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“Un ballo in maschera” by Giuseppe Verdi libretto (German)
Contents: Personen; Erster Akt; Zweiter Akt; Dritter Akt |
Ein einsames Gefilde am Fuße eines steilen Hügels in der Umgebung von Boston (Die Galgen schimmern weiß im schwachen Licht des leicht umwölkten Mondes. Amelia erscheint tief verschleiert auf dem Hügel; sie kniet nieder und betet. Dann richtet sie sich auf und steigt langsam herab.) Vorspiel AMELIA Hier ist der grau’nvolle Ort, wo der Verbrecher seiner Schuld Vergeltung findet. Dort stehen die Säulen, |
an ihrem Fuß wächst jenes Kraut. Wohlan denn! Mich faßt ein Todesschauer! Selbst meiner Schritte dumpfer Schall, alles, ach, alles erfüllt mein Herz mit Angst und Schrecken! Und sollt ich jetzt hier sterben? Sterben! Und doch führt, um die Qual zu stillen, mein Schicksal mich hierher so sei es! Wohlan denn! (Sie geht weiter.) Wenn das Kraut, wie die Seherin kündet, von den Qualen der Liebe entbindet, wenn sein Bild aus dem Busen entschwindet, wohl geheilt ist dann der Seele tiefes Weh; doch was bleibt, wenn die Liebe verging? Ach, was bleibt dir mein armes Herz! Ach, was wein’ ich? Was hemmt meine Schritte? Und was stellt sich mir hindernd entgegen? Fasse Mut und verbanne dies Zagen! Oh, verrate, verrate mich nicht, oder schlage nicht länger, mein Herz, ach, erliege dem tiefen Schmerz. (Es schlägt zwölf Uhr.) Mitternacht! Ha was seh ich? Ein Gespenst, es entsteiget der Erde, ach, und seufzet! Aus seinen Augen sprühen Flammen und Blitze, wilden Blicks starrt es drohend mich an. Ha! (Sie sinkt auf die Knie.) So verleihe mir Kraft, o mein Gott, du Allmächtiger erbarm dich mein! RICCARDO (tritt schnell auf.) Ich bin dir nah! |
AMELIA O Himmel! RICCARDO Sei ruhig! AMELIA Ach! RICCARDO Sag, was fürchtest du? AMELIA Ach, laßt mich, fliehet! Seht mich zittern, seht mich beben! O verlaßt mich, schont meiner Ehre, tiefe Schmach bedroht mein Leben, ach, habt Mitleid mit meiner Pein. RICCARDO Dich verlassen! Nie und nimmer, da mich Sehnsucht und inn’ge Liebe unaufhaltsam zu dir ziehen. AMELIA Hört mein Flehen, schonet mein! RICCARDO Ach, wozu dies ew’ge Zagen, wenn ich nun vor Gott dir schwöre: heilig ist mir deine Ehre, ungefährdet soll sie sein. |
AMELIA Denkt, daß mich des Priesters Weihe Eurem treusten Freund verbunden. RICCARDO Schweig, Amelia! AMELIA Schwur ich doch ew’ge Treue dem Mann, der sein Leben Euch weiht! RICCARDO Seiner kannst du jetzt gedenken? Ach, ist das nicht Grausamkeit? Weißt du nicht, daß, wenn Schlangen der Reue nagend auch meine Seele verzehren, ich die Mahnungen nimmer kann hören, da die Liebe das Herz mir erfüllt? Ach, sein sehnendes Klopfen und Schlagen wird allein nur im Grabe gestillt! Oh, wie hab ich gekämpft und gerungen, die verzehrende Flamme zu dämpfen, auch mein Flehn, das zum Himmel gedrungen, wollt’ mich nimmer vom Sehnen befrein; sollt mein Leben von deinem ich scheiden, würd’ es stets mir aufs neue zur Pein! AMELIA Ach, ew’ger Gott, wolle gnädig es wenden, hör o höre mein ängstliches Flehen! Du allein kannst die Hilfe mir senden, die von Elend und Schmach mich befreit! (zu Riccardo) Und du, flieh! Sprich nicht weiter! Bedroh nicht mit Schmach deinen Freund, der sein Leben dir weiht. |
RICCARDO Ach, ein Wort von deiner Liebe, um die ganze Welt ein Wort nur. AMELIA Hilf, o Himmel! RICCARDO Sag, du liebst mich! AMELIA Fliehe, Riccardo! RICCARDO Dieses Wort, dies eine Wort nur! AMELIA Wohlan, ich liebe dich! RICCARDO Ha, du liebst mich! AMELIA Doch dein edler Sinn schütze mich vorm eignen Herz. RICCARDO Du liebst mich, du liebst mich! Oh, fortan quäle mich kein Vorwurf, Freundschaft schwind’ aus meiner Seele, und nur die Liebe wohn’ in meinem Herzen noch. Ach, wie die süßen Worte mit Wonne mich durchbeben, entzückt seh’ ich das Leben |
verjüngt vor mir erstehn. Laß deinen milden Schimmer, o Mond, mein Glück bestrahlen, ach, dürfte ich doch nimmer den neuen Morgen erschaun. AMELIA Schon wähnte ich im Herzen der Liebe Glut erloschen; nun fühle ich mit Schmerzen sie neu in mir entstehn. Warum ist mir o Himmel! dies herbe Los beschieden? kann nur in Grabes Frieden diesen Qualen ich entgehn. RICCARDO Amelia! Du liebst mich, Amelia? Du liebst mich? AMELIA Ja, ich liebe dich! Doch dein edler Sinn, schütze mich vorm eignen Herz. RICCARDO Amelia liebet mich! Himmel, sie liebt mich! AMELIA Schon wähnte ich im Herzen, usw. RICCARDO Ha! wie die süßen Worte, usw. |
AMELIA O Gott! Ich höre Schritte! RICCARDO Wer kann sich jetzt diesem Schreckensorte nahen? Nein, ist es möglich, (Er sieht Renato kommen.) Renato! AMELIA (zieht den Schleier über ihr Gesicht.) Es ist mein Gatte! RICCARDO (zu Renato) Du hier? RENATO Dich zu retten vor deinen Verfolgern, die dort sich verborgen. RICCARDO Und wer? RENATO Die Verschwor’nen. AMELIA (leise) O Gott! RENATO Das Gesicht im Mantel verhüllt, kam ich mit ihnen her als wie einer der Ihren. Da hört’ ich ganz leise Worte: „Ich sah ihn, der Graf ist’s, und mit ihm eine fremde Schöne.“ |
Ein andrer sprach weiter: „Vergängliche Wonne! Er naht sich dem Graben; es stört dieses Eisen, noch eh’ er es wähnet, sein flüchtiges Glück.“ AMELIA (leise) Ich sterbe! RICCARDO(zu Amelia) Sei standhaft! RENATO (legt Riccardo seinen eigenen Mantel um.) Den Mantel schlag um, und eile, (Er zeigt einen schmalen Pfad rechts.) den Pfad hier zurück nach der Stadt. RICCARDO (Amelias Hand ergreifend) Doch dich muß ich retten! AMELIA (leise zu Riccardo) O wehe mir! Geh! RENATO (zu Amelia tretend) Doch Ihr, schöne Dame, Ihr wollt ihn doch nicht dem Verrat überliefern? (Er geht zur Seife, um zu sehen, ob sich die Verschwörer schon nähern.) AMELIA (zu Riccardo) O fliehet allein! RICCARDO Ich soll dich verlassen? AMELIA Ach eile, der Pfad ist dir offen, o fliehe! |
RICCARDO Und allein soll ich dich mit ihm lassen? Nein! Nie! Viel eher den Tod! AMELIA Entfliehet, sonst schlag’ ich den Schleier zurück. RICCARDO Was sagst du? AMELIA Entschließ dich! RICCARDO Unmöglich! AMELIA Ich will’s! (beiseite) Für ihn nur allein muß ich fürchten und zagen, für ihn, den Verrat bedroht! Ach, alles will gern ich ertragen, und wär’ es selbst der Tod! RICCARDO (zu Renato) O Freund! Einen wichtigen Dienst muß ich fordern; daß treu du ihn leistest, des bin ich gewiß. RENATO Vertrau mir und fordre! RICCARDO (auf Amelia zeigend) Versprich mir und schwör, daß du bis zu der Stadt verschleiert sie führst! Kein Wort und kein Blick sei ihr je zugewandt. |
RENATO Ich schwör’ es! RICCARDO Wenn dem Tore du nah, gehst du schnell, alleine von dannen. RENATO Ich schwör’ es! Hier die Hand! AMELIA (leise zu Riccardo) Hörst du wohl, wie die Stimmen der Todesgeister ringsum die Lüfte durchschauern? O du weißt, daß Verräter hier lauern, dort am Abhange harren sie dein; Du bist ringsum von Mördern umgeben, ihre Dolche bedrohen dein Leben, ach, schon seh ich sie über dir schweben, - ach, erbarm dich und flieh diesen Ort! O flieh! RENATO (der scharf Ausschau gehalten hat) Eile schnell! Auf den felsigen Wegen kommt schon drohend die Schar uns entgegen; wilde Flüche entströmen den Lippen, und die Hand schwingt den blitzenden Dolch. Flieh und rette dein kostbares Leben, flieh, solange dir Zeit noch gegeben. Flieh und rette dein kostbares Leben für das Volk, das so hoch dich verehrt! O flieh, o flieh! RICCARDO (zu sich) Und die dort nach dem Leben mir trachten, sind’s nicht heimlich verschworne Verräter? |
Ach, den Freund hab’ ich selber verraten! Tödlich traf ihn mein Frevel ins Herz! Ha, wie bot ich den Feiglingen Trotz, wär’ ich selber Verrates nicht schuldig! Nur mit ihr hab’, o Himmel, Erbarmen und stehe du gnädig ihr bei. AMELIA Hörst du wohl, usw. RENATO Eile schnell, usw. RICCARDO Und die dort nach dem Leben, usw. (Riccardo geht ab.) RENATO Nun folget mir! AMELIA (zu sich) O Himmel. RENATO Warum dies Zittern? Ich biet Euch sichres Geleit! Mein freundlich Wort belebe Euren Mut. (Auf der Anhöhe erscheinen Samuel, Tom, und ihre Anhänger.) AMELIA Da sind sie! RENATO Schnell, stützet Euch nur auf mich. |
AMELIA O Gott! ich sterbe! CHOR (in der Ferne, langsam näherkommend) Rasch auf ihn, er muß nun fallen, seine Stunde hat geschlagen; wird der nächste Morgen tagen, finde man die Leiche hier! SAMUEL (zu Tom) Siehst du dort den weißen Schleier; der der Schönen Reiz bedecket? TOM Aus dem sel’gen Traum geweckt sei die Holde! RENATO (laut) Wer ist da? SAMUEL Ha, er ist’s nicht! TOM Tod und Teufel! CHOR Nicht der Graf ist’s! RENATO Nein, ich bin es, der erwartend vor euch steht. TOM Sein Getreuer! |
SAMUEL Ach, das Glück war uns nicht wie Euch gewogen, denn das Lächeln einer Schönen ließ das Schicksal uns entgehn. TOM Möcht zu mindesten das Antlitz dieser holden Isis sehn. RENATO Einen Schritt nur und mein Degen soll Euch lehren... SAMUEL So verwegen? TOM Laß das Drohen! (Der Mond leuchtet jetzt in seinem vollen Glanz.) AMELIA Schütz uns, o Himmel! CHOR (zu Renato) Laß den Degen! RENATO Fort, Verräter! TOM (Er will Amelia den Schleier entreißen.) Das muß enden! - |
RENATO (zieht den Degen) Mit deinem Leben zahlest du die freche Tat! (Als die Verschworenen auf Renato eindrängen, stürzt sich Amelia, außer sich, zwischen sie und läßt den Schleier fallen.) AMELIA O haltet ein! RENATO (niedergeschmettert) Ha, Amelia! SAMUEL und TOM Sie! Seine Gattin! AMELIA Ach hilf! O Gott! SAMUEL und TOM Seine Gattin! RENATO Amelia! SAMUEL Ach, mit der Gattin nächtlich zu schwärmen, an treuer Liebe sich zu erwärmen, hat sich der Eh’mann hier eingefunden in dieser Kühle bei Mondenschein! SAMUEL und TOM Ha, ha, ha, ha, ha, ha! O welches Aufsehn wird das nicht geben, welch Gespötte wird das nicht sein. |
RENATO Durch mich gerettet vor jener Bande! Weihet er zum Lohn mich der schlimmsten Schande! Ich kann das Antlitz nicht mehr erheben, vor jedem Blick muß ich mich scheu’n! AMELIA Wer wird auf Erden sich noch erbarmen, wem magst, Amelia, du noch vertraun? O möchte heute mein Leben enden, o schlösse jetzt tief das Grab mich ein. SAMUEL und TOM Ha, ha, ha, ha, ha, ha! O welches Aufsehn, usw. RENATO Ich kann das Antlitz, usw. AMELIA Wer wird auf Erden, usw. RENATO (zu Samuel und Tom, entschlossen:) Wollt ihr morgen in aller Frühe euch nach meinem Haus bemühen? SAMUEL und TOM Wohl um Rechenschaft zu fordern? RENATO Nein, nach anderm steht mein Sinn. |
SAMUEL und TOM Darf man wissen? RENATO Morgen sollt ihr es erfahren. SAMUEL und TOM Wir sind bereit, wir kommen hin. (beim Weggehen) Trennt euch jetzt, um nicht zusammen nach der Stadt zurückzukehren! SAMUEL und TOM, CHOR Große Dinge wird man hören bei des neuen Tags Beginn. Nun fort! Nun fort! Seht, zur Komödie ward die Tragödie! Ha, ha, ha, ha, ha, ha! O welches Aufsehn, usw. RENATO (allein zu Amelia) Bis zum Tore dich zu bringen, schwur ich ihm, so mag es sein! Nun komm! Nun komm! AMELIA (zu sich) Seine Worte dringen Dolchen gleich ins wunde Herz mir ein! (zu Renato) Ach hilf, o Gott! CHOR (schon weit entfernt) O welches Aufsehn, usw. |
Contents: Personen; Erster Akt; Zweiter Akt; Dritter Akt |