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Roméo et Juliette” by Charles Gounod libretto (German)

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Contents: Besetzung; Erster Akt; Zweiter Akt; Dritter Akt; Vierter Akt; Fünfter Akt
FÜNFTER AKT

Erstes Bild

Eine unterirdische Krypta

Nr. 20 Zwischenaktmusik

Nr. 20a Szene

BRUDER LORENZO
Nun? Hat Romeo meinen Brief erhalten?

BRUDER JOHANNES
Sein Page, von den Capulets angegriffen,
wurde verwundet und weggeschleppt
in das Haus ihres Herrn.
So konnte er die Nachricht nicht überbringen.
Hier ist der Brief.

BRUDER LORENZO
O grausamer Zufall!
Ein anderer Bote muß ihn diese Nacht überbringen!
Geh! Jeder Augenblick Verzögerung
bringt uns höchste Gefahr.

Zweites Bild

Das Grab

Nr. 21 Julias Schlaf

Nr. 22 Szene und Duett

(Ein Zwischenspiel. Nach einiger Zeit hört man, wie die
Tür mit einem Eisen gewaltsam geöffnet wird. Die Tür
kreischt laut, als sie sich öffnet. Romeo erscheint.)


ROMEO
Hier ist es! ...
(entsetzt)
Sei mir gegrüßt, du dunkles, schauervolles Grab!
Ein Grab! Nein! nein! Eine Stätte
ist es, die schöner
als der Sitz der Götter!
(Er sieht Julia und wirft sich auf den Sarg.)
Ach! da ist sie, dort!
Komm, bleiches Licht!
Laß mich erschauen sie.
(die Fackel ergreifend)

O mein geliebtes Weib!
Der Tod hat zwar den Odem dir genommen,
doch nicht die Schönheit, dir geraubt!
Nein! nein! diese Schönheit die ich anbete
beherrscht noch immer dein Gesicht, das
starr und stumm, und lächelt in die Ewigkeit!
(stellt die Lampe auf das Grab)
Was zeigt der Tod sie mir so schön
und so verklärt,
ist es, um mich schnell auch dem Tode preiszugeben?
Ja! heißer hab’ ich
nie sein Glück begehrt!
Und diese Beute soll ihm heute nicht entfliehen.
(blickt um sich)
Ja! ich sehe dich ohne Furcht an,
das Grab, wo ich jetzt nah ihr ruhen werde!
(sich über Julia beugend)
Arme, umfangt sie noch ein letztes Mal!
Lippen, gebt ihr noch den letzten Kuß!
(Er umarmt Julia, zieht dann aus seinem Gewand eine
kleine Flasche aus Metall und wendet sich zu Julia.)

Ich trinke es für dich, meine Julia.
(trinkt die Flasche mit einem Zug aus und stürzt dann nieder)

JULIA (langsam erwachend)
Wo bin ich?

ROMEO (seine Augen auf Julia richtend)
Gott!
Ist es ein Traum?
Sie hat gesprochen!
(Julias Hand ergreifend)
Meine Finger fühlten,
daß ihr Puls schlägt?
(Julia betrachtet Romeo verwirrt.)
Sie schaut mich an und sie erhebt sich!

JULIA (seufzend)
Romeo!

ROMEO
Großer, allmächtiger Gott!
Sie lebt! Sie lebt! Tatsächlich, Julia lebt!

JULIA
(die langsam ihrer Sinne wieder Herr wird)
Gott! was ist das für eine Stimme, deren
Zauber mich gefangen nimmt?

ROMEO
Ich bin es! Dein Gatte ist’s;
zitternd vor Glück umfang ich deine Knie!
Der dir das Licht des Lebens bringt zurück, das Licht
der Liebe und des Himmels!

JULIA
(indem sie sich in die Arme Romeos wirft)
Ah! du bist es!

ROMEO
Komm! komm! laß uns fliehen!

JULIA
Oh, welch Glück!

JULIA, ROMEO
Komm! laß uns in die Welt ziehen!
Komm! laß uns glücklich sein!
Laß uns fliehen!
Komm!
Gott der Güte! Gott der Liebe!
Nimm den Dank zweier glücklicher Herzen!

ROMEO (wankend)
Ach! die Väter haben alle ein Herz aus Stein!

JULIA
Was sagst du! Romeo?

ROMEO
Tränen und Bitten,
nichts, nichts kann sie erweichen!
Vor den Pforten des Himmels!
Julia, vor den Pforten des Himmels! und sterben!

JULIA
Sterben! Du redest im Fieber!
Welch finstere Bilder umgeben dich?
Mein Geliebter! gewinne deine Fassung wieder!

ROMEO
Ach!
Ich wähnte dich tot! So nahm ich dieses Gift!

JULIA
Dieses Gift! Großer Gott!

ROMEO
(indem er Julia in seine Arme nimmt)
Tröste dich, meine Seele,
der Traum war zu schön!
Der Liebe heilige Flamme aber
wird auch nach dem Grabe noch bestehen!
Sie zersprengt des Sarges Schale
und entschwebt, gottgeweiht,
auf des Lichtes goldenem Strahle
hin zur Unendlichkeit.

JULIA (verwirrt)
Oh Schmerz! oh Qual!

ROMEO (mit immer schwächerer Stimme)
Höre, meine Julia!
Schon hat die Lerche uns den Tag verkündet!
Nein! nein, es ist nicht der Tag, es ist nicht die Lerche!
Es ist die Nachtigall, verschwiegene Zeugin der Liebe!
(Er gleitet aus Julias Armen und fällt auf die Stufen des
Grabes.)

JULIA (das Fläschchen aufhebend)
Ach! Grausamer Gatte! Von diesem furchtbaren Gift
hast du mir meinen Teil nicht gelassen!
(Sie greift mit der Hand zum Herzen, entdeckt den
Dolch, den sie in ihren Kleidern verborgen hatte, und
faßt ihn mit eiliger Bewegung)
Gesegneter Dolch!
Du bleibst mir.
(Ersticht sich.)

ROMEO (sich halb erhebend)
Gott! was hast du getan?

JULIA (in seinen Armen)
Der Augenblick ist Glück!
(Sie läßt den Dolch fallen.)
Oh höchste, unendliche Freude,
mit dir zu sterben. Komm! einen Kuß!
Ich liebe dich!

JULIA, ROMEO
(Beide erheben sich noch einmal in einer letzten Anstrengung.)
Herr, Herr, verzeihe uns!

(Sie sterben.)
 
Contents: Besetzung; Erster Akt; Zweiter Akt; Dritter Akt; Vierter Akt; Fünfter Akt

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