Siegmund (mortal son of Wotan) - tenor Sieglinde (Siegmund's twin sister) - soprano Hunding (husband of Sieglinde) - bass Wotan (ruler of the gods) - bass-baritone Brünnhilde (a Valkyrie) - soprano Fricka (Wotan's wife, goddess of marriage) - soprano Gerhilde (a Valkyrie) - soprano Ortlinde (a Valkyrie) - soprano Waltraute (a Valkyrie) - mezzo-soprano Schwertleite (a Valkyrie) - contralto Helmwige (a Valkyrie) - soprano Siegrune (a Valkyrie) - mezzo-soprano Grimgerde (a Valkyrie) - mezzo-soprano Rossweisse (a Valkyrie) - mezzo-soprano |
Siegmund (ein Wälsung) - tenor Sieglinde (Siegmunds Schwester) - sopran Hunding (Sieglindes Gatte) - tiefer baß Wotan (der Göttervater) - hoher baß Brünnhilde (eine Walküre) - sopran Fricka (Wotans Gattin, Göttin der Ehe) - sopran Gerhilde Ortlinde Waltraute Schwertleite (Walküren) ................sopran und alt Helmwige Siegrune Grimgerde Roßweiße Schauplatz Erster Aufzug: Das Innere der Wohnung Hundings Zweiter Aufzug: Wildes Felsengebirge Dritter Aufzug: Auf dem Gipfel eines Felsenberges (des "Brünnhildensteines") |
Prelude and Scene One (The curtain rises.) (The inside of a dwelling place; an apartment built of wood surrounds the stem of a great ash tree standing in the center. On the right, in the fore- ground, is the hearth, behind it the storeroom; at back, the great entrance door; on the left, at back, steps lead up to an inner room; lower down, on the same side, a table with a broad bench behind it, fixed to the wall; some wooden stools in front of it.) (The stage remains a while empty; storm without, just subsiding.) (Siegmund opens the entrance door from without and enters. He holds the latch in his hand and looks round the room: he appears exhausted with over- exertion: his dress and appearance show that he is in flight. Seeing no one, he closes the door behind him, walks, as with the last efforts of an exhausted man, to the hearth, and there throws himself down on a rug of bearskin.) |
Vorspiel und erste Scene (Der Vorhang geht auf.) (Das Innere eines Wohnraumes: um einen starken Eschen stamm, als Mittelpunkt, gezimmerter Saal. Rechts im Vordergrunde der Herd; dahinter der Speicher; im Hintergrunde die große Eingangsthüre: links in der Tiefe führen Stufen zu einem inneren Gemache; daselbst im Vordergrunde ein Tisch, mit breiter Bank an die Wand gezimmert, dahinter, hölz- erne Schemel davor.) (Die Bühne bleibt eine Zeit lang leer; außen Sturm, im Begriffe sich gänzlich zu legen.) (Siegmund öffnet von außen die Eingangsthüre, und tritt ein. Er hält den Riegel noch in der Hand, und überblickt den Wohnraum; er scheint von über- mässiger Anstrengung erschöpft; sein Gewand und Aussehen zeigen, dass er sich auf der Flucht befinde. Da er Niemand gewahrt, schließt er hintersich, schreitet mit der äußersten Anstrengung eines Tod- müden auf den Herd zu, und wirft sich dort auf eine Decke von Bären fell nieder.) |
Siegmund Whoe'er own this hearth, here must I rest me. (He sinks back and remains stretched out motionless.) (Sieglinde enters from the inner chamber, thinking that her husband has returned. Her grave look shows surprise when she finds a stranger stretched on the hearth.) Sieglinde (still at the back) A stranger here? why came he hither? (She comes nearer.) What man is this who lies on the hearth? (As Siegmund does not move, she comes still nearer and looks at him.) Worn and way-weary lies he there. Is it but weariness? or is he sick? (She bends over him and listens.) I hear still his breathing, 'tis sleep that hath seized him. Valiant is he, meseems, though so worn he lies. Siegmund (suddenly raising his head) A draught! a draught! Sieglinde I bring thee water. (She quickly takes a drinking horn and goes out. She returns with it filled and offers it to Siegmund.) Drink to moisten thy lips I have brought thee: Water, as thou didst wish! (Siegmund drinks and gives the horn back. As he signs his thanks with his head, his eyes fix themselves on her with growing interest.) |
Siegmund Wess' Herd diess auch sei, hier muß ich rasten. (Er sinkt zurück, und bleibt regungslos ausgestreckt.) (Sieglinde tritt aus der Thüre des inneren Gemaches: Sie glaubte ihren Mann heimgekehrt; ihre ernste Miene zeigt sich dann verwundert, als sie einen Fremden am Herde ausgestreckt sieht.) Sieglinde (noch im Hintergrunde) Ein fremder Mann? ihn muß ich fragen. (Sie tritt näher.) Wer kam in's Haus, und liegt dort am Herd? (Da Siegmund sich nicht regt, tritt sie noch etwas näher und betrachtet ihn.) Müde liegt er von Weges Müh'n. Schwanden die Sinne ihm? wäre er siech? (Sie neigt sich zu ihm herab und lauscht.) Noch schwillt ihm der Athem; das Auge nur schloß er. Muthig dünkt mich der Mann, sank er müd' auch hin. Siegmund (fährt jäh' mit dem Haupt in die Höhe) Ein Quell! ein Quell! Sieglinde Erquickung schaff ich. (Sie nimmt schnell ein Trinkhorn und geht damit aus dem Haus. Sie kommt zurück, und reicht das gefüllte Trinkhorn Siegmund.) Labung biet' ich dem lechzenden Gaumen: Wasser, wie du gewollt! (Siegmund trinkt, und reicht ihr das Horn zurück. Als er ihr mit dem Haupte Dank zuwinkt, haftet sein Blick mit steigender Theilnahme an ihren Mienen.) |
Siegmund Cooling relief the water has wrought, my weary load now is made light: refreshed is my heart, mine eyes are gladdened by blissful raptures of sight. Who is't that gladdens them so? Sieglinde This house and this wife call Hunding owner; stranger, take here thy rest: tarry till he return! Siegmund Weaponless am I: a wounded guest will thy husband make welcome. Sieglinde (with anxious haste) Thy wounds now shew to me straight! (Siegmund shakes himself and springs up quickly to a sitting position.) Siegmund But slight are they, unworthy a word; still whole are my limbs and trustily knit. If but half so well as my arm shield and spear had availed me, ne'er from foe had I fled; but in splinters were spear and shield. The horde of foe-men harried me sore, by storm and stress spent was my force; but quicker than I from foe-men fled my faintness from me: darkness had sunk on my lids; now laughs the sunlight anew. (Sieglinde goes to the storeroom, fills a horn with mead, and offers it to Siegmund with friendly eagerness.) |
Siegmund Kühlende Labung gab mir der Quell, des Müden Last machte er leicht: erfrischt ist der Muth, das Aug' erfreut des Sehens selige Lust. Wer ist's, der so mir es labt? Sieglinde Dies Haus und diess Weib sind Hundings Eigen; gastlich gönn' er dir Rast: harre bis heim er kehrt! Siegmund Waffenlos bin ich: dem wunden Gast wird dein Gatte nicht wehren. Sieglinde (mit besorgter Hast) Die Wunden weise mir schnell! (Siegmund schüttelt sich und springt lebhaft vom Lager zum Sitz auf.) Siegmund Gering sind sie, der Rede nicht werth; noch fügen des Leibes Glieder sich fest. Hätten halb so stark wie mein Arm Schild und Speer mir gehalten, nimmer floh' ich dem Feind; doch zerschellten mir Speer und Schild. Der Feinde Meute hetzte mich müd', Gewitter-Brunst brach meinen Leib; doch schneller als ich der Meute, schwand die Müdigkeit mir: sank auf die Lider mir Nacht, die Sonne lacht mir nun neu. (Sieglinde geht nach dem Speicher, füllt ein Horn mit Meth, und reicht es Siegmund mit freundlicher Bewegt heit.) |
Sieglinde A quickening draught of honeyed mead may'st thou not scorn from me. Siegmund Let it first touch thy lips? (Sieglinde sips from the horn and gives it back. Siegmund takes a long draught, while his gaze rests on her with growing warmth. Still gazing, he removes the horn from his lips and lets it sink slowly while the expression of his features expresses strong emotion. He sighs deeply and gloomily lets his eyes sink to the ground.) (with trembling voice) Thou hast tended an ill-fated one: (quickly) ill-fate would I might turn from thee! (He starts up.) Good rest I found here and sweet repose: onward wend I my way. (He goes toward the back.) Sieglinde (turning quickly around) Who pursues thee, that thou must fly? Siegmund (has stopped) Ill-fate pursues me where'er I wander; Ill-fate o'ertakes me where'er I linger: to thee, wife, ne'er may it come! forth from thy house I fly. (He goes hastily to the door and lifts the latch.) |
Sieglinde Des seimigen Methes süßen Trank mög'st du mir nicht verschmäh'n. Siegmund Schmecktest du mir ihn zu? (Sieglinde nippt am Horne, und reicht es ihm wieder. Siegmund thut einen langen Zug, indem er den Blick mit wachsender Wärme auf sie heftet. Er setzt so das Horn ab, und läßt es langsam sinken, während der Ausdruck seiner Miene in starke Ergriff- en heit übergeht. Er seufzt t ief auf, und senkt den Blick düster zu Boden.) (mit bebender Stimme) Einen Unseligen labtest du: (lebhaft) Unheil wende der Wunsch von dir! (Er bricht auf.) Gerastet hab' ich und süß geruht: weiter wend' ich den Schritt. (Er geht nach hinten.) Sieglinde (lebhaft sich umwendend) Wer verfolgt dich, daß du schon flieh'st? Siegmund (hat angehalten) Mißwende folgt mir wohin ich fliehe; Mißwende naht mir wo ich mich neige: dir Frau doch bleibe sie fern! fort wend' ich Fuß und Blick. (Er schreitet schnell bis zur Thüre und hebt den Riegel.) |
Sieglinde (in impetuous self-forgetfulness, calling to him) Then bide thou here! Ill-fate thou canst not bring there, where ill-fate has made its home! (Siegmund, deeply moved, remains standing, he looks searchingly at Sieglinde, who casts down her eyes in shame and sadness. Siegmund returns.) Siegmund Wehwalt called I myself: Hunding here then shall find me. (He leans against the hearth: his eyes fix them- selves with calm and steady sympathy on Sieglinde: she slowly raises her eyes again to his; they regard each other, during a long silence, with an expression of the deepest emotion.) |
Sieglinde (in heftigem Selbstvergessen ihm nachrufend) So bleibe hier! Nicht bringst du Unheil dahin, wo Unheil im Hause wohnt! (Siegmund bleibt tief erschüttert stehen; er forscht in Sieglindes Mienen; diese schlägt verschämt und traurig die Augen nieder. Siegmund kehrt zurück.) Siegmund Wehwalt hieß ich mich selbst: Hunding will ich erwarten. (Er lehnt sich an den Herd: sein Blick haftet mit ruhiger und entschlossener Theilnahme an Sieglinde: diese hebt langsam das Auge wieder zu ihm auf; Beide blicken sich, in langem Schweigen, mit dem Ausdruck tiefster Ergriffenheit, in die Augen.) |
Scene Two (Sieglinde starts, listens, and hears Hunding, who is leading his horse to the stable outside. She goes quickly to the door and opens it. Hunding, armed with shield and spear, enters and pauses at the threshold on perceiving Siegmund. Hunding turns to Sieglinde with a look of stern enquiry.) Sieglinde (answering Hunding's look) Faint, this man lay on our hearth: need drove him to us. Hunding Hast tended him? Sieglinde A draught I gave to him, welcomed him as guest! Siegmund (firmly and quietly watching Hunding) Rest and drink offered she: wouldst therefore chide the woman? Hunding Sacred is my hearth: sacred hold thou my house. (He takes off his armor, and gives it to Sieglinde.) (to Sieglinde) Set the meal now for us! (Sieglinde hangs the arms on the branches of the ash tree, fetches food and drink from the storeroom, and prepares supper.) (Involuntarily she again turns her gaze on Siegmund.) (Hunding looks keenly and with surprise at Siegmund's features, which he compares with Sieglinde's.) (aside) How like to the woman! The serpent's deceit glistens, too, in his glances. (He hides his surprise and turns unconcernedly to Siegmund.) Far, I trow, led thee thy way; no horse rode he who here found rest: what rugged paths have wearied thy feet? |
Zweite scene (Sieglinde fährt plötzlich auf, lauscht, und hört Hunding, der sein Roß außen zum Stalle führt. Sie geht hastig zur Thüre und öffnet. Hunding, gewaffnet mit Schild und Speer, tritt ein, und hält unter der Thüre, als er Siegmund gewahrt. Hunding wendet sich mit einem ernst fragenden Blick an Sieglinde.) Sieglinde (dem Blick Hundings entgegnend) Müd' am Herd fand ich den Mann: Noth führt' ihn ins Haus. Hunding Du labtest ihn? Sieglinde Den Gaumen letzt' ich ihm; gastlich sorgt' ich sein! Siegmund (der ruhig und fest Hunding beobachtet) Dach und Trank dank' ich ihr: willst du dein Weib drum schelten? Hunding Heilig ist mein Herd: heilig sei dir mein Haus! (Er legt seine Waffen ab, und übergiebt sie Sieglinde.) (zu Sieglinde) Rüst uns Männern das Mahl! (Sieglinde hängt die Waffen an Ästen des Eschen- stammes auf, dann holt sie Speise und Trank aus dem Speicher und rüstet auf dem Tische das Nachtmahl.) (Unwillkürlich heftet sie wieder den Blick auf Siegmund.) (Hunding mißt scharf und verwundert Siegmunds Züge, die er mit denen seiner Frau vergleicht.) (für sich) Wie gleicht er dem Weibe! Der gleißende Wurm glänzt auch ihm aus dem Auge. (Er birgt sein Befremden, und wendet sich wie unbefangen zu Siegmund.) Weit her, traun! kamst du des Wegs; ein Roß nicht ritt, der Rast hier fand: welch' schlimme Pfade schufen dir Pein? |
Siegmund Through brake and forest, meadow and moor, storm has pursued and sorest need: I know not the way I have come. Whither it led me, also I know not: fain would I learn it from thee. Hunding (at the table, offering Siegmund a seat) The roof and room that shelter thee, Hunding calls his own; wendest thou hence to the west thy way, in homesteads rich findest thou kinsmen who guard the honor of Hunding: guest, now grant me a grace, and thy name make known in return. (Siegmund, who has taken his place at the table, gazes thoughtfully before him. Sieglinde has placed herself next to Hunding, opposite to Siegmund, on whom she fastens her eyes with visible sympathy and intentness.) (watches them both) Fearest thou to give me thy trust, to the wife here tell thy secret: see her longing in her looks! Sieglinde (unembarrassed and interested) Guest, who thou art I would know. (Siegmund looks up, gazes into her eyes and begins gravely.) Siegmund Friedmund may I not call me; Frohwalt, would that I were: but Wehwalt so must I name me. Wolfe, I called my father: alone was I not born; for a sister twinned with me. Soon lost were both mother and maid; her who me bore, her who with me was born, scarce have I ever beheld. Warlike and strong was Wolfe, and foes full many he found. A-hunting oft went the son with the father; once, worn from the chase, we came to our home, there lay the wolf's nest waste. To ashes burnt the goodly abode, |
Siegmund Durch Wald und Wiese, Heide und Hain, jagte mich Sturm und starke Noth: nicht kenn' ich den Weg, den ich kam. Wohin ich irrte, weiß ich noch minder: Kunde gewänn' ich dess' gern. Hunding (am Tische, und Siegmund den Sitz bietend) Dess' Dach dich deckt, dess' Haus dich hegt, Hunding heißt der Wirth; wendest von hier du nach West den Schritt, in Höfen reich hausen dort Sippen, die Hundings Ehre behüten: gönnt mir Ehre mein Gast, wird sein Name nun mir gennant. (Siegmund, der sich am Tische niedergesetzt, blickt nachdenklich vor sich hin. Sieglinde, die sich neben Hunding, Siegmund gegenüber gesetzt, heftet ihr Auge mit auffallender Theilnahme und Spannung auf diesen.) (der Beide beobachtet) Träg'st du Sorge mir zu vertrau'n, der Frau hier gib doch Kunde: sieh, wie gierig sie dich frägt! Sieglinde (unbefangen und theilnahmsvoll) Gast, wer du bist, wüßt' ich gern. (Siegmund blickt auf, sieht ihr in das Auge, und beginnt ernst.) Siegmund Friedmund darf ich nicht heißen; Frohwalt möcht' ich wohl sein: doch Wehwalt muß ich mich nennen. Wolfe, der war mein Vater; zu zwei kam ich zur Welt, eine Zwillings Schwester und ich. Früh schwanden mir Mutter und Maid; die mich gebar, und die mit mir sie barg, kaum hab' ich je sie gekannt. Wehrlich und stark war Wolfe; der Feinde wuchsen ihm viel. Zum Jagen zog mit dem Jungen der Alte; von Hetze und Harst einst kehrten wir heim, da lag das Wolfsnest leer. Zu Schutt gebrannt der prangende Saal, |
to dust the oak tree's branching stem; struck dead was the mother's valorous form, and lost in the ruins the sister's trace: the Neidings' cruel host had dealt us this deadly blow. Unfriended fled my father with me; many years the stripling lived on with Wolfe in woodlands wild: oft beset were we by our foes; but bravely battled the Wolf-pair still. (turning to Hunding) A Wolfing tells thee the tale whom as "Wolfing" many well know. Hunding Marvels and monstrous stories tellest thou, daring guest, Wehwalt the Wolfing! |
zum Stumpf der Eiche blühender Stamm; erschlagen der Mutter muthiger Leib, verschwunden in Gluthen der Schwester Spur: uns schuf die herbe Noth der Neidinge harte Schaar. Geächtet floh der Alte mit mir; lange Jahre lebte der Junge mit Wolfe im wilden Wald: manche Jagd ward auf sie gemacht; doch muthig wehrte das Wolfspaar sich. (zu Hunding gewandt) Ein Wölfing kündet dir das, den als "Wölfing" mancher wohl kennt. Hunding Wunder und wilde Märe kündest du, kühner Gast, Wehwalt der Wölfing! |
Methinks, of the warrior pair I heard dark rumors spoken, though I nor Wolfe nor Wölfing knew. Sieglinde Yet further tell us, stranger: where roams thy father now? Siegmund A fiery onset on us then did the Neidings begin: but slain by the wolves fell many a hunter, in flight through the woods, chased by their game, like chaff were scattered the foes. But torn from my father was I; his trace I saw not though long was my seeking: in the woods a wolfskin found I alone; there, empty it lay; my father found I not. From the woods driven afar; my heart longed for men and for women. Amongst all folk, where'er I fared, if friend or wife I sought to win, still was I ever mistrusted: ill-fate lay on me. Whate'er right thing I wrought, others counted it ill; what seemed evil to me, others greeted as good. In feuds I fell wherever I dwelt, wrath met me wherever I fared; striving for gladness, woe was my lot: my name then be Wehwalt ever; for woe still waits on my steps. (He turns his eyes to Sieglinde and notes her sympathetic look.) |
Mich dünkt, von dem wehrlichen Paar vernahm ich dunkle Sage, kannt' ich auch Wolfe und Wölfing nicht. Sieglinde Doch weiter künde, Fremder: wo weilt dein Vater jetzt? Siegmund Ein starkes Jagen auf uns stellten die Neidinge an: der Jäger viele fielen den Wölfen, in Flucht durch den Wald trieb sie das Wild; wie Spreu zerstob uns der Feind. Doch ward ich vom Vater versprengt; seine Spur verlor ich, je länger ich forschte: eines Wolfes Fell nur traf ich im Forst; leer lag das vor mir, den Vater fand ich nicht. Aus dem Wald trieb es mich fort; mich drängt' es zu Männern und Frauen. Wie viel ich traf, wo ich sie fand, ob ich um Freund, um Frauen warb, immer doch war ich geächtet: Unheil lag auf mir. Was rechtes je ich rieth, andern dünkte es arg, was schlimm immer mir schien, andern gaben ihm Gunst. In Fehde fiel ich wo ich mich fand, Zorn traf mich wohin ich zog; gehrt' ich nach Wonne, weckt' ich nur Weh': drum mußt' ich mich Wehwalt nennen; des Wehes waltet ich nur. (Er sieht zu Sieglinde auf und gewahrt ihren theil- nehmenden Blick.) |
Hunding She who cast thee fate so forlorn, the Norn then loved thee not: gladly greets thee no man to whom as guest thou com'st. Sieglinde Craven hearts only fear a weaponless, lonely man! Tell us yet, guest, how in the fight at last thy weapon was lost? Siegmund A sorrowful child cried for my help: her kinsmen sought to bind in wedlock unloved, a man with the maid. Help against wrong gladly I gave, her ruthless clan met me in fight: before me foe-men fell. Struck down and dead lay her brothers: her arms round their bodies she clasped, her grief had banished her wrath. From wildly streaming eyes she bathed the dead with her tears; for her brothers in battle slain lamented the ill -fated bride. Then the host of kinsmen surged like a storm; full of fury, vengeance they vowed on me: ever new foe-men rose to assail me. |
Hunding Die so leidig Los dir beschied, nicht liebte dich die Norn': froh nicht grüßt dich der Mann, dem fremd als Gast du nah'st. Sieglinde Feige nur fürchten den der waffenlos einsam fährt! Künde noch, Gast, wie du im Kampf zu letzt die Waffe verlor'st? Siegmund Ein trauriges Kind rief mich zum Trutz: vermählen wollte der Magen Sippe dem Mann ohne Minne die Maid. Wider den Zwang zog ich zum Schutz, der Dränger Troß traf ich im Kampf: dem Sieger sank der Feind. Erschlagen lagen die Brüder: die Leichen umschlang da die Maid, den Grimm verjagt' ihr der Gram. Mit wilder Thränen Fluth betroff sie weinend die Wal; um des Mordes der eignen Brüder klagte die unsel'ge Braut. Der Erschlag'nen Sippen stürmten daher; übermächtig ächzten nach Rache sie; rings um die Stätte ragten mir Feinde. |
But from the place ne'er moved the maid; my shield and spear sheltered her long, till spear and shield were hewn from my hand. Wounded, weaponless stood I; death I saw take the maid: I fled from the furious host; lifeless lay she on the dead. (to Sieglinde with a look of sorrowful fervor) Now know' st thou, questioning wife, why 'tis not Friedmund who greets thee! (He stands up and walks to the hearth. Sieglinde looks on the ground pale and deeply moved.) Hunding (rises) I know a riotous race; not holy it holds what men revere: 'tis hated by all and by me. For vengeance forth was I summoned, payment to win me for kinsmen's blood: too late came I, and now return home, the flying outcast's trace to find again in my house. (He comes down.) My house holds thee, Wolfing, today; for the night, safe be thy rest: with trusty weapon defend thee tomorrow; I choose the day for the fight: as death-debt pa/ st thou thy life. (With anxious gestures Sieglinde steps between the two men.) (harshly) Hence from the hall! linger not here! My night-draught set me within, and wait thou there for me. (Sieglinde stands a while undecided and thought- ful. She turns slowly and with hesitation steps toward the storeroom. There she again pauses and remains standing, lost in thought, with half-averted face. With quiet resolution she opens the cupboard, fills a drinking horn, and shakes some spices into it from a box. She then turns her eyes on Siegmund so as to meet his gaze which he keeps unceasingly fixed on her.) (She perceives Hunding watching them and turns immediately to the bedchamber. On the steps she turns once more, looks yearningly at Siegmund andindicates with her eyes, persistently and with eloquest earnestness, a particular spot in the ash tree's stem.) (Hunding starts and drives her with a violent gesture from the room.) (With a last look at Siegmund, she goes into the bed chamb er and closes the door after her.) |
Doch von der Wal wich nicht die Maid; mit Schild und Speer schirmt' ich sie lang', bis Speer und Schild im Harst mir zerhau'n. Wund und waffenlos stand ich; sterben sah ich die Maid: mich hetzte das wüthende Heer; auf den Leichen lag sie todt. (mit einem Blicke voll schmerzlichen Feuers auf Sieglinde) Nun weißt du, fragende Frau, warum ich Friedmund nicht heiße! (Er steht auf, und schreitet auf den Herd zu. Sieglinde blickt erbleichend und tief erschüttert zu Boden.) Hunding (erhebt sich) Ich weiß ein wildes Geschlecht, nicht heilig ist ihm was andern hehr: verhaßt ist es Allen und mir. Zur Rache ward ich gerufen, Sühne zu nehmen für Sippen Blut: zu spät kam ich, und kehrte nun heim, des flücht'gen Frevlers Spur im eig'nen Haus zu erspäh'n. (Er geht herab.) Mein Haus hütet, Wölfing, dich heut'; für die Nacht nahm ich dich auf: mit starker Waffe doch wehre dich morgen; zum Kampfe kies' ich den Tag: für Todte zahlst du mir Zoll. (Sieglinde schreitet mit besorgter Gebärde zwisch- en die beiden Männer vor.) (barsch) Fort aus dem Saal! säume hier nicht! Den Nachttrunk rüste mir drin, und harre mein' zur Ruh'. (Sieglinde steht eine Weile unentschieden und sinnend. Sie wendet sich langsam und zögernden Schrittes nach dem Speicher. Dort hält sie wieder an und bleibt, in Sinnen verloren, mit halb abgewandt- em Gesicht stehen. Mit ruhigem Entschluß öffnet sie den Schrein, füllt ein Trinkhorn, und schüttet aus einer Büchse Würze hinein. Dann wendet sie das Auge auf Siegmund, um seinem Blicke zu begegnen, den dieser fortwährend auf sie heftet.) (Sie gewahrt Hundings Spähen und wendet sich sogleich zum Schlafgemach. Auf den Stufen kehrt sie sich noch einmal um, heftet das Auge sehnsuchtsvollauf Siegmund, und deutet mit ihrem Blicke an- dauernd und mit sprechender Bestimmtheit auf eine Stelle am Eschenstamme.) (Hunding fährt auf, und treibt sie mit einer heftigen Gebärde zum Fortgehen an.) (Mit einem letzten Blick auf Siegmund, geht sie in das Schlafgemach, und schließt hinter sich die Thüre.) |
(taking his weapons from the tree stem) With weapons man should be armed. (Going, he turns to Siegmund.) Thou, Wölfing, meet me tomorrow: my word hearest thou, ward thyself well! (He goes into the chamber; the closing of the bolt is heard from within.) |
(nimmt seine Waffen vom Stamme herab) Mit Waffen wehrt sich der Mann. (Im Abgehen sich zu Siegmund wendend.) Dich Wölfing treffe ich morgen: mein Wort hörtest du, hüte dich wohl! (Er geht in das Gemach; man hört ihn von innen den Riegel schließen.) |
Scene Three (Siegmund alone. It has become quite dark. The hall is only lighted by a dull fire on the hearth.) (Siegmund sinks on a bench by the fire and broods silently for some time in great agitation.) Siegmund A sword, my father foretold me, should serve me in sorest need. Swordless I come to my foe-man's house; as a hostage here helpless I lie: a wife saw I, wondrous and fair, and blissful tremors seized my heart. The woman who holds me chained, who with sweet enchantment wounds, in thrall is held by the man who mocks his weaponless foe. Wälse! Wälse! Where is thy sword? The trusty sword, that in fight shall serve me, when from my bosom outbreaks the fury my heart now bears? (The fire falls together. From the flame which springs up a bright light strikes on the spot in the ash stem indicated by Sieglinde's look, on which a sword hilt is now clearly seen.) |
Dritte Scene (Siegmund allein. Es ist vollständig Nacht ge- worden; der Saal ist nur noch von einem schwachen Feuer im Herde erhellt.) (Siegmund läßt sich, nah beim Feuer, auf dem Lager nieder, und brütet in großer innerer Aufregung eine Zeitlang schweigend vor sich hin). Siegmund Ein Schwert verhieß mir der Vater, ich fänd' es in höchster Noth. Waffenlos fiel ich in Feindes Haus; seiner Rache Pfand, raste ich hier: ein Weib sah' ich, wonnig und hehr: entzückend Bangen zehrt mein Herz. Zu der mich nun Sehnsucht zieht, die mit süßem Zauber mich sehrt, im Zwange hält sie der Mann, der mich wehrlosen höhnt. Wälse! Wälse! Wo ist dein Schwert? Das starke Schwert, das im Sturm ich schwänge, bricht mir hervor aus der Brust, was wüthend das Herz noch hegt? (Das Feuer bricht zusammen; es fällt aus der auf- sprühenden Gluth plötzlich ein greller Schein auf die Stelle des Eschenstammes, welche Sieglindes Blick bezeichnet hatte, und an der man jetzt deutlich einen Schwertgriff haften sieht.) |
What gleameth there from out the gloom? What a beam breaks from the ash tree's stem! The sightless eye beholdeth a flash: gay as laughter its light! How the glorious gleam doth pierce my heart! Is it the glance of the woman so fair that there clinging behind her she left as from the hall she passed? (The fire now gradually sinks.) Darkening shadow covered mine eyes, but her glance's beam fell on me then: bringing me warmth and day. Blessing came with the sun's bright rays; the gladdening splendor encircled my head, till behind mountains it sank. (Another faint gleam from the fire.) Once more, ere day went hence, fell a gleam on me here; e'en the ancient ash tree's stem shone forth with a golden glow: now pales the splendor, the light dies out; darkening shadow gathers around me: deep in my breast alone yet glimmers a dim, dying glow. (The fire is quite extinguished: complete darkness.) (The door at the side opens softly. Sieglinde, in a white garment, comes out and advances lightly but quickly toward the hearth.) Sieglinde Sleep'st thou, guest? Siegmund (in joyful surprise) Who whispers there? |
Was gleißt dort hell im Glimmerschein? Welch' ein Strahl bricht aus der Esche Stamm, Des Blinden Auge leuchtet ein Blitz: lustig lacht da der Blick. Wie der Schein so hehr das Herz mir sengt! Ist es der Blick der blühenden Frau, den dort haftend sie hinter sich ließ, als aus dem Saal sie schied? (Von hier an verglimmt das Herdfeuer allmählich.) Nächtiges Dunkel deckte mein Aug', ihres Blickes Strahl streifte mich da: Wärme gewann ich und Tag. Selig schien mir der Sonne Licht; den Scheidel umgliß mir ihr wonniger Glanz, bis hinter Bergen sie sank. (Ein neuer schwacher Aufschein des Feuers.) Noch einmal, da sie schied, traf mich Abends ihr Schein; selbst der alten Esche Stamm erglänzte in gold'ner Gluth: da bleicht die Blüthe, das Licht verlischt; nächtiges Dunkel deckt mir das Auge: tief in des Busens Berge glimmt nur noch lichtlose Gluth. (Das Feuer ist gänzlich verloschen: volle Nacht.) (Das Seitengemach öffnet sich leise. Sieglinde, in weißem Gewande, tritt heraus und schreitet leise, doch rasch, auf den Herd zu.) Sieglinde Schläfst du, Gast? Siegmund (freudig überrascht) Wer schleicht daher? |
Sieglinde (with furtive haste) It is I: list to my words! In deepest sleep lies Hunding; o'ercome by a slumberous draught: now, in the night, save thy life! Siegmund (interrupting her passionately) Thy coming is life! Sieglinde A weapon let me now shew thee: o might'st thou make it thine! The first of heroes then might I call thee: to the strongest alone was it decreed. O heed thou well what I now tell thee! The kinsmen gathered here in the hall, to honor the wedding of Hunding: the woman he chose, by him unwooed, miscreants gave him to wife. Sad I sat the while they were drinking; a stranger entered the hall: an old man clad all in grey low down hung his hat, and one of his eyes was hidden; at the other's flash fear came on all men when their eyes met its threat'ning glance: yet on me lingered his look with sweet yearning regret, sorrow and solace in one. On me glancing, he glared on the others, as a sword he swung in his hands; |
Sieglinde (mit geheimnißvoller Hast) Ich bin's: höre mich an! In tiefem Schlaf liegt Hunding; ich würzt' ihm betäubenden Trank: nütze die Nacht dir zum Heil! Siegmund (hitzig unterbrechend) Heil macht mich dein Nah'n! Sieglinde Eine Waffe lass' mich dir weisen: o wenn du sie gewänn'st! Den hehr'sten Helden dürft' ich dich heißen: dem Stärksten allein ward sie bestimmt. O merke wohl, was ich dir melde! Der Männer Sippe saß hier im Saal, von Hunding zur Hochzeit geladen: er freite ein Weib, das ungefragt Schächer ihm schenkten zur Frau. Traurig saß ich während sie tranken; ein Fremder trat da herein: ein Greis in grauem Gewand; tief hing ihm der Hut, der deckt' ihm der Augen eines; doch des andren Strahl, Angst schuf es allen, traf die Männer sein mächtiges Dräu'n: mir allein weckte das Auge süß sehnenden Harm, Thränen und Trost zugleich. Auf mich blickt' er, und blitzte auf Jene, als ein Schwert in Händen er schwang; |
which then he struck in the ash tree stem; to the hilt buried it lies: but one man might win the weapon, he who could draw it forth. Of all the heroes, though bravely they labored, not one the weapon could win; guests came hither and guests departed; the strongest tugged at the steel ... not a whit it stirred in the stem: there cleaves in silence the sword. Then knew I who he was who in sorrow greeted me: I know too who alone shall draw the sword from the stem. O might I today find here the friend; come from afar to the saddest wife: what e'er I have suffered in bitterest pain, what e'er I have borne in shame and disgrace, sweet were my vengeance, all were atoned for! Regained were then whate'er I had lost, and won, too, were then all I have wept for, found the delivering friend, my hero held in my arms! Siegmund (embracing Sieglinde with ardor) Thee, woman most blest, holds now the friend, for weapon and wife decreed! Hot in my breast burns now the oath that weds me ever to thee. Whate'er I have sought in thee now I see; in thee all that has failed me is found! Though thou wert shamed and woe was my lot; though I was scorned and dishonored wert thou: joyful revenge now laughs in our gladness! Loud laugh I in fullest delight, holding embraced all thy glory, feeling the beats of thy heart! (The great door springs open.) |
das stieß er nun in der Esche Stamm, bis zum Heft haftet' es drin: dem sollte der Stahl geziemen, der aus dem Stamm es zög'. Der Männer Alle, so kühn sie sich mühten, die Wehr sich Keiner gewann; Gäste kamen und Gäste gingen, die Stärk'sten zogen am Stahl ... keinen Zoll entwich er dem Stamm: dort haftet schweigend das Schwert. Da wußt' ich wer der war, der mich gramvolle gegrüßt: ich weiß auch, wem allein im Stamm das Schwert er bestimmt. O fänd ich ihn heut' und hier, den Freund; käm' er aus Fremden zur ärmsten Frau: was je ich gelitten in grimmigem Leid, was je mich geschmerzt in Schande und Schmach, süßeste Rache sühnte dann Alles! Erjagt hätt' ich was je ich verlor, was je ich beweint wär' mir gewonnen, fänd' ich den heiligen Freund, umfing' den Helden mein Arm! Siegmund (mit Gluth Sieglinde umfassend) Dich selige Frau hält nun der Freund, dem Waffe und Weib bestimmt! Heiß in der Brust brennt mir der Eid, der mich dir Edlen vermählt. Was je ich ersehnt ersah ich in dir; in dir fand ich was je mir gefehlt! Littest du Schmach, und schmerzte mich Leid; war ich geächtet, und warst du entehrt: freudige Rache lacht nun den Frohen! Auf lach' ich in heiliger Lust, halt' ich dich Hehre umfangen, fühl' ich dein schlagendes Herz! (Die große Thüre springt auf.) |
Sieglinde Ha, who went? who entered here? (The door remains open: outside a glorious spring night; the full moon shines in, throwing its bright light on the pair, so that suddenly they can fully and clearly see each other.) Siegmund (in gentle ecstasy) No one went, but one has come: laughing, the spring enters the hall! (Siegmund draws Sieglinde to him on the couch with tender vehemence, so that she sits beside him. Increas ing brilliance of the moonlight.) Winter storms have waned in the moon of May, with tender radiance sparkles the spring; on balmy breezes, light and lovely, weaving wonders, on he floats; o'er wood and meadow wafts his breathing, widely open laughs his eye: in blithesome song of birds resounds his voice, sweetest fragrance breathes he forth: from his ardent blood bloom out all joy-giving blossoms, bud and shoot spring up by his might. With gentle weapons' charm he forces the world; winter and storm yield to his strong attack: assailed by his hardy strokes now the doors are shattered that, fast and defiant, once held us parted from him. To clasp his sister hither he flew; 'twas love that lured the spring: within our bosoms deeply she hid; now gladly she laughs to the light. The bride and sister is freed by the brother; in ruin lies what held them apart; joyfully greet now the loving pair: made one are love and spring! |
Sieglinde Ha, wer ging? wer kam herein? (Die Thüre bleibt geöffnet: außen herrliche Früh- lings nacht; der Vollmond leuchtet herein, und wirft sein helles Licht auf das Paar, das so sich plötzlich in voller Deutlichkeit wahrnehmen kann.) Siegmund (in leiser Entzückung) Keiner ging, doch Einer kam: siehe, der Lenz lacht in den Saal! (Siegmund zieht Sieglinde mit sanfter Gewalt zu sich auf das Lager, so daß sie neben ihm zu sitzen kommt. Wachsende Helligkeit des Mondscheines.) Winterstürme wichen dem Wonnemond, in mildem Lichte leuchtet der Lenz; auf linden Lüften, leicht und lieblich, Wunder webend er sich wiegt; durch Wald und Auen weht sein Athem, weit geöffnet lacht sein Aug': aus sel'ger Vöglein Sange süß ertönt, holde Düfte haucht er aus: seinem warmen Blut entblühen wonnige Blumen, Keim und Sproß entspringt seiner Kraft. Mit zarter Waffen Zier bezwingt er die Welt; Winter und Sturm wichen der starken Wehr: wohl mußte den tapfern Streichen die strenge Thüre auch weichen, die trotzig und starr uns trennte von ihm. Zu seiner Schwester schwang er sich her; die Liebe lockte den Lenz: in uns'rem Busen barg sie sich tief; nun lacht sie selig dem Licht. Die bräutliche Schwester befreite der Bruder; zertrümmert liegt was je sie getrennt; jauchzend grüßt sich das junge Paar: vereint sind Liebe und Lenz! |
Sieglinde Thou art the spring that I have so longed for in frosty winter's spell. My heart greeted thee with blissfullest dread, as thy look at first on me lightened. Strange has seemed all I e'er saw, friendless all that was round me; like far off things and unknown, all that ever came near. When thou camest all was made clear: as my eyes on thee fell, mine wert thou only: all I hid in my heart, all I am; bright as the day dawned on my sight, like echoing tones struck on my ear, as in winter's frosty desert my eyes first beheld the friend. (She hangs in rapture on his neck and gazes closely into his face.) Siegmund (with transport) O sweetest enchantment! woman most blest! Sieglinde (close to his eyes) O let me closer to thee still press me and see more clearly the holy light that forth from eyes and face doth break and so sweetly sways all my sense. Siegmund Beneath spring's moon shinest thou bright; wrapped in glory of waving hair: |
Sieglinde Du bist der Lenz nach dem ich verlangte in frostigen Winters Frist. Dich grüßte mein Herz mit heiligem Grau'n, als dein Blick zuerst mir erblühte. Fremdes nur sah ich von je, freundlos war mir das Nahe; als hätt' ich nie es gekannt, war was immer mir kam. Doch dich kannt ich deutlich und klar: als mein Auge dich sah, warst du mein Eigen: was im Busen ich barg, was ich bin, hell wie der Tag taucht' es mir auf, wie tönender Schall schlug's an mein Ohr, als in frostig öder Fremde zuerst ich den Freund ersah. (Sie hängt sich entzückt an seinen Hals, und blickt ihm nahe in's Gesicht.) Siegmund (mit Hingerissenheit) O süßeste Wonne! seligstes Weib! Sieglinde (dicht an seinen Augen) O laß in Nähe zu dir mich neigen, daß hell ich schaue den hehren Schein, der dir aus Aug' und Antlitz bricht, und so süß die Sinne mir zwingt. Siegmund Im Lenzesmond leuchtest du hell; hehr umwebt dich das Wellenhaar: |
what has ensnared me now well I know in rapture feasteth my look. Sieglinde (pushes the locks back from his brow and gazes at him with astonishment) How broadly shines thy open brow, the wandering veins in thy temples entwine! I tremble with the rapture of my delight! A marvel wakes my remembrance: my eyes beheld thee of old whom first I saw today! Siegmund A love-dream wakes in me the thought: in fiery longing cam'st thou to me! Sieglinde The stream has shewn me my pictured face, and now again I behold it: as from the water it rose, show'st thou my image anew! Siegmund Thou art the image I held in my heart. Sieglinde (quickly turning her eyes away from him) O hush! again the voice is sounding: I heard it, methinks, once as a child— but no! of late I have heard it, (excitedly) yes, when the echo's sound gave back my voice in the woods. Siegmund O loveliest song that sounds as I listen! Sieglinde (again gazing into his eyes) Thine eyes' bright glow erewhile on me shone: the stranger so glanced, greeting the wife, as he soothed with his look her grief. By his glance then knew him his child; almost by his name did I call him! (pausing) Wehwalt art thou in truth? |
was mich berückt errath' ich nun leicht denn wonnig weidet mein Blick. Sieglinde (schlägt ihm die Locken von der Stirn zurück und betrachtet ihn staunend) Wie dir die Stirn so offen steht, der Adern Geäst in den Schläfen sich schlingt! Mir zagt es vor der Wonne die mich entzückt! Ein Wunder will mich gemahnen: den heut' zuerst ich erschaut, mein Auge sah dich schon! Siegmund Ein Minnetraum gemahnt auch mich: in heißem Sehnen sah ich dich schon! Sieglinde Im Bach erblickt' ich mein eigen Bild, und jetzt gewahr' ich es wieder: wie einst dem Teich es enttaucht, bietest mein Bild mir nun du! Siegmund Du bist das Bild, das ich in mir barg. Sieglinde (den Blick schnell abwendend) O still! laß mich der Stimme lauschen: mich dünkt, ihren Klang hört' ich als Kind— doch nein! ich hörte sie neulich, (aufgeregt) als meiner Stimme Schall mir wiederhallte der Wald. Siegmund O lieblichste Laute, denen ich lausche! Sieglinde (ihm wieder in die Augen spähend) Deines Auges Gluth erglänzte mir schon: so blickte der Greis grüßend auf mich, als der Traurigen Trost er gab. An dem Blick erkannt' ihn sein Kind; schon wollt' ich beim Namen ihn nennen! (einhaltend) Wehwalt heißt du fürwahr? |
Siegmund Ne'er call me so, since thou art mine: now won is the highest rapture! Sieglinde And Friedmund may'st thou gladly not name thee? Siegmund Call me, thyself, as thou wouldst I were called: my name I take but from thee! Sieglinde Yet calledst thou Wolfe thy father? Siegmund Wolf was he to fearful foxes! But he whose eye proudly did glisten, as, fairest one, glistens thine own, of old, Wälse was named. Sieglinde (beside herself) Was Wälse thy father, and art thou a Wälsung? Struck was for thee the sword in the stem, so let me now name thee as I have loved thee: |
Siegmund Nicht heiß' mich so, seit du mich liebst: nun walt' ich der hehrsten Wonnen! Sieglinde Und Friedmund darfst du froh dich nicht nennen? Siegmund Heiße mich du, wie du liebst daß ich heiße: den Namen nehm' ich von dir! Sieglinde Doch nanntest du Wolfe den Vater? Siegmund Ein Wolf war er feigen Füchsen! Doch dem so stolz strahlte das Auge, wie, Herrliche, hehr dir es strahlt, der war: Wälse genannt. Sieglinde (außer sich) War Wälse dein Vater, und bist du ein Wälsung, stieß er für dich sein Schwert in den Stamm, so laß mich dich heißen, wie ich dich liebe: |
Siegmund, so name I thee! Siegmund (springs up) Siegmund call me for Siegmund am I! Be witness this sword I hold now undaunted! Wälse foretold me in sorest need this should I find: I grasp it now! Holiest love's most highest need, love-longing's piercing passionate need, burning bright in my breast, drives to deeds and death: Nothung! Nothung! so name I thee, sword. Nothung! Nothung! conquering steel! Shew now thy biting, severing blade! come forth from thy scabbard to me! (With a powerful effort Siegmund pulls the sword from the tree, and shows it to the astonished and enraptured Sieglinde.) Siegmund, the Wälsung, seest thou here! As bride-gift he brings thee this sword; so wins for him the woman most blest; from foe-man's house thus bears her away. Far from here follow me now, forth to the laughing house of spring: there guards thee Nothung the sword, when Siegmund lies captive to love! (He has embraced her in order to draw her away with him.) Sieglinde (in highest excitement tears herself away and stands before him.) Art thou Siegmund, standing before me? Sieglinde am I, who for thee longed: thine own twin sister thou winnest at once with the sword! (She throws herself on his breast.) Siegmund Bride and sister be to thy brother: then flourish the Wälsungs for aye! (He draws her to him with passionate fervor. The curtain falls rapidly.) |
Siegmund, so nenn' ich dich! Siegmund (springt auf) Siegmund heiß' ich und Siegmund bin ich! bezeug' es diess Schwert, das zaglos ich halte! Wälse verhieß mir, in höchster Noth fänd' ich es einst: ich faß' es nun! Heiligster Minne höchste Noth, sehnender Liebe sehnende Noth, brennt mir hell in der Brust, drängt zu That und Tod: Nothung! Nothung! so nenn' ich dich, Schwert. Nothung! Nothung! neidlicher Stahl! Zeig' deiner Schärfe schneidenden Zahn! heraus aus der Scheide zu mir! (Siegmund zieht mit einem gewaltigen Zuck das Schwert aus dem Stamme, und zeigt es der von Staunen und Entzücken erfaßten Sieglinde.) Siegmund, den Wälsung, siehst du, Weib! Als Brautgabe bringt er diess Schwert: so freit er sich die seligste Frau; dem Feindeshaus entführt er dich so. Fern von hier folge mir nun, fort in des Lenzes lachendes Haus: dort schützt dich Nothung das Schwert, wenn Siegmund dir liebend erlag! (Er hat sie umfaßt, um sie mit sich fort zu ziehen.) Sieglinde (reißt sich in höchster Trunkenheit von ihm los und stellt sich ihm gegenüber) Bist du Siegmund, den ich hier sehe, Sieglinde bin ich, die dich ersehnt: die eigne Schwester gewannst du zu eins mit dem Schwert! (Sie wirft sich ihm an die Brust.) Siegmund Braut und Schwester bist du dem Bruder so blühe denn, Wälsungen Blut! (Erzieht sie mit wüthender Gluth an sich. Der Vor- hang fällt schnell.) |
Prelude and Scene One (The curtain rises.) (A wild rocky place. In the background a gorge slopes from below to a high ridge of rocks, from which the ground again sinks to the front.) |
Vorspiel und erste Scene (Der Vorhang geht auf.) (Wildes Felsengebirg. Im Hintergrunde zieht sich von untenher eine Schlucht herauf, die auf ein er- höhtes Felsjoch mündet; von diesem senkt sich der Boden dem Vordergrunde zu wieder abwärts.) |
Wotan (fully armed, carrying his spear, before him Brünnhilde, as a Valkyrie, likewise fully armed) Now bridle thy horse, warrior maid; soon will blaze furious strife. Brünnhilde, haste to the fray to shield the Wälsung in fight! There let Hunding go where he belongs; in Walhall want I him not. Then, ready and fleet, ride to the field. Brünnhilde (springs shouting from rock to rock up the height on the right) Hojotoho! hojotoho! heiaha! heiaha! hojotoho! hojotoho! heiaha! heiaha! hojotoho! hojotoho! hojotoho! hojotoho! heiaha ha! hojoho! (On a high peak she stops, looks into the gorge at the back, and calls to Wotan.) Take warning, Father, look to thyself; storm and strife must thou withstand. Fricka comes to thee here, drawn hither in her car by her rams. Hei! how she swings the golden scourge! The wretched beasts are groaning with fear; wheels furiously rattle; fierce she fares to the fray. In strife like this I take no delight, sweet though to me are the fights of men; then take now thy stand for the storm: I leave thee with mirth to thy fate. Hojotoho! hojotoho! heiaha! heiaha! hojotoho! hojotoho! heiaha! heiaha! hojotoho! hojotoho! hojotoho! hojotoho! heiaha ha! (Brünnhilde disappears behind the mountain height at the side.) (Fricka, in a car drawn by two rams, comes up from the ravine to the top of the pass, where she stops suddenly and alights. She strides impetuously toward Wotan in the foreground.) |
Wotan (kriegerisch gewaffnet, mit dem Speer; vor ihm Brünnhilde, als Walküre, ebenfalls in voller Waffenrüstung) Nun zäume dein Roß, reisige Maid; bald entbrennt brünstiger Streit. Brünnhilde stürme zum Streit, dem Wälsung kiese sie Sieg! Hunding wähle sich, wem er gehört; nach Walhall taugt er mir nicht. Drum rüstig und rasch, reite zur Wal! Brünnhilde (jauchzend von Fels zu Fels die Höhe rechts hinauf springend) Hojotoho! hojotoho! heiaha! heiaha! hojotoho! hojotoho! heiaha! heiaha! hojotoho! hojotoho! hojotoho! hojotoho! heiaha ha! hojoho! (Sie hält auf einer hohen Felsenspitze an, blickt in die hintere Schlucht hinab, und ruft zu Wotan zurück.) Dir rath' ich, Vater, rüste dich selbst; harten Sturm sollst du besteh'n. Fricka naht, deine Frau im Wagen mit dem Widdergespann. Hei! wie die gold'ne Geisel sie schwingt! Die armen Thiere ächzen vor Angst; wild raßeln die Räder; zornig fährt sie zum Zank. In solchem Strauße streit' ich nicht gern, lieb ich auch muthiger Männer Schlacht; drum sieh wie den Sturm du bestehst: ich lustige lass' dich im Stich. Hojotoho! hojotoho! heiaha! heiaha! hojotoho! hojotoho! heiaha! heiaha! hojotoho! hojotoho! hojotoho! hojotoho! heiaha ha! (Brünnhilde verschwindet hinter der Gebirgshöhe zur Seite.) (In einem mit zwei Widdern bespannten Wagen, langt Fricka aus der Schlucht auf dem Felsjoche an: dort hält sie rasch an und steigt aus. Sie schreitet heftig in den Vordergrund auf Wotan zu.) |
Wotan (seeing Fricka approaching him; aside) The wonted storm, the wonted strife! But firm here must I hold me! Fricka (as she approaches, moderates her pace and places herself with dignity before Wotan) Where in mountain wilds thou hid'st, to shun the eyes of thy wife, lonely here seek I thee out, that help to me thou may'st promise. Wotan What troubles Fricka freely be told. Fricka I have heard Hunding's cry, for vengeance called he on me, and wedlock's guardian gave ear to him: I made oath to punish the deed of this infamous pair who rashly wrought him a wrong. Wotan What so evil wrought the pair whom spring united in love? 'Twas love's enchantment enraptured them; I rule not where love doth reign. Fricka Thou feign'st to be foolish and deaf, as though thou knew'st not, in sooth, that now for wedlock's holy oath, profaned so rudely, I call thee! Wotan Unholy hold I the oath that binds unloving hearts; from me, prithee, do not demand that by force I hold what withstands thy power: for where bold spirits are moving, I stir them ever to strife. |
Wotan (Fricka auf sich zuschreiten sehend, für sich) Der alte Sturm, die alte Müh'! Doch stand muß ich hier halten! Fricka (je näher sie kommt, mäßigt sie den Schritt, und stellt sich mit Würde vor Wotan hin) Wo in Bergen du dich birgst, der Gattin Blick zu entgeh'n, einsam hier such ich dich auf, daß Hülfe du mir verhießest. Wotan Was Fricka kümmert, künde sie frei. Fricka Ich vernahm Hundings Noth, um Rache rief er mich an: der Ehe Hüterin hörte ihn, verhieß streng zu strafen die That des frech frevelnden Paars, das kühn den Gatten gekränkt. Wotan Was so schlimmes schuf das Paar, das liebend einte der Lenz? Der Minne Zauber entzückte sie: wer büßt mir der Minne Macht? Fricka Wie thörig und taub du dich stellst, als wüßtest führwahr du nicht, daß um der Ehe heiligen Eid, den hart verletzten, ich klage! Wotan Unheilig acht' ich den Eid, der Unliebende eint; und mir wahrlich muthe nicht zu, daß mit Zwang ich halte, was dir nicht haftet: denn wo kühn Kräfte sich regen, da rath' ich offen zum Krieg. |
Fricka Deemest thou praiseworthy wedlock's breach, then prate thou yet farther and call it holy that shame now blossom forth from bond of a twin-born pair!I shudder at heart, my reason doth faint, brother embraced as bride his own sister! When was it e'er known that brother and sister were lovers? Wotan Known 'tis now to thee! Then learn thou so what unhelped may happen, though never before it befell. That love has enslaved them, clearly thou seest; then words of wisdom now hear: that sweetest bliss for thy blessing reward thee, with loving laughter bless thou Siegmund's and Sieglinde's bond. Fricka (breaking out in deep indignation) Is all, then, at end with the glory of godhood since thou begatt'st the riotous Wälsungs? I now speak it; pierced is thy thought? Nought worth is to thee the race of eternals! Away thou castest what once thou didst honor; thou breakest the bonds thou thyself hast ordained, loosest laughing all heaven's hold that in wanton freedom may flourish this insolent twin-born pair, of thy falseness the unholy fruit. |
Fricka Achtest du rühmlich der Ehe Bruch, so prahle nun weiter und preiß' es heilig, daß Blutschande entblüht dem Bund eines Zwillingspaars! Mir schaudert das Herz, es schwindelt mein Hirn: bräutlich umfing die Schwester der Bruder! Wann ward es erlebt, daß leiblich Geschwister sich liebten? Wotan Heut hast du's erlebt! Erfahre so, was von selbst sich fügt, sei zuvor auch noch nie es gescheh'n. Daß jene sich lieben, leuchtet dir hell; drum höre redlichen Rath: soll süße Lust deinen Segen dir lohnen, so segne, lachend der Liebe, Siegmunds und Sieglindes Bund! Fricka (in höchster Entrüstung ausbrechend) So ist es denn aus mit den ewigen Göttern, seit du die wilden Wälsungen zeugtest? Heraus sagt' ich's; traf ich den Sinn? Nichts gilt dir der Hehren heilige Sippe! Hin wirfst du Alles was einst du geachtet; zerreißest die Bande, die selbst du gebunden, lösest lachend des Himmels Haft: daß nach Lust und Laune nur walte dieß frevelnde Zwillingspaar, deiner Untreue zuchtlose Frucht. |
O why wail I o'er wedlock and vows which thyself thou first hast profaned. The truest wife thou still hast betrayed; never a deep and never a height but there turned thirsting ever thy looks, as thy changeful humor allured thee, and stung my heart with thy scorn. Saddened in spirit, must I behold thee fare to the fight with the graceless maidens, whom lawless love hath given to thee: for thy wife still fearedst thou so, that the Valkyries' band and Brünnhild' herself, thine own wish's bride, to the goddess as handmaids thou gav'st. But now, when unwonted names have ensnared thee, as "Wälse" wolfish in woods thou hast wandered; now that to deepest disgrace thou hast fallen, to foster mortals begot of thy falseness: shamed by whelps of a wolf thou fling'st at thy feet, too, thy wife! Then finish thy work! Fill now the cup! The betrayed one trample beneath thee! Wotan (quietly) Nought learnedst thou when I would teach thee what never canst thou discern, till day has dawned on the deed. Wonted things only canst thou conceive, but what ne'er yet befell, thereon broodeth my thought. This thing hear thou! Needed is one who, free from help of the godhead, fights free from the godhead's control. So alone were he meet for the deed which, tho' the need of our godhood, to achieve is denied to a god. Fricka With darksome meanings wouldst thou mislead me: was aught of worth to heroes e'er granted which to their gods themselves was denied, by whose grace alone they may work? |
O was klag' ich um Ehe und Eid, da zuerst du selbst sie versehrt. Die treue Gattin trogest du stets; wo eine Tiefe, wo eine Höhe, dahin lugte lüstern dein Blick, wie des Wechsels Lust du gewännest, und höhnend kränktest mein Herz. Trauernden Sinnes mußt ich's ertragen, zogst du zur Schlacht mit den schlimmen Mädchen, die wilder Minne Bund dir gebar: denn dein Weib noch scheutest du so, daß der Walküren Schaar, und Brünnhilde selbst, deines Wunsches Braut, in Gehorsam der Herrin du gabst. Doch jetzt, da dir neue Namen gefielen, als "Wälse" wölfisch im Walde du schweiftest; jetzt, da zu niedrigster Schmach du dich neigtest, gemeiner Menschen ein Paar zu erzeugen: jetzt dem Wurfe der Wölfin wirfst du zu Füßen dein Weib! So führ' es denn aus! Fülle das Maaß! Die Betrog'ne laß auch zertreten! Wotan (ruhig) Nichts lerntest du, wollt' ich dich lehren, was nie du erkennen kannst, eh' nicht ertagte die That. Stets gewohntes nur magst du verstehn: doch was noch nie sich traf, danach trachtet mein Sinn. Eines höre! Noth thut ein Held, der ledig göttlichen Schutzes, sich löse vom Göttergesetz. So nur taugt er zu wirken die That, die, wie Noth sie den Göttern, dem Gott doch zu wirken verwehrt. Fricka Mit tiefem Sinne willst du mich täuschen: was Hehres sollten Helden je wirken, das ihren Göttern wäre verwehrt, deren Gunst in ihnen nur wirkt? |
Wotan Their own spirit's freedom count'st thou for nought? Fricka Who breathed their souls into men? Who lightened their purblind eyes? Behind thy shield bold is their mien, spurred on by thee they strive to arise: thou stirr'st them alone whom to me, thy wife, thou dost laud. With new deceit wilt thou now delude me? by new devices wouldst thou escape me? but not this Wälsung from me shalt thou win; in him find I but thee, for through thee dares he alone. Wotan In sorest sorrow (with emotion) he wrought for himself: my shield sheltered him not. Fricka Today, then, shield him not! Take back the sword that thou hast bestowed. Wotan The sword? Fricka Aye, the sword, the magical, glittering sword, that thou, god, didst give thy son! Wotan (violently) Siegmund has won it himself (with tremulous voice) in his need. (From here Wotan's whole demeanor expresses ever-increasing uneasiness and gloom.) |
Wotan Ihres eig'nen Muthes achtest du nicht? Fricka Wer hauchte Menschen ihn ein? Wer hellte den Blöden den Blick? In deinem Schutz scheinen sie stark, durch deinen Stachel streben sie auf: du reizest sie einzig, die so mir Ew'gen du rühmst, Mit neuer List willst du mich belügen, durch neue Ränke mir jetzt entrinnen, doch diesen Wälsung gewinnst du dir nicht; in ihm treff' ich nur dich, denn durch dich trotzt er allein. Wotan In wildem Leiden (ergriffen) erwuchs er sich selbst: mein Schutz schirmte ihn nie. Fricka So schütz' auch heut' ihn nicht! Nimm ihm das Schwert, das du ihm geschenkt! Wotan Das Schwert? Fricka Ja, das Schwert, das zauberstark zuckende Schwert, das du Gott dem Sohne gabst! Wotan (heftig) Siegmund gewann es sich selbst (mit unterdrücktem Beben) in der Noth. (Wotan drückt in seiner ganzen Haltung von hier an einen immer wachsenden unheimlichen, tiefen Unmuth aus.) |
Fricka (continuing vehemently) Thou brought'st him the need, and the conquering sword. Wouldst thou deceive me who day and night in thy footsteps have fared? For him struckest thou the sword in the stem, thou didst promise him the sacred blade; wilt thou deny, then, that thy craft alone had lured him where it lay hid? (Wotan makes a wrathful gesture.) (more and more confident, as she sees the impression she has made on Wotan) The gods do not battle with bondsmen, the free but punish transgressors. Tho' against thy might war have I waged: yet Siegmund shall fall as my slave. (Wotan makes another vehement gesture, then appears overcome by the feeling of his powerlessness.) He who as bondsman bendeth before thee, shall he outbrave thy eternal bride? Shall in my shame the basest one scorn me? to the forward a spur, a scoff to the free! That can my husband not wish me, not so shall a goddess be shamed. Wotan (gloomy) What demand'st thou? Fricka Shield not the Wälsung! |
Fricka (eifrig fortfahrend) Du schufst ihm die Noth, wie das neidliche Schwert. Willst du mich täuschen, die Tag und Nacht auf den Fersen dir folgt? Für ihn stießest du das Schwert in den Stamm, du verhießest ihm die hehre Wehr: willst du es läugnen, daß nur deine List ihn lockte, wo er es fänd'? (Wotan fährt mit einer grimmigen Gebärde auf.) (immer sicherer, da sie den Eindruck gewahrt, den sie auf Wotan hervorgebracht hat) Mit Unfreien streitet kein Edler, den Frevler straft nur der Freie. Wider deine Kraft führt' ich wohl Krieg: doch Siegmund verfiel mir als Knecht. (Neue heftige Gebärde Wotans, dann Versinken in das Gefühl seiner Ohnmacht.) Der dir als Herren hörig und eigen, gehorchen soll ihm dein ewig Gemahl? Soll mich in Schmach der niedrigste schmähen dem Frechen zum Sporn, dem Freien zum Spott? Das kann mein Gatte nicht wollen, die Göttin entweiht er nicht so! Wotan (finster) Was verlangst du? Fricka Laß von dem Wälsung! |
Wotan (with muffled voice) His way let him go. Fricka But thou shelter him not, when to arms the avenger calls! Wotan I shelter him not. Fricka (more animatedly) Seek not to trick me, look in my eyes: the Valkyrie turn, too, from him! Wotan The Valkyrie free shall choose. Fricka Not so; for alone thy command she obeys: give order that Siegmund fall. Wotan (breaking out, after a violent inner struggle) I cannot o'erthrow him, he found my sword. Fricka Destroy then its magic, be shattered the steel! Shieldless let him be found! (Brünnhilde's call is heard from the heights.) Brünnhilde Heiaha! heiaha! Hojotoho! Fricka There comes now thy valiant maid: shouting hither she fares. |
Wotan (mit gedämpfter Stimme) Er geh' seines Weg's. Fricka Doch du schütze ihn nicht, wenn zur Schlacht ihn der Rächer ruft! Wotan Ich schütze ihn nicht. Fricka (belebter) Sieh mir in's Auge; sinne nicht Trug: die Walküre wend' auch von ihm! Wotan Die Walküre walte frei. Fricka Nicht doch; deinen Willen vollbringt sie allein: verbiete ihr Siegmunds Sieg! Wotan (in heftigen inneren Kampf ausbrechend) Ich kann ihn nicht fällen, er fand mein Schwert! Fricka Entzieh' dem den Zauber, zerknick' es dem Knecht! Schutzlos find' ihn der Feind'! (Man vernimmt Brünnhildes Ruf von der Höheher.) Brünnhilde Heiaha! heiaha! Hojotoho! Fricka Dort kommt deine kühne Maid; jauchzend jagt sie daher. |
Brünnhilde Heiaha! heiaha! Heiohotojo hotojoha! Wotan I called her for Siegmund to horse! (Brünnhilde appears with her horse on the rocky path to the right. On seeing Fricka she breaks off suddenly and, during the following, she slowly and silently leads her horse down the mountain path and hides it in a cave.) Fricka Thy eternal consort's holiest honor her shield shall guard today! Derided by men, deprived of our might, surely we gods were o'erthrown, were today my right, resplendent and pure, not avenged by thy valorous maid. The Wälsung falls for my honor: Doth Wotan now pledge me his oath? Wotan (throwing himself onto a rocky seat in deep dejection) Take the oath! (Fricka strides toward the back: there she meets Brünnhilde and pauses a moment before her.) Fricka Warfather waits for thee: let him now tell thee how the lot is decreed. (She drives quickly away.) (Brünnhilde comes forward with wondering and anxious mien to Wotan, who, leaning back on the rocky seat, is sunk in gloomy brooding.) |
Brünnhilde Heiaha! heiaha! Heiohotojo hotojoha! Wotan Ich rief sie für Siegmund zu Roß! (Brünnhilde erscheint mit ihrem Roß auf dem Felsenpfade rechts. Als sie Fricka gewahrt, bricht sie schnell ab, und geleitet ihr Roß still und langsam, während des Folgenden den Felsweg herab: dort birgt sie es dann in einer Höhle.) Fricka Deiner ew'gen Gattin heilige Ehre beschirme heut' ihr Schild! Von Menschen verlacht, verlustig der Macht, gingen wir Götter zu Grund! würde heut' nicht hehr und herrlich mein Recht gerächt von der muthigen Maid. Der Wälsung fällt meiner Ehre: Empfah' ich von Wotan den Eid? Wotan (in furchtbarem Unmuth auf einen Felsensitz sich werfend) Nimm' den Eid! (Fricka schreitet dem Hintergrunde zu: dort begegnet sie Brünnhilde, und hält einen Augenblick vor ihr an.) Fricka Heervater harret dein: lass' ihn dir künden, wie das Los er gekiesst! (Sie fährt schnell davon.) (Brünnhilde tritt mit besorgter Miene verwundert vor Wotan, der auf dem Felssitze zurückgelehnt in finsteres Brüten versunken ist.) |
Scene Two Brünnhilde Ill surely closed the strife; Fricka laughs at its ending. Father, what woe hast thou to tell me? Gloomy seem'st thou and cheerless! Wotan (drops his arm helplessly and lets his head sink on his breast) I lie in fetters forged by me, I, least free of all living! Brünnhilde Ne'er saw I thee so: what gnaws at thy heart? (From this point Wotan's expression and gestures grow in intensity, culminating in a fearful outburst.) O infinite shame! O shameful distress! Gods' despair! Gods' despair! Unbounded rage! Unending grief! Most joyless am I of all living! (Terrified, Brünnhilde throws shield, spear and helmet from her and sinks at Wotan's feet in anxious solicitude.) Father! Father! Tell me what ails thee? Why so fill'st thou thy child with dismay? Have trust in me, to thee aye true! See, Brünnhild' entreateth. (She lays her head and hands with loving concern on his knees and breast. Wotan looks long in her eyes; then he strokes her hair with unconscious tenderness. As if coming to himself out of deep brooding, he at last begins.) Wotan (very softly) If I now tell it, shall I not loosen my will's o'ermastering hold? |
Zweite Scene Brünnhilde Schlimm, fürcht' ich, schloß der Streit, lachte Fricka dem Loose. Vater, was soll dein Kind erfahren? Trübe scheinst du und traurig! Wotan (er läßt den Arm machtlos sinken, und den Kopf in den Nacken fallen) In eig'ner Fessel fing ich mich: ich unfreiester Aller! Brünnhilde So sah ich dich nie: was nagt dir das Herz? (Von hier an steigert sich Wotans Ausdruck und Gebärde bis zum furchtbarsten Ausbruch.) O heilige Schmach! O schmählicher Harm! Götternoth! Götternoth! Endloser Grimm! Ewiger Gram! Der Traurigste bin ich von Allen! (Brünnhilde wirft erschrocken Schild, Speer und Helm von sich, und läßt sich mit besorgter Zutrau- lich keit zu seinen Füßen nieder.) Vater! Vater! Sage, was ist dir? Wie erschreck'st du mit Sorge dein Kind! Vertraue mir! Ich bin dir treu: Sieh, Brünnhilde bittet. (Sie legt traulich und ängstlich Haupt und Hände ihm auf Knie und Schooß. Wotan blickt ihr lange in das Auge; dann streichelt er ihr mit unwillkürlicher Zärt lichkeit die Locken. Wie aus tiefem Sinnen zu sich kommend, beginnt er endlich.) Wotan (sehr leise) Lass' ich's verlauten, lös' ich dann nicht meines Willens haltenden Haft? |
Brünnhilde (very softly) To Wotan's will thou speakest, when thou tell'st what thou wilt; what am I, if not thy will alone? Wotan (very softly) What in words to none other I utter, still will remain unspoken forever: 1 speak in secret, speaking to thee. (with a muffled voice) When youthful love's delight from me fled, my spirit yet longed for sway: by force of wildest wishes impelled, I won myself the world;faithless, I wrought in unknowing falseness, binding by bargains what hid mishap; craftily guided by Loge, who wandered then afar. Yet the passion of love would not loose me, in my might for love was my longing. The child of night, the craven Nibelung, Alberich, broke from its bonds; for love he foreswore and so won by his oath the glist'ning gold of the Rhine, and with it unmeasured might. The ring that he wrought I craftily won me, but to the Rhine gave it not again: with it I paid the price of Walhall, the home the giants had built me, wherefrom I now ruled all the world. She who doth know all things that were, Erda, the wisest holiest Wala, spoke ill redes of the ring, told of eternal disaster. (more vehement) Of the downfall I craved yet more tidings; but voiceless she vanished from sight. |
Brünnhilde (sehr leise) Zu Wotans Willen sprichst du, sagst du mir was du willst; wer bin ich, wär' ich dein Wille nicht? Wotan (sehr leise) Was keinem in Worten ich künde, unausgesprochen bleib' es denn ewig: mit mir nur rath' ich, red' ich zu dir. (mit gänzlich gedämpfter Stimme) Als junger Liebe Lust mir verblich, verlangte nach Macht mein Muth: von jäher Wünsche Wüthen gejagt, gewann ich mir die Welt;unwissend trugvoll, Untreue übt' ich, band durch Verträge was Unheil barg: listig verlockte mich Loge, der schweifend nun verschwand. Von der Liebe doch mocht' ich nicht lassen, in der Macht verlangt' ich nach Minne. Den Nacht gebar, der bange Nibelung, Alberich, brach ihren Bund; er fluchte der Lieb' und gewann durch den Fluch des Rheines glänzendes Gold, und mit ihm maaßlose Macht. Den Ring, den er schuf, entriß ich ihm listig; doch nicht dem Rhein gab ich ihn zurück: mit ihm bezahlt' ich Walhalls Zinnen, der Burg, die Riesen mir bauten, aus der ich der Welt nun gebot. Die Alles weiß, was einsten war, Erda, die weihlich weiseste Wala, rieth mir ab von dem Ring, warnte vor ewigem Ende. (etwas heftiger) Von dem Ende wollt' ich mehr noch wissen; doch schweigend entschwand mir das Weib. |
(with animation) Then was saddened my lightsome heart, to know then became all my need: to the womb of earth wended I my way, by love's enchantment forced I the Wala, troubling her wisdom's calm, and constrained her tongue to speak. Counsel I won from her words; from me yet she harbored a pledge: the world's wisest of women gave me, Brünnhilde, thee. With eight sisters fostered wert thou; that ye Valkyries might forfend the doom that the Wala's dark words foretold: the shameful defeat of the great ones. That foes might find us strong for the strife, heroes I bade you to bring me: the slaves we had held by our laws in bondage, the mortals whom in their might we defied, whom, enthralled by darksome, treacherous bargains, we bound in obedience blindly to serve us (becoming more animated, but with moderate power) these ever to storm and strife should ye kindle, their hearts rouse up to ruthless war, that valiant hosts of heroes should gather on Walhall's height! |
(belebend) Da verlor ich den leichten Muth, zu wissen begehrt' es den Gott: in den Schooß der Welt schwang ich mich hinab, mit Liebeszauber zwang ich die Wala, stört' ihres Wissens Stolz, daß sie Rede nun mir stand. Kunde empfing ich von ihr; von mir doch empfing sie ein Pfand: der Welt weisestes Weib gebar mir, Brünnhilde, dich. Mit acht Schwestern zog ich dich auf; durch euch Walküren wollt' ich wenden, was mir die Wala zu fürchten schuf: ein schmähliches Ende der Ew'gen. Daß stark zum Streit uns fände der Feind, ließ ich euch Helden mir schaffen: die herrisch wir sonst in Gesetzen hielten, die Männer, denen den Muth wir gewehrt, die durch trüber Verträge trügende Bande zu blindem Gehorsam wir uns gebunden, (immer belebter, doch mit gemäßigster Stärke) die solltet zu Sturm und Streit ihr nun stacheln ihre Kraft reizen zu rauhem Krieg, daß kühner Kämpfer Scharen ich sammle in Walhalls Saal! |
Brünnhilde And thy halls filled we with heroes: many I brought to thee there. If we ne'er have failed thee, whence cometh thy fear? Wotan (with more suppressed voice) Another ill, heed thou it well! darkly the Wala foretold. Through Alberich's host threatens our downfall: with envious rage burneth the Niblung, (becoming animated) but no more I dread now his dusky battalions, by my heroes safe were I held. (suppressed) Yet, if e'er the ring were won by the Niblung, (more suppressed) then lost were Walhall forever: for to him alone, who love forswore, is it given to use the runes of the ring to the endless shame of the gods; (becoming animated) my heroes' faith from me would he turn, and stir to strife my fighters themselves, and with their might give battle to me. (suppressed) Urged by fear then I thought to rob the ring from the foe-man. (suppressed) The giant Fafner, who from my hand the accursed gold as wage did win: he now guardeth the hoard for which his brother he slew. From him must I wrest the ring, that myself I gave him as guerdon. But the bond I have made, forbids me to strike him; mightless my force would fall before him: (bitterly) these are the fetters that now hold me: I, who by bargains am lord, to my bargains eke am a slave. |
Brünnhilde Deinen Saal füllten wir weidlich: viele schon führt' ich dir zu. Was macht dir nun Sorge, da nie wir gesäumt? Wotan (wieder gedämpfter) Ein Andres ist's: achte es wohl, wess' mich die Wala gewarnt! Durch Alberichs Heer droht uns das Ende: mit neidischem Grimm, grollt mir der Niblung: (belebend) doch scheu' ich nun nicht seine nächtigen Schaaren, meine Helden schüfen mir Sieg. (gedämpfter) Nur wenn je den Ring zurück er gewänne, (noch gedämpfter) dann wäre Walhall verloren: der der Liebe fluchte, er allein nützte neidisch des Ringes Runen zu aller Edlen endloser Schmach; (belebend) der Helden Muth entwendet' er mir, die Kühnen selber zwäng er zum Kampf, mit ihrer Kraft bekriegte er mich. (gedämpft) Sorgend sann ich nun selbst, den Ring dem Feind zu entreißen. (gedämpft) Der Riesen einer, denen ich einst mit verfluchtem Gold den Fleiß vergalt: Fafner hütet den Hort, um den er den Bruder gefällt. Ihm müßt' ich den Reif entringen, den selbst als Zoll ich ihm zahlte. Doch mit dem ich vertrug, ihn darf ich nicht treffen; machtlos vor ihm erläge mein Muth: (bitter) das sind die Bande, die mich binden: der durch Verträge ich Herr, den Verträgen bin ich nun Knecht. |
But one may dare what to me is denied: a hero never helped by my counsel, to me unknown and free from my grace, unaware, forced by his need, without command, with his own right arm, doeth the deed that I must shun, the deed my tongue ne'er told, though yet my deepest desire. He, at war with the god, for me fighteth, the friendliest foe. O, how shall I find or shape me the free one, by me ne'er shielded, in his firm defiance the dearest to me? How fashion the Other who, not through me, but from his will for my ends shall work? O, godhead's distress! Sorest disgrace! In loathing find I ever myself in all my hand has created; the Other whom I have longed for, that Other I ne'er shall find: himself must the free one create him; my hand nought shapeth but slaves. Brünnhilde But the Wälsung, Siegmund? works for himself? Wotan Wildly roaming with him in woodlands, ever against the gods, then his spirit I stirred: now 'gainst the godhead's vengeance guarded is he by the sword, (slowly and bitterly) that thro' the grace of a god was bestowed. Why would I trick myself with my cunning? So lightly my falsehood Fricka laid bare: before her glance I stood in my shame! To her will I now must yield me. Brünnhilde Then tak'st thou from Siegmund thy shield? |
Nur einer könnte, was ich nicht darf: ein Held, dem helfend nie ich mich neigte, der fremd dem Gotte, frei seiner Gunst, unbewußt, ohne Geheiß aus eig'ner Noth, mit der eig'nen Wehr schüfe die That, die ich scheuen muß, die nie mein Rath ihm rieth, wünscht sie auch einzig mein Wunsch! Der, entgegen dem Gott, für mich föchte, den freundlichen Feind, wie fände ich ihn? Wie schüf' ich den Freien, den nie ich schirmte, der im eig'nen Trotze der trauteste mir? Wie macht ich den Andren, der nicht mehr ich, und aus sich wirkte was ich nur will? O, göttliche Noth! Gräßliche Schmach! Zum Ekel find' ich ewig nur mich in Allem was ich erwirke; das And're, das ich ersehne, das And're erseh' ich nie: denn selbst muß der Freie sich schaffen; Knechte erknet' ich mir nur. Brünnhilde Doch der Wälsung, Siegmund? wirkt er nicht selbst? Wotan Wild durchschweift ich mit ihm die Wälder; gegen der Götter Rath reizte kühn ich ihn auf: gegen der Götter Rache schützt ihn nun einzig das Schwert, (gedehnt und bitter) das eines Gottes Gunst ihm beschied. Wie wollt' ich listig selbst mich belügen? So leicht ja entfrug mir Fricka den Trug: zu tiefster Scham durchschaute sie mich! Ihrem Willen muß ich gewähren. Brünnhilde So nimmst du von Siegmund den Sieg? |
Wotan When my hand touched Alberich's ring, greed was mine for the gold. The curse that I fled now flies not from me: What I love best, must I surrender; slay him whom most I cherish, basely betray who in me trusts! (Wotan's gestures change from the expression of terrible pain to that of despair.) Fade then away, splendor and pomp, glory of godhood's glittering shame! Let fall in ruins what I have raised! Ended is my work, but one thing waits me yet: the ending, the downfall! (He pauses in thought.) And for the downfall works Alberich; now I grasp all the secret sense, that filled the words of the Wala: "when the dusky foe of love grimly getteth a son, the doom of gods delays not long." Of the Niblung late a rumor I heard, that the dwarf had won a woman, by gold gaining her grace: the fruit of hate beareth a wife; the child of spite grows in her womb; this wonder befell the loveless Niblung; yet, tho' I loved so truly, the free one I never might win. (rising up in bitter wrath) Then take thou my blessing, Nibelung son! What I have loathed now may'st thou inherit; the empty pomp of the gods thy envious greed shall consume! |
Wotan Ich berührte Alberichs Ring, gierig hielt ich das Gold! Der Fluch, den ich floh, nicht flieht er nun mich: Was ich liebe, muß ich verlassen, morden wen je ich minne, trügend verrathen, wer mir traut! (Wotans Gebärde geht aus dem Ausdruck des furcht barsten Schmerzes zu dem der Verzweiflung über.) Fahre denn hin, herrische Pracht, göttlichen Prunkes prahlende Schmach! Zusammen breche was ich gebaut! Auf geb' ich mein Werk; nur Eines will ich noch: das Ende, das Ende! (Er hält sinnend ein.) Und für das Ende sorgt Alberich; jetzt versteh' ich den stummen Sinn des wilden Wortes der Wala: "wenn der Liebe finstrer Feind zürnend zeugt einen Sohn, der Selgen Ende säumt dann nicht." Vom Niblung jüngst vernahm ich die Mähr', daß ein Weib der Zwerg bewältigt, dess' Gunst Gold ihm erzwang: Des Hasses Frucht hegt eine Frau; des Neides Kraft kreiß't ihr im Schooß; das Wunder gelang dem Liebelosen; doch der in Lieb' ich freite, den Freien, erlang' ich mir nicht. (mit bittrem Grimm sich aufrichtend) So nimm, meinen Segen, Niblungen Sohn! Was tief mich ekelt, dir geb' ich's zum Erbe, der Gottheit nichtigen Glanz: zernage ihn gierig dein Neid! |
Brünnhilde (alarmed) O say! tell me, what task must be mine? Wotan (bitterly) Fight truly for Fricka; ward for her wedlock's oath! (dryly) What she doth choose, that too be my choice: what good can my will e'er gain me? for the free one can it not fashion: for Fricka's servants fight thou alone! Brünnhilde Ah! repent thee, take back thy word! Thou lov'st Siegmund; knowing thy love, to serve thee, safe will I shield him. Wotan Siegmund shalt thou vanquish, and Hunding as victor shall strike! Ward thyself well, and hold thyself firm; bring all thy boldness and skill to the strife: a sure sword swings Siegmund; faint heart wilt thou not find! Brünnhilde He whom thou still hast taught me to love, who in glorious valor was ever thy dearest, for his sake now thy wavering word I defy! |
Brünnhilde (erschrocken) O sag', künde, was soll nun dein Kind? Wotan (bitter) Fromm streite für Fricka; hüte ihr Eh' und Eid! (trocken) Was sie erkor, das kiese auch ich: was frommte mir eig'ner Wille? Einen Freien kann ich nicht wollen: für Frickas Knechte, kämpfe nun du! Brünnhilde Weh'! nimm reuig zurück das Wort! Du liebst Siegmund; dir zu Lieb', ich weiß es, schütz' ich den Wälsung. Wotan Fällen sollst du Siegmund, für Hunding erfechten den Sieg! Hüte dich wohl, und halte dich stark; all deiner Kühnheit entbiete im Kampf: ein Siegschwert schwingt Siegmund; schwerlich fällt er dir feig! Brünnhilde Den du zu lieben stets mich gelehrt, der in hehrer Tugend dem Herzen dir theuer, gegen ihn zwingt mich nimmer dein zwiespältig Wort! |
Wotan Ha, darest thou? Floutest thou me? Who art thou, who but the fettered, blind slave of my will? In that I have spoken, such is my shame that e'en thou, my creature, dost meet me with scorn? Know'st thou, child, my wrath? Thy spirit were crushed if on thee lighted its fierce withering flash! Within my bosom fury lies hid, that in woe and waste layeth a world that in my joy on me laughed: woe to him whom it strikes! Sad in sooth were his fate! I warn thee then, wake not my wrath! With heed fulfill my behest: Siegmund strike thou! Such be the Valkyrie's task! (He storms away and quickly disappears among the rocks to the left. Brünnhilde stands for a long time confused and alarmed.) Brünnhilde Ne'er saw I Warfather so, though stirred to anger oft by strife. (She stoops down sadly and takes up her weapons, with which she arms herself again.) Why irks me my weapon's weight? Ah, how light they lay when freely I fought! A hateful fight drags me hence today. (She gazes thoughtfully before her.) (sighing) Woe! my Wälsung! In sorest sorrow the true one must falsely forsake thee! (She turns slowly toward the back.) |
Wotan Ha, Freche du! Frevelst du mir? Wer bist du, als meines Willens blind wählende Kür? Da mit dir ich tagte, sank ich so tief, daß zum Schimpf der eignen Geschöpfe ich ward? Kennst du, Kind, meinen Zorn? Verzage dein Muth wenn je zermalmend auf dich stürzte sein Strahl! In meinem Busen berg' ich den Grimm, der in Grau'n und Wust wirft eine Welt, die einst zur Lust mir gelacht: wehe dem, den er trifft! Trauer schüf' ihm sein Trotz! Drum rath' ich dir, reize mich nicht! Besorge, was ich befahl: Siegmund falle! Diess sei der Walküre Werk! (Er stürmt fort, und verschwindet schnell links in Gebirge. Brünnhilde steht lange erschrocken und betäubt.) Brünnhilde So sah ich Siegvater nie, erzürnt' ihn sonst wohl auch ein Zank. (Sie neigt sich betrübt, und nimmt ihre Waffen auf, mit denen sie sich wieder rüstet.) Schwer wiegt mir der Waffen Wucht! Wenn nach Lust ich focht, wie waren sie leicht! Zu böser Schlacht schleich' ich heut' so bang. (Sie sinnt vor sich hin.) (seufzend) Weh', mein Wälsung! Im höchsten Leid muß dich treulos die Treue verlassen! (Sie wendet sich langsam dem Hintergrunde zu.) |
Scene Three (Arrived at the rocky pass, Brünnhilde, looking into the gorge, perceives Siegmund and Sieglinde: she watches them for a moment and then goes into the cavern to her horse, disappearing from the audience.) (Siegmund and Sieglinde appear on the pass. Sieglinde comes hastily forward. Siegmund tries to restrain her.) Siegmund Stay thou but here, rest thee a while! Sieglinde Farther! Farther! Siegmund (embraces her with gentle force) No farther now! (He clasps her firmly to him.) O linger, sweetest one, here! From blissfullest rapture break'st thou away, with frenzied haste fleeing afar: scarce could I o'ertake thy flight; through wood and field over rock and fell, speechless, silent flying along, my voice called thee in vain! (Sieglinde stares wildly before her.) Take now thy rest: speak but a word! End all this speechless dread! See, thy brother holdeth his bride: Siegmund's heart is thy home! (She gazes with growing rapture into his eyes, then throws her arms passionately round his neck and so remains.) (She then starts up in sudden terror.) Sieglinde Away! away! fly the profaned one! Unholily holds thee my arm; disgraced, dishonored, dead is this form: cast it from thee, flee from the corpse! let winds waft her away who, graceless, herself gave to thee! When in his loving embrace, |
Dritte Scene (Auf dem Bergjoche angelangt, gewahrt Brünnhilde, in die Schlucht hinabblickend, Siegmund und Sieglinde: sie betrachtet die Nahenden einen Augenblick; dann wendet sie sich dann in die Höhle zu ihrem Roße, so daß sie dem Zuschauer gänzlich verschwindet.) (Siegmund und Sieglinde erscheinen auf dem Bergjoche. Sieglinde schreitet hastig voraus. Sieg- mund sucht sie aufzuhalten.) Siegmund Raste nun hier, gönne dir Ruh'! Sieglinde Weiter! Weiter! Siegmund (umfaßt sie mit sanfter Gewalt) Nicht weiter nun! (Er schließt sie fest an sich.) Verweile, süßestes Weib! Aus Wonne-Entzücken zucktest du auf, mit jäher Hast jagtest du fort: kaum folgt' ich der wilden Flucht; durch Wald und Flur über Fels und Stein, sprachlos schweigend sprangst du dahin, kein Ruf hielt dich zur Rast! (Sieglinde starrt wild vor sich hin.) Ruhe nun aus: rede zu mir! Ende des Schweigens Angst! Sieh, dein Bruder hält seine Braut: Siegmund ist dir Gesell'! (Sie blickt ihm mit wachsendem Entzücken in die Augen; dann umschlingt sie leidenschaftlich seinen Hals, und verweilt so.) (Dann fährt sie mit jähem Schreck auf.) Sieglinde Hinweg! Hinweg! flieh die Entweihte! Unheilig umfängt dich ihr Arm; entehrt, geschändet, schwand dieser Leib: flieh' die Leiche, lasse sie los! der Wind mag sie verweh'n, die ehrlos dem Edlen sich gab! Da er sie liebend umfing, |
when blissful delight she found, when all his love was her own, who all her love had awaked from the holiest height of sweetest rapture, that all her soul and senses o'erflowed, loathing and horror, for hateful dishonor, filled with dismay the traitorous woman, who once a bridegroom obeyed, and loveless lay in his arms! Leave the accurst one, far let her flee! Dishonored am I, bereft of grace: the purest hero must I abandon to thee, the most glorious, ne'er may I give me. Shame would fall on the brother, scath on the rescuing friend! Siegmund Whate'er shame has been wrought be paid by the sinner's blood! Then flee thou no farther; wait for the foe-man; fall must he before me: when Nothung's point doth pierce his heart, vengeance then wilt thou have won! Sieglinde (starts up and listens) Hark! the horns call, hearest thou not? All around cries of revenge, from wood and vale, swell on our ears. Hunding has wakened from heavy sleep! Kinsmen and bloodhounds calls he together; goaded to rage, dogs are howling, loud baying to heaven, against breaking of wedlock's oath! (She gazes madly before her.) Where art thou, Siegmund? still art thou here? fervently loved one, radiant brother! Let thine eyes' bright beams fall yet once more upon me: do not disdain the accursed woman's kiss! (She throws herself sobbing on his breast: presently she starts up again in terror.) Hark! o hark! that is Hunding's horn! All his pack pursue in mighty force: no sword helps thee against the hounds: let it go, Siegmund! Siegmund, where art thou? Ha, there! I see thee now! Terrible sight! Dogs are gnashing their teeth after flesh; no heed they take of the hero's glance; by thy feet they seize thee with fast-holding fangs. |
da seligste Lust sie fand, da ganz sie minnte der Mann, der ganz ihr Minne geweckt vor der süßesten Wonne heiligster Weihe, die ganz ihr Sinn und Seele durchdrang, Grauen und Schauder ob gräßlichster Schande, mußte mit Schreck die Schmähliche fassen, die je dem Manne gehorcht, der ohne Minne sie hielt! Laß' die Verfluchte, laß' sie dich fliehn! Verworfen bin ich, der Würde baar: dir reinstem Manne muß ich entrinnen, dir herrlichem darf ich nimmer gehören. Schande bring' ich dem Bruder, Schmach dem freienden Freund! Siegmund Was je Schande dir schuf das büßt nun des Frevlers Blut! Drum fliehe nicht weiter; harre des Feindes; hier soll er mir fallen: wenn Nothung ihm das Herz zernagt, Rache dann hast du erreicht! Sieglinde (schrickt auf und lauscht) Horch! die Hörner, hörst du den Ruf? Ringsher tönt wüthend Getös': aus Wald und Gau gellt es herauf. Hunding erwachte aus hartem Schlaf! Sippen und Hunde ruft er zusammen; muthig gehetzt heult die Meute, wild bellt sie zum Himmel um der Ehe gebrochenen Eid! (Starrt wie wahnsinnig vor sich hin.) Wo bist du, Siegmund? seh' ich dich noch? brünstig geliebter, leuchtender Bruder? Deines Auges Stern laß noch einmal mir strahlen: wehre dem Kuß' des verworf'nen Weibes nicht! (Sie hat sich ihm schluchzend an die Brust ge- worfen: dann schrickt sie ängstlich wieder auf.) Horch! o horch! das ist Hundings Horn! Seine Meute naht mit mächt'ger Wehr: kein Schwert frommt vor der Hunde Schwall: wirf es fort, Siegmund! Siegmund, wo bist du? Ha dort! Ich sehe dich! Schrecklich Gesicht! Rüden fletschen die Zähne nach Fleisch; sie achten nicht deines edlen Blicks; bei den Füßen packt dich das feste Gebiß |
Thou fall'st; in splinters the sword hath sprung: the ash-tree sinks, the stem is rent! Brother! my brother!(She sinks senseless into Siegmund's arms.) Siegmund, ha! Siegmund Sister! Beloved! (He listens to her breathing and convinces himself that she still lives. He lets her slide downward so that, as he himself sinks into a sitting posture, her head rests on his lap. In this position they both remain until the end of the following scene.) (A long silence, during which Siegmund bends over Sieglinde with tender care, and presses along kiss on her brow.) |
du fällst in Stücken zerstaucht das Schwert: die Esche stürzt, es bricht der Stamm! Bruder! Mein Bruder!(Sie sinkt ohnmächtig in Siegmunds Arme.) Siegmund, ha! Siegmund Schwester! Geliebte! (Er lauscht ihrem Athem und überzeugt sich daß sie noch lebe. Er läßt sie an sich herabgleiten, so daß sie, als er sich selbst zum Sitze niederläßt, mit ihrem Haupte auf seinem Schooß zu ruhen kommt. In dieser Stellung verbleiben Beide bis zum Schlusse des folgen den Auftrittes.) (Langes Schweigen, während dessen Siegmund mit zärtlicher Sorge über Sieglinde sich hinneigt, und mit einem langen Kusse ihr die Stirne küßt.) |
Scene Four (Brünnhilde, leading her horse by the bridle, comes out of the cave and advances slowly and solemnly to the front. She pauses and observes Siegmund from a distance.) (She again slowly advances. She stops, somewhat nearer.) (She carries her shield and spear in one hand, resting the other on her horse's neck, and thus, in grave silence, she watches Siegmund for some time.) Brünnhilde Siegmund! Look on me! I come to call thee hence. (Siegmund raises his eyes to her.) Siegmund Who art thou, say, who dost stand so beauteous and stern? Brünnhilde Death-doomed is he who looks upon me; who meets my glance must turn from the light of life. On the war-field alone I come to heroes; those whom I greet with me needs must go hence! (Siegmund looks long, firmly and searchingly into her eyes, then bows his head in thought and at length turns resolutely to her again.) Siegmund If death be his, whither lead'st thou the hero? Brünnhilde To Wotan, who casteth the lot, lead I thee: to Walhall wend with me. Siegmund On Walhall's height, Wotan alone shall I find? |
Vierte Scene (Brünnhilde, ihr Roß am Zaume geleitend, tritt aus der Höhle, und schreitet langsam und feierlich nach vorne. Sie hält an, und betrachtet Siegmund von fern.) (Sie schreitet wieder langsam vor. Sie hält in größer er Nähe an.) (Sie trägt Schild und Speer in der einen Hand, lehnt sich mit der andren an den Hals des Rosses, und betrachtet so mit ernster Miene Siegmund.) Brünnhilde Siegmund! Sieh auf mich! Ich bin's, der bald du folg'st. (Siegmund richtet den Blick zu ihr auf.) Siegmund Wer bist du, sag', die so schön und ernst mir erscheint? Brünnhilde Nur Todgeweihten taugt mein Anblick; wer mich erschaut, der scheidet vom Lebens Licht. Auf der Walstatt allein erschein' ich Edlen wer mich gewahrt, zur Wal kor ich ihn mir! (Siegmund blickt ihr lange forschend und fest in das Auge, senkt dann sinnend das Haupt, und wendet sich endlich mit Entschluß wieder zu ihr.) Siegmund Der dir nun folgt, wohin führst du den Helden? Brünnhilde Zu Walvater, der dich gewählt, führ' ich dich: nach Walhall folgst du mir. Siegmund In Walhalls Saal Walvater find' ich allein? |
Brünnhilde The fallen heroes' hallowed band shall greet thee there with high welcome and love. Siegmund Dwelleth in Walhall Wälse, the Wälsung's father?Brünnhilde His father there will the Wälsung find! Siegmund (tenderly) Gladly will woman welcome me there? Brünnhilde Wish-maidens wait on thee there: Wotan's daughter friendly there filleth thy cup! Siegmund Fair art thou, and holy before me stands Wotan's child: yet one thing tell me, immortal! Go brother and sister to Walhall together? shall there Siegmund Sieglinde find? Brünnhilde Here on earth must she still linger: Siegmund will find not Sieglinde there. (Siegmund bends softly over Sieglinde, kisses her gently on the brow and again turns quietly to Brünnhilde.) Siegmund Then greet for me Walhall, greet for me Wotan, greet for me Wälse and all the heroes, greet too the beauteous wish-maidens: (firmly) to them I follow thee not! Brünnhilde Thou sawest the Valkyrie's withering glance; with her must thou now fare! |
Brünnhilde Gefall'ner Helden hehre Schaar umfängt dich hold mit hochheiligem Gruß. Siegmund Fänd' ich in Walhall Wälse, den eig'nen Vater?Brünnhilde Den Vater findet der Wälsung dort! Siegmund (zart) Grüßt mich in Walhall froh eine Frau? Brünnhilde Wunschmädchen walten dort hehr: Wotans Tochter reicht dir traulich den Trank! Siegmund Hehr bist du: und heilig gewahr ich das Wotanskind: doch Eines sag' mir, du Ew'ge! Begleitet den Bruder die bräutliche Schwester? umfängt Siegmund Sieglinde dort? Brünnhilde Erdenluft muß sie noch athmen: Sieglinde sieht Siegmund dort nicht. (Siegmund neigt sich sanft über Sieglinde, küßt sie leise auf die Stirn und wendet sich ruhig wieder zu Brünnhilde.) Siegmund So grüße mir Walhall, grüße mir Wotan, grüße mir Wälse und alle Helden, grüß' auch die holden Wunschesmädchen: (sehr bestimmt) zu ihnen folg' ich dir nicht! Brünnhilde Du sah'st der Walküre sehrenden Blick: mit ihr mußt du nun zieh'n! |
Siegmund Where Sieglinde lives in weal or woe, there will Siegmund too linger: thy withering glance served not to fright me, nor shall it e'er force me hence. Brünnhilde While life is thine, force were in vain; but death shall vanquish thee, fool: death-doom to bring thee I am here. Siegmund Whose hand, then, shall strike, if I must fall? Brünnhilde Hunding striketh the blow. Siegmund Bring threats more dire if thou wouldst daunt me. Lurkest thou here lusting for strife, choose thou him for thy prey: methinks he will fall in the fight! Brünnhilde Thine Wälsung, hearken to me: thine is the death decreed. Siegmund Know'st thou this sword? From him it came who holds me safe: through his sword thy threats I defy! Brünnhilde (with emphasis) He who bestowed it sends thee now death: for the spell he takes from the sword! |
Siegmund Wo Sieglinde lebt in Lust und Leid, da will Siegmund auch säumen: noch machte dein Blick nicht mich erbleichen; vom Bleiben zwingt er mich nie! Brünnhilde So lang du lebst, zwäng' dich wohl nichts: doch zwingt dich Thoren der Tod: ihn dir zu künden kam ich her. Siegmund Wo wäre der Held dem heut' ich fiel? Brünnhilde Hunding fällt dich im Streit. Siegmund Mit Stärkrem drohe, als Hundings Streichen! Lauerst du hier lüstern auf Wal, jenen kiese zum Fang: ich denk' ihn zu fällen im Kampf! Brünnhilde Dir Wälsung, höre mich wohl: dir ward das Loos gekies't. Siegmund Kennst du diess Schwert? Der mir es schuf, beschied mir Sieg: deinem Drohen trotz' ich mit ihm! Brünnhilde (sehr stark betont) Der dir es schuf, beschied dir jetzt Tod: seine Tugend nimmt er dem Schwert! |
Siegmund (vehemently) Still and fright not the slumberer here! (He bends tenderly, in an outburst of grief, over Sieglinde.) Woe! woe! Sweetest wife! Thou saddest among all thy faithful! 'Gainst thy peace rages the world now in arms; and I, who alone am thy friend, for whom thou the world hast defied, may I not shield, may I not defend thee, betray thee must I in the fight? 0 shame on him who bestowed the sword and tricks me with trustless blade! If I must fall then, to Walhall I fare not: Hella hold me her own! (He bends low over Sieglinde.) Brünnhilde (moved) So lightly prizest thou bliss everlasting? (slowly and hestitatingly) All to thee is this hapless wife who, faint and care-worn, helplessly hangs in thine arms. Nought else deemst thou good? Siegmund (looking up to her bitterly) So young and fair thou shinest to me, yet how cold and hard now knows thee my heart! Canst thou but mock me, then take thyself hence, thou cruel, merciless maid! Or if thou dost hunger for my distress, then freely feast on my woe; let my grief quicken thy envious heart: but of Walhall's loveless raptures speak not, prithee, to me! |
Siegmund (heftig) Schweig und schrecke die Schlummernde nicht! (Er beugt sich mit hervorbrechendem Schmerze zärtlich über Sieglinde.) Weh! weh! Süßestes Weib! Du traurigste aller Getreuen! Gegen dich wüthet in Waffen die Welt: und ich, dem du einzig vertraut, für den du ihr einzig getrotzt, mit meinem Schutz nicht soll ich dich schirmen, die Kühne verrathen im Kampf? Ha Schande ihm der das Schwert mir schuf, beschied' er mir Schimpf für Sieg! Muß ich denn fallen, nicht fahr' ich nach Walhall: Hella halte mich fest! (Er neigt sich tief zu Sieglinde.) Brünnhilde (erschüttert) So wenig achtest du ewige Wonne? (zögernd und zurückhaltend) Alles wär' dir das arme Weib, das müd' und harmvoll matt von dem Schooße dir hängt? Nichts sonst hieltest du hehr? Siegmund (bitter zu ihr aufblickend) So jung und schön erschimmerst du mir: doch wie kalt und hart erkennt dich mein Herz! Kannst du nur höhnen, so hebe dich fort, du arge, fühllose Maid! Doch mußt du dich weiden an meinem Weh', mein Leiden letze dich denn; meine Noth labe dein neidvolles Herz: nur von Walhalls spröden Wonnen sprich du wahrlich mir nicht! |
Brünnhilde I see the distress that doth gnaw at thy heart, 1 feel all the hero's holiest grief! Siegmund, to me give thy wife, let her safeguard be my shield! Siegmund No other than I, while she lives, shall safeguard the pure one; if death be my doom, I will slay the slumberer here! Brünnhilde (with increasing emotion) Wälsung! Madman! Hearken to me! to me trust thy wife, for the pledge's sake, that in rapture from thee she received.Siegmund (drawing his sword) This sword, though by traitor to true man decreed; this sword, that fails me in face of my foe: serves it not then against foe, right well it shall serve against friend! (He points the sword at Sieglinde.) Two lives now laugh to thee here: take them, Nothung, envious steel! take them with one fell stroke! |
Brünnhilde Ich sehe die Noth, die das Herz dir zernagt, ich fühle des Helden heiligen Harm. Siegmund, befiel mir dein Weib: mein Schutz umfange sie fest! Siegmund Kein andrer als ich soll die Reine lebend berühren: verfiel ich dem Tod, die Betäubte tödt' ich zuvor! Brünnhilde (mit wachsender Ergriffenheit) Wälsung! Rasender! Hör' meinen Rath: befiehl mir dein Weib um des Pfandes willen, das wonnig von dir es empfing!Siegmund (das Schwert ziehend) Dies Schwert, das dem Treuen ein Trugvoller schuf; dies Schwert, das feig vor dem Feind mich verräth: frommt es nicht gegen den Feind, so fromm' es denn wider den Freund! (Er zückt das Schwert auf Sieglinde.) Zwei Leben lachen dir hier: nimm sie, Nothung, neidischer Stahl! nimm sie mit einem Streich! |
Brünnhilde (in a passionate outburst of sympathy) Forbear! Wälsung! Hearken to me! Sieglind' shall live then, and, Siegmund, live thou with her! 'Tis thus decreed; recalled the death-doom: thine, Siegmund, thine be triumph and bliss! Hear'st thou the call? Prepare thyself now! Trust to the sword, and strike without fear: sure striketh the blade, as the Valkyrie's shield is sure! Farewell, Siegmund, hero most blest! On the field once more shall I find thee! (She rushes away, and disappears with her horse in a ravine on the right. Siegmund looks after her with joy and exultation.) (The stage has gradually darkened; heavy storm clouds sink down and cover the background, grad- ually veiling the cliffs, ravine and rocky pass completely from view.) |
Brünnhilde (im heftigsten Sturme des Mitgefühles) Halt' ein! Wälsung! Höre mein Wort! Sieglinde lebe, und Siegmund lebe mit ihr! Beschlossen ist's; das Schlachtloos wend' ich: dir, Siegmund, schaff' ich Segen und Sieg! Hörst du den Ruf? Nun rüste dich, Held! Traue dem Schwert, und schwing' es getrost: treu hält dir die Wehr, wie die Walküre treu dich schützt! Leb' wohl, Siegmund, seligster Held! Auf der Walstatt seh' ich dich wieder! (Sie stürmt fort, und verschwindet mit dem Rosse rechts in einer Seitenschlucht. Siegmund blickt ihr freudig und erhoben nach.) (Die Bühne hat sich allmählig verfinstert; schwere Gewitterwolken senken sich auf den Hintergrund herab, und hüllen die Gebirgswände, die Schlucht und das erhöhte Bergjoch nach und nach gänzlich ein.) |
Scene Five (Siegmund again bends over Sieglinde, listening to her breathing.) Siegmund Slumber charms with soothing spell the fair one's pain and grief. When the Valkyrie hither came, brought she then this blissful repose? Should not the furious fight wake fear in her sorrowing heart? Lifeless seems she who yet hath life: her sorrow is soothed by a smiling dream. So slumber still on till the fight be fought, and peace to thee bring joy! (He lays her gently on the rocky seat and kisses her forehead as farewell.) (He hears Hunding's horn-call and starts up with resolution) Thou who dost call, arm thyself now; whate'er is due take thou here: (He draws his sword.) Nothung payeth the debt! (He hastens to the background and, on reaching the pass, disappears in the dark storm cloud, from which a flash of lightning immediately breaks.) Sieglinde (begins to move restlessly in her dreams) Would now but father come home! With the boy he still roams in the woods. Mother! Mother! I quake with fear, with eyes unfriendly glower the strangers! Misty darkness fills all the air ... fiery tongues are flaming around ... they burn the house . o, help us, brother! Siegmund! Siegmund! (She springs up.) (Violent thunder and lightning.) Siegmund! Ha! (She stares about her in growing terror: nearly the whole of the stage is veiled with black thunderclouds. Hunding's horn-call sounds near.) |
Fünfte Scene (Siegmund neigt sich wieder über Sieglinde, dem Athem lauschend.) Siegmund Zauberfest bezähmt ein Schlaf der Holden Schmerz und Harm. Da die Walküre zu mir trat, schuf sie ihr den wonnigen Trost? Sollte die grimmige Wal nicht schrecken ein gramvolles Weib? Leblos scheint sie, die dennoch lebt: der Traurigen kos't ein lächelnder Traum. So schlum're nun fort, bis die Schlacht gekämpft, und Friede dich erfreu'! (Er legt sie sanft auf den Steinsitz, und küßt ihr zum Abschied die Stirne.) (Er vernimmt Hundings Hornruf, und bricht ent schlossen auf.) Der dort mich ruft, rüste sich nun; was ihm gebührt, biet' ich ihm: (Er zieht das Schwert.) Nothung zahlt' ihm den Zoll! (Er eilt dem Hintergrunde zu, und verschwindet, auf dem Joche angekommen, sogleich in finstrem Gewittergewölk, aus welchem alsbald Wetter leuchten aufblitzt.) Sieglinde (beginnt sich träumend unruhiger zu bewegen) Kehrte der Vater nur heim! Mit dem Knaben noch weilt er im Forst. Mutter! Mutter! mir bangt der Muth, nicht freund und friedlich scheinen die Fremden! Schwarze Dämpfe schwüles Gedünst ... feurige Lohe leckt schon nach uns ... es brennt das Haus . zu Hilfe, Bruder! Siegmund! Siegmund! (Sie springt auf.) (Starker Blitz und Donner.) Siegmund! Ha! (Sie starrt in steigender Angst um sich her: fast die ganze Bühne ist in schwarze Gewitterwolken gehüllt. Der Hornruf Hundings ertönt in der Nähe.) |
Hunding (in the background, from the mountain pass) Wehwalt! Wehwalt! Stand there and fight, else with the hounds must I hold thee. Siegmund (from farther off in the ravine) Where hidest thou, that I can find thee not? Stand, that I may face thee! Sieglinde (listening in fearful terror) Hunding! Siegmund! Could I but see them! Hunding Fly not, thou traitorous wooer! Fricka striketh thee here! Siegmund (now likewise from the pass) Still ween'st thou me weaponless, craven wight? Threat not with women, thyself do battle, lest Fricka fail thee at last! For see! from thy house-tree's blossoming stem, I drew undaunted the sword; and its edge right soon shalt thou taste! (A flash of lightning illuminates the rock for an instant, during which Hunding and Siegmund are seen in mortal combat.) Sieglinde (with her utmost force) Hold your hands, ye madmen! murder me first! (She rushes toward the pass: but suddenly, from above the combatants on the right, a flash breaks forth so vividly that she staggers aside as if blinded.) |
Hunding (im Hintergrunde vom Bergjoch her) Wehwalt! Wehwalt! Steh' mir zum Streit, sollen dich Hunde nicht halten. Siegmund (von weiter hinten her aus der Schlucht) Wo birgst du dich, daß ich vorbei dir schoß? Steh', daß ich dich stelle! Sieglinde (in furchtbarer Angst lauschend) Hunding! Siegmund! Könnt' ich sie sehen! Hunding Hieher, du frevelnder Freier! Fricka fälle dich hier! Siegmund (nun ebenfalls vom Joche her) Noch wähnst du mich waffenlos, feiger Wicht? Droh'st du mit Frauen, so ficht nun selber, sonst läßt dich Fricka im Stich! Denn sieh': deines Hauses heimischem Stamm, entzog ich zaglos das Schwert; seine Schneide schmecke jetzt du! (Ein Blitz erhellt für einen Augenblick das Bergjoch, auf welchem jetzt Hunding und Siegmund kämpfend gewahrt werden) Sieglinde (mit höchster Kraft) Haltet ein, ihr Männer: mordet erst mich! (Sie stürzt auf das Bergjoch zu: ein von rechts her über den Kämpfer ausbrechender Schein blendet sie aber plötzlich, so daß sie, wie erblindet zur Seite schwankt.) |
Brünnhilde Strike him, Siegmund! trust to the sword! (In the glare of light Brünnhilde appears, floating above Siegmund, and protecting him with her shield. Just as Siegmund aims a deadly blow at Hunding, a glowing red light breaks from the left through the clouds, in which Wotan appears, standing over Hunding, holding his spear across in front of Siegmund.) Wotan Go back from the spear! In splinters the sword! (Brünnhilde, in terror before Wotan, sinks back with her shield: Siegmund's sword snaps on the outstretched spear. Hunding plunges his spear into the disarmed Siegmund's breast. Siegmund falls dead to the ground: Sieglinde, who has heard his death-sigh, falls with a cry, as if lifeless, to earth.) (With Siegmund's fall the two lights disappear; dark clouds cover all but the foreground; through them Brünnhilde is indistinctly seen, as she turns in haste to Sieglinde.) Brünnhilde To horse! that I may save thee! (She lifts Sieglinde quickly onto her horse, which is standing near the side gorge, and immediately dis- appears with her.) (At this moment the clouds divide in the middle, so that Hunding, who has just drawn his spear from the fallen Siegmund's breast, is clearly seen.) (Wotan, surrounded by clouds, stands on a rock behind, leaning on his spear and sadly gazing on Siegmund's body.) |
Brünnhilde Triff' ihn, Siegmund! traue dem Schwert! (In dem Lichtglanze erscheint Brünnhilde, über Siegmund schwebend, und diesen mit dem Schilde deckend. Als Siegmund soeben zu einem tödtlichen Streiche auf Hunding ausholt, bricht von links her ein glühend röthlicher Schein durch das Gewölk aus, in welchem Wotan erscheint, über Hunding stehend, und seinen Speer Siegmund quer entgegenhaltend.) Wotan Zurück vor dem Speer! In Stücken das Schwert! (Brünnhilde weicht erschrocken vor Wotan mit dem Schilde zurück: Siegmunds Schwert zerspringt an dem vorgehaltenen Speere. Dem Unbewehrten stößt Hunding seinen Speer in die Brust. Siegmund stürzt todt zu Boden. Sieglinde, die seinen Todes- seufzer gehört, sinkt mit einem Schrei wie leblos zusammen.) (Mit Siegmunds Fall ist zugleich von beiden Seiten der glänzende Schein verschwunden; dichte Finster- niss ruht im Gewölk bis nach vorn: in ihm wird undeutlich Brünnhilde sichtbar, wie sie in jäher Hast sich Sieglinden zuwendet.) Brünnhilde Zu Roß! daß ich dich rette! (Sie hebt Sieglinde schnell zu sich auf ihr der Seitenschlucht nahe stehendes Roß, und verschwin- det sogleich mit ihr.) (Alsbald zertheilt sich das Gewölk in der Mitte, so daß man deutlich Hunding gewahrt, der soeben seinen Speer dem gefallenen Siegmund aus der Brust gezogen.) (Wotan, von Gewölk umgeben, steht dahinter auf einem Felsen an seinen Speer gelehnt und schmerz- lich auf Siegmunds Leiche blickend.) |
Wotan (to Hunding) Go hence, slave! Kneel before Fricka: tell her that Wotan's spear avenged what wrought her wrong. Go! Go! (Before the contemptuous wave of Wotan's hand, Hunding sinks dead to the ground. (suddenly breaking out in terrible rage) But Brünnhilde! Woe to the guilty one! Dire wage shall she win for her crime, if my steed o'ertake her in flight! (He disappears with thunder and lightning. The curtain falls quickly.) |
Wotan (zu Hunding) Geh' hin, Knecht! Knie vor Fricka: meld' ihr, daß Wotans Speer gerächt, was Spott ihr schuf. Geh! Geh! (Vor seinem verächtlichen Handwink sinkt Hun- ding todt zu Boden.) (plötzlich in furchtbarer Wuth auffahrend) Doch Brünnhilde! Weh' der Verbrecherin! Furchtbar sei die Freche gestraft, erreicht mein Roß ihre Flucht! (Er verschwindet mit Blitz und Donner. Der Vor- hang fällt schnell.) |
Scene One (The curtain rises. On the summit of a rocky mountain. On the right a pinewood encloses the stage. On the left is the entrance to a cave; above this the rock rises to its highest point. At the back the view is entirely open; rocks of various heights form a parapet to the precipice.) (Occasionally clouds fly past the mountain peak, as if driven by storm. Gerhilde, Ortlinde, Waltraute and Schwert leite have ensconced themselves on the rocky peak above the cave: they are in full armor.) Gerhilde (on the highest point, calling toward the background, where a thick cloud passes) Hojotoho! Hojotoho! Heiaha! Heiaha! Helmwige! Here! Guide hither thy horse! Helmwige (at the back, offstage) Hojotoho! Hojotoho! Hojotoho! Hojotoho! Heiaha! (A flash of lightning breaks through a passing cloud: in the light a Valkyrie on horseback becomes visible: on her saddle hangs a slain warrior. The apparition, approach ing the rocky cliff, passes from left to right.) |
Erste Scene (Der Vorhang geht auf. Auf dem Gipfel eines Felsenberges. Rechts begränzt ein Tannenwald die Scene. Links der Eingang einer Felsenhöhle: darüber steigt der Fels zu seiner höchsten Spitze auf. Nach hinten ist die Aussicht gänzlich frei; höhere und niedere Felssteine bilden den Rand vor dem Abhange.) (Einzelne Wolkenzüge jagen, wie vom Sturm getrieben, am Felsensaume vorbei. Gerhilde, Ortlinde, Waltraute und Schwertleite haben sich auf der Felsenspitze über der Höhle gelagert: sie sind in voller Waffen rüstung.) Gerhilde (zu höchst gelagert, dem Hintergrunde zurufend, wo ein starkes Gewölk herzieht) Hojotoho! Hojotoho! Heiaha! Heiaha! Helmwige! Hier! Hieher mit dem Roß! Helmwige (im Hintergrunde, von außen) Hojotoho! Hojotoho! Hojotoho! Hojotoho! Heiaha! (In dem Gewölk bricht Blitzesglanz aus; eine Walküre zu Roß wird in ihm sichtbar: über ihrem Sattel hängt ein erschlagener Krieger. Die Erschein- ung zieht, immer näher, am Felsensaume von links nach rechts vorbei.) |
Gerhilde, Waltraute, Schwertleite (all three calling to her as she approaches) Heiaha! Heiaha! (The cloud with the apparition disappears to the right behind the wood.) Ortlinde (calling toward the wood) By Ortlinde's filly fasten thy horse: gladly my grey will graze near thy chestnut! Waltraute (calling toward the wood) Who hangs at thy saddle? Helmwige (coming from the wood) Sintolt, the Hegeling! Schwertleite Far from the grey, then, fasten thy chestnut: Ortlinde's filly bears Witting, the Irming! Gerhilde (coming down lower) For foes have been ever Sintolt and Wittig! Ortlinde (starts up) Heiaha! Heiaha! The horse attacketh my mare! (She runs to the wood.) |
Gerhilde, Waltraute, Schwertleite (alle drei der Ankommenden entgegen rufend) Heiaha! Heiaha! (Die Wolke mit der Erscheinung ist rechts hinter dem Tann verschwunden.) Ortlinde (in den Tann hinein rufend) Zu Ortlindes Stute stell' deinen Hengst: mit meiner Grauen gras't gern dein Brauner! Waltraute (hinein rufend) Wer hängt dir im Sattel? Helmwige (aus dem Tann auftretend) Sintolt, der Hegeling! Schwertleite Führ' deinen Brauen fort von der Grauen: Ortlindes Mähre trägt Wittig, den Irming! Gerhilde (ist etwas näher herabgestiegen) Als Feinde nur sah' ich Sintolt und Wittig! Ortlinde (springt auf) Heiaha! Heiaha! Die Stute stößt mir der Hengst! (Sie läuft in den Tann.) |
Helm., Ger., Schw. (laughing) Ha ha ha ha ha ha ha ha ha ha! Gerhilde The heroes' strife makes foes of the horses! Helwige (call back into the wood) Quiet, Brownie! break not the peace, now. Waltraute (on the topmost point, where she has taken Gerhilde's post as watcher) Hoioho! Hoioho! (calling toward the right-hand side of the background) Siegrune here! Where sta/ st thou so long? (She listens toward the right.) Siegrune (offstage, from the back on the right) Work to do! Are the others all here? Schwertleite (calling toward the right-hand side of the background) Hojotoho! Waltraute (the same) Hojotoho! Gerhilde (the same) Heiaha! |
Helm., Ger., Schw. (lachend) Ha ha ha ha ha ha ha ha ha ha! Gerhilde Der Recken Zwist entzweit noch die Rosse! Helmwige (in den Tann zurückrufend) Ruhig Brauner! brich' nicht den Frieden. Waltraute (auf der Höhe, wo sie für Gerhilde die Wacht übernommen) Hoioho! Hoioho! (nach rechts in den Hintergrund rufend) Siegrune, hier! Wo säum'st du so lang? (Sie lauscht nach rechts.) Siegrune (von außen, von der rechten Seite des Hintergrundes her) Arbeit gab's! Sind die And'ren schon da? Schwertleite (nach rechts in den Hintergrund rufend) Hojotoho! Waltraute (ebenso) Hojotoho! Gerhilde (ebenso) Heiaha! |
Waltraute, Schwertleite Heiaha! (Their gestures, as well as a bright light behind the wood, show that Siegrune has just arrived there.) Grimgerde (from the back on the left, offstage) Hojotoho! Rossweisse (from the same place, offstage) Hojotoho! Grimgerde, Rossweisse Heiaha! Waltraute (toward the left) Grimgerd' and Rossweisse! Gerhilde (the same) Together they ride. (In a bank of clouds, passing from the left, Ross- weisse and Grimgerde appear, illumined by a flash of lightning. Both are on horseback, and each carries a slain warrior on her saddle. Helmwige, Ortlinde and Siegrune have come out of the wood and wave to the approaching Rossweisse and Grimgerde from the edge of the precipice.) Helm., Ort., Siegr. We greet you travelers! Rossweiss' and Grimgerde! Rossweisse, Grimgerde (offstage) Hojotoho! Hojotoho! Heiaha! (The apparition disappears behind the wood.) |
Waltraute, Schwertleite Heiaha! (Ihre Gebärden sowie ein heller Glanz hinter dem Tann, zeigen an, daß soeben Siegrune dort angelangt ist.) Grimgerde (von links im Hintergrunde, von außen) Hojotoho! Roßweiße (von eben daher, von außen) Hojotoho! Grimgerde, Roßweiße Heiaha! Waltraute (nach links) Grimgerd' und Roßweiße! Gerhilde (ebenso) Sie reiten zu zwei. (In einem blitz-erglänzenden Wolkenzuge, der von links her vorbeizieht, erscheinen Roßweiße und Grim- gerde, ebenfalls auf Rossen, jede einen Erschlagenen im Sattel führend. Helmwige, Ortlinde und Siegrune sind aus dem Tann getreten, und winken vom Felsen- Saume den Ankommenden zu.) Helm., Ort., Siegr. Gegrüßt, ihr Reissige! Roßweiß' und Grimgerde! Roßweiße, Grimgerde (von außen) Hojotoho! Hojotoho! Heiaha! (Die Erscheinung verschwindet hinter dem Tann.) |
The other six Valkyries Hojotoho! Hojotoho! Heiaha! Heiaha! Hojotoho! Hojotoho! Heiaha! Heiaha! Hojotoho! Heiaha! Hojotoho! Heiaha! Hojotoho! Heiaha! Hojotoho! Heiaha! Heiaha! Heiaha! Gerhilde (calling into the wood) Leave there in the forest your steeds to graze! Ortlinde (likewise calling into the wood) Lead off the mares afar from each other, till all our heroes' anger is calmed! Waltraute, Schwertleite (laughing) Ha ha ha ha ha ha ha ha ha ha! Gerhilde, Siegrune (laughing) Ha ha ha ha ha ha ha ha ha ha! Helmwige The grey has paid for the heroes' anger! Wal., Schw., Helm., Ger. (laughing) Ha ha ha ha ha ha ha ha ha ha! Ha ha ha ha ha ha ha ha ha ha! Ortlinde, Siegrune (laughing) Ha ha ha ha ha ha ha ha ha ha! Rossweisse, Grimgerde (coming out of the wood) Hojotoho! Hojotoho! |
Die sechs anderen Walküren Hojotoho! Hojotoho! Heiaha! Heiaha! Hojotoho! Hojotoho! Heiaha! Heiaha! Hojotoho! Heiaha! Hojotoho! Heiaha! Hojotoho! Heiaha! Hojotoho! Heiaha! Heiaha! Heiaha! Gerhilde (in den Tann rufend) In Wald mit den Rossen zu Rast und Weid! Ortlinde (ebenfalls in den Tann rufend) Führet die Mähren fern von einander, bis uns'rer Helden Haß sich gelegt! Waltraute, Schwertleite (lachend) Ha ha ha ha ha ha ha ha ha ha! Gerhilde, Siegrune (lachend) Ha ha ha ha ha ha ha ha ha ha! Helmwige Der Helden Grimm büßte schon die Graue! Wal., Schw., Helm., Ger. (lachend) Ha ha ha ha ha ha ha ha ha ha! Ha ha ha ha ha ha ha ha ha ha! Ortlinde, Siegrune (lachend) Ha ha ha ha ha ha ha ha ha ha! Roßweiße, Grimgerde (aus dem Tann tretend) Hojotoho! Hojotoho! |
The other six Valkyries Be welcome! Be welcome! The eight Valkyries Be welcome! Schwertleite Rode ye valiant ones paired? Grimgerde Apart journeyed we, and met but today. Rossweisse Are we all then assembled? then stay no longer: to Walhall wend we our way; Wotan awaiteth the slain. Helmwige Are we but eight? wanting is one. Gerhilde By the brown-eyed Wälsung lingers yet Brünnhild'. Waltraute Till she comes hither still must we stay: greeting full grim would Warfather give, if without her we should come. Siegrune (on the lookout) Hojotoho! Hojotoho! (calling toward the back) Hallo! Hallo! (to the others) In furious haste there Brünnhilde flies. (All hasten to the lookout.) |
Die sechs anderen Walküren Willkommen! Willkommen! Die acht Walküren Willkommen! Schwertleite War't ihr Kühnen zu zwei? Grimgerde Getrennt ritten wir, und trafen uns heut. Roßweiße Sind wir alle versammelt, so säumt nicht lange: nach Walhall brechen wir auf, Wotan zu bringen die Wal. Helmwige Acht sind wir erst: eine noch fehlt. Gerhilde Bei dem braunen Wälsung weilt wohl noch Brünnhild'! Waltraute Auf sie noch harren müssen wir hier: Walvater gäb' uns grimmigen Gruß, säh' ohne sie er uns nah'n! Siegrune (auf der Warte) Hojotoho! Hojotoho! (in den Hintergrund rufend) Hieher! Hieher! (zu den Andern) In brünstigem Ritt jagt Brünnhilde her. (Alle eilen auf die Warte.) |
The eight Valkyries Hojotoho! Hojotoho! Heiaha! Brünnhilde, hei! (They watch with growing astonishment.) Waltraute To the wood guides she her staggering horse. Grimgerde From fierce riding how Grane pants! Rossweisse So fast none e'er saw Valkyrie flying! Ortlinde What lies on her saddle? Helmwige That is no man! Siegrune See, a maid bears she. Gerhilde Where found she the maid? Schwertleite With ne'er a sign greets she the sisters! Waltraute (calling down, very loudly) Heiaha! Brünnhilde! hearest thou not? Ortlinde Hasten ye from her horse to help her! |
Die acht Walküren Hojotoho! Hojotoho! Heiaha! Brünnhilde, hei! (Sie spähen mit wachsender Verwunderung.) Waltraute Nach dem Tann lenkt' sie das taumelnde Roß. Grimgerde Wie schnaubt Grane vom schnellen Ritt! Roßweiße So jach sah' ich nie Walküren jagen! Ortlinde Was hält sie im Sattel? Helmwige Das ist kein Held! Siegrune Eine Frau führt sie. Gerhilde Wie fand sie die Frau? Schwertleite Mit keinem Gruß grüßt sie die Schwestern! Waltraute (hinabrufend, sehr stark) Heiaha! Brünnhilde! hörst du uns nicht? Ortlinde Helft der Schwester vom Roß sich schwingen! |
Helmwige, Gerhilde (both running toward the wood) Hojotoho! Hojotoho! Siegrune, Rossweisse (running after them) Hojotoho! Hojotoho! The other four Valkyries Heiaha! Heiaha! Waltraute (looking into the wood) To earth sinks down Grane the strong one! Grimgerde From the saddle swiftly swings she the maid! (All run toward the wood.) Ort., Wal., Grim., Schw. Sister! sister! What has befall'n? (All the Valkyries come back to the stage: with them comes Brünnhilde, supporting and leading Sieglinde.) Brünnhilde (out of breath) Shield me and help in direst need! Grim., Siegr., Ger., Helm. Whence rodest thou hither? why in such haste? Ortl., Wal., Ross., Schw. So ride those only who flee! Siegrune Art thou pursued? Brünnhilde I flee for the first time, and am pursued: Warfather follows close! (All the Valkyries violently alarmed.) |
Helmwige, Gerhilde (beide nach dem Tann laufend) Hojotoho! Hojotoho! Siegrune, Roßweiße (ihnen nach laufend) Hojotoho! Hojotoho! Die fier anderen Walküren Heiaha! Heiaha! Waltraute (in den Tann blickend) Zu Grunde stürzt Grane der Starke! Grimgerde Aus dem Sattel hebt sie hastig das Weib! (Alle in den Tann laufend.) Ort., Wal., Grim., Schw. Schwester! Schwester! was ist gescheh'n? (Alle Walküren kehren auf die Bühne zurück; mit ihnen kommt Brünnhilde, Sieglinde unterstützend und hereingeleitend.) Brünnhilde (athemlos) Schützt mich, und helft in höchster Noth! Grim., Siegr., Ger., Helm. Wo rittest du her in rasender Hast? Ortl., Wal., Roß., Schw. So flieht nur wer auf der Flucht! Siegrune Bist du in Flucht? Brünnhilde Zum erstenmal flieh' ich und bin verfolgt: Heervater hetzt mir nach! (Alle Walküren heftig erschreckend.) |
Helm., Ger., Siegr., Grim. Lost are thy senses? Speak to us! What? Fleest thou from him? Ort., Wal., Roß., Schw. Ha! Speak! Pursues thee Warfather? O say! Brünnhilde (turns anxiously to look out and then comes back) O sisters, look from the rocky summit! Look to northward if Warfather nears? (Ortlinde and Waltraute spring up to watch from the rocky peak.) Brünnhilde Speak! Tell what ye see! Ortlinde A thunderstorm nears from northward. Waltraute Gathering clouds range themselves here! The other six Valkyries Warfather rideth his sacred steed! Brünnhilde The wild pursuer who hunts me in wrath, he nears, he nears from northward! Shield me, sisters! Shelter this wife! Six Valkyries What aileth the woman? |
Helm., Ger., Siegr., Grim. Bist du von Sinnen? Sage uns! Wie? Flieh'st du vor ihm? Ort., Wal., Roß., Schw. Ha! Sprich! Verfolgt dich Heervater? O sag'! Brünnhilde (wendet sich ängstlich, um zu spähen, und kehrt wieder zurück) O Schwestern, späht von des Felsens Spitze! Schaut nach Norden, ob Walvater naht! (Ortlinde und Waltraute springen auf die Felsen- spitze zur Warte.) Brünnhilde Schnell! Seht ihr ihn schon? Ortlinde Gewittersturm naht von Norden. Waltraute Starkes Gewölk staut sich dort auf! Die anderen sechs Walküren Heervater reitet sein heiliges Roß! Brünnhilde Der wilde Jäger, der wüthend mich jagt, er naht, er naht von Norden! Schützt mich, Schwestern! Wahret dies Weib! Sechs Walküren Was ist mit dem Weibe? |
Brünnhilde Hear me then quickly: Sieglinde is she, Siegmund's sister and bride: 'gainst all the Wälsungs doth Wotan angrily rage; to strike the brother dead in the fight was Brünnhilde's task; but Siegmund held I safe with my shield: Wotan in wrath then struck him himself with his spear: Siegmund fell; but I fled forth with the wife; and to save her flew I to you that in danger (in fear) ye might hide me from the threatening blow! Six Valkyries (in great consternation) What madness urged thee this deed to do? Lost one! Brünnhilde, lost one! Helm., Siegr., Grim. Brok'st thou, rebellious Brünnhilde, Warfather's holy behest? Ger., Ross., Schw. Brok'st thou Warfather's holy behest? Waltraute (on the lookout) Darkness comes from the north like the night. Ortlinde (on the lookout) Raging steereth hither the storm. |
Brünnhilde Hört mich in Eile: Sieglinde ist es, Siegmunds Schwester und Braut: gegen die Wälsungen wüthet Wotan in Grimm; dem Bruder sollte Brünnhilde heut entziehen den Sieg; doch Siegmund schützt' ich mit meinem Schild, trotzend dem Gott; der traf ihn da selbst mit dem Speer: Siegmund fiel; doch ich floh fern mit der Frau; sie zu retten eilt' ich zu euch ob mich Bange auch (kleinmüthig) ihr berget vor dem strafenden Streich! Sechs Walküren (in größter Bestürzung) Bethörte Schwester, was thatest du? Wehe! Brünnhilde, wehe! Helm., Siegr., Grim. Brach ungehorsam Brünnhilde Heervaters heilig Gebot? Ger., Roß., Schw. Brachst du Heervaters heilig Gebot? Waltraute (auf der Warte) Nächtig zieht es von Norden heran. Ortlinde (auf der Warte) Wüthend steuert hieher der Sturm. |
Ross., Grim., Schw. Loud neigheth Warfather's steed! Helm., Ger., Schw. Panting hither it flies. Brünnhilde Woe to the wife if the god find her here: for all of the Wälsungs dooms he to downfall! O say, who will lend the trustiest horse, to save the wife from his wrath? Siegrune Wouldst lead us his rage to defy? Brünnhilde Rossweisse, sister, lend me but thy courser! Rossweisse From Warfather ne'er yet fled he in fear. Brünnhilde Helwige, hear me! Helmwige I brave not our father. Brünnhilde Grimgerde! Gerhilde! Grant me a horse! Schwertleite! Siegrune! See my dismay! True be to me, as I have been true: save now this sorrowing wife! (Sieglinde, who has hitherto stared gloomily and coldly before her, starts up with a repellent gesture as Brünnhilde embraces her warmly, as if to protect her.) |
Roß., Grim., Schw. Wild wiehert Walvaters Roß. Helm., Ger., Schw. Schrecklich schnaubt es daher! Brünnhilde Wehe der Armen, wenn Wotan sie trifft: den Wälsungen allen droht er Verderben! Wer leih't mir von euch das leichteste Roß, das flink die Frau ihm entführ'? Siegrune Auch uns räth'st du rasenden Trotz? Brünnhilde Roßweiße, Schwester, leih' mir deinen Renner! Roßweiße Vor Walvater floh der fliegende nie. Brünnhilde Helmwige, höre! Helmwige Dem Vater gehorch' ich. Brünnhilde Grimgerde! Gerhilde! Gönnt mir eur Roß! Schwertleite! Siegrune! Seht meine Angst! O seid mir treu, wie traut ich euch war: rettet dies traurige Weib! (Sieglinde, die bisher finster und kalt vor sich hin- gestarrt, fährt, als Brünnhilde sie lebhaft, wie zum Schutze umfaßt, mit einer abwehrenden Gebärdeauf.) |
Sieglinde Let sorrow not vex thee for me: only death is my due. Who bade thee bear me, maid, from the battle? Perchance my death-stroke I there had won from the very weapon that dealt his death; in life's last moment made one with him! Far from Siegmund. Siegmund, from thee! O shelter me, death, from remembrance! Lest for thy help my curse should requite thee, now hearken, maid, to my prayer: thrust thou thy sword into my heart! Brünnhilde Live still, o woman, for love doth call thee! Rescue the pledge that from him thou hast won: (forcibly and urgently) a Wälsung's life thou dost bear! (Sieglinde starts violently: suddenly her face glows with sublime joy.) Sieglinde Rescue me, brave one! Rescue my child! Guard me, ye maidens, with mighty defence! (An ever-darkening thunderstorm approaches from the back.) |
Sieglinde Nicht sehre dich Sorge um mich: einzig taugt mir der Tod. Wer hieß dich Maid, dem Harst mich entführen? Im Sturm dort hätt' ich den Streich empfah'n von derselben Waffe, der Siegmund fiel: das Ende fand ich vereint mit ihm! Fern von Siegmund. Siegmund, von dir! O deckte mich Tod, daß ich's denke! Soll um die Flucht dir Maid ich nicht fluchen, so erhöre heilig mein Flehen: stoße dein Schwert mir in's Herz! Brünnhilde Lebe, o Weib, um der Liebe willen! Rette das Pfand das von ihm du empfing'st: (stark und drängend) ein Wälsung wächst dir im Schooß! (Sieglinde erschrickt zunächst heftig: sogleich strahlt aber ihr Gesicht in erhabener Freude auf.) Sieglinde Rette mich, Kühne! Rette mein Kind! Schirmt mich, ihr Mädchen, mit mächtigstem Schutz! (Immer finstereres Gewitter steigt im Hintergrunde auf.) |
Waltraute (on the lookout) The storm cometh near! Ortlinde (on the lookout) Fly, all who fear it! The other six Valkyries Hence with the woman! danger is here: the Valkyries' shelter dare we not give! Sieglinde (on her knees before Brünnhilde) Rescue me, maid! rescue the mother! Brünnhilde (raises Sieglinde with sudden determination) Away, then, fly swiftly, and fly thou alone! I stay in thy stead, draw on me Wotan's anger, by me holding the wrathful one here, whilst thou from his vengeance escap'st. Sieglinde Say, whither shall I turn me? Brünnhilde Which of you, sisters, journeyed to eastward? Siegrune A forest wild spreads far to the east: the Nibelung's hoard by Fafner thither was borne. Schwertleite There as a dread dragon he dwelleth, and in a cave there guardeth he Alberich's ring! |
Waltraute (auf der Warte) Der Sturm kommt heran! Ortlinde (auf der Warte) Flieh', wer ihn fürchtet! Die sechs anderen Walküren Fort mit dem Weibe, droht ihm Gefahr: der Walküren keine wag' ihren Schutz! Sieglinde (auf den Knieen vor Brünnhilde) Rette mich, Maid! rette die Mutter! Brünnhilde (mit lebhaftem Entschluß hebt Sieglinde auf) So fliehe denn eilig, und fliehe allein! ich bleibe zurück, biete mich Wotans Rache: an mir zög'r ich den Zürnenden hier, während du seinem Rasen entrinnst. Sieglinde Wohin soll ich mich wenden? Brünnhilde Wer von euch Schwestern schweifte nach Osten? Siegrune Nach Osten weithin dehnt sich ein Wald: der Niblungen Hort entführte Fafner dorthin. Schwertleite Wurmes-Gestalt schuf sich der Wilde: in einer Höhle hütet er Alberichs Reif! |
Grimgerde For a helpless woman no home were there. Brünnhilde And yet from Wotan's wrath shelter safe were the wood: our father feareth and shunneth the place. Waltraute (on the lookout) Raging rides the god to the rock! Six Valkyries Brünnhilde, hear how he nears like a storm! Brünnhilde (urgently) Fly then swiftly and turn to the east! Bold in defiance endure ev ry ill, hunger and thirst, thorns and rough ways; laugh whether want or suffering wound! For one thing know and hold it ever: the world's most glorious hero bears, o woman, thy sheltering womb! (She takes the pieces of Sigmund's sword from under her breastplate and gives them to Sieglinde.) For him ward thou well the mighty splinters; from his father's death-field by good hap I saved them: who once shall swing the sword new wrought, his name from me let him take— Siegfried in triumph shall live! |
Grimgerde Nicht geheu'r ist's dort für ein hülflos Weib. Brünnhilde Und doch vor Wotans Wuth schützt sie sicher der Wald: ihn scheut' der Mächt'ge, und meidet den Ort. Waltraute (auf der Warte) Furchtbar fährt dort Wotan zum Fels! Sechs Walküren Brünnhilde, hör' seines Nahens Gebraus! Brünnhilde (drängend) Fort denn eile, nach Osten gewandt! Muthigen Trotzes ertrag' alle Müh'n, Hunger und Durst, Dorn und Gestein; lache, ob Noth, ob Leiden dich nagt! Denn Eines wiss' und wahr' es immer: den hehrsten Helden der Welt hegst du, o Weib, im schirmenden Schooß! (Sie zieht die Stücken von Siegmunds Schwert unter ihrem Panzer hervor, und überreicht sie Sieglinde.) Verwahr' ihm die starken Schwertes Stücken; seines Vaters Walstatt entführt ich sie glücklich: der neugefügt das Schwert einst schwingt, den Namen nehm' er von mir— Siegfried erfreu' sich des Siegs! |
Sieglinde (deeply moved) O radiant wonder! Glorious maid! Thou bring'st me, true one, holiest balm! For him whom we loved I save the beloved one: may my thanks yet bring laughing reward! Fare thou well! be blest in Sieglinde's woe! (She hastens away on the right in front.) (Black thunderclouds surround the height; a fearful storm approaches from the back: a growing fiery light on the right.) Wotan (offstage) Stay, Brünnhild'! Ortlinde, Waltraute (coming down from the lookout) The rock is reached by horse and rider! (Brünnhilde, after watching Sieglinde for a while, turns toward the background, looks into the wood, and comes forward again in fear.) All eight Valkyries Woe, Brünnhild'! raging he comes! Brünnhilde Ah, sisters, help! my heart is faint! His wrath will crush me, if ye no shelter can give. (The Valkyries retreat up the rocky point in fear; Brünnhilde lets herself be drawn with them.) The Valkyries Then hide, thou lost one! Be thou not seen, hide thee in our midst, and heed not his call! Be hid by us! (They hide Brünnhilde among them and look anxiously toward the wood, which is now lit up by brilliant firelight, while the background has become quite dark.) Woe! Wotan swings him raging to earth! Hither haste his steps for revenge. |
Sieglinde (in größter Rührung) O hehrstes Wunder! Herrlichste Maid! Dir Treuen dank' ich heiligen Trost! Für ihn, den wir liebten, rett' ich das Liebste: meines Dankes Lohn lache dir einst! Lebe wohl! dich segnet Sieglindes Weh'! (Sie eilt rechts im Vordergrunde von dannen.) (Die Felsenhöhle ist von schwarzen Gewitter- wolken umlagert; furchtbarer Sturm braust aus dem Hintergrunde daher, wachsender Feuerschein rechts daselbst.) Wotan (von außen) Steh'! Brünnhild'! Ortlinde, Waltraute (von der Warte herabsteigend) Den Fels erreichten Roß und Reiter! (Brünnhilde, nachdem sie eine Weile Sieglinde nach gesehen, wendet sich in den Hintergrund, blickt in den Tann und kommt angstvoll wieder vor.) Alle acht Walküren Weh', Brünnhild'! Rache entbrennt! Brünnhilde Ach, Schwestern, helft! mir schwankt das Herz! Sein Zorn zerschellt mich, wenn euer Schutz ihn nicht zähmt. (Die Walküren flüchten ängstlich nach der Felsen- spitze hinauf; Brünnhilde läßt sich von ihnen nachziehen.) Die Walküren Hieher, Verlor'ne! Laß' dich nicht seh'n, schmiege dich an uns, und schweige dem Ruf! Hieher zu uns! (Sie verbergen Brünnhilde unter sich, und blicken ängstlich nach dem Tann, der jetzt von grellem Feuerschein erhellt wird, während der Hintergrund ganz finster geworden ist.) Weh'! wüthend schwingt sich Wotan vom Roß! Hieher ras't sein rächender Schritt. |
Scene Two (Wotan strides in terrible wrathful excitement from the wood and approaches the group of Valkyries on the height, looking angrily around for Brünnhilde.) Wotan Where is Brünnhild', where the rebellious one? Would ye then dare to shield her from vengeance? The eight Valkyries Fearful thy fury soundeth! O father, what did thy children, that they have wakened thy terrible wrath? Wotan Would ye then mock me? Heed yourselves, rash ones! I know, Brünnhilde hide ye from me. Turn ye from her! cast off is she henceforth, e'en as her worth from her she cast! Rossweisse To us fled the pursued one, Siegr., Ross., Grim., Schw. For our help prayed she to us; Waltraute Thy rage awoke her fear and dismay: Siegrune Fear and trembling seize the pursued one! Schwertleite, Grimgerde Thy rage awakened her fear and shrinking, for our sister pray we to thee! |
Zweite Scene (Wotan tritt in höchster zorniger Aufgeregtheit aus dem Tann auf, und schreitet vor der Gruppe der Walküren auf der Höhe, nach Brünnhilde spähend, heftig einher.) Wotan Wo ist Brünnhild', wo die Verbrecherin? Wagt ihr, die Böse vor mir zu bergen? Die acht Walküren Schrecklich ertos't dein Toben! was thaten, Vater, die Töchter, daß sie dich reizten zu rasender Wuth? Wotan Wollt ihr mich höhnen? Hütet euch, Freche! Ich weiß: Brünnhilde bergt ihr vor mir. Weichet von ihr, der ewig Verworf'nen, wie ihren Wert von sich sie warf! Roßweiße Zu uns floh die Verfolgte, Siegr., Roß., Grim., Schw. Unsern Schutz flehte sie an; Waltraute Mit Furcht und Zagen faßt sie dein Zorn: Siegrune Furcht und Zagen faßt die Verfolgte! Schwertleite, Grimgerde Mit Furcht und Zagen faßt sie dein Zürnen, für die Bange bitten wir dich! |
Ortlinde Father, hear our prayer! Rossweisse, Waltraute For our trembling sister pray we to thee that thy passion's rage may be calmed! Ger., Helm., Ort. Soften thine anger! Siegrune Calm now thy passion's rage! Helmwige For her, calm thy passion's rage! Wotan Weak-hearted and womanish brood! Such sorry valor won ye from me? I fostered you bold to fare to the field, hard and relentless your hearts I wrought, and ye wild ones now weep and whine, when my wrath on a traitor doth fall? Then know, ye trembling ones, what was her crime for whom your tears now in pity are shed: No one but she knew what lay hid in my bosom; no one but she saw to the spring of my spirit! In her deeds my desires were born to the day: our holy bond she hath now so disdained that, faithless, she my own will hath defied, my sacred command openly scorned, against me she lifted the spear that by Wotan's will she bore! Hear'st thou, Brünnhilde? Thou on whom birny, helm and spear, name and renown, life and delight I bestowed? |
Ortlinde Vater, hör' uns fleh'n! Roßweiße, Waltraute Für die bange Schwester bitten wir nun, daß den ersten Zorn du bezähm'st! Ger., Helm., Ort. Laß' dich erweichen! Siegrune Zähme den ersten Zorn! Helmwige Für sie, zähme deinen Zorn! Wotan Weichherziges Weibergezücht! So matten Muth gewannt ihr von mir? Erzog ich euch kühn, zum Kampfe zu zieh'n, schuf ich die Herzen euch hart und scharf, daß ihr Wilden nun weint und greint, wenn mein Grimm eine Treulose straft? So wißt denn, Winselnde, was sie verbrach, um die euch Zagen die Zähre entbrennt: Keine wie sie kannte mein innerstes Sinnen; keine wie sie wußte den Quell meines Willens! Sie selbst war meines Wunsches schaffender Schooß: und so nun brach sie den seligen Bund, daß treulos sie meinem Willen getrotzt, mein herrschend Gebot, offen verhöhnt, gegen mich die Waffe gewandt, die mein Wunsch allein ihr schuf! Hörst du's, Brünnhilde? Du, der ich Brünne, Helm und Wehr, Wonne und Huld, Namen und Leben verlieh? |
Hear'st thou my voice upraised, and shrinking hid'st thee from me, that thou may'st escape thy doom? (Brünnhilde comes forward out of the band of the Valkyries and moves with humble but firm steps down the rock, to within a short distance from Wotan.) Brünnhilde Here am I, father: pronounce now my sentence! Wotan I sentence thee not: thou thyself thy sentence hast shaped. My will alone awoke thee to life: yet against my will hast thou worked; thine 'twas alone to fulfill my commands: yet against me hast thou commanded; wish-maid thou wert to me: against me thy wish has been turned; shield-maid thou wert to me: against me thy shield was upraised; lot-chooser thou wert to me: against me the lot hast thou chosen; hero-stirrer thou wert to me: against me thou stirredst up heroes. What once thou wert, Wotan hath spoken: what now thou art, say thou to thyself! Wish-maid art thou no more; Valkyrie once wert thou called: what now thou art, henceforth shalt thou be! Brünnhilde (violently terrified) Thou dost cast me off? What meaneth thy word? |
Hörst du mich Klage erheben, und birgst dich bang dem Kläger, daß feig du der Straf' entflöh'st? (Brünnhilde tritt aus der Schaar der Walküren her- vor, schreitet demüthigen, doch festen Schrittes von der Felsenspitze herab, und tritt so in geringer Entfernung vor Wotan.) Brünnhilde Hier bin ich, Vater: gebiete die Strafe! Wotan Nicht straf' ich dich erst: deine Strafe schuf'st du dir selbst. Durch meinen Willen war'st du allein: gegen mich doch hast du gewollt; meine Befehle nur führtest du aus: gegen mich doch hast du befohlen; Wunschmaid war'st du mir: gegen mich doch hast du gewünscht; Schildmaid war'st du mir: gegen mich doch hob'st du den Schild; Looskieserin war'st du mir: gegen mich doch kiestest du Loose; Heldenreizerin war'st du mir: gegen mich doch reiztest du Helden. Was sonst du war'st, sagte dir Wotan: was jetzt du bist, das sage dir selbst! Wunschmaid bist du nicht mehr; Walküre bist du gewesen: nun sei fortan, was so du noch bist! Brünnhilde (heftig erschreckend) Du verstößest mich? versteh' ich den Sinn? |
Wotan No more shall I send thee from Walhall; to war-field no more far'st thou on quest; no more bring'st thou heroes to fill my halls: at the godhead's festal banquet the drink-horn for me thou fillest no more; thy childlike mouth no more shall I kiss; the heavenly host no more shall know thee; outcast art thou from the clan of the gods: for broken now is our bond, henceforth from sight of my face art thou banned. (The Valkyries, in great excitement, come a little further down the rocks.) The Valkyries Horror! Woe! Sister, oh sister! Brünnhilde All thou once gavest thou tak'st away? |
Wotan Nicht send' ich dich mehr aus Walhall; nicht weis' ich dir mehr Helden zur Wal; nicht führst du mehr Sieger in meinen Saal: bei der Götter, trautem Mahle das Trinkhorn nicht reich'st du traulich mir mehr; nicht kos' ich dir mehr den kindischen Mund; von göttlicher Schaar bist du geschieden, ausgestoßen aus der Ewigen Stamm: gebrochen ist unser Bund, aus meinem Angesicht bist du verbannt. (Die Walküren verlassen, in aufgeregter Beweg- ung, ihre Stellung, indem sie sich etwas tiefer herabziehen.) Die Walküren Wehe! Weh! Schwester, ach Schwester! Brünnhilde Nimmst du mir alles, was einst du gabst? |
Wotan He who wins robs thee of all! For here on the rock bound shalt thou be; defenceless in sleep liest thou locked: the man shall master the maid who shall find her and wake her from sleep. (In the greatest emotion the Valkyries quite de- scend from the rock and in anxious groups surround Brünn hilde, who lies half kneeling before Wotan.) Waltraute Repent! repent! O Father! shall the maiden pale and be withered by man? Ah, deal not this shame! Ah, deal not this crying disgrace! deal not this shame, ah, deal not, Father, this disgrace, ah, deal not, deal not this shame, for our sister's shame on us would fall; Ortlinde O Father! repent! Repent! hear now our prayer! O bring not on her this crying disgrace! God, in thy wrath, deal not this shame, deal it not! Ah, bring not, bring not disgrace on her, on us her disgrace would fall; Grimgerde O Father! Shall the maiden pale and be withered by man? Bring not on her this crying disgrace! Give ear to us! Dread-Father, o bring not, o bring not, ah, bring not on her this crying disgrace, deal not this shame! For our sister's shame on us too would fall, should the holiest maiden pale and be withered by man; |
Wotan Der dich zwingt, wird dir's entzieh'n! Hieher auf den Berg banne ich dich; in wehrlosen Schlaf schließe ich dich: der Mann dann fange die Maid, der am Wege sie findet und weckt. (In höchster Aufregung kommen die Walküren von der Felsenhöhe ganz herab, und umgeben in ängstlichen Gruppen Brünnhilde, welche halb knie- end vor Wotan liegt.) Waltraute Halt' ein, halt' ein O Vater! soll die Maid verblüh'n und verbleichen dem Mann? Ach wende die Schmach! ach wende die schreiende Schmach! wende die Schmach ach wende schrecklicher die Schmach ach wende, wende die Schmach wie die Schwester träf' uns auch ihr Schimpf; Ortlinde O Vater! halt' ein Halt' ein! hör unser Fleh'n! ach wende von ihr die schreiende Schmach! Schrecklicher Gott, wende die Schmach, Schrecklicher! ach wende, wende die Schmach von ihr wie sie träfe uns auch ihr Schimpf; Grimgerde O Vater! Soll die Maid verblüh'n und verbleichen dem Mann? Ach wende ab die schreiende Schmach! erhöre uns! ach, wende du schrecklicher, wende, ach, wende von ihr diese schreiende Schmach, wend' ab die Schmach! Wie die Schwester träfe uns selber der Schimpf, soll die heilige Maid verblüh'n und verbleichen dem Mann; |
Schwertleite O Father! Shall the maiden pale and be withered by man? Shall the maiden pale and be withered? Ah, deal not this disgrace! Ah, bring thou not, Father, ah, bring not, ah, bring not on her this crying disgrace, ah, deal not this shame! Ah, deal not, deal not this shame! On us her shame would fall; Helmwige Recall the curse! Repent! hear now our prayer! Bring not on her this crying disgrace! God, in thy wrath, bring not on her this crying disgrace! For our sister's shame on us would fall; |
Schwertleite O Vater! Soll die Maid verblüh'n und verbleichen dem Mann? Soll die Maid verblüh'n und verbleichen? Ach wende ab die Schmach! ach wende du schrecklicher, wende, ach wende von ihr diese schreiende Schmach ach wende die Schmach! ach wende, wende die Schmach! wie sie träf' uns ihr Schimpf; Helmwige Halt' ein den Fluch! Halt' ein! hör unser Fleh'n! wende von ihr die schreiende Schmach! Schrecklicher Gott! wende von ihr die schreiende Schmach! Wie die Schwester träf' uns auch ihr Schimpf; |
Gerhilde Recall the curse! O Father! Shall the maiden pale and be withered by man? O deal thou not, God, in thy wrath, deal not this shame, deal thou not, ah, deal not this shame! For our sister's shame falleth on us, should the holiest maiden pale and be withered by man; Siegrune Recall the curse! Shall the maiden pale and be withered by man? Bring not on her this crying disgrace! Dread-Father, bring not on her this crying disgrace, ah, deal not this shame! For our sister's shame on us too would fall, should the holiest maiden pale and be withered by man; Rossweisse Recall the curse! Shall the maiden pale and be withered by man? Hard-hearted father! deal not this shame! Dread-Father, bring not, ah, bring not this crying disgrace on her, ah, deal not, deal not this shame! Our sister's shame on us would fall; |
Gerhilde Halt' ein den Fluch! O Vater! soll die Maid verblüh'n und verbleichen dem Mann? du sc hrecklicher schrecklicher Gott! wende die Schmach schrecklicher ach wende die Schmach! Wie die Schwester träf' uns auch der Schimpf, soll die heilige Maid verblüh'n und verbleichen dem Mann; Siegrune Halt' ein den Fluch! Soll die Maid verblüh'n und verbleichen dem Mann? wende von ihr die schreiende Schmach! schrecklicher, wende von ihr die schreiende Schmach ach wende die Schmach! Wie die Schwester träfe uns selber der Schimpf, soll die heil'ge Maid verblüh'n und verbleichen dem Mann; Roßweiße Halt' ein den Fluch! Soll die Maid verblüh'n und verbleichen dem Mann? Schrecklicher Vater! wende die Schmach! schrecklicher, wende, ach wende die schreiende Schmach von ihr ach wende, wende die Schmach wie sie auch träfe uns ihr Schimpf; |
All the Valkyries For our sister's shame on us too would fall! Wotan Have ye not heard Wotan's decree? From out your troop must your traitorous sister be banished; as once she rode through the clouds with you rides she no longer; her maidenhood's flower will fade away; a husband will gain all her womanly grace: the will of her master she now shall obey, by the hearth at home shall she spin, to all mockers a mark for scorn! (Brünnhilde sinks with a cry on the ground; the Valkyries, horror-struck, recoil violently from her.) Frights you her lot? Then fly from the lost one! Wend ye from her and bide ye afar! If one should venture near her to linger, in my despite befriending her fate; that rash one shareth her lot: then heed ye right well my word! Hence now away; hither return not! Swiftly ride from the mountain, lest ill-fate light on you here! (The Valkyries separate with a wild cry and rush in hasty flight to the wood.) |
Alle Walküren Wie die Schwester träf' uns selbst auch der Schimpf! Wotan Hörtet ihr nicht, was ich verhängt? Aus eurer Schaar ist die treulose Schwester geschieden; mit euch zu Roß durch die Lüfte nicht reitet sie länger; die magdliche Blume verblüht der Maid; ein Gatte gewinnt ihre weibliche Gunst: dem herrischen Manne gehorcht sie fortan; am Herde sitzt sie und spinnt, aller Spottenden Ziel und Spiel! (Brünnhilde sinkt mit einem Schrei zu Boden; die Walküren weichen entsetzt, mit heftigem Geräusch von ihrer Seite.) Schreckt euch ihr Loos? So flieht die Verlor'ne! Weichet von ihr und haltet euch fern! Wer von euch wagte bei ihr zu weilen, wer mir zum Trotz zu der Traurigen hielt; die Thörin theilte ihr Loos: das künd' ich der Kühnen an! Fort jetzt von hier, meidet den Felsen! Hurtig jagt mir von hinnen, sonst erharrt Jammer euch hier! (Die Walküren fahren mit wildem Schrei ausein- ander und stürzen in hastiger Flucht in den Tann.) |
The Valkyries Woe! Woe! (Black clouds settle thickly on the cliffs: a rushing sound is heard in the wood. A vivid flash of lightning breaks from the clouds; in it the Valkyries, in a closely packed group, are seen with their bridles loose, wildly riding away.) (The storm soon subsides; the thunderclouds grad- ually disappear. During the following scene twilight falls with returning fine weather, followed at the close by the night.) |
Die Walküren Weh'! Weh'! (Schwarzes Gewölk lagert sich dicht am Felsen- rande: man hört wildes Geräusch im Tann. Ein greller Blitzesglanz bricht in dem Gewölk aus; in ihm erblickt man die Walküren mit verhängtem Zügel, in eine Schaar zusammengedrängt, wild davon jagen.) (Bald legt sich der Sturm; die Gewitterwolken ver- ziehen sich allmählich. In der folgenden Scene bricht, bei endlich ruhigem Wetter, Abenddämmerung ein, der am Schlusse Nacht folgt.) |
Scene Three (Wotan and Brünnhilde, who lies at his feet, remain alone. A long, solemn silence: positions unchanged.) (She begins slowly to raise her head a little.) Brünnhilde (beginning timidly and becoming firmer) Was my offense so laden with shame that the offender so shamefully is scourged? Was there such deep disgrace in my deed that I so deeply must sink in disgrace? Was then my crime so dark with dishonor, that it robs me of honor for aye? (She raises herself gradually to a kneeling position.) O say: Father! look in my eyes: silence thy wrath, soften thy rage, and shew to me clear the hidden guilt, that in cruel anger doth force thee to cast off the child of thy heart. Wotan (in unchanged attitude, gravely and gloomily) Ask of thy deed, and that will shew thee thy guilt! Brünnhilde By thy command only I fought. Wotan By my command didst thou fight for the Wälsung? Brünnhilde So didst thou decree as lord of the lots! |
Dritte Scene (Wotan und Brünnhilde, die noch zu seinen Füßen hingestreckt liegt, sind allein zurückgeblieben. Langes feierliches Schweigen: unveränderte Stellung.) (Sie beginnt das Haupt langsam ein wenig zu erheben.) Brünnhilde (schüchtern beginnend und steigernd) War es so schmählich, was ich verbrach, daß mein Verbrechen so schmählich du bestrafst? War es so niedrig, was ich dir that, daß du so tief mir Erniedrigung schaff'st? War es so ehrlos, was ich beging, daß mein Vergeh'n nun die Ehre mir raubt? (Sie erhebt sich allmählich bis zur knieenden Stellung.) O sag': Vater! Sieh' mir in's Auge: schweige den Zorn, zähme die Wuth, und deute mir hell die dunkle Schuld, die mit starrem Trotze dich zwingt, zu verstoßen dein trautestes Kind. Wotan (in unveränderter Stellung, ernst und düster) Frag' deine That, sie deutet dir deine Schuld! Brünnhilde Deinen Befehl führte ich aus. Wotan Befahl ich dir, für den Wälsung zu fechten? Brünnhilde So hießest du mich als Herrscher der Wal! |
Wotan But my decree thou knew' st again I recalled! Brünnhilde As Fricka ensnared thy will to her service; when thou wert forced to befriend her, foe wert thou to thyself. Wotan (softly and bitterly) That thou understood'st me, weened I, and chided thy insolent thought: but coward and fool deemedst thou me! So had I not treason to punish, all too mean wert thou for my wrath. Brünnhilde No wisdom have I, yet knew I this one thing, that the Wälsung thou lovedst. I knew all the strife, forcing thy will, that drove that love from remembrance. The other only couldst thou discern, which, so sad to sight, prayed on thy heart that Siegmund might not be shielded. Wotan Then knewest thou that, and nathless gave him thy shield? |
Wotan Doch meine Weisung nahm ich wieder zurück! Brünnhilde Als Fricka den eig'nen Sinn dir entfremdet; da ihrem Sinn du dich fügtest, war'st du selber dir Feind. Wotan (leise und bitter) Daß du mich verstanden, wähnt' ich, und strafte den wissenden Trotz: doch feig und dumm dachtest du mich! So hätt' ich Verrath nicht zu rächen; zu gering wär'st du meinem Grimm. Brünnhilde Nicht weise bin ich, doch wußt' ich das Eine, daß den Wälsung du liebtest. Ich wußte den Zwiespalt, der dich zwang, dies Eine ganz zu vergessen. Das And're mußtest einzig du seh'n, was zu schau'n so herb schmerzte dein Herz: daß Siegmund Schutz du versagtest. Wotan Du wußtest es so, und wagtest dennoch den Schutz? |
Brünnhilde (beginning softly) As for thee I held but the one in my eyes, when entrammeled wert thou by twofold desire, blindly thy back on him turning! She who in the field wards thy back from the foe, she saw now only what thou saw'st not: Siegmund I beheld. Death-doom I brought to him there; I looked in his eyes, heard his lament; I discerned the hero's bitter distress; loudly resounded the plaint of the bold one: unbounded love's most hopeless despair, saddest heart's most dauntless disdain! My ears have heard, my eyes have seen what, deep in my bosom, with awe and trembling filled all my heart. Dazed and shrinking stood I in shame. How I might serve him must I bethink me: (with animation) triumph or death to share with Siegmund: that seemed only the lot I could choose! He who this love into my heart had breathed, whose will had placed the Wälsung at my side, true only to him, thy word did I defy. Wotan So thou hast done what so dearly I had desired, yet by twofold fateto my will was denied! So light deemedst thou winning of hearts' deepest rapture, when burning woe in my heart outbroke, when anguish awoke the grim intent, for the world I loved so, the spring of love in my tortured heart to imprison? When 'gainst my own self in my torment I turned me, from weakness' pangs I rose up in frenzy, furious yearning's fiercest desire the fearful design in me wrought, in the wreck of my ruined world my unending sorrow to bury: then thou wert lapped in blissful delights; filled with emotion's rapturous joy, thou drankest laughing the draught of love; with mine, gall of the god's bitterest bondage was mixed. |
Brünnhilde (leise beginnend) Weil für dich im Auge das Eine ich hielt, dem, im Zwange des Andren schmerzlich entzweit, rathlos den Rücken du wandtest! Die im Kampfe Wotan den Rücken bewacht, die sah nun Das nur, was du nicht sah'st: Siegmund mußt ich seh'n. Tod kündend trat ich vor ihn, gewahrte sein Auge, hörte sein Wort; ich vernahm des Helden heilige Noth; tönend erklang mir des Tapfersten Klage: freiester Liebe furchtbares Leid, traurigsten Muthes mächtigster Trotz! Meinem Ohr erscholl, mein Aug' erschaute, was tief im Busen das Herz zu heil'gem Beben mir traf. Scheu und staunend stand ich in Scham. Ihm nur zu dienen konnt' ich noch denken: (belebend) Sieg oder Tod mit Siegmund zu theilen: dies nur erkannt' ich zu kiesen als Loos! Der diese Liebe mir in's Herz gehaucht, dem Willen, der dem Wälsung mich gesellt, ihm innig vertraut, trotzt' ich deinem Gebot. Wotan So thatest du, was so gern zu thun ich begehrt; doch was nicht zu thun,die Noth zwiefach mich zwang? So leicht wähntest du Wonne des Herzens erworben, wo brennend Weh' in das Herz mir brach, wo gräßliche Noth den Grimm mir schuf, einer Welt zu Liebe der Liebe Quell im gequälten Herzen zu hemmen? Wo gegen mich selber ich sehrend mich wandte, aus Ohnmacht Schmerzen schäumend ich aufschooß, wüthender Sehnsucht sengender Wunsch den schrecklichen Willen mir schuf, in den Trümmern der eig'nen Welt meine ew'ge Trauer zu enden: da labte süß dich selige Lust; wonniger Rührung üppigen Rausch enttrank'st du lachend der Liebe Trank, als mir göttlicher Noth nagende Galle gemischt? |
(dryly and shortly) Now thy lightsome heart henceforth shall lead thee: from me hast thou turned away. Aye must I shun thee; together no more may we e'er whisper counsel; henceforth our paths are parted forever, for while life shall endure, may the god ne'er give thee his greeting! Brünnhilde (simply) Unfit was for thee this foolish maid, who, stunned by thy counsel, nought understood, when but one command her own counsel made clear: to love all that thou hadst loved. Must I then leave thee and, fearing, shun thee, must thou loosen our fast-woven bond, and half thy being far from thee banish, who once belonged to thee only, thou god, forget not that! Thy other self thou wilt not dishonor, deal not disgrace that will shame thee too! Thy own fame would be darkened, were I the plaything of scorn! Wotan The might of love thou hast followed fain: follow now him who shall force thy love. Brünnhilde Must I then go from Walhall, no more to have part in thy working, a man as my master henceforth must I serve: to boastful craven make me not thrall, not all unworthy be he who wins! |
(trocken und kurz) Deinen leichten Sinn lass' dich denn leiten: von mir sagtest du dich los. Dich muß ich meiden, gemeinsam mit dir nicht darf ich Rath mehr raunen; getrennt, nicht dürfen traut wir mehr schaffen: so weit Leben und Luft, darf der Gott dir nicht mehr begegnen! Brünnhilde (einfach) Wohl taugte dir nicht die thör'ge Maid, die staunend im Rathe nicht dich verstand, wie mein eig'ner Rath nur das eine mir rieth: zu lieben was du geliebt. Muß ich denn scheiden und scheu dich meiden, mußt du spalten was einst sich umspannt, die eig'ne Hälfte fern von dir halten daß sonst sie ganz dir gehörte, du Gott, vergiß das nicht! Dein ewig Theil nicht wirst du entehren, Schande nicht wollen, die dich beschimpft: dich selbst ließest du sinken, säh'st du dem Spott mich zum Spiel! Wotan Du folgtest selig der Liebe Macht: folge nun dem den du lieben mußt! Brünnhilde Soll ich aus Walhall scheiden, nicht mehr mit dir schaffen und walten, dem herrischen Manne gehorchen fortan: dem feigen Prahler gib mich nicht preis, nicht werthlos sei er, der mich gewinnt. |
Wotan From Warfather turnedst thou; he may not fashion thy fate. Brünnhilde (softly and confidentially) From thee rose a glorious race; that race ne'er shall bring forth a craven: the bravest of heroes, I know it, shall bless the Wälsungs' line. Wotan Name not the Wälsungs to me! When thee I cast off, cast off were they; by envy wrecked was the race! Brünnhilde She who turned from thee rescued the race. (secretly) Sieglinde bears the holiest fruit; (with animation) in pain and grief such as woman ne'er suffered will she bring forth what in fear she hides! Wotan Ne'er seek at my hand shelter for her, or for fruit her womb shall bear. Brünnhilde (secretly) She guardeth the sword that thou gavest Siegmund. Wotan (vehemently) The sword that I in splinters struck! Seek not, o maid, to vanquish my spirit, await now thy fate, as it must fall; I cannot change it for thee. But hence must I now, far from thee fare; too long I stay with thee here: as from me turnedst thou, turn I from thee; what wish is thine I may not e'en know: the sentence now must I see fulfilled! |
Wotan Von Walvater schiedest du; nicht wählen darf er für dich. Brünnhilde (leise mit vertraulicher Heimlichkeit) Du zeugtest ein edles Geschlecht; kein Zager kann je ihm entschlagen: der weihlichste Held, ich weiß es, entblüht dem Wälsungenstamm. Wotan Schweig' von dem Wälsungenstamm! Von dir geschieden, schied ich von ihm; vernichten mußt' ihn der Neid! Brünnhilde Die von dir sich riß, rettete ihn. (heimlich) Sieglinde hegt die heiligste Frucht; (belebter) in Schmerz und Leid, wie kein Weib sie gelitten, wird sie gebären was bang sie birgt. Wotan Nie suche bei mir Schutz für die Frau, noch für ihres Schoßes Frucht! Brünnhilde (heimlich) Sie wahret das Schwert, das du Siegmund schufest. Wotan (heftig) Und das ich ihm in Stücken schlug! Nicht streb', o Maid, den Muth mir zu stören; erwarte dein Loos, wie sich's dir wirft; nicht kiesen kann ich es dir. Doch fort muß ich jetzt, fern mich verziehn; zuviel schon zögert ich hier; von der Abwendigen wend' ich mich ab; nicht wissen darf ich, was sie sich wünscht: die Strafe nur muß vollstreckt ich sehn! |
Brünnhilde What hast thou decreed that I shall suffer? Wotan In slumber fast shalt thou be locked: who so the helpless one finds; and wakes, shall win thee for wife! Brünnhilde (falls on her knees) If fetters of sleep fast shall bind me, for basest craven an easy booty; this one thing must thou grant me, in deepest anguish I pray: o shelter me sleeping with scaring horrors, (firmly) that but the first, most fearless of heroes e'er may find me here on the fell! Wotan Too much thou cravest, too great a grace! Brünnhilde (embracing his knees) This one thing must thou grant me! O crush thou thy child who clasps thy knee; tread down thy dear one, destroy the maid, let thy spear put out the light of her life: but cast not, in thy wrath, on her this most hateful shame! (with wild ecstasy) By thy command enkindle a fire; with flaming guardians girdle the fell; to lick with tongue, to bite with tooth the craven, who rashly dareth to draw near the threatening rock! (Wotan, overcome and deeply moved, turns eagerly toward Brünnhilde, raises her from her knees and gazes with emotion into her eyes.) |
Brünnhilde Was hast du erdacht, daß ich erdulde? Wotan In festen Schlaf verschließ' ich dich: wer so die Wehrlose weckt, dem ward, erwacht, sie zum Weib! Brünnhilde (stürzt auf ihre Knie) Soll fesselnder Schlaf fest mich binden, dem feigsten Manne zur leichten Beute: dies Eine muß du erhören, was heil'ge Angst zu dir fleht! Die Schlafende schütze mit scheuchenden Schrecken, (bestimmt) daß nur ein furchtlos freiester Held hier auf dem Felsen einst mich fänd! Wotan Zuviel begehrst du, zuviel der Gunst! Brünnhilde (seine Knie umfassend) Dies Eine mußt du erhören! Zerknicke dein Kind, das dein Knie umfaßt; zertritt die Traute, zertrümm're die Maid, ihres Leibes Spur zerstöre dein Speer: doch gieb Grausamer, nicht der gräßlichsten Schmach sie preis! (mit wilder Begeisterung) Auf dein Gebot entbrenne ein Feuer; den Felsen um glühe lodernde Gluth; es leck' ihre Zung', es fresse ihr Zahn den Zagen, der frech sich wagte, dem freislichen Felsen zu nah'n! (Wotan, überwältigt und tief ergriffen, wendet sich lebhhaft gegen Brünnhilde, erhebt sie von den Knieen, und blickt ihr gerührt in das Auge.) |
Wotan Farewell, thou valiant, glorious child! Thou once the holiest pride of my heart! Farewell! farewell! farewell! (very passionately) Must I forsake thee, and may my welcome of love no more greet thee; may'st thou now ne'er more ride as my comrade, nor bear me mead at banquet; must I abandon thee, whom I loved so, thou laughing delight of my eyes? Such a bridal fire for thee shall be kindled as ne'er yet has burned for a bride! Threatening flames shall flare round the fell: let withering terrors daunt the craven! let cowards fly from Brünnhilde's rock! For one alone winneth the bride; one freer than I, the god! (Brünnhilde, deeply moved, sinks in ecstasy on Wotan's breast: he holds her in a long embrace.) (She throws her head back again and, still embracing Wotan, gazes with deep enthusiasm in his eyes.) Thy brightly glittering eyes, that, smiling, oft I caressed, when valor won a kiss as guerdon, when childish lispings of heroes' praise from sweetest lips has flowed forth: those gleaming radiant eyes that oft in storms on me shone, when hopeless yearning my heart had wasted, when world's delights all my wishes wakened, thro' wild wildering sadness: |
Wotan Leb' wohl, du kühnes, herrliches Kind! Du meines Herzens heiligster Stolz! Leb' wohl! leb' wohl! leb' wohl! (sehr leidenschaftlich) Muß ich dich meiden, und darf nicht minnig mein Gruß dich mehr grüßen; sollst du nun nicht mehr neben mir reiten, noch Meth beim Mahl mir reichen; muß ich verlieren dich, die ich liebe, du lachende Lust meines Auges: ein bräutliches Feuer soll dir nun brennen, wie nie einer Braut es gebrannt! Flammende Gluth umglühe den Fels; mit zehrenden Schrecken scheuch' es den Zagen; der Feige fliehe Brünnhildes Fels! Denn Einer nur freie die Braut, der freier als ich, der Gott! (Brünnhilde sinkt, gerührt und begeistert, an Wotans Brust: er hält sie lange umfangen.) (Sie schlägt das Haupt wieder zurück und blickt, immer noch ihn umfassend, feierlich ergriffen Wotan in das Auge.) Der Augen leuchtendes Paar, das oft ich lächelnd gekos't, wenn Kampfeslust ein Kuß dir lohnte, wenn kindisch lallend der Helden Lob von holden Lippen dir floß: dieser Augen strahlendes Paar, das oft im Sturm mir geglänzt, wenn Hoffnungssehnen das Herz mir sengte, nach Weltenwonne mein Wunsch verlangte, aus wild webendem Bangen: |
once more today, lured by their light, my lips shall give them love's farewell! On mortal more blessed once may they beam: on me, hapless immortal, must they close now forever. (He clasps her head in his hands.) For so turns the god now from thee, so kisses thy godhood away! (He kisses her long on the eyes. She sinks back with closed eyes, unconscious, in his arms. He gently bears her to a low mossy mound, which is overshadowed by a wide-spreading fir tree, and lays her upon it.) (He looks upon her and closes her helmet: his eyes then rest on the form of the sleeper, which he now completely covers with the great steel shield of the Valkyrie. He turns slowly away, then again turns around with a sorrowful look.) (He strides with solemn decision to the middle of the stage and directs the point of his spear toward a large rock.) Loge, hear! List to my word! As I found thee of old, a glimmering flame, as from me thou didst vanish, in wandering fire; as once I stayed thee, stir I thee now! Appear! come, waving fire, and wind thee in flames round the fell! (During the following he strikes the rock thrice with his spear.) Loge! Loge! appear! (A flash of flame issues from the rock, which swells to an ever-brightening fiery glow.) (Flickering flames break forth.) (Bright shooting flames surround Wotan. With his spear he directs the sea of fire to encircle the rocks; it presently spreads toward the background, where it encloses the mountain in flames.) He who my spearpoint's sharpness feareth shall cross not the flaming fire! (He stretches out the spear as a spell. He gazes sorrowfully back on Brünnhilde. Slowly he turns to depart. He turns his head again and looks back. He diasappears through the fire.) (The curtain falls.) |
zum letzten Mal letz' es mich heut' mit des Lebewohles letztem Kuß! Dem glücklichen Manne glänze sein Stern: dem unseligen Ew'gen muß es scheidend sich schließen. (Er faßt ihr Haupt in beide Hände.) Denn so kehrt der Gott sich dir ab, so küßt er die Gottheit von dir! (Er küßt sie lange auf die Augen. Sie sinkt mit geschlossenen Augen, sanft ermattend, in seine Arme zurück. Er geleitet sie zart auf einen niedrigen Mooshügel zu liegen, über den sich eine breitästige Tanne ausstreckt.) (Er betrachtet sie und schließt ihr den Helm: sein Auge weilt dann auf der Gestalt der Schlafenden, die er mit dem großen Stahlschilde der Walküren ganz zudeckt. Langsam kehrt er sich ab, mit einem schmerzlichen Blicke wendet er sich noch einmal um.) (Er schreitet mit feierlichem Entschlusse in die Mitte der Bühne und kehrt die Spitze seines Speeres gegen einen mächtigen Felsstein.) Loge hör'! lausche hieher! Wie zuerst ich dich fand, als feurige Gluth, wie dann einst du mir schwandest, als schweifende Lohe; wie ich dich band, bann' ich dich heut'! Herauf, wabernde Lohe, umlod're mir feurig den Fels! (Er stößt mit dem Folgenden dreimal mit dem Speer auf den Stein.) Loge! Loge! hieher! (Dem Stein entfährt ein Feuerstrahl, der zur all- mäh lich immer helleren Flammenglut anschwillt.) (Lichte Flackerlohe bricht aus.) (Lichte Brunst umgiebt Wotan mit wildem Flackern. Er weis't mit dem Speere gebieterisch dem Feuermeere den Umkreis des Felsenrandes zur Strömung an; alsbald zieht es sich nach dem Hintergrunde, wo es nun fortwährend den Bergsaum umlodert.) Wer meines Speeres Spitze fürchtet durchschreite das Feuer nie! (Er streckt den Speer wie zum Banne aus. Er blickt schmerzlich auf Brünnhilde zurück. Er wendet sich langsam zum Gehen. Er wendet sich nochmals mit dem Haupt und blickt zurück. Er verschwindet durch das Feuer.) (Vorhang fällt.) |
aught. anything aye. always, forever birny. a type of armor bondsman. slave, servant boot. to profit, benefit brake. overgrown marsh or scrubland craven. coward courser. a swift warhorse eke. also entrammeled. trapped, confined erewhile. until now fain. gladly, willingly fell. a barren hill or highland fly. to flee forfend. to prevent forswear. to renounce, give up Friedmund. a name Siegmund rejects, literally “peaceful” Frohwalt. a name Siegmund rejects, literally “cheerful” Grane. the name of Brünnhilde’s horse guerdon. payment, reward hap. fortune hapless. unfortunate, unlucky Hella. goddess of the underworld list. to listen meet. fit, suited nathless. nevertheless Neidings. a certain family clan (Hunding is a Neiding) Norn. a goddess of fate Nothung. name of Siegmund’s sword, literally “needful” prate. to talk idly |
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prithee. please purblind. blind rede. advice; story rent. torn apart rune. secret scath. injury shew. to show sooth. truth trow. to believe wala. an earth spirit (in the Ring operas, “the wala” is Erda) Walhall. Valhalla Wälse. name used by Wotan as father of Siegmund and Sieglinde Wälsung. child of Wälse (Siegmund and Sieglinde are Wälsungs) weal. prosperity, advantage ween. to imagine, believe Wehwalt. a name for Siegmund, literally “woeful” wend. to travel, go wight. creature, person Wolfe. Wälse Wölfing. Wälsung wonted. accustomed |
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libretto by Frederick Jameson | libretto by Richard Wagner |