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Roméo et Juliette” by Charles Gounod libretto (German)

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Contents: Besetzung; Erster Akt; Zweiter Akt; Dritter Akt; Vierter Akt; Fünfter Akt
VIERTER AKT

Erstes Bild

Das Zimmer der Julia
(Es ist Nacht. Es brennt eine Fackel.)

Nr. 14 Duett

(Julia sitzt, Romeo befindet sich ihr zu Füßen.)

JULIA
Ja! ich habe dir verziehen, Tybalt wollte deinen Tod;
wenn er nicht gefallen wär, wäre es dein Tod gewesen!
Ich empfinde keinen Schmerz, hege keine Reue!
Er haßte dich ... und ich liebe dich!

ROMEO
Ach! sag das süße Wort noch einmal!

JULIA
Ich liebe dich, Romeo! Ich liebe dich, meinen Gatten!

JULIA, ROMEO
Brautnacht!
Süße Nacht der Liebe!
Das Schicksal
hat unaufhörlich uns verbunden.
Oh Lust zu leben,
oh übermächtiger Zauber!
Dein süßer Blick macht mich erbeben,
deine Stimme raubt die Sinne mir!
Deine glühenden Küsse schließen
mir einen ganzen Himmel ein.
Die Seele habe ich dir gegeben;
dir, immer nur dir.
Oh Lust zu leben,
oh übermächtiger Zauber, usw .
Brautnacht! usw.
(Der erste Tagesschimmer erleuchtet die Fensterscheiben.
Man hört die Stimme der Lerche erklingen.)

JULIA
Romeo! was ist dir?

ROMEO (sich erhebend)
Hör nur, Julia!
die Lerche hat uns den Tag angekündigt!

JULIA
Nein! nein, er ist noch fern,
das ist nicht die Lerche,
deren Sang dein unruhiges Ohr erreichte,
es war die Nachtigall, die verschwiegene
Zeugin der Liebe!

ROMEO
Ach! es ist die Lerche, die Künderin des Morgens!
Die Wolken rahmen schon das Licht im Osten;
die Lichter der Nacht sind ausgebrannt, der
lichte Tag mit frischem Wehn erhebt lächelnd sich!

JULIA
Nein! nein, das ist nicht der Tag!
Dieses Licht
ist Widerschein nur der schönen Sterne der Nacht.
Bleib! Bleib!

ROMEO
Ah! Mag Zögern auch den Tod bedeuten! Ich bleibe hier!

JULIA
Du sprichst wahr: es ist der Tag! Flieh schnell von hier!
Du mußt deine Julia jetzt verlassen!

ROMEO
Nein! nein, das ist nicht der Tag!
Das ist nicht die Lerche.
Die Nachtigall ist’s, verschwiegene Zeugin der Liebe!

JULIA
Ach! es ist die Lerche, die Botin des Morgens!
Ach geh! mein Leben!

ROMEO
Ein Kuß nur, und ich will gehen!

JULIA
Grausames Gesetz! Grausames Gesetz!

ROMEO
Ach! halten laß noch einmal dich in meinen Armen!
Halten laß! halten laß!
Und sind wir einst vereint, wird süße Lust
sein die Erinnerung an vergangene Qualen.

JULIA
Du mußt nun gehn!
verlassen die Arme,
die sehnend dich umfangen,
und entbehren diese glühende Zärtlichkeit.

JULIA
Du mußt nun gehn!
Verlassen die Arme
die sehnend dich umfangen
und dich dieser glühenden
Zärtlichkeit entreißen!
Ach! Dieses Schicksal,
das von dir mich trennt,
mehr als den Tod
möcht ich es grausam nennen! usw.

ROMEO
Ich muß nun gehn!
verlaß die Arme
die sehnend mich umfangen
und mich dieser glühenden
Zärtlichkeit entreißen!
Ach! Dieses Schicksal,
das von dir mich trennt,
mehr als den Tod
möcht ich es grausam nennen! usw.

ROMEO
Leb wohl, meine Julia, leb wohl!

JULIA
Leb wohl!

ROMEO, JULIA
Immer dein!

JULIA
Leb wohl, mein Leben! leb wohl, mein Leben!
Engel des Himmels, euch sei er anvertraut!

Nr. 15 Quartett

GERTRUDE
(in großer Aufregung erscheinend)
Julia!
(sich beruhigend)
Ah! dem Himmel sei Dank, euer Gatte
ist fort! Hier kommt euer Vater!

JULIA
Beim Himmel! Ahnt er etwas?

GERTRUDE
Nichts! nichts wie ich hoffe!
Bruder Lorenzo begleitet ihn!

JULIA
Gott steh uns bei!
(Capulet tritt auf, gefolgt von Bruder Lorenzo.)

CAPULET
Wie! meine Tochter! Kaum ist die Nacht vorbei,
und du bist schon wach, bist schon aufgestanden!
Ach! unser Leid, ich will es glauben, ist uns beiden
schwer und hielt uns beide gleich dem Schlummer fern!
Doch soll dem argen Lärm noch heute eine
Hochzeitshymne folgen!
Getreu dem letzten Wunsche, den Tybalt sprach,
erhalt den Gatten, den er dir zugedacht hat;
lächle nur und wenn es unter Tränen ist!

JULIA
Der Gatte ... wer soll es sein?

CAPULET
Der Höchste unter uns,
Graf Paris!

JULIA (beiseite)
Oh Gott!

BRUDER LORENZO
(leise zu Julia)
Schweig still!

GERTRUDE, BRUDER LORENZO
Beruhigt euch doch!

CAPULET
Der Altar ist bereit,
Paris hat mein Wort.
Mögt ihr nun vereinigt sein
ohne weiteren Aufschub!
Tybalts Schatten
sei anwesend bei der Feier
und endlich versöhnt und getröstet.
Die Wünsche eines Toten sind,
wie die des Gottes,
ein heiliges, höchstes Gesetz,
dem wir Tribut zu zollen haben!

JULIA
Fürchte nichts, Romeo, mein Herz ist ohne Fehl.

GERTRUDE
Laßt in ihren Gräbern
die Toten ruhn in Frieden!

BRUDER LORENZO
Sie bebt,
und mein Herz ist erfüllt von Reue.

CAPULET
Bruder Lorenzo wird dir deine Pflicht auftragen.
Unsere Freunde kommen gleich. Ich gehe, sie zu empfangen.
(Er geht ab, gefolgt von Gertrude.)

Nr. 16 Szene

JULIA (zu Bruder Lorenzo)
Mein Vater! Alles drückt mich nieder! Alles ist verloren!
Ich habe, um euch zu gehorchen,
meine Verzweiflung und Not verborgen.
Nur ihr könnt mich jetzt retten,
nur ihr könnt mich vor meinem schweren Unglück bewahren!
Sagt, mein Vater,
wie, oder ich will sterben!

BRUDER LORENZO
So ist der Tod für dich kein Schrecknis?

JULIA
Nein! nein! Lieber den Tod als diese meineidige Ehe!

BRUDER LORENZO
Trinke diesen Saft hier;
und durch Herz und Glieder
werden dir kalte Schauer ziehen,
scheintot wirst du sein.
Das Blut wird in deinen Adern stocken,
und bald wird dir das Rot
aus deinen Wangen fliehen;
deine Augen werden starr wie im Tode sein!
Umsonst werden die Rufe nach Hilfe erschallen:
„Sie ist tot“, wird man unter Tränen sagen.
Und die Engel selbst erwidern:
„sie entschlief.“
Einen Tag später werden dort
dein Geist und dein Körper gleich einer Flamme
schließlich – aus dem schweren Traum erwachen.
Geschützt durch das Dunkel der Nacht,
werden Romeo und ich zu dir kommen,
und du kannst in die Arme dessen fliehen, den du liebst.
Du zögerst noch?

JULIA (indem sie die Flasche ergreift)
Nein! nein! Eurer Hand vertrau ich mein Leben an.

BRUDER LORENZO
Bis morgen dann!

JULIA
Bis morgen!

Nr. 17 Szene und Arie

JULIA
Gott! Welche Kälte durchrinnt meine Adern.
Wenn dieser Trank nicht wirkte!
Vergebliche Ängste!
Ich werde nicht gegen meinen Willen handeln!
Nein! Nein! Dies Gift sei Hüter meiner Treue!
Komm! Komm!
Liebe, stärke meinen Mut
und vertreibe die Furcht aus meinem Herzen!
Zaudern hieße dich beleidigen,
Beben ist fehlende Treue!
Trinke, trinke diesen Trank!
Ah! Trinke diesen Trank;

o Romeo, ich trinke dir zu!
Doch wenn ich morgen in jener düsteren Gruft
erwache, bevor er kommt?
Großer Gott!
Dieser schreckliche Gedanke läßt mein Blut
erstarren!
Was wird aus mir in jener Finsternis,
an jenem Ort des Todes und der Seufzer,
den die Jahrhunderte mit Knochen angefüllt haben?
Wo Tybalt, noch blutverschmiert von seiner Wunde,
mir nahe ist, in der finsteren Nacht schläft;
Gott! Meine Hand
berührt die seine!
(bebend, als sähe sie Tybalts Geist)
Wer ist dieser Geist, der dem Tode entsprang?
Es ist Tybalt! Er ruft mich! Er will
meinen Gatten von mir reißen
und erhebt seinen furchtbaren Degen!
Nein! Geister! Vergeht!
Verschwinde, gräßlicher Traum!
Möge die Dämmerung des Glückes aufsteigen
über dem Schatten vergangener Qualen!
Komm! Liebe, belebe meinen Mut
und vertreibe die Angst aus meinem Herzen!
Zaudern hieße dich zu beleidigen!
Beben wäre mangelnde Treue!
Trinke, trinke diesen Trank,
ah! trinke diesen Trank.
O Romeo, ich trinke dir zu.

Ballett

Zweites Bild

Nr. 18 Hochzeitszug

Eine Galerie im Palast. Im Hintergrund die Flügel der
Kapelle.

(Ein Orgelpräludium ertönt. Die Türen der Kapelle öffnen
sich, eine Schar von Kirchendienern und Kindern
erscheint.)


Nr. 18a Epithalamium

JULIA
Unerbittliches Gesetz! Unerbittliches Gesetz!
Ah! Ich bebe! Ich Unselige!
Unerbittliches Gesetz! 0 tödliches Entsetzen!
Seine Zärtlichkeit ist mir geraubt!
Unerbittliches Gesetz! Tödliches Entsetzen!
Nur er ist mein Leben, sein meine Treue,
das harte Schicksal hat ihn von mir getrennt!

GERTRUDE
Unerbittliches Gesetz! Unerbittliches Gesetz!
O tödliches Entsetzen! 0 unselige Julia!
O unerbittliches Gesetz, tödliches Entsetzen!
Die Hoffnung ist dir genommen!
Schicke dich in die Härten des Lebens!
Dem erbarmungslosen Schicksal
kann man nicht entrinnen!

PARIS, CAPULET, MANUELA, PEPITA, ANGELO, CHOR
O Julia, sei glücklich!
Sieh, mein/sein liebendes Herz
ergibt sich deiner Macht! 0 Julia, sei glücklich!
Sieh, mein/sein liebendes Herz
ergibt sich deiner Macht!
Wenn der Himmel selbst dich führt,
lächle dem Leben, das sich dir bietet!
Mein/sein Herz weiht sich dir auf ewig!

BRUDER LORENZO
O Julia! Dein Herz kann mir vertrauen!
O Julia, sei glücklich!
Dein liebendes Herz darf mir vertrauen!
Wenn der Himmel selbst dich leitet,
ah, lächle dem Leben, das sich dir öffnet!
Dein Herz kann mir vertrauen!
Der Himmel schützt dich und wacht über dich!

CHOR
Julia, sei glücklich!
Sein liebendes Herz weiht sich dir!
Sein Herz weiht sich auf immer dir!
Chor und Tanz

CHOR
Erfüllt die Luft mit Jubelgesängen,
Hochzeitsliedern!
Verbannt die besorgten Blicke
an diesem schönen Tag!
Erfüllt die Luft, usw.
Wir lesen in euren Augen euer Glück.
Erfüllt die Luft mit Jubelgesängen,
laßt sie zum Himmel aufsteigen!
Erfüllt die Luft, usw.

Nr. 19 Finale

CAPULET
Meine Tochter, höre das Gelöbnis
des Gatten, der dich liebt!
Der Himmel bindet euch jetzt durch ewigen Bund!
Er sei mit euch im Augenblick dieser
gesegneten Heirat!
Das Glück komme zu euch am Fuße dieses Altars!
(Paris geht vor und will den Ring auf Julias Finger
schieben.)


JULIA
(indem sie ihre Hand zurückzieht und mit leiser Stimme,
wie im Traume, sagt)
Der Haß ist die Wiege dieser unglückseligen Hochzeit!
Der Sarg mag jetzt mein Brautbett sein!
(Sie greift zum Kopf, nimmt den Brautschleier ab, ihre
Haare lösen sich und fallen auf ihre Schultern.)

CAPULET
Julia! Besinne dich!

JULIA
Ah, stützt mich! Ich wanke!
(Man umringt und stützt sie.)
Welche Nacht umgibt mich?
Welche Stimme ruft nach mir?
Ist es der Tod? Ich habe Angst! Mein Vater! Lebt wohl!
(Sie fällt um in die Arme derer, die sie umgeben.)

CAPULET (verwirrt)
Julia! Meine Tochter! Ach!
(niedergeschmettert)
Tot!

GERTRUDE, PARIS, CHOR
Tot!

CAPULET (verzweifelt)
Tot!

ALLE
Gerechter Gott!

 
Contents: Besetzung; Erster Akt; Zweiter Akt; Dritter Akt; Vierter Akt; Fünfter Akt

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