot! (Rienzi in voller Rüstung, doch entblößten Hauptes, erscheint mit Irene auf dem hohen Balkon des Kapitols.) Er ist's! Seht, der Fluchbeladne trotzt! Auf, steinigt ihn! Rienzi Kennt ihr mich noch? Es fordert Ruhe der Tribun. Baroncelli Hört ihn nicht an! Volk Hört ihn nicht an! Rienzi Entartete! Sagt, zeigt ihr so den Römerstolz? Cecco Bringt Steine her! Volk Auf, steinigt ihn! Rienzi Bedenkt, wer macht' euch groß und frei? Gedenkt ihr nicht des Jubels mehr, mit dem ihr damals mich begrüßt, als Freiheit ich und Frieden gab? Um euretwillen fleh' ich euch: gedenket eures Römerschwurs! Baroncelli Hört ihn nicht an! Er bezaubert euch! Volk Fangt an! Auf, bringt Feuerbrand! Werft Feuer in das Kapitol! (Von allen Seiten werden brennende Pechkränze geworfen.) |
Rienzi Wahnsinnig Volk! Wen greift ihr an? Wie glaubet mich ihr zu vernichten? So hört von mir das letzte Wort: so lang die sieben Hügel Romas stehn, so lang die ew'ge Stadt nicht soll vergehn, sollt ihr Rienzi wiederkehren sehn! Volk Bald faßt ihn schon der Feuerbrand! Er ist verflucht, er ist gebannt! Verderben treffe ihn und Tod! Auf, ehrt der Kirche Hochgebot! (Das Kapitol steht in vollem Brande; man erblickt Rienzi und Irene, sich umschlungen haltend und von Flammen umgeben, auf dem Balkon; das Volk wirft mit Steinen nach ihnen.) (Adriano erreicht atemlos die Bühne an der Spitze der zurückkehrenden Nobili, welche teils zu Pferde, teils zu Fuß einen heftigen Angriff auf das Volk ausführen.) Adriano (Irene erblickend) Irene! Irene! Auf, durch die Flammen! Ah! (Als Adriano dem Kapitol zueilt, stürzt der Turm, wo Rienzi und Irene sich befinden, mit furchtbarem Krach zusammen. Adriano sinkt mit einem Schrei leblos zu Boden und wird mit Rienzi und Irene unter den Trümmern begraben.) |
libretto by Richard Wagner |
Contents: Besetzung; Erster Aufzug; Zweiter Aufzug; Dritter Aufzug; Vierter Aufzug; Fünfter Aufzug |