DER FEENKÖNIG (Bass) ADA, FARZANA, ZEMINA, Feen (Sopran, Alt, Sopran) ARINDAL, König von Tramond (Tenor) LORA, seine Schwester (Sopran) DROLLA, deren Zofe (Sopran) GERNOT, Arindals Freund (Bass) MORALD, Arindals Freund und Loras Geliebter (Bariton) GUNTHER, am Hof von Tramond (Tenor) HARALD, Arindals Feldherr (Bass) GROMA, ein Zauberer (Bass) EIN BOTE (Bariton) Chor der Feen. Chor der Gefährten Moralds. Chor des Volkes. Chor der Krieger. Chor der Erdgeister. Chor der ehernen Männer. Chor der unsichtbaren Geister Gromas. Feengarten. Chor der Feen, unter ihnen Farzana und Zemina. Ballett Chor Schwinget euch auf, schwinget euch nieder, glücklicher Feen zarte Gestalten! Denn unvergänglicher Schöne nie verblühender Hauch durchweht die herrlichen Welten, atmet froh dieser Kreis. (Farzana und Zemina treten hervor) Farzana Warum, Zemina, seh ich dich so traurig? Zemina Soll ich, wie du, mich dieser Feste freun, da ihre Zier für immer bald verschwunden? Farzana Schon für verloren hältst du unsre Ada, weil sie, um den verweg'nen Sterblichen, dem sie in toller Liebe zugetan, für immer zu besitzen, freiwillig der Unsterblichkeit entsagt? Zemina Du weisst, dass sie noch sterblich werden kann, da sie entsprossen zwar von einer Fee, ein Sterblicher jedoch ihr Vater ist. Farzana Doch weisst du auch, was ihr und ihrem Gatten vom Feenkönig auferlegt? Glaub mir, nicht kann's der Sterbliche erfüllen, Und Groma selbst, der Zauberer, sein Freund soll weichen unsrer Macht, und dann kehrt Ada ewig uns zurück! Zemina Lass uns vereint dann streben, sie zu retten! Zemina und Farzana Ihr Feen all! Ihr Geister all! Vernehmt, was wir verlangen! (Die Feen und Geister versammeln sich um beide) Reicht Hilfe uns zu unsrem Werk! Den Sterblichen zu trennen von der geliebten Fee! Chor Wir geben Hilf und Beistand euch! Unsterblich soll sie bleiben! Farzana und Zemina Reicht Hilfe uns zu unsrem Werk, den Sterblichen zu trennen von der geliebten Fee! Chor Wir helfen euch bei eurem Werk, den Sterblichen zu trennen von der geliebten Fee! (Alle ab) Verwandlung: Wilde Einöde mit Felsen. Gernot kommt von der einen, Morald und Gunther von der anderen Seite Gernot Was seh ich? Morald, ihr, und Gunther, du? Morald Wie, Gernot? Gunther O komm in meine Arme! (Sie umarmen sich) Gernot Was Teufel, sagt, wie kommt ihr doch hierher? Gunther Erzähle du, wie dir's ergangen ist. Morald Ja, Gernot, melde eilig mir, wo ist dein Herr, wo Arindal? Von unsrer Heimat komm ich her, wo alles traurig ich gelassen. Der greise König starb dahin aus Gram um den verschwund'nen Sohn. Der wilde Murold, unser Feind, verwüstet fürchterlich das reich, begehrt die Schwester Arindals, die heissgeliebte teure Lora! Das einz'ge Mittel ist geblieben: Ihn, der jetzt König ist, zu suchen, und dazu bot Groma uns die Hand, er, der seit alten Zeiten her Beschützer ist des Königstamms; er lehrt uns, Arindal zu finden. Doch sage du, was ist geschehn? Gunther Erzähle, Freund, erzähle uns! Gernot Nun denn, so hört mir beide zu! Ihr wisst, schon ist's acht Jahre her, dass ich mit Arindal verschwand. Zum Jagen zogen wir hinaus, und schon begann die Nacht zu dämmern, als eine Hirschin sich uns zeigte, so schön, als nimmer man gesehn. Der jagte Arindal nun nach mit unermüdlichem Bestreben, und als er nimmer sie erreichte, gelangten wir an einen Fluss, in dem die Hirschin uns entschwand. Verzweiflungsvoll stand Arindal, bis eine Stimme wir vernahmen, die mit entzückend holdem Klang den König mächtig nach sich zog. Da sprang er plötzlich in die Fluten, und ich, als treuer Diener, nach. Gunther Unglaublich! Morald Fahrt fort, mein Freund! Gernot Vor Schrecken wär ich fast gestorben; doch als ich endlich mich gefasst, war ich in einem schönen Schloss, und Arindal lag hingegossen zu eines schönen Weibes Füssen. Sie sprach zu ihm hinabgewandt: "Ich liebe dich, wie du mich liebst, doch eh ich ganz dein Eigen bin, hast du noch viel zu überstehn. Vor allem magst acht Jahre lang du nimmer fragen, wer ich sei!" Trotz meinem grössten Widerstreben ging Arindal das Bündnis ein! Wer sie getraut, ich weiss es nicht, doch schon zwei Kinder zeugten sie. Acht Jahre flossen so dahin, und ob ich schon nach Haus mich sehnte, lebt ich in Freud und Herrlichkeit, bis gestern der verliebte Prinz, von heftiger Begier getrieben, in seine Gattin, zu sagen wer und woher sie sei. Da hörten plötzlich Donner wir erschallen: verschwunden war sie, und mit ihr das Schloss und ihre Dienerinnen. In diese öde Felsengegend sind wir versetzt, und Arindal sucht in Verzweiflung seine Gattin. Gunther O Wunder über alle Wunder! Gernot Doch, saget endlich denn auch mir: lebt meine liebe Drolla noch? Gunther Sie lebt und weinet oft um dich! Morald Und dass du bald sie wiedersiehst, muss Arindal mit dir uns folgen! Gernot O seht, dort naht er schon! Wie ein Besess'ner sieht er aus! Morald So eilen wir von hier hinweg, und du, verschweig ihm unsre Gegenwart! (indem er mit Gernot und Gunther abgeht...) Denn wisse: Groma lehrte uns wie wir von hier hinweg. (die letzten Worte hinter der Bühne...) (Arindal kommt) Arindal Wo find ich dich, wo wird mir Trost? Entflohn bist du, und all mein Glück mit dir! In jede Gegend, in jeden Raum hab ich mein spähend Auge gerichtet; in jedes Tal, in jede Höhe drang meiner glüh'nden Sehnsucht Seufzer! Weh mir, vergebens all' Bemühen! Die Wildnis tönt von ihrem Namen, das Echo spottet meiner Qual, nur " Ada! Ada! " ruft es aus! Und keine Antwort nennet " Arindal "! Dein auge leuchtet mir nicht mehr! Dein Busen, ach, erwärmt mich nicht! Kein Kuss stillt meiner Lippen Durst! Dein Arm umfängt mich nimmermehr, nur Todeskälte haucht mich an! Weh mir! War alles denn ein Traum? Wo bist du, ach, wo bist du, wo weilst du fern von mir? Wohin send ich den Blick, der dich erreichen soll? Bei dir ist meine Sonne, bei dir allein ist Leben, doch fern von dir ist Tod und grausenvolle Nacht. Ach! Lass mich das Leben finden, lös mich von Todesangst! Wo bist du, ach, wo weilst du, wo weilst du fern von mir? O ende meine Qual, und nimm mich auf zu dir! (Gernot kommt und betrachtet Arindal) Gernot Da steht Ihr nun, so recht bejammernswert! Was wird wohl all das Klagen euch noch helfen? Verlasst den Ort, und folgt zur Heimat mir! Arindal Ich sollte meine Gattin lassen? Schweig! Gernot Ihr Eure Gattin? Liess sie Euch nicht sitzen? Sie war so lang für Euch, als ihr's beliebte; jetzt, da sie Eurer satt, läuft sie davon! Arindal Welch albernes Geschwätz! Gernot Mit einem Wort, die, die Ihr Gattin nennt, ist eine Hexe, so eine alte böse Zauberin! Arindal Sei still! Gernot Deshalb verliesst Ihr Reich und Land, weil Ihr in eine Hirschkuh Euch verliebt? Arindal Du Lästermaul! Gernot Ja, wie Ihr sie nachher gesehn, das war nur Lug und Trug! Arindal O diese Schönheit also zu verhöhnen! Gernot O welche Schönheit! Nächstens seh ich Euch wohl selbst mit einem stattlichen Geweih! Arindal Du reizest meinen Zorn! Gernot Auf einen Hirsch darf ich nun nicht mehr jagen, denn wer steht dafür, dass so 'nen König ich erlege? Arindal Halt ein, du frecher Bursch! Zu meiner Qual kann deiner Scherze Rohheit nimmer passen! Gernot Habt von der Dilnovaz Ihr schon gehört? Arindal Was soll dies hier? Gernot Hört zu, ich will's erzählen! (Arindal sinkt erschöpft auf einem Felsenblock) (Romanze) War einst'ne böse Hexe wohl, Frau Dilnovaz genannt, die war so hässlich und so alt, als es nur je bekannt! Doch trug sie einen Ring am Finger, der machte jung und schön, als hätte man in seinem leben nicht Schöneres gesehn. Sie kam zu einem König so, betört ihn allzumal; er machte sie zur Königin, er nahm sie zum Gemahl! Er war so blind in sie vernarret, dass er nicht hört' und sah, und dass er nimmermehr gewahrte, was um ihn her geschah. Einst traf er sie in fremdem Arm in arger Liebesglut; da zog er seinen Degen schnell und hieb nach ihr voll Wut! Doch traf er nur den kleinen Finger, an dem sie trug den Ring; da sah er bald in der Geliebten ein altes hässlich Ding. (Gunther kommt in der Gestalt eines alten, ehrwürdigen Priesters, indem er seine Maske durch gravitätischen Gang und Gesang begleitet.) Gunther Arindal! Arindal O welch ehrwürdige Gestalt! Sag an, wer bist du, was begehrst du? Gernot O welcher Schelmenstreich! Wer mag den Schalk erkennen? Gunther Den heiligen Priester nennt man mich und Liebe treibt mich her zu dir! Arindal Ich staune! Rede, heilger Greis! Gernot (für sich) Ich möcht ihn selbst für heilig halten! Gunther O König, du bist übel dran, von einem bösen Weib umstrickt! Ich kam hieher, dich zu ermahnen, aus ihren Banden dich zu retten: (mit großen Pathos) Wer sich für immer ihr ergibt, fällt ab von Gott und seinem Reich! Arindal Entsetzlich! Was muss ich vernehmen! Gernot (für sich) Was macht der Kerl für schöne Worte! Gunther Du siehst die wilden Tiere wohl, die sich in diesen Klüften bergen! Sie waren Menschen einst, doch jetzt sind sie von diesem Weib verdammt. Folgst du mir nicht sogleich von hier, droht gleiches Schicksal dir! Gernot Ihr wisst, ihr wisst! Das Hirschgeweih! Arindal O Himmel, wär es möglich, ich sei von ihr getäuscht? Gernot (für sich) Haha! Das ist zum Lachen, solch närrischer Betrug! Gunther Wirst du sogleich mir folgen, sollst du gerettet sein! Wenn du noch länger zögerst, so musst du untergehn. Arindal So soll ich ihr entfliehn, die ich so heiss geliebt. (Indem Arindal von Gunther fortgezogen wird, wird dieser unter Donner und Blitz plötzlich wieder in seine eigene Gestalt verwandelt.) Was seh ich! Gunther du? Gernot Was Teufel! Gunther O weh! Was ist mir geschehn? Gernot Nun ist der ganze Spass vorbei! Arindal Welch unerhörte Freveltat, so jämmerlich mich zu betrügen! O dank, geliebte Ada, noch liebst du sicher mich! Den Trug seh ich vernichtet, durch deiner Liebe Macht! Gernot Nun ist schon halb verloren die gutgemeinte List! Er bleibt bei seinem Sinne und folgt uns sicher nicht. (Die Dämmerung ist eingebrochen: Morald tritt auf, in der Gestalt von Arindals verstorbenem Vater.) Morald Arindal! Arindal Gott, was erblick ich! Dort mein Vater! Welch neue Täuschung findet statt? Gunther und Gernot Wie täuschen ist das wesen, die Gestalt! Arindal Sag an, bist du mein Vater nicht? Morald Dein Vater bin ich nimmermehr, ich bin nur deines Vaters Geist! Ich starb dahin aus Gram um dich, da ich dich für verloren hielt! Arindal Hier waltet keine Täuschung mehr! O Gott, mein Vater ist dahin! Gunther und Gernot Mich fasst fürwahr ein Grausen an, so ähnlich sieht er seinem Vater! Morald Als Geist komm ich, dich zu ermahnen, dieweil dein Reich in arger Not! Der wilde König Murold fiel nach meinem Tod in unser Reich; verwüstet ist es rings umher, nur eine Stadt ist noch geblieben; sie wird von deiner Schwester jetzt mit ihrer letzten Kraft beschützt, derweil du in verliebtem Wahn dem trägen Müssiggange fröhnst! Arindal O, welch entsetzliches Geschick! Dein Vorwurf, Vater, trifft mich schwer! Gunther und Gernot Wie's ihn ergreisst! Nur zu! Nur zu! Morald Darum verlasse diesen Ort und folge mir nach deinem Reich! Dein Arm gebricht dem Vaterland und deine Schwester ruft zu dir! Arindal O Himmel, wär es möglich? Mich trifft so schwer Geschick! Morald Wirst du sogleich mir folgen, so rettest du dein Reich! Wenn du noch länger zögerst, muss alles untergehn! Arindal So muss ich sie verlassen, mich ruft die harte Pflicht! Gunther und Gernot Dies wird ihn wohl erweichen, er folgt nun sicher uns. (Als Arindal im Begriff ist, Morald zu folgen, wird dieser unter Donner und Blitz plötzlich wieder in seine eigene Gestalt verwandelt.) Arindal Wie? Morald? Wiederum Betrug? Gunther und Gernot O weh! Auch ihm ist es missglückt! Nun ist der ganze Spass vorbei! Arindal O, Morald, teurer Freund, auch du verspottest mich durch solchen Trug? Morald O Herr verzeih! Die beste List ist jetzt durch fremde Macht vereitelt. Erzürne nicht, und lass als Freund zum teuren Freunde jetzt mich sprechen! Arindal So ist es wahr, mein Vater starb? Morald Aus bittrem Kummer über dich. Arindal O hartes Schicksal! Wehe mir! Morald Was ich in jener Truggestalt von deiner Heimat dir gemeldet, sei jetzt von deinem Freunde dir als schlimme Wahrheit wiederholt! In Trümmern liegt das schöne Reich! Arindal Genug, halt ein! Ich folge euch! Ach, was allein zurück mich hielt, ist mir für ewig ja entschwunden! Geht denn beiseit und pflegt der Ruh, ich folge morgen euch von hinnen! Morald und Gernot O welches Glück, er willigt ein! Arindal Hinweg von hier ruft mich die Pflicht! Morald und Gernot Sein starrer Sinn hat sich erweicht! Arindal Ich zögre länger nicht! Ich zögre länger nun nimmermehr! O, wer ermisset meinen Schmerz, ich soll die Gattin nicht mehr sehn! Gunther Nach meiner Heimat ziehe ich, zu unsren hübschen Mädchen hin. Morald Nach meiner Heimat ziehe ich, zur heissgeliebten Lora hin! Gernot Nach meiner Heimat ziehe ich, zu meiner treuen Drolla hin! Morald und Gernot O welches Glück, er willigt ein, sein starrer Sinn hat sich erweicht! (Alle gehen ab; Die Nacht ist eingebrochen. Arindal bleibt allein zurück. ) Arindal (allein) So soll für immer ich nun von dir scheiden, und du, geliebte Gattin, zeigst dich nicht? Nicht einen Kuss, nicht eine einz'ge Träne hast du für deinen scheidenden Geliebten! O Grausame, leb wohl, leb ewig wohl, zum Kampfe zieh ich für mein Vaterland, und meine Hoffnung ist allein der Tod! (Indem er sich zum Abgehen wendet, fühlt er sich plötzlich ermattet und sinkt allmählich auf einen Stein nieder.) Doch was bemächtigt meiner Glieder sich? Ich will hinweg, doch weigert sich mein Fuss! Mein Auge sinkt! Ist dies der nah'nde Schlummer? Ich fühl's! Leb wohl, mein Lieb, dein Gatte scheidet so! Ade! (Er entschlummert.) Die Szene verwandelt sich in einen reizenden Feengarten. Im Hintergrunde ein glänzender Palast. Ada tritt während des Ritornells aus dem Palaste im reichsten Feenschmuck. Ada Wie muss ich doch beklagen, was sonst so hehr, so schön zu traurig hartem Lose wird mir Unsterblichkeit! Weil ihn allein ich liebe, gäb ich so gern sie hin! Doch ganz ihm zu gewinnen, wie ist's so hart, so schwer! Mir bleibt nun nichts als klagen und weinen um mein Los! Ihn werde ich verlieren, um ewig tot zu sein! (Arindal erwacht allmählich.) Arindal Wo bin ich? Ach, in welche sel'ge Räume hat mich ein schöner Traum wohl hingeführt! Und dort, ha, träum ich nicht, ist meine Gattin? Ada Erkennst du mich? Geliebter, Undankbarer! Du wolltest mich verlassen? Arindal Ada, dich seh ich wieder? Übermass von Wonne! Mir wird das freudige Glück, dich wieder ganz zu besitzen, all schweres, bitt'res Leid in deinem Arm zu vergessen! Ada O dämpfe deine Glut, gebiete dem Entzücken! Zu neuer, herber Qual bin ich dir jetzt erschienen! Arindal O warum Pein, o warum Qual? Du bist für immer mein, und jede Lust mit dir! Ada Unglücklicher! Nur kurze Zeit, für ewig dann getrennt bin ich von Arindal! Arindal Ich lasse dich nimmermehr und weiche nie von dir! Ada (mit Angst) Nur noch ein einz'ger Tag, und du verlässest mich! Ada und Arindal Noch halt ich dich in meinen Armen, doch dich entreisst das Schicksal mir. Verderben wird uns beiden drohen, Wenn unsrer Liebe Macht nicht siegt! (Gunther, Morald, Gernot und der Chor ihrer Gefährten kommen.) Morald Auf, Arindal, komm jetzt mit uns von hinnen! Was seh ich? Gott, wohin sind wir versetzt? Gunther Und dort, das schöne Weib! Gernot Ich kenne alles! Sein Weib, die hübsche Hexe, hat er wieder; nun ist's vorbei, er folgt uns sicher nicht! Chor Fürwahr, welch göttlich schönes Weib! Morald Solch milden Zauber sah ich nie! Chor Sah ich wohl je so hohen Reiz? Morald Ich kann den König wohl begreifen! Arindal Weh mir, schon hab ich es versprochen, nach meiner Heimat mitzugehn! Morald und Gernot Wie blendet ihre Schönheit mich, wie ihrer Wangen holdes Licht! Gernot Ach, das ist alles ja nicht echt, und ihre Wangen sind geschminkt! Arindal Weh mir, schon hab ich es versprochen, nach meiner Heimat mitzugehn! Wie soll ich mein Versprechen halten! Wie kann ich fort, wie soll ich los? Morald und Gernot Den König wag ich kaum zu mahnen, dass er von hier uns folgen soll. Führwahr, welch göttlich schönes Weib! Sah ich wohl je so hohen Reiz? So milden Zauber sah ich nie, ich kann der König wohl begreifen! Ada Weh' mir! Schon naht der Anfang meiner Leiden! Man kommt, des Vaters Tod mir zu verkünden! (Ein festlicher Zug von Feen aus Adas Reiche tritt auf, vor ihnen her Farzana und Zemina.) Farzana Dein Vater hat das Los der Sterblichen geteilt. Zemina Aus deines Reiches Fernen strömt alles Volk herbei, zu grüssen dich als Königin! Chor Heil unsrer Königin! Heil, schöne Ada, dir! Gegrüsset sei als Herrscherin von deines Volkes Schar! Von fern ertönt der Jubel unsrer frohen Huldigung. Heil unsrer Königin! Heil, schöne Ada, dir! Ada O hätt ich diese Jubels Klänge wohl nimmermehr gehört! Ich fühle nur die neue Fessel an mein unselig Los! Zemina und Farzana Dies fesselt sie mit neuen Banden an die Unsterblichkeit; denn will sie wirklich sterblich werden, verliert sie auch ihr Reich. Gunther Hab ich wohl je etwas gesehen, was diesem Treiben gleicht! Morald Was soll ich wohl von allem halten, ich kann mich fassen kaum. Gernot Das ist nur alles toller Spuk, Betrug und Heuchelei! Arindal Sag, meine Gattin, mir was soll dies Treiben all? Ada Du hörst mich Königin wohl nennen, dies wisse denn, doch frage nicht! Denn das, was Freude dir erscheint, wird mir zu schwerer Pein! Ich muss von dir jetzt wieder fort, du folg den Deine in dein Land! Für jetzt... wenn nicht für immerdar! O, könnt ich alles dir vertrauen! Doch dies verbietet mein Geschick. Arindal So sprich! Wann sehe ich dich wieder? Ada Schon morgen! Bittres Wiedersehn! Arindal Schon morgen, morgen! Welches Glück! Ada Zu deinem Unglück siehst du mich! Zemina (beseite zu Farzana) Du weisst, er muss ihr jetzt schwören auf keinen Fall sie zu verfluchen! Farzana (beseite) Doch da er's nimmer halten kann, so muss der Meineid ihn verderben! Ada Vernimm denn, was ich dir verkünde: was du auch morgen sehen magst, was dich für Schrecken auch bedrohn, was dir für Unheil auch begegne, o Arindal, lass nimmer dich so weit verleiten, mich, deine Gattin, zu verfluchen! Arindal Was höre ich, du spottest mein! Ada Sei standhaft dann und schwöre mir's, (schnell) ach, schwöre nicht! Arindal Ich schwöre dir's! Zemina und Farzana Habt ihr's gehört? Er hat geschworen! Morald und Gernot Er schwur! Ada (wendet mit Entsetzen sich ab) Weh mir, er hat geschworen! Morald und Gernot Ein schreckenvoll Geheimnis verbirgt wohl dieser Schwur! Die ihn dazu vermocht, steht jetzt geängstet da! Zemina und Farzana Er hat es ihr geschworen, und kann nicht mehr zurück; der Schwur bringt ihm Verderben und trennt von Ada ihn. Arindal Was ich beschworen habe, sei treulich auch bewährt! So wie ich heiss sie liebe, bleibt heilig auch mein Schwur. Ada O hätt er nie geschworen, den harten Schreckenseid! Er wird ihn nimmer halten und durch ihn untergehn! Chor Dir tönet freudig unser Jubel, als unsre Fürstin sei gegrüsst! Es schall' hinauf in alle Räume der Preisgesang der Königin! Heil, schöne Ada, dir! Heil unsrer Königin! Morald und Gernot Auf, komm mit uns nach deinem Lande, zu deinem Reiche kehre heim, lässt du noch länger hier dich halten, muss Land und Schwester untergehn! Auf, König, folge uns nach deiner Heimat hin! Arindal So lass ich dich aus meinem Armen bis zum beglückten Wiedersehn; ich schwur dir Treu und will sie halten und sollt ich druber untergehn! Leb wohl, du mein Gemahl, ich bleibe ewig treu! Zemina und Farzana So reisse dich aus seinen Armen, das Volk will dich gekrönet sehn! Lass länger nich zurück dich halten, der Huldigung entgegengehn! Auf, komm! Auf, Ada, folge uns zum frohen Feste hin! Ada So lass ich dich aus meinen Armen, wir werden bald uns wiedersehn; o mögest deinen Schwur du halten, sonst musst du mit mir untergehn! Lehb wohl, mein Arindal, und bleibe ewig treu! (Ada wird in einem Triumphwagen davongezogen.) Vorhalle des Palastes in der Hauptstadt des Reiches Arindals Chor der Krieger und des Volkes Chor Weh uns, wir sind geschlagen und flüchtig vor dem Feind! Schon tobt er vor den Mauern und droht mit Untergang! Zu dir hinauf, o mächtger Gott, tönt unser Ruf aus tiefer Not! Erhöre uns und steh uns bei! Uns drängt die Todesangst, der Hilfe Ruf umsonst! Verderben harret uns und droht mit Qualentod! (Lora tritt auf in Waffenrüstung). Lora Was drängt euch so mit harter Todesangst, dass ihr mit solchem Schrei die Luft erfüllt? Chor Geschlagen sind wir wieder, dem Untergang geweiht! Lora Kleinmütige! Warum sogleich verzagen? Auf wen drängt sich mehr Missgeschick zusammen, als auf mich selbst, die ich ein schwaches Weib? Mein Vater starb, mein Bruder ist entfernt, und selbst den teuren Freund muss ich vermissen! Habt ihr vergessen Gromas Weissagung, dass dieses Reich niemals verloren geh, sobald uns Arindal zurückgekehrt? Chor Doch wer sagt dies uns an, dass je zurück er kehre? Lora Sandt ich den teuren Morald selber nicht, ihn aufzusuchen und zurückzubringen? Chor Unglückliche! Wohl längst ist Arindal dahin! Lora Was sagt ihr! Weh mir, wenn es möglich sei! Ihr weckt des eignen Herzen trübe Anhnung: sie kehrten nimmer mir zurück! O musst du Hoffnung schwinden, die du mein einz'ger Trost, die mich in schweren Leiden mit holdem Arm! Den Bruder bald zu sehen, war mir ein froher Wahn den Freund bald zu umarmen, war höchste Wonne mir! Und kehrte keiner wieder, welch qualenvoll Geschick! So müsst ich, ganz verlassen, allein zu Grunde gehn! (Ein Bote tritt auf.) Bote Heil euch! Ich bringe frohe Kunde: mit Arindal kehrt Morald uns zurück! Chor Was sagt er? Gott, wär's möglich? Lora Kaum trau ich meinem Ohr! Wo sahst du sie? Bote Ich zog mit aus, den König aufzusuchen, wir fanden und bewogen ihn zur Rückkehr! Lora Sie kehren mir zurück! Wie fass ich mich vor hoher Freude! Wie fass ich mich vor Wonneglut! Den Busen fühl ich hoch sie heben, und froh erbebt mein heisses Herz! Den teuren Bruder soll ich sehn, des Untergang ist schon beklagt! Geliebter Freund, du kehrest wieder, und eilst in deiner Treuen Arm! Chor Welch hohe Freude wird uns wieder, der Teure kehret uns zurück, die Hoffnung soll uns wieder heben! Voll Wonne atme jedes Herz! (Lora eilt ab und kommt mit Arindal und Morold zurück.) O König, sei gegrüsst von deinem treuen Volk! Der Jubel wehrt dem Leid bei deiner Wiederkehr! Arindal O hemmet dieses Jubels Töne, mit Schreckensmahnung drängt er mich! Denn ach! Zum reichen Königsmantel wird mir des Vaters Grabgewand! Morald O Lora, sieh, was ich versprochen, das hielt ich trotz Gefahren dir: den teuren Bruder bring ich wieder, gedenkest du des süssen Lohns? Lora O, welchen Lohn soll ich dir geben für dieser Wonne Übermass! Den Freund, den Bruder hab ich wieder: Vorüber seh ich alles Leid! Lora und Morald Ich seh dem Schicksal froh entgegen, und fühle neu gerüstet mich; Denn Rettung naht dem Vaterlande und Liebe winkt in deinem Arm! Dahin flieht alles Leiden und alle Freuden ziehen ein! Lass denn zum letzten Kampf uns schreiten, der uns dem Glück entgegen führt! Arindal Ich seh dem Schicksal bang entgegen und fühle fast entmutigt mich; so viele Not in Heimatlande und neue Qual noch harret mein. Wie trage ich wohl alle Leiden, wie soll ich stark zum Kampfe sein! Schon drückt die Gegenwart mich nieder, die zu noch grösserm Schrecken führt! (Alle ab. Gernot und Gunther kommen.) Gernot Wie ist dir's, Gunther, dass du endlich wieder auf deinen eig'nen Füssen stehen kannst? Gunther O was für eine schlimme Nacht war dies! Von solchen Greueln hab ich nie geträumt! Gernot Doch dieser Morgen! War es nicht, als ob die blut'ge Sonne alles wollt versengen? Die Erde bebte unter meinem Fuss, der Blitz verdarb mir mein Gesicht, der Donner mein Gehör! Gunther Der König selbst, wie war er doch erschüttert! Gernot Und was find ich nun hier? Von Feinden alles voll, kaum noch ein Fussbreit Lands gehöret uns! Gunther O böse Zeichen, böse Zeiten! Gernot Mir ist's, als hätt ich einen tücht'gen Rausch gehabt, so geht der Jammer mir durch alle Glieder! Wenn ich nur meine Drolla fänd! Sag mir: ist sie noch jung? Gunther Du fragst mich ziemlich dumm; seit du von uns, ward sie acht Jahre älter, damals... war sie ein Kind! Gernot Ich meine hübsch? Gunther Gewiss! Ich kam oft in Versuchung Gernot Wie? Gunther Nun, sie zu trösten! Gernot Das hättest du lassen können! blieb sie mir treu? Gunther Ich glaube; frag sie selbst, dort kommt sie her, ich lass euch gern allein! (ab. Drolla kommt. ) Drolla und Gernot Wie? Seh ich recht, ist dies nicht Gernot? (Drolla?) Du bist's! O welche Freude! Ach, nach so langen Zeiten dich endlich wiedersehn! Dich an mein Herz zu drücken, ist zum Entzücken ganz! O sage mir, erzähle, wie ists dir's doch ergangen? O erzähle! O erzähle! Gernot Mir ist's recht gut ergangen! Ich war mit meinem Herrn so lang bei einer schönen Königin. In ihrem Schlosse war die Wahl der hübschen Mädchen wahrlich schwer. Sie waren alle wie zum Küssen, die eine blond, die andre braun, mit blauen und mit schwarzem Augen! Drolla Gewiss, gewiss, ganz allerliebst! Gernot Und da ich auch ein hübscher Bursch, verliebten alle sich in mich, und ich, ei nun, und ich... Drolla beseite Jetzt stockt er wahrlich mit der Sprache! O warte nur, du böser Schelm! Mir dieses in Gesicht zu sagen, das ist doch wahrlich unerhört! Gernot beseite Jetzt will ich doch von ihr erfahren, ob sie wohl wirklich mich noch liebt. Die Eifersucht soll mir es sagen, glaubt sie, was sie von mir gehört! Drolla So lass auch dir von mir erzählen, wie mir's so lange Zeit erging! Bei Hofe war ich hier so lang als Loras beste Dienerin. Um sie zu werben zogen her der schönsten Ritter reiche Zahl; sie waren alle wie zum Küssen, der eine blond, der andre braun, mit blauen und mit schwarzen Augen. Gernot Ich werde selber schwarz und blau! Drolla Und da ich auch nicht hässlich bin, verliebten alle sich in mich, und ich, ei nun, und ich Gernot beseite Jetzt stockt sie wahrlich mit der Sprache o warte nur, du böses Ding! Mir dieses ins Gesicht zu sagen, das ist doch wahrlich unerhört! Drolla beseite Vor Ärger kann er kaum sich fassen! so ist es recht dem Flattergeist! Vor Eifersucht soll er verzagen, glaubt er, was er von mir gehört! Drolla und Gernot Hinweg von mir, du Falscher! ( Falsche!) Ich mag dich nicht mehr sehn! So hieltest du die Treu, die du mir oft geschworen? In fremde Männer (Mädchen) sich verlieben, derweil ich in der Fern bin, das heiss ich wahrlich doch betrügen, und seine Liebste (seinen Liebsten) hintergehn! (Sie laufen zu verschiedenen Seiten davon, bleiben aber an den äußersten Enden stehen und sehen sich aus der Ferne schüchtern an.) Gernot Drolla! Drolla Gernot? Gernot Bist du denn noch nicht fort? Drolla Du bist noch da? Gernot Mich dünkt, du weinst? Drolla Was kümmert's dich, Treuloser! Gernot Ich, treulos? Ach fürwahr, das bin ich nicht! Drolla Hast du's nicht selbst erzählt? Gernot Gelogen, ach, gelogen! In mich hat keine sich verliebt, und ich hab nur nach dir mich hingesehnt, entdecken wollt ich, wie es mit dir stünd? Drolla Und ich hab wahrlich auch gelogen, in mich hat keiner sich verliebt, wie ich in keinen mich. Ich bin dir treu geblieben! Um dich zu strafen, log ich dir was vor. Gernot Was hör ich? Lass uns sogleich umarmen! (Umarmung) Verzeihung! Drolla und Gernot So sind wir denn vereint, um nie uns mehr zu trennen, kein Argwohn, kein Verdacht soll je uns scheiden können! Du liebst mich, welche Freude, ach, welche Seligkeit! Erdichtet und erlogen war, was uns jetzt entzweit! (Umarmung und Kuß.) Wir trennen nie uns mehr, um ewig froh zu sein! (Beide ab. Ada, Farzana und Zemina treten auf.) Ada O Grausame, so habt ihr kein Erbarmen und treibt mich kalt zu diesen grausen Taten? Farzana Verzeih, wir sind nicht Schuld an dem Geschick, das dir dein eig'ner Will' bereitet hat. Ada Doch da ihr wisst, welch Los mich Ärmste trifft, wenn ich besiegt, so freut ihr euch der Qual? Zemina O glaub es nicht, denn sie entlockt mir Tränen! Doch höre: du kannst dich allem noch entziehn, sobald du jetzt dem Sterblichen entsagst! Farzana Noch ist es Zeit und offen steht die Wahl: hier langer Tod und dort ein ewig Leben! Zemina und Farzana Bedenk, und deine Wahl sei dein Geschick! (Sie verschwinden. Ada allein) Ada Weh mir, so nah die fürchterliche Stunde, die all mein Glück und all mein Elend kennt! O warum weckt ihr noch in meiner Seele den Zweifel jener herben Wahl! Unglückliche, wohin soll ich mich wenden? Wie so gewiss ist nur mein Untergang, und ach, wie ungewiss mein Sieg! Ich häufe selbst die Schrecken an, die Qualen leit ich auf ihn hin, ich wecke Zweifel in ihm auf, die nie ein Sterblicher erträgt! Von überall stürmt Unglück ein, sein letzter Stern, die Liebe, sinkt Nacht wird's um seine Sinne her, er rächt sich und verflucht sein Weib! Weh mir! Und dieser Fluch trennt mich von ihm, und Ewigkeiten treten zwischen uns! Verzweiflung, Wahnsinn, Tod ist dann sein Los, und meines fürchterlich: auf hundert Jahr Verwandelung in Stein! Ich könnte allem mich entziehn, steht mir's nicht frei! In ew'ger Schöne unsterblich, unverwelklich blühn? Es huldigt mir die Feenwelt, ich bin ihr Glanz und ihre Zier! Es ehrt ein unvergänglich Reich mich, seine hohe Königin! Ich könnte allem mich entziehn, in Feen pracht unsterblich blühn! Betrogne, Unglücksel'ge! Was ist die Unsterblichkeit? Ein grenzenloser, ew'ger Tod! Doch jeder Tag bei ihm ein neues, ewiges Leben! So sei es denn! Geschlossen ist die Wahl, für jenes Leben opf'r ich alles hin! Mein Arindal! Begeistern wird auch ihn die Liebe und Mut zum Kampfe ihm verleihn; den Zweifel wird er kühn besiegen, aus meinen Banden mich befrein! Die falsche Tücke sei vernichtet, die mich von ihm zu trennen strebt! All eu'r Bemühen sei vergebens, das meine Liebe töten will! Denn sollte er auch unterliegen, und mich der Felsen in sich schliessen, (mit grosser Wehmut) so soll die Liebe selbst den Stein der Sehnsucht Tränen weinen lassen! Und diese Tränen fühlt mein Gatte, dieser Seufzer dringt zu ihm, der Klageruf wird ihn durchbeben, lässt ihn nicht rasten, treibt ihn her! Begeistern wird auch ihn die Liebe und Mut zum Kampfe ihm verleihn, den Zweifel wird er kühn besiegen, aus meinem Banden mich befrein! (ab) Die Bühne bleibt eine Zeitlang leer. Der Chor des Volkes und der Krieger tritt von verschiedenen Seiten auf. Lora, Drolla, Arindal, Gunther, Morald und Gernot kommen. Alle Hört ihr des Sturmes Brausen, das vor den Mauern tobt? Es sind des Feindes Scharen zu neuer Wut erwacht! Arindal Wie bang erfüllt ist meine Brust! Lora Auf denn, ihr Freunde, zieht hinauas! Arindal O wie ertrag ich alle Not! Lora Befreiet uns von dieser Not! Drolla So ziehet froh hinaus zu dem Befreiungskampf! Chor So ziehen wir hinaus zum letzten Todeskampf! Arindal Zu kämpfen, ach, vermag ich nicht! Morald Ihr Krieger, kommt, ich führe euch! (ab mit dem Kriegern) Lora Wie, Bruder, du vermöchtest es, dem heil'gen Kampf dich zu entziehn? Arindal O Lora, krank ist meine Seele, und siech liegt aller Lebensmut! Drolla und Gernot Seht ihr des Königs trüben Blick, wie er umsonst nach Fassung ringt? Arindal Wie soll ich Härt'res noch ertragen, da diese Not das Schwerste mir? Lora Wie soll ich seine Stimmung deuten, die ihn so schwer darnieder drückt! (Als sich Arindal abwendet, tritt ihm Ada entgegen.) Ada Weh dir, wenn dies das Schwerste dir erscheint! Arindal O Himmel, meine Gattin! Alle Wie, dies ist seine Gattin? (Ada gibt ein Zeichen; ihre beiden Kinder erscheinen und stürzen sich in Arindals Arme.) Ada Jetzt, Arindal, gedenke deines Schwurs! Lora, Drolla, Gunther, Chor O seht die holden Kleinen, wie lieblich anzuschaun! Gernot Das sind die hübschen Dinger, die ihm von ihr geschenkt! Arindal Ach, meine Kinder seh ich wieder, welch freudig unverhofftes Glück! Ich lasse sie mir nimmer rauben, und kein Geschick entreisst sie mir! Alle Seht, o seht die holden Kleinen, etc. Ada O hättest du sie nie gesehn! Zum Jammer wird ihr Anblick dir! (Auf ihren Wink öffnet sich ein feuriger Schlund.) Gunther und Gernot Was, Teufel, seh' ich da? Chor Entsetzen! Was geschieht? Arindal Ha, was beginnst du? Ada Gib meine Kinder mir zurück! Arindal Ha nimmermehr! Was soll gescheh'n? Ada Lass mich, noch sind sie nicht ganz dein! (Entreiß ihm die Kinder) Arindal Entsetzliche! Sie sind nicht mein? Ada Der Feuerschlund soll sie empfangen! Lora, Drolla, Gunther, Chor Ha, was beginnet die Verweg'ne! Greift an und haltet sie zurück! Ada Zurück von mir, Verweg'ner! Arindal O Weib, ich lass dich nicht gewähren! Und ihr hinab! (Sie wirft die Kinder in den Schlund, der sogleich verschwindet.) Alle O Gott, was haben wir gesehn? War es nur Täuschung, war es Wahrheit? Entsetzlich Weib, was tatest du? Kann man dich eine Mutter nennen? Arindal Wie mächtig wühlt's in meiner Brust, es paart sich Vorwurf und Verdacht! Ada Wie mächtig wühlt's in seiner Brust! O Himmel, schütz ihn vor Verdacht! (Flüchtlinge vom Chor der Krieger kommen.) Chor Entflieht, wir sind besiegt! Alle Welch neues Unheil stürmt auf uns und drohet uns mit Untergang! Ada Dies Unheil trifft mich mehr als ihn! Es weihet mich dem Untergang! Arindal Hier Zwietracht, draußen Untergang, welch neues Unheil! Ach, Ada, weißt du keinen Trost für mich in diesen schweren Leiden? Ada Zu deinem Troste kam ich nicht, zu deiner Qual bin ich erschienen! Arindal Sie weiset kalt mich sich von ab. Wie könnte sie den Gatten trösten, dem sie die Kinder mordete! Lora All meine letzte Hoffnung sinkt! Der treue Harald bleibet aus mit seiner Hilfe, die er versprach, vom Nachbarlande herzuschaffen! O, Hilfe jetzt und niemals mehr! Chor des Volkes Schon näher dringt der Sturm, hört ihr den grausen Lärm? Neue Flüchtlinge kommen. Chor der Krieger Verloren, ach verloren! Nichts kann uns mehr erretten! Lora Ihr Feigen, was entflieht ihr, führt euch der tapfere Morald nicht? Chor der Krieger Er ist verschwunden uns, gefangen oder tot! Lora (mit einem Schrei) Tot! Alle Zu Trümmern stürze alles hin, der Beste ist gefallen! Ada Noch ahnt er nicht, dass ich die Schuld an allem seinen Elend bin! Chor Seht, dort kommt Harald her, der Hilfe uns versprach! Arindal Der letzte Hoffnungsschein! Ada Wird mir zum Untergang! Lora Sag an, wo sind die Krieger, die du zur Hilfe bringst? Harald Weh euch, ich bringe nichts! Vernichtet ist mein Werk! Alle Was sagt er? Keine Hilfe, nur neuer Untergang? Harald Die besten Krieger hatte ich geworben, und schon nicht fern mehr waren wir der Stadt, da stellt sich uns ein Kriegsheer in den Weg, an seiner Spitze ein gewaffnet Weib. Sie griff uns an mit unerhörter Macht, und alles war in kurzer Zeit zerstreut. Dann sprach das Weib: " Geh heim zu Arindal, sag ihm, ich sei Ada, die Königin!" Ada (für sich) O, muss ich dieses noch ertragen! Arindal Was sagst du? Ist es diese, die dir den Auftrag gab? Harald Mein König, ja, sie ist's! Alle Entsetzlich! Seine Gattin ist mit dem Feind in Bund! Arindal Ha, furchtbar tagt's in mir! Ich war von je betrogen! Ha, schändlich Weib, so bist du jetzt entlarvt, und deiner argen Tücke Ziel ist da! Von jenen Zauberinnen bist du eine, die zum Verderben uns mit Lieb' umstricken! Du hieltest mich in schnöden Banden fest, verlocktest mich mit bösem Trug! Ada Mein Arindal! Arindal Um grausam mich zu quälen, gabst meinen Kindern du den Feuertod, zertrümmertest mit arger List mein Reich, ich selbst bin der Verzweiflung preisgegeben! Ada Halt ein! Arindal Zu was dich länger schonen, um dich zu strafen, gabst du mir die Macht! Verruchtes Weib, sei denn verflucht! Ada Arindal, halt ein! Ah! (entsetzlicher Schrei) Meineidiger, was tatest du! (Zemina und Farzana erscheinen.) Zemina und Farzana Ada, die Bande sind gelöst, unsterblich bleibst du, wie zuvor! Alle O Gott, was hören wir, was hat das zu bedeuten? Ada (mit wütendem Schmerz) Entsetzlicher! So hieltest du den Schwur? Mit solchem Mut bewährtest du die Treu? Verloren, ach verloren! Weh, unglücklich hast du für Ewigkeit dein Weib gemacht! So wisse denn, wie gross die Freveltat! Von einem Sterblichen und einer Fee bin ich erzeugt und so der Mutter gleich unsterblich. Da sah ich dich, und dir Meineidigen wandt ich all meine heisse Liebe zu! Sie war so gross, dass ich, um dein zu sein, freiwillig der Unsterblichkeit entsagte! Der Feenkönig zürnte mir darum, und da den Rücktritt er nicht wehren konnte, sucht er ihn dadurch zu erschweren mir, dass er mir dieses als Bedingnis gab: acht Jahr dir zu verschweigen, wer ich sei, und dann den letzten Tag auf dich so viel der Qualen und der Schrecken aufzuhäufen, als dich verleiten könnte, mir zu fluchen! Nur, wenn dein Herz standhaft aus Liebe sei soll ich das Los der Sterblichkeit erhalten. Wenn nicht, so sollte ich unsterblich bleiben und dann noch mein Begehren dadurch büssen, dass ich auf hundert Jahr in einen Stein verwandelt sei! Nun denn, du kennst mein Los! Arindal O Gott, wie braust's in meinem Hirn! Sag an, bist du nicht schuld an meines Reiches Not? Ada Sie endet schneller noch als sie bereitet! Arindal Nun denn, sind jene Krieger nicht erschlagen, die dieser mir zu Hilfe brachte? Ada Ich tat's! Es waren deines Feindes Krieger, mit denen Harald dich verraten wollte. (Harald wird ergriffen und abgeführt.) Arindal Und Morald, fiel er nicht, war es nur Schein? Ada Durch meine Macht besiegt er jetzt den Feind! Arindal Was frag ich noch? Schon fasst mich Wahnsinn an! Doch meiner Kinder Mord verdammet dich! (Auf das Zeichen kommen ihre beiden Kinder und stürzen sich in Arindals Arme). Ada Von ihrer Geburt gereinigt, nimm sie hin, der Erde schönstes Los beglücke sie; nur mich nimmt grenzenloses Elend auf! Arindal (sinkt zu Adas Füßen zusammen) Nun denn, Verzweiflung, dir gehör ich an! Chor der Krieger (hinter der Bühne) Triumph! Wir sind befreit, erschlagen ist der Feind! (Morald kommt mit den Kriegern.) Morald Ich bringe Sieg und Freude, vernichtet ist der Feind! Alle Was hör ich! Wir sind befreit! Chor, Drolla, Gunther, Gernot Ertönet, Jubelklänge zum Himmel hoch empor, des Sieges Hochgesänge erschallen jetzt allein! Lora und Morald Ich drücke dich als Sieger an meine frohe Brust! Welch unnennbare Freude, (von dir befreit zu sein!) (Dich Holde zu befrein!) Zemina und Farzana So ist sie denn gerettet, zurückgegeben uns. Nach der Verbannung Leiden wird sie unsterblich sein! Ada Hinweg von mir, Verräter! Ich stosse dich von mir! Noch eh der Tag sich endet, umschliesset mich der Stein! (Arindal windet sich zu Adas Füßen.) Arindal Ach Ada, hab Erbarmen, stoss mich nicht ganz von dir! Verzweiflung muss mich fassen, Wahnsinn mein Ende sein! (Die Bühne verfinstert sich, Ada versinkt mit Zemina und Farzana unter Donner und Blitz. Dann fällt der Vorhang schnell.) Festliche Halle. Morald und Lora auf dem Thron, Drolla, Gernot und Gunther neben ihnen. Chor von Männern und Jungfrauen, festlich geschmückt. Siegesreigen. Chor Heil sei dem holden Frieden im sanften Himmelsglanz! Heil sei dem hohen Siege, der uns den Frieden gab! Der du zum Siege uns geführt, sei uns als König jetzt gegrüsst! Die du im Leiden unser Trost, sei jetzt als Königin gegrüsst! Heil, siegesreicher Morald dir! Heil, tugendreiche Lora dir! Heil sei euch! Morald (steigt vom Thron herab) Genug, o endet dieser Feste Jubel! Vor Freude nicht, vor Wehmut bebt mein Herz! Noch gilt eu'r froher Königsgruss nicht mir! Denn der mir seine Würde übertrug, ist dem unseligsten Geschick verfallen. Des Wahnsinns graue Nacht umhüllet ihn, und hält die leidenvolle Seel umfangen. Wenn auch sein Wille mich zum König machte, so ehrt doch nur so lange mich als Herrscher, als Arindal dem düstren Wahn erliegt! Lora Ach Bruder! Welch beklagenswert Geschick! Jetzt, da die Freude jeden Busen schwellt, muss ich dein fürchterliches Los beweinen! Chor Wir ehren euren Schmerz! Die Freude halte ein! Lora und Morald Allmächtiger, in deine Himmel send ich mein brünstig Flehn hinauf! Lass weichen aus des ( Bruders ) ( Freundes ) ( Königs ) Sinnen des Wahnes schreckenvolle Macht! Ein Strahl aus deinem Glanz erleuchte seiner Seele Nacht! (Alle ab) Arindal (im Wahnsinn hinter der Bühne) Hallo! Lasst alle Hunde los! Dort, dort! Die Hirschin! Seht! Herbei! (Arindal tritt auf) Ihr Jäger herbei! Du, Waidmann, wandre voran! Jucche, es schmettert das Horn! O seht, schon müde wird das Tier! Packt an! Ich sende den Pfeil! Seht wie er fliegt! Ich zielte gut! Haha! Das traf in's Herz! O seht, das Tier kann weinen! Die Träne glänzt in seinem Aug'! O, wie's gebrochen nach mir schaut! Wie schön sie ist! Entsetzen! Ha, es ist kein Tier, seht her! Es ist mein Weib! (Sinkt zusammen) Ich seh den Himmel dort sich öffnen, die lichten Tore springen auf! O welcher Duft, o welcher Glanz! Bin ich ein Gott, dies zu empfinden? Beschwingt hebt sich mein Geist empor! Ha, wie der Staub nach unten sinkt! Es reicht sich eine Hand mir dar, voll Liebe führt sie mich hinauf, ich atme milde Götterluft! Was soll's? Noch bin ich Mensch! Du seist verflucht! Haha! So ist's vollbracht! Jetzt bin ich wieder Staub! (Fühlt sich ermatten) Leg dich zur Ruhe, Staub, die Erde birgt dich gern! (Er ist allmählich an die Stufen des Thrones hingesunken) Ha, wie es um dich dämmert! Es ist die milde Nacht. O schaurig, süsse Luft, befängst du meine Seele? Ich lag in deinem Arme, so sanft war meine Ruhe, ich kann dich nicht umfangen, du bist so fern, so fern! Und dennoch nahst du mir, ja, ja, ich sehe dich! Warum den tiefen Schmerz im tränenvollen Blick? (Er entschlummert. Wie aus weiter Entfernung vernimmt man Adas Stimme, dann aus einer näheren Gromas.) Ada Stimme Mein Gatte Arindal, was hast du mir getan? Es schliesst ein kalter Stein die heisse Liebe ein. Die Träne nur erweicht der rauhen Hülle Zwang, durch alle Schranken dringt die Liebe noch zu dir, und hörest du die Klage, so eile her zu mir! Groma Stimme (von einer anderen Seite hinter der Bühne) Auf, Arindal, was zauderst du? Sieh, jenen Schild und jenes Schwert kann dich dem Sieg, doch jene Leier noch grösser'm Glück entgegenführen. Bist du von Mut und Lieb' erfüllt, so wirst das Höchste du erreichen! Farzana So wäre unsre Ada denn gerettet, und der Unsterblichkeit zurückgegeben! Wohlan, vollenden wir das letzte Werk, damit kein Rückschritt je zu denken sei: den Sterblichen dem sichern Tod zu weihn! Zemina Fürwahr, mich jammert Arindals Geschick; schon büsst er durch des Wahnsinns Schrecken den Meineid schwer. Farzana O nicht der Meineid bloss, seine Vermessenheit weiht ihn dem Tod! Soll ungestraft ein kühner Sterblicher des Feenreiches Stolz uns rauben wollen? Wir führen auf den Weg zu Ada ihn; sie zu befrein, sei er von uns ermuntert. Zemina Was willst du tun? Ihn auf den Weg geleiten, auf dem er wirklich sie erlösen kann? Farzana Was fürchtest, Törin, du? Da er als Mensch zu siegen nicht vermocht, wie sollt er da bewähren sich, wo Feenkraft nur siegt? Im Kampfe wird er sicher unterliegen! Zemina und Farzana Auf! Erwache, Arindal! Arindal Wer ruft mich? Ha, wohin hat mich ein wilder Wahn getragen? Ich hörte meine Gattin rufen! O Gott, wie ist die düst're Nacht durch ihren Ruf zum Tage mir erhellt! Zemina und Farzana Nun, Arindal, erkennst du uns? Arindal Euch seh ich wieder, teure Feen, die ihr um meine Gattin wart. Ach, meine Gattin, wo ist sie? Zemina und Farzana Hast du den Mut, sie zu befrein? Arindal Was höre ich? Sie zu befrein durch meinen Mut könnt es gelingen? Farzana Was prahlest du von deinem Mute? Ist sie nicht deiner Feigheit Opfer? Arindal O wende deine Hohn von mir! Sagt mir, ist sie noch zu befrein? Zemina Im kalten Steine eingeschlossen verzweifelt sie an ihrer Rettung. Arindal Ihr foltert mich! Ich habe Mut! Wer leitet mich zu ihr dahin? Zemina und Farzana Nun denn, wir führen dich zu ihr! Arindal O Gott, wie fass ich es, zu ihr! (er ergreift Schild und Leier) Ach sie, die Gattin zu befrein, wie füllt es mich mit Freudenglut! O leitet mich dahin zu ihr, ihr opf'r ich all mein heisses Blut! Zemina und Farzana Ha, diese rasche Freudenglut wird ihn den sich'ren Tode weihn. Wir leiten gern ihn hin zu ihr, denn uns erfreut sein Untergang! Verwandlung. Furchtbare Kluft des unterirdischen Reiches. Erdgeister mit scheußlichen Larven durchwogen geschäftig den Ort. Chor der Geister Ihr Geister, auf, bewachet treu die dunkle Schreckenspforte, die diese Kluft umschliesst! Dem Ungeweihten wehrt den Weg! Er führt zum höchsten Heiligtum! Ihr Geister auf! Bewachet treu! Arindal Wo führt ihr hin! Hier schmachtet meine Gattin? Chor Wer naht sich dort? Farzana Ein Sterblicher begehrt von euch den Eintritt! Chor Wehe ihm! Zemina Nun, Arindal! Bekämpfe jene! Arindal O diese schreckenvolle Überzahl! Farzana Kleinmütiger, dir bangt? Arindal Die Liebe siegt! (er beginnt den Kampf mit den Erdgeistern und ist bald Begriff zu weichen) Weh mir, ich unterliege schon! Groma Stimme Den Schild! (Arindal hält den Schild vor, die Geister verschwinden) Zemina und Farzana Entsetzlich, ha, er hat gesiegt! Durch fremde Macht bezwang er sie, doch siegen soll er nimmermehr! Arindal O welches Glück, der Sieg ist mein! Dank sei, Groma, deiner hohen Macht! (Auf einen Wink der der beiden Feen folgt ihnen Arindal) Gunther und Gernot Heil Arindal, und fasse Mut, zum Siege schreitest du voran! Die Bühne ist in einen anderen Teil des unterirdischen Reiches verwandelt. Chor von ehernen Männern: fest aneinendergereiht. Chor der ehernen Männer Schliesst fest euch an, und haltet stark, den Eingang wehren wir zum höchsten Heiligtum! Chor Was will der Fremdling hier? Zemina Er trotzet eurer Kraft und fordert euch zum Kampf! Chor Wehe ihm! Arindal Mich schreckt nicht eure Erzes Schirm, vernichten soll euch meine Macht! (Er beginnt den Kampf, indem er den Schild vorhält, und kommt bald zum Weichen) Weh mir, den Schild verlässt die Kraft! Groma Das Schwert! (Arindal kämpft mit dem Schwert. Die ehernen Männer verschwinden.) Zemina und Farzana Ha, wehe uns, der Sieg ist sein! Statt des Vermessenen Verderben bezwecken wir sein höchstes Glück! Chor von Gromas unsichtbaren Geistern (unsichthar) Heil, Arindal, und fasse Mut, zum Siege schreitest du voran! Farzana Doch jetzt erlahme seine Kraft! Arindal Doch sagt! Wo find ich meine Gattin? Farzana Wohlan! Jetzt sollst du sie befrein! (Auf ihren Wink öffnet sich ein Felsen: in einer kleinen, magisch erleuchteten Grotte erblickt man einen Stein von Menschengröße.) Zemina Sieh, Arindal, dort schmachtet deine Gattin! Arindal Allmächtiger, wie trag ich diesen Anblick? Wie nenn ich das Gefühl, das mich durchbebt? Ist's Wonne, die mir wird durch ihre Nähe? Ist es Entsetzen, so sie zu erblicken? Ah, welche Wehmut füllt mein armes Herz. O Ada! Wie vernichte ich den Fluch? Zemina Was ziemt's zu klagen hier? Sie zu befrein kamst du hierher! Arindal O sagt, wie ich's vollende? Farzana Entzaubre diesen Stein, und sie ist frei! Arindal Weh mir! Kann Menschenkraft dies je vollbringen? Farzana Versuch's, doch wisse erst, was dich bedroht! Du bist mit kühn vermess'ner Kraft gedrungen bis hierher in der Feen Heiligtum, und kannst du jetzt dein Werk nicht ganz vollenden, so büssest du das frevelnde Begehren mit ewiger Verwandelung in Stein! Arindal Ha, furchtbar! Dies ist denn mein Los! Weh mir, es unterliegt mein Mut und mein Verlangen ist gelähmt. Vollenden kann ich nicht mein Werk und lange Qualen sind ihr Los! Farzana und Zemina Ha, endlich unterliegt sein Mut und sein Verlangen ist gelähmt. Vollendet er jetzt nicht sein Werk, so ist ein ew'ger Tod sein Los. Chor von Gromas unsichtbaren Geistern (unsichthar) Mut, Arindal, und sei getrost, du kannst die Gattin noch befrein! Gromas Stimme Ergreif die Leier! Arindal O Gott, was höre ich? Ja, ich besitze Götterkraft! Ich kenne ja der holden Töne Macht der Gotheit, die der Sterbliche besitzt! Du, heisse Liebe, Sehnsucht und Verlangen entzaubert denn in Tönen diesen Stein! Zemina und Farzana Weh, das ist Gromas Werk! Arindal (die Leier spielend) O ihr, des Busens Hochgefühle, die hold in Liebe sich umfah'n! Und du Verlangen, heisses Sehnen, mit deinem wonnesüssen Schmerz! Euch ruf ich auf, aus meinem Busen, aus meiner Seele schwingt euch auf! Zusammen fliesse all Empfinden in holder Töne Zaubermacht, und flehet an den kalten Stein: gib meine Gattin mir zurück! (Der Stein hat sich allmählich in Ada verwandelt, diese sinkt entzückt in Arindals Arme.) Ada Jetzt kann mich keine Macht dir rauben! Farzana und Zemina wenden sich ents'etzt ab. Die Szene verwandlet sich in einen herrlichen Feenpalast, von Wolken umgeben. Auf einem Thron der Feenkönig, um ihn der Chor der Feen und Geister. Feenkönig Du Sterblicher drangst ein in unser Reich, und die unendliche Gewalt der Liebe verlieh dir jene hohe Kraft, die nur Unsterblichen zu eigen ist verliehn!_ So wisse denn: durch deine Schuld als Mensch bleibt Ada jetzt unsterblich, wie sie war; doch, der sie uns mit Götterkraft entwunden, ist mehr als Mensch, unsterblich sei, wie sie! Chor Gegrüsst sei Arindal im hohen Feenreiche, dir ist Unsterblichkeit nach deiner Kraft verliehn! Ada Entsage deinem Erdenreich, mein Feenland beherrsche jetzt! Arindal Noch fühl ich sterblich mich genug und kann vor Wonne mich nicht fassen! Zemina und Farzana Entzücken kehret wieder ein, da beide jetzt gewonnen sind! Arindal (Morald, Lora, Drolla, Gernot und Günter werden eingeführt) Euch beiden geb ich jetzt mein Erdenland, ein höh'res Reich ist Seligem mir verliehn! Seid glücklich stets, denn ich beschütze euch! (Er wird von Ada zum Thron geleitet) Chor Ein hohes Los hat er errungen, dem Erdenstaub ist er entrückt! Drum sei's in Ewigkeit besungen, wie hoch die Liebe ihn beglückt! |
libretto by Richard Wagner nach Carlo Gozzi |