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Turandot” by Giacomo Puccini libretto (German)

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Contents: Personen; Erster Akt; Zweiter Akt; Dritter Akt
ERSTER AKT

Die Mauern der Kaiserstadt
(Die massigen Zinnen umschließen fast die ganze
Szene. Rechts wird der Kreis durchbrochen von einem
Laubengang voller Skulpturen und Schnitzereien, die
Ungeheuer, Einhörner, Phönixe darstellen, während die
Laubenpfeiler auf dem Rücken gewaltiger Schildkröten
ruhen. Zu Füßen des Laubenganges ein gewaltiger
bronzener Gong. Auf den Zinnen sieht man Pfähle, auf
die die Köpfe der Hingerichteten gespießt sind. Links
und im Hintergrund drei riesige Tore in der Mauer.
Wenn sich der Vorhang hebt, geht die Sonne gerade
unter. Das sich in der Ferne verlierende Peking glänzt
wie in Gold gehüllt. Der Platz ist voll von malerischem
chinesischem Volk, das bewegungslos den Worten
eines Mandarins lauscht. Dieser verliest, auf einer
hohen Brustwehr stehend und von roten und
schwarzen tatarischen Wachen umgeben, einen Erlaß.)


MANDARIN
Höre, o Volk von Peking!
Die Satzung lautet:
Turandot, die Reine, eh’licht
den Mann von königlichem Blut,
der die drei Rätsel löst,
die sie ihm aufgibt.
Doch wer die Probe sucht
und nicht besteht,

soll fallen von der Hand
des Henkers!

DIE MENGE
Oh! Oh!

MANDARIN
Der Prinz von Persien
konnte die Rätsel nicht lösen:
bei Mondesaufgang wird er
durch die Hand des Henkers
sterben!

DIE MENGE
Recht so! Er sterbe!
Wir wollen nach dem Henker rufen!
Schnell, schnell!
Er sterbe, er sterbe!
Auf zur Hinrichtung!
Wenn du nicht kommst,
so wecken wir dich auf!
Pu-Tin-Pao! Pu-Tin-Pao!
Zum Palaste, zum Palaste!

DIE WACHEN
(stoßen die Menge zurück. Viele Menschen fallen im
Gedränge.)
Zurück, ihr Hunde!

DIE MENGE
Oh, grausam!
Haltet ein!

DIE WACHEN
Zurück ihr Hunde!

DIE MENGE
O Mutter!
Ach, meine Kinder!
Ihr Grausamen, haltet ein!
Seid menschlich! Tötet uns nicht!

LIÙ
Ach, mein Herr liegt am Boden!
Wer hilft mir, ihn aufzurichten?
Mein Herr liegt am Boden!
Gnade, Gnade!

DER UNBEKANNTE PRINZ
(kommt hinzu und erkennt seinen Vater)
Vater! Mein Vater!
O, Vater, hab’ ich dich wieder!
Sieh mich an! Es ist kein Traum!

DIE WACHEN
Zurück!

LIÙ
Mein Gebieter!

DIE MENGE
Warum, o Gott, schlagt ihr uns?

DER UNBEKANNTE PRINZ
Vater, so höre mich!
Vater! Ich bin es!
Sei mir gesegnet, Schmerz,
um dieser Freude willen,
die ein gnädiger Gott uns gab!

TIMUR
O mein Sohn! Du lebst!

DER UNBEKANNTE PRINZ
Still, still!
Der die Krone dir geraubt,
der sucht mich und verfolgt dich!
Es gibt keine Zuflucht für uns,
Vater, auf der Welt!

TIMUR
Also fand ich den Sohn,
den ich tot gewähnt!

DER UNBEKANNTE PRINZ
Ich habe dich beweint, Vater,
und küsse deine heil’gen Hände!

TIMUR
Mein Sohn, ich hab’ dich wieder!

DIE MENGE
Seht die Knechte des Henkers!
Er sterbe, er sterbe!

TIMUR
Die Schlacht verloren, bin ich
ein alter König ohne Reich;
nur eine Stimme hörte
ich mir sagen:
„Komm mit mir, ich will dich führen...“
Das war Liù!

DER UNBEKANNTE PRINZ
Sie sei gesegnet!

TIMUR
Und als ich brach zusammen,
da trocknete mir die Tränen
sie und bettelte für mich!

DER UNBEKANNTE PRINZ
Liù, wer bist du?

LIÙ
Ich bin niemand...
Eine Sklavin, mein Gebieter...

DIE MENGE (hinter der Szene)
Schleift das Messer!
Schleift das Messer!

DER UNBEKANNTE PRINZ
Und warum hast du solche Not geteilt?

LIÙ
Weil ihr mir... einst im Schlosse
zugelächelt.
(Die Henkersknechte treten auf mit den Trägern des
großen Steins, an dem das Richtschwert geschliffen
wird.)

DIE MENGE
Schleift das Messer! Schleift!

DIE HENKERSKNECHTE
Ölt und schleift,
daß die Schneide Blut
und Funken sprühe!
Herrlich ist für uns die Arbeit,
wo Prinzessin Turandot regiert!

DIE MENGE
Wo Prinzessin Turandot regiert!
Ihr Freier, kommt nur weiter!

DIE HENKERSKNECHTE
Mit spitzen Haken und scharfen Messern
sind wir jederzeit bereit,
euch zu töten!

DIE MENGE
Wer den Gong ertönen läßt,
dem erscheint sie sofort!
Weiß wie Jade,
kalt wie Stahl:
das ist die schöne Turandot!

DIE HENKERSKNECHTE
Wenn der Gong ertönt,
fühlt der Henker Freude!

DIE MENGE
Vergebens ist die Liebe,
lächelt ihr kein Glück!

MENGE und KNECHTE
Die Rätsel sind drei,
der Tod ist einer!
Wenn der Gong ertönt, usw.
(Als die Knechte dem Henker das geschliffene Schwert
reichen, schaut die Menge zum Himmel, der sich
langsam verfinstert.)

DIE MENGE
Warum geht der Mond nicht auf,
der bleiche Geselle?

Zeige dich am Himmel!
Eil dich, geh auf!
Du Kopf ohne Glieder!
Komm, du trister Geselle!
Du Gott des Schweigens!
Bleicher Buhle der Toten!
Schon erwartet der Friedhof
dein Totenlicht!
Seht den fernen Schimmer,
Eil dich, geh auf! usw.
Seht den fernen Schimmer,
seht ihn sich mehren
in fahlem Licht!
Pu-Tin-Pao!
Der Mond geht auf!

KNABEN
Fern auf den östlichen Bergen
klaget der Kranich sein Weh:
Weiche dem Lenz, Winterfrost,
Sonne, schmilz den weißen Schnee!
Von der Wüste weit bis hin ans Meer
seufzen tausend Herzen schwer:
„O Prinzessin, still mein Weh!
Dann blüht der Lenz,
dann schmilzt der Schnee
und alles blüht von neuem! Ah!...“
(Eine Gruppe von Männern führt den jungen persischen
Prinzen aufs Schafott. Beim Anblick des verträumten
Opfers verwandelt sich der Grimm des Volkes in
Mitleid.)

DIE MENGE
O schöner Knabe!
Gnade, Gnade!

Wie fest ist sein Schritt!
Wie süß ist sein Antlitz!
Seine Augen sind trunken
von Wonne und Freude!

DER UNBEKANNTE PRINZ
Gnade, Gnade!

DIE MENGE
Gnade für ihn! Gnade!
Prinzessin,
Gnade, Gnade!

DER UNBEKANNTE PRINZ
Sehen will ich diese Frau
und verfluchen die Unbarmherzige!

DIE MENGE
Prinzessin, Gnade für ihn, Gnade! usw.
(Die Menge starrt auf die Kaiserlaube, in der Turandot
erscheinen wird. Sie tritt auf, als wäre es eine Vision.
Ein Mondstrahl fällt auf sie. Die Menge sinkt nieder.
Nur der persische Prinz, der unbekannte Prinz und der
Henker bleiben stehen. Turandot macht eine
gebieterische und abweisende Geste: das Todesurteil.
Der Zug setzt sich in Bewegung.)
Prinzessin, Gnade für ihn, Gnade! usw.

DER UNBEKANNTE PRINZ
(gebannt von der Erscheinung Turandots)
O göttliche Schönheit, o Wunder,
o Traum!
(Der Zug ist verschwunden.)

WEISSE PRIESTER
Großer Kuang-Tse!
Möge des Opfers Seele
zu dir schweben!
(Auf dem halbdunklen Platz bleiben nur der Prinz,
Timur und Liù zurück. Der von Angst erfüllte Vater tritt
zum Sohne, ruft ihn an, schüttelt ihn.)

TIMUR
Mein Sohn, was tust du?

DER UNBEKANNTE PRINZ
Fühlst du nicht, wie
ihr süßer Duft durchdringet
Luft und Seele?

TIMUR
Du bist verloren!

DER UNBEKANNTE PRINZ
O göttliche Schönheit, o Wunder!
Ich leide, Vater, leide!

TIMUR
Nein! Schmieg dich an mich!
Liù, sprich zu ihm!
Führ ihn fort von hier!
Nimm ihn fest bei der Hand,
so daß er dir folge!

LIÙ
Gebieter, laß uns von hier gehen!

TIMUR
Nur fern von hier ist Heil!

DER UNBEKANNTE PRINZ
Hier allein ist das Leben, Vater!

TIMUR
Nur fern von hier ist Heil!

DER UNBEKANNTE PRINZ
Ich leide, Vater, leide!

TIMUR
Das Heil ist nicht hier!

DER UNBEKANNTE PRINZ
Das Leben, Vater, ist hier!
Turandot! Turandot! Turandot!

DER PERSISCHE PRINZ (hinter der Szene)
Turandot!

DIE MENGE
Ah!

TIMUR
Willst du so sterben?

DER UNBEKANNTE PRINZ
Siegen, Vater,
um ihrer Schönheit willen!

TIMUR
Willst du so enden?

DER UNBEKANNTE PRINZ
Glorreich siegen
um ihrer Schönheit willen!
(Er stürzt auf den Gong zu. Aber plötzlich treten drei
geheimnisvolle Masken zwischen ihn und den Gong:
Ping, Pang und Pong, die drei Minister des Kaisers:
Kanzler, Marschall und Küchenmeister. Der unbekannte
Prinz weicht zurück.)

DIE MINISTER
Nimm dich in acht, Verwegener!
Was willst du hier bei uns?
Geh weiter, weiter, weiter!
Das ist viel gescheiter!
Mach, daß du fortkommst!
Hier wird man dich nur schlagen,
dich martern,
dich foltern!
Hier geht’s dir ans Leben!
Geh weg, geh weg!
Wir sehn dich schon gebunden
und jämmerlich zerschunden!
Am Ende bist du lebensmüde?
So geh in dein Heimatland
und hänge dich da auf!
Nur nicht hier!
Nur nicht hier!
Nur nicht hier!
Geh fort von hier!

DER UNBEKANNTE PRINZ
Gebt mir den Weg frei!

PONG
Unsere Friedhöfe haben keinen Platz mehr!

PANG
Fremde Narren brauchen wir nicht!

PING
An den eigenen haben wir genug!

PONG und PANG
Lauft fort, sonst wird
dein Grabmal schon bereitet!

DER UNBEKANNTE PRINZ
Gebt mir den Weg frei!

PONG und PANG
Für eine Prinzessin, pah!

PONG
Was ist das schon?

PANG
Eine Frau mit einer Krone im Haar!

PONG
Mit einem Mantel aus Perlen!

PING
Doch wenn du sie entkleidest...

PONG
... ist es Fleisch!

PANG
Ist es pures Fleisch!

DIE MINISTER
Den Stoff kann man nicht essen,
ha, ha, ha!

DER UNBEKANNTE PRINZ
Gebt mir den Weg frei!

PING
Sei doch vernünftig!
Nimm lieber hundert Frauen,
denn schließlich hat die schönste
Turandot der Welt nichts als
ein Gesicht, zwei Arme und zwei Beine!
Herrlich, kaiserlich, aber nur zwei Beine!
Drum nimm dir hundert Frauen,
so hast du was zu schauen,
so kannst du hundertfach dich letzen,
dich hundertfach ergötzen
und voller Inbrunst nippen
wohl an zweihundert Lippen!

DIE MINISTER
Für hundert Betten eins? Ha, ha!

DER UNBEKANNTE PRINZ
Gebt mir den Weg frei!

DIE MINISTER
Fort von hier, pack dich!
(Eine Gruppe junger Mädchen zeigt sich an der
Brüstung der Schloßgalerie; sie strecken die Hände
beschwichtigend vor.)

DIE KAMMERMÄDCHEN TURANDOTS
Was soll der Lärm?
Wer spricht da unten?
O schweiget, schweiget!
Die süße Schlafzeit ist gekommen.
Sie schläft, und ihr Duft
schwebt durch die Nacht!

DIE MINISTER
Macht euch fort, Schwatzbasen!
(Die Mädchen ziehen sich zurück.)
Gebt acht auf den Gong!

DER UNBEKANNTE PRINZ
Und ihr Duft schwebt durch die Nacht!

DIE MINISTER
Aufgemerkt, Pong!
Aufgemerkt, Ping!
Aufgemerkt, Pang!
Er hört nicht mehr, ist trunken,
in Wahn versunken!

TIMUR
Er hört nicht auf sie – o Gott!

DIE MINISTER
Auf! Ein letzter Versuch!
Finstere Nacht...
tiefer Schacht einer Zisterne...
sind heller noch
als die Rätsel Turandots!
Eisen, Bronze, Mauer, Felsen...
... selbst dein harter Narrenschädel...

sind viel weicher,
als die Rätsel Turandots!
So geh von uns!
Nimm Abschied von hier!
Zieh über Berge, schwimm durch Ströme!
Geh weit fort
von den Rätseln Turandots!
(Der Prinz kann beinahe nicht mehr Widerstand leisten.
Auf der Ringmauer erscheinen und verschwinden die
Schatten der für Turandot Gestorbenen. Ihre Stimmen
hört man geheimnisvoll, wie von ferne. Sie stoßen
langgezogene Töne aus und halten die Hände wie
Muscheln vor den Mund, so daß ein schauerliches
Geräusch entsteht)

DIE STIMMEN DER ERMORDETEN
Säume nicht länger!
Wenn du sie rufst, wird sie
erscheinen, sie, von der wir
noch nach dem Tode träumen!
Du mußt sie beschwören!
Ich liebe sie! Ich liebe sie!

DER UNBEKANNTE PRINZ
Nein, nein! Ich allein liebe sie!

DIE MINISTER
Du liebst sie? Was, wen?
Turandot? Ha, ha, ha!

PONG
O dummer Geselle!

PANG
Turandot existiert nicht!

PING
Nur das Nichts existiert,
in das du dich wirfst!...

PONG und PANG
Turandot existiert nicht!

PING
Turandot! Du bist wie jene Narren,
die für sie ihr Leben gaben!
Der Mensch, Gott, das Ich!
Die Völker, Könige.. Pu-Tin-Pao...

DIE MINISTER
Nur das Tao existiert!

DER UNBEKANNTE PRINZ
Mir der Sieg!
Mir die Liebe!
(Er will sich auf den Gong stürzen, als auf der
Ringmauer der Henker mit dem Kopf des persischen
Prinzen in der Hand erscheint.)

DIE MINISTER
Narr! So sieht deine Liebe aus!
So wird der Mond
dich küssen!

TIMUR
Mein Sohn, so ließest du wirklich zu,
daß dein Vater allein durch die Welt
sein gebrechliches Greisentum schleife?

Zu Hilfe! Vermag es denn niemand,
den grausamen Sinn dir zu rühren?

LIÙ (nähert sich weinend dem Prinzen.)
Hör mich an, o Herr!
Ach, ich bitt’ dich: höre!
Liù erträgt das nicht!
Nach soviel Sehnsucht und endlosem Wandern,
im Herzen deinen Namen und auf den Lippen!
Wenn sich dein Schicksal
morgen wird entscheiden,
bringt’s dir den Tod
und bittres Leid uns beiden:
Weil er den Sohn verliert...
und ich... den Schatten eines Lächelns!
Liù erträgt das nicht!
Oh! Dies Leid!

DER UNBEKANNTE PRINZ
O weine nicht, Liù!
Wenn einst vor langer Zeit
ich dir hab’ zugelächelt:
um dieses Lächelns willen
hör mich an, o Mägdlein.
Dein alter, treuer Herr
wird vielleicht morgen auf der Welt allein sein.
Verlaß ihn niemals,
niemals, Liù!

LIÙ
Bittrer Tod, fern vom Heimatland!

TIMUR
Bittrer Tod!

DER UNBEKANNTE PRINZ
Ja, leidensvoll sind der Verbannung Wege.
Drum hilf ihm, hilf, liebreiche Liù!
Hilf ihm, dies Leid zu ertragen:
tu’s dem zuliebe,
der nie mehr lächeln wird!

TIMUR
Ah! Zum letzten Mal!

LIÙ
Besiege den blöden Zauber!

DIE MINISTER
Das Leben ist so schön!

TIMUR
Erbarm dich mein!

LIÙ
Hab Mitleid mit Liù!
Herr, Erbarmen!

DIE MINISTER
Zerstöre dich nicht selbst!
Ergreift ihn, schleppt ihn fort!
Ergreift den Rasenden!
Du bist außer Sinnen!
Das Leben ist schön!

TIMUR
Erbarm dich mein!
Ich kann dich nicht lassen!
Ich will dich nicht lassen!

Erbarmen! Ich werfe mich zu deinen Füßen!
Erbarmen!
Laß mich nicht sterben!

LIÙ
Erbarmen, Herr!
Erbarmen für Liù, Herr!

DER UNBEKANNTE PRINZ
Ich muß um Erbarmen bitten!
Niemand kann ich mehr hören!
Ich sehe ihr leuchtendes Antlitz!
Ich sehe sie! Sie ruft mich!
Sie ist es!
Gib Verzeihung dem,
der nicht mehr lächeln wird!

PING
Ein letzter Versuch:
Laßt uns ihn forttragen!

DIE MINISTER
Laßt uns ihn forttragen!

DER UNBEKANNTE PRINZ
Laßt mich!
Ich habe zuviel gelitten!
Der Ruhm wartet hier auf mich!
Menschliche Gewalt kann mich
nicht fortreißen von hier!
Ich folge meinem Schicksal!
Ich fühle in mir ein Fieber,
ein Delirium!
Meine Sinne quälen mich wild!

Meine ganze Seele ist
nur ein Schrei:
Turandot! Turandot! Turandot!

TIMUR
Du trittst auf ein armes Herz,
das in Liebe für dich verblutet!
Noch niemand hat die Rätsel gelöst!
Das Schwert hat alle gerichtet!
Ich werfe mich zu deinen Füßen!
Quäle mich nicht zu Tode!
Der Tod! Der Tod!

LIÙ
Ah, erbarm dich unser!
Haben wir nicht Leids genug?
Herr, wir sind verloren! Mit dir!
Laßt uns fliehen, Herr!
Der Tod! Der Tod! Der Tod!

DIE MINISTER
Das Gesicht, das du siehst, ist Illusion!
Das Licht, das glänzt, ist der Tod!
Du läufst in dein Verderben!
Du spielst um deinen Kopf: Tod!
Sieh den Schatten des Henkers!
Du läufst in dein Verderben!
Das Leben ist kein Rätselspiel!
Der Tod! Der Tod! Der Tod!

CHOR
Wir graben schon dein Grab,
der du nach Liebe suchst!
Im Schattenreich, o Gott,
ist dein Schicksal schon besiegelt!

(Turandot anrufend, stürzt sich der unbekannte Prinz
zum Gong, schwingt den Hammer und schlägt ihn
dreimal gegen die Scheibe.)


DIE MINISTER
So müssen wir ihn lassen!
In keiner Sprache ist mit ihm zu reden,
sei es Sanskrit, chinesisch oder mongolisch!
Wenn der Gong ertönt,
jubelt der Tod!
Ah, ah, ah!
(Sie gehen höhnisch ab.)

 
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