Pagliacci” by Ruggero Leoncavallo libretto (German-Italian)

Personen / Prolog

Nedda, Komödiantin, Frau des Canio – in der Komödie Colombina (Sopran)
Canio, Haupt einer Komödiantentruppe – in der Komödie Bajazzo (Tenor)
Tonio, der Tölpel, Komödiant – in der Komödie Taddeo (Bariton)
Beppo, Komödiant – in der Komödie Harlekin (Tenor)
Silvio, ein junger Bauer (Bariton)
Landleute, Gassenbuben (Chor)

Ort und Zeit der Handlung: Montalto (Kalabrien); an Mariä Himmelfahrt, 15. August 1865



Personaggi / Prologo

Nedda, attrice da fiera, moglie di... (nella commedia Colombina) - soprano
Canio, capo della compagnia (nella commedia Pagliaccio) - tenore
Tonio, lo scemo (nella commedia Taddeo) - baritono
Peppe, commediante (nella commedia Arlecchino) - tenore
Silvio, campagnuolo - baritono
Contadini e Contadine

La scena si passa in Calabria presso Montalto, il giorno della festa di Mezzagosto.
Epoca presente, fra il 1865 e il 1870.



PROLOG

(Tonio, in der Maske des Taddeo in der Komödie, tritt
vor den Vorhang.)


TONIO
Schaut her... Ich bin’s.
Doch nah’ ich ganz ernsthaft und grüße euch,
werte Damen und Herren, heut als Prologus!
Ihr seht die heitren Masken
wohl mit Staunen im ernsten Spiele!
Und da will es der Brauch,
daß ich des Dichters Ziele
Euch nenne und kurz erkläre.
Denn nicht wie sonst gilt heut’ der Satz:
„Die Tränen der Bühne sind falsch, sind Lug,
falsch alle Seufzer auch, und die Schmerzen Betrug;
nehmt drum die Bühne nie ernst!“ Nein! Nein!
Heut schöpfet der Dichter kühn
aus dem wirklichen Leben schaurige Wahrheit!
Ach, nicht die Märchen allein sind der Zweck der Kunst,
auch was er wirklich sieht, schildre der Dichter,
dann erringt er der Menschen Gunst!
Jüngst tauchte in des Autors Seele jäh die Erinn’rung
auf an ein Erlebnis, das tief ihn dereinst erschüttert’;
noch heute rinnt die Träne, obgleich er’s nur erzählet im Liede!
Hört denn! Laßt euch im Schauspiel rühren
der Liebenden Schicksal, das eurem oft gleicht.
Den Haß seht wüten, den Neid seht nagen, bis das

PROLOGO

(Tonio in costume da Taddeo come nella commedia,
passa a traverso al telone.)


TONIO
Si può? Si può?
Signore! Signori! Scusatemi
Se da sol mi presento. Io sono il Prologo.
Poiché in iscena ancor
Le antiche maschere mette l’autore,
In parte ei vuol riprendere
Le vecchie usanze, e a voi
Di nuovo inviami.
Ma non per dirvi come pria
“Le lacrime che noi versiam son false!
Degli spasimi e dei nostri martir
Non allarmatevi!” No. No.
L’autore ha cercato invece pingervi
Uno squarcio di vita.
Egli ha per massima sol che l’artista
È un uom, e che per gli uomini
Scrivere ei deve. Ed al vero ispiravasi.
Un nido di memorie in fondo all’anima
Cantava un giorno, ed ei con vere lacrime
Scrisse, e i singhiozzi il tempo gli battevano!
Dunque, vedrete amar sì come s’amano
Gli esseri umani, vedrete dell’odio
I tristi frutti. Del dolor gli spasimi,

Maß der Schuld erreicht ist und die Hölle fordert lachend ihren Lohn!
O glaubt mir: wie euch schlägt voll Lust und Leid
auch in des Gauklers Brust ein Herz; sowie euch quillt
lindernd mir die Träne, wenn ihn bedrückt ein Schmerz.
Wir alle auf Erden wandeln im gleichen Licht bis am Ziel,
ob arm oder reich, jedem das Auge bricht.
Wie mein Dichter die Welt nun sah, hab’ ich verraten!
Seht nun sein Werk.
(in die Szene rufend)
Macht fort! Das Spiel kann beginnen!



Urli di rabbia, udrete, e risa ciniche!
E voi, piuttosto che le nostre povere
Gabbane d’istrioni, le nostr’anime
Considerate, poiché siam uomini
Di carne e d’ossa, e che di quest’orfano
Mondo al pari di voi spiriamo l’aere!
Il concetto vi dissi. Or ascoltate
Com’egli è svolto.
(gridando verso la scena)
Andiam. Incominciate!



ERSTER AKT

Erste Szene

Eine Landstraßenkreuzung kurz vor dem Dorf.
(Trompetentöne und Trommellärm sind zu hören.
Landleute eilen herbei, Kinder schreien aufgeregt
dazwischen. Eine Gruppe fahrender Schauspieler,
denen das kleine Theater gehört, ist im Anmarsch.
Tonio, ein buckliger Schauspieler, sieht verdrossen der
nahenden Menge entgegen und kauert sich vor der
Bude auf den Boden. Es ist drei Uhr nachmittags an
einem heißen Augustnachmittag.)


MÄNNER und FRAUEN
(nach und nach auftretend)
Sie sind’s! Dort nahen sie! Bajazzo ist da!
Alle begleiten ihn, groß und klein,
ihren Witzen und Scherzen applaudiert ein jeder!
Doch blickt er düster, geht vorbei,

ATTO PRIMO

Scena prima

Un bivio di strada in campagna all’entrata di un villaggio
(Si sentono squilli di tromba stonata alternantisi con
dei colpi di cassa, ed insieme risate, grida allegre, fischi
di monelli e vociare che vanno appressandosi. Attirati
dal suono i contadini di ambo i sessi in abito da festa
accorrono, mentre Tonio, annoiato dalla folla che
arriva, si sdraia dinanzi al teatro. Son tre ore dopo
mezzogiorno, il sol d’agosto splende cocente.)



UOMINI e DONNE
(arrivando poco a poco)
Son qua! Ritornano. Pagliaccio è là.
Tutti lo seguono, grandi e ragazzi
E ognun applaude ai motti, ai lazzi.
Ed egli serio saluta e passa

dann wieder schlägt er die große Trommel.
Heh! Heh! Peitschet den Esel, braver Harlekin!
Sie sind’s! Sie sind’s!
Hört, wie die Menge laut kreischet.
Werft die Hüte in die Luft!

CANIO
(von draußen)
Schert euch zum Teufel!

BEPPE
(von draußen)
Schweigt, schweigt, Gesinde!!

CHOR
Werft die Hüte hoch in die Luft.
Durch die schreiende Menge kommt er her.
Seht dort den Wagen, Gott sei Dank!
Sie sind nun da! Welch Durcheinander! Gerechter
Gott, sie sind nun da!
(Ein pittoreskes Gefährt, in bunten Farben bemalt,
kommt herein. Es wird von einem Esel, den der als
Harlekin verkleidete Beppe führt, gezogen. Vorn auf
dem Wagen steht Nedda, hinter dem Wagen geht
Canio, im Kostüm des Bajazzo. Er schlägt die große
Trommel.)

ALLE
Er lebe!
Der Fürst seid Ihr aller Gaukler!
Mit tollem Spiel
verkürzt ihr die Stunden.
Er lebe! Sie sind’s! usw.

CANIO
Danke!

CHOR
Bravo!

E torna a battere sulla gran cassa.
Ehi! Ehi! Sferza l’asino, bravo Arlecchino!
Son qua! Son qua!
Già fra le strida i monelli
In aria gittano i cappelli!

CANIO
(di dentro)
Itene al diavolo!

BEPPE
(di dentro)
To! To! Birichino!

CORO
In aria gittano i lor cappelli diggià.
Fra strida e sibili diggià...
Ecco il carretto! Indietro...
Arrivano! Che diavoleria! Dio benedetto!
Arrivano! Indietro!
(Arriva una pittoresca carretta dipinta a varii colori e
tirata da un asino che Beppe, in abito da Arlecchino
guida a mano. Sul davanti della carretta è sdraiata
Nedda, e sul dietro della carretta è Canio in piedi, in
costume da Pagliaccio, che batte la gran cassa.)

TUTTI
Evviva! il principe
Sei de’ Pagliacci.
Tu i guai discacci
Col lieto umor.
Evviva! Son qua!
ecc.

CANIO
Grazie...

CORO
Bravo!

CANIO
Ich möchte...

CHOR
Und das Schauspiel?

CANIO
Herrschaften!

ALLE
Uh! Wie greulich! Hör doch auf!

CANIO
So laßt ihr mich reden?

ALLE
Oh! Seid ruhig, laßt ihn reden jetzt!
Schweigt still, hört endlich zu!

CANIO
Ein herrliches Schauspiel
heut’ abend um elf
bereitet euch euer armer
und guter Diener!
Ihr sehet die Eifersucht
des guten Bajazzo,
und wie er sich rächt
und eine Falle stellt.
Ihr sehet, wie dem Tonio
die Knochen zittern,
und wie im Intrigennetz
er sich fängt.
So kommt und beehrt uns,
ihr Damen und Herren.
Heute abend um elf!

CANIO
Vorrei...

CORO
E lo spettacolo?

CANIO
Signori miei!

TUTTI
Uh! Ci assorda! Finiscila.

CANIO
Mi accordan di parlar?

TUTTI
Oh! Con lui si dee cedere,
Tacere ed ascoltar.

CANIO
Un grande spettacolo
A ventitré ore
Prepara il vostr’umile
E buon servitore.
Vedrete le smanie
Del bravo Pagliaccio;
E come ei si vendica
E tende un bel laccio.
Vedrete di Tonio
Tremar la carcassa,
E quale matassa
D’intrighi ordirà.
Venite, onorateci
Signori e Signore.
A ventitré ore!

ALLE
Wir kommen, doch du
sei dann bester Laune.
Bis heut’ abend um elf!
(Tonio nähert sich Nedda, um ihr vom Wagen zu helfen,
doch Canio gibt ihm eine Ohrfeige und hebt Nedda
selbst vom Wagen.)

CANIO
Scher dich zum Teufel!

FRAUEN
(lachend)
Nimm dich in acht, schöner Galan!

KINDER
(pfeifend)
Ganz ergebenst!

TONIO
(zu sich)
Das sollst du büßen, du Schutt!

EIN BAUER
(zu Canio)
Sag, kommst du mit uns zur Taverne,
ein Glas guten Wein dort zu trinken?
Sag, kommst du?

CANIO
Mit Vergnügen.

BEPPE
Wartet auf mich,
ich bin auch noch da!

CANIO
Sag, Tonio, kommst du mit?

TUTTI
Verremo, e tu serbaci
Il tuo buon umore.
A ventitré ore!
(Tonio si avanza per aiutar Nedda a scender dal
carretto, ma Canio, che è già saltato giù, gli dà un
ceffone dicendo:)

CANIO
Via di lì.

DONNE
(ridendo)
Prendi questo, bel galante!

RAGAZZI
(fischiando)
Con salute!

TONIO
(fra sé)
La pagherai! Brigante.

CONTADINO
(a Canio)
Di’, con noi vuoi bevere
Un buon bicchiere sulla crocevia?
Di’, vuoi tu?

CANIO
Con piacere.

BEPPE
Aspettatemi,
Anch’io ci sto!

CANIO
Di’ Tonio, vieni via?

TONIO
Ich säubere den Esel. Geht nur voraus!

BAUER
(lachend)
Glaub’s nicht, Bajazzo, er will nur hier noch bleiben,
um deiner Nedda den Hof zu machen!

CANIO
(scherzend, aber mit Ernst)
Heh! Heh! Du denkst?
(halb im Ernst: ein bißchen ironisch)
Besser ist es, einen solchen Scherz,
glaubet mir, nicht mit mir zu machen, meine Freunde,
und zu Tonio, wie zu allen, spreche ich jetzt!
Das Theater und das Leben sind nicht die gleiche Sache!
Wenn dort oben Bajazzo sein Weib
mit einem anderen Mann im Zimmer findet,
hält er eine komische Rede:
dann beruhigt er sich und ergibt sich
den Schlägen des Geschicks!
Und das Publikum zollt Beifall
und lacht fröhlich.
Doch wenn Nedda wirklich mich betröge,
anders, glaubt mir, würde die Geschichte enden,
und es ist wahr, was ich euch sage!
Wenn dies ein Scherz ist, glaubet mir,
ist es besser, nicht zu scherzen!

NEDDA
(zu sich)
Ich verstehe nicht!

BAUERN
So vermutest du
wirklich eine solche Sache?

TONIO
Io netto il somarello. Precedetemi.

CONTADINO
(ridendo)
Bada, Pagliaccio, ei solo vuol restare
Per far la corte a Nedda.

CANIO
(ghignando, ma con cipiglio)
Eh! Eh! Vi pare?
(tra il serio e l’ironico)
Un tal gioco, credetemi,
È meglio non giocarlo con me, miei cari;
E a Tonio, e un poco a tutti or parlo:
Il teatro e la vita non son la stessa cosa,
E se lassù Pagliaccio
Sorprende la sua sposa
Col bel galante in camera,
Fa un comico sermone,
Poi si calma ed arrendesi
Ai colpi di bastone!
Ed il pubblico applaude, ridendo allegramente.
Ma se Nedda sul serio sorprendessi,
Altramente finirebbe la storia,
Com’è ver che vi parlo.
Un tal gioco, credetemi,
È meglio non giocarlo.

NEDDA
(fra sé)
Confusa io son!

CONTADINI
Sul serio
Pigli dunque la cosa?

CANIO
Ich? Glaubt ihr? Verzeiht mir.
Ich liebe meine Frau.
(Man hört Flötenklänge.)

KINDER
Die Musikanten! Die Musikanten!

MÄNNER
Zur Kirche ziehen die Freunde.
(Die Glocken rufen zur Vesper.)

DIE ALTEN
Es begleiten sie die Leute,
die in Paaren froh zur Vesper gehen.

FRAUEN
Die Glocken, ah, gehen wir!
Die Glocke ruft uns zum Herren!

CANIO
Doch dann, vergeßt es nicht!
Um elf Uhr diesen Abend!

CHOR
Nun kommt, nun kommt!
Ding, dong, es ruft der Glocke Ton,
die Mädchen und die Knaben.
Zu Paaren ziehn sie in die Kirche,
ding dong, schon ist die Sonne
beinahe untergegangen.

CANIO
Io. Vi pare! Scusatemi,
Adoro la mia sposa!
(Si ode un suono di cornamusa.)

RAGAZZI
I zampognari! I zampognari!

UOMINI
Verso la chiesa vanno i compari.
(Le campane suonano a vespero.)

I VECCHI
Essi accompagnano la comitiva
Che a coppie al vespero sen va giuliva.

DONNE
Andiam. La campana
Ci appella al Signore.

CANIO
Ma poi ricordatevi
A ventitré ore.

CORO
Andiam, andiam!
Din, don. Suona vespero,
Ragazze e garzon,
A coppie al tempio affrettiamoci
C’affrettiam! Din, don!
Diggià i culmini,

Ding, dong,
unsre Mütter beobachten uns,
seht euch vor, ihr Freunde!
Ding dong, und alles glühet hell
vor Liebe und vor Licht!
Doch die Alten bewachen
die mutigen Liebenden.
Ding, dong, usw.
(Während des Chores geht Canio in das Theater, um
sein Bajazzokostüm abzulegen. Dann kehrt er zurück
und geht, nachdem er sich lächelnd von Nedda
verabschiedet hat, mit Beppe und fünf oder sechs
Bauern hinaus. Nedda bleibt allein zurück.)



Din, don, vuol baciar.
Le mamme ci adocchiano,
Attenti, compar.
Din, don. Tutto irradiasi
Di luce e d’amor.
Ma i vecchi sorvegliano
Gli arditi amador.
Din, don.
ecc.
(Durante il coro Canio entra dietro al teatro e va a
lasciar la sua giubba da Pagliaccio, poi ritorna, e dopo
aver fatto, sorridendo, un cenno d’addio a Nedda, parte
con Beppe e cinque o sei contadini. Nedda rimane sola.)



Zweite Szene

NEDDA
Wie flammte auf sein Auge!
Ich senkte die Blicke zur Erde, voller Furcht,
daß er meine geheimen Gedanken lesen könne!
Oh, wenn er mich überraschte, brutal, wie er ist!
Doch genug, er ist weg.
Diese Gedanken sind furchtbar und wirr!
Oh, diese schöne Sonne des Augusts!
Ich bin so voll von Leben und, voll von Sehnen,
geheimen Wünschen, die ich nicht kenne!
(Sie schaut zum Himmel.)
Oh! Wie die Vögelein fliegen, und wie sie singen!
Was singen sie? Wohin fliegen sie? Wer weiß?...
Meine Mutter, die die Zukunft weissagen konnte,
verstand ihr Singen
und sang zu mir in der Kindheit:
Hui! Dort oben rufend, frei
im Fluge sich vergessend, wie Pfeile fliegen die Vögel.

Scena seconda

NEDDA
Qual fiamma avea nel guardo.
Gli occhi abbassai per tema ch’ei leggesse
Il mio pensier segreto.
Oh! S’ei mi sorprendesse,
Brutale come egli è. Ma basti, orvia.
Son questi sogni paurosi e fole!
O che bel sole di mezz’agosto!
Io son piena di vita, e, tutta illanguidita
Per arcano desìo, non so che bramo!
(guardando in cielo)
Oh! Che volo d’augelli, e quante strida!
Che chiedon? Dove van? Chissà?
La mamma mia, che la buona ventura
Annunciava, comprendeva il lor canto
E a me bambina così cantava:
Hui! Stridono lassù, liberamente
Lanciati a vol come frecce, gli augel.

Sie achten weder Wolken noch die strahlende Sonne,
fliegen auf den Wegen des Himmels dahin.
Laß sie durch den Himmel fliegen,
auf der Suche nach Bläue und Glanz;
jeder folgt einem Traum, einem Wunsch,
wenn sie durch goldene Wolken fliegen!
Wie der Wind auch weht und der Donner rollt,
mit offenen Schwingen trotzen sie allem;
dem Regen, den Blitzen, nichts kann sie aufhalten,
sie fliegen über Abgrund und Meer.
Sie machen sich auf in ein fremdes Land,
von dem sie träumen und das sie vergebens suchen.
Doch die Wanderer des Himmels
folgen einer geheimen Macht, die sie fortzieht.
(Während des Liedes ist Tonio eingetreten und hat fröhlich
zugehört. Nedda dreht sich, als sie das Lied beendet hat, um.)

Du hier? Ich glaubte, du seiest gegangen!

TONIO
Mich fesselte dein Singen.
Ich bin bezaubert und froh!

NEDDA
Ha, Ha! Welche Poesie.

TONIO
Lache nicht, Nedda!

NEDDA
Geh, geh zum Wirtshaus!

Disfidano le nubi e il sol cocente,
E vanno, e vanno per le vie del ciel.
Lasciateli vagar per l’atmosfera
Questi assetati di azzurro e di splendor;
Seguono anch’essi un sogno, una chimera,
E vanno, e vanno fra le nubi d’or.
Che incalzi il vento e latri la tempesta,
Con l’ali aperte san tutto sfidar;
La pioggia, i lampi, nulla mai li arresta,
E vanno, e vanno sugli abissi e i mar.
Vanno laggiù verso un paese strano
Che sognan forse e che cercano invan.
Ma i boëmi del ciel seguon l’arcano
Poter che li sospinge, e van, e van!
(Tonio, durante la canzone, è entrato ed ascolta beato;
Nedda, finita la canzone, lo scorge.)
Sei là! Credea che te ne fossi andato.

TONIO
È colpa del tuo canto.
Affascinato io mi beava!

NEDDA
Ah! ah! Quanta poesia!

TONIO
Non rider, Nedda.

NEDDA
Va, va all’osteria.

TONIO
Ich weiß gut, daß ich ein Narr, entstellt bin ich;
ich verursache nur Spott und Furcht.
Doch hab’ ich auch Gefühle, Träume und Wünsche
und ein lebendiges Herz!
Nun begegnest auch du mir mit Verachtung;
du kennst nicht die Tränen, die der Schmerz mir bringt!
Weil ich, allem zum Trotze, so bald bezaubert war,
daß Liebe mich nun quält!
Oh, laß mich dir sagen!

NEDDA
Mich liebst du?
Bewahr deine Schwüre dir,
sag heut abend sie auf!
Im Anblick des Publikums,
dort, auf der Bühne!

TONIO
Lache nicht, Nedda!

NEDDA
Spare dir diese Schmerzen!

TONIO
Nein, jetzt will ich es dir sagen,
und du mußt nun es hören,
daß ich dich liebe und begehre,
und daß du mein sein wirst!

NEDDA
Heh! Sage Meister Tonio,
jucket dich heute das Fell,
oder soll ich dir an den Ohren ziehen,
um deine Glut zu kühlen?

TONIO
So ben che lo scemo contorto son io;
Che desto soltanto lo scherno e l’orror.
Eppure ha ‘l pensiero un sogno, un desìo,
E un palpito il cor!
Allor che sdegnosa mi passi d’accanto,
Non sai tu che pianto mi spreme il dolor,
Perché, mio malgrado, subito ho l’incanto,
M’ha vinto l’amor!
Oh, lasciami, lasciami or dirti...

NEDDA
Che m’ami?
Hai tempo a ridirmelo
Stasera, se il brami
Facendo le smorfie
Colà sulla scena.

TONIO
Non rider, Nedda.

NEDDA
Tal pena puoi risparmiare!

TONIO
No, è qui che voglio dirtelo,
E tu m’ascolterai,
Che t’amo e ti desidero,
E che tu mia sarai!

NEDDA
Eh! Dite, mastro Tonio!
La schiena oggi vi prude, o una tirata
D’orecchi è necessaria
Al vostro ardor?

TONIO
Du spottest? Du Hexe!
Beim Kreuze Gottes!
Hüte dich, das sollst du teuer zahlen!

NEDDA
Willst du, daß ich gehe
und Canio rufe?

TONIO
Nicht bevor ich dich geküßt hab’!

NEDDA
Hüte dich!

TONIO
(Er will auf Nedda zustürzen.)
Oh, bald wirst du mein sein!

NEDDA
(Sie ergreift eine Peitsche, die Beppe zurückgelassen
hat, und schlägt Tonio mit aller Kraft in das Gesicht.)

Du Elender!

TONIO (schreit und fällt)
Bei der himmlischen Jungfrau,
Nedda, ich schwöre ... das bezahlst du mir!
(Dann geht er drohend hinaus.)

TONIO
Ti beffi? Sciagurata?
Per la croce di Dio, bada che puoi
Pagarla cara!

NEDDA
Tu minacci? Vuoi
Che vada a chiamar Canio?

TONIO
Non prima ch’io ti baci.

NEDDA
Oh, bada!

TONIO
(avanzandosi ed aprendo le braccia per ghermirla)
Oh, tosto sarai mia!

NEDDA
(afferra la frusta lasciata da Beppe e da un colpo in
faccia a Tonio)
Miserabile!

TONIO (dà un urlo e retrocede)
Per la Vergin pia di mezz’agosto
Nedda, lo giuro, me la pagherai!
(Tonio esce, minacciando.)

NEDDA
Schlange! Geh! Du hast dich nun verraten!
Tonio der Narr!
Deine Seele ist wie dein Körper – entstellt – dreckig!
(Silvio kommt und ruft leise.)

SILVIO
Nedda!

NEDDA
Silvio! Zu dieser Stunde – wie unvorsichtig!

SILVIO
Ah, bah! Sei ruhig, denn ich wage nichts.
Canio und Beppe sind lang in der Taverne,
ich habe sie dort gesehen! Voller Vorsicht kam ich
durch die Wälder, die ich kenne, her.

NEDDA
Und beinahe hättest du Tonio noch getroffen!

SILVIO
Oh! Tonio der Narr!

NEDDA
Vor dem Narren muß man sich hüten!
Er liebt mich. Gerade jetzt gestand er’s,
und wie ein Tier in wildem Rasen
verlangte er einen Kuß und drang auf mich ein!

SILVIO
Hilf Gott!

NEDDA
Aspide! Va. Ti sei svelato ormai!
Tonio lo scemo. Hai l’animo
Siccome il corpo tuo difforme, lurido!
(Entra Silvio che chiama a bassa voce.)

SILVIO
Nedda!

NEDDA
Silvio! A quest’ora che imprudenza.

SILVIO
Ah, bah! Sapea ch’io non rischiavo nulla.
Canio e Beppe da lunge alla taverna
Ho scorto! Ma prudente
Per la macchia a me nota qui ne venni.

NEDDA
E ancora un poco in Tonio t’imbattevi.

SILVIO
Oh! Tonio lo scemo!

NEDDA
Lo scemo è da temersi.
M’ama. Or qui mel disse, e nel bestiale
Delirio suo, baci chiedendo,
Ardiva correr su me.

SILVIO
Per Dio!

NEDDA
Doch mit der Hundepeitsche
kühlte ich die Glut.

SILVIO
Und in diesem Unglück willst du ewig leben?
Nedda! Nedda!
Entscheide du mein Schicksal,
Nedda, Nedda, bleibst du?
Du weißt, das Fest geht zu Ende
und alle ziehn morgen davon.
Nedda! Nedda!
Und wenn du von hier fortgezogen bist, was wird
dann aus mir, aus meinem Leben?

NEDDA
Silvio!

SILVIO
Nedda, Nedda, gib Antwort mir,
Wenn es stimmt, daß du Canio nicht mehr liebst,
wenn es stimmt, daß du haßt
dieses Wanderleben, das du führst,
wenn deine gewaltige Liebe nicht eine Lüge ist,
so laß uns fliehen heut nacht! Fliehe, Nedda mit mir!

NEDDA
Dränge mich nicht! Willst du mein Leben zerstören?
Nein, Silvio, sag nichts ... es ist verrückt und toll!
Ich vertraute mich dir an, dir schenkte ich mein Herz!
Mißbrauche mich nicht, nicht meine Liebesglut!
Dränge mich nicht! Mitleid mit mir!
Dränge mich nicht! Und dann, wer weiß. Es ist besser, zu gehen.
Das Schicksal ist gegen uns, und was wir sagen, vergebens!
Doch aus meinem Herzen kann niemand dich mehr reißen,
nur für diese Liebe will ich leben, die du in mein Herz gebracht!

NEDDA
Ma con la frusta
Del cane immondo la foga calmai.

SILVIO
E fra quest’ansie in eterno vivrai;
Nedda, Nedda,
Decidi il mio destin,
Nedda, Nedda rimani!
Tu il sai, la festa ha fin
E parte ognun domani.
Nedda, Nedda!
E quando tu di qui sarai partita
Che addiverrà di me, della mia vita?

NEDDA
Silvio!

SILVIO
Nedda, Nedda, rispondimi.
Se è ver che Canio non amasti mai,
Se è vero che t’è in odio
Il ramingare e il mestier che tu fai,
Se l’immenso amor tuo una fola non è,
Questa notte partiam! Fuggi, fuggi, con me.

NEDDA
Non mi tentar! Vuoi tu perder la mia vita?
Taci, Silvio, non più. È deliro, è follia!
Io mi confido a te cui diedi il cor.
Non abusar di me, del mio febbrile amor!
Non mi tentar! Pietà di me!
Non mi tentar! E poi chissà! meglio è partir.
Sta il destin contro noi, è vano il nostro dir!
Eppure dal mio cor strapparti non poss’io,
Vivrò sol dell’amor ch’hai destato al cor mio!

SILVIO
Ah, Nedda, fliehen wir!

NEDDA
Dränge mich nicht! Willst du mein Leben zerstören?
usw.

SILVIO
Nedda, bleibe!
Denn was wird dann aus mir, wenn du gegangen bist?
Bleibe, Nedda! Fliehen wir! So komm!
Ah! Fliehe mit mir! So komm!
Nein, du liebst mich nicht mehr!

TONIO
(beobachtet sie heimlich)
Ah! Du bist gefangen, Dirne!

NEDDA
Doch, ich lieb’ dich, ich lieb’ dich!

SILVIO
Und gehst doch morgen fort?
Und warum dann, sage, hast du mich verhext,
wenn du mich ohne Gnade verläßt?
Und jenen Kuß, warum gabst du ihn mir
mit solcher glühenden Leidenschaft?
Wenn du die seligen Stunden vergaßest,
ich kann es nicht und will noch immer
solches Liebesglühen, solche heißen Küsse,
die mein Herz in Fieber erglühen lassen!

SILVIO
Ah! Nedda! fuggiam!

NEDDA
Non mi tentar! Vuoi tu perder la vita mia?
ecc.

SILVIO
Nedda, rimani!
Che mai sarà di me quando sarai partita?
Riman! Nedda! Fuggiam! Deh vien!
Ah! fuggi con me! Deh vien!
No, più non m’ami!

TONIO
(scorgendoli, a parte)
T’ho colta, sgualdrina!

NEDDA
Sì, t’amo, t’amo!

SILVIO
E parti domattina?
E allor perché, di’, tu m’hai stregato
Se vuoi lasciarmi senza pietà?
Quel bacio tuo perché me l’hai dato
Fra spasmi ardenti di voluttà?
Se tu scordasti l’ore fugaci
Io non lo posso, e voglio ancor
Que’ spasmi ardenti, que’ caldi baci
Che tanta febbre m’han messo in cor!

NEDDA
Nichts hab’ ich vergessen, ich bin verwirrt und verstört
durch diese Liebe, die aus den Augen dir blitzt!
Nur mit dir will ich immer leben, verzaubert,
ein Leben voll Liebe, ruhig und voll Frieden!
Dir geb’ ich mich, du allein besitzt mich.
Und dich nehme ich und vergesse mich ganz!

NEDDA und SILVIO
Alles wollen wir vergessen!

NEDDA
Schau mir in die Augen!
Küsse mich! Alles wollen wir vergessen!

SILVIO
Du kommst?

NEDDA
Ja, küsse mich!

NEDDA und SILVIO
Ja, ich seh’ dich an und küsse dich!
Ich liebe dich! Ich liebe dich!
(Während Nedda und Silvio sich der Mauer im
Hintergrunde nähern, kommen heimlich Canio und Tonio.)

TONIO
Schleich leise, und du wirst sie finden.

NEDDA
Nulla scordai, sconvolta e turbata m’ha
Questo amor che nel guardo ti sfavilla.
Viver voglio a te avvinta, affascinata,
Una vita d’amor calma e tranquilla.
A te mi dono; su me solo impera.
Ed io ti prendo e m’abbandono intera.

NEDDA e SILVIO
Tutto scordiam.

NEDDA
Negli occhi mi guarda! mi guarda!
Baciami, baciami! Tutto scordiamo!

SILVIO
Verrai?

NEDDA
Sì. Baciami.

NEDDA e SILVIO
Sì, ti guardo e ti bacio;
t’amo, t’amo!
(Mentre Nedda e Silvio si avviano verso il muricciolo,
arrivano furtivamente Canio e Tonio.)

TONIO
Cammina adagio e li sorprenderai.

SILVIO
Um Mitternacht wirst du mich hier treffen.
Komm leise herunter, und du wirst mich finden.
(Silvio steigt über die Mauer.)

NEDDA
Bis Mitternacht, und für immer bin ich dein!

CANIO
Ah!

NEDDA
Fliehe!
(Canio springt ebenfalls über die Mauer und verfolgt Silvio.)
Hilf ihm, Herr!

CANIO
(von draußen)
Feigling! Versteckst du dich?

TONIO
(zynisch lachend)
Ha!... Ha!...

NEDDA
Bravo! Bravo, mein Tonio!

TONIO
Ich tu was ich kann.

NEDDA
Das, was ich mir dachte!

TONIO
Ich hoffe noch besseres zu tun.

SILVIO
Ad alta notte laggiù mi terrò.
Cauta discendi e mi ritroverai.
(Silvio scavalca il muricciolo.)

NEDDA
A stanotte, e per sempre tua sarò!

CANIO
Oh!

NEDDA
Fuggi!
(Canio anch’esso scavalca il muro e insegue Silvio.)
Aiutalo, Signor!

CANIO
(fuori scena)
Vile, t’ascondi!

TONIO
(ridendo cinicamente)
Ah!...Ah!...

NEDDA
Bravo! Bravo il mio Tonio!

TONIO
Fo quello che posso!

NEDDA
È quello che pensavo!

TONIO
Ma di far assai meglio non dispero.

NEDDA
Mich ekelt und schaudert vor dir!

TONIO
Oh, du weißt bestimmt.
wie froh mich das macht.
(Canio kommt zurück. Er schäumt vor Wut.)

CANIO
(wütend)
Schimpf und Spott! Nichts!
Er kennt seine Wege gut.
Macht nichts, denn den Namen des Schurken
wirst du mir nun sagen!

NEDDA
Wer?

CANIO
(zornig)
Du, beim himmlischen Vater!
(zieht einen Dolch aus seinem Gürtel)
Und wenn ich dich in diesem Moment
nicht schon umgebracht habe, so nur, weil du,
bevor ich mit deinem stinkenden Blut, o Schamlose,
den Dolch beflecke, seinen Namen wissen will! Rede!

NEDDA
Umsonst bedrohst du mich. Meine Lippen sind verschlossen.

CANIO
Den Namen, den Namen! Zögere nicht, Weib!

NEDDA
Nein, ich werde ihn nicht nennen!

NEDDA
Mi far schifo e ribrezzo.

TONIO
Oh, non sai come
Lieto ne son!
(Canio ritorna, asciugandosi il sudore.)

CANIO
(con rabbia)
Derisione e scherno!
Nulla! Ei ben lo conosce quel sentier.
Fa lo stesso; poiché del drudo il nome
Or mi dirai.

NEDDA
Chi?

CANIO
(furente)
Tu, pel Padre Eterno!
(cavando dalla cinta lo stiletto)
E se in questo momento qui scannata
Non t’ho, già, gli è perché pria di lordarla
Nel tuo fetido sangue, o svergognata,
Codesta lama, io vo’ il suo nome. Parla!

NEDDA
Vano è l’insulto. È muto il labbro mio.

CANIO
Il nome, il nome, non tardare, o donna!

NEDDA
Non lo dirò giammai.

CANIO
(nähert sich ihr mit gezücktem Dolch)
Bei der Madonna!
(Beppe kommt herbei und nimmt Canio das Messer aus der Hand.)

BEPPE
Herr! Was tust du! In Gottes Namen!
Die Leute kommen aus der Kirche und eilen hierher
zum Schauspiel! Gehen wir schnell; beruhige dich!

CANIO
(reißt sich los)
Laß mich, Beppe! Den Namen! Den Namen!

BEPPE
Tonio,
komm und halte ihn. Gehen wir, das Publikum kommt!
(Tonio nimmt Canio bei der Hand, während Beppe auf
Nedda zugeht.)
Sprecht euch später aus. Und zieh dich zurück.
Geh und kostümiere dich.
Ich weiß, Canio ist jähzornig, aber gut!
(Beppe führt Nedda in das Theater und verschwindet mit ihr.)

CANIO
Betrug! Betrug!

TONIO
Beruhige dich, Herr! Es ist besser, ruhig zu sein;
der Geliebte wird zurückkommen. Vertraue mir!
Ich bewache sie. Nun ist Zeit zur Vorstellung.
Wer weiß, ob er nicht zur Vorstellung
kommt und sich verrät! Man wird sehen.
Man muß ruhig sein, um Erfolg zu haben!

CANIO
(slanciandosi furente col pugnale alzato)
Per la Madonna!
(Beppe entra e strappa il pugnale da Canio.)

BEPPE
Padron! Che fate! Per l’amor di Dio.
La gente esce di chiesa e allo spettacolo
Qui muove; andiamo, via, calmatevi!

CANIO
(dibattendosi)
Lasciami, Beppe. Il nome, il nome!

BEPPE
Tonio,
Vieni a tenerlo. Andiamo, arriva il pubblico.
(Tonio prende Canio per mano, mentre Beppe si volge a
Nedda.)

Vi spiegherete. E voi di lì tiratevi,
Andatevi a vestir. Sapete, Canio
È violento, ma buono.
(Spinge Nedda sotto la tenda e scompare con essa.)

CANIO
Infamia! Infamia!

TONIO
Calmatevi, padrone. È meglio fingere;
Il ganzo tornerà. Di me fidatevi.
Io la sorveglio. Ora facciam la recita.
Chissà ch’egli non venga allo spettacolo
E si tradisca! Or via! Bisogna fingere
Per riuscir.

BEPPE
(kommt zurück)
Gehen wir, kostümiere dich, Herr.
Und du schlage die Trommel, Tonio!
(Tonio und Beppe gehen hinaus. Canio bleibt allein und
verzweifelt auf der Szene.)

CANIO
Jetzt spielen! Wo mich Wahnsinn umkrallet!
Ich weiß nicht mehr, was ich sage und was ich tue!
Doch ich muß mich zusammennehmen!
Bah! Bist du nicht ein Mann!
Du bist Bajazzo!
Hüll dich in Tand nur.
Die Leute zahlen und wollen lachen hier.
Und wenn dir Harlekin die Colombine raubt,
lache, Bajazzo, und jeder applaudiert!
Verwandle in Witze die Schmerzen
und die Tränen, und Weh!
Lache, Bajazzo, über die zerbrochene Liebe.
Lache über den Schmerz, der das Herz dir vergiftet.
(Er geht verzweifelt durch den Vorhang ab.)



Intermezzo



BEPPE
(Rientra.)
Andiamo, via, vestitevi,
Padrone. E tu batti la cassa, Tonio.
(Tonio e Beppe escono, ma Canio rimane in scena
accasciato.)

CANIO
Recitar! Mentre preso dal delirio
Non so più quel che dico e quel che faccio!
Eppur...è d’uopo...sforzati!
Bah, se’ tu forse un uom!
Tu se’ Pagliaccio!
Vesti la giubba e la faccia infarina.
La gente paga e rider vuole qua.
E se Arlecchin t’invola Colombina,
Ridi Pagliaccio, e ognun applaudirà!
Tramuta in lazzi lo spasmo ed il pianto;
In una smorfia il singhiozzo e il dolore...
Ridi Pagliaccio, sul tuo amore infranto!
Ridi del duol che t’avvelena il cor!
(Entra commosso sotto la tenda.)



Intermezzo



ZWEITER AKT

Dieselbe Szenerie wie im ersten Akt.

(Alle handelnden Personen sind auf der Szene. Nach
und nach kommt das Publikum an.)

FRAUEN
Ohe! Ohe!
Schnell, beeilt euch flink, Freunde!
Das Schauspiel muß
gleich beginnen.
Laßt uns nach Plätzen
ganz vorne suchen.

ATTO SECONDO

La stessa scena di prima

(Sono in scena tutti i personaggi e il pubblico sta
arrivando a poco a poco.)

LE DONNE
Presto, affrettiamoci,
Svelto, compare.
Ché lo spettacolo
Dee cominciare.
Cerchiam di metterci
Ben sul davanti.

TONIO
Ja, von Anfang an.
Beeilt euch! Beeilt euch!

MÄNNER
Ah, seht,
wie die Jungen rennen!
Laßt
die älteren Damen sitzen.
Gott, wie sie laufen,
um noch zurechtzukommen!

TONIO
Nehmt Platz!

CHOR
Wir suchen Plätze!
Vorn ist es besser!
Laßt uns nach Plätzen
ganz vorne schauen,
denn das Schauspiel
fängt gleich an!

TONIO
Schnell!
Nehmt Platz, los!

FRAUEN
So drängt doch nicht,
nehmt Platz!
He, Beppe, hilf uns.
Hier ist ganz nahe noch Platz!

TONIO
Si dà principio,
Avanti, avanti!

GLI UOMINI
Veh, come corrono
Le bricconcelle!
Accomodatevi,
Comari belle.
O Dio che correre
Per giunger tosto qua!

TONIO
Pigliate posto!

CORO
Cerchiamo posto!
Ben sul davanti!
Cerchiam di metterci
Ben sul davanti,
Ché lo spettacolo
Dee cominciare.

TONIO
Avanti!
Pigliate posto, su!

LE DONNE
Ma non pigiatevi,
Pigliate posto!
Su, Beppe, aiutaci.
V’è posto accanto!

EIN TEIL DES CHORES
Komm hierher! Mach rasch!
Es kann beginnen.
Warum zögert ihr?
Wir sind alle da!

BEPPE
Welch Aufruhr, zum Teufel!
Bezahlt erst.
Nedda, kassiere!

EIN ANDERER TEIL DES CHORES
He, sie streiten sich!
Wir rufen um Hilfe!
Doch kommt, setzt euch hin
ohne Geschrei!

SILVIO
Nedda!

NEDDA
Sei vorsichtig!
Er hat dich nicht gesehen.

SILVIO
Ich werde kommen und dich erwarten.
Vergiß es nicht.

CHOR
Hierher! Hierher!
Fangt endlich an!
Warum dies Zögern?
Beginnt mit der Komödie!
Wir schlagen Lärm!

UNA PARTE DEL CORO
Suvvia, spicciatevi,
Incominciate.
Perché tardate?
Siam tutti là.

BEPPE
Che furia, diavolo!
Prima pagate.
Nedda, incassate.

UN’ALTRA PARTE DEL CORO
Veh, si accapigliano!
Chiamano aiuto!
Ma via, sedetevi
Senza gridar.

SILVIO
Nedda!

NEDDA
Sii cauto!
Non t’ha veduto.

SILVIO
Verrò ad attenderti.
Non obliar!

CORO
Di qua! Di qua!
Incominciate!
Perché tardar!
Suvvia questa commedia!
Facciam rumore!

Es ist schon längst elf Uhr!
Auf das Spektakel wartet ein jeder! Ah!
Der Vorhang hebt sich!
Ruhe! Paßt auf!

DIE KOMÖDIE
Nedda (Colombine) - Beppe (Harlekin)
Canio (Bajazzo) - Tonio (Taddeo)

(Der Vorhang des Theaters hebt sich. Die Szene stellt
eine Kammer mit einem Tisch und zwei Stühlen dar.
Nedda im Kostüm der Colombine läuft aufgeregt hin
und her.)


NEDDA
(Colombine)
Bajazzo, mein Gatte,
kommt erst spät in der Nacht nach Haus.
Und jener Dummkopf von Taddeo,
warum ist er noch nicht zurück?

DIE STIMME VON BEPPE
(Harlekin)
Colombine, der liebe
treue Harlekin
ist dir nahe!
Nach dir rufend,
und hoffend wartet der Arme!
Zeig mir dein Gesichtchen,
das ich ohne Pause
küssen will,
dein liebes Mündchen.
Die Liebe quält mich, ich bin verwirrt!
Ah! Colombine,
öffne mir das Fenster,
damit ich dir nahe bin.
Nach dir rufend,
nach dir verlangend, ist hier der arme Harlekin!
Dir nah ist Harlekin!

Diggià suonar ventitré ore!
Allo spettacolo ognun anela! Ah!
S’alza la tela!
Silenzio. Olà.

COMMEDIA

Nedda (Colombina) - Beppe (Arlecchino)
Canio (Pagliaccio) - Tonio (Taddeo)

(La tela del teatrino si alza. La scena rappresenta una
stanzetta con un tavolo e due sedie. Nedda in costume
da Colombina passeggia ansiosa.)


NEDDA
(Colombina)
Pagliaccio, mio marito,
A tarda notte sol ritornerà.
E quello scimunito di Taddeo
Perché mai non è ancor qui?

LA VOCE DI BEPPE
(Arlecchino)
Ah! Colombina, il tenero
Fido Arlecchin
È a te vicin!
Di te chiamando,
E sospirando, aspetta il poverin!
La tua faccetta mostrami,
Ch’io vo’ baciar
Senza tardar
La tua boccuccia.
Amor mi cruccia e mi sta a tormentar!
Ah! Colombina schiudimi
Il finestrin,
Che a te vicin
Di te chiamando
E sospirando è il povero Arlecchin!
A te vicin è Arlecchin!

NEDDA
(Colombine)
Das wohlbekannte Zeichen zu geben, nähert sich
der Augenblick, den Harlekin erwartet!
(Nedda setzt sich an den Tisch, mit dem Rücken zur Tür.
Tonio, verkleidet als Taddeo, tritt ein. Nedda sieht ihn
nicht. Er bleibt unbemerkt stehen und beobachtet)

TONIO
(Taddeo)
Sie ist es! Gott, wie schön sie ist!
(Das Publikum lacht.)
Wenn ich der Holden nun
meine Liebe offenbarte,
die selbst einen Stein erweichte!
Weit ist ihr Mann.
Warum es nicht wagen?
Wir sind allein
und ohne jeden Verdacht!
Also, versuchen wir es!
(Tief seufzend nähert er sich. Das Publikum lacht.)

NEDDA
(Colombine)
(dreht sich um)

Bist du es, Biest?

TONIO
(Taddeo)
Der bin ich, ja!

NEDDA
(Colombine)
Und Bajazzo ist gegangen?

TONIO
(Taddeo)
Er ist davon!

NEDDA
(Colombina)
Di fare il segno convenuto appressa
L’istante ed Arlecchino aspetta!
(Nedda si siede al tavolo, volgendo le spalle alla porta.
Entra Tonio vestito come il servo Taddeo, non visto da
Nedda, e si arresta a contemplarla.)


TONIO
(Taddeo)
È dessa! Dei, come è bella!
(Il pubblico ride.)
Se alla rubella
Io disvelassi
L’amor mio che commuove sino i sassi!
Lungi è lo sposo,
Perché non oso?
Soli noi siamo
E senza alcun sospetto!
Orsù. Proviamo!
(Sospiro lungo, esagerato. Il pubblico ride.)

NEDDA
(Colombina)
(volgendosi)
Sei tu, bestia?

TONIO
(Taddeo)
Quell’io sono, sì!

NEDDA
(Colombina)
E Pagliaccio è partito?

TONIO
(Taddeo)
Egli partì!

NEDDA
(Colombine)
Warum stehst du wie angewurzelt?
Du hast das Huhn gekauft?

TONIO
(Taddeo)
Hier ist es, göttliches Wesen!
(Er stürzt auf die Knie und hält Nedda den Korb hin.)
Und weiter, hier sind wir beide zu deinen Füßen!
Denn endlich ist die Stunde gekommen o Colombine,
dir mein Herz zu offenbaren! Willst du mich anhören?
Seit dem Tag...

NEDDA
(Colombine)
(nimmt den Korb)
Wieviel hast du für das Essen bezahlt?

TONIO
(Taddeo)
Einsfünfzig! Seit jenem Tag fühlt mein Herz...

NEDDA
(Colombine)
Erzürne mich nicht, Taddeo!
(Harlekin schwingt sich durch das Fenster und stellt
eine Flasche auf den Tisch, dann geht er zu Taddeo, der
ihn noch nicht gesehen hat.)

TONIO
(Taddeo)
Ich weiß, daß du rein bist,
und keusch wie frischer Schnee!
Und so streng du auch zu mir bist,
vergessen kann ich dich nicht!

BEPPE
(Harlekin)
(zieht Taddeo an den Ohren und gibt ihm einen Klaps.)

NEDDA
(Colombina)
Che fai così impalato?
Il pollo hai tu comprato?

TONIO
(Taddeo)
Ecco, vergin divina!
(precipitandosi in ginocchio offrendo il paniere)
Ed anzi eccoci entrambi ai piedi tuoi,
Poiché l’ora è suonata o Colombina,
Di svelarti il mio cor. Di’, udirmi vuoi?
Dal dì...

NEDDA
(Colombina)
(strappandogli il paniere)

Quanto spendesti dal trattore?

TONIO
(Taddeo)
Uno e cinquanta. Da quel dì il mio core...

NEDDA
(Colombina)
Non seccarmi, Taddeo!
(Arlecchino scavalca la finestra, e mette sul tavolo una
bottiglia; poi va verso Taddeo mentre questo finge di
non vederlo.)


TONIO
(Taddeo)
So che sei pura
E casta al par di neve!
E ben che dura ti mostri,
Ad obbliarti non riesco!

BEPPE
(Arlecchino)
(Piglia Taddeo per l’orecchio e gli dà un calcio.)

Geh an die frische Luft!
(Das Publikum lacht.)

TONIO
(Taddeo)
(den Clown spielend, zieht er sich zurück)
Himmel! Sie lieben sich! Ich füge mich eurem Willen.
Ich segne euch! Ich werde euch bewachen!
(Taddeo geht hinaus, das Publikum applaudiert.)

NEDDA
(Colombine)
Harlekin!

BEPPE
(Harlekin)
Colombine!
Endlich erhört Amor unsre Bitten!

NEDDA
(Colombine)
Laß uns essen!
(Sie setzen sich gegenüber an den Tisch.)
Sieh, mein Geliebter,
welch ein herrliches Essen ich bereitet habe!

BEPPE
(Harlekin)
Sieh, meine Geliebte,
welch göttlichen Nektar ich dir gebracht habe!

BEIDE ZUSAMMEN
Ah! Die Liebe liebt die Düfte
des Weines und der Küche!

BEPPE
(Harlekin)
Meine naschhafte Colombine!

NEDDA
(Colombine)
Liebenswerter Säufer!

Va a pigliar il fresco!
(Il pubblico ride.)

TONIO
(Taddeo)
(retrocedendo comicamente)
Numi! S’aman! M’arrendo ai detti tuoi.
Vi benedico! Là, veglio su voi!
(Taddeo esce; il pubblico applaude.)

NEDDA
(Colombina)
Arlecchin!

BEPPE
(Arlecchino)
Colombina! Alfin s’arrenda
Ai nostri prieghi amor!

NEDDA
(Colombina)
Facciam merenda.
(Siedono a tavola uno in faccia all’altro.)
Guarda, amor mio, che splendida
Cenetta preparai!

BEPPE
(Arlecchino)
Guarda, amor mio, che nettare
Divino t’apportai!

INSIEME
L’amor ama gli effluvii
Del vin, della cucina!

BEPPE
(Arlecchino)
Mia ghiotta Colombina!

NEDDA
(Colombina)
Amabile beone!

BEPPE
(Harlekin)
(nimmt ein Fläschchen heraus)
Nimm dieses Schlafmittel;
gib es Bajazzo, bevor er sich zu Bette legt,
und dann fliehen wir gemeinsam!

NEDDA
(Colombine)
Ja, gib es.
(Taddeo stürzt aufgeregt herein.)

TONIO
(Taddeo)
Achtung!
Bajazzo ist da, völlig von Sinnen, er sucht eine Waffe...
Er weiß alles! Ich laufe und verstecke mich!
(Taddeo verschwindet unverzüglich und schließt die Tür.)

NEDDA
(Colombine)
(zu Harlekin)

Fort!

BEPPE
(Harlekin)
(springt aus dem Fenster)

Schütte das Mittel in seine Tasse.
(Canio im Kostüm des Bajazzo tritt herein.)

NEDDA
(Colombine)
Bis heut nacht! Und für immer bin ich dein!

CANIO
(Bajazzo)
(Himmel! Dieselben Worte!
Mut jetzt!) Ein Mann war bei dir!

NEDDA
(Colombine)
Wie verrückt!
Bist du betrunken?

BEPPE
(Arlecchino)
(prendendo un’ampolletta)
Prendi questo narcotico,
Dallo a Pagliaccio pria che s’addormenti,
E poi fuggiam insiem.

NEDDA
(Colombina)
Sì, porgi.
(Taddeo entra tremando esageratamente.)

TONIO
(Taddeo)
Attenti!
Pagliaccio è là tutto stravolto, ed armi
Cerca! Ei sa tutto. Io corro a barricarmi!
(Esce precipitosamente e chiude la porta.)

NEDDA
(Colombina)
(ad Arlecchino)

Via!

BEPPE
(Arlecchino)
(scavalca la finestra)
Versa il filtro nella tazza sua.
(Entra Canio vestito in costume da Pagliaccio.)

NEDDA
(Colombina)
A stanotte, e per sempre io sarò tua.

CANIO
(Pagliaccio)
(Nome di Dio! Quelle stesse parole!
Coraggio!) Un uomo era con te.

NEDDA
(Colombina)
Che fole!
Sei briaco?

CANIO
(Bajazzo)
Betrunken! Ja, seit einer Stunde!

NEDDA
(Colombine)
Du bist früh zurück!

CANIO
(Bajazzo)
(bedeutungsvoll)
Aber zur rechten Zeit! Betrübt es dich?
Tut es dir leid, süße Gattin?
(mit der Komödie fortfahrend)
Ah! Ich glaube dich allein,
und zwei Plätze sind dort!

NEDDA
(Colombine)
Bei mir saß Taddeo,
der sich vor Angst versteckt hat.
(gegen die Tür)
Nun, sprich!

TONIO
(Taddeo)
Glaube ihr! Glaube ihr! Sie ist rein.
Und solche reinen Lippen würden niemals lügen!
(Das Publikum lacht auf.)

CANIO
(zum Publikum)
Zur Hölle!
(zu Nedda)
Hört auf! Auch ich habe das Recht zu handeln
wie jeder andre Mann! Seinen Namen!

NEDDA
(lachend)
Wessen?

CANIO
(Pagliaccio)
Briaco, sì, da un’ora!

NEDDA
(Colombina)
Tornasti presto.

CANIO
(Pagliaccio)
(con intenzione)

Ma in tempo! T’accora,
Dolce sposina?
(riprendendo la commedia)
Ah, sola io ti credea
E due posti son là.

NEDDA
(Colombina)
Con me sedea Taddeo che là si chiuse
Per paura.
(verso la porta)
Orsù, parla!

TONIO
(Taddeo)
Credetela. Essa è pura!
E aborre dal mentir quel labbro pio!
(Il pubblico ride forte.)

CANIO
(rabbiosamente al pubblico)
Per la morte!
(poi a Nedda)
Smettiamo! Ho dritto anch’io
D’agir come ogni altr’uomo. Il nome suo!

NEDDA
(fredda e sorridente)
Di chi?

CANIO
Ich will den Namen deines Geliebten,
des infamen Schurken, dem du dich in die Arme
geworfen hast, o schlechtes Weib!

NEDDA
(ihre Rolle weiterspielend)
Bajazzo! Bajazzo!

CANIO
Nein! Bin Bajazzo nicht bloß, wenn das Gesicht auch weiß ist,
so ist’s vor Wut und Verlangen nach Rache!
Der Mann verlangt seine Rechte, und das blutende Herz
fordert Blut, um die Schande wegzuspülen,
Verfluchte! Nein, bin Bajazzo nicht bloß!
Ich bins, der gutmütig dich
als Waise von der Straße holte,
nahe dem Hungertode, und einen Namen dir bot
und eine Liebe, die heiß und verrückt war!

FRAUEN
Himmel, er macht mich weinen!
So wahr ist diese Szene!

MÄNNER
Leise dort!
Was für Schwätzerinnen!

SILVIO
(zu sich)
Ich kann mich kaum noch halten!

CANIO
Vo il nome dell’amante tuo,
Del drudo infame a cui ti desti in braccio,
O turpe donna!

NEDDA
(sempre recitando la commedia)
Pagliaccio! Pagliaccio!

CANIO
No, Pagliaccio non son; se il viso è pallido
È di vergogna e smania di vendetta!
L’uom riprende i suoi dritti, e il cor
Che sanguina vuol sangue a lavar l’onta,
O maledetta! No, Pagliaccio non son!
Son quei che stolido ti raccolse
Orfanella in su la via
Quasi morta di fame, e un nome offriati
Ed un amor ch’era febbre e follia!

DONNE
Comare, mi fa piangere!
Par vera questa scena!

UOMINI
Zitte laggiù!
Che diamine!

SILVIO
(fra sé)
Io mi ritengo appena!

CANIO
Ich hoffte, so blind war ich vor
Verwirrung, wenn nicht auf Liebe,
so auf Mitleid, Gnade!
Jedes Opfer brachte ich frohen
Herzens, ich gab dir
die Hand, vertraute treu
mehr dir als Gott selber!
Doch nur Übel fand Platz
in deinem schuldigen Herzen;
du kennst kein Fühlen,
Gesetz sind dir nur die Sinne!
Geh, du bist meinen Schmerz nicht wert,
du verworfene Dirne!
Mit all meinem Haß will ich dich
unter meinen Füßen zertreten!

DIE MENGE
Bravo!

NEDDA
(voll Angst, aber ernst)
Gut! Wenn du glaubst, daß ich deiner nicht
wert bin, so wirf mich auf der Stelle hinaus!

CANIO
(höhnisch)
Ah! Ah! Das hättest du besser nicht gesagt;
sogleich zu deinem Geliebten zu laufen.
Du bist schlau! Nein! Bei Gott, du bleibst,
und den Namen deines Liebhabers wirst du gleich mir nennen!

NEDDA
(versucht, das Spiel fortzusetzen)
Komm nun, so etwas Grausames
kann ich von dir nicht glauben!
Daß hier nichts Tragisches geschehen,
komm, sagt es ihm, Taddeo!
Daß der Mann, der bei mir gesessen, der eben bei mir saß,
nur der furchtsame und schüchterne Harlekin war!

CANIO
Sperai, tanto il delirio
Accecato m’aveva,
Se non amor, pietà, mercè!
Ed ogni sacrifizio
Al cor, lieto, imponeva,
E fidente credeva
Più che in Dio stesso, in te!
Ma il vizio alberga sol
Nell’alma tua negletta:
Tu viscere non hai...
Sol legge è ‘l senso a te;
Va, non merti il mio duol,
O meretrice abbietta,
Vo’ nello sprezzo mio
Schiacciarti sotto i piè!

LA FOLLA
Bravo!

NEDDA
(fredda ma seria)
Ebben, se mi giudichi
Di te indegna, mi scaccia in questo istante.

CANIO
(sogghignando)
Ah, ah! Di meglio chiedere
Non dêi che correr tosto al caro amante.
Sei furba! No, per Dio, tu resterai
E ‘l nome del tuo ganzo mi dirai.

NEDDA
(cercando di riprendere la commedia)
Suvvia, così terribile
Davver non ti credea!
Qui nulla v’ha di tragico.
Vieni a dirgli, o Taddeo,
Che l’uom seduto or dianzi a me vicino
Era il pauroso ed innocuo Arlecchino!

(Ihr Lachen erstirbt beim Anblick des rasenden Canio.)

CANIO
(schäumend vor Wut)
Ah! Verhöhnst du mich? Und hast du noch nicht begriffen,
daß ich dir nicht nachgebe? Den Namen oder dein Leben! Den Namen!

NEDDA
Ah! Nein, bei meiner Mutter! Verworfen mag ich sein,
wenn du willst, aber niemals eine Verräterin, bei Gott!

BEPPE
Wir müssen gehen!

TONIO
Schweige, du Narr!

NEDDA
Je mehr du tobst, desto stärker wird meine Liebe!
Ich werde nichts sagen! Nein! Und koste es das Leben!
(Ein Murmeln geht durch die Menge.)

CANIO
(schreiend greift er nach einem Messer)
Den Namen!

NEDDA
Nein!

SILVIO
(zückt den Dolch)
Gerechter Gott!
Er will...

(Risa tosto represse dall’attitudine di Canio.)

CANIO
(terribile)
Ah! Tu mi sfidi! E ancor non l’hai capita
Ch’io non ti cedo? Il nome, o la tua vita! Il nome!

NEDDA
Ah! No, per mia madre! indegna esser poss’io,
Quello che vuoi, ma vil non son, per Dio!

BEPPE
Bisogna uscire, Tonio!

TONIO
Taci, sciocco!

NEDDA
Di quel tuo sdegno è l’amor mio più forte.
Non parlerò. No, a costo della morte!
(Si ode un mormorio tra la folla.)

CANIO
(urlando afferra un coltello)
Il nome! Il nome!

NEDDA
No!

SILVIO
(snudando il pugnale)
Santo diavolo!
Fa davvero...

(Canio stürzt sich in blinder Raserei auf Nedda zu und
ersticht sie mit dem Dolch.)

BEPPE und DIE MENGE
Was machst du?

CANIO
Das dir!

NEDDA
Ah!

CANIO
Und das dir!

BEPPE und DIE MENGE
Halt ein!

CANIO
Im Todeskampf
wirst du ihn nennen!

NEDDA
Zu Hilfe! Silvio!

SILVIO
(stürzt sich auf die Szene)
Nedda!

CANIO
(stürzt sich wie eine Furie auf Silvio und ersticht ihn
ebenfalls)
Ah! Du bist es! Willkommen!
(Silvio fällt wie vom Blitz getroffen.)

(Canio, in un parossismo di collera, afferra Nedda e la
colpisce col pugnale.)


BEPPE e LA FOLLA
Che fai?!

CANIO
A te!

NEDDA
Ah!

CANIO
A te!

BEPPE e LA FOLLA
Ferma!

CANIO
Di morte negli spasimi
Lo dirai!

NEDDA
Soccorso...Silvio!

SILVIO
(arrivando in scena)
Nedda!

CANIO
(Si volge come una belva, balza presso di lui e lo
colpisce col pugnale.)
Ah! Sei tu! Ben venga!
(Silvio cade come fulminato.)

DIE MENGE
Jesus und Maria!
(Mehrere Männer nähern sich Canio, um ihn zu
entwaffnen. Er steht völlig zerstört, der Dolch fällt ihm aus den Händen.)

CANIO
Die Komödie ist zu Ende!



ENDE
LA FOLLA
Gesummaria!
(Mentre parecchi si precipitano verso Canio per
disarmarlo, egli immobile istupidito, lascia cadere il coltello.)

CANIO
La commedia è finita!



FINE
libretto by Ruggero Leoncavallo

 

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