SARASTRO (Bass) TAMINO (Tenor) SPRECHER (Bass) ERSTER PRIESTER (Tenor) ZWEITER PRIESTER (Bass) DRITTER PRIESTER (Sprechrolle) KÖNIGIN DER NACHT (Sopran) PAMINA, ihre Tochter (Sopran) ERSTE DAME (Sopran) ZWEITE DAME (Sopran) DRITTE DAME (Alt) ERSTER KNABE (Sopran) ZWEITER KNABE (Sopran) DRITTER KNABE (Alt) PAPAGENO (Bariton) PAPAGENA (Sopran) MONOSTATOS, ein Mohr (Tenor) ERSTER GEHARNISCHTER (Tenor) ZWEITER GEHARNISCHTER (Bass) DREI SKLAVEN (Sprechrollen) CHOR Priester, Sklaven, Gefolge Ort: Ägypten Zeit: Märchenzeit Ouvertüre Das Theater ist eine felsige Gegend, hier und da mit Bäumen überwachsen; auf beiden Seiten sind gangbare Berge, nebst einem runden Tempel. (Tamino kommt in einem prächtigen japonischen Jagdkleide rechts von einem Felsen herunter, mit einem Bogen, aber ohne Pfeil; eine Schlange verfolgt ihn.) Nr. 1: Introduktion TAMINO Zu Hilfe! Zu Hilfe! sonst bin ich verloren, der listigen Schlange zum Opfer erkoren – barmherzige Götter! Schon nahet sie sich, ach rettet mich, ach rettet, schützet mich! (Er fällt in Ohnmacht; sogleich öffnet sich die Pforte des Tempels; drei verschleierte Damen kommen heraus, jede mit einem silbernen Wurfspieß.) DIE DREI DAMEN Stirb, Ungeheuer, durch uns’re Macht! Triumph! Triumph! Sie ist vollbracht die Heldentat! Er ist befreit durch uns’res Armes Tapferkeit. ERSTE DAME (ihn betrachtend) Ein holder Jüngling, sanft und schön! ZWEITE DAME So schön, als ich noch nie geseh’n. DRITTE DAME Ja, ja, gewiß! zum Malen schön. ALLE DREI Würd’ ich mein Herz der Liebe weih’n, so müßt’ es dieser Jüngling sein. Laßt uns zu uns’rer Fürstin eilen, ihr diese Nachricht zu erteilen. Vielleicht daß dieser schöne Mann, die vor’ge Ruh’ ihr geben kann. ERSTE DAME So geht und sagt es ihr, ich bleib’ indessen hier. – ZWEITE DAME Nein, nein, geht ihr nur hin, ich wache hier für ihn! DRITTE DAME Nein, nein, das kann nicht sein, ich schütze ihn allein! ERSTE DAME Ich bleib’ indessen hier ... ZWEITE DAME Ich wache hier für ihn ... DRITTE DAME Ich schütze ihn allein ... ERSTE DAME ... ich bleibe ... ZWEITE DAME ... ich wache ... DRITTE DAME ... ich schütze ... ERSTE DAME ... ich! ZWEITE DAME ... ich! DRITTE DAME ... ich! ALLE DREI (für sich) Ich sollte fort! Ei, ei! wie fein! Sie wären gern bei ihm allein. Nein, nein, das kann nicht sein! Was sollte ich darum nicht geben, könnt’ ich mit diesem Jüngling leben! Hätt’ ich ihn doch so ganz allein! Doch keine geht, es kann nicht sein. Am besten ist es nun, ich geh’. Du Jüngling schön und liebevoll, du trauter Jüngling, lebe wohl, bis ich dich wiederseh’. (Die Damen gehen ab. Tamino erwacht und entdeckt die Schlange tot zu seinen Füßen. Als er jemanden kommen hört, versteckt er sich hinter einem Baum. Papageno, in einen Mantel aus Federn gehüllt, tritt auf, trägt auf dem Rücken eine große Vogelsteige und hält mit beiden Händen ein Faunenflötchen.) Nr. 2: Lied PAPAGENO Der Vogelfänger bin ich ja – stets lustig heißa hopsasa! Ich Vogelfänger bin bekannt bei Alt und Jung im ganzen Land. Weiß mit dem Locken umzugehn und mich aufs Pfeifen zu verstehn! Drum kann ich froh und lustig sein, denn alle Vögel sind ja mein. Der Vogelfänger bin ich ja – stets lustig, heißa hopsasa! Ich Vogelfänger bin bekannt bei Alt und Jung im ganzen Land. Ein Netz für Mädchen möchte ich, ich fing’ sie dutzendweis’ für mich. Dann sperrte ich sie bei mir ein, und alle Mädchen wären mein. Wenn alle Mädchen wären mein, so tauschte ich brav Zucker ein: die, welche mir am liebsten wär’, der gäb’ ich gleich den Zucker her. Und küßte sie mich zärtlich dann, wär’ sie mein Weib und ich ihr Mann. Sie schlief’ an meiner Seite ein, ich wiegte wie ein Kind sie ein. (Als Papageno seine Vogelsteige abgesetzt hat, tritt Tamino vor und erfährt, daß Papageno ein „einfacher Mensch wie du“ ist und Vögel fängt, die er bei der „sternflammenden Königin“ für Speisen und Trank eintauscht. Tamino indes ist adliger Herkunft, ein Prinz, dessen Vater Länder und Völker regierte. Papageno, beim Anblick der toten Schlange tief erschrocken, gibt sich Tamino gegenüber als deren Bezwinger aus, bis ihn die drei Damen ob seiner Lügen bestrafen. Sie reichen ihm Wasser statt Wein, einen Stein statt Zuckerbrot und schlagen ihm an Stelle der erwarteten Feigen ein goldenes Schloß vor den Mund. Dann reichen sie Tamino ein Bild der schönen Tochter ihrer Königin und versprechen ihm Seligkeit, wenn er sie liebt. Darauf verschwinden sie mit Papageno und lassen Tamino allein, der sich verliebt und fasziniert über das Bild beugt.) Nr. 3: Arie TAMINO Dies Bildnis ist bezaubernd schön, wie noch kein Auge je geseh’n. Ich fühl’ es, wie dies Götterbild mein Herz mit neuer Regung füllt. Dies Etwas kann ich zwar nicht nennen, doch fühl’ ich’s hier wie Feuer brennen; soll die Empfindung Liebe sein? Ja, ja, die Liebe ist’s allein. O wenn ich sie nur finden könnte! O wenn sie doch schon vor mir stünde! Ich würde – würde – warm und rein – was würde ich? Ich würde sie voll Entzücken an diesen heißen Busen drücken, und ewig wäre sie dann mein! (Er will gerade gehen, als die Damen wieder erscheinen und die Ankunft der Königin ankündigen. Diese hat das Verhalten Taminos beobachtet und veranlaßt ihn jetzt, ihre Tochter aus der Gewalt Sarastros, des Hohen Priesters von Isis und Osiris, zu befreien. Finsternis. Die Berge teilen sich unter heftigem Donner auseinander, und die Königin auf ihrem sternenverzierten Thron wird sichtbar.) Nr. 4: Rezitativ und Arie KÖNIGIN O zitt’re nicht, mein lieber Sohn, du bist unschuldig, weise, fromm – Ein Jüngling so wie du, vermag am besten, das tiefbetrübte Mutterherz zu trösten. – Zum Leiden bin ich auserkoren, denn meine Tochter fehlet mir. Durch sie ging all mein Glück verloren, ein Bösewicht entfloh mit ihr. Noch seh’ ich ihr Zittern mit bangem Erschüttern, ihr ängstliches Beben, ihr schüchternes Streben. Ich mußte sie mir rauben sehen, ach helft!, war alles was sie sprach – allein vergebens war ihr Flehen, denn meine Hilfe war zu schwach. Du wirst sie zu befreien gehen, du wirst der Tochter Retter sein. Und werd’ ich dich als Sieger sehen, so sei sie dann auf ewig dein. (Sie verschwindet unter Donnergrollen mit ihren Damen. Das Theater verwandelt sich wieder so, wie es vorher war. Tamino will gerade gehen, als Papageno ihm in den Weg tritt und traurig auf sein Schloß am Munde deutet.) Nr. 5: Quintett PAPAGENO (deutet traurig auf sein Schloß am Mund) Hm! hm! hm! hm! TAMINO Der Arme kann von Strafe sagen, denn seine Sprache ist dahin! PAPAGENO Hm! hm! hm! hm! TAMINO Ich kann nichts tun, als dich beklagen, weil ich zu schwach zu helfen bin! ERSTE DAME Die Königin begnadigt dich, entläßt die Strafe dir durch mich. – (nimmt ihm das Schloß vom Mund weg) PAPAGENO Nun plaudert Papageno wieder! ZWEITE DAME Ja, plaud’re – lüge nur nicht wieder! PAPAGENO Ich lüge nimmermehr, nein, nein! DIE DAMEN Dies Schloß soll deine Warnung sein! PAPAGENO Dies Schloß soll meine Warnung sein! ALLE Bekämen doch die Lügner alle ein solches Schloß vor ihren Mund: Statt Haß, Verleumdung, schwarzer Galle bestünde Lieb’ und Bruderbund! ERSTE DAME O Prinz, nimm dies Geschenk von mir, dies sendet uns’re Fürstin dir. (gibt ihm eine goldene Flöte) Die Zauberflöte wird dich schützen, im größten Unglück unterstützen. DIE DAMEN Hiermit kannst du allmächtig handeln, der Menschen Leidenschaft verwandeln, der Traurige wird freudig sein, den Hagestolz nimmt Liebe ein. ALLE O! so eine Flöte ist mehr als Gold und Kronen wert, denn durch sie wird Menschenglück und Zufriedenheit vermehrt. PAPAGENO Nun ihr schönen Frauenzimmer, darf ich? So empfehl’ ich mich. DIE DAMEN Dich empfehlen kannst du immer, doch bestimmt die Fürstin dich, mit dem Prinzen ohn’ Verweilen nach Sarastros Burg zu eilen. PAPAGENO Nein dafür bedank’ ich mich. Von euch selbster hörte ich, daß er wie ein Tigertier. Sicher ließ’ ohn’ alle Gnaden mich Sarastro rupfen, braten, setzte mich den Hunden für. DIE DAMEN Dich schützt der Prinz, trau ihm allein, dafür sollst du sein Diener sein. PAPAGENO (für sich) Daß doch der Prinz beim Teufel wäre. Mein Leben ist mir lieb. Am Ende schleicht, bei meiner Ehre, er von mir wie ein Dieb. – ERSTE DAME (gibt ihm ein stahlnes Gelächter) Hier, nimm dies Kleinod, es ist dein. PAPAGENO Ei! ei! was mag darinnen sein? – DIE DAMEN Darinnen hörst du Glöckchen tönen! PAPAGENO Werd’ ich sie auch wohl spielen können? DIE DAMEN O ganz gewiß! ja ja gewiß! ALLE Silberglöckchen, Zauberflöten sind zu eurem/unserm Schutz vonnöten! Lebet wohl! wir wollen gehn! Lebet wohl – auf Wiedersehn! (Alle wollen gehen.) TAMINO Doch schöne Damen saget an ... PAPAGENO ... wo man die Burg wohl finden kann? – TAMINO und PAPAGENO ... wo man die Burg wohl finden kann? DIE DAMEN Drei Knäbchen, jung, schön, hold und weise umschweben euch auf eurer Reise. Sie werden eure Führer sein, folgt ihrem Rate ganz allein. TAMINO und PAPAGENO Drei Knäbchen, jung, schön, hold und weise umschweben uns auf uns’rer Reise? – DIE DAMEN Sie werden eure Führer sein, folgt ihrem Rate ganz allein. TAMINO und PAPAGENO So lebet wohl! wir wollen gehn; lebt wohl, lebt wohl, auf Wiedersehn! ALLE So lebet wohl! wir wollen gehn! lebt wohl, lebt wohl, auf Wiedersehn! (Verwandlung: ein prächtiges Zimmer in ägyptischem Stil.) (Zwei Sklaven tragen schöne Polster nebst einem feinen türkischen Tisch herein und breiten Teppiche aus. Monostatos tritt herein, gefolgt von Pamina, die von Sklaven geführt wird.) Nr. 6: Terzett MONOSTATOS Du feines Täubchen, nur herein. PAMINA O welche Marter, welche Pein! MONOSTATOS Verloren ist dein Leben. PAMINA Der Tod macht mich nicht beben; nur meine Mutter dauert mich, sie stirbt vor Gram ganz sicherlich. MONOSTATOS He, Sklaven, legt ihr Fesseln an; mein Haß soll dich verderben! (Sie legen ihr Fesseln an.) PAMINA O laß mich lieber sterben, weil nichts, Barbar! dich rühren kann. (sinkt in Ohnmacht auf ein Sofa) MONOSTATOS Nun fort! Nun fort! Laßt mich bei ihr allein. (Die Sklaven gehen ab. Papageno am Fenster von außen, ohne gleich gesehen zu werden.) PAPAGENO Wo bin ich woh?! wo mag ich sein? Aha, da find’ ich Leute, gewagt; ich geh’ hinein. (geht hinein) Schön Mädchen jung und rein, viel weißer noch als Kreide... (Monostatos und Papageno sehen sich, – erschrickt einer über den andern.) PAPAGENO und MONOSTATOS Hu – – das ist – der Teufel sicherlich. Hab Mitleid – verschone mich – Hu – Hu – (Jeder läuft in eine andere Richtung. Als Pamina sich erholt, kehrt Papageno zurück und erkennt sie. Er berichtet ihr, ein hübscher Prinz sei in sie verliebt und von ihrer Mutter zur Befreiung ausgesandt. Die überglückliche Pamina verheißt dem Vogelfänger, der sich nach einem Mädchen sehnt, bald eine Freundin.) Nr. 7: Duett PAMINA Bei Männern, welche Liebe fühlen, fehlt auch ein gutes Herze nicht. PAPAGENO Die süßen Triebe mitzufühlen, ist dann der Weiber erste Pflicht. BEIDE Wir wollen uns der Liebe freu’n, wir leben durch die Lieb’ allein. PAMINA Die Lieb’ versüßet jede Plage, ihr opfert jede Kreatur. PAPAGENO Sie würzet uns’re Lebenstage, sie wirkt im Kreise der Natur. BEIDE Ihr hoher Zweck zeigt deutlich an: nichts Edler’s sei, als Weib und Mann. Mann und Weib, und Weib und Mann, reichen an die Gottheit an. (beide ab) (Das Theater verwandelt sich in einen Hain. Ganz im Grunde der Bühne ist ein schöner Tempel, worauf diese Worte stehen: „Tempel der Weisheit“; dieser Tempel führt mit Säulen zu zwei anderen Tempeln, rechts auf dem einen steht: „Tempel der Vernunft“. Links steht: „Tempel der Natur“.) (Drei Knaben führen den Tamino herein, jeder hat einen silbernen Palmzweig in der Hand.) Nr. 8: Finale DIE DREI KNABEN Zum Ziele führt dich diese Bahn, doch mußt du Jüngling männlich siegen, drum höre uns’re Lehre an: Sei standhaft, duldsam, und verschwiegen! – TAMINO Ihr holden Knaben sagt mir an, ob ich Pamina retten kann? – DIE KNABEN Dies kund zu tun steht uns nicht an; sei standhaft, duldsam und verschwiegen! Bedenke dies, kurz: sei ein Mann. – Dann Jüngling wirst du männlich siegen. (gehen ab) TAMINO Die Weisheitslehre dieser Knaben sei ewig mir ins Herz gegraben. Wo bin ich nun? – Was wird mit mir? Ist dies der Sitz der Götter hier? – Es zeigen die Pforten – es zeigen die Säulen, daß Klugheit, und Arbeit, und Künste hier weilen. Wo Tätigkeit thronet und Müßiggang weicht, erhält seine Herrschaft das Laster nicht leicht. Ich wage mich mutig zur Pforte hinein. Die Absicht ist edel, und lauter, und rein. Erzitt’re feiger Bösewicht! Paminen retten ist mir Pflicht! (geht an die Pforte rechts, macht sie auf, und als er hinein will, hört man von fern eine Stimme) ERSTE STIMME Zurück! TAMINO Zurück? zurück? – so wag ich hier mein Glück! (geht an die Pforte links) ZWEITE STIMME (von innen) Zurück! TAMINO Auch hier ruft man „zurück“? (sieht sich um) Da seh’ ich noch eine Tür. Vielleicht find’ ich den Eingang hier! (Er klopft, ein alter Priester erscheint.) SPRECHER Wo willst du kühner Fremdling hin? Was suchst du hier im Heiligtum? – TAMINO Der Lieb’ und Tugend Eigentum. SPRECHER Die Worte sind von hohem Sinn – allein, wie willst du diese finden? Dich leitet Lieb’ und Tugend nicht, weil Tod und Rache dich entzünden. TAMINO Nur Rache für den Bösewicht. SPRECHER Den wirst du wohl bei uns nicht finden. TAMINO Sarastro herrscht in diesen Gründen? SPRECHER Ja, ja, Sarastro herrschet hier. TAMINO Doch in der Weisheit Tempel nicht? – SPRECHER Er herrscht im Weisheitstempel hier! – TAMINO So ist denn alles Heuchelei! – SPRECHER Willst du schon wieder geh’n? TAMINO Ja ich will gehen, froh, und frei – nie euren Tempel sehn! – SPRECHER Erklär dich näher mir, dich täuschet ein Betrug! – TAMINO Sarastro wohnet hier, das ist mir schon genug! – SPRECHER Wenn du dein Leben liebst, so rede, bleibe da! – Sarastro hassest du? TAMINO Ich haß’ ihn ewig, ja! – SPRECHER So gib mir deine Gründe an! – TAMINO Er ist ein Unmensch, ein Tyrann! – SPRECHER Ist das, was du gesagt, erwiesen? TAMINO Durch ein unglücklich Weib bewiesen, das Gram und Jammer niederdrückt! SPRECHER Ein Weib hat also dich berückt? – Ein Weib tut wenig, plaudert viel, du Jüngling glaubst dem Zungenspiel? – O legte doch Sarastro dir die Absicht seiner Handlung für. – TAMINO Die Absicht ist nur allzu klar! Riß nicht der Räuber ohn’ Erbarmen Pamina aus der Mutter Armen? – SPRECHER Ja Jüngling, was du sagst, ist wahr! – TAMINO Wo ist sie, die er uns geraubt? Man opferte vielleicht sie schon? – SPRECHER Dir dies zu sagen, teurer Sohn, ist jetz und mir noch nicht erlaubt. – TAMINO Erklär dies Rätsel, täusch mich nicht! SPRECHER Die Zunge bindet Eid und Pflicht! TAMINO Wann also wird die Decke schwinden? – SPRECHER Sobald dich führt der Freundschaft Hand ins Heiligtum zum ew’gen Band. (geht ab) TAMINO O ew’ge Nacht! Wann wirst du schwinden? Wann wird das Licht mein Auge finden? – PRIESTER (von innen) Bald, Jüngling, oder nie! TAMINO Bald, sagt ihr, oder nie? – Ihr Unsichtbaren saget mir: lebt denn Pamina noch? – PRIESTER Pamina lebet noch! TAMINO Sie lebt, sie lebt! Ich danke euch dafür. (nimmt seine Flöte heraus) O wenn ich doch im Stande wäre, Allmächtige, zu eurer Ehre, mit jedem Tone meinen Dank zu schildern, wie er hier, (aufs Herz deutend) hier entsprang. (Er spielt. Es kommen wilde Tiere von allen Arten hervor, ihm zuzuhören. Er hört auf, und sie fliehen. Die Vögel pfeifen dazu.) Wie stark ist nicht dein Zauberton, weil holde Flöte durch dein Spielen selbst wilde Tiere Freude fühlen. Doch nur Pamina bleibt davon. Pamina! Pamina! höre, höre mich! – Umsonst, umsonst! – Wo? wo? wo? ach wo, wo find’ ich dich? – (Papageno antwortet mit seinem Flötchen.) Ha, das ist Papagenos Ton! – Vielleicht sah er Paminen schon! – Vielleicht eilt sie mit ihm zu mir! – Vielleicht führt mich der Ton zu ihr! (eilt ab) PAMINA und PAPAGENO Schnelle Füße, rascher Mut, schützt vor Feindes List und Wut. Fänden wir Tamino doch, sonst erwischen sie uns noch! PAMINA Holder Jüngling! – PAPAGENO Stille, stille, ich kann’s besser! – (Papageno pfeift. Tamino antwortet von innen auf seiner Flöte.) PAMINA und PAPAGENO Welche Freude ist wohl größer, Freund Tamino hört uns schon, hieher kam der Flötenton. Welch ein Glück, wenn ich ihn finde, nur geschwinde, nur geschwinde! (wollen hineingehen) MONOSTATOS (ihrer spottend) Nur geschwinde, nur geschwinde... Ha! – hab’ ich euch noch erwischt! Nur herbei mit Stahl und Eisen; wart, man wird euch Mores weisen! Den Monostatos berücken! – Nun herbei mit Band und Stricken, he, ihr Sklaven kommt herbei! – PAMINA und PAPAGENO Ach! nun ist’s mit uns vorbei! MONOSTATOS He! ihr Sklaven kommt herbei! (Die Sklaven kommen mit Fesseln.) PAPAGENO Wer viel wagt, gewinnt oft viel! Komm, du schönes Glockenspiel, laß die Glöckchen klingen, klingen, daß die Ohren ihnen singen. (schlägt auf seinem Instrument) MONOSTATOS und DIE SKLAVEN Das klinget so herrlich, das klinget so schön! La ra la la la la ra la la la la ra la. Nie hab’ ich so etwas gehört und geseh’n! La ra la la la la ra la la la la ra la. (gehen marschmäßig ab) PAMINA und PAPAGENO (lachen) Könnte jeder brave Mann solche Glöckchen finden, seine Feinde würden dann ohne Mühe schwinden. Und er lebte ohne sie in der besten Harmonie! Nur der Freundschaft Harmonie mildert die Beschwerden, ohne diese Sympathie ist kein Glück auf Erden. GEFOLGE (von innen) Es lebe Sarastro! Sarastro lebe! – PAPAGENO Was soll dies bedeuten? Ich zitt’re, ich bebe! – PAMINA O Freund! nun ist’s um uns getan! Dies kündigt den Sarastro an! PAPAGENO O wär’ ich eine Maus, wie wollt’ ich mich verstecken, wär’ ich so klein wie Schnecken, so kröch’ ich in mein Haus! – Mein Kind, was werden wir nun sprechen? – PAMINA Die Wahrheit – die Wahrheit, sei sie auch Verbrechen! – (Ein Zug von Gefolge; zuletzt fährt Sarastro auf einem Triumphwagen heraus, der von sechs Löwen gezogen wird.) GEFOLGE Es lebe Sarastro, Sarastro soll leben! Er ist es, dem wir uns mit Freuden ergeben! Stets mög’ er des Lebens als Weiser sich freu’n. – Er ist unser Abgott, dem alle sich weih’n. PAMINA (kniet) Herr, ich bin zwar Verbrecherin! – Ich wollte deiner Macht entfliehn. – Allein die Schuld ist nicht an mir! Der böse Mohr verlangte Liebe, darum, o Herr, entfloh ich dir! – SARASTRO Steh auf, erheit’re dich, o Liebe, denn ohne erst in dich zu dringen, weiß ich von deinem Herzen mehr, du liebest einen ander’n sehr. Zur Liebe will ich dich nicht zwingen, doch geb’ ich dir die Freiheit nicht. PAMINA Mich rufet ja die Kindespflicht, denn meine Mutter – SARASTRO steht in meiner Macht, du würdest um dein Glück gebracht, wenn ich dich ihren Händen ließe. – PAMINA Mir klingt der Mutter Namen süße. Sie ist es – sie ist es – SARASTRO und ein stolzes Weib. – Ein Mann muß eure Herzen leiten, denn ohne ihn pflegt jedes Weib aus ihrem Wirkungskreis zu schreiten. MONOSTATOS Nun, stolzer Jüngling; nur hierher! Hier ist Sarastro, unser Herr! – PAMINA Er ist’s, TAMINO Sie ist’s, PAMINA ich glaub’ es kaum, TAMINO sie ist’s, PAMINA er ist’s. TAMINO es ist kein Traum. PAMINA und TAMINO Es schling’ mein Arm sich um ihn/sie her, und wenn es auch mein Ende wär’! GEFOLGE Was soll das heißen? MONOSTATOS Welch eine Dreistigkeit! Gleich auseinander, das geht zu weit! (trennt sie, kniet) Dein Sklave liegt zu deinen Füßen, laß den verweg’nen Frevler büßen. Bedenk, wie frech der Knabe ist! Durch dieses selt’nen Vogels List wollt’ er Pamina dir entführen, allein, ich wußt’ ihn aufzuspüren. Du kennst mich! – meine Wachsamkeit – SARASTRO verdient, daß man ihr Lorbeer streut! He! gebt dem Ehrenmann sogleich – MONOSTATOS Schon deine Gnade macht mich reich! – SARASTRO nur sieben und siebenzig Sohlenstreich’. MONOSTATOS Ach Herr, den Lohn verhofft’ ich nicht. SARASTRO Nicht Dank! Es ist ja meine Pflicht! (Monostatos wird fortgeführt.) GEFOLGE Es lebe Sarastro, der göttliche Weise, er lohnet, und strafet in ähnlichem Kreise. SARASTRO Führt diese beiden Fremdlinge in unser’n Prüfungstempel ein, bedecket ihre Häupter dann – sie müssen erst gereinigt sein. (Zwei bringen eine Art Sack und bedecken die Häupter der beiden Fremden.) GEFOLGE Wenn Tugend und Gerechtigkeit den Großen Pfad mit Ruhm bestreu’n, dann ist die Erd’ ein Himmelreich, und Sterbliche den Göttern gleich. Das Theater ist ein Palmenwald; alle Bäume sind silberartig, die Blätter von Gold. 18 Sitze von Blättern; auf einem jeden Sitze steht eine Pyramide und ein großes schwarzes Horn mit Gold gefaßt. In der Mitte ist die größte Pyramide, auch die größten Bäume. Nr. 9: Marsch (Sarastro und seine Priester kommen in feierlichem Schreiten, jeder mit einem Palmenzweig in der Hand. Ein Marsch mit Blasinstrumenten begleitet den Zug. Sarastro kündigt an, daß Tamino dazu ausersehen ist, „ins Heiligtum des größten Lichtes zu blicken“, zuvor aber in mehreren Prüfungen beweisen muß, ob er würdig ist, in den hohen Kreis der Eingeweihten aufgenommen zu werden. Als Lohn winkt Tamino die Hand der Tochter der Königin.) Nr. 10: Arie und Chor SARASTRO O Isis und Osiris, schenket der Weisheit Geist dem neuen Paar! Die ihr Schritte der Wand’rer lenket, stärkt mit Geduld sie in Gefahr. PRIESTER Stärkt mit Geduld sie in Gefahr. SARASTRO Laßt sie der Prüfung Früchte sehen, doch sollten sie zu Grabe gehen, so lohnt der Tugend kühnen Lauf, nehmt sie in euren Wohnsitz auf! PRIESTER Nehmt sie in euren Wohnsitz auf! (Verwandlung. Nacht im Hof des nördlichen Tempels.) (Zwei Priester führen Tamino und Papageno herein, lösen ihnen die Säcke ab und gehen dann. Papageno ist ängstlich, worauf Tamino ihn wegen seiner Furcht schilt. Die beiden Priester kehren zurück und dringen nochmals in Tamino ein, um sich wegen seines festen Willens zu vergewissern. Tamino ist entschlossen, um Pamina zu gewinnen, jede Prüfung auf sich zu nehmen. Papageno zeigt sich zwar weniger mutig, aber auch er will, weil ihm ein Mädchen versprochen wird, „die Weisheitsliebe erkämpfen“. Beide müssen schließlich zusagen, beim Anblick ihrer Geliebten nichts zu sprechen.) Nr. 11: Duett BEIDE PRIESTER Bewahret euch vor Weibertücken, dies ist des Bundes erste Pflicht; manch weiser Mann ließ sich berücken, er fehlte und versah sich’s nicht. Verlassen sah er sich am Ende, vergolten seine Treu’ mit Hohn! – Vergebens rang er seine Hände, Tod und Verzweiflung war sein Lohn. (Beide Priester gehen ab. Die Bühne bleibt dunkel, is die drei Damen der Königin aus der Versenkung erscheinen. Sie tragen Kerzen.) Nr. 12: Quintett DIE DAMEN Wie? wie? wie? ihr an diesem Schreckensort? Nie! nie! nie! kommt ihr wieder glücklich fort! Tamino! dir ist Tod geschworen! Du Papageno! bist verloren! PAPAGENO Nein, nein, nein, das wär’ zuviel. TAMINO Papageno, schweige still! Willst du dein Gelübde brechen, nichts mit Weibern hier zu sprechen? PAPAGENO Du hörst doch, wir sind beide hin! TAMINO Stille, sag’ ich – schweige still! PAPAGENO Immer still und immer still! DIE DAMEN Ganz nah ist euch die Königin, sie drang in Tempel heimlich ein! – PAPAGENO Wie? was? sie soll im Tempel sein? TAMINO Stille sag’ ich – schweige still! – Wirst du immer so vermessen deine Eidespflicht vergessen? – DIE DAMEN Tamino hör! du bist verloren! Gedenke an die Königin! Man zischelt viel sich in die Ohren von dieser Priester falschem Sinn! TAMINO (für sich) Ein Weiser prüft und achtet nicht, was der gemeine Pöbel spricht. DIE DAMEN Man zischelt viel sich in die Ohren von dieser Priester falschem Sinn! Man sagt, wer ihrem Bunde schwört, der fährt zur Höll’ mit Haut und Haar. PAPAGENO Das wär’ der Teufel! Unerhört! Sag an, Tamino, ist das wahr? TAMINO Geschwätz von Weibern nachgesagt, von Heuchlern aber ausgedacht. PAPAGENO Doch sagt es auch die Königin! TAMINO Sie ist ein Weib, hat Weibersinn! Sei still, mein Wort sei dir genug, denk deiner Pflicht, und handle klug. DIE DAMEN (zu Tamino) Warum bist du mit uns so spröde? Auch Papageno schweigt – so rede! PAPAGENO Ich möchte gerne...wohl – TAMINO Still! PAPAGENO Ihr seht, daß ich nicht soll! – TAMINO Still! PAPAGENO Daß ich nicht kann das Plaudern lassen, ist wahrlich eine Schand’ für mich! TAMINO Daß du nicht kannst das Plaudern lassen, ist wahrlich eine Schand’ für dich! DIE DAMEN Wir müssen sie mit Scham verlassen, es plaudert keiner sicherlich. TAMINO und PAPAGENO Sie müssen uns mit Scham verlassen, es plaudert keiner sicherlich! ALLE Von festem Geiste ist ein Mann, er denket, was er sprechen kann! EINGEWEIHTEN (von innen) Entweiht ist die heilige Schwelle! Hinab mit den Weibern zur Hölle! (Donner, Blitz und Schlag; zugleich starker Donner) DIE DAMEN O weh! O weh! PAPAGENO O weh! O weh! O weh! (Die Bühne wird nachtschwarz. Donner und Blitz. Die drei Damen stürzen in die Versenkung; Papageno fällt vor Schreck zu Boden. Die Priester kehren zurück, gratulieren Tamino, weil er die erste Aufgabe gut überstanden hat, und führen die beiden Männer zu ihrer nächsten.) (Verwandlung: Ein Garten mit Laube.) (Pamina liegt schlafend unter Blumen und Rosen, Monostatos beobachtet sie.) Nr. 13: Arie MONOSTATOS Alles fühlt der Liebe Freuden, schnäbelt, tändelt, herzet, küßt – und ich soll die Liebe meiden, weil ein Schwarzer häßlich ist! Ist mir denn kein Herz gegeben, bin ich nicht von Fleisch und Blut? Immer ohne Weibchen leben wäre wahrlich Höllenglut. Drum so will ich, weil ich lebe, schnäbeln, küssen, zärtlich sein! – Lieber, guter Mond, vergebe, eine Weiße nahm mich ein! Weiß ist schön – ich muß sie küssen. Mond! verstecke dich dazu! – Sollt’ es dich zu sehr verdrießen, o, so mach die Augen zu. (Er schleicht langsam zu Pamina. Die Königin der Nacht kommt unter Donner aus der mittleren Versenkung. Monostatos zieht sich zurück, um ungestört beobachten zu können. Die Königin bietet ihrer Tochter einen Dolch an, mit dem diese Sarastro töten soll.) Nr. 14: Aria KÖNIGIN Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen, Tod und Verzweiflung flammet um mich her! Fühlt nicht durch dich Sarastro Todesschmerzen, so bist du meine Tochter nimmermehr: Verstoßen sei auf ewig, verlassen sei auf ewig, zertrümmert sei’n auf ewig alle Bande der Natur, wenn nicht durch dich Sarastro wird erblassen! – Hört, hört, hört! Rachegötter – hört! – der Mutter Schwur! – (Sie versinkt unter lautem Donner. Monostatos taucht wieder auf und entreißt der überraschten Pamina den Dolch. Nur wenn sie ihm Liebe gewährt, will er ihr Leben retten. Sie weigert sich, und Monostatos hebt schon den Dolch gegen sie, als Sarastro erscheint und ihn zurückschleudert. Der Mohr eilt nun zur Königin der Nacht. Pamina bittet Sarastro um Gnade für ihre Mutter, aber Sarastro antwortet ihr, sie werde sehen, wie er sich an ihrer Mutter rächen könne.) Nr. 15: Arie SARASTRO In diesen heil’gen Hallen kennt man die Rache nicht! Und ist ein Mensch gefallen, führt Liebe ihn zur Pflicht. Dann wandelt er an Freundes Hand vergnügt und froh ins bess’re Land. In diesen heil’gen Mauern, wo Mensch den Menschen liebt – kann kein Verräter lauern, weil man dem Feind vergibt. Wen solche Lehren nicht erfreu’n, verdienet nicht ein Mensch zu sein. (Das Theater verwandelt sich in eine Halle.) (Tamino und Papageno werden ohne Säcke von zwei Priestern hereingeführt, nochmals an ihr Schweigewort erinnert und dann allein gelassen. Ein häßliches, altes Weib – Papagena in Verkleidung – tritt ein und plaudert mit Papageno. Sie verrät ihm, erst achtzehn Jahre alt zu sein und einen Geliebten namens Papageno zu besitzen. Als sie gerade ihren Namen preisgeben will, vertreibt sie ein lauter Donnerschlag. Die drei Knaben bringen Flöte und Glockenspiel.) Nr. 16: Terzetto DIE KNABEN Seid uns zum zweiten Mal willkommen, ihr Männer, in Sarastros Reich! – Er schickt, was man euch abgenommen, die Flöte und die Glöckchen euch. (Ein mit Speisen und Getränken schön gedeckter Tisch erscheint aus der Versenkung.) Wollt ihr Speisen nicht verschmähen, so esset, trinket froh davon! – Wenn wir zum dritten Mal uns sehen, ist Freude eures Mutes Lohn! Tamino Mut! – Nah ist das Ziel! Du Papageno, schweige still! – (Sie übergeben Tamino und Papageno die Zauberinstrumente und ziehen sich zurück. Papageno ißt, Tamino spielt auf der Flöte. Da tritt Pamina ein, die der wunderbare Ton angelockt hat. Als sie ihren Geliebten entdeckt, überhäuft sie ihn mit quälenden Fragen, aber er verhält sich stumm und bittet sie mit Winken zu gehen. Sogar Papageno ist still, denn er hat den Mund voll.) Nr. 17: Arie PAMINA Ach, ich fühl’s, es ist verschwunden! ewig hin der Liebe Glück! – Nimmer kommt ihr Wonnestunden meinem Herzen mehr zurück! Sieh Tamino! diese Tränen fließen, Trauter, dir allein, fühlst du nicht der Liebe Sehnen – so wird Ruh’ im Tode sein! – (Langsam und traurig verläßt sie die Bühne. Papageno und Tamino vernehmen Posaunentöne, die ihnen gelten. Der Vogelfänger wird mit Gewalt von seinem Herrn mitgerissen.) (Verwandlung: Das Gewölbe einer Pyramide.) (Die Priester, von Sarastro angeführt, marschieren ein.) Nr. 18: Chor der Priester CHOR DER PRIESTER O Isis und Osiris, welche Wonne! Die düst’re Nacht verscheucht der Glanz der Sonne! – Bald fühlt der edle Jüngling neues Leben, bald ist er unser’m Dienste ganz gegeben. Sein Geist ist kühn, sein Herz ist rein, bald wird er unser würdig sein. (Tamino wird hereingeführt, und Sarastro bittet ihn erneut, männlich und standhaft den Weg weiter zu gehen. Dann bringt man auch Pamina, und während Sarastro die Bande an dem sie verhüllenden Sack löst, eröffnet er ihr, Tamino erwarte sie zum letzten Lebewohl.) Nr. 19: Terzett PAMINA Soll ich dich, Teurer, nicht mehr seh’n? – SARASTRO Ihr werdet froh euch wiederseh’n! – PAMINA Dein warten tödliche Gefahren! TAMINO Die Götter mögen mich bewahren! PAMINA Dein warten tödliche Gefahren! – TAMINO Die Götter mögen mich bewahren! SARASTRO Die Götter mögen ihn bewahren! PAMINA Du wirst dem Tode nicht entgehen, mir flüstert dieses Ahnung ein! TAMINO Der Götter Wille mag geschehen, ihr Wink soll mir Gesetze sein! SARASTRO Der Götter Wille mag geschehen, ihr Wink soll ihm Gesetze sein. PAMINA O liebtest du, wie ich dich liebe, du würdest nicht so ruhig sein. TAMINO Glaub mir, ich fühle gleiche Triebe, werd’ ewig dein Getreuer sein. SARASTRO Glaub mir, er fühlet gleiche Triebe, wird ewig dein Getreuer sein. Die Stunde schlägt, nun müßt ihr scheiden! PAMINA und TAMINO Wie bitter sind der Trennung Leiden! SARASTRO Tamino muß nun wieder fort! Die Stunde schlägt, nun müßt ihr scheiden, Tamino muß nun wieder fort! Nun muß er fort! TAMINO Pamina, ich muß wirklich fort! Wie bitter sind der Trennung Leiden! Pamina, ich muß wirklich fort! Nun muß ich fort! PAMINA Tamino muß nun wirklich fort! Tamino! Tamino! so mußt du fort! TAMINO Pamina! lebe wohl! PAMINA Tamino! lebe wohl! SARASTRO Nun eile fort! dich ruft dein Wort! Die Stunde schlägt! Wir seh’n uns wieder! PAMINA und TAMINO O gold’ne Ruhe! kehre wieder! Lebe wohl! (Zwei Priester begleiten Pamina zur Pforte. Sarastro führt Tamino in die entgegengesetzte Richtung, die übrigen Priester folgen ihnen. Finsternis. Papageno tritt ein und sieht sich sofort von züngelnden Flammen umgeben. Er begehrt sehnlichst ein Glas Wein, und sofort kommt ein großer Becher mit rotem Wein angefüllt aus der Erde. Kaum hat er ihn geleert, verspürt er neue Wünsche. Er greift nach seinem Glockenspiel.) Nr. 20: Arie PAPAGENO Ein Mädchen oder Weibchen wünscht Papageno sich! O so ein sanftes Täubchen wär’ Seligkeit für mich! Dann schmeckte mir Trinken und Essen, dann könnt’ ich mit Fürsten mich messen, des Lebens als Weiser mich freu’n, und wie im Elysium sein! Ein Mädchen,usw. Ach, kann ich denn keiner von allen den reizenden Mädchen gefallen? Helf’ eine mir nur aus der Not, sonst gräm’ ich mich wahrlich zu Tod. Ein Mädchen,usw. Wird keine mir Liebe gewähren, so muß mich die Flamme verzehren, doch küßt mich ein weiblicher Mund – so bin ich schon wieder gesund. (Die Alte tanzt hinein, während sie sich auf ihren Stock stützt. Sie versichert Papageno, daß er entweder sie lieben oder hier allein sterben müsse, und Papageno reicht ihr die Hand zum Ehebund. Da fällt die Verkleidung ab, und es erscheint ein junges Mädchen genauso gekleidet wie Papageno. Bevor sie sich umarmen können, führt der Sprecher Papagena ab, weil sich Papageno ihrer nicht als würdig erwiesen habe.) (Verwandlung: Ein kleiner Palmengarten, kurz vor Sonnenaufgang.) (Die drei Knaben beobachten Pamina aus der Ferne.) Nr. 21: Finale DIE KNABEN Bald prangt, den Morgen zu verkünden, die Sonn’ auf gold’ner Bahn – bald soll der Aberglaube schwinden, bald siegt der weise Mann! – O holde Ruhe, steig hernieder, kehr in der Menschen Herzen wieder; dann ist die Erd’ ein Himmelreich, und Sterbliche den Göttern gleich. ERSTER KNABE Doch seht, Verzweiflung quält Paminen! – ZWEITER und DRITTER KNABE Wo ist sie denn? ERSTER KNABE Sie ist von Sinnen! – DIE KNABEN Sie quält verschmähter Liebe Leiden, laßt uns der Armen Trost bereiten! – Führwahr ihr Schicksal geht uns nah! O wäre nur ihr Jüngling da! – Sie kommt, laßt uns beiseite geh’n, damit wir, was sie mache, seh’n. (Pamina halb wahnwitzig, mit einem Dolch) PAMINA Du also bist mein Bräutigam – durch dich vollend’ ich meinen Gram! – DIE KNABEN (beiseite) Welch dunkle Worte sprach sie da! – Die Arme ist dem Wahnsinn nah! – PAMINA Geduld! mein Trauter, ich bin dein – bald werden wir vermählet sein! DIE KNABEN Wahnsinn tobt ihr im Gehirne – Selbstmord steht auf ihrer Stirne! – (zu Pamina) Holdes Mädchen, sieh uns an! PAMINA Sterben will ich – weil der Mann, den ich nimmermehr kann hassen, seine Traute kann verlassen! – (auf den Dolch zeigend) Dies gab meine Mutter mir – DIE KNABEN Selbstmord strafet Gott an dir! – PAMINA Lieber durch dies Eisen sterben, als durch Liebesgram verderben. – Mutter! durch dich leide ich, und dein Fluch verfolget mich! DIE KNABEN Mädchen! willst du mit uns geh’n? PAMINA Ha! des Jammers Maß ist voll! Falscher Jüngling, lebe wohl! Sieh, Pamina stirbt durch dich! (will sich erstechen) Dieses Eisen töte mich! – DIE KNABEN (halten ihr den Arm) Ha! Unglückliche, halt ein! Sollte dies dein Jüngling sehen, würde er vor Gram vergehen, denn er liebet dich allein. – PAMINA (erholt sich) Was? er fühlte Gegenliebe? und verbarg mir seine Triebe – wandte sein Gesicht von mir? Warum sprach er nicht mit mir? – DIE KNABEN Dieses müssen wir verschweigen, doch wir wollen ihn dir zeigen, und du wirst mit Staunen seh’n, daß er dir sein Herz geweiht, und den Tod für dich nicht scheut! Komm, wir wollen zu ihm geh’n. PAMINA Führt mich hin, ich möcht’ ihn seh’n. ALLE Zwei Herzen, die von Liebe brennen, kann Menschenohnmacht niemals trennen. – Verloren ist der Feinde Müh’, die Götter selbsten schützen sie. (gehen ab) (Das Theater verwandelt sich in zwei große Berge; in dem einen ist ein Wasserfall, worin man Sausen und Brausen hört; der andere speit Feuer aus; jeder Berg hat ein durchbrochenes Gitter, worin man Feuer und Wasser sieht; da, wo das Feuer brennt, muß der Horizont hellrot sein, und wo das Wasser ist, liegt schwarzer Nebel. Die Szenen sind Felsen, jede Szene schließt sich mit einer eisernen Türe.) (Tamino ist leicht angezogen, ohne Sandalen. Zwei schwarz geharnischte Männer führen Tamino herein. Auf ihren Helmen brennt Feuer. Sie lesen ihm die transparente Schrift vor, welche auf einer Pyramide geschrieben steht. Diese Pyramide steht in der Mitte ganz in der Höhe, nahe am Gitter.) DIE ZWEI GEHARNISCHTEN (Diese Melodie ist identisch mit Luthers Choral `Ach Gott, vom Himmel sieh darein' (Psalm 12). Luthers Gedicht wiederum liegt dem Text für Bachs Kantate BWV 2 zugrunde.) Der, welcher wandert diese Straße voll Beschwerden, wird rein durch Feuer, Wasser, Luft und Erden. Wenn er des Todes Schrecken überwinden kann, schwingt er sich aus der Erde himmelan! Erleuchtet wird er dann im Stande sein, sich den Mysterien der Isis ganz zu weih’n. TAMINO Mich schreckt kein Tod, als Mann zu handeln, den Weg der Tugend fortzuwandeln! – Schließt mir des Schreckens Pforte auf – ich wage froh den kühnen Lauf. – (will gehen) PAMINA (von innen) Tamino halt! ich muß dich sehn! TAMINO Was hör’ ich? Paminens Stimme? – DIE ZWEI GEHARNISCHTEN Ja ja, das ist Paminens Stimme! – TAMINO Wohl mir, nun kann sie mit mir geh’n! Nun trennet uns kein Schicksal mehr, wenn auch der Tod beschieden wär’. DIE ZWEI GEHARNISCHTEN Wohl dir, nun kann sie mit dir geh’n! Nun trennet euch kein Schicksal mehr, wenn auch der Tod beschieden wär’. TAMINO Ist mir erlaubt mit ihr zu sprechen? – DIE ZWEI GEHARNISCHTEN Es ist erlaubt mit ihr zu sprechen! TAMINO Welch Glück, wenn wir uns wiederseh’n, froh Hand in Hand in Tempel geh’n. Ein Weib, das Nacht und Tod nicht scheut, ist würdig, und wird eingeweiht. DIE ZWEI GEHARNISCHTEN Welch Glück, wenn wir euch wiederseh’n, froh Hand in Hand in Tempel geh’n. Ein Weib, das Nacht und Tod nicht scheut, ist würdig, und wird eingeweiht. (Die Türe wird aufgemacht, Tamino und Pamina umarmen sich.) PAMINA Tamino mein! O welch ein Glück! TAMINO Pamina mein! O welch ein Glück! Hier sind die Schreckenspforten, die Not und Tod mir dräu’n. PAMINA Ich werde aller Orten an deiner Seite sein. – Ich selbsten führe dich – die Liebe leitet mich! – (nimmt ihn bei der Hand) Sie mag den Weg mit Rosen streu’n, weil Rosen stets bei Dornen sein. Spiel du die Zauberflöte an, sie schütze uns auf uns’rer Bahn. Es schnitt in einer Zauberstunde mein Vater sie aus tiefstem Grunde der tausendjähr’gen Eiche aus bei Blitz und Donner – Sturm und Braus. – Nun komm und spiel die Flöte an! Sie leite uns auf grauser Bahn. PAMINA und TAMINO Wir wandeln durch des Tones Macht froh durch des Todes düst’re Nacht. DIE ZWEI GEHARNISCHTEN Ihr wandelt durch des Tones Macht froh durch des Todes düst’re Nacht. (Die Türen werden nach ihnen zugeschlagen; man sieht Tamino und Pamina wandern. Tamino bläst seine Flöte. Sobald sie vom Feuer herauskommen, umarmen sie sich und bleiben in der Mitte.) PAMINA und TAMINO Wir wandelten durch Feuergluten, bekämpften mutig die Gefahr, dein Ton sei Schutz in Wasserfluten, so wie er es im Feuer war. (Tamino bläst; man sieht sie hinuntersteigen und nach einiger Zeit wieder heraufkommen; sogleich öffnet sich eine Türe; man sieht einen Eingang in einen Tempel, welcher hell beleuchtet ist.) PAMINA und TAMINO Ihr Götter, welch ein Augenblick! Gewähret ist uns Isis’ Glück! – GEFOLGE und PRIESTER (von innen) Triumph, Triumph, Triumph, du edles Paar, besieget hast du die Gefahr! Der Isis Weihe ist nun dein! Kommt, kommt, tretet in den Tempel ein. (Das Theater verwandelt sich wieder in den vorigen Garten.) PAPAGENO Papagena! Papagena! Papagena! (pfeift) Weibchen! Täubchen! meine Schöne! – Vergebens! Ach! sie ist verloren! ich bin zum Unglück schon geboren! – Ich plauderte, und das war schlecht, und drum geschieht es mir schon recht! – Seit ich gekostet diesen Wein – seit ich das schöne Weibchen sah, so brennt’s im Herzenskämmerlein, so zwicket’s hier, so zwicket’s da! Papagena! Herzensweibchen! Papagena liebes Täubchen! ‘S ist umsonst, es ist vergebens, müde bin ich meines Lebens! Sterben macht der Lieb’ ein End, wenn’s im Herzen noch so brennt. (nimmt einen Strick von seiner Mitte) Diesen Baum da will ich zieren, mir an ihm den Hals zuschnüren, weil das Leben mir mißfällt, gute Nacht, du falsche Welt! – Weil du böse an mir handelst, mir kein schönes Kind zubandelst, so ist’s aus, so sterbe ich. Schöne Mädchen, denkt an mich! – Will sich eine um mich Armen, eh’ ich hänge, noch erbarmen – wohl, so laß ich’s diesmal sein! Rufet nur, Ja oder Nein! – Keine hört mich! alles stille! Also ist es euer Wille! Papageno frisch hinauf, ende deinen Lebenslauf. Nun! ich warte noch! es sei – bis man zählet: eins, zwei, drei! (pfeift, sieht sich um) eins! zwei! drei! Nun wohlan! es bleibt dabei! Weil mich nichts zurücke hält, gute Nacht, du falsche Welt! (will sich hängen) DIE KNABEN (fahren herunter) Halt ein! o Papageno, und sei klug! Man lebt nur einmal, dies sei dir genug! PAPAGENO Ihr habt gut reden, gut zu scherzen; doch brennt es euch, wie mich im Herzen, ihr würdet auch nach Mädchen geh’n. DIE KNABEN So lasse deine Glöckchen klingen, dies wird dein Weibchen zu dir bringen. PAPAGENO Ich Narr vergaß der Zauberdinge! (nimmt sein Instrument heraus) Erklinge, Glockenspiel, erklinge, ich muß mein liebes Mädchen seh’n! (Die drei Knaben laufen zu ihrem Flugwerk und bringen das Weib heraus.) Klinget, Glöckchen, klinget, schafft mein Mädchen her! Klinget, Glöckchen, klinget, bringt mein Mädchen her! Klinget, Glöckchen, klinget, bringt mein Weibchen her! bringt sie her! mein Mädchen her! mein Weibchen her! DIE KNABEN Nun Papageno, sieh dich um! (fahren auf. Papageno sieht sich um.) PAPAGENO Pa-pa-ge-na! PAPAGENA Pa-pa-ge-no! PAPAGENO Bist du mir nun ganz ergeben? – PAPAGENA Nun bin ich dir ganz ergeben! PAPAGENO Nun so sei mein liebes Weibchen! PAPAGENA Nun so sei mein Herzenstäubchen! BEIDE Welche Freude wird das sein, wenn die Götter uns bedenken, uns’rer Liebe Kinder schenken, so liebe kleine Kinderlein! PAPAGENO Erst einen kleinen Papageno! PAPAGENA Dann eine kleine Papagena! PAPAGENO Dann wieder einen Papageno! PAPAGENA Dann wieder eine Papagena! PAPAGENO Papageno! PAPAGENA Papagena! BEIDE Es ist das höchste der Gefühle, wenn viele, viele Papagena/Papageno der Eltern Segen werden sein! (beide ab. Der Mohr, die Königin mit allen ihren Damen kommen von beiden Versenkungen; sie tragen schwarze Fackeln in der Hand.) MONOSTATOS Nur stille! stille! stille! bald dringen wir im Tempel ein! KÖNIGIN und DAMEN Nur stille! stille! stille! bald dringen wir in Tempel ein! MONOSTATOS Doch Fürstin! halte Wort! erfülle! Dein Kind muß meine Gattin sein! – KÖNIGIN Ich halte Wort! es ist mein Wille, mein Kind soll deine Gattin sein! DIE DAMEN Ihr Kind soll deine Gattin sein! (Man hört dumpfen Donner und Wassergeräusch.) MONOSTATOS Doch still, ich höre schrecklich Rauschen, wie Donnerton und Wasserfall. – KÖNIGIN und DAMEN Ja, fürchterlich ist dieses Rauschen, wie fernen Donners Widerhall! – MONOSTATOS Nun sind sie in des Tempels Hallen. ALLE Dort wollen wir sie überfallen, die Frömmler tilgen von der Erd’ mit Feuersglut und mächt’gem Schwert! MONOSTATOS und DAMEN (kniend) Dir, große Königin der Nacht, sei uns’rer Rache Opfer gebracht! (Donner, Blitz, Sturm) ALLE Zerschmettert, zernichtet ist unsere Macht, wir alle gestürzet in ewige Nacht! – (versinken) (Sogleich verwandelt sich das ganze Theater in eine Sonne. Sarastro steht erhöht; Tamino, Pamina, beide in priesterlicher Kleidung. Neben ihnen die ägyptischen Priester auf beiden Seiten. Die drei Knaben halten Blumen.) SARASTRO Die Strahlen der Sonne vertreiben die Nacht, zernichten der Heuchler erschlichene Macht! CHOR Heil sei euch Geweihten! Ihr dränget durch Nacht! Dank! sei dir Osiris! Dank! dir Isis gebracht! Es siegte die Stärke und krönet zum Lohn die Schönheit und Weisheit mit ewiger Kron’! |
libretto by Emanuel Schikaneder |