Otello, Mohr, Befehlshaber der venezianischen Flotte, (Tenor) Jago, Fähnrich, (Bariton) Cassio, Hauptmann, (Tenor) Rodrigo, ein edler Venezianer, (Tenor) Montano, der Vorgänger Otellos auf Zypern, (Bass) Ein Herold (Bass) Desdemona, Otellos Gemahlin, (Sopran) Emilia, Jagos Gattin, (Mezzosopran) Lodovico, Gesandter der Rep. Venedig, (Bass) Soldaten und Seeleute der Republik Venedig Edelmannen und venezianische Nobili Zyprioten beiderlei Geschlechts griechische, dalmatinische und albanische Krieger ein Schankwirt mit vier Gehilfen Volk Ort und Zeit der Handlung: Hafenstadt auf der Insel Zypern, Ende des 15. Jahrhunderts |
Otello, moro, generale dell'Armata Veneta (tenore) Jago, alfiere (baritono) Cassio, capo di squadra (tenore) Roderigo, gentiluomo veneziano (tenore) Montano, predecessore d'Otello nel governo dell'isola di Cipro (baritono) Un araldo, (basso) Desdemona, moglie d'Otello (soprano) Emilia, moglie di Jago (mezzosoprano) Coro L'azione si svolge in una città di mare nell'isola di Cipro alla fine del XV secolo. |
Zypern, Ende des 15. Jahrhunderts. Ein Platz vor einer Festung am Meer, im Hintergrund Festungsmauern und die See. Eine Schenke mit Laubengang. Es ist Abend; Gewitter und Sturm über dem Meer. ZYPRIOTEN Ein Segel! Ein Segel! Ein Banner! Ein Banner! MONTANO Der geflügelte Löwe! CASSIO Der Blitzschein erhellt es! ZYPRIOTEN Eine Fanfare! Eine Fanfare! Die Kanone hat getönt! CASSIO Es ist das Schiff des Generals! MONTANO Es geht unter! – Es steigt auf! CASSIO Der Bug hebt sich aus dem Wasser! EINIGE ZYPRIOTEN Vom Dunst verschleiert und vom Meer, im Licht der Blitze erscheint das Schiff! ALLE Blitze! Donner! Strudel! Heulen des Sturms und des Gewitters! Es bebt das Wasser, es bebt die Luft, es beben Meeresgrund und Wogen! (Viele Frauen kommen aus dem Hintergrund nach vorne.) Ein wilder Dämon, grimmig und blind, zerteilt den Äther! FRAUEN (schreiend) Ah! ALLE Gott erschüttert den dunklen Himmel wie einen schwarzen Schleier! |
La trama si svolge sull’isola di Cipro alla fine del Quattrocento. L’esterno del castello, gli spaldi nel fondo e il mare. Una taverna con pergolato. È sera. Lampi, tuoni, uragano. CIPRIOTI Una vela! Una vela! Un vessillo! Un vessillo! MONTANO È l’alato Leon! CASSIO Or la folgor lo svela. CIPRIOTI Uno squillo! Uno squillo! Ha tuonato il cannon. CASSIO È la nave del Duce. MONTANO Or s’affonda, or s’inciela. CASSIO Erge il rostro dall’onda. ALCUNI CIPRIOTI Nelle nubi si cela e nel mar, e alla luce dei lampi ne appar. TUTTI Lampi! tuoni! gorghi! turbi tempestosi e fulmini! Tremon l’onde, tremon l’aure, tremon basi e culmini! (Entrano dal fondo molte donne del popolo.) Fende l’etra un torvo e cieco spirito di vertigine. DONNE (gridando) Ah! TUTTI Iddio scuote il ciel bieco, come un tetro vel. |
FRAUEN Ah! ALLE Alles Rauch! Alles Feuer! Die schreckliche Finsternis birst in Flammen und erlischt in noch tieferer Nacht! Es zuckt das ganze All, in wilden Stößen braust der geisterhafte Nordwind, titanische Trompeten dröhnen durch den Himmel! (Sie wenden sich mit angstvoll flehenden Gebärden zur Mole.) Gott, das Leuchten des Gewitters! Gott, das Locken des Gestades! Rette das Schiff und die Standarte, wende das Los der Venezianer! Der du die Sterne und das Schicksal lenkst, der du Erde und Himmel beherrschst, lass auf dem Grund des ruhigen Meers den getreuen Anker ruhen! JAGO Gebrochen der Mast! RODRIGO Der Bug stößt an das Riff! DIE MENGE Hilfe! Hilfe! JAGO (zu Rodrigo) Der tobende Schlund des Meeres sei sein Grab! DIE MENGE Gerettet! Gerettet! MATROSEN (an Bord des Schiffs) Setzt die Boote aus! An die Taue! Haltet fest! Kräftig gerudert! Ans Land! (ferner Donner) Ans Ufer! Zum Kai! DIE MENGE Hoch! Hoch! Hoch! (Othello tritt auf und steigt die Treppe zur Festung hinauf, von Matrosen und Soldaten begleitet.) |
DONNE Ah! TUTTI Tutto è fumo! Tutto è fuoco! L’orrida caligine si fa incendio, poi si spegne più funesta. Spasima l’universo, accorre a valchi l’aquilon fantasima, i titanici oricalchi squillano nel ciel! (con gesti di spavento e di supplicazione e rivolti verso lo spaldo) Dio, fulgor della bufera! Dio, sorriso della duna! Salva l’arca e la bandiera della veneta fortuna! Tu, che reggi gli astri e il Fato! Tu, che imperi al mondo e al ciel! Fa che in fondo al mar placato posi l’ancora fedel. JAGO È infranto l’artimon! RODERIGO Il rostro piomba su quello scoglio! LA FOLLA Aita! aita! JAGO (a Roderigo) L’alvo frenetico del mar sia la sua tomba! LA FOLLA È salvo! è salvo! MARINAI (dalla nave) Gitate i palischermi! Mani alle funi! Fermi! Forza ai remi! Alla riva! (tuono lontano) All’approdo! allo sbarco! FOLLA CITTADINA Evviva! Evviva! Evviva! (Otello entra, salendo la scala dalla spiaggia sullo spaldo con seguito di marinai e soldati.) |
OTHELLO Freut euch! Der Stolz der Muselmanen liegt begraben im Meer! Der Ruhm ist unser und des Himmels! Nach unseren Waffen besiegte sie noch der Sturm! DIE MENGE Es lebe Othello! Hoch! Hoch! Hoch! Sieg! Sieg! (Othello geht in die Festung, gefolgt von Cassio, Montano und Soldaten.) Sieg! Sieg! Vernichtung! Vernichtung! Verstreut, vernichtet, begraben liegen sie in der grässlichen Tiefe! Sieg! Sieg! Sieg! Sieg! Vernichtung! Vernichtung! usw. Das Requiem bringe ihnen die Geißel der Wellen, das Wirbeln des Windes, der Abgrund des Meeres! Sieg! Sieg! Verstreut, vernichtet, usw. Hoch! (Ferner Donner. Der Sturm legt sich.) Das Unwetter beruhigt sich. JAGO (abseits zu Rodrigo) Rodrigo, nun, woran denkst du? RODRIGO Mich zu ertränken! JAGO Nur ein Narr ertränkt sich aus Liebe zu einer Frau! (Während das Schiff entladen wird und man die Waffen und Lasten in die Festung trägt, kommen einige Bürger hinter den Mauern hervor. Sie bringen Reisigbündel, um sie auf dem Damm zu entzünden; Soldaten leuchten ihnen mit Fackeln, während sie einen Scheiterhaufen errichten. Die Menge drängt sich neugierig und aufgeregt um sie.) RODRIGO Ich weiß mir nicht zu helfen. JAGO Ei was, sei vernünftig, erwart das Werk der Zeit; |
OTELLO Esultate! L’orgoglio musulmano sepolto è in mar. Nostra e del ciel è gloria. Dopo l’armi lo vinse l’uragano. FOLLA CITTADINA Evviva Otello! Evviva! Evviva! Evviva! Vittoria! Vittoria! (Otello entra nella rocca, seguito da Cassio, Montano e soldati.) Vittoria! Vittoria! Sterminio! Sterminio! Dispersi, distrutti, sepolti nell’orrido tumulto piombar! Vittoria! Vittoria! Vittoria! Vittoria! Sterminio! Sterminio! ecc. Avranno per requie la sferza dei flutti, la ridda dei turbini, l’abisso, l’abisso del mar. Vittoria! Vittoria! Dispersi, distrutti, ecc. Evviva! (Tuono lontano. La tempesta sta avviandosi.) Si calma la bufera. JAGO (in disparte a Roderigo) Roderigo, ebben che pensi? RODERIGO D’affogarmi. JAGO Stolto è chi s’affoga per amor di donna. (Mentre la nave viene scaricata e si portano armi e bagagli da essa nel castello, dei popolani escono da dietro la rocca portando dei rami da ardere presso lo spaldo; alla luce di fiaccole tenute dai soldati formano da un lato una catasta di legno: la folla s’accalca intorno turbolenta e curiosa.) RODERIGO Vincer nol so. JAGO Su via, fa senno, aspetta l’opra del tempo; |
die schöne Desdemona, die du in deinen heimlichen Träumen anbetest, wird sie bald verabscheuen, die trüben Küsse dieses Wilden mit seinen wulstigen Lippen! Guter Rodrigo, ich bin dein treuer Freund, das erklär ich, und helf dir jetzt in deiner höchsten Not: Wenn der schwache Liebesschwur eines Weibes kein allzu starker Knoten ist für meinen Witz oder für die Hölle – dann schwör ich, dieses Weib wird dein! Hör, wiewohl ich vorgeb, ihn zu lieben, hass ich den Mohren. (Cassio tritt auf und geht zu einer Gruppe von Soldaten.) Und ein Grund meines Hasses ist der dort, sieh! (Zeigt auf Cassio.) Der aufgeputzte Hauptmann hat meinen Rang geraubt, den Rang, den ich in hundert guten Schlachten mir verdient hab; das war Othellos Wille, und ich bleibe bei Seiner Mohrenhoheit nur Fähnrich! (Aus dem Scheiterhaufen steigen immer dichtere Rauchwolken auf.) Aber so wahr du Rodrigo bist, so wahr ist es auch, dass, wär ich der Mohr, ich möchte keinen Jago um mich haben. Hör mich an... (Er redet weiter auf Rodrigo ein und führt ihn mit sich zur Seite. Flammen schlagen aus dem Scheiterhaufen, um den sich die Zyprioten versammeln. Inzwischen schmücken Leute aus der Schenke den Laubengang mit festlicher Beleuchtung. Soldaten setzen sich trinkend und plaudernd an die Tische.) ZYPRIOTEN Feuer der Freude! Die fröhliche Flamme vertreibt die Nacht mit ihrem Schein! Es zuckt, sprüht, knistert, flammt auf; blitzendes Feuer dringt in das Herz! Vom Licht angezogene flimmernde Gestalten tanzen umher in wechselnden Reihen, bald junge Mädchen mit heiteren Liedern, bald Falter mit flammenden Flügeln! Es brennt die Palme mit dem Feigenbaum, es singt die Gattin mit ihrem Getreuen; |
a Desdemona bella, che nel segreto dei tuoi sogni adori, presto in uggia verranno i foschi baci di quel selvaggio dalle gonfie labbra. Buon Roderigo, amico tuo sincero mi ti professo, nè in più forte ambascia soccorrerti potrei. Se un fragil voto di femmina non è tropp’arduo nodo pel genio mio nè per l’inferno, giuro che quella donna sarà tua. M’ascolta, benchè finga d’amarlo, odio quel Moro. (Entra Cassio: poi s’unisce a un crocchio di soldati.) E una cagion dell’ira, eccola, guarda. (indicando Cassio) Quell’azzimato capitano usurpa il grado mio, il grado mio che in cento ben pugnate battaglie ho meritato; tal fu il voler d’Otello, ed io rimango di sua Moresca Signoria l’alfiere! (Dalla catasta incominciano ad alzarsi dei globi di fumo sempre più denso.) Ma com’è ver che tu Rodrigo sei, così è pur vero, che se il Moro io fossi vedermi non vorrei d’attorno un Jago. Se tu m’ascolti... (Sempre parlando, Jago conduce Roderigo più lontano. Il fuoco divampa, i Ciprioti s’avvicinano ad esso, cantando. Mentre cantano, i tavernieri illuminano a festa il pergolato. Soldati s’affollano intorno alle tavole, parlando e bevendo.) CIPRIOTI Fuoco di gioia! L’ilare vampa fuga la notte col suo splendor. Guizza, sfavilla, crepita, avvampa, fulgido incendio che invade il cor! Dal raggio attratti, vaghi sembianti movono intorno mutando stuol, e son fanciulle dai lieti canti, e son farfalle dall’igneo vol. Arde la palma col sicomoro (rip.) canta la sposa col suo fedel, |
auf die goldene Flamme, auf den fröhlichen Chor bläst der feurige Hauch des Himmels! usw. Das Feuer der Freude verbrennt schnell! Schnell verlischt das Feuer der Liebe! Es leuchtet, ermattet, zuckt auf, zittert, der letzte Funke blitzt auf und erstirbt! Das Feuer der Freude, verbrennt schnell! Es leuchtet, ermattet, zuckt auf, zittert, der letzte Funke blitzt auf und erstirbt! Feuer der Freude usw. (Das Feuer verlischt nach und nach; der Sturm hat sich gänzlich gelegt.) ... blitzt auf und erstirbt! (Jago, Rodrigo, Cassio und mehrere Soldaten haben sich um einen Tisch versammelt, auf dem Wein kredenzt ist.) JAGO Rodrigo, lass uns trinken! (zu Cassio) Den Becher her, Hauptmann! CASSIO Ich trink nicht mehr. JAGO (führt den Weinkrug an Cassios Becher) Noch diesen Schluck hinunter! CASSIO (zieht den Becher weg) Nein! JAGO Schau! Heute ist ganz Zypern närrisch! Es ist eine Nacht der Freude, also... CASSIO Hör auf! Mir brennt schon der Kopf nach einem einzigen Becher. JAGO Ei, du musst noch weiter trinken! Auf die Hochzeit von Othello und Desdemona! ZYPRIOTEN Hoch! CASSIO (hebt den Becher und trinkt ein wenig) Sie ist die Zierde dieser Insel! |
sull’aurea fiamma, sul lieto coro, soffia l’ardente spiro del ciel, ecc. Fuoco di gioia rapido brilla! Rapido passa fuoco d’amor! Splende, s’oscura, palpita, oscilla, (rip.) l’ultimo guizzo lampeggia e muor. Fuoco di gioia, (rip.) rapido brilla! Splende, s’oscura, palpita, oscilla, l’ultimo guizzo lampeggia e muor. Fuoco di gioia, ecc. (Il fuoco si spegne a poco a poco: la bufera è cessata.) ... lampeggia e muor! (Jago, Roderigo, Cassio e parecchi altri uomini d’arme stanno intorno a un tavolo dove c’è del vino.) JAGO Roderigo, beviam! (a Cassio) Qua la tazza, capitano! CASSIO Non bevo più. JAGO (avvicinando il boccale alla tazza di Cassio) Ingoia questo sorso. CASSIO (ritirando il bicchiere) No. JAGO Guarda! oggi impazza tutta Cipro! È una notte di gioia, dunque... CASSIO Cessa. Già m’arde il cervello per un nappo vuotato. JAGO Sì, ancora bever devi. Alle nozze d’Otello e Desdemona! CIPRIOTI Evviva! CASSIO (alzando il bicchiere e bevendo un poco) Essa infiora questo lido! |
JAGO (leise zu Rodrigo) Hör ihn dir an! CASSIO Mit ihrem Zauber bezwingt sie alle Herzen! RODRIGO Und doch ist sie so bescheiden! CASSIO Du, Jago, sing ihr Loblied! JAGO (leise zu Rodrigo) Hör ihn dir an! (laut zu Cassio) Ich bin nur ein Kritiker! CASSIO Und sie ist über alles Lob erhaben! JAGO (leise zu Rodrigo) Hüte dich vor diesem Cassio! RODRIGO Was fürchtest du? JAGO (zu Rodrigo) Er schwätzt mit zuviel Hitze, sein jugendlicher Eifer spornt ihn an, er ist ein schlauer Verführer, der dir den Weg verstellt. Hüte dich! RODRIGO Nun? JAGO Ist er berauscht, dann ist er verloren! Bring ihn zum Trinken! (zu den Schenken) He, Burschen, Wein her! (Er füllt drei Becher, für sich selbst, Rodrigo und Cassio. Die Schenken gehen mit Kannen umher und warten den anderen auf; die Menge läuft neugierig zusammen.) (hebt den Becher, zu Cassio) Netz dir den Gaumen! Trink, zech, eh du das Lied und den Becher versäumst! |
JAGO (sotto voce a Roderigo) Lo ascolta. CASSIO Col vago suo raggiar chiama i cori a raccolta. RODERIGO Pur modesta essa è tanto. CASSIO Tu, Jago, canterai le sue lodi, ... JAGO (piano a Roderigo) Lo ascolta. (forte a Cassio) Io non sono che un critico. CASSIO ... ed ella d’ogni lode è più bella. JAGO (a Roderigo, a parte) Ti guarda da quel Cassio. RODERIGO Che temi? JAGO (a Roderigo) Ei favella già con troppo bollor, la gagliarda giovinezza lo sprona, è un astuto seduttor che t’ingombra il cammino. Bada... RODERIGO Ebben? JAGO S’ei s’innebria è perduto! Fallo ber. (ai tavernieri) Qua, ragazzi, del vino! (Jago riempie tre bicchieri: uno per sè, uno per Roderigo, uno per Cassio. I tavernieri circolano colle anfore; la folla gli si avvicina e guarda curiosamente.) (a Cassio, col bicchiere in mano) Inaffia l’ugola! Trinca, tracanna prima che svampino canto e bicchier! |
CASSIO (zu Jago, den Becher in der Hand) Dies ist das wahre Manna des Rebstocks, mit seinem zarten Duft benebelt es den Geist! JAGO (zu allen) Wer je dem kühnen und wilden Bacchussang erlegen ist, der trinke mit mir, trinke mit mir, trinke, usw. ... trinke mit mir! RODRIGO, ZYPRIOTEN, SOLDATEN Wer je dem kühnen und wilden, usw. der trinkt mit dir... JAGO Trinke, trinke... RODRIGO, ZYPRIOTEN, SOLDATEN ... trinkt mit dir... JAGO Trinke, trinke... RODRIGO, ZYPRIOTEN, SOLDATEN ... trinkt mit dir... ... trinkt... JAGO ... trinke! RODRIGO, ZYPRIOTEN, SOLDATEN ... trinkt, trinkt, trinkt mit dir! JAGO (zu Rodrigo, auf Cassio zeigend) Noch einen Schluck, und er ist berauscht! RODRIGO (zu Jago) Noch einen Schluck, und er ist berauscht! JAGO (zu allen) Das Weltall schwankt, wenn ich betrunken bin! Ich trotze der ironischen Gottheit und dem Schicksal! CASSIO (trinkt noch einmal) Ich bebe wie eine tönende Laute, die Freude schreitet auf meinem Pfad! JAGO Wer je dem kühnen und wilden, usw. |
CASSIO (a Jago, col bicchiere in mano) Questa del pampino verace manna di vaghe annugola nebbie il pensier. JAGO (a tutti) Chi all’esca ha morso del ditirambo spavaldo e strambo, beva con me, beva con me, beva, beva, ecc. ... beva con me! RODERIGO, CIPRIOTI, SOLDATI Chi all’esca ha morso, ecc. beve con te, beve con te... JAGO Beva, beva... RODERIGO, CIPRIOTI, SOLDATI ... beve con te... JAGO ... beva, beva... RODERIGO, CIPRIOTI, SOLDATI ... beve con te... ... beve... JAGO ... beva! RODERIGO, CIPRIOTI, SOLDATI ... beve, beve, beve con te! JAGO (a Roderigo, indicando Cassio) Un altro sorso e brillo egli è. RODERIGO (a Jago) Un altro sorso e brillo egli è. JAGO (a tutti) Il mondo palpita quand’io son brillo! Sfido l’ironico Nume e il destin! CASSIO (bevendo ancora) Come un armonico liuto oscillo; la gioia scalpita sul mio cammin! JAGO Chi all’esca ha morso, ecc. |
RODRIGO, ZYPRIOTEN, SOLDATEN, dann JAGO Wer je dem kühnen und wilden, usw. JAGO (zu Rodrigo) Noch einen Schluck, und er ist berauscht! RODRIGO (zu Jago) Noch einen Schluck, und er ist berauscht! JAGO (laut, zu allen) Vor dem schäumenden Becher fliehen die Feigen... CASSIO (unterbricht ihn) Jeder kann mir auf den Grund der Seele schauen! (trinkt) JAGO (funterbricht ihn) ... die im Herzen Arglist verbergen! CASSIO Ich fürchte die Wahrheit nicht! (taumelt) JAGO Wer je dem kühnen und wilden... ... Bacchussang erlag... trinke mit mir, trinke mit mir! CASSIO Ich fürchte die Wahrheit nicht, usw. ... ich fürchte die Wahrheit nicht und trinke, und trinke, trinke, und... JAGO Ah! Trink, trink mit mir! EINIGE ZUSCHAUER (lachend) Haha! Haha! usw. Haha! Haha! usw. CASSIO Des Bechers... JAGO (zu Rodrigo) Er ist sinnlos betrunken... ... rasch, verwickle ihn in einen Streit; er ist jetzt leicht aufgebracht, wird dich angreifen, dann gibt es Aufruhr! Denk daran, dass du so dem glücklichen Othello die erste Liebesnacht stören kannst! |
RODERIGO, CIPRIOTI, SOLDATI, poi JAGO Chi all’esca ha morso, ecc. JAGO (a Roderigo) Un altro sorso e brillo egli è. RODERIGO (a Jago) Un altro sorso e brillo egli è. JAGO (forte, a tutti) Fuggan dal vivido nappo i codardi... CASSIO (interrompendo) In fondo all’anima ciascun mi guardi!... (beve) JAGO (interrompendo) ... che in cor nascondono frodi. CASSIO Non temo, non temo il ver... (barcollando) JAGO Chi all’esca ha mor... ... del ditiramb... Bevi con me, bevi con me. CASSIO ... non temo il ver, ecc. ... non temo il ver, e bevo, e bevo, e bevo, e bevo, e bevo, e... JAGO Ah! bevi, bevi con me! UN GRUPPO DEI PRESENTI (ridendo) Aha, aha, ecc. ... aha, aha, ecc. CASSIO Del calice... JAGO (a Roderigo) Egli è briaco fradicio... ... Ti scuoti, lo trascina a contesa; è pronto all’ira, t’offenderà, ne seguirà tumulto! Pensa che puoi così del lieto Otello turbar la prima vigilia d’amor! |
CASSIO Des Bechers – Rand – (mit immer schwerer werdender Zunge) Des Bechers – Rand – Rand – (Die anderen lachen.) RODRIGO (leise zu Jago) Und eben das treibt mich an! CASSIO – von Purpur – Purpur – von Purpur rot – RODRIGO, ZYPRIOTEN, SOLDATEN Ah, haha! Haha! Haha! Trink, trink mit mir, usw. JAGO Trink, trink! RODRIGO, JAGO, ZYPRIOTEN, SOLDATEN Trink, trink, trink mit mir! CASSIO Ich trink, trink, trink mit dir! (Alle trinken.) MONTANO (kommt aus der Festung, zu Cassio) Hauptmann, die Wache erwartet Euch an der Mole. CASSIO (taumelnd) Wohlan! MONTANO Was seh ich? JAGO (leise, nahe bei Montano) Jede Nacht bereitet sich Cassio auf diese Weise auf den Schlaf vor! MONTANO Othello soll es erfahren! CASSIO Gehn wir zur Mole! RODRIGO (lacht) Haha!... ... Haha! |
CASSIO Del calice... gl’orli... (con voce sempre più soffocata) Del calice... gl’orli... gl’orli... (Gli altri ridono di Cassio.) RODERIGO (risponde, a parte, a Jago) Ed è ciò che mi spinge. CASSIO ... s’impor... s’impor... s’imporporino... RODERIGO, CIPRIOTI, SOLDATI Ah, aha, aha, aha! (rip.) Bevi, bevi con me, ecc. JAGO Bevi, bevi! RODERIGO, JAGO, CIPRIOTI, SOLDATI Bevi, bevi, bevi con me! CASSIO Bevo, bevo, bevo con te! (Tutti bevono.) MONTANO (venendo dal castello, si rivolge a Cassio) Capitano, v’attende la fazione ai baluardi. CASSIO (barcollando) Andiamo! MONTANO Che vedo? JAGO (a Montano, avvicinandosi a lui) Ogni notte in tal guisa Cassio preludia il sonno. MONTANO Otello il sappia! CASSIO Andiamo ai baluardi. RODERIGO (ridendo) Ah! ah!... ... Ah! ah! |
MÄNNER Haha! CASSIO Wer lacht da? RODRIGO (herausfordernd) Ich lache über einen Trunkenbold! CASSIO Nun hüte dich! (stürzt sich auf Rodrigo) Schurke! RODRIGO (verteidigt sich) Betrunkener Rüpel! CASSIO Du Lump! Nichts kann dich mehr retten! MONTANO (trennt sie mit Gewalt, zu Cassio) Haltet ein, Hauptmann, ich bitte Euch! CASSIO (zu Montano) Ich spalt dir den Schädel, wenn du dich einmischst! MONTANO Die Sprache eines Betrunkenen... CASSIO Eines Betrunkenen? (Er zieht das Schwert, Montano ebenfalls. Beide stoßen wütend zusammen; die Menge weicht zurück.) JAGO (leise zu Rodrigo) Eil zum Hafen, so schnell du kannst, schrei laut: Aufruhr! Aufruhr! Geh! Verbreite Unruhe und Schrecken; die Glocken sollen Sturm Iäuten! (Rodrigo läuft davon. Jago wendet sich schnell an die beiden Kämpfenden.) Kameraden! Beendet diesen bösen Hader! FRAUEN (fliehend) Fort von hier! JAGO Himmel! Schon fließt Montanos Blut! Schrecklicher Streit! |
UOMINI Ah! ah! CASSIO Chi ride? RODERIGO (provocandolo) Rido d’un ebbro! CASSIO Bada alle tue spalle! (scagliandosi contro Roderigo) Furfante! RODERIGO (difendendosi) Briaco ribaldo! CASSIO Marrano! Nessun più ti salva! MONTANO (separandoli a forza e dirigendosi a Cassio) Frenate la mano, signor, ve ne prego. CASSIO (a Montano) Ti spacco il cerebro se qui t’interponi! MONTANO Parole d’un ebbro... CASSIO D’un ebbro? (Sguaina la spada. Montano s’arma anch’esso. Assalto furibondo. La folla si ritrae.) JAGO (a parte a Roderigo) Va al Porto, con quanta più possa ti resta, gridando: sommossa! sommossa! Va! Spargi il tumulto, l’orror; le campane risuonino a stormo. (Roderigo esce correndo. Jago si rivolge rapidamente ai due combattenti.) Fratelli! l’immane conflitto cessate! DONNE (fuggendo) Fuggiam! JAGO Ciel! già gronda di sangue Montano! Tenzon furibonda! |
FRAUEN Fort! Fort! JAGO Haltet ein! MÄNNER Haltet ein! JAGO Haltet ein! MÄNNER Haltet ein! FRAUEN Sie bringen sich um! MÄNNER Friede! JAGO Niemand kann den Streit verhindern! (zu den Umstehenden) So schlagt doch Alarm! Satan ist in sie gefahren! MÄNNER Waffen! Waffen! FRAUEN, dann ALLE Zu Hilfe! Zu Hilfe! usw. MÄNNER Waffen! Waffen! FRAUEN, dann ALLE Zu Hilfe! usw. (Die Glocken läuten Sturm; der Kampf geht weiter, während die Frauen fliehen. Othello erscheint, gefolgt von Leuten mit Fackeln. Die Glocken schweigen.) OTHELLO Nieder mit den Schwertern! (Die Kämpfenden halten ein.) Holla! Was geht hier vor? Bin ich bei den Sarazenen? Oder hat die Wut der Türken euch gepackt, euch gegenseitig zu zerfleischen? |
DONNE Fuggiam! Fuggiam! JAGO Tregua!... UOMINI Tregua!... JAGO Tregua! UOMINI Tregua! DONNE S’uccidono! UOMINI Pace! JAGO Nessun più raffrena quel nembo pugnace! (agli astanti) Si gridi l’allarme! Satana gl’invade! UOMINI All’armi! all’armi! DONNE, poi TUTTI Soccorso! soccorso! ecc. UOMINI All’armi! all’armi! DONNE, poi TUTTI Soccorso! ecc. (Intanto, squillano campane a stormo; il combattimento continua e le donne fuggono. Entra Otello seguito da gente con fiaccole. Cessano le campane.) OTELLO Abbasso le spade! (I combattenti s’arrestano.) Olà! che avvien? Son io fra i Saraceni? O la turchesca rabbia è in voi trasfusa da sbranarvi l’un l’altro ? |
Ehrlicher Jago, bei deiner Liebe, die du zu mir hegst, sprich! JAGO Ich weiß nicht... Hier waren alle eben noch gute Freunde und voller Fröhlichkeit, doch da auf einmal, als ob ein böser Planet ihnen den Sinn verwirrt hätte, zogen sie die Waffen und stürzten sich wütend aufeinander. Hätte ich mir lieber die Füße abgehauen, die mich hierhertrugen! OTHELLO Cassio, wie konntest du dich so vergessen? CASSIO Gnade... verzeiht... ich kann nicht sprechen – OTHELLO Montano? MONTANO (von einem Soldaten gestützt) Ich bin verwundet... OTHELLO Verwundet! Beim Himmel, mein Blut wallt wieder auf! Ah! dieser Zorn treibt unseren Schutzengel zur Flucht! (Desdemona erscheint; Othello geht ihr schnell entgegen.) Wie? Meine süße Desdemona! Auch sie habt ihr aus ihren Träumen geschreckt? Cassio, du bist nicht länger Hauptmann! (Cassio lässt das Schwert fallen, das Jago aufhebt.) JAGO (übergibt Cassios Schwert einem Soldaten, für sich) Welch ein Triumph! OTHELLO Jago, geh in die aufgeschreckte Stadt und stell mit dieser Truppe wieder Frieden her! (Jago ab) Helft Montano! (Montano wird in die Festung gebracht.) Ein jeder kehre in sein Haus zurück. (mit gebieterischer Bewegung) |
Onesto Jago, per quell’amor che tu mi porti, parla. JAGO Non so... Qui tutti eran cortesi amici dianzi, e giocondi... ma ad un tratto, come se un pianeta maligno avessi a quelli smagato il senno, sguainando l’arme s’avventano furenti. Avessi io prima stroncati i piè che qui m’addusser! OTELLO Cassio, come obliasti te stesso a tal segno ? CASSIO Grazia... perdon... Parlar non so... OTELLO Montano... MONTANO (sostenuto da un soldato) Son ferito... OTELLO Ferito! Pel cielo già il sangue mio ribolle! Ah! l’ira volge l’angelo nostro tutelare in fuga! (Entra Desdemona. Otello le accorre.) Che? la mia dolce Desdemona anch’essa per voi distolta da’ suoi sogni?! Cassio, non sei più capitano. (Cassio lascia cadere la spada che è raccolta da Jago.) JAGO (porgendo la spada di Cassio a un soldato e parlando a parte) Oh! mio trionfo! OTELLO Jago, tu va nella città sgomenta con quella squadra a ricompor la pace. (Jago parte.) Si soccorra Montano. (Montano è accompagnato nel castello.) Al proprio tetto ritorni ognun. (con gesto imperioso) |
Ich gehe nicht fort von hier, ehe ich die Mauern leer von Menschen sehe! (Alle ab. Othello gibt den Fackelträgern, die ihn begleiteten, ein Zeichen, in die Festung zurückzugehen, dann bleibt er mit Desdemona allein zurück.) In der Dunkelheit der Nacht verliert sich nun aller Lärm, und mein aufgebrachtes Herz besänftigt sich in dieser Umarmung und findet wieder Frieden. Nun tobe der Krieg, gehe die Welt zugrunde! Wenn nach dem unermesslichen Zorn diese unermessliche Liebe folgt! DESDEMONA Mein stolzer Krieger! Wie viele Qualen, wie viele traurige Seufzer und wie viele Hoffnungen haben uns zu diesen zarten Umarmungen geführt! O wie süß ist dieses traute Zwiegespräch! Erinnerst du dich? Als du mir von deinem Leben im Exil erzähltest, von kühnen Abenteuern und deinem schweren Kummer, da hörte ich dir zu, die Seele berauscht von all den Schrecken, voll Entzücken das Herz. OTHELLO Ich beschrieb das Getöse der Waffen, den Kampf und den kühnen Vorstoß in die tödliche Scharte; den Angriff; die Hände, wie grässliches Gewächs gekrallt in das Mauerwerk zwischen sausenden Pfeilen! DESDEMONA Dann führtest du mich in schimmernde Wüsten, zum brennenden Sand, zu deiner Heimaterde, beschriebst mir die qualvolle Marter und die Ketten und die Pein der Sklaverei. OTHELLO Bei der Erzählung veredelten Tränen dein schönes Antlitz und Seufzer deinen Mund; es senkte sich in meine Finsternis ein Glanz, des Paradieses und der Sterne Segen! DESDEMONA Und ich sah zwischen deinen schwarzen Schläfen erglänzen deines Wesens ätherische Schönheit! |
Io da qui non mi parto se pria non vedo deserti gli spaldi. (La gente parte. Otello fa cenno agli uomini colle fiaccole che lo accompagnavano di rientrare il castello. Restano soli Otello e Desdemona.) Già nella notte densa s’estingue ogni clamor, già il mio cor fremebondo s’ammansa in quest’amplesso e si rinsensa. Tuoni la guerra e s’inabissi il mondo se dopo l’ira immensa vien quest’immenso amor! DESDEMONA Mio superbo guerrier! quanti tormenti, quanti mesti sospiri e quanta speme ci condusse ai soavi abbracciamenti! Oh! come è dolce il mormorar insieme! Te ne rammenti? Quando narravi l’esule tua vita e i fieri eventi e i lunghi tuoi dolor, ed io t’udia coll’anima rapita in quei spaventi, coll’estasi nel cor. OTELLO Pingea dell’armi il fremito, la pugna e il vol gagliardo alla breccia mortal, l’assalto, orribil edera, coll’ugna al baluardo e il sibilante stral! DESDEMONA Poi mi guidavi ai fulgidi deserti, all’arse arene, al tuo materno suol; narravi allor gli spasimi sofferti e le catene e dello schiavo il duol. OTELLO Ingentilia di lagrime la storia il tuo bel viso e il labbro di sospir; scendean sulle mie tenebre la gloria, il paradiso e gli astri a benedir! DESDEMONA Ed io vedea fra le tue tempie oscure splender del genio l’eterea beltà. |
OTHELLO Und du liebtest mich um meines Unglücks willen, und ich liebte dich für dein Mitleid! DESDEMONA Und ich liebte dich um deines Unglücks willen, und du liebtest mich für mein Mitleid! OTHELLO Und du liebtest mich... DESDEMONA Und du liebtest mich... OTHELLO ... und ich liebte dich... ... für dein Mitleid! DESDEMONA ... für mein Mitleid. OTHELLO Nun lass mich sterben, und im Entzücken dieser Umarmung finde mich die Todesstunde! (Der Himmel hat sich aufgeheitert, die Sterne treten hervor, und der Horizont wird vom blassen Licht des aufgehenden Mondes blau erhellt.) So groß ist die Freude in meiner Seele, dass ich fürchte, er werde mir nie wieder vergönnt, dieser göttliche Augenblick, in der dunklen Zukunft meines Schicksals. DESDEMONA Der Himmel zerstreue diese Sorgen, und die Liebe bleibe ungewandelt vom Wandel der Zeit! OTHELLO Zu diesem deinem Gebet sei „Amen“ die Antwort der himmlischen Heerscharen! DESDEMONA „Amen“ die Antwort! OTHELLO (lehnt sich auf eine Erhöhung der Festungsmauer) Ah, die Freude überläuft mich so heftig, dass es mir den Atem benimmt! Einen Kuss! |
OTELLO E tu m’amavi per le mie sventure, ed io t’amavo per la tua pietà. DESDEMONA Ed io t’amavo per le tue sventure, e tu m’amavi per la mia pietà. OTELLO E tu m’amavi... DESDEMONA E tu m’amavi... OTELLO ... ed io t’amavo... ... per la tua pietà. DESDEMONA ... per la mia pietà. OTELLO Venga la morte! e mi colga nell’estasi di questo amplesso il momento supremo! (Il cielo si è tutto rasserenato: si vedono alcune stelle e sul lembo dell’orizzonte il riflesso ceruleo della nascente luna.) Tale è il gaudio dell’anima che temo, temo che più non mi sarà concesso quest’attimo divino nell’ignoto avvenir del mio destino. DESDEMONA Disperda il ciel gli affanni e amor non muti col mutar degli anni. OTELLO A questa tua preghiera “amen” risponda la celeste schiera! DESDEMONA “Amen” risponda! OTELLO (appoggiandosi ad un rialzo degli spaldi) Ah! la gioia m’innonda si fieramente che ansante mi giacio... Un bacio... |
DESDEMONA Othello! OTHELLO Einen Kuss! Und noch einen Kuss! (erhebt sich und betrachtet den Himmel) Die leuchtenden Plejaden versinken schon im Meer! DESDEMONA Spät ist die Nacht. OTHELLO Komm ... Venus erstrahlt! DESDEMONA Othello! (Sie gehen Arm in Arm auf die Festung zu.) |
DESDEMONA Otello! OTELLO ... un bacio... ancora un bacio! (alzandosi e mirando il cielo) Già la pleiade ardente in mar discende. DESDEMONA Tarda è la notte. OTELLO Vien... Venere splende! DESDEMONA Otello! (S’avviano abbracciati verso il castello.) |
Ein Saal in der Festung, zu ebener Erde, durch eine Fensterwand mit einer Terrasse von einem großen Garten getrennt. JAGO (diesseits der Terrasse, zu dem auf der anderen Seite stehenden Cassio) Quäl dich nicht! Wenn du mir folgst, kehrst du bald zurück in die Umarmungen der Monna Bianca, als stolzer Hauptmann mit goldenem Degengriff und geputztem Wehrgehänge! CASSIO Schmeichle mir nicht. JAGO Hör, was ich dir sage! Du musst wissen, dass Desdemona die Herrin unseres Herren ist, er lebt nur für sie. Bitte sie um Beistand, sie ist großherzig und wird für dich sprechen, und die Verzeihung ist dir sicher. CASSIO Aber wie kann ich mit ihr sprechen? |
Una sala terrena nel castello. Un’invetriata e un verone la dividono da un grande giardino. JAGO (al di qua del verone, a Cassio, chi è al di là) Non ti crucciar. Se credi a me, tra poco farai ritorno ai folleggianti amori di Monna Bianca, altiero capitano, coll’elsa d’oro e col balteo fregiato. CASSIO Non lusingarmi. JAGO Attendi a ciò ch’io dico. Tu dêi saper che Desdemona è il Duce del nostro Duce, sol per essa ei vive. Pregala tu, quell’anima cortese per te interceda, e il tuo perdono è certo. CASSIO Ma come favellarle? |
JAGO Gewöhnlich geht sie mittags dort im Schatten jener Bäume mit meiner Frau spazieren. Dort erwarte sie. Der Weg zu deiner Rettung steht dir offen, geh! (Cassio entfernt sich, Jago sieht ihm nach.) Geh! Dein Ende seh ich schon! Dich treibt dein Dämon, und dein Dämon bin ich! Und mich reißt der meine fort, an den ich glaube als unerbittlichen Gott! (verlässt die Terrasse, ohne weiter auf Cassio zu achten, der zwischen den Bäumen verschwindet) Ich glaube an einen grausamen Gott, der mich nach seinem Bilde erschuf, und den ich im Zorn nenne! Aus der Niedrigkeit eines Keims oder Atoms bin ich in Niedrigkeit geboren! Ich bin ein Bösewicht, weil ich ein Mensch bin, und fühle den Schlamm meines Ursprungs in mir! Ja! Das ist mein Glaube! Ich glaube mit festem Herzen, so wie die Witwe im Tempel, dass ich das Böse, das ich denke, das von mir ausgeht, als mein Schicksal erfülle! Ich glaube, dass der Gerechte ein höhnischer Komödiant ist, im Antlitz wie im Herzen, dass alles an ihm Lüge ist: Tränen, Küsse, freundliche Blicke, Opfermut und Ehre! Und ich glaube, dass der Mensch das Spielzeug eines bösen Schicksals ist, vom Keim in seiner Wiege bis zum Wurm in seinem Grab. Auf all diesen Spott folgt der Tod. Und dann? Und dann? Der Tod ist das Nichts! Das Jenseits ist ein altes Märchen! (Im Garten sieht man Desdemona und Emilia vorbeigehen. Jago eilt zu der Terrasse, auf deren, anderer Seite Cassio steht.) (zu Cassio) Da ist sie! Cassio, nun auf! Das ist der Augenblick! |
JAGO È suo costume girsene a meriggiar fra quelle fronde colla consorte mia. Quivi l’aspetta. Or t’è aperta la via di salvazione; vanne. (Cassio s’allontana. Jago lo segue coll’occhio.) Vanne! la tua meta già vedo. Ti spinge il tuo dimone e il tuo dimon son io, e me trascina il mio, nel quale io credo inesorato Iddio: (allontanandosi dal verone senza più guardar Cassio che sarà scomparso fra gli alberi) Credo in un Dio crudel che m’ha creato simile a sè, e che nell’ira io nomo. Dalla viltà d’un germe o d’un atòmo vile son nato. Son scellerato perchè son uomo, e sento il fango originario in me. Sì! quest’è la mia fè! Credo con fermo cuor, siccome crede la vedovella al tempio, che il mal ch’io penso che da me procede per mio destino adempio. Credo che il giusto è un istrion beffardo e nel viso e nel cuor; che tutto è in lui bugiardo, lagrima, bacio, sguardo, sacrificio ed onor. E credo l’uom gioco d’iniqua sorte dal germe della culla al verme dell’avel. Vien dopo tanta irrision la Morte. E poi?... e poi? La Morte è il Nulla, è vecchia fola il Ciel. (Si vede passare nel giardino Desdemona con Emilia. Jago si slancia al verone, al di là del quale è appostato Cassio.) (a Cassio) Eccola!... Cassio... a te! Quest’è il momento. |
Beweg dich! Desdemona kommt! (Cassio geht auf Desdemona zu, begrüßt sie und nähert sich ihr.) Er beginnt! Er begrüßt sie und tritt näher! Nun muss Othello hierherkommen! Hilf, Satan, hilf meinem Plan! Schon sprechen sie miteinander! Und sie neigt lächelnd das schöne Antlitz! (Man sieht Cassio und Desdemona im Garten vorübergehen.) Mir genügt ein einziger Strahl dieses Lächeln, um Otello ins Verderben zu ziehen! Nun fort! (will davoneilen, bleibt aber plötzlich stehen) Doch der Zufall ist mir günstig! Da ist er! Auf meinen Posten, ans Werk! (Er bleibt unbeweglich bei der Terasse und blickt in den Garten, wo Cassio und Desdemona stehen. Othello tritt auf; Jago stellt sich, als ob er ihn nicht bemerke und zu sich selber spräche.) Das betrübt mich! OTHELLO (nähert sich Jago) Was sagst du? JAGO Nichts ... Ihr hier? Ein leeres Wort kam mir über die Lippen. OTHELLO Der da eben von meiner Frau weggeht, ist das Cassio? (Beide treten von der Terrasse.) JAGO Cassio? Nein... der dort erschrak wie schuldbewusst, als er Euch sah. OTHELLO Ich glaube, es war Cassio. JAGO Herr... OTHELLO Was ist? JAGO Hat Cassio, zu Beginn Eurer Liebe, Desdemona nicht gekannt? |
Ti scuoti... vien Desdemona. (Cassio va verso Desdemona, la saluta, le s’accosta.) S’è mosso; la saluta e s’avvicina. Or qui si tragga Otello!... Aiuta, aiuta Sàtana il mio cimento! Già conversano insieme... ed essa inclina, sorridendo, il bel viso. (Si vedono ripassare nel giardino Cassio e Desdemona.) Mi basta un lampo sol di quel sorriso per trascinar Otello alla ruina. Andiam... (fa per avviarsi rapido ma si arresta subitamente) Ma il caso in mio favor s’adopra. Eccolo... al posto, all’opra! (Si colloca immoto al verone guardando fissamente verso il giardino dove stanno Cassio e Desdemona. Entra Otello; Iago, simulando di non averlo visto, finge di parlare frasè.) Ciò m’accora... OTELLO (avvicinandosi a Jago) Che parli? JAGO Nulla... Voi qui? Una vana voce m’uscì dal labbro. OTELLO Colui che s’allontana dalla mia sposa, è Cassio? (E l’uno e l’altro si staccano dal verone.) JAGO Cassio? no... quei si scosse come un reo nel vedervi. OTELLO Credo che Cassio ei fosse. JAGO Mio signore... OTELLO Che brami? JAGO Cassio, nei primi dì del vostro amor, Desdemona non conosceva? |
OTHELLO Ja. Warum fragst du danach? JAGO Mein Gedanke ist unbestimmt und ohne Bosheit. OTHELLO Sag deinen Gedanken, Jago. JAGO Vertrautet Ihr Euch Cassio an? OTHELLO Oft brachte er ein Geschenk oder einen Brief zu meiner Braut. JAGO Wahrhaftig? OTHELLO Ja, wahrhaftig. Hältst du ihn nicht für ehrlich? JAGO (Othello nachahmend) Ehrlich? OTHELLO Was verbirgst du im Herzen? JAGO Was verberg ich im Herzen, Herr? OTHELLO „Was verberg ich im Herzen, Herr?“ Beim Himmel, du bist das Echo meiner Worte! In der Kammer deiner Seele birgst du ein grässliches Ungeheuer. Ja, wohl hab ich gehört, was du eben sprachst! „Das betrübt mich!“ Aber was hat dich betrübt? Du nennst Cassio und ziehst die Stirn in Falten! So sprich, wenn du mich liebst! JAGO Ihr wisst, dass ich Euch liebe. OTHELLO Darum ohne Vorwand erkläre dich, und ohne Umschweife. Sprich frei heraus |
OTELLO Sì. Perchè fai tale inchiesta? JAGO Il mio pensier è vago d’ubbie, non di malizia. OTELLO Di’ il tuo pensiero, Jago. JAGO Vi confidaste a Cassio? OTELLO Spesso un mio dono o un cenno portava alla mia sposa. JAGO Dassenno? OTELLO Sì, dassenno. Noi credi onesto? JAGO (imitando Otello) Onesto ? OTELLO Che ascondi nel tuo core? JAGO Che ascondo in cor, signore? OTELLO “Che ascondo in cor, signore?” Pel cielo, tu sei l’eco dei detti miei!... Nel chiostro dell’anima ricetti qualche terribil mostro. Sì; ben t’udii poc’anzi mormorar, “Ciò m’accora!” Ma di che t’accoravi? Nomini Cassio e allora tu corrughi la fronte. Suvvia, parla se m’ami! JAGO Voi sapete ch’io v’amo. OTELLO Dunque senza velami t’esprimi e senza ambagi. T’esca fuor dalla gola |
den schlimmsten Gedanken mit den schlimmsten Worten. JAGO Und wenn Ihr auch mein Herz in Eurer Hand hieltet, Ihr solltet ihn nicht wissen. OTHELLO Ha! JAGO (Kommt Othello sehr nahe, leise) Hütet Euch, gnädiger Herr, vor Eifersucht! Sie ist ein Ungeheuer, trüb, fahl, blind, das mit seinem Gift sich selbst vergiftet, heftiger Schmerz zerfleischt ihm den Busen! OTHELLO O Jammer! Nein! Der leere Verdacht taugt nichts! Vor dem Zweifel steht die Probe, nach dem Zweifel der Beweis, nach dem Beweis – Othello hat die höchsten Gesetze – fort mit Liebe und Eifersucht auf einmal! JAGO (mit dreisterer Miene) Ein solcher Vorsatz bricht das Siegel auf meinen Lippen! Ich spreche noch nicht von Beweisen, doch, großherziger Othello, seid wachsam: Die ehrlichen, edlen Herzen erkennen oft nicht den Betrug, seid wachsam! Prüft Desdemonas Rede, ein Wort kann das Vertrauen bestärken oder den Verdacht bestätigen! STIMMEN AUS DER FERNE Wohin du blickst, erglänzt ein Licht, erglühen Herzen; wo du schreitest, regnet Blütenpracht hernieder! Hier unter Lilien und Rosen, wie zu einem keuschen Altar, kommen Väter, Kinder und Mütter und singen dir Lieder! JAGO (wie oben, leise) Da kommt sie – seid wachsam! |
il tuo più rio pensiero colla più ria parola! JAGO S’anco teneste in mano tutta l’anima mia, nol sapreste. OTELLO Ah!... JAGO (avvicinandosi molto ad Otello e sottovoce) Temete, signor, la gelosia! È un’idra fosca, livida, cieca, col suo veleno se stessa attosca, vivida piaga le squarcia il seno. OTELLO Miseria mia! No! il vano sospettar nulla giova. Pria dei dubbio l’indagine, dopo il dubbio la prova – dopo la prova – Otello ha sue leggi supreme – amore e gelosia vadan dispersi insieme. JAGO (con piglio più ardito) Un tal proposto spezza di mie labbra il suggello. Non parlo ancor di prova, pur, generoso Otello, vigilate; soventi le oneste e ben create coscienze non sospettano la frode: vigilate. Scrutate le parole di Desdemona; un detto può ricondur la fede, può affermar il sospetto. VOCI LONTANE Dove guardi splendono raggi, avvampan cuori, dove passi scendono nuvole di fiori. Qui fra gigli e rose, come a un casto altare, padri, bimbi, spose vengono a cantar. JAGO (come prima, sottovoce) Eccola... Vigilate! |
(Man sieht Desdemona durch die breite Öffnung wieder im Garten erscheinen, umgeben von Frauen der Insel, Kindern, zyprischen und albanischen Matrosen, die ihr Blumen, Blütenzweige und andere Geschenke bringen. Einige begleiten ihren Gesang auf der Guzla, einer kleinen Mandoline, oder auf kleinen Harfen, die sie über die Schulter gehängt tragen.) DIE GRUPPE UM DESDEMONA Wohin du blickst, erglänzt ein Licht, erglühen Herzen; wo du schreitest, regnet Blütenpracht hernieder! Hier unter Lilien und Rosen, wie zu einem keuschen Altar, kommen Väter, Kinder und Mütter und singen dir Lieder! KINDER Wir bringen dir die Lilie, den zarten Stab, den die Hände der Engel zum Himmel trugen, der den glänzenden Mantel und das Gewand der Madonna schmückt und ihren heiligen Schleier. MÄNNER und FRAUEN Während sich das heitere Lied in die Lüfte aufschwingt, erklingt die flinke Mandoline und begleitet den Gesang. MATROSEN (bieten Desdemona Schnüre von Perlen und Korallen) Für dich diese Korallen und Perlen, aus dem Schlund des Meeres gepflückt! Wir wollen Desdemona mit unseren Gaben schmücken wie ein Heiligenbild! KINDER, FRAUEN Während sich das heitere Lied, usw. FRAUEN (Zweige und Blumen streuend) Für dich die Ernte der Blumen, aus unseren Schürzen streuen wir sie auf den Boden, in Blütenschauern streuen wir sie auf den Boden! Der Frühling umglänzt die blonde Braut wie mit schimmerndemTau, der zur Sonne aufstrahlt! |
(Si vede ricomparire Desdemona nel giardino dalla vasta apertura del fondo: essa è circondata da donne dell’isola, da fanciulli, da marinai ciprioti e albanesi, che si avanzano e le offrono fiori e rami fioriti ed altri doni. Alcuni s’accompagnono cantando sulla ‘‘guzla’’, una specie di mandola, altri hanno delle piccole arpe ad armacollo.) GENTE INTORNO A DESDEMONA Dove guardi splendono raggi, avvampan cuori, dove passi scendono nuvole di fiori. Qui fra gigli e rose, come a un casto altare, padri, bimbi, spose vengono a cantar. FANCIULLI T’offriamo il giglio, soave stel, che in man degli angeli fu assunto in ciel, che abbella il fulgido manto e la gonna della Madonna e il santo vel. UOMINI E DONNE Mentre all’aura vola, vola lieta la canzon, (rip.) l’agile mandòla (rip.) ne accompagna il suon. (rip.) MARINAI (offrendo a Desdemona dei monili di corallo e di perle) A te le porpore, le perle e gli ostri nella voragine còlti del mar. Vogliam Desdemona coi doni nostri come un’immagine sacra adornar. (rip.) FANCIULLI, DONNE Mentre all’aura vola, ecc. DONNE (spargendo fronde e fiori) A te, a te la florida messe dai grembi spargiam, spargiam, al suolo, a nembi, a nembi spargiamo al suol. L’april circonda la sposa bionda d’un’etra rorida che vibra, che vibra al Sol. |
KINDER, MÄNNER Während sich das heitre Lied, usw. ALLE Wohin du blickst, erglänzt ein Licht, erglühen Herzen; wo du schreitest, regnet Blütenpracht hernieder! Hier unter Lilien und Rosen, wie zu einem keuschen Altar, kommen Väter, Kinder und Mütter und singen dir Lieder! DESDEMONA Der Himmel erglänzt, es tanzt der Zephyr, die Blüten duften... OTHELLO (innig bewegt) Dieser Gesang bezwingt mich! DESDEMONA ... Freude, Liebe und Hoffnung erklingen in meinem Herzen! JAGO (für sich) Schönheit und Liebe in süßer Harmonie!... KINDER, MÄNNER und FRAUEN Lebe glücklich!... OTHELLO Wenn sie mich betrügt... DESDEMONA Freude und Liebe klingen in meinem Herz! OTHELLO ... dann verhöhnt der Himmel sich selbst! JAGO ... Eure zarten Saiten will ich zerbrechen! KINDER, MÄNNER und FRAUEN ... Lebe glücklich! Leb wohl! Hier herrsche die Liebe! OTHELLO Dieser Gesang bezwingt mich! JAGO (gedämpft) Eure zarten Saiten will ich zerbrechen! |
FANCIULLI, UOMINI Mentre all’aura vola, ecc. TUTTI Dove guardi splendono raggi, avvampan cuori, dove passi, scendono nuvole di fiori. Qui fra gigli e rose come a un casto altare, padri, bimbi, spose, vengono a cantar. DESDEMONA Splende il cielo, danza l’aura, olezza il fior... OTELLO (soavemente commosso) Quel canto mi conquide! DESDEMONA ... Gioia, amor, speranza canton nel mio cuor. JAGO (a parte) Beltà ed amor in dolce inno concordi!... FANCIULLI, UOMINI E DONNE Vivi felice!... OTELLO S’ella m’inganna... DESDEMONA Gioia, amor, canton nel mio cor! OTELLO ... il ciel se stesso irride! JAGO ... I vostri infrangerò soavi accordi! FANCIULLI, UOMINI E DONNE ... Vivi felice! addio! Qui regna Amor! OTELLO Quel canto mi conquide. JAGO (sommessamente) I vostri infrangerò soavi accordi! |
(Desdemona küsst einige der Kinder aufs Haupt; mehrere Frauen küssen den Saum ihres Gewandes. Sie gibt den Matrosen eine Börse, dann entfernt sich die Menge. Desdemona kommt in den Saal, gefolgt von Emilia, und geht auf Othello zu.) DESDEMONA (zu Othello) Für einen Mann, der unter deinem Zorn leidet, möchte ich bei dir bitten. OTHELLO Wer ist es? DESDEMONA Cassio. OTHELLO War er es, der mit dir dort unter den Bäumen sprach? DESDEMONA Er war’s, und sein Kummer, der mich bewegt hat, ist so aufrichtig, dass er der Gnade würdig ist. Ich will für ihn sprechen, dich seinetwegen bitten. Verzeih ihm. OTHELLO Jetzt nicht. DESDEMONA Versag es mir nicht! Verzeih ihm! OTHELLO Jetzt nicht! DESDEMONA Warum dieser herbe Ton in deiner Stimme? Welcher Kummer bedrückt dich? OTHELLO Mir brennen die Schläfen. DESDEMONA (zieht ihr Taschentuch hervor, um damit Othello die Stirn zu verbinden) Das lästige Fieber wird vergehen, wenn ich mit diesem weichen Tuch das Haupt umbinde. |
(Desdemona bacia la testa d’alcuni tra i fanciulli, e alcune donne le baciono il lembo della veste, ed essa porge una borsa ai marinai, la gente s’allontana. Desdemona, seguita poi da Emilia, entra nella sala e s’avanza verso Otello.) DESDEMONA (a Otello) D’un uom che geme sotto il tuo disdegno la preghiera ti porto. OTELLO Chi è costui? DESDEMONA Cassio. OTELLO Era lui che ti parlava sotto quelle fronde? DESDEMONA Lui stesso, e il suo dolor che in me’s infonde tant’è verace che di grazia è degno. Intercedo per lui, per lui ti prego. Tu gli perdona. OTELLO Non ora. DESDEMONA Non oppormi il tuo diniego. Gli perdona. OTELLO Non ora! DESDEMONA Perchè torbida suona la voce tua? qual pena t’addolora? OTELLO M’ardon le tempie. DESDEMONA (spiegando il suo fazzoletto come per fasciare la fronte di Otello) Quell’ardor molesto svanirà, se con questo morbido lino la mia man ti fascia. |
OTHELLO (wirft das Taschentuch zu Boden) Dessen bedarf ich nicht! DESDEMONA Du bist gereizt, mein Gatte. OTHELLO Lass mich! Lass mich! (Emilia hebt das Taschentuch vom Boden auf.) DESDEMONA Wenn ich mich unwissentlich, gegen dich, mein Gatte, vergangen habe, dann sag mir jetzt ein süßes, freundliches Wort der Vergebung. OTHELLO (für sich) Vielleicht, weil ich die feinen Liebeskünste nicht beherrsche?... DESDEMONA Ich bin deine Gattin, demütig und sanft, doch du stehst und seufzst, die Augen starr zu Boden gesenkt! Schau mir in die Augen und sieh, wie sie von Liebe sprechen! Komm, lass mich dein Herz erheitern... OTHELLO ... Vielleicht, weil sich meine Jahre schon talwärts neigen? Vielleicht, weil mein Gesicht von so düsterer Farbe ist? Und wohl, weil ich die feinen Liebeskünste nicht beherrsche, weil sich meine Jahre schon talwärts neigen, weil mein Gesicht von so düsterer Farbe ist?... JAGO (zu Emilia leise) Gib mir das Tuch, das du aufgehoben hast! EMILIA (zu Jago) Was planst du Arges? Ich lese es in deinem Gesicht! |
OTELLO (getta il fazzoletto a terra) Non ho d’uopo di ciò. DESDEMONA Tu sei crucciato, signor. OTELLO Mi lascia! mi lascia! (Emilia raccoglie il fazzoletto dal suolo.) DESDEMONA Se inconscia, contro te, sposo, ho peccato, dammi la dolce lieta parola del perdono. OTELLO (a parte) Forse perché gl’inganni d’arguto amor non tendo... DESDEMONA La tua fanciulla io sono, umile e mansueta; ma il labbro tuo sospira, hai l’occhio fiso al suol. Guardami in volto e mira come favella amor! Vien ch’io t’allieti il core... OTELLO ...forse perchè discendo nella valle degli anni, forse perchè ho sul viso quest’atro tenebror, dunque perchè gli inganni d’arguto amor non tendo, forse perchè discendo nella valle degli anni, forse perchè ho sul viso quest’atro tenebror,... JAGO (ad Emilia, sottovoce) Quel vel mi porgi ch’or hai raccolto! EMILIA (a Jago) Qual frode scorgi? Ti leggo in volto. |
JAGO Du widersetzt dich umsonst, wenn ich befehle. EMILIA Dein böser Neid ist mir bekannt. JAGO Törichter Verdacht! EMILIA Ein treuer Hüter ist meine Hand! JAGO Gib mir das Tuch! Gib mir das Tuch! EMILIA Ein treuer Hüter ist meine Hand! JAGO (packt Emilia heftig am Arm) Mir juckt im Zorn die Hand nach dir! EMILIA Ich bin deine Frau, nicht deine Sklavin! JAGO Die niedrige Sklavin Jagos bist du! EMILIA Im Herzen ahne ich kommendes Unheil! JAGO Fürchtest du mich nicht? EMILIA Grausamer Mann! JAGO Her! EMILIA Was willst du? |
JAGO T’opponi a vôto quand’io comando! EMILIA Il tuo nefando livor m’è noto. JAGO Sospetto insano. EMILIA Guardia fedel è questa mano... JAGO Dammi quel vel! Dammi quel vel! EMILIA ... guardia fedel è questa mano! JAGO (afferrando violentemente il braccio di Emilia) Su te l’irosa mia man s’aggrava! EMILIA Son la tua sposa, non la tua schiava! JAGO La schiava impura tu sei di Jago! EMILIA Ho il cor presago d’una sventura. JAGO Nè mi paventi? EMILIA Uomo crudel! JAGO A me... EMILIA Che tenti? |
JAGO Her mit dem Tuch! EMILIA Grausamer Mann! (Mit einem raschen Griff hat Jago Emilia das Taschentuch entrissen.) DESDEMONA ... lass mich deinen Schmerz lindern! EMILIA Deine böse, feige Hand hat triumphiert! OTHELLO ... Sie ist verloren, ich bin verhöhnt... DESDEMONA Schau mir in die Augen und sieh, sieh, wie sie von Liebe sprechen! OTHELLO ... mein Herz ist gebrochen, und in Schmutz gezogen seh ich meinen goldenen Traum! EMILIA Gott möge uns immer vor Gefahren schützen! JAGO Schon halte ich die Fäden in der Hand, und jetzt kann Jago das Netz spinnen! EMILIA Deine böse, feige Hand hat triumphiert! OTHELLO Sie ist verloren, ich bin verhöhnt... DESDEMONA Schau mir in die Augen und sieh, wie sie von Liebe sprechen! usw. |
JAGO A me quel vel! EMILIA Uomo crudel! (Con un colpo di mano Jago ha carpito il fazzoletto ad Emilia.) DESDEMONA ...ch’io ti lenisca il duol! (rip.) EMILIA Vinser gli artigli truci e codardi. OTELLO ... ella è perduta e irriso io sono... DESDEMONA Guardami in volto e mira, mira come favella amor! OTELLO ... e il core infrango e ruinar nel fango vedo il mio sogno d’or! EMILIA Do io dai perigli sempre ci guardi! (rip.) JAGO Già la mia brama conquido, ed ora su questa trama Jago lavora! EMILIA Vinser gli artigli truci e codardi! OTELLO Ella è perduta e irriso io sono... DESDEMONA Guardami in volto, mira come favella amor, ecc. |
OTHELLO ... mein Herz ist gebrochen, usw. EMILIA Gott möge uns immer, usw. JAGO Schon halte ich, usw. DESDEMONA Sag mir ein süßes, freundliches Wort der Vergebung! OTHELLO Geht! Ich will allein sein! JAGO (leise zu der abgehenden Emilia) Du schweigst, verstehst du? (Desdemona und Emilia ab. Jago gibt vor, durch die Tür im Hintergrund abgehen zu wollen, bleibt aber davor stehen.) OTHELLO (sinkt erschöpft auf einen Stuhl) Desdemona falsch!... JAGO (im Hintergrund, betrachtet verstohlen das Taschentuch, dann steckt er es vorsichtig in sein Wams) Mit diesen Fäden web ich den Beweis der sündigen Liebe. In Cassios Wohnung will ich es lassen. OTHELLO ... Abscheulicher Gedanke! JAGO (betrachtet Othello) Mein Gift wirkt schon. OTHELLO ... Falsch gegen mich! Gegen mich! JAGO Quäl dich und wüte! OTHELLO ... Abscheulich! Abscheulich! JAGO (hat sich dicht hinter Othello aufgestellt, treuherzig) Denkt nicht mehr daran. |
OTELLO ... e il core infrango, ecc. EMILIA Dio dai perigli, ecc. JAGO Già la mia brama, ecc. DESDEMONA Dammi la dolce e lieta parola del perdon! OTELLO Escite! Solo vo’restar. JAGO (sottovoce ad Emilia che sta per uscire) Ti giova tacer. Intendi? (Desdemona ed Emilia escono. Jago finge d’escire dalla porta in fondo, ma giuntovi s’arresta.) OTELLO (accasciato su d’un sedile) Desdemona rea!... JAGO (nel fondo guardando di nascosto il fazzoletto, poi riponendolo con cura nel giustacuore) Con questi fili tramerò la prova del peccato d’amor. Nella dimora di Cassio ciò s’asconda. OTELLO ... Atroce idea! JAGO (fissando Otello) Il mio velen lavora. OTELLO ... Rea contro me! contro me! JAGO Soffri e ruggi! OTELLO Atroce! atroce! JAGO (dopo essersi portato accanto ad Otello, bonariamente) Non pensateci più. |
OTHELLO (auffahrend) Du! Zurück! Flieh! Du hast mich ans Kreuz geschlagen! Weh mir! Grässlicher als die grässlichste Schmach ist der Verdacht auf Schmach! Von den geheimen Stunden ihrer Wollust (die mir geraubt worden!) bewegte mein Herz denn eine Ahnung? Ich war kühn, heiter – wusste noch von nichts! Ich spürte nicht auf ihrem himmlischen Leib der mich so berauscht, auf ihren lügnerischen Lippen die glühenden Küsse Cassios! Und nun? Und nun – Nun und auf immer, fahrt wohl, heilige Erinnerungen; fahrt wohl, erhabene Flüge des Geistes! Fahrt wohl, glänzende Heere; fahrt wohl, ihr Siege, fliegende Speere und fliegende Rösser! Fahrt wohl, siegreiches und frommes Banner, schmetternde Reveillen im Morgengrauen! Getöse und Gesänge der Schlacht, fahrt wohl: Mit dem Ruhm Othellos ist es vorbei! JAGO Ruhig, gnädiger Herr! OTHELLO Unglücklicher! Bring mir einen sicheren Beweis, dass Desdemona untreu ist! Weich mir nicht aus! Es nützt dir nichts mehr! Ich will einen sicheren, sichtbaren Beweis! Sonst entzünde und entlade sich auf dein Haupt der Blitz des schrecklichen Zorns, der in mir erwacht! (Packt Jago an der Gurgel und wirft ihn zu Boden.) JAGO Gütiger Herrgott, steh mir bei! (erhebt sich) Der Himmel beschütze Euch! Ich bin nicht länger Euer Fähnrich. Die ganze Welt sei mein Zeuge, dass Ehrlichkeit Gefahr bringt! (will abgehen) |
OTELLO (balzando) Tu?! Indietro! fuggi! M’hai legato alla croce! Ahimè!... Più orrendo d’ogni orrenda ingiuria dell’ingiuria è il sospetto. Nell’ore arcane della sua lussuria (e a me furate!) m’agitava il petto forse un presagio? Ero baldo, giulivo... Nulla sapevo ancor; io non sentivo sul suo corpo divin che m’innamora e sui labbri mendaci gli ardenti baci di Cassio! Ed ora!... ed ora... Ora e per sempre addio, sante memorie, addio sublimi incanti del pensier! Addio schiere fulgenti, addio vittorie, dardi volanti e volanti corsier! Addio, addio vessillo trionfale e pio! e diane squillanti in sul mattin! Clamori e canti di battaglia, addio! Della gloria d’Otello è questo il fin! JAGO Pace, signor. OTELLO Sciagurato! mi trova una prova secura che Desdemona è impura... Non sfuggir! non sfuggir! nulla ti giova! Vo’una secura, una visibil prova! O sulla tua testa s’accenda e precipiti il fulmine del mio spaventoso furor che si desta! (Afferra Jago alla gola e lo atterra.) JAGO Divina grazia difendimi! (alzandosi) Il cielo vi protegga! non son più vostro alfiere. Voglio che il mondo testimon mi sia che l’onestà è periglio. (Fa per andarsene.) |
OTHELLO Nein! Bleib! Du bist wohl ehrlich. JAGO (an der Tür, als ob er ginge) Mir erging es besser, wenn ich ein Betrüger wäre! OTHELLO Bei allen Göttern! Ich glaube, Desdemona ist treu – und glaube, dass sie es nicht ist! Du, glaube ich, bist ehrlich – und glaube, du bist treulos! Den Beweis will ich! Ich will Gewissheit! JAGO (zu Othello zurückkehrend) Herr, bändigt die Erregung! Und welche Gewissheit braucht ihr? Vielleicht beide umschlungen sehen? OTHELLO Ha, Tod und Verdammnis! JAGO Das wär ein schwieriges Unternehmen! Und was für Gewissheit erhofft Ihr Euch, wenn das schmutzige Vergehen selbst immer Eurem Blick verborgen bleibt? Wenn aber Klugheit den Weg zur Wahrheit führt, nenn ich Euch eine triftige Vermutung, die Euch schnell Gewissheit bringen wird. Hört! (ganz nahe bei Othello) Es war Nacht, Cassio schlief, ich stand neben ihm. Mit abgebrochenen Worten verriet er seine süße Bezauberung. Die Lippen langsam, langsam bewegend, gab er sich einem glühenden Traum hin, dann sprach er mit leiser Stimme: „Süße Desdemona! Unsere Liebe sei heimlich! Seien wir wachsam! Die Seligkeit des Himmels überläuft mich!“ Er hing dem süßen Alpweier nach, in sorgenvoller Wonne schien er seiner Sinne Wahnbild zu küssen – Darauf sprach er: „Dem bösen Schicksal fluch ich, |
OTELLO No... rimani. Forse onesto tu sei. JAGO (sulla soglia fingendo d’andarsene) Meglio varrebbe ch’io fossi un ciurmador. OTELLO Per l’universo! Credo leale Desdemona e credo che non lo sia; te credo onesto e credo disleale... La prova io voglio! voglio la certezza!! JAGO (ritornando verso Otello) Signor, frenate l’ansie. E qual certezza v’abbisogna? Avvinti vederli forse? OTELLO Ah! Morte e dannazione!! JAGO Ardua impresa sarebbe; e qual certezza sognate voi se quell’immondo fatto sempre vi sfuggirà? Ma pur se guida è la ragione al vero, una sì forte congettura riserbo che per poco alla certezza vi conduce. Udite. (avvicinandosi molto ad Otello) Era la notte, Cassio dormia, gli stavo accanto. Con interrotte voci tradia l’intimo incanto. Le labbra lente, lente movea, nell’abbandono del sogno ardente; e allor dicea, con flebil suono: “Desdemona soave! Il nostro amor s’asconda. Cauti vegliamo! l’estasi del ciel tutto m’innonda!” Seguia più vago l’incubo blando; con molle angoscia, l’interna imago quasi baciando, ei disse poscia: “Il rio destino impreco |
das dich dem Mohren gab!“ Dann wich der Traum dem blinden Schlaf. OTHELLO O ungeheure Schuld! JAGO Ich erzählte nur einen Traum. OTHELLO Einen Traum, der eine Tatsache enthüllt! JAGO Einen Traum, der vielleicht Beweiskraft gibt für ein anderes Indiz. OTHELLO Welches? JAGO Saht Ihr manchmal in den Händen Desdemonas ein Tuch, bestickt mit Blumen und zarter als ein Schleier? OTHELLO Das ist das Taschentuch, das ich ihr gab, das erste Liebespfand. JAGO Dieses Taschentuch, gestern – dessen bin ich sicher – sah ich es in den Händen Cassios. OTHELLO Ha! Hätte Gott ihm tausend Leben gegeben! Das eine ist zu arm für meine Wut! Jago, mein Herz ist kalt wie Eis! Fort mit der Larve des Mitgefühls! All meine eitle Liebe blas ich in die Luft! Schau mich an: Hin ist sie! In ihren Schlangenarmen hält mich die Hydra umfangen! Ha, Blut, Blut, Blut! (kniet nieder) Ja, ich schwör beim marmornen Himmel! Bei den gewundenen Blitzen! Beim Tod und beim dunklen, verschlingenden Meer! Wut und furchtbarer Ingrimm beflügle den Donnerschlag |
che al Moro ti donò.” E allora il sogno in cieco letargo si mutò. OTELLO Oh! mostruosa colpa! JAGO Io non narrai che un sogno. OTELLO Un sogno che rivela un fatto. JAGO Un sogno che può dar forma di prova ad altro indizio. OTELLO E qual? JAGO Talor vedeste in mano di Desdemona, un tessuto trapunto a fior e più sottil d’un velo? OTELLO È il fazzoletto ch’io le diedi, pegno primo d’amor. JAGO Quel fazzoletto ieri – certo ne son – lo vidi in man di Cassio. OTELLO Ah! – mille vite gli donasse Iddio! Una è povera preda al furor mio!! Jago, ho il cor di gelo. Lungi da me le pietose larve. Tutto il mio vano amor esalo al cielo. Guardami... ei sparve! Nelle sue spire d’angue l’idra m’avvince! Ah! sangue! sangue! sangue! (S’inginocchia.) Sì, pel ciel marmoreo giuro! Per le attorte folgori! Per la Morte e per l’oscuro mar sterminator! D’ira e d’impeto tremendo presto fia che sfolgori |
(hebt die Hände zum Himmel) der Hand, die ich jetzt ausstrecke! (Will sich erheben; Jago drückt ihn wieder auf die Knie.) JAGO (kniet ebenfalls nieder) Erhebt Euch noch nicht! Zeuge sei die Sonne, die ich sehe, die mir strahlt und belebt die weite Erde und das große Weltall der ganzen Schöpfung, dass ich Othello glühend weihe mein Herz, meinen Arm und meine Seele, selbst wenn zu einer blutigen Tat seine Wille sich stählt! OTHELLO, JAGO (die Hände zum Schwur erhebend) Ja, ich schwör beim marmornen Himmel! Bei den gewundenen Blitzen, usw. Gott der Rache! |
(levando le mani al cielo) questa man ch’io levo e stendo! (Fa per alzarsi; Jago lo trattiene inginocchiato.) JAGO (inginocchiandosi anch’esso) Non v’alzate ancor! Testimon è il Sol ch’io miro, che m’irradia e innanima l’ampia terra e il vasto spiro del Creato inter, che ad Otello io sacro ardenti, core, braccio ed anima s’anco ad opere cruenti s’armi il suo voler! OTELLO, JAGO (alzando le mani al cielo come chi giura) Sì, pel ciel marmoreo giuro! Per le attorte folgori, ecc. Dio vendicator! |
Der große Saal der Festung. Rechts ein breiter Säulengang, der mit einem kleinen Saal verbunden ist. Im Hintergrund eine Terrasse. HEROLD (aus dem Säulengang zu Othello, der sich mit Jago im Saal aufhält) Die Hafenwache meldet das Schiff aus Venedig, das die Gesandten nach Zypern bringt. OTHELLO Es ist gut. (Gibt dem Herold einen Wink, sich zu entfernen; der Herold ab.) (zu Jago) Sprich weiter. JAGO Ich bring Cassio hierher, und mit schlauen Fragen verleit ich ihn zum Schwatzen. (Zeigt auf eine Mische in der Terrasse.) Ihr verbergt Euch dort, ergründet sein Verhalten, seine Worte, Mienen und Gesten. |
La gran sala del castello. A destra un vasto peristilio a colonne. Questo peristilio è annesso ad una sala di minori proporzioni. Nel fondo c’è un verone. ARALDO (dal peristilio, a Otello che sarà con Jago nella sala) La vedetta del porto ha segnalato la veneta galea che a Cipro adduce gli ambasciatori. OTELLO Bene sta. (Fa cenno all’Araldo di allontanarsi. Araldo esce.) (a Jago) Continua. JAGO Qui trarrò Cassio, e con astute inchieste lo adescherò a ciarlar. (indicando il vano del verone) Voi là nascosto scrutate i modi suoi, le sue parole, i lazzi, i gesti. |
Seid geduldig, sonst entgeht Euch der Beweis. Da kommt Desdemona. Ihr müsst Euch verstellen ich gehe. (wendet sich zum Gehen, macht dann kehrt und geht zu Othello zurück, um ihm ein letztes Wort zu sagen) Das Taschentuch... OTHELLO Geh! Wie gerne hätte ich es vergessen. (Jago ab. Desdemona tritt durch die linke Tür auf.) DESDEMONA (noch auf der Schwelle) Gott geb dir Freude, mein Gatte, Gebieter meiner Seele! OTHELLO (geht Desdemona entgegen und nimmt sie bei der Hand) Dank, Madonna – reicht mir Eure elfenbeinerne Hand. Ein warmer Tau benetzt ihre sanfte Schönheit. DESDEMONA Sie trägt noch nicht die Spuren des Grams und des Alters. OTHELLO Und doch wohnt in ihr der feine Dämon der Versuchung, der sich im schönen Elfenbein dieser kleinen Hand verbirgt. Geschmeidig schickt er sich zum Beten und zum frommen Eifer... DESDEMONA Und doch hab ich mit dieser Hand Euch mein Herz geschenkt. Aber wir müssen nochmals über Cassio sprechen. OTHELLO Schon wieder befällt mich meine Schwäche. Bind mir die Stirn. DESDEMONA (zieht ein Taschentuch hervor) Nimm. OTHELLO Nein! Ich will das Taschentuch, das ich dir schenkte. |
Paziente siate, o la prova vi sfugge. Ecco Desdemona. Finger conviene... io vado. (S’allontana come per escire, poi s’arresta e si riavvicina ad Otello per dirgli l’ultima parola.) Il fazzoletto... OTELLO Va! volontieri obliato l’avrei. (Jago esce. Desdemona entra dalla porta di sinistra.) DESDEMONA (ancora presso alla soglia) Dio ti giocondi, o sposo dell’alma mia sovrano! OTELLO (andando incontro a Desdemona e prendendole la mano) Grazie, madonna. Datemi la vostra eburnea mano. Caldo mador ne irrora la morbida beltà. DESDEMONA Essa ancor l’orme ignora del duolo e dell’età. OTELLO Eppur qui annida il demone gentil di mal consiglio, che il vago avorio allumina del piccioletto artiglio. Mollemente alla prece s’atteggia e al pio fervore... DESDEMONA Eppur con questa mano io v’ho donato il core. Ma riparlar ti debbo di Cassio. OTELLO Ancor l’ambascia del mio morbo m’assale; tu la fronte mi fascia. DESDEMONA (sciogliendo un fazzoletto) A te. OTELLO No! il fazzoletto voglio ch’io ti donai. |
DESDEMONA Ich hab’s nicht bei mir. OTHELLO Desdemona, wehe, wenn du es verlierst! Wehe! Eine mächtige Zauberin wob dies wundersame Gespinst: In ihm wohnt der starke Zauber eines Talismans. Hüte dich! Es zu verlieren oder zu verschenken bringt Unheil! DESDEMONA Sprichst du die Wahrheit? OTHELLO Ich sprech die Wahrheit. DESDEMONA Du machst mir Angst! OTHELLO Wie, hast du es verloren? DESDEMONA Nein! OTHELLO Hol es her! DESDEMONA Später hol’ ich es. OTHELLO Nein, sogleich! DESDEMONA Du machst dir einen Scherz mit mir. So lenkst du von Cassios Sache ab; das ist ein Kunstgriff deiner List. OTHELLO Beim Himmel, in meiner Seele tagt es! Das Taschentuch – DESDEMONA Cassio ist dein teurer Freund. OTHELLO Das Taschentuch! |
DESDEMONA Non l’ho meco. OTELLO Desdemona, guai se lo perdi! Guai! Una possente maga ne ordìa Io stame arcano: ivi è riposta l’alta malìa d’un talismano. Bada! smarrirlo, oppur donarlo è ria sventura! DESDEMONA Il vero parli? OTELLO Il vero parlo. DESDEMONA Mi fai paura!... OTELLO Che!? l’hai perduto forse? DESDEMONA No... OTELLO Lo cerca. DESDEMONA Fra poco... lo cercherò... OTELLO No, tosto! DESDEMONA Tu di me ti fai gioco! Storni così l’inchiesta di Cassio; astuzia è questa del tuo pensier. OTELLO Pel cielo! l’anima mia si desta! Il fazzoletto... DESDEMONA È Cassio l’amico tuo diletto. OTELLO Il fazzoletto! |
DESDEMONA Du musst Cassio verzeihen... OTHELLO Das Taschentuch! DESDEMONA Großer Gott! In deiner, Stimme vernehm ich eine Drohung! OTHELLO Heb deine Augen! DESDEMONA Abscheulicher Gedanke! OTHELLO (fasst sie mit Gewalt unterm Kinn und an der Schulter und zwingt sie, ihn anzusehen) Schau mir ins Gesicht! Sag mir, wer du bist! DESDEMONA Die treue Gattin Othellos! OTHELLO Schwör! Schwör und verdamm dich selbst! DESDEMONA Othello hält mich doch für treu? OTHELLO Für unkeusch halt ich dich! DESDEMONA Gott steh mir bei! OTHELLO Stürz dich selbst ins Verderben: Sag, dass du keusch bist! DESDEMONA (ihn fest anblickend) Keusch – ich bin es! OTHELLO Schwör und verdamm dich selbst! DESDEMONA Starr vor Entsetzen sehe ich in deine furchtbaren Augen! Aus dir spricht eine Furie, |
DESDEMONA A Cassio, a Cassio perdona... OTELLO Il fazzoletto! DESDEMONA Gran Dio! nella tua voce v’è un grido di minaccia! OTELLO Alza quegl’occhi! DESDEMONA Atroce idea! OTELLO (prendendola a forza sotto il mento e per le spalle e obbligandola a guardarlo) Guardami in faccia! Dimmi che sei! DESDEMONA La sposa fedel d’Otello. OTELLO Giura! giura e ti danna... DESDEMONA Otello fedel mi crede. OTELLO Impura ti credo. DESDEMONA Iddio m’aiuti! OTELLO Corri alla tua condanna, di’ che sei casta. DESDEMONA (fissandolo) Casta, lo son! OTELLO Giura e ti danna! DESDEMONA Esterrefatta fisso lo sguardo tuo tremendo, in te parla una Furia |
ich höre aber begreife nicht. Sieh mich an! Meinen Blick und meine Seele enthüll ich dir; mein gebrochenes Herz, erforsch es! Ich bete zum Himmel für dich mit diesen Tränen, für dich mit diesen heißen Zähren benetz ich den Boden! Sieh, die ersten Tränen, die mir der Gram entlockt! Die ersten Tränen! OTHELLO Wenn jetzt dein Dämon dich erblickte, er hielte dich für einen Engel und würde dich nicht fassen! DESDEMONA Der ewige Gott sieht meine Treue! OTHELLO Nein! Die sieht die Hölle! DESDEMONA Deine Gerechtigkeit erfleh ich, mein Gemahl! OTHELLO Ah, Desdemona, lass mich! Lass mich! Lass mich! DESDEMONA Auch du weinst? Und seufzend bändigst du die Marter in deinem Herzen? Und ich bin ohne Schuld die Ursache für soviel Tränen! Was ist denn mein Vergehen? OTHELLO Du fragst noch? Das schwärzeste Verbrechen, auf deiner lilienweißen Stirn steht es geschrieben! DESDEMONA Weh mir! OTHELLO Wie? Bist du nicht eine gemeine Dirne? DESDEMONA Himmel! |
la sento e non l’intendo. Mi guarda! il volto e l’anima ti svelo; il core infranto mi scruta... io prego il cielo per te con questo pianto; per te con queste stille cocenti aspergo il suol. Guarda le prime lagrime (rip.) che da me spreme il duol. Le prime lagrime! OTELLO S’or ti scorge il tuo demone, un angelo ti crede e non t’afferra. DESDEMONA Vede l’Eterno la mia fede! OTELLO No! la vede l’inferno! DESDEMONA La tua giustizia impetro, sposo mio! OTELLO Ah! Desdemona! Indietro! indietro! indietro! DESDEMONA Tu pur piangi?! e gemendo freni del cor lo schianto! E son io l’innocente cagion di tanto pianto! Qual è il mio fallo? OTELLO E il chiedi? Il più nero delitto sovra il candido giglio della tua fronte è scritto. DESDEMONA Ahimè! OTELLO Che? non sei forse una vil cortigiana? DESDEMONA Ciel! |
Nein! Nein! Beim heiligen Sakrament der Taufe! OTHELLO Wie? DESDEMONA Ah! Ich bin nicht, was dieses abscheuliche Wort besagt! (Othellos Stimmung geht von Zorn zu fürchterlicher Ironie über; er nimmt Desdemona bei der Hand und geleitet sie zu der Tür, durch die sie eintrat.) OTHELLO Reicht mir noch einmal Eure elfenbeinerne Hand: Ich will Euch Abbitte tun. Ich hielt Euch für – verzeiht, wenn mein Gedanke arg ist – für jene gemeine Dirne, die Othellos Gattin ist. (Mit einer Armbewegung, doch ohne die Beherrschung zu verlieren, nötigt er Desdemona fortzugehen, dann kehrt er mit dem Ausdruck tiefster Niedergeschlagenheit in die Mitte der Bühne zurück.) Gott! Hättest du auf mich gehäuft alle Qualen des Elends, der Schande, ließest von meinen stolzen Siegeszeichen nichts als Trümmer, nichts als Lüge: Ich hätte es getragen, das grausame Kreuz der Sorgen und der Schmach, in geduldiger Demut, und mich ergeben in den Willen des Himmels! Doch, o Kummer, o Schmerz! man raubte mir das Wahnbild, an dem ich so gern meine Seele erquickte! Erloschen ist die Sonne, das Lächeln, das Licht, das mich belebte, das mich selig machte! Erloschen ist die Sonne, usw. Selbst du, Güte, sanfter, unsterblicher Engel mit dem rosigen Lächeln, du verbirgst dein heiliges Gesicht hinter der grässlichen Larve der Hölle! Ah, Verdammnis! Erst soll sie die Tat bekennen, und dann stirbt sie! Bekennen! Bekennen! (Jago tritt auf.) |
No.... no... pel battesimo della fede cristiana! OTELLO Che? DESDEMONA Ah! non son ciò che esprime quelle parola orrenda! (Mutando d’un tratto l’ira nella più terribile calma dell’ironia, Otello prende Desdemona per mano e la conduce alla porta d’onde entrò.) OTELLO Datemi ancor l’eburnea mano, vo’ fare ammenda. Vi credea (perdonate se il mio pensiero è fello) quella vil cortigian che è la sposa d’Otello. (Otello sforza con un’inflessione del braccio, ma senza scomporsi, Desdemona ad escire. Poi ritorna verso il centro della sala nel massimo grado dell’abbattimento.) Dio! mi potevi scagliar tutti i mali della miseria, della vergogna, far de’ miei baldi trofei trionfali una maceria, una menzogna... e avrei portato la croce crudel d’angoscie e d’onte con calma fronte e rassegnato al volere del ciel. Ma, – o pianto, o duol! – m’han rapito il miraggio dov’io, giulivo, l’anima acqueto. Spento è quel sol, quel sorriso, quel raggio che mi fa vivo, che mi fa lieto! Spento è quel sol, ecc. Tu alfin, Clemenza, pio genio immortal dal roseo riso, copri il tuo viso santo coll’orrida larva infernal! Ah! Dannazione! Pria confessi il delitto e poscia muoia! Confession! Confession! (Entra Jago.) |
Den Beweis! JAGO (zeigt auf den Eingang) Cassio ist hier! OTHELLO Hier? Himmel! O Freude! (schaudernd) O Grauen! Furchtbare Marter! JAGO Fass dich! (Führt Othello schnell nach links in den Hintergrund zur Nische in der Terrasse.) Verbirg dich! (Nachdem er Othello auf der Terrasse versteckt hat, läuft er zu dem Säulengang, wo er auf den eben eintretenden Cassio trifft.) (zu Cassio) Komm, die Halle ist leer. Nur herein, Herr Hauptmann! CASSIO Dieser Ehrenname klingt mir hohl. JAGO Nur Mut! Deine Sache ist in guten Händen; der Sieg ist dir sicher. CASSIO Ich glaubte, hier Desdemona zu finden. OTHELLO (aus seinem Versteck) Er nannte ihren Namen! CASSIO Ich möchte noch einmal mit ihr sprechen, um zu erfahren, ob meine Begnadigung erfolgt ist. JAGO Erwarte sie; (führt Cassio an die vorderste Säule des Säulengangs) und in der Zwischenzeit, da du nicht müde wirst, heitere Geschichten zu erzählen, sprich mir von der, in die du verliebt bist! CASSIO Von wem? |
La prova!... JAGO (indicando l’ingresso) Cassio è là! OTELLO Là? Cielo! O gioia! (con raccapriccio) Orror! Supplizi immondi! JAGO Ti frena! (conduce rapidamente Otello nel fondo a sinistra dove c’è il vano del verone) Ti nascondi. (Jago, appena condotto Otello al verone, corre verso il fondo del peristilio. Incontra Cassio che esita ad entrare.) (a Cassio) Vieni; l’aula è deserta. T’inoltra, o Capitano. CASSIO Questo nome d’onor suona ancor vano per me. JAGO Fa cor, la tua causa è in tal mano che la vittoria è certa. CASSIO Io qui credea di ritrovar Desdemona. OTELLO (nascosto) Ei la nomò. CASSIO Vorrei parlarle ancora, per saper se la mia grazia è profferta. JAGO L’attendi; (conducendo Cassio alla prima colonna del peristilio) e intanto, giacchè non si stanca mai la tua lingua nelle fole gaie, narrami un po’ di lei che t’innamora. CASSIO Di chi? |
JAGO Von Bianca! OTHELLO (für sich) Er lächelt! CASSIO Unsinn! JAGO Ihre schönen Augen haben dich bezwungen! CASSIO Du machst mich lachen! JAGO Wer lacht, der siegt! CASSIO (lachend) Bei Kämpfen dieser Art siegt wohl, wer lacht! Haha! JAGO (lachend) Haha! OTHELLO (auf er Terrasse) Der Schurke spottet, sein Hohn tötet mich! Gott, zähme die Qual in meinem Herzen! CASSIO Ich habe die Küsse und die Klagen schon satt! JAGO Du machst mich lachen! CASSIO Liebe ist vergänglich! JAGO Dir steht der Sinn nach einer anderen Schönen! Hab ich’s getroffen? CASSIO Haha! JAGO Haha! |
JAGO Di Bianca. OTELLO (a parte) Sorride! CASSIO Baie! JAGO Essa t’avvince coi vaghi rai. CASSIO Rider mi fai. JAGO Ride chi vince. CASSIO (ridendo) In tai disfide per verità vince chi ride. Ah! ah! JAGO (ridendo) Ah! ah! OTELLO (dal verone) L’empio m’irride, il suo scherno m’uccide. Dio, frena l’ansia che in core mi sta!... CASSIO Son già di baci sazio e di lai. JAGO Rider mi fai! CASSIO O amor’ fugaci! JAGO Vagheggi il regno d’altra beltà. Colgo nel segno? CASSIO Ah! ah! JAGO Ah! ah! |
OTHELLO (wie oben) Der Schurke spottet, sein Hohn tötet mich! Gott, zähme die Qual in meinem Herzen! CASSIO Du hast es getroffen, ja, ich geb’s zu. Hör zu! JAGO Sprich leise, ich höre. (führt Cassio weiter von Othello fort) CASSIO Jago, du kennst doch meine Wohnung – (Seine Worte verlieren sich.) OTHELLO (nähert sich vorsichtig, um besser zu verstehen) Jetzt erzählt er ihm, wie er es begann, den Ort und die Stunde! CASSIO ... von unbekannter Hand... (Seine Worte verlieren sich wieder.) OTHELLO Ich verstehe die Worte nicht! Ach! Ich will sie hören! Wohin bin ich gekommen! CASSIO ... ein besticktes Tuch. JAGO Wie seltsam! Wie seltsam! OTHELLO Jago gibt mir ein Zeichen, näher zu kommen. (kommt vorsichtig hervor und verbirgt sich hinter einer Säule) JAGO Von unbekannter Hand? Unsinn! CASSIO Wahrhaftig! (Jago bedeutet, leiser zu sprechen.) |
OTELLO (come prima) L’empio m’irride, il suo scherno m’uccide. Dio frena l’ansia che in core mi sta! CASSIO Nel segno hai colto. Sì, lo confesso. M’odi. JAGO Sommesso parla. T’ascolto. (Jago conduce Cassio in posto più longtano da Otello.) CASSIO Jago, t’è nota la mia dimora... (Le parole si perdono.) OTELLO (avvicinandosi un poco e cautamente per udir le parole) Or gli racconta il modo, il luogo e l’ora... CASSIO ... da mano ignota... (Le parole si perdono ancora.) OTELLO Le parole non odo... Lasso!... e udir le vorrei! Dove son giunto! CASSIO ... un vel trapunto. JAGO È strano! è strano! OTELLO D’avvicinarmi Jago mi fa cenno. (passa con cautela e si nasconde dietro le colonne) JAGO Da ignota mano? Baie! CASSIO Da senno. (Jago gli fa cenno di parlare ancora sottovoce.) |
Wie gern möchte ich wissen, wer es war! JAGO (schnell zu Othello hinüberblickend, für sich) Othello sieht uns. (zu Cassio) Hast du es bei dir? CASSIO (zieht Desdemonas Taschentuch aus seinem Wams hervor) Schau! JAGO (nimmt das Taschentuch) Wunderbar! (für sich) Othello horcht. Er nähert sich mit leisen Tritten. (zu Cassio, scherzend) Herr Kavalier, in Eurem Haus verlieren die Engel Heiligenschein und Schleier! (hält die Hände auf den Rücken, damit Othello das Tuch betrachten kann) OTHELLO (kommt, von der vordersten Säule verdeckt, hinter Jagos Rücken nahe an das Taschentuch heran) Das ist es! Das ist es! Tod und Vernichtung! JAGO (für sich) Othello horcht. OTHELLO Alles vorbei! Liebe und Leid! Nichts kann meine Seele mehr rühren! JAGO (zu Cassio, auf das Taschentuch zeigend) Das ist ein Netz, in dem dein Herz sich fängt, verwickelt und jammervoll umkommt! Du bewunderst es zu sehr, schaust es zu oft an, hüte dich vor eitlem und lügnerischem Wahn! Das ist ein Netz, usw. CASSIO (das Taschentuch betrachtend, das er Jago wieder abgenommen hat) Du schönes Wunder, Nadel und Faden |
Quanto mi tarda saper chi sia. JAGO (guardando rapidamente dalla parte d’Otello, fra sè) Otello spia. (a Cassio) L’hai teco? CASSIO (estrae dal giustacuore il fazzoletto di Desdemona) Guarda. JAGO (prendendo il fazzoletto) Qual meraviglia! (a parte) Otello origlia. Ei s’avvicina con mosse accorte. (a Cassio, scherzando) Bel cavaliere, nel vostro ostello perdono gli angeli l’aureola e il vel. (mettendo le mani dietro la schiena perchè Otello possa osservare il fazzoletto) OTELLO (avvicinandosi assai al fazzoletto dietro le spalle di Jago, e nascosto dalla prima colonna) È quello! è quello! Ruina e morte! JAGO (fra sè) Origlia Otello. OTELLO Tutto è spento! amore e duol. L’alma mia nessun più smuova. JAGO (a Cassio, indicando il fazzoletto) Questa è una ragna dove il tuo cuor casca, si lagna, s’impiglia e muor. Troppo l’ammiri, troppo la guardi, bada ai deliri vani e bugiardi. Questa è una ragna, ecc. CASSIO (guardando il fazzoletto che avrà ritolto a Jago) Miracolo vago dell’aspo e dell’ago |
haben dein Gewebe zu Lichtstrahlen gewirkt, du bist weißer und leichter als Schneeflocken, als Wolken, aus Himmelslüften gewebt! JAGO Das ist ein Netz, in dem dein Herz... ... sich fängt, verwickelt und jammervoll umkommt! CASSIO Du schönes Wunder... JAGO Das ist ein Netz, usw. OTHELLO (hinter der Säule verborgen, immer wieder auf das Taschentuch in Cassios Hand blickend) Verrat! Verrat! Verrat! Den Beweis, den furchtbaren Beweis zeigst du der Sonne! JAGO Du bewunderst es zu sehr, usw. Ah, hüte dich! Das ist ein Netz, usw. CASSIO ... du bist weißer und leichter usw. Du schönes Wunder... ... du schönes Wunder! OTHELLO Verrat... JAGO Du bewunderst es zu sehr! OTHELLO ... Verrat! (kehrt auf die Terrasse zurück) JAGO Hüte dich! Hüte dich! (Trompeten von ferne; andere, in der Festung, entgegnen. Ein Kanonenschuss.) |
che in raggi tramuta le fila d’un vel, più bianco, più lieve che fiocco di neve, che nube tessuta dall’aure dei ciel! JAGO Questa è una ragna dove il tuo cuor... ... casca, si lagna, s’impiglia e muor. CASSIO Miracolo vago... JAGO Questa è una ragna, ecc. OTELLO (nascosto dietro la colonna e guardando di tratto in tratto il fazzoletto nelle mani di Cassio) Tradimento, tradimento, tradimento, la tua prova, la tua prova spaventosa mostri al Sol! JAGO Troppo l’ammiri, ecc. Ah, bada, questa é una ragna, ecc. CASSIO ... più bianco, più lieve, ecc. Miracol, miracolo vago,... ... miracolo vago! OTELLO Tradimento! ... JAGO Troppo l’ammiri! OTELLO ... tradimento! (Ritorna nel vano del verone.) JAGO Bada! Bada! (Odonsi trombe ben lontane. Altre rispondono dal castello. Colpo di cannone.) |
Das ist das Zeichen, das die Ankunft der venezianischen Galeere verkündet. (Trompeten von anderen Seiten.) Hör! Alle Trompeten der Festung antworten! Wenn du hier nicht Othello begegnen willst, entferne dich! CASSIO Leb wohl! JAGO Geh! (Cassio verschwindet schnell im Hintergrund.) OTHELLO (kommt auf Jago zu) Wie soll ich sie töten? JAGO Saht Ihr wohl, wie er lachte? OTHELLO Ich sah es! JAGO Und das Taschentuch? OTHELLO Alles sah ich! STIMMEN VON FERNE Hurra! Zum Ufer! Zur Mole! OTHELLO Sie ist gerichtet! STIMMEN VON FERNE Hurra! OTHELLO Verschaff mir ein Gift für heute Nacht! JAGO Kein Gift!... STIMMEN VON FERNE Es lebe der Löwe von San Marco! |
Quest’è il segnale che annunzia l’approdo della trireme veneziana. (Trombe da altre parti.) Ascolta. Tutto il castello co’ suoi squilli risponde. Se qui non vuoi con Otello scontrarti, fuggi. CASSIO Addio. JAGO Va . (Cassio esce velocemente dal fondo.) OTELLO (avvicinandosi a Jago) Come la ucciderò? JAGO Vedeste ben com’egli ha riso? OTELLO Vidi! JAGO E il fazzoletto? OTELLO Tutto vidi. VOCI LONTANE Evviva! Alla riva! Allo sbarco! OTELLO È condannata! VOCI LONTANE Evviva! OTELLO Fa ch’io m’abbia un velen per questa notte. JAGO Il tosco no... VOCI LONTANE Evviva il Leon di San Marco! |
JAGO ... Es wäre besser, sie zu ersticken in ihrem Bett, wo sie gesündigt hat! OTHELLO Deine Gerechtigkeit gefällt mir. JAGO Für Cassio wird Jago sorgen. OTHELLO Jago, von heute an bist du mein Hauptmann! JAGO General, ich danke Euch! Da kommen die Gesandten. Empfangt sie, doch um Argwohn zu vermeiden, sollte sich Desdemona den Herren zeigen. OTHELLO Ja, führ sie her! (Jago durch die linke Tür ab; Othello geht in den Hintergrund, um die Gesandten zu empfangen. Trompeten hinter der Szene. Jago, Lodovico, Rodrigo, der Herold, Desdemona mit Emilia, Würdenträger der Republik Venedig, Edelleute, Soldaten und Trompeter treten auf.) EDELLEUTE Hoch! Hoch! Hoch der Löwe von San Marco! Hoch! Hoch! usw. Hoch der Löwe von San Marco! LODOVICO (mit einer versiegelten Pergamentrolle in der Hand) Der Doge und der Rat der Zehn grüßen den siegreichen Helden von Zypern. Ich gebe in Eure Hand die Botschaft des Dogen. OTHELLO (nimmt das Schreiben und küsst das Siegel) Ich küsse das Zeichen der höchsten Majestät. (Er bricht das Siegel und liest.) |
JAGO ... vai meglio soffocarla, là, nel suo letto, là, dove ha peccato. OTELLO Questa giustizia tua mi piace. JAGO A Cassio Jago provvederà. OTELLO Jago, fin d’ora mio Capitano t’eleggo. JAGO Mio Duce, grazie vi rendo! Ecco gli Ambasciatori. Li accogliete. Ma ad evitar sospetti Desdemona si mostri ai quei messeri. OTELLO Sì, qui l’adduci. (Jago esce dalla porta di sinistra; Otello s’avvia verso il fondo per ricevere gli Ambasciatori. Trombe suonono di nuovo. Entrano Jago, Lodovico, Roderigo, l’Araldo, Desdemona con Emilia, dignitari della Repubblica Veneta, Gentiluomini e Dame, Soldati, Trombettieri, poi Cassio.) UOMINI E DONNE Viva! Evviva! Viva il Leone di San Marco! Evviva! evviva! ecc. Evviva il Leone di San Marco! LODOVICO (tenendo una pergamena avvoltata in mano) Il Doge ed il Senato salutano l’eroe trionfatore di Cipro. Io reco nelle vostre mani il messaggio dogale. OTELLO (prendendo il messaggio e baciando il suggello) Io bacio il segno della Sovrana Maestà. (Poi lo spiega e legge.) |
LODOVICO (nähert sich Desdemona) Madonna, der Himmel schüze Euch! DESDEMONA Der Himmel erhöre Euren Wunsch. EMILIA (zu Desdemona, leise) Wie traurig du aussiehst! DESDEMONA (zu Emilia, ebenso) Emilia, eine dunkle Wolke verfinstert Othellos Sinn und mein Schicksal. JAGO (zu Lodovico) Signor, ich freue mich, Euch zu sehen! LODOVICO Jago, was gibt es Neues? Doch ich sehe Cassio nicht in Eurer Mitte. JAGO Othello zürnt ihm. DESDEMONA Ich glaube, er wird Gnade finden. OTHELLO (weiterhin lesend, rasch zu Desdemona) Seid Ihr dessen gewiss? DESDEMONA Was sagt Ihr? LODOVICO Er liest, spricht nicht zu Euch. JAGO Vielleicht wird er Gnade finden. DESDEMONA Jago, das hoffe ich; du weißt, dass ich um Cassio ehrlich besorgt bin... OTHELLO (immer noch lesend, fieberhaft leise zu Desdemona) Bezwingt doch Eure schwatzhafte Zunge! |
LODOVICO (avvicinandosi a Desdemona) Madonna, v’abbia il ciel in sua guardia. DESDEMONA E il ciel v’ascolti. EMILIA (a Desdemona, a parte) Come sei mesta! DESDEMONA (ad Emilia, a parte) Emilia! una gran nube turba il senno d’Otello e il mio destino. JAGO (a Lodovico) Messere, son lieto di vedervi. LODOVICO Jago, quali nuove?... Ma in mezzo a voi non trovo Cassio. JAGO Con lui crucciato è Otello. DESDEMONA Credo che in grazia tornerà. OTELLO sempre in atto di leggere; a Desdemona rapidamente) Ne siete certa ? DESDEMONA Che dite? LODOVICO Ei legge, non vi parla. JAGO Forse che in grazia tornerà. DESDEMONA Jago, lo spero; sai se un verace affetto porti a Cassio... OTELLO (sempre in atto di leggere, ma febbrilmente a Desdemona, sottovoce) Frenate dunque le labbra loquaci... |
DESDEMONA Verzeiht, Herr! OTHELLO (auf Desdemona losstürzend) Du Teufel, schweig! LODOVICO (hält Othello zurück) Haltet ein! EDELLEUTE Entsetzlich! Entsetzlich! LODOVICO Mein Verstand will nicht glauben, was ich hier sah! OTHELLO (zum Herold) Bringt Cassio her! (der Herold ab) JAGO (zu Othello, leise) Was hast du vor? OTHELLO (zu Jago, ebenso) Betrachte sie, wenn er eintritt. EDELLEUTE Ach, armes Weib! LODOVICO (tritt zu Jago und nimmt ihn beiseite) Das ist also der große Held? Das ist der Krieger von höchster Kühnheit? JAGO (zu Lodovico, achselzuckend) Er ist, was er ist. LODOVICO Sag mir, was du meinst. JAGO Es ist besser, den Mund zu halten. OTHELLO (der immerfort nach der Tür gesehen hat) Da ist er! Er kommt! (Cassio tritt auf.) |
DESDEMONA Perdonate, signor... OTELLO (avventandosi contro Desdemona) Demonio, taci!! LODOVICO (arrestando il gesto d’Otello) Ferma! UOMINI E DONNE Orrore! orrore! LODOVICO La mente mia non osa pensar ch’io vidi il vero. OTELLO (all’Araldo) A me Cassio! (L’Araldo esce.) JAGO (ad Otello a bassa voce) Che tenti ? OTELLO (a Jago sottovoce) Guardala mentre ei giunge. UOMINI E DONNE Ah! triste sposa! LODOVICO (si avvicina a Jago e gli dice a parte) Quest’è dunque l’eroe? Quest’è il guerriero dai sublimi ardimenti ? JAGO (a Lodovico, alzando le spalle) È quel ch’egli è. LODOVICO Palesa il tuo pensiero. JAGO Meglio è tener su ciò la lingua muta. OTELLO (che avrà sempre fissato la porta) Eccolo! È lui! (Appare Cassio.) |
(Zu Jago.) Erforsch sein Herz! (laut, zu den Versammelten) Ihr Herren! Der Doge – (leise zu der weinenden Desdemona) Wie gut du Tränen heuchelst! (laut) – ruft mich nach Venedig zurück... RODRIGO (für sich) Grausames Schicksal! OTHELLO ... und wählt als meinen Nachfolger in Zypern einen Mann, der unter meinem Banner kämpfte: Cassio. JAGO (überrascht, für sich) Hölle und Tod! OTHELLO (fortfahrend und das Pergament vorzeigend) Das Wort des Dogen ist uns Gesetz. CASSIO (verbeugt sich vor Othello) Ich gehorche. OTHELLO (schnell zu Jago, auf Cassio zeigend) Siehst du? Der Schurke freut sich gar nicht! JAGO Nein. OTHELLO (zu allen) Das Schiffsvolk und die Truppen – (leise zu Desdemona) Schluchze nur weiter! (zu allen) – sowie die Schiffe und die Festung unterstell ich dem neuen Befehlshaber. LODOVICO (zeigt auf Desdemona, die sich Othello demütig nähert) Othello, so tröstet sie doch, sonst brecht Ihr ihr das Herz! |
(a Jago) Nell’animo lo scruta. (ad alta voce a tutti) Messeri!... Il Doge... (a parte a Desdemona che piange) – ben tu fingi il pianto - (a tutti) ... mi richiama a Venezia. RODERIGO (fra sè) Infida sorte! OTELLO E in Cipro elegge mio successor colui che stava accanto al mio vessillo – Cassio. JAGO (fra sè, fieramente e sorpreso) Inferno e morte! OTELLO (continuando e mostrando la pergamena) La parola ducale è nostra legge. CASSIO (inchinandosi ad Otello) Obbedirò. OTELLO (rapidamente a Jago e accennando a Cassio) Vedi ?...non par che esulti l’infame. JAGO No. OTELLO (a tutti) La ciurma e la coorte... (sottovoce a Desdemona) – continua i tuoi singulti – (a tutti) ... e le navi e il castello lascio in poter del nuovo Duce. LODOVICO (additando Desdemona che s’avvicina supplichevole) Otello, per pietà la conforta o il cor le infrangi. |
OTHELLO (zu Lodovico und Desdemona) Wir reisen morgen ab. (Packt Desdemona wütend an; sie stürzt nieder.) (Zu Desdemona) Zu Boden! Und heule! (Othello hat in seiner furchtbaren Wut das Pergament zu Boden geworfen; Jago hebt es auf und liest es heimlich. Emilia und Lodovico leisten Desdemona mitleidig Beistand.) DESDEMONA Am Boden! Ja! Im niederen Staub! Geschlagen! So lieg ich hier! Ich weine – geschüttelt vom Schauder meiner sterbenden Seele! Und einst erblühten meinem Lächeln Hoffnungen und Küsse – und nun! Todesangst im Antlitz und Qual im Herzen! Die Sonne, hell und heiter, die Himmel und Meere belebt, trocknet nicht die bitteren Tränen meines Schmerzes, die bitteren Tränen meines Schmerzes! EMILIA (für sich) Das unschuldige Herz spricht kein Wort, zeigt keine Regung des Hasses, sie birgt ihre Seufzer in der Brust mit schmerzensvoller Fassung. CASSIO (für sich) Stunde des Schicksals! Ein Blitz erhellt mir den Weg! Das höchste Ziel meiner Laufbahn wird mein ohne mein Zutun! RODRIGO (für sich) Meine Welt verdunkelt sich, Wolken verfinstern mein Geschick; jener süße, blonde Engel wird mir entrissen! LODOVICO (für sich) Er schüttelt die tödliche Faust, keuchend vor Wut; sie hebt die klaren Augen weinend zum Himmel! |
OTELLO (a Lodovico e Desdemona) Noi salperem domani. (Afferra Desdemona furiosamente. Ella cade.) (a Desdemona) A terra!... e piangi! (Otello avrà, nel suo gesto terribile, gettata la pergamena al suolo, e Jago la raccoglie e legge di nascosto. Emilia e Lodovico sollevano pietosamente Desdemona.) DESDEMONA A terra!... sì... nel livido fango... percossa... io giacio... piango... m’agghiaccia il brivido dell’anima che muor. E un dì sul mio sorriso fioria la speme e il bacio, ed or... l’angoscia in viso e l’agonia nel cor! Quel sol sereno e vivido che allieta il ciel e il mare, non può sciugar le amare stille del mio dolor, le amare stille del mio dolor! EMILIA (fra sè) Quell’innocente un fremito d’odio non ha nè un gesto, trattiene in petto il gemito con doloroso fren. CASSIO (fra sè) L’ora è fatal! un fulmine sul mio cammin l’addita; già di mia sorte il culmine s’offre all’innerto man. RODERIGO (fra sè) Per me s’oscura il mondo, s’annuvola il destin, il destin; l’angiol soave e biondo scompar dal mio cammin. LODOVICO (fra sè) Egli la man funerea scuote anelando d’ira, essa la faccia eterea volge piangendo al ciel. |
FRAUEN (zu Othello) Erbarmen! Erbarmen! MÄNNER Welch Geheimnis! LODOVICO Er schüttelt die Faust... FRAUEN Erbarmen! Erbarmen! DESDEMONA Und einst erblühten meinem Lächeln Hoffnungen und Küsse... EMILIA Still rollen die Tränen über ihr trauriges Antlitz;... CASSIO Das schwankende Glück befördert meinen Lauf! RODRIGO Der süße Engel wird mir entrissen! LODOVICO ... keuchend vor Wut; sie hebt die klaren Augen weinend zum Himmel! FRAUEN Erbarmen! Erbarmen! usw. MÄNNER Welch Geheimnis! (Währenddessen nähert sich Jago Othello, der erschöpft auf einen Sessel gesunken ist.) JAGO Ein Wort! OTHELLO Was ist? JAGO Mach rasch! |
DONNE (ad Otello) Pietà!... Pietà! UOMINI ... Mistero! LODOVICO Egil la man funerea... DONNE Pietà! Pietà! DESDEMONA E un dì sul mio sorriso fioria la speme e il bacio... EMILIA La lagrima si frange muta sul volto mesto;... CASSIO L’ebbra fortuna incalza la fuga della vita. RODERIGO L’angiol soave scompar dal mio cammino. LODOVICO ... scuote anelando d’ira, essa la faccia eterea volge piangendo al ciel! DONNE Pietà! pietà! ecc. UOMINI Mistero! mistero! (Jago s’avvicina a Otello che si è accasciato su d’una sedia.) JAGO Una parola. OTELLO E che? JAGO T’affretta! |
Beflügle schnell deine Rache! Die Zeit eilt! OTHELLO Ganz recht. JAGO Das Toben ist eitle Torheit! Raff dich auf! Ziel nur noch auf die Tat! Die Tat allein! Ich übernehme Cassio. Er soll für seine Schliche büßen, die Hölle soll seine schnöde Seele verschlingen! OTHELLO Wer wird sie ihm ausreißen? JAGO Ich. OTHELLO Du? JAGO Ich habe geschworen. OTHELLO So sei es. JAGO Du wirst die Kunde heute nacht empfangen. DESDEMONA ... nun Todesangst im Antlitz und Qual im Herzen! Am Boden, im Staub, geschlagen, so lieg ich ... geschüttelt vom letzten Schauder meiner sterbenden Seele! EMILIA ... nein, wer sie nicht beweint, fühlt kein Mitleid in der Brust! Das unschuldige Herz usw. CASSIO Was mich zum Himmel aufhebt, ist wie eine Welle im Sturm! Das schwankende Glück |
Rapido slancia la tua vendetta! Il tempo vola. OTELLO Ben parli. JAGO È l’ira inutil ciancia. Scuotiti! All’opra ergi tua mira! all’opra sola! Io penso a Cassio. Ei le sue trame espia, l’infame anima ria l’averno inghiotte! OTELLO Chi gliela svelle? JAGO Io. OTELLO Tu ? JAGO Giurai. OTELLO Tal sia. JAGO Tu avrai le sue novelle questa notte. DESDEMONA ... ed or, l’angoscia in viso e l’agonia nel cor... a terra... nel fango... percossa... io giacio... m’agghiaccia il brivido dell’anima che muor. EMILIA ... no, chi per lei non piange non ha pietade in sen. Quell’innocente un fremito, ecc. CASSIO Questa che al ciel m’innalza è un’onda d’uragan. L’ebbra fortuna incalza |
befördert meinen Lauf! Was mich zum Himmel aufhebt usw. RODRIGO Meine Welt verdunkelt sich, usw. LODOVICO Sie hebt die klaren Augen weinend zum Himmel. Beim Anblick dieser Tränen seufzt das Mitleid selbst, und tiefes Mitgefühl schmilzt ein Herz aus Eis. FRAUEN Todesangst lastet auf allen Herzen, vor Grausen erstarrt! MÄNNER Den schwarzen Mann umgibt Todesgrauen, ein blinder Dämon des Todes und des Schreckens hat ihn erfasst! EMILIA Still rollen die Tränen über ihr trauriges Antlitz... CASSIO Das schwankende, Glück usw . RODRIGO Meine Welt verdunkelt sich, usw. LODOVICO Beim Anblick dieser Tränen, usw. FRAUEN Schrecklicher Anblick! Todesangst lastet, usw. MÄNNER Er krallt die Nägel in die furchtbare Brust! Die Augen sind starr auf den Boden gerichtet! Nun droht er dem Himmel mit schwarzer Faust, erhebt das rauhe Antlitz empor zur blitzenden Sonne! DESDEMONA Und einst erblühten meinem Lächeln... |
la fuga della vita. Questa che al ciel m’innalza, ecc. RODERIGO Per me s’oscura il mondo, ecc. LODOVICO Essa la faccia eterea volge piangendo al ciel. Nel contemplar quel pianto la carità sospira e un tenero compianto stempra del core il gel. DONNE Ansia mortale, bieca ne ingombra, anime assorte in lungo orror. UOMINI Quell’uomo nero è sepolcrale, e cieca un’ombra è in lui di morte e di terror! EMILIA La lagrima si frange muta sul volto mesto... CASSIO L’ebbra fortuna incalza, ecc. RODERIGO Per me s’oscura il mondo, ecc. LODOVICO Nel contemplar quel pianto, ecc. DONNE Vista crudele! Ansia mortale, ecc. UOMINI Strazia coll’ugna l’orrido petto! Gli sguardi figge immoti al suol. Poi sfida il ciel coll’atre pugna, l’ispido aspetto ergendo ai dardi alti del sol. DESDEMONA E un dì sul mio sorriso... |
EMILIA ... nein, wer sie nicht beweint, kennt kein Mitleid! CASSIO Was mich zum Himmel aufhebt, ist wie eine Welle im Sturm! RODRIGO Jener süße, blonde Engel wird mir entrissen! LODOVICO ... und tiefes Mitgefühl... FRAUEN Schrecklicher Anblick! MÄNNER Er krallt die Nägel usw. (Jago tritt zu Rodrigo.) JAGO Deine Träume stechen morgen in See, und du bleibst hier am bitteren Strand! RODRIGO Ach, Jammer! JAGO Ach, Dummkopf! Dummkopf! Wenn du willst, darfst du hoffen: Sei ein Mann, raff dich auf und hör mich an! RODRIGO Ich höre! JAGO Im Morgengrauen segelt das Schiff. Dann ist Cassio der Befehlshaber. Wenn ihm aber ein Unglück zustieße, dann bliebe Othello hier! Die Hand ans Schwert! Heute Nacht folge ich seinen Schritten, bestimme den Ort und die Stunde, der Rest bleibt für dich! Ich bin dir nah. |
EMILIA ... no, chi per lei non piange non ha pietade. CASSIO Questa che al ciel m’innalza è un’onda d’uragan. RODERIGO L’angiol soave e biondo scompar dal mio cammin. LODOVICO ... e un tenero compianto... DONNE Vista crudel, (rip.) UOMINI Strazia coll’ugna, ecc. (Jago si svolge a Roderigo.) JAGO I sogni tuoi saranno in mar domani e tu sull’aspra terra! RODERIGO Ahi triste! JAGO Ahi stolto! stolto! Se vuoi tu puoi sperar; gli umani orsù! cimenti afferra, e m’odi. RODERIGO T’ascolto. JAGO Col primo albor salpa il vascello. Or Cassio è il Duce. Eppur se avvien che a questi accada sventura allor qui resta Otello. Mano alla spada! A notte folta io la sua traccia vigilo, e il varco e l’ora scruto, il resto a te. Sarò tua scorta. |
Zur Jagd! Zur Jagd! Rüste dich wohl! RODRIGO Ja! Dir hab ich Ehre und Treue verkauft! (Die Stimmen Rodrigos und Jagos verlieren sich.) DESDEMONA ... Hoffnung und Küsse, usw. EMILIA Nein, wer sie nicht beweint, fühlt kein Mitleid in der Brust, usw. CASSIO Das schwankende Glück, usw. LODOVICO ... schmilzt ein Herz aus Eis. Wer sie nicht beweint, usw. FRAUEN Schrecklicher Anblick! Er schlug sie! Ihr heiliges Antlitz, bleich und sanft, neigt sich schweigend, sie weint und vergeht. So weinen im Himmel die Engel ihre Tränen, wenn der verlorene Sünder vor ihnen liegt. MÄNNER Die Augen sind starr auf den Boden gerichtet. Nun droht er dem Himmel, usw. FRAUEN Ihr heiliges Antlitz... EMILIA Das unschuldige Herz... CASSIO Das schwankende Glück... RODRIGO (von Jagos Seite fortgehend) Der Würfel ist gefallen! JAGO (Rodrigo betrachtend, für sich) Jag nur deinem Wahnbild nach! |
A caccia! a caccia! Cingiti l’arco! RODERIGO Si! t’ho venduto onore e fè. (Le voci di Jago e Roderigo si sperdono fra l’insieme generale.) DESDEMONA ... fioria la speme e il bacio, ecc. EMILIA No, chi per lei non piange non ha pietade in sen, ecc. CASSIO L’ebbra fortuna incalza, ecc. LODOVICO ... stempra del core il gel. Chi per lei non piange, ecc. DONNE Vista crudel! Ei la colpì! Quel viso santo, pallido, blando si china e tace e piange e muor. Piangon così nel ciel lor pianto gli angeli quando perduto giace il peccator. UOMINI Figge gli sguardi immoti al suol. Sfida il ciel, ecc. DONNE Quel viso santo... EMILIA Quell’innocente un fremito... CASSIO L’ebbra fortuna incalza... RODERIGO (allontanandosi da Jago) Il dado e tratto! JAGO (guardando Roderigo, fra sè) Corri al miraggio! |
LODOVICO Beim Anblick dieser Tränen... FRAUEN ... bleich und sanft,... MÄNNER Ihn umgibt Todesgrauen! FRAUEN ... neigt sich schweigend,... EMILIA ... spricht kein Wort,... CASSIO ... befördert meinen Lauf,... RODRIGO Der Würfel ist gefallen! JAGO Jag nur deinem Wahnbild nach! LODOVICO Das Mitleid selbst,... FRAUEN ... sie schweigt und weint. MÄNNER Den schwarzen Mann umgibt Todesgrauen! DESDEMONA Und einst erblühten meinem Lächeln... ... Hoffnungen und Küsse, usw. EMILIA ... zeigt keine Regung, usw. CASSIO ... das schwankende Glück, usw. LODOVICO ... das Mitleid selbst, usw. JAGO Jag nur deinem Wahnbild nach! Dein schwacher Sinn ist schon von einem lügnerischen Traum verwirrt! |
LODOVICO Nel contemplar quel pianto... DONNE ... pallido, blando... UOMINI Quell’uomo nero è sepolcral! DONNE ... si china e tace... EMILIA ... d’odio non ha nè un gesto,... CASSIO ... la fuga della vita... RODERIGO Il dado è tratto! JAGO Corri, corri al miraggio! LODOVICO La carità sospira... DONNE ... e tace e piange. UOMINI Quel uomo nero è sepolcral! DESDEMONA E un dì sul mio sorriso... ... fioria la speme e il bacio, ecc. EMILIA ... d’odio non ha, ecc. CASSIO ... l’ebbra fortuna incalza, ecc. LODOVICO ... la carità sospira, ecc. JAGO Corri al miraggio! Il fragile tuo senno ha già confuso un sogno menzogner, ecc. |
Folg nur meinem schlauen und listigen Rat, du betörter Liebhaber; ich folge meinem Plan! usw. RODRIGO Der Würfel ist gefallen! Voller Ungeduld erwart ich dich, mein letztes Schicksal, mein verborgenes Geschick! usw. Mich treibt die Liebe, doch der gierige, furchtbare Stern des Todes weist mir meinen Weg! usw. FRAUEN/MÄNNER (wie oben) OTHELLO (steht auf und wendet sich an die Versammelten, mit furchterregender Gebärde) Flieht! ALLE Himmel! OTHELLO (auf die Menge losstürzend) Ihr alle, flieht Othello! JAGO (zu allen) Ihn traf ein böser Zauber, der ihm die Sinne raubte! OTHELLO Wer sich nicht entfernt, der ist ein Rebell! LODOVICO (will Desdemona fortführen) Folgt mir! MÄNNERSTIMMEN (von ferne) Hoch! (Trompeten von ferne) DESDEMONA (macht sich von Lodovico los und läuft auf Othello zu) Mein Gatte! OTHELLO Du meine Seele, ich verfluche dich! MÄNNER and FRAUEN Entsetzen! |
Segui l’astuto ed agile mio cenno, amante illuso, io seguo il mio pensier, ecc. RODERIGO Il dado è tratto! Impavido t’attendo, ultima sorte, occulto mio destin, ecc. Mi sprona amor, ma un avido, tremendo astro di morte infesta il mio cammin, ecc. DONNE/UOMINI (come prima) OTELLO (ergendosi e rivolto alla folla, terribilmente) Fuggite! TUTTI Ciel! OTELLO (slanciandosi contro la folla) Tutti fuggite Otello! JAGO (a tutti) Lo assale una malia che di ogni senso il priva. OTELLO Chi non si scosta è contro me rubello! LODOVICO (fa per trascinare lontano Desdemona) Mi segui. UOMINI (da lontano) Evviva! (Da lontano odesi squilla di trombe.) DESDEMONA (sciogliendosi da Lodovico e accorrendo verso Otello) Mio sposo! OTELLO Anima mia, ti maledico! UOMINI E DONNE Orror! |
(Alle stürzen entsetzt hinaus, Desdemona von Emilia und Lodovico geführt. Jago und Othello bleiben allein zurück.) OTHELLO Nur ich kann mir nicht entfliehen! Blut! Ah, welch niedriger Gedanke! (niedergeschlagen) „Das betrübt mich!“ (krampfhaft, wie irre) Beide umschlungen sehen! Das Taschentuch! Das Taschentuch! Ah! Ah! Ah! (fällt in Ohnmacht) JAGO (für sich) Mein Gift tut seine Wirkung. MÄNNERSTIMMEN (von ferne) Hoch Othello! JAGO (auf die Rufe hörend) Das Echo seines Sieges... MÄNNERSTIMMEN Hoch! Hoch! JAGO ... singt ihm sein letztes Loblied! MÄNNERSTIMMEN Hoch! JAGO (betrachtet den ohnmächtig am Boden liegenden Othello) Wer kann mich daran hindern, dieses Haupt mit meiner Ferse zu zertreten? MÄNNERSTIMMEN (näher) Hoch! Hoch Othello! Heil dem Löwen von Venedig! JAGO (richtet sich mit der Gebärde schrecklichen Triumphes empor, auf den reglosen Körper Othellos zeigend) Da seht den Löwen! |
(Tutti escono inorriditi; Desdemona esce fra Lodovico ed Emilia. Restano soli Otello e Jago). OTELLO Fuggirmi io sol non so! Sangue!... Ah! l’abbietto pensiero! (sempre affannoso) Ciò m’accora! (convulsivamente, delirando) Vederli insieme avvinti... il fazzoletto! il fazzoletto! (rip). Ah! ah! ah! (sviene) JAGO (fra sè) Il mio velen lavora. UOMINI (interno) Viva Otello! JAGO (ascoltando le grida) L’eco della vittoria ... UOMINI Evviva! evviva! JAGO ... porge sua laude estrema. UOMINI Evviva! JAGO (osserva Otello disteso a terra tramortito) Chi può vietar che questa fronte prema col mio tallone? UOMINI (da più vicino) Evviva! Evviva Otello! Gloria al Leone di Venezia! JAGO (ritto e con gesto d’orrendo trionfo, indicando il corpo inerto d’Otello) Ecco il Leone! |
Desdemonas Schlafgemach. Ein Bett, ein Betstuhl, ein Tisch mit Spiegel und ein Stuhl. Vor dem Madonnenbild über dem Betstuhl brennt eine Lampe. Rechts eine Tür. Es ist Nacht. (Desdemona bereitet sich auf die Nacht vor, Emilia hilft ihr.) EMILIA War er ruhiger? DESDEMONA So schien er mir. Er befahl mir, zu Bett zu gehen und auf ihn zu warten. Emilia, ich bitte dich, leg auf mein Bett mein weißes Brautkleid. (Emilia tut es.) Hör: Wenn ich vor dir sterben sollte, begrab mich in einem dieser Schleier. EMILIA Verjagt solche Gedanken. DESDEMONA Ich bin so traurig, so traurig. (setzt sich mechanisch vor den Spiegel) Meine Mutter hatte eine arme Magd, die war verliebt und sehr schön; ihr Name war Barbara. Sie liebte einen Mann, der sie verließ. Sie sang ein Lied, das Lied von der Weide. (zu Emilia) Lös mir das Haar. Heute Abend ist mein Sinn erfüllt von dieser Weise. „Sie sang und weinte auf der einsamen Heide, dort weinte die Arme. O Weide! Weide! Weide! Sie saß, den Kopf auf die Brust geneigt. Weide! Weide! Weide! Singt, singt! Die Trauerweide soll mein Kranz sein!“ |
La camera di Desdemona. Letto, inginocchiatoio, tavolo, specchio, sedie. Una lampada arde appesa davanti all’imagine della Madonna che sta al di sopra dell’inginocchiatoio. Porta a destra. È notte. (Desdemona, aiutata da Emilia, si prepara per la notte.) EMILIA Era più calmo? DESDEMONA Mi parea. M’ingiunse di coricarmi e d’attenderlo. Emilia, te ne prego, distendi sul mio letto la mia candida veste nuziale. (Emilia eseguisce.) Senti. Se pria di te morir dovessi, mi seppellisci con un di quei veli. EMILIA Scacciate quest’idee. DESDEMONA Son mesta tanto, tanto. (sedendo macchinalmente davanti allo specchio) Mia madre aveva una povera ancella, innamorata e bella; era il suo nome Barbara; amava un uom che poi l’abbandonò. Cantava una canzone, la canzon del Salice. (ad Emilia) Mi disciogli le chiome. Io questa sera ho la memoria piena di quella cantilena. “Piangea cantando nell’erma landa, piangea la mesta, O Salce! Salce! Salce! Sedea chinando sul sen la testa, Salce! Salce! Salce! Cantiamo! cantiamo! Il salce funebre sarà la mia ghirlanda.” |
(Zu Emilia.) Mach rasch, bald kommt Othello. „Die Bäche flossen zwischen blumigen Ufern; sie klagte mit brechendem Herzen, und aus den Augen ergoss ihr Herz die Flut bitterer Tränen. Weide! Weide! Weide! Singt, singt! Die Trauerweide soll mein Kranz sein. Die Vögel flogen von den dunklen Zweigen nieder zu ihrem süßen Gesang. Und ihre Augen weinten so sehr, die Steine selbst zu erweichen.“ (streift einen Ring vom Finger, zu Emilia) Leg diesen Ring weg. (erhebt sich) Arme Barbara! Sie schloss ihr Lied immer mit den schlichten Worten: „Er wurde für den Ruhm geboren, und ich, um zu lieben.“ (zu Emilia) Horch! Ich höre einen Klagelaut! (Emilia tut ein paar Schritte.) Still! – Wer klopft da an die Tür? EMILIA Es war der Wind. DESDEMONA „... und ich, um zu lieben und zu sterben. Singt, singt! Weide, Weide, Weide!“ Emilia, leb wohl. Wie mir die Augen brennen! Das bedeutet Tränen. Gute Nacht. (Emilia will gehen.) Ah! Emilia, Emilia, leb wohl! Emilia, leb wohl! (Emilia kehrt sich um, Desdemona umarmt sie. Emilia ab.) (Desdemona kniet auf dem Betstuhl nieder.) Ave Maria, voll der Gnade, auserwählt unter den Weibern und Jungfrauen bist du, gebenedeit sei die Frucht, o Gebenedeite, deines mütterlichen Schoßes, Jesus. Bitte für den, der anbetend vor dir kniet, |
(ad Emilia) Affrettati; fra poco giunge Otello. “Scorreano i rivi fra le zolle in fior, gemea quel core affranto, e dalle ciglia le sgorgava il cor l’amara onda del pianto. Salce! Salce! Salce! Cantiamo! cantiamo! Il salce funebre sarà la mia ghirlanda. Scendean l’aucelli a vol dai rami cupi verso quel dolce canto. E gli occhi suoi piangean tanto, tanto, da impietosir le rupi.” (ad Emilia, levandosi un anello dal dito) Riponi quest’anello. (alzandosi) Povera Barbara! Solea la storia con questo semplice suono finir: “Egli era nato per la sua gloria, io per amar...” (ad Emilia) Ascolta. Odo un lamento. (Emilia fa qualche passo.) Taci... Chi batte quella porta? EMILIA È il vento. DESDEMONA “Io per amarlo e per morir. Cantiamo! cantiamo! Salce! Salce! Salce!” Emilia, addio. Come m’ardon le ciglia! È presagio di pianto. Buona notte. (Emilia si volge per partire.) Ah! Emilia, Emilia, addio! Emilia addio! (Emilia torna e Desdemona l’abbraccia. Emilia parte.) (all’inginocchiatoio) Ave Maria, piena di grazia, eletta fra le spose e le vergini sei tu, sia benedetto il frutto, o Benedetta, di tue materne viscere, Gesù. Prega per chi, adorando te, si prostra, |
bitte für den Sünder, für den Unschuldigen, und für den Schwachen und Bedrückten, und dem Mächtigen, der gleichfalls elend ist, schenk dein Erbarmen. Bitte für den, der vom Unrecht gebeugt ist und vom grausamen Schicksal; für uns, bitte für uns, bitte du immer und in der Stunde unseres Todes, bitte für uns, bitte für uns, bitte du! (Bleibt noch eine Weile auf den Knien und legt ihre Stirn auf das Pult, wobei sie im stillen das Gebet wiederholt; nur die ersten und letzten Worte sind zu hören.) Ave Maria... ... in der Stunde unseres Todes. Ave! Amen. (erhebt sich und geht zu Bett) (Othello erscheint auf der Schwelle einer geheimen Tür. Er kommt näher, legt einen Säbel auf den Tisch und bleibt vor der Kerze stehen, unschlüssig, ob er sie auslöschen soll oder nicht. Er erblickt Desdemona und löscht das Licht. Dann macht er eine zornige Gebärde, nähert sich dem Bett und bleibt stehen. Er hebt die Vorhänge auf und betrachtet lange die schlafende Desdemona. Er küsst sie dreimal; sie erwacht.) DESDEMONA Wer ist da? (Richtet sich auf.) Othello? OTHELLO Ja. Habt Ihr heute abend Eure Gebete gesprochen? DESDEMONA Ich habe gebetet. OTHELLO Erinnert Ihr Euch an eine begangene Sünde und erhofft dafür die Gnade des Himmels, erfleht sie jetzt gleich. |
prega pel peccator, per l’innocente, e pel debole oppresso e pel possente, misero anch’esso, tua pietà dimostra. Prega per chi sotto l’oltraggio piega la fronte, e sotto la malvagia sorte; per noi, per noi tu prega, prega sempre, e nell’ora della morte nostra, prega per noi, prega per noi, prega! (Resta ancora inginocchiata e appoggiando la fronte sull’inginocchiatoio ripete mentalmente l’orazione di cui non s’odono che le prime e le ultime parole.) Ave Maria ... ... nell’ora della morte. Ave! Amen! (Si alza e va a coricarsi.) (Otello compare sulla soglia di una porta segreta... Si avanze... depone una scimitarro sul tavolo... s’arresta davanti alla face, titubante se spegnerla o no... Guarda Desdemona... Spegne la face... Fa un movimento di furore... Si avvicina al letto... S’arresta... Rialza le cortine, contempla lungamente Desdemona che dorme... Dà un bacio a Desdemona... un’altro bacio... un’altro ancora. Desdemona si desta.) DESDEMONA Chi è là? (si alza) Otello ? OTELLO Sì! ... Diceste questa sera le vostre preci ? DESDEMONA Orai... OTELLO Se vi sovviene di qualche colpa commessa che attenda grazia dal ciel, imploratela tosto. |
DESDEMONA Weshalb? OTHELLO Mach rasch! Ich will nicht deine Seele töten. DESDEMONA Du sprichst vom Töten? OTHELLO Ja. DESDEMONA Gott sei mir gnädig! OTHELLO Amen. DESDEMONA Und seid auch Ihr mir gnädig! OTHELLO Denk an deine Sünden. DESDEMONA Meine Sünde ist die Liebe! OTHELLO Und dafür stirbst du! DESDEMONA Und weil ich dich liebe, tötest du mich? OTHELLO Du liebst Cassio! DESDEMONA Nein, bei meiner Seele! OTHELLO Das Taschentuch, das ich dir schenkte, gabst du ihm! DESDEMONA Das ist nicht wahr! OTHELLO Ich sah es in seiner Hand! |
DESDEMONA Perchè? OTELLO T’affretta! Uccidere non voglio l’anima tua. DESDEMONA D’uccider parli ? OTELLO Sì. DESDEMONA Pietà di me, mio Dio! OTELLO Amen. DESDEMONA E abbiate pietà voi pure! OTELLO Pensa a’ tuoi peccati. DESDEMONA Mio peccato è l’amor. OTELLO Per ciò tu muori! DESDEMONA E perchè t’amo m’uccidi ? OTELLO Ami Cassio! DESDEMONA No! sull’anima mia! OTELLO Quel fazzoletto ch’io ti donai gli desti. DESDEMONA Non è vero! OTELLO Nella sua man lo vidi. |
DESDEMONA Ich bin nicht schuldig! OTHELLO Gesteh! DESDEMONA Ich schwöre! OTHELLO Hüte dich vor Meineid! Denk, dass du auf deinem Sterbebett liegst! DESDEMONA Nicht um zu sterben! OTHELLO Um, jetzt zu sterben! DESDEMONA Zu Hilfe! Ich liebe Cassio nicht! Er soll herkommen! Er soll reden! OTHELLO Stumm ist er auf immer. DESDEMONA Himmel! Tot? OTHELLO Tot. DESDEMONA Ich bin verloren, er ist verraten! OTHELLO Du wagst, ihn zu beweinen? DESDEMONA Othello, töt mich nicht! OTHELLO Du verteidigst dich umsonst! DESDEMONA Lass mich leben... ... lass mich noch leben, lass mich noch leben! |
DESDEMONA Io rea non sono! OTELLO Confessa! DESDEMONA Giuro! OTELLO Bada allo spergiuro... Pensa che sei sul tuo letto di morte. DESDEMONA Non per morir. OTELLO Per morir tosto. DESDEMONA Aita! Cassio non amo... ch’ei qui venga... ei parli. OTELLO Muto è per sempre. DESDEMONA Cielo! ... Morto ? OTELLO Morto. DESDEMONA Son perduta! ei tradito! OTELLO E pianger l’osi ? DESDEMONA Otello, non uccidermi... OTELLO Tu invano ti difendi. DESDEMONA Ch’io viva... ... ancor, ch’io viva ancor, ch io viva ancor! |
OTHELLO Nieder, nieder mit dir, du Hure! DESDEMONA Gnade! OTHELLO Stirb! DESDEMONA Lass mich nur diese Nacht noch leben! OTHELLO Nein! DESDEMONA Eine Stunde! OTHELLO Nein! DESDEMONA Einen Augenblick! OTHELLO Nein! DESDEMONA Nur noch für ein Gebet! OTHELLO Zu spät! (erstickt sie) DESDEMONA Ah! (Es klopft an der Tür.) OTHELLO (betrachtet Desdemonas reglosen Körper) Still, wie das Grab. (Es klopft wieder.) EMILIA (draußen) Öffnet! Öffnet! OTHELLO (aufschreckend) Wer ist da? Wer klopft? |
OTELLO Giù, cadi, giù, cadi, prostituta! DESDEMONA Pietà! OTELLO Muori!! DESDEMONA Ch’io viva questa notte... OTELLO No! DESDEMONA Un’ora... OTELLO No! DESDEMONA Un’istante. OTELLO No! DESDEMONA Sol ch’io dica un’Ave. OTELLO È tardi! (La soffoca.) DESDEMONA Ah!... (Si sente bussare alla porta a destra.) OTELLO (contemplando il corpo inerte di Desdemona) Calma come la tomba. (un’altra picchiata alla porta) EMILIA (fuori) Aprite! aprite! OTELLO (trabalzando) Chi è là! Chi batte! |
EMILIA (klopft wieder) O Herr, ich bitte Euch, ich muss Euch sprechen, öffnet! OTHELLO (öffnet die Tür) Emilia, was gibt es? EMILIA (tritt auf) Ein schweres Verbrechen! Cassio hat Rodrigo getötet! OTHELLO Und Cassio? EMILIA Lebt! OTHELLO Cassio lebt! DESDEMONA (vom Bett aus) Ungerecht – ungerechter Mord – EMILIA (läuft auf das Bett zu) Wer stöhnt da? Entsetzen! DESDEMONA Ich sterbe schuldlos – EMILIA Großer Gott! Wer tat das? Wer? DESDEMONA Niemand – ich selbst – befiehl mich meinem Herrn – ich sterbe schuldlos – leb wohl – (stirbt) OTHELLO O Lügnerin! Ich habe sie getötet! EMILIA Mörder! |
EMILIA (bussando ancora) Signore mio, ven prego, lasciate ch’io vi parli ... Aprite! OTELLO (aprendo) Emilia! che avvenne? EMILIA (entrando) Un gran delitto! Cassio uccise Roderigo! OTELLO E Cassio? EMILIA Vive. OTELLO Cassio vive!! DESDEMONA (dal letto) Ingiustamente... uccisa ingiustamente... EMILIA (accorrendo al letto) Chi geme là ?... Orror! DESDEMONA Muoio innocente... EMILIA Gran Dio... Chi fu? chi fu ? DESDEMONA Nessuno... io stessa... Al mio signor mi raccomanda... Muoio innocente Addio.. (muore) OTELLO O mentitrice! Io l’uccisi. EMILIA Assassino! |
OTHELLO Sie war Cassios Hure, frag Jago! EMILIA Jago? OTHELLO Jago. EMILIA Tor! Und du hast es geglaubt? OTHELLO (auf Emilia losfahrend) Wagst du zu leugnen? EMILIA Ich fürchte dich nicht! OTHELLO (ergreift sie) Hüte dich! EMILIA Holla! Helft, zu Hilfe! (reisst sich los und läuft zur Tür) Othello hat Desdemona getötet! (Lodovico, Cassio und Jago treten auf, dann Montano mit Bewaffneten.) CASSIO, JAGO, LODOVICO Welch ein Geschrei! (sehen Desdemona) Entsetzen! Entsetzen! EMILIA (zu Jago) Jago, straf diesen Meuchelmörder Lügen! Hast du geglaubt, Desdemona sei treulos? Sprich! JAGO Das habe ich geglaubt. OTHELLO Das Taschentuch, das ich ihr einst schenkte, hat sie Cassio gegeben. EMILIA O himmlische Mächte! |
OTELLO Fu di Cassio la druda. A Jago il chiedi. EMILIA A Jago?! OTELLO A Jago. EMILIA Stolto!! E tu il credesti ? OTELLO (fa per avventarsi contro Emilia) Negarlo ardisci? EMILIA Non ti temo. OTELLO (la afferra) Bada! EMILIA Olà! Soccorso! Aiuto! (si svincola e corre verso la porta, gridando) Otello uccise Desdemona! (Entrano Lodovico, Cassio e Jago, più tardi Montano con gente armata.) CASSIO, JAGO, LODOVICO, Quai grida! (vedendo Desdemona) Orrore! Orror! EMILIA (a Jago) Jago, smentisci quel vile assassino. Hai tu creduto Desdemona infida? Parla! JAGO Tal la credea. OTELLO Quel fazzoletto che un dì le diedi, a Cassio essa donava. EMILIA O potenza divina! |
JAGO (zu Emilia) Schweig! EMILIA Nein, alles enthüll ich! JAGO Schweig! EMILIA Nein! Dieser Mann hat mir das Taschentuch mit Gewalt entrissen! CASSIO Und ich fand das Tuch in meiner Wohnung! MONTANO (eintretend, zeigt auf Jago) Rodrigo hat mir sterbend die Teufelskünste dieses Mannes entdeckt! OTHELLO (zu Jago) Ah! Rechtfertige dich! JAGO (flieht) Nein! LODOVICO Halt ein! MONTANO Ihm nach! (Mehrere Bewaffnete eilen Jago nach.) CASSIO, LODOVICO Ergreift ihn! OTHELLO (stürzt auf den Tisch zu und ergreift den Säbel) Hat der Himmel keine Blitze mehr? LODOVICO Gib mir das Schwert! OTHELLO Du wagst es? Keiner fürchte mich, wenn ich auch bewaffnet bin. |
JAGO (ad Emilia) Taci! EMILIA No, tutto rivelo! JAGO Taci! EMILIA No! Costui dalla mia man quel fazzoletto svelse a viva forza. CASSIO E nella mia dimora trovai quel vel. MONTANO (entrando ed indicando Jago) Rodrigo morente mi svelò di quest’uom l’arti nefande. OTELLO (a Jago) Ah! Discolpati!! JAGO (fuggendo) No! LODOVICO Ferma! MONTANO S’insegua. (Alcuni escono inseguendo Jago.) CASSIO, LODOVICO Afferratelo! OTELLO (slanciandosi per afferrar la spada) E il ciel non ha più fulmini? LODOVICO La spada a me! OTELLO Tant’osi? Niun mi tema, s’anco armato mi vede. |
Ich bin am Ende meines Weges. O Ruhm! Othello war. (Lässt den Säbel fallen, tritt an das Bett und betrachtet Desdemona.) Und du! Wie bist du bleich, und müde, und stumm – und schön! Du frommes Geschöpf, unter einem bösen Stern geboren! Kalt, wie deine Keuschheit, und aufgenommen in den Himmel! Desdemona! Desdemona! Ah, tot, tot! Tot! (zieht heimlich einen Dolch aus seinem Gewand) Ich hab noch eine Waffe! (ersticht sich) CASSIO Ah, halt ein! LODOVICO, MONTANO Unglückseliger! OTHELLO Eh ich dich tötete, meine Gattin, küsste ich dich. Nun, da ich sterbe und Dunkel mich umfängt: Einen Kuss! Noch einen Kuss! Ah! Und noch einen Kuss – (stirbt) |
Ecco la fine del mio cammin... Oh! Gloria! Otello fu. (Lasciando cadere la spada, va presso al letto, contemplando Desdemona.) E tu... come sei pallida! e stanca, e muta, e bella, pia creatura nata sotto maligna stella. Fredda come la casta tua vita, e in cielo assorta. Desdemona! Desdemona! Ah!... morta! morta! morta! (estraendo furtivamente dalle vesti un pugnale) Ho un’arma ancor! (si ferisce) CASSIO Ah! ferma! LODOVICO, MONTANO Sciagurato! OTELLO Pria d’ucciderti... sposa... ti bacai. Or morendo... nell’ombra in cui mi giacio... un bacio... un bacio ancora... ah!... un’altro bacio... (muore) (Italian text from the libretto published by G. Ricordi & Co) |
libretto by Gerd Uekermann | libretto by Arrigo Boito |