Violetta Valery (Sopran) Flora Bervoix, Freundin von Violetta (Mezzosopran) Annina, Dienerin und Vertraute Violettas (Sopran) Alfredo Germont, Geliebter Violettas (Tenor) Giorgio Germont, sein Vater (Bariton) Gastone, Bekannter von Violetta und Alfredo (Tenor) Barone Douphol, Bekannter Violettas, auch ihr Verehrer (Bariton) Marchese d'Obigny, Bekannter Violettas (Bass) Dottore Grenvil, Violettas Arzt (Bass) Giuseppe, Violettas Diener (Tenor) Ein Diener Floras (Bass) Ein Dienstmann (Bass) Freunde Violettas und Floras, Stierkämpfer, Zigeuner, Maskierte u. a. (Chor) VORSPIEL |
Violetta Valéry, a courtesan - soprano Alfredo Germont, a young bourgeois from a provincial family - tenor Giorgio Germont, Alfredo's father - baritone Flora Bervoix, Violetta's friend - mezzo-soprano Annina, Violetta's maid - soprano Gastone, Alfredo's friend - tenor Barone Douphol, Violetta's lover, a rival of Alfredo - baritone Marchese d'Obigny - bass Dottore Grenvil - bass Giuseppe, Violetta's servant - tenor Flora's servant - bass G. Tona Commissioner - bass PRELUDE |
Salon in Violettas Haus. Im Hintergrund eine Tür, die in einen anderen Raum führt; seitlich zwei weitere Türen. Links ein Kamin mit einem Spiegel über dem Kaminsims. In der Mitte des Raumes eine sehr große, reichgedeckte Tafel. (Violetta sitzt auf einem Sofa und unterhält sich mit Dr. Grenvil und anderen Freunden. Einige ihrer Freunde gehen umher und begrüßen verschiedene ankommende Gäste. Unter ihnen befinden sich der Baron und Flora, begleitet vom Marquis.) I. CHOR Warum kommt Ihr so spät zu unserem Feste? II. CHOR Wir spielten bei Flora und vergaßen beim Spiele die Zeit. VIOLETTA (geht und begrüßt sie) Flora! Ihr Freunde! Laßt uns die letzten Stunden durch Frohsinn und Freude vertreiben. Nehmt Euer Glas, stürzt Euch ins Fest. FLORA, MARQUIS Und Ihr amüsiert Euch mit uns? |
A drawing room in Violetta's home. In the background a door, opening to another room. There are two other lateral doors; to the left, a fireplace with a mirror over the mantel. In the centre of the room, a huge table richly laden. (Violetta is seated on a sofa, talking with Dr Grenvil and other friends. Some of her friends go to greet various guests as they arrive. Among them, the Baron and Flora, escorted by the Marquis.) CHORUS I You were invited for an earlier hour. You have come late. CHORUS II We were playing cards at Flora's, and the time passed quickly. VIOLETTA (going to greet them) Flora, my friends, the rest of the evening will be gayer because you are here. Surely the evening is livelier with good food and drink? FLORA, MARQUIS And can you be lively? |
VIOLETTA Ja, ich will's; ich geb mich der Freude hin, denn sie vertreibt jeden Schmerz. ALLE Ja, das Leben bringt Freude und Lust. (Der Graf Gastone de Letorières tritt ein mit Alfredo Germont. Diener sind mit der Tafel beschäftigt.) GASTONE Euch, meine Freundin, stelle ich vor Alfredo Germont, der Euch innig verehrt; nur wenig Freunde kommen ihm gleich. VIOLETTA (Sie reicht Alfredo ihre Hand zum Kuß.) Mein lieber Graf, Dank für die Ehre! MARQUIS Teurer Alfredo... ALFREDO Herr Marquis... (Sie reichen sich die Hände.) GASTONE (zu Alfredo) Sagt ich's nicht: hier amüsiert sich's in Freude und Lust! (In der Zwischenzeit haben die Diener den Tisch fertig vorbereitet.) VIOLETTA Ist alles bereit? (Ein Diener nickt zustimmend.) |
VIOLETTA I must be. I give myself to pleasure, since pleasure is the best medicine for my ills. ALL Indeed, life is doubly heightened by pleasure. (The Viscount Gastone de Letorières enters with Alfredo Germont. Servants are busily engaged at the table.) GASTONE My dear Madam, in Alfredo Germont I present a man who greatly admires you; few friends are so fine as he. VIOLETTA (She offers her hand to Alfredo, who kisses it.) My dear Viscount, thank you for this gift. MARQUIS My dear Alfredo - ALFREDO Marquis - (They shake hands.) GASTONE (to Alfredo) As I told you, here friendship joins with pleasure. (Meanwhile the servants have finished setting the table.) VIOLETTA Is everything ready? (A servant nods in affirmation.) |
Meine Freunde, zur Tafel! Heiter sei jedes Herz und fröhlich. ALLE Das ist wahr; die heimlichen Sorgen entfliehen, wenn uns die Tafel winkt. (Sie nehmen an der Tafel Platz. Violetta sitzt zwischen Alfredo und Gastone. Flora sitzt ihr gegenüber zwischen dem Marquis und dem Baron. Die übrigen Gäste nehmen ihre Plätze um die Tafel ein. Ein Augenblick des Schweigens während das Essen serviert wird. Violetta und Gastone flüstern miteinander.) Und dem Genusse öffne sich Euer Herz! GASTONE An Euch muß Alfredo immer denken. VIOLETTA Ihr scherzt wohl? GASTONE Bei Eurer Krankheit neulich fragte er täglich nach Eurem Ergehen. VIOLETTA Was sagt Ihr? Bin ihm doch unbekannt. GASTONE Glaubt meinen Worten. VIOLETTA Ist es wahr? Doch weshalb? Ich begreif es nicht. |
Please be seated: it is at table that the heart is gayest. ALL Well spoken - secret cares fly before that great friend, wine. (They take their places at the table. Violetta is seated between Alfredo and Gastone. Facing her Flora takes her place between the Marquis and the Baron. The remaining guests take their various places around the table. A moment of silence as the food is served. Violetta and Gastone are whispering to each other.) It is at table that the heart is gayest. GASTONE Alfredo thinks of you always. VIOLETTA You are joking? GASTONE While you were ill, every day he called to ask about you. VIOLETTA Don't talk like that. I am nothing to him. GASTONE I do not deceive you. VIOLETTA It is true then? But why? I don't understand. |
ALFREDO Ja, nur zu wahr. VIOLETTA Nehmt meinen Dank, mein Herr. Und Euch, Baron, war dies kein Beispiel? BARON Ich kenn' Euch erst ein Jahr. VIOLETTA Bei ihm sind es ein paar Minuten. FLORA (zum Baron) Ihr hättet besser taktvoll geschwiegen. BARON (leise zu Flora) Dieser Jüngling mißfällt mir. FLORA Warum? Ich finde ihn recht sympathisch. GASTONE (zu Alfredo) So schweigsam amüsierst du dich? MARQUIS (zu Violetta) Vielleicht kann Violetta ihn ermuntern! VIOLETTA Darf ich Hebe Euch sein? ALFREDO Unsterblich wie jene wünsche ich Euch. |
ALFREDO Yes, it is true. VIOLETTA I thank you. You, Baron, were less attentive. BARON I have only known you for a year. VIOLETTA And he for just a few minutes. FLORA (in a low voice, to the Baron) It would have been better to say nothing. BARON (softly, to Flora) I don't like this young man. FLORA Why not? I think he's very pleasant. GASTONE (to Alfredo) And you have nothing more to say? MARQUIS (to Violetta) It's up to you to make him talk. VIOLETTA I shall be Hebe, the cup-bearer. ALFREDO And, like her, immortal, I hope. |
ALLE Trinken wir! Erhebet das Glas! GASTONE O Baron, habt Ihr nicht einen Trinkspruch, der diese frohe Stunde würzen könnte? (Der Baron schüttelt den Kopf.) Alfredo, und du? (Alfredo zunickend) ALLE Ja, ja, ein Trinkspruch. ALFREDO Leider bin ich kein Dichter. GASTONE Ich kenn' dich doch, ein Meister bist du! ALFREDO (zu Violetta) Ist es auch Euer Wunsch? VIOLETTA Ja. ALFREDO (erhebt sich) Ja? Dann mit ganzem Herzen! MARQUIS So hört ihn an... ALLE Ja, wir lauschen seinem Lied. |
ALL Let us drink. GASTONE Baron - can't you find a toast for this happy occasion? (The Baron shakes his head.) Then it's up to you - (nodding to Alfredo) ALL Yes, yes, a toast. ALFREDO Inspiration fails me. GASTONE But aren't you a master? ALFREDO (to Violetta) Would it please you? VIOLETTA Yes. ALFREDO (rising) Yes? I have it already in my heart. MARQUIS Then - attention! ALL Yes, to the poet. |
ALFREDO Auf, schlürfet in durstigen Zügen den Kelch, den die Schönheit kredenzt: die flüchtigen Stunden entfliegen. Drum fröhlich die Stirne bekränzt. Empfindet das himmlische Leben, denn Liebe ist höheres Leben. Ist himmlische, selige Lust! (auf Violetta zeigend) Den Kelch, den die Schönheit kredenzt. Der Liebe erschalle ein Hoch! Die Liebe, sie lebe hoch! ALLE Der Liebe erschalle ein Hoch! Die Liebe, sie lebe hoch! VIOLETTA (erhebt sich) Wer fröhlich das Leben genießet, der ist mir willkommen als lieber Gast; denn was nicht dem Frohsinn entsprießet, ist Torheit und drum mir verhaßt. Wir wollen der flüchtigen Wonne, so lange sie blühet uns weihn, sie sei unser Licht, unsere Sonne und strahle dem trauten Verein. Wer fröhlich das Leben genießet, der ist mir willkommen als lieber Gast. ALLE Auf, füllet die Becher! Es schalle der Jubel, die Freude vertreibe die Nacht; des Liedes Begeisterung werde dem Morgen entgegengebracht. |
ALFREDO Drink from the joyful glass, resplendent with beauty, drink to the spirit of pleasure which enchants the fleeting moment. Drink to the thrilling sweetness brought to us by love, for these fair eyes, irresistibly, (indicating Violetta) pierce us to the heart. Drink - for wine will warm the kisses of love. ALL Drink - for wine will warm the kisses of love. VIOLETTA (rising) I shall divide my gaiety among you all; Everything in life is folly, except for pleasure. Let us be joyful, for love is a fleeting and short-lived joy. A flower which blossoms and fades, whose beauty is soon lost forever. Be joyful - a caressing voice invites us warmly to joy. ALL Ah! Be carefree - for wine and song with laughter, embellish the night. The new day breaking will find us still in this happy paradise. |
VIOLETTA (zu Alfredo) Nur Heiterkeit würzet das Leben! ALFREDO (zu Violetta) Für den, der Liebe nicht kennt. VIOLETTA O kann es wohl Höheres geben? ALFREDO Dem nicht, dem hier es nicht brennt. ALLE Auf, füllet die Becher, es schalle der Jubel. Die Freude vertreibe die Nacht; des Liedes Begeisterung werde dem Morgen entgegengebracht. (Musik dringt aus einem angrenzenden Raum.) Was gibt's dort? VIOLETTA Nun folgt, wenn's Euch beliebt. ALLE Sehr charmant fürwahr! Wir wollen tanzen. VIOLETTA Wohlan, so gehen wir. (Beim Abgang durch die Mitteltür erbleicht Violetta plötzlich.) O Himmel! ALLE Was ist Euch? |
VIOLETTA (to Alfredo) Life is only pleasure. ALFREDO (to Violetta) For those who don't know love. VIOLETTA Speak not of love to one who knows not what it is. ALFREDO Such is my destiny. ALL Be carefree - for wine and song with laughter, embellish the night. The next day breaking will find us still in this happy paradise. (The sound of music is heard, coming from an adjoining room.) What is that? VIOLETTA Wouldn't you like to dance now? ALL How kind of you! We accept with pleasure. VIOLETTA Let us go, then. (As they are going out through the centre door, Violetta suddenly turns pale.) Oh! ALL What is the matter? |
VIOLETTA Nichts, gar nichts. ALLE Warum bleibt Ihr zurück? VIOLETTA So folgt mir. (Sie geht ein paar Schritte, muß dann aber stehen bleiben und sich setzen.) O Gott! ALLE Da ist es wieder! ALFREDO Seid ihr leidend? ALLE So sagt, was ist Euch? VIOLETTA Ein Zittern ergreift mich. Geht dort hinüber. (Sie zeigt auf einen anderen Raum.) Bald werd' ich Euch folgen. ALLE Nach Eurem Wunsche. (Alle gehen in den anderen Salon hinüber, außer Alfredo.) VIOLETTA (schaut in den Spiegel) O wie blaß bin ich! |
VIOLETTA Nothing, it is nothing. ALL Why have you stopped here? VIOLETTA Let us go out. (She takes a few steps, but then is forced to stop again and to sit down.) Oh God! ALL Again! ALFREDO Are you ill? ALL Heavens, what can it be? VIOLETTA It's just a chill. Go on - please - there. (She points towards the other room.) In just a few minutes I shall come - ALL As you wish. (All except Alfredo go into the other room.) VIOLETTA (looking into a mirror) How pale I am! |
(sich umdrehend erblickt sie Alfredo.) Ihr hier? ALFREDO Seid ihr vom bösen Schmerz jetzt wieder befreit? VIOLETTA Es geht mir besser. ALFREDO O denkt an Euch selbst, schont doch Euer Leben, das mir so teuer ist. VIOLETTA O, könnt' ich ein neues Leben... ALFREDO Wenn Ihr erst mein wäret, ich würde in treuer Sorge über Euch wachen, behutsam Euch schützen. VIOLETTA Was sagt Ihr? Niemand auf Erden nahm sich meiner an. ALFREDO (leidenschaftlich) Liebt Euch denn kein Mensch auf der Welt? VIOLETTA Niemand? ALFREDO Ich ausgenommen! |
(turning she sees Alfredo) You are here! ALFREDO Are you feeling better now? VIOLETTA Yes, better, thank you. ALFREDO Ah, this way you will kill yourself - you must take care of yourself - VIOLETTA But can I? ALFREDO If you were mine, I should watch over you. VIOLETTA What are you saying? Is there anyone to care for me? ALFREDO (passionately) That's because no one in the world loves you - VIOLETTA No one? ALFREDO Except me. |
VIOLETTA Ach, freilich, ich habe Eure große Liebe nur vergessen. ALFREDO Ihr lacht... und die Stimme Eures Herzens? VIOLETTA Mein Herz, wer fragt danach... Was kümmert's Euch? ALFREDO O hörtet Ihr seine Stimme, dann könntet Ihr nicht scherzen. VIOLETTA Und sprecht Ihr auch wahr? ALFREDO Ich belüg' Euch nicht. VIOLETTA Wie lang' ist's her, seit Ihr mich liebt? ALFREDO Seit einem Jahr schon. So hold, so reizend und engelsmild standst du vor meinen Blicken; nie füllte so mich ein Frauenbild mit himmlischer Wonn' und Entzücken. Liebe, ach, Liebe, allmächt'ges Gottesherz, das die ganze Welt beweget, Liebe, die mit Wonne und sel'gem Schmerz jede Brust erreget. |
VIOLETTA It's true! I had forgotten this great love. ALFREDO You laugh? Have you no heart? VIOLETTA A heart? yes, perhaps - but why do you ask? ALFREDO Ah, if that were so, then you couldn't laugh at me. VIOLETTA Are you serious? ALFREDO I do not deceive you. VIOLETTA Have you been in love with me for long? ALFREDO Yes, for a year. One day you passed before me, happy and light as air, and ever since that day, even without knowing it, I loved you - with that love which is the very breath of the universe itself - mysterious and noble, both cross and ecstasy of the heart. |
VIOLETTA Redet Ihr wahr, so fliehet mich, Freundschaft nur kann ich geben. Denn gegen Liebe sträubet sich mein ganzes heit'res Leben! Offen und frei muß bitten ich, anderen Euch zu weihen, und zu vergessen mich, zu meiden, es wird nicht schwer Euch sein. ALFREDO Liebe, die mit Wonne und sel'gem Schmerz jede Brust erreget. VIOLETTA Und zu vergessen mich, es wird nicht schwer Euch sein. GASTONE (eintretend) Was ist mit Euch? Wo bleibt Ihr? VIOLETTA Wir neckten uns... GASTONE Haha! ganz gut... Bleibt hier. (Er zieht sich zurück.) VIOLETTA Liebe... nichts mehr von ihr. Wollt' Ihr's versprechen? ALFREDO Ich muß gehorchen. Lebt wohl. |
VIOLETTA Ah, if this is true, then leave me - I offer you only friendship: I cannot love, nor can I accept so heroic a love from you. I am simple and frank. You must find another. It won't be hard, then, for you to forget me. ALFREDO Love mysterious and noble, both cross and ecstasy of the heart. VIOLETTA It won't be hard, then, for you to forget me. GASTONE (in the doorway) Well, now? What the devil are you doing? VIOLETTA We were joking. GASTONE Aha! Good! Please stay. (He withdraws.) VIOLETTA Then - no more love. Do you accept the pact? ALFREDO I obey. I shall leave you. |
VIOLETTA (nimmt eine Blume von ihrem Busen) Ihr wollt schon gehen? Nehmt diese Blume! ALFREDO Wozu? VIOLETTA Bringt sie mir wieder. ALFREDO Und wann? VIOLETTA Wenn ihre Blätter welken. ALFREDO O Himmel! Schon morgen... VIOLETTA Nun ja, schon morgen! ALFREDO (überglücklich die Blume annehmend) Ich bin so glücklich! VIOLETTA Sagt's noch einmal, Ihr liebt mich? ALFREDO (im Begriff zu gehen) O unaussprechlich lieb' ich Euch. VIOLETTA Ihr geht? |
VIOLETTA (taking a flower from her bosom) It's like that, then? Take this flower. ALFREDO Why? VIOLETTA You shall bring it back - ALFREDO When? VIOLETTA When it has withered. ALFREDO Oh Heavens! Tomorrow. VIOLETTA Good, tomorrow. ALFREDO (joyously accepting the flower) I am happy! VIOLETTA Do you still think you love me? ALFREDO (about to leave) Oh, how much I love you! VIOLETTA You are leaving? |
ALFREDO (geht auf sie zu und küßt ihre Hand) Ich scheide. VIOLETTA Addio. ALFREDO Von dir will ich nicht lassen. ALFREDO, VIOLETTA Addio, addio. (Alfredo geht hinaus. Die anderen Gäste, erhitzt vom Tanzen, treten wieder in den Salon ein.) ALLE Schon erstrahlt die Morgenröte. Und die Zeit ruft uns nach Haus. Dank Euch, holdeste der Frauen, für den festlich schönen Schmaus. Voll von Festen ist die Stadt, und im Rausch verfliegt die Zeit; nur durch Ruhe finden wir Kraft zu neuer Fröhlichkeit. (Sie gehen hinaus.) VIOLETTA (allein) 's ist seltsam! Im Herzen tönt stets seine liebe Stimme mir. Ist's ein ünglück, wahrhaft zu lieben? Was fühlst du, o zerrißne Seele? Für niemand erglühtest du - o Freude, die ich nie gekannt, wahrhaft geliebt zu werden. Ich sah den Himmel nicht, als mich der Taumel des Genusses umfangen hatte. |
ALFREDO (coming near her, kissing her hand) I am leaving. VIOLETTA Goodbye. ALFREDO I desire nothing more. ALFREDO, VIOLETTA Goodbye. Goodbye. (Alfredo goes out as the other guests return to the drawing room, flushed from dancing.) ALL Dawn is breaking in the sky and we must leave. Thank you, gentle lady, for this delightful evening. The city is filled with parties, the season of pleasure is at its height. We shall sleep now, to regain our strength for another night of joy. (They go out.) VIOLETTA (alone) How strange! How strange! His words are burned upon my heart! Would a real love be a tragedy for me? What decision are you taking, oh my soul? No man has ever made me fall in love. What joy, such as I have never known - loving, being loved! And can I scorn it for the arid nonsense of my present life? |
Er ist es, dessen wonnig Bild mir wie aus weiten Fernen, mitten im Taumel lauter Lust leuchtete gleich den Sternen. Er, der an meiner Schwelle stand, sich sorgte um mein Leben, der mich fiebern, beben macht, jetzt vor der wahren Liebe. Liebe, ach Liebe, allmächt'ges Gottesherz, das die ganze Welt beweget, Liebe, die mit Wonne und sel'gem Schmerz jede Brust erreget... O Torheit, Torheit! Eitler Wahn! Du armes Mädchen, allein, einsam und verlassen in dieser rauschenden Wüste, die sich Paris nennt, was kann ich hoffen? Was soll ich beginnen? O Freude, die ich nur im Taumel der Lust empfinde. Fröhlichkeit, ja, Fröhlichkeit. Von der Freude Blumenkränzen sei mein Leben heiter durchzogen; auf des Jubels lust'gen Wogen rauschen schnell die Tage dahin. Jeder Morgen soll als Bote neue Feste fröhlich künden. Jeder Abend soll mich finden, wo die Lust man frei genießet! ALFREDO (draußen, unter dem Balkon) Liebe, ach Liebe, allmächtiges Gottesherz!... VIOLETTA Oh... |
Ah, perhaps he is the one whom my soul, lonely in the tumult, loved to imagine in secrecy! Watchful though I never knew it, he came here while I lay sick, awakening a new fever, the fever of love, of love which is the very breath of the universe itself - Mysterious and noble, both cross and ecstasy of the heart. Folly! All is folly! This is mad delirium! A poor woman, alone, lost in this crowded desert which is known to men as Paris. What can I hope for? What should I do? Revel in the whirlpool of earthly pleasures. Revel in joy! Ah! Forever free, I must pass madly from joy to joy. My life's course shall be forever in the paths of pleasure. Whether it be dawn or dusk, I must always live. Ah! Gaily in the world's gay places, ever seeking newer joys. ALFREDO (outdoors, under the balcony) Love is the very breath... VIOLETTA Oh! |
ALFREDO ... das die ganze Welt beweget! VIOLETTA Ach, Liebe... ALFREDO Liebe, die mit Wonn' und sel'gem Schmerz jede Brust erreget, jede Brust erreget mit sel'gem Schmerz. VIOLETTA O Torheit, Torheit! O Freude, Freude. Von der Freude Blumenkränzen sei mein Leben heiter durchzogen; auf des Jubels lust'gen Wogen rauschen schnell die Tage hin. Jeder Morgen soll als Bote neue Feste fröhlich künden, jeder Abend soll mich finden, wo die Lust man frei genießet. ALFREDO Liebe, allmächtiges Gottesherz, das die Welt beweget. VIOLETTA Wo die Lust man frei genießet, dort ergreift es mich, Lust und Freude. |
ALFREDO ...of the universe itself - VIOLETTA Love. ALFREDO Mysterious and noble, both cross and ecstasy, cross and ecstasy of the heart. VIOLETTA Folly! Folly! Ah yes! From joy to joy, forever free, I must pass madly from joy to joy. My life's course shall be forever in the paths of pleasure. Whether it be dawn or dusk, I must always live. Ah! Gaily in the world's gay places, ever seeking newer joys, etc. ALFREDO Love is the very breath of the universe itself. VIOLETTA Oh! My thoughts have to seek new joys. Oh! My thoughts. My thoughts. |
Erste Szene Landgut in der Nähe von Paris. Salon. Im Hintergrund befindet sich ein Kamin zum Publikum, auf dem Kaminsims eine Uhr und darüber ein Spiegel. Auf beiden Seiten des Kamins führen Flügeltüren in den Garten. Im ersten Stockwerk zwei weitere sich gegenüber liegende Türen. Stühle, Tische, Bücher, Schreibmaterial. (Alfredo tritt in Jagdkleidung ein.) ALFREDO (Er stellt sein Gewehr ab.) Entfernt von ihr ist kein Glück für mich! Drei Monde schon entschwanden, daß meine Violetta für mich entsagte den Reizen des Lebens, den Huldigungen, die von einem Sklavenschwarme ihrer Schönheit geweihet wurden. Sie mied den Trubel. ünd nun zufrieden an diesem stillen Orte vergaß alles sie für mich. An ihrer Seite fühl ich mich neu erstehen, neu geboren, vergeß in ihrem Glück ich die Vergangenheit. Ach, ihres Auges Zauberblick strahlte mir in die Brust, und rief mein wildes Herz zurück, mein Herz zurück vom Taumel trunkner Lust. Selige Worte zu mir sie sprach: mein Leben weih ich dir! Das tönt mir ewig im Herzen nach und öffnet den Himmel mir. (Annina tritt in Reisekleidung auf.) |
Scene One A country house near Paris. A drawing room on the ground floor. in the background, facing the audience, there is a fireplace; on the mantelpiece, a clock and above it a mirror. On either side of the fireplace, French doors open on a garden. On the floor above, two other doors, facing each other. Chairs, tables, books, writing materials. (Alfredo enters in hunting clothes.) ALFREDO (putting down his shotgun) I have no joy in life when she is far away! Three months have passed since Violetta gave up for me a life of ease, luxury, love affairs and the pomp of society, where, surrounded by adoration, she enslaved all with her beauty. Now, happy in this quiet country home, she has forgotten everything for me. And here, near her, I feel like a man reborn; invigorated by the pulse of love, I have forgotten the past in the joy of being with her. The violent fire of my youthful spirits was tempered by the quiet smile of her love! Ever since the day when she said: "I want to live only for you" I seem to live in heaven, unmindful of the world. (Annina enters, dressed for travelling.) |
ALFREDO Annina, woher kommst du? ANNINA Von Paris! ALFREDO Wer schickte dich dorthin? ANNINA Meine gute Herrin. ALFREDO Warum? ANNINA Um all die Sachen zu verkaufen, die uns hier noch blieben. ALFREDO Was muß ich hören? ANNINA Zu teuer wurde uns der Aufwand hier. ALFREDO Und du verschwiegst es? ANNINA Man hat mir Schweigen befohlen. ALFREDO Befohlen? - Sag, wieviel braucht Ihr. |
ALFREDO Annina, where have you come from? ANNINA From Paris. ALFREDO Who sent you? ANNINA My mistress. ALFREDO Why? ANNINA To take the horses, the carriages, and whatever else is hers. ALFREDO What is this! ANNINA It is very expensive, living here all alone. ALFREDO What are you hiding from me? ANNINA I was sworn to silence. ALFREDO Sworn! Tell me, how much is needed? |
ANNINA Tausend Dukaten. ALFREDO Ich eile schnell nach Paris. Doch verrate nichts deiner Herrin. Das ganze wird sogleich geordnet sein. (Alfredo ab. Bald darauf tritt Violetta ein mit verschiedenen Papieren in der Hand. Sie spricht mit Annina.) VIOLETTA Wo ist Alfredo? ANNINA Er eilte eben nach Paris. VIOLETTA Kommt er zurück? ANNINA Noch vor Abend kommt er wieder. Euch sollt ich's nicht verschweigen. VIOLETTA Sehr seltsam. GIUSEPPE (reicht Violetta einen Brief.) Für Euch. VIOLETTA (nimmt ihn) Ich danke. Wenn ein Geschäftsmann nach mir fragen sollte, laßt ihn sofort herein. |
ANNINA A thousand louis. ALFREDO Go now - I shall go to Paris. Madam must know nothing of our talk. I can still take care of everything. (He leaves. Soon Violetta enters with various papers in her hand. She speaks with Annina.) VIOLETTA Alfredo? ANNINA He has just left for Paris. VIOLETTA When will he come back? ANNINA Before evening. He asked me to tell you. VIOLETTA How strange! GIUSEPPE (handing her a letter) For you. VIOLETTA (taking it) Good. In a few minutes a man is coming on business. Show him in immediately. |
(Violetta liest den Brief.) Ha, ha! Flora hat mein Versteck entdeckt. Weil sie mich zum Tanz für heute abend lädt! Sie wird vergebens warten! GIüSEPPE Ein Herr wünscht Euch zu sprechen! VIOLETTA Er ist's, auf den ich warte. (Sie bedeutet Annina ihn hereinzubitten. Giorgio Germont erscheint.) GERMONT Sie sind Fräulein Valery? VIOLETTA Die bin ich. GERMONT Sie sehen in mir den Vater Alfredos. VIOLETTA (erstaunt, bietet sie ihm einen Stuhl an.) Ihr! GERMONT Den Vater des Verblendeten, des Armen, den Ihr ruiniert. VIOLETTA (steht entrüstet auf) Mein Herr, Ihr sprecht zu einer Dame, dies ist mein Haus; erlaubt mir, daß ich Euch verlasse, zu Eurem Besten, nicht zu meinem. (im Begriff das Zimmer zu verlassen) |
(Violetta, reading the letter) Aha! Flora has found my hideaway! She has invited me to a dance this evening! She'll wait for me in vain. GIUSEPPE A gentleman to see you. VIOLETTA It must be the man I'm expecting. (She gestures for Annina to admit him. Giorgio Germont enters.) GERMONT Mademoiselle Valéry? VIOLETTA Yes. GERMONT I am Alfredo's father! VIOLETTA (Surprised, she offers him a chair.) You! GERMONT Yes, father of this reckless lad, who is rushing to his ruin because of you. VIOLETTA (rising, with resentment) I, sir, am a woman and in my own home. Now please excuse me, more for your sake than for mine. (She is on the point of going out.) |
GERMONT (Wie wohlerzogen!) ünd doch... VIOLETTA Man hat Euch falsch berichtet. GERMONT Er will Euch seine Güter schenken. VIOLETTA Bis jetzt hat er es nicht gewagt - Ich würde sie nicht nehmen. GERMONT (sich umsehend) Woher bezahlt Ihr Euren Aufwand? VIOLETTA Für alle ist dies noch geheim. Euch will ich's sagen. (Gibt ihm einige Papiere.) GERMONT (einen Blick darauf werfend) Himmel, was entdeck ich? Euern ganzen großen Besitz wollt Ihr jetzt hingeben? Eure Vergangenheit, warum beklagt ihr sie? VIOLETTA Sie ist entschwunden - Ich liebe! Gott hat, durch meine Reue, mir vergeben. GERMONT Eure Ehre ist makellos. |
GERMONT (What spirit!) And yet - VIOLETTA You have been badly advised. GERMONT He wants to give you all his possessions. VIOLETTA So far, he hasn't dared - I should refuse. GERMONT (looking about him) Such luxury - VIOLETTA This paper is a secret from everyone. But it shall not be from you. (She gives him the paper.) GERMONT (after looking at them briefly) Heavens! What is this! You wish to sell everything you own? Ah, why does your past accuse you so? VIOLETTA The past does not exist - I love Alfredo now; God wiped out my past with my repentance. GERMONT These are truly noble sentiments! |
VIOLETTA Oh wie wonnig mir Euer Wort ins Herz dringt. GERMONT Darf ich nun von Euch ein großes Opfer fordern? VIOLETTA (erhebt sich) Ach, nein, schweiget - Unmögliches würdet Ihr verlangen. Ich ahn's, ich fühl's, seht, jetzt war ich glücklich. GERMONT Der Vater Alfredos bittet Euch, er fleht um das Heil, um die Zukunft seiner beiden Kinder. VIOLETTA Seiner beiden Kinder? GERMONT Ja. Gott schenkte eine Tochter mir, mein Stolz und meine Liebe. Ein Jüngling weiht in Sehnsucht ihr sein Herz voll süßer Triebe. Doch kehret Alfredo nicht zurück, dann wird er sie verlassen, und all ihr kaum gelebtes Glück wird unerfüllt erblassen. Drum wandle, ach, zu Dornen nicht der Liebe Rosenketten, erkenne deine hohe Pflicht, der Tochter Glück zu retten. |
VIOLETTA Ah, how good to hear these words from you! GERMONT And in the name of these sentiments, I ask a sacrifice - VIOLETTA (arising) Ah, no, do not say it. Certainly you would ask some frightening thing. I knew it - I expected you - I was too happy. GERMONT Alfredo's father asks you to decide the fate of his two children. VIOLETTA His two children! GERMONT Yes. God blessed me with a daughter, like an angel in her purity; if Alfredo refuses to return to the bosom of his family, the young man in love and beloved in turn, who was soon to marry my daughter, would reject this bond on which our happiness depends. Ah, do not be the cause of love's roses changing into thorns. Do not let your heart refuse what I so fervently ask of you. No! No! |
VIOLETTA Ah, ich verstehe, nur für kurze Zeit soll Alfredo mich verlassen; auch das wird schwer, wird schmerzlich für mich sein. GERMONT Das ist nicht alles. VIOLETTA Himmel, was verlangt Ihr? Hab' ich nicht genug Euch zugestanden? GERMONT Es genügt nicht - VIOLETTA Wollt Ihr, daß ich auf immer, für alle Ewigkeit ihm soll entsagen? GERMONT Ich verlang' es. VIOLETTA Nein, niemals. Ihr kennet nicht mein Lieben, wie es glühend mich beseelt. Hab keine Freunde, keine Eltern und niemanden, der mit mir lebt. Alfredo hat mir fest geschworen, all das zu sein, was ich verlor. ünd wißt Ihr auch, daß Todesschmerzen meiner Tage Lauf bedrohen? Laßt mir ihn doch, der mich erwähltet! Trennt Alfredo nicht von mir, |
VIOLETTA Ah, I understand - I must leave Alfredo for a time. It will be painful for me - yet - GERMONT That is not what I ask. VIOLETTA Heaven, what more can you ask! I offered much! GERMONT But not enough. VIOLETTA You want me to give him up forever? GERMONT You must! VIOLETTA No - never! No, no! Can you not see what tremendous, burning love I feel for him, I, who have no friends or family among the living? Don't you know that Alfredo swore that I should find everything in him? Don't you know that my life is endangered by a terrible disease, that I have but a short time to live? To leave Alfredo forever? |
ach, wenn er mir fern sein sollte, zöge raschen Tod ich vor. GERMONT Ein schweres Opfer fordere ich, doch hört mich nochmals ruhig an. Jugend und reiche Schönheit besitzt Ihr, doch bald... VIOLETTA O sprecht nicht weiter! Wohl versteh' ich's, doch es ist unmöglich. Nur ihn kann ich lieben. GERMONT Ich glaub's Euch, doch wandelbar ist des Menschen Sinn. VIOLETTA O Himmel. GERMONT Wenn einst die Zeit den Traum der Gegenwart zerstöret, zerfließt dein Glück zu eitlem Schaum, das Herz ist wahnbetöret. Dann wird kein Balsam deinem Herzen Trost und Ruhe bringen, denn Gott würd' seinen milden Segen von eurem Bunde kehren. VIOLETTA O Gott, 's ist wahr. |
Ah, the anguish would be so cruel that I should prefer to die. GERMONT The sacrifice is great, but hear me out patiently. You are still young and beautiful - in time - VIOLETTA Ah, say nothing more. I understand - I cannot - I shall never love anyone but him. GERMONT That may well be - but men are often fickle. VIOLETTA Oh God! GERMONT Once time has staled the delights of love, tedium will follow quickly. Then what? Think - Even the deepest feelings can bring you no balm, since this bond was never blessed by heaven. VIOLETTA It's true! It's true! |
GERMONT Entsag' dem leeren Wahne, bekämpfe deine Lust. VIOLETTA 's ist wahr, so wahr. GERMONT Ich zeige dir der Tugend Bahn, die du betreten mußt. Sei du den Meinen Engel fortan von dieser Stund'! Bedenk', aus eines Vaters Mund spricht jetzt der Himmel selbst zu dir. VIOLETTA Weh der Armen, alles ist verloren. Ewige Buße - doch Hoffnung wird mir nie. Wenn Gott auch Gnade mir verleiht, die Menschen werden stets mir Richter sein. GERMONT Sei du den Meinen Engel fortan von dieser Stund'! VIOLETTA (weinend zu Germont) Sagt der Tochter, es wird gelingen, daß ihrem Glücke das Opfer ich bringe. Hab ich den Trost dann mir erworben, daß ich als Opfer für sie bin gestorben. GERMONT Weine, weine, oh armes Mädchen - Ich erkenne das Opfer, um das ich Euch bitte. Tief in der Seele fühl' ich Euch leiden, doch Euer Herz wird Sieger bleiben. |
GERMONT Ah, then lay aside this beguiling dream. VIOLETTA It's true! It's true! GERMONT Be rather the consoling angel of my family. Violetta. Think - You still have time. Young lady, it is God who inspires these words on a father's lips. VIOLETTA All hope of rising again is forever gone. For the wretched woman who erred one day! Even if God grants her mercy charitably Man will always be implacable. GERMONT Be rather the consoling angel of my family. VIOLETTA (then, to Germont as she weeps) Oh, tell your daughter, so lovely and pure, that a poor and wretched woman, who has but one precious thing in life - will sacrifice it for her - and then will die! GERMONT Weep, weep, poor girl. I see now that the sacrifice I asked could not be greater. Within my heart I feel what you must suffer; be brave, your noble heart will conquer all. |
VIOLETTA Sagt der Tochter, es wird gelingen, daß ihrem Glücke das Opfer ich bringe. Hab ich den Trost dann mir erworben, daß ich als Opfer für sie bin gestorben. GERMONT O ich erkenne, ich würdige das Opfer, um das ich Euch bitte. Tief in der Seele fühl ich Euer Leiden, doch Euer Herz wird Sieger bleiben. Weine, armes Kind! VIOLETTA Doch wie kann's geschehen? GERMONT Gebt vor, ihn nicht mehr zu lieben. VIOLETTA Er wird's nicht glauben. GERMONT Entfliehet. VIOLETTA Dann wird er folgen. GERMONT Was nun? VIOLETTA Wie eine Tochter laßt mich Trost und Stärke gewinnen. (Sie umarmen sich.) |
VIOLETTA Tell your daughter, so lovely and pure, that a poor and wretched woman, who has but one precious thing in life - will sacrifice it for her - and then will die! GERMONT I see now that the sacrifice I asked could not be greater, within my heart I feel what you must suffer, be brave, your noble heart will conquer all. Weep, poor girl. VIOLETTA Tell me what I must do. GERMONT Tell him you don't love him. VIOLETTA He won't believe me. GERMONT Go away, then. VIOLETTA He will follow me. GERMONT Then - VIOLETTA Embrace me as if I were your daughter - it will give me strength. (They embrace.) |
Nach kurzer Zeit kommt er zurück zu Euch. (nach dem Garten hinzeigend) Seid Tröster ihm, dem Armen, und verlaßt ihn nicht. (Violetta setzt sich um zu schreiben.) GERMONT Was werdet Ihr tun? VIOLETTA O dringt nicht weiter in mich. GERMONT Edles Mädchen! Könnt ich dir nur helfen. O edles Mädchen! VIOLETTA (geht zu ihm hin) Ich sterbe! Doch lasset nicht im Zorne ihn fluchend mein gedenken. Er möge der Erinnerung des Mitleids Tränen schenken. GERMONT Nein Edle, du wirst leben, dem Frohsinn sollst du dich ergeben. Und möge der gütige Himmel Euch eines Tages die Tränen vergelten. VIOLETTA Ich kenne das Opfer, daß ich meiner Liebe gebracht. Einst wird der letzte Hauch meiner Brust sein Name nur sein. |
Soon he will be yours again, but desperately sad. (pointing to the garden) Out there you will hurry to comfort him. (Violetta sits down to write.) GERMONT What is it? VIOLETTA If I told you, you would oppose my wish. GERMONT Generous woman! What can I do for you? Generous woman! VIOLETTA (returning near him) I shall die! Let him not curse my memory; when I am dead, let someone tell him of my suffering. GERMONT No, generous woman, you must live, and live in happiness. Heaven one day will recompense these tears. VIOLETTA Let him know the sacrifice which I made for love - for the very last breath of life will be for him alone. |
GERMONT Euch wird des Opfers hoher Wert mit Eurem Schmerz versöhnen. Mit dem, auf das Ihr nun verzichtet, wird Euch die Zukunft krönen. VIOLETTA Ich kenne das Opfer, das ich meiner Liebe gebracht. Einst wird der letzte Hauch meiner Brust sein Name nur sein. GERMONT Die Zukunft wird Euch krönen, mit dem, auf das Ihr nun verzichtet. Die Zukunft wird Euch krönen. Euch wird des Opfers hoher Wert mit Eurem Schmerz versöhnen. Mit dem, auf das Ihr nun verzichtet, wird Euch die Zukunft krönen. VIOLETTA Man kommt! Entfernt Euch! GERMONT Ich bin Euch von Herzen dankbar. VIOLETTA Entfernt Euch! Wir werden uns nie wiedersehen. (Sie umarmen sich.) VIOLETTA, GERMONT Lebt wohl! |
GERMONT And your heart's sacrifice will be rewarded. Then your heart will be proud of so noble an act. Yes, yes, yes - VIOLETTA Let him know the sacrifice which I made for love - For the very last breath of life will be for him alone. GERMONT Of so noble an act then your heart will be proud of so noble an act. And your heart's sacrifice will be rewarded. Then your heart will be proud of so noble an act. VIOLETTA Someone is coming...you must leave. GERMONT Oh, how grateful I am to you! VIOLETTA Leave me. We may never see each other again. (They embrace.) VIOLETTA, GERMONT May you be happy. |
VIOLETTA Addio! GERMONT Addio! VIOLETTA Ich kenne das Opfer... GERMONT Ja... VIOLETTA Das ich meiner Liebe gebracht - Der letzte Seufzer meiner Brust... Addio! GERMONT Addio! VIOLETTA Der letzte Seufzer meiner Brust... Addio! VIOLETTA, GERMONT Lebt wohl! Addio! (Germont geht zur Gartentür hinaus.) VIOLETTA O Himmel, sei mir gnädig! (Sie setzt sich hin, schreibt und läutet nach dem Diener. Annina tritt ein.) ANNINA Ihr verlangtet nach mir? |
VIOLETTA Goodbye! GERMONT Goodbye! VIOLETTA Let him know the sacrifice... GERMONT Yes. VIOLETTA ...which I made for love... ...for the very last breath of life. Goodbye! GERMONT Goodbye! VIOLETTA ...for the very last breath of life. Goodbye! VIOLETTA, GERMONT May you be happy...goodbye! (Germont goes out through the garden door.) VIOLETTA Give me strength, oh Heaven! (She sits down and writes, then rings for the servant. Annina enters.) ANNINA You rang for me? |
VIOLETTA Ja, du selbst sollst dieses Blatt überbringen. (Sie liest die Adresse und schaut mit Erstaunen auf.) Sei schweigsam und beeile dich. (Annina ab.) Und nun schreibe ich an ihn. Was sag ich ihm? Den Mut, woher ihn nehmen? (Sie schreibt und versiegelt den Brief.) ALFREDO (tritt ein) Was machst du dort? VIOLETTA (den Brief verbergend) Nichts. ALFREDO Schriebst du? VIOLETTA Ja... Nein... ALFREDO Du bebst! An wen schriebst du? VIOLETTA An dich. ALFREDO Gib mir das Blatt! VIOLETTA Nein, jetzt nicht. ALFREDO Vergib mir, verzeihe meinen Unmut. |
VIOLETTA Yes, please deliver this letter yourself. (Annina reads the address, then looks up in surprise.) Silence - go immediately. (Annina goes out.) And now to write to him. What can I say? Who will give me courage? (She writes, then seals the letter.) ALFREDO (entering) What are you doing? VIOLETTA (concealing the letter) Nothing. ALFREDO You were writing? VIOLETTA Yes - no - ALFREDO But what confusion! To whom were you writing? VIOLETTA To you - ALFREDO Give me the letter. VIOLETTA No, not now. ALFREDO Forgive me - I am concerned about - |
VIOLETTA Was hast du? ALFREDO Mein Vater ist hier. VIOLETTA Warst du bei ihm? ALFREDO Nein, strenge Worte künden ihn an. Doch ich erwart' ihn! Er wird dich lieben. VIOLETTA Er darf mich hier nicht finden, laßt mich entfliehen - besänftige ihn. Zu seinen Füßen werd' ich mich werfen - Dann kann er uns nie wieder trennen - Wir werden glücklich sein. Du liebst mich doch, Alfredo, nicht wahr? ALFREDO Unendlich! Warum weinst du? VIOLETTA Die Tränen kamen mir. Jetzt bin ich ruhig. Siehst du, ich lächle, ich bin ruhig. Dort unter Blumen werd' ich dir nah sein. Dich liebe ich, Alfredo, aus ganzer Seele. Leb wohl! (Sie geht in den Garten.) ALFREDO In treuer Liebe schlägt nur mir dies Herz. |
VIOLETTA What has happened? ALFREDO My father was here. VIOLETTA Did you see him? ALFREDO Ah, no. He left a stern letter for me. But I'm expecting him. He'll love you at first sight. VIOLETTA He must not find me here. Let me go away - you calm him - I'll throw myself at his feet - then he'll not want to separate us. We shall be happy - because you love me, you love me Alfredo, you love me, don't you? ALFREDO So much! Why are you weeping? VIOLETTA I needed tears - now I feel better - See? I am smiling at you - see? I shall always be here, near you, among the flowers. Love me, Alfredo, love me as much as I love you. Goodbye! (She runs out into the garden.) ALFREDO Ah, this dear one lives only for my love! |
(Er setzt sich, nimmt ein Buch und liest einen Augenblick. Dann steht er auf und geht zur Uhr auf dem Kaminsims.) Es ist spät; werd' ich heute wohl den Vater noch sehen? GIUSEPPE (tritt bestürzt ein) Die Herrin ist eilig abgefahren. Ein wagen wartete, und schnell eilt sie jetzt nach Paris. Vor ihr verließ Annina das Haus. ALFREDO Ich weiß, beruhige Dich. GIüSEPPE (Was sagt er da?) ALFREDO Mir will sie ihr Letztes opfern, deshalb wohl enteilte sie. Doch Annina wollte es nicht eingestehen. KOMMISSIONÄR Seid Ihr Herr Germont? ALFREDO Ich bin's. KOMMISSIONÄR Eine Dame in einem Wagen gab mir, nicht weit von hier, dieses Schreiben. (Er gibt Alfredo den Brief, der ihn mit einem Trinkgeld belohnt.) |
(He sits down, reads a book for a moment. Then he stands up and goes to look at the clock on the mantel.) It is late: perhaps today my father will not come. GIUSEPPE (entering in haste) Madam has left. A carriage was waiting for her; they are on their way to Paris already. Annina left too, before Madam. ALFREDO I know it - be calm. GIUSEPPE (What does that mean?) ALFREDO Perhaps she has gone to hasten the loss of all she owns. But Annina will prevent that. MESSENGER Signor Germont? ALFREDO I am he. MESSENGER A lady in a carriage, not far down the road, gave me this letter. (He gives the letter to Alfredo, who tips him.) |
ALFREDO Von Violetta! Doch warum so verborgen? Vielleicht soll ich ihr schleunigst folgen - Ich zittere! O Himmel! Doch Mut jetzt! (Er öffnet den Brief.) „Mein Alfredo, wenn du diese Zeilen empfängst..." (Erschreit auf:) Ah! (Germont tritt vom Garten herein. Sich umdrehend sieht er seinen Vater und wirft sich in seine Arme.) Ah, mein Vater! GERMONT Mein Sohn! O wie du leidest! Trockne deine Tränen kehr' zum Vater und den Freunden zurück. (Verzweifelt setzt sich Alfredo an den Tisch und stützt den Kopf in die Hände.) Hat dein heimatliches Land keinen Reiz für deinen Sinn? Wer zerriß das schöne Band, das dich zog zur Heimat hin? Schwebt nicht deiner Jugend Bild durch den Traum in stiller Nacht? Hast du niemals dankerfüllt an das Vaterhaus gedacht? O folge mir! Ach du weißt nicht, wie mein Herz voller Qualen, seit du fort. Meine Nahrung war der Schmerz, Trüb' erschien mir jeder Ort! Doch kehrst du jetzt mir zurück an die treue Vaterbrust, dann wird uns allen Glück, neues Leben, neue Lust. |
ALFREDO From Violetta! Why am I so upset? Perhaps she wants me to join her - I am trembling. Oh, Heaven! Courage! (He opens the letter and reads:) "Alfredo, by the time you receive this letter -" (thunderstruck, he cries out:) Ah! (Turning, he sees his father, and throws himself into his arms.) Father! GERMONT My son! Oh, how you are suffering! Ah, dry your tears - be once again your father's pride. (In despair, Alfredo sits down at the table, his head in his hands.) The sea, the hills of Provence, who effaced them from your heart? What destiny took you away from the sunny land of your birth? Oh, remember in your sorrow what joy warmed you there; and that only there can your soul find peace again. God brought me here! Ah! You cannot know how your old father has suffered. With you away his house is clouded with sorrow. But at last I have found you, if my hope has not been in vain. If the voice of honour is not wholly stilled in you. But I have found you again. |
Erhöre mich! Kein Wort zu deinem Vater? ALFREDO (Plötzlich sieht er Floras Brief auf dem Tische und ruft aus:) Sie ist dort auf dem Feste. Ich will mich an ihr rächen. GERMONT Was sagst du? Hör' mich an! (Alfredo läuft aus dem Haus gefolgt von seinem Vater.) |
God has answered my prayer! Don't you return your father's love? ALFREDO (Suddenly he sees Flora's letter on the table and exclaims:) Ah! She is at the party! Let me fly to take revenge for this offence. GERMONT What are you saying? Stop! (Alfredo runs out of the house, followed by his father.) |
Zweite Szene Saal in Floras Palais. Reich möbliert und hell erleuchtet. Eine Tür im Hintergrund, weitere auf jeder Seite. Rechts im Vordergrund ein Spieltisch mit Zubehör; links ein herrschaftlicher Tisch mit Blumen und Erfrischungen; in der Nähe ein Sofa und Stühle. (Flora, der Marquis und Dr. Grenvil treten ein. Ebenso andere Gäste, sich unterhaltend.) FLORA Scherze sollen uns die Nacht vertreiben, wir verdanken sie dem Grafen. Auch Violetta und Alfredo sind eingeladen. MARQUIS Wißt Ihr das Neueste schon? Violetta und Germont sind entzwei. |
Scene Two A salon in Flora's home, richly furnished and brightly lighted. A door to the rear, others on either side. To the right, somewhat to the foreground, a gaming table with equipment for play; left, an elaborate table with flowers and refreshments; nearby, sofa and chairs. (Flora, the Marquis and Dr.Grenvil enter with other guests - all chatting.) FLORA Later we shall be entertained by masks: the Viscount is in charge. I've invited Violetta and Alfredo. MARQUIS Haven't you heard the news? Violetta and Germont have separated. |
DOKTOR, FLORA Sollte es wahr sein? MARQUIS Sie wird mit dem Baron erscheinen. DOKTOR Gestern sah ich sie, sie schien glücklich. (Man hört Gelächter.) FLORA Schweigt! Hört Ihr's? FLORA, DOKTOR, MARQUIS Die Freunde nahen schon. (Gäste, in den Masken von Zigeunern.) ZIGEUNERINNEN Wir sind Zigeunermädchen aus fernem, heißem Land; wir lesen aus der Hand der Zukunft dunkles Wort. Die Sterne, unsre Zeichen, vertrau'n uns alles an. Wir sprechen unsern Bann, husch, sind wir wieder fort. Laßt seh'n die Hand - I. CHOR (lesen Flora aus der Hand) Ihr seid, Signora, von Rivalinnen umgeben. II. CHOR (lesen dem Marquis aus der Hand) Und Ihr, Marquis, seid nicht der Treue höchstes Ideal. |
DOCTOR, FLORA Have they really? MARQUIS She is coming with the Baron. DOCTOR I saw them only yesterday - they looked happy. (The sound of laughing voices is heard.) FLORA Silence - do you hear? FLORA, DOCTOR, MARQUIS Our friends are coming. (Ladies disguised as gypsies enter.) GYPSIES We are gypsies. come from afar; the fortunes of all we can read in their hands. When we call upon the stars, nothing is hidden from us, and we can tell you all what the future holds in store. Let us see - CHORUS I (examining Flora's palm) You, Madam, have many rivals. CHORUS II (examining the Marquis's palm) Marquis, you are scarcely a model of fidelity. |
FLORA (zum Marquis) Was muß vom Schicksal ich erfahren? Das fordert harte Strafe. MARQUIS Ihr glaubt dem dummen Spaß? Zu Unrecht verklagen sie mich. FLORA Der Fuchs vergißt das Stehlen nicht, viel eher läßt er seine Haut. Marquis, wer Euren Worten glaubt, der ist schon hintergangen. ALLE So deckt mit einem milden Schleier des Vergessens alles Vergangene; das Geschehene laßt in Ruh, und die Zukunft haltet immer wert. (Gastone und andere in der Maske von spanischen Stierkämpfern und Piccadoren erscheinen.) GASTONE, STIERKÄMPFER Von Madrid sind wir gekommen, in Paris das weltberühmte Fest zu feiern, das dem Stiere zu Ehren wird gegeben. Mit der Liebe sind auch wir vertraut; wollt Ihr unser Können erproben? Zu Diensten stehen wir Euch allen. ANDERE Ja, Ihr Helden, erzählt; mit Vergnügen werden wir Euch hören. |
FLORA (to the Marquis) So you still play the gallant? Fine - I'll make you pay for this. MARQUIS What the devil are you thinking? It's a bare-faced lie. FLORA The fox may lose his brush, but never abandons his rascality. Take care, my dear Marquis, or you'll be sorry, I swear. ALL Come, come, whatever's happened shall be veiled by the past; what's been has been, think only of what's to be. (Flora and the Marquis shake hands. Now from the right, Gastone and other men, dressed as Spanish matadors and picadors, enter.) GASTONE, MATADORS We're matadors, from Madrid, the champions of the bullring. We've just arrived to join in the fun of carnival time in Paris; if you'll hear our story to the end, you'll know what great lovers we are. THE OTHERS Yes, yes, good! Tell us, tell us: we'll hear your story with pleasure. |
GASTONE, STIERKÄMPFER Nun, so höret. 's war Piquill ein munt'rer Fechter von Biscaya, vielbekannt; stark sein Arm, sein Mut nicht schlechter, Meister war er überall. Liebt ein andalusisch Mädchen, schön wie Sonne, stolz gesinnt; allbegehrt in ihrem Städtchen. Sprach zu ihm das holde Kind: „Kannst fünf Stiere du erlegen mir in einem einz'gen Tag, komm ich willig dir entgegen, wie es dir gefallen mag." „Wohl, ich bringe dir die Stiere." Und zum Kampfplatz zog er fort; fünf der allerstärksten Tiere fällte seine Lanze dort. ANDERE Bravo, bravo, mut'ger Fechter, solche Tat ziemt Helden nur; sie beweist die Liebe echter als des Wortes leerer Schwur. GASTONE, STIERKÄMPFER Mit des Sieges Lorbeerkrone hoch geschmückt zog er zurück, und empfing von ihr zum Lohne der ersehnten Liebe Glück. ANDERE Leicht ist's so, nach Fechter Weise um die stolzen Herzen frei'n. |
GASTONE, MATADORS Listen, then. Piquillo is a strapping young man. A matador from Biscay: strong of arm and fierce of eye, he is the lord of the bullring. He fell for an Andalusian lass, madly in love fell he; but the stubborn little miss answered him this way: "Five bulls in a single day - I'll see you kill them all; and if you win, when you return, my heart and hand are yours." "Yes, yes." said he, and off he went, to the bullring straight away; five bulls our conquering hero met, and killed them all that day. THE OTHERS Bravo, bravo, this matador - he showed himself such a champion, and, in so doing, he proved his love! GASTONE and MATADORS Then, amidst the applause, he went back to his love, and there received the longed-for prize, wrapped in his sweetheart's arms. THE OTHERS It is with tests like this that matadors sweep lovely women off their feet! |
GASTONE, STIERKÄMPFER Hier sind Herzen weicher; leise zieht die Schmeichelei hier ein. ALLE Laßt uns auch den Kampf beginnen, fröhlich winkt uns die Arena; laßt uns auch als Fechter lieben auf dem glatten Parkett des Spieles. (Die Männer demaskieren sich. Manche gehen umher, während andere sich zum Spiel vorbereiten. Alfredo tritt ein.) ALLE Ihr, Alfredo! ALFREDO Ja, Ihr Freunde. FLORA Und Violetta? ALFREDO Ich weiß es nicht. ALLE Das ist unbefangen! Bravo! Auf, wir gehen jetzt zum Spiele. (Gastone mischt die Karten. Alfredo und die anderen machen ihre Einsätze. Violetta tritt am Arme des Barons ein.) FLORA Ich freue mich, daß du kommst. |
GASTONE and MATADORS But here the thing is simpler; it's enough for us if we can frolic. ALL Yes, with carefree gaiety. Now first let's try the humour of Fortune; we'll open the ring to the dauntless gamblers. (The men unmask. Some of them walk about, talking together, while the others prepare to play. Alfredo enters.) ALL Alfredo! You! ALFREDO Yes my friends - FLORA Violetta? ALFREDO I don't know where she is. ALL How nonchalant! Bravo! Come, now we can play. (Gastone cuts the cards. Alfredo and others place their bets. Violetta enters, escorted by the Baron. Flora goes forward to meet her.) FLORA I am so glad you have come. |
VIOLETTA Du hattest mich freundlich geladen. FLORA Herzlichen Dank Euch, Baron, daß Ihr mir das Glück vergönnt. BARON Alfredo ist hier! Seht Ihr ihn? VIOLETTA Himmel, es ist wahr, ich seh' ihn! BARON Auch nicht ein einz'ges Wörtchen dürft Ihr an Alfredo richten. Nicht ein Wörtchen, nicht ein einz'ges. VIOLETTA Warum kam ich Unglücksel'ge her! Gnade, Gott, erbarm dich meiner. FLORA (zu Violetta, als sie sie auffordert, sich neben sie zu setzen) Setz dich zu mir und erzähle. Was gibt es Neues? (Dr. Grenvil nähert sich den beiden Damen, die leise miteinander sprechen. Der Marquis verbleibt seitlich mit dem Baron. Gastone gibt die Karten aus, während Alfredo und die anderen ihre Einsätze machen. Weitere Gäste gehen im Raum umher.) |
VIOLETTA I couldn't refuse your kind invitation. FLORA I am grateful to you, too, Baron, for coming. BARON Germont is here! Do you see him! VIOLETTA Heaven! It's true. I see him. BARON You will not say one word to this Alfredo - not one word, not one word! VIOLETTA (Ah, why was I so rash as to come! Mercy, oh God!) FLORA (to Violetta, as she invites her to sit next to her on the sofa) Sit here with me, tell me - what is this I see? (Dr. Grenvil approaches the two women, who are talking together in a low voice. The Marquis remains to one side with the Baron. Gastone deals the cards while Alfredo and various others bet. Still other guests are talking slowly here and there about the room.) |
ALFREDO Ein Vierer! GASTONE Schon wieder gewonnen. ALFREDO Unglück in der Liebe bringt stets Euch Glück im Spiel. (Er setzt und gewinnt wieder.) ALLE Und immer bleibt er Sieger. ALFREDO Ich werde stets gewinnen und ganz mit Gold beladen zum seligen Vergnügen nach Hause kehren. FLORA Allein? ALFREDO Nein, mit meiner früheren Geliebten, die mir dann entfloh. VIOLETTA O Himmel! GASTONE (zu Alfredo, auf Violetta zeigend) Schont sie doch! BARON (zu Alfredo, kaum seinen Zorn verhehlend) Mein Herr! |
ALFREDO A four! GASTONE You win again! ALFREDO Unlucky in love means luck at cards. (He places his bet and wins again.) ALL He wins every time! ALFREDO Oh, tonight I shall win. And with the gold I shall return happily to the country. FLORA Alone? ALFREDO No, no, with one who was with me, but ran away - VIOLETTA Oh, God! GASTONE (to Alfredo, indicating Violetta) Take pity on her! BARON (to Alfredo, making a bad job of restraining his anger) Sir! |
VIOLETTA (zum Baron) Mäßigt Euch, sonst geh' ich. ALFREDO Baron, Ihr rieft mich? BARON Ihr spielt mit soviel Glück, daß ihr mich zum Spiel verleitet. ALFREDO (ironisch) Gut, der Kampf beginne! VIOLETTA Was hör' ich? Laßt mich sterben. Hab' Mitleid, großer Gott, mit mir! BARON (setzend) Hundert setz' ich auf diese. ALFREDO (setzend) Und ich auf diese hundert. GASTONE Ein As, ein Bube, er hat gewonnen. BARON Ich verdoppele. ALFREDO Ich halte mit. GASTONE (gebend) Ein Vierer, ein Siebener! |
VIOLETTA (to the Baron) Restrain yourself, or I shall leave you. ALFREDO Baron, you called me? BARON Your luck is so good I'm tempted to play. ALFREDO (ironically) Yes? I accept your challenge. VIOLETTA What will happen? I shall die! Take pity, dear God, take pity on me! BARON (betting) A hundred louis on the right. ALFREDO (betting) On the left - a hundred. GASTONE Ace - jack - you win! BARON Double? ALFREDO Good - double. GASTONE (dealing) Four - seven. |
ALLE Schon wieder gewonnen. ALFREDO Auf meinen Sieg. CHOR Bravo dem Sieger. Das Schicksal ist Alfredo wohlgesonnen. FLORA Die Kosten dieses Spiels hat, fürcht' ich, der Baron allein zu tragen. ALFREDO So fahret fort. EIN DIENER Das Mahl ist zubereitet. FLORA Kommt, gehen wir. CHOR (zur Tafel gehend) Gehen wir. VIOLETTA (Was hör' ich? Laßt mich sterben. Hab' Mitleid, großer Gott, mit mir!) ALFREDO (zum Baron) Wollt Ihr das Spiel jetzt weiterführen? BARON Für jetzt bin ich verhindert; später fordere ich von Euch Revanche! |
ALL Again! ALFREDO The victory is mine after all! CHORUS Bravo! Really, luck is on Alfredo's side! FLORA The Baron has paid for the holiday, I see. ALFREDO Continue if you wish. A SERVANT Dinner is served. FLORA Let us go. CHORUS (moving towards the table) Let us go. VIOLETTA (What will happen? I shall die? Take pity, dear God, take pity on me!) ALFREDO (aside, to the Baron) If you wish to continue - BARON We cannot, for the moment; we'll play again, later. |
ALFREDO In jedem Spiel, das Ihr wünscht. BARON Ich folge den Freunden; später... ALFREDO Zu Diensten steh' ich immer - BARON So kommt! - (Alle gehen zur Mitteltür hinaus. Für einen Augenblick ist die Bühne leer. Violetta kommt zurück, unglücklich.) VIOLETTA Ich gab ihm ein Zeichen mir zu folgen, wird er kommen? Wird er mich hören? Er kommt gewiß, nur möge nicht sein Haß so furchtbar meine Stimme übertönen. ALFREDO Ihr befahlt mir? Was verlangt Ihr? VIOLETTA Daß Ihr diesen Ort verlaßt, denn Gefahren drohen Euch. ALFREDO Ich verstehe. Das ist herrlich, für so feig' haltet Ihr mich? VIOLETTA Nein, das nicht - ALFREDO Nun, was sonst? |
ALFREDO At any game you like. BARON Let us follow our friends; later - ALFREDO As you wish - let's go. BARON Let's go. (All go out through the centre door; for a moment the scene is deserted. Then Violetta returns, distressed.) VIOLETTA I invited him to follow me. Will he come? Will he listen to me? He will come, for his bitter hatred will bring him, if not my voice. ALFREDO You called me? What do you want? VIOLETTA Please leave here at once. You are in danger - ALFREDO Ah, I understand! Enough - do you think I am such a coward? VIOLETTA Ah, no, no, never - ALFREDO What are you afraid of? |
VIOLETTA Ich fürchte mich vor dem Baron. ALFREDO Wir hassen uns auf Tod und Leben. Und fällt er einst durch meine Hand, so raubt ein einziger Streich Euch mit dem Geliebten den Beschützer. Das ist es, was Ihr fürchtet? VIOLETTA Doch wenn Ihr unterliegt? Das ist das Unglück, das ich fürchte, das allein mich zittern macht! ALFREDO Mein Tod, was geht er Euch denn an? VIOLETTA Fliehet schnell von hier! ALFREDO Ich gehe, doch zuvor noch schwöre mir, daß du mir folgen wirst, wohin ich immer gehen werde. VIOLETTA Nein, niemals! ALFREDO Nein, niemals? VIOLETTA Geh', Unglücklicher. Vergiß meinen verrufenen Namen. |
VIOLETTA I am afraid of the Baron. ALFREDO There is bad blood between us - if he falls into my hands, a single blow will take away your lover and your protector. Would such a misfortune frighten you? VIOLETTA But if he should kill you? That is the only misfortune which I fear - for it would kill me too! ALFREDO My death! What do you care? VIOLETTA Ah, leave, leave this minute! ALFREDO I shall leave, but first swear that you will follow me wherever I go. VIOLETTA Ah, no, never. ALFREDO No! Never? VIOLETTA Go wretched man! Forget a name which is dishonoured. |
Geh', lasse mich allein, dich auf ewig zu fliehen tat ich einen heil'gen Schwur. ALFREDO Wem schwurst du? Sag wem! VIOLETTA Dem, der's von mir zu fordern hatte. ALFREDO Also, Douphol! VIOLETTA Ja. ALFREDO Und du liebst ihn? VIOLETTA Ihr seht's - ich lieb' ihn - ALFREDO (eilt zornig zur Tür und ruft:) Ihr Freunde, hört mich! (Alle Gäste kommen verstört in den Salon zurück.) ALLE Ihr habt gerufen? Was wünscht Ihr? ALFREDO (zeigt auf Violetta, die gedemütigt an einem Tisch lehnt) Kennt Ihr dieses Mädchen dort? ALLE Wen? Violetta? |
Go - leave me this instant - I took a sacred oath to leave you. ALFREDO But who - who could ask it of you? VIOLETTA Someone who had full right. ALFREDO Was it Douphol? VIOLETTA Yes. ALFREDO You love him, then? VIOLETTA Well - I love him, yes. ALFREDO (In a blind fury he runs to the door and calls out.) Everyone - come here! (All the guests, bewildered, return to the salon.) ALL You called us? What do you want? ALFREDO (pointing to Violetta, who is leaning against the table in utter humiliation) You know this woman? ALL Who? Violetta? |
ALFREDO Noch wißt Ihr nicht, was sie mir antat. VIOLETTA O schweige. ALLE Nein. ALFREDO Alles, was diese Frau besaß, gab sie für meine Liebe hin. Ich Feiger, Blinder, Elender nahm's um mein Herz zu stillen. Noch ist es Zeit genug! Ich werde frei sein von den Banden. Ihr seid Zeugen, daß ich zurückgezahlt, was ich ihr je geschuldet. (Mit zorniger Verachtung schleudert er eine Geldbörse vor Violettas Füße. Violetta fällt in Ohnmacht. Bei seinen letzten Worten tritt sein Vater ein.) ALLE Schändliche Tat, die du begangen! Ein armes Herz hast du so gebrochen. Du frecher Beleid'ger der Frauen, entferne dich, nur Schrecken erregst du! Geh, geh, nur Schrecken erregst du! Du frecher Beleid'ger der Frauen, usw. GERMONT Verachtung trifft den der sich vergißt, den, der im Zorne ein Weib beleidigt. |
ALFREDO You don't know what she has done? VIOLETTA Ah, be silent. ALL No. ALFREDO This woman was about to lose all she owns for love of me; while I, blinded, vile, wretched, was capable of accepting everything. But there is still time! I wish to cleanse myself of such a stain. I have called you here as witnesses that I have paid her all I owe. (With furious contempt, he throws a purse down at Violetta's feet. Violetta faints in the arms of Flora. As Alfredo is speaking the last few words, his father enters.) ALL Oh, what a terrible thing you have done! You have killed a sensitive heart! Ignoble man, to insult a woman so, leave this house at once, you fill us with horror! Go, go, you fill us with horror! Ignoble man, to insult a woman, etc. GERMONT Whoever, even in anger, offends a woman exposes himself to the contempt of all. |
Mein Sohn? Ich kenne dich nicht mehr. Du bist nicht mehr mein Alfredo. ALFREDO O Gott, was tat ich! Wut und Verzweiflung verschmähter Liebe zerrissen das Herz mir. Kann Verzeihung mir wohl noch werden? Nein, niemals! Sie wollt ich fliehen, doch konnt's nicht! Nur meine große Wut trieb mich hierher. Da ich nun fühle, was ich verbrochen, faßt mich der Reue Schmerz. ALLE (zu Violetta) O wie du leidest! Doch faß ein Herz, ein jeder leidet mit dir hier den Schmerz. Einzig von Freunden bist du umgeben. Laß Tränen nicht verbittern dein Leben. GERMONT (zu sich selbst) Ich unter allen allein nur, ich weiß, wie sie ihn liebet, so treu und so heiß. Welch edler Tugend ihr Herz ist fähig, doch das Schicksal heißt mich schweigen. BARON (leise zu Alfredo) Diese Kränkung, die sie erduldet, ihr armes Herz hat dies nicht verschuldet! Wahrlich, ich werde die Arme rächen, für immer brechen den Stolz in Euch. ALFREDO (beiseite) O Himmel, was tat ich? usw. Ach, niemals kann Verzeihung mir werden. |
Where is my son? I cannot find him, for in you I no longer see Alfredo. ALFREDO Ah, yes - what have I done? I am horrified. Maddening jealousy, disillusioned love torture my heart - I have lost my reason. She can never forgive me now, I tried to flee from her - I couldn't! I came here, spurred on by anger! Now that I have vented my fury, I am sick with remorse - oh, wretched man! ALL (to Violetta) Ah, how you suffer! But take heart, here, each of us suffers for your sorrow; you are here among dear friends; dry the tears which bathe your face. GERMONT (to himself) I alone among these people know what virtue there is in this poor woman's heart. I know she loves him, is faithful to him, and yet I must keep a pitiless silence! BARON (in a low voice, to Alfredo) The atrocious insult to this woman has shocked us all, but such an outrage shall not go unavenged. I will show you that I am well able to break your pride. ALFREDO (to himself) Alas, what have I done, etc. I am horrified she can never forgive me now. |
VIOLETTA (kommt zu sich) Alfredo, du weißt nicht, wie ich dich liebe! Kennst nicht des Herzens mächt'ge Triebe; wenn du auch fluchest, nicht um Gewinn gab meine Liebe ich dir hin. ALLE (zu Violetta) O wie du leidest! Doch faß ein Herz! ALFREDO O Himmel, was tat ich? VIOLETTA Die Stunde wird einst erscheinen, wo du um mich noch wirst Tränen weinen, wo du erkennen wirst, was ich dir war, dann vor Verzweiflung dich Gott bewahr'. ALFREDO O Himmel, was tat ich? BARON Ich werde die Arme rächen, für immer brechen den Stolz in Euch. GERMONT Welcher Tugend ihr Herz ist fähig, doch das Schicksal heißt mich schweigen. ALLE O wie du leidest! Doch faß ein Herz! usw. (Germont führt seinen Sohn hinaus, der Baron folgt ihm. Flora und der Doktor begleiten Violetta auf ihr Zimmer. Die anderen gehen hinaus.) |
VIOLETTA (regaining consciousness) Alfredo, Alfredo you cannot understand fully the love I have in my heart; you do not know that even at the risk of your disdain I have put it to the test! ALL (to Violetta) How you suffer! But take heart! ALFREDO Alas, what have I done? I am horrified! VIOLETTA But the day will come when you will know - You will admit how much I loved you. May God save you, then, from remorse, I shall be dead, but I shall love you still. ALFREDO Alas, what have I done? I am horrified! BARON I will show you that I am well able to break your pride. GERMONT I know she loves him, is faithful to him, and yet I must keep a pitiless silence! ALL How you suffer! Take heart! etc. (Germont leads his son away with him; the Baron follows him. Flora and the Doctor accompany Violetta to her room. The others go out.) |
VORSPIEL Violettas Schlafzimmer. Im Hintergrund ein Bett mit halb geschlossenen Vorhängen; ein Fenster mit Innenläden: neben dem Bett ein niedriger Tisch mit einer Wasserflasche, einem Glas, verschiedener Medizin. Im Vordergrund ein Toilettentisch, in der Nähe ein Sofa, ein weiterer Tisch mit einem Nachtlicht, mehrere Stühle und andere Dinge. Die Tür ist zur Linken, ihr gegenüber ein Kamin, in dem ein niedriges Feuer brennt. (Violetta liegt schlafend im Bett. Annina, die in einem Stuhl am Kamin sitzt, ist eingenickt.) VIOLETTA Annina! ANNINA Was wünscht Ihr? VIOLETTA Hast du geschlummert, Ärmste? ANNINA Ja, vergebt mir. VIOLETTA Einen Tropfen Wasser. (Annina gibt es ihr.) Sag mir, wie spät ist es? |
PRELUDE Violetta's bedroom. Upstage, a bed with half-drawn curtains; a window with inside shutters; next to the bed a low table with a water-bottle, a glass, various medicines. Downstage, a dressing-table; nearby a sofa; another table with a night-lamp; several chairs and other pieces. The door is to the left; opposite, a fireplace, with a low fire. (Violetta is in bed, asleep. Annina, sitting in a chair near the fireplace, has dozed off.) VIOLETTA Annina? ANNINA Yes, madam? VIOLETTA Were you sleeping, poor child? ANNINA Yes. Forgive me. VIOLETTA Give me a sip of water. (Annina does so.) Look outside and tell me - is it still day? |
ANNINA Sieben Uhr. VIOLETTA Laß ein wenig Licht herein. (Annina öffnet die Läden und schaut auf die Straße hinaus.) ANNINA Soeben kommt Doktor Grenvil. VIOLETTA O, er ist mir ein wahrer Freund. Ich werde ihn empfangen. (Sie erhebt sich, fällt zurück in die Kissen. Schließlich erhebt sie sich gestützt von Annina und geht langsam zum Sofa. Der Doktor tritt rechtzeitig ein, um ihr zu helfen. Annina bringt Kissen und legt sie ihr in den Rücken.) VIOLETTA Wie nett von Euch, so früh an mich zu denken. DOKTOR (fühlt ihren Puls) Nun, wie fühlt Ihr Euch? VIOLETTA Mein Körper leidet, doch mein Geist ist ruhig. Gestern stärkte mich ein frommer Priester. Ach, im Leiden ist Religion Labsal. DOKTOR Und diese Nacht? |
ANNINA It's seven o'clock. VIOLETTA Open the blinds a little. (Annina opens the blinds and looks out into the street.) ANNINA Doctor Grenvil! VIOLETTA Oh, he's a true friend! I want to get up. Help me. (She gets up then falls back on the bed. Finally, supported by Annina, she gets up and walks slowly to the sofa. The doctor enters in time to help her get comfortable. Annina brings cushions and puts them behind her.) VIOLETTA How good you are! you thought of me in time! DOCTOR (feeling her pulse) Yes. How do you feel? VIOLETTA My body suffers, but my soul is in peace. Last evening a priest came to comfort me. Religion is a great consolation to the suffering. DOCTOR And during the night? |
VIOLETTA Ich hatte einen ruhigen Schlaf. DOKTOR Faßt Mut, die Genesung ist nicht mehr fern von Euch. VIOLETTA Ja, diese fromme Lüge sei dem Arzte verziehen. DOKTOR (Ihre Hand drückend) Später komme ich wieder. VIOLETTA Wir seh'n uns niemals wieder! ANNINA (Leise, als sie den Doktor hinausbegleitet) Wie geht es ihr, mein Herr? DOKTOR Sie hat nur wenige Stunden noch zu leben. ANNINA Faßt Euch ein Herz. VIOLETTA Ist heute ein Festtag? ANNINA Ganz Paris jubelt, 's ist Karneval. |
VIOLETTA I slept quite peacefully. DOCTOR Courage, then. Your convalescence is not far off. VIOLETTA Oh, the little white lie is permissible in a doctor. DOCTOR (pressing her hand) Goodbye - I'll come back later. VIOLETTA Don't forget me. ANNINA (in a low voice, as she shows the doctor out) How is she, sir? DOCTOR She has only a few hours to live. ANNINA Take heart, now. VIOLETTA Today is a holiday? ANNINA Paris is going mad - it's carnival. |
VIOLETTA O, unter diesem Jubel werden viele Leidende bittere Tränen vergießen. Welch Summe hast du noch in jenem Kästchen? (zeigend) ANNINA (Öffnet die Schublade und zählt das Geld) Zwanzig Dukaten. VIOLETTA Zehn davon gib sogleich den Armen. ANNINA Nur wenig bleibt Euch noch - VIOLETTA O, für mich genügt es. Dann frage bitte nach meinen Briefen. ANNINA Und Ihr? VIOLETTA Keine Sorge, beeil dich, wenn du kannst. (Annina geht.) VIOLETTA (Zieht einen Brief hervor und liest.) „Das Versprechen habt Ihr gehalten. Das Duell fand statt: Der Baron ward verwundet, doch nicht gefährlich. Alfredo ist auf fremdem Boden; von Eurem Opfer hab' ich selbst ihm erzählt. Er kehrt zu Euch zurück, um Vergebung zu erbitten. Ich werde ihm folgen. Giorgio Germont." |
VIOLETTA Oh, in all this merrymaking, heaven knows how many poor ones are suffering! How much is there in that drawer? (pointing) ANNINA (opening the drawer and counting the money) Twenty louis. VIOLETTA Take ten and give them to the poor. ANNINA There won't be much left - VIOLETTA Oh, for me it will be enough. Then bring in my letters. ANNINA But you, madam? VIOLETTA Nothing will happen - go quickly, please (Annina goes out.) VIOLETTA (she takes a letter from her bosom and reads:) "You kept your promise. The duel has taken place! The Baron was wounded, but is recovering. Alfredo has gone abroad; I myself revealed your sacrifice to him; he will return to ask your pardon; I too shall come. Take care of yourself. You deserve a happier future. Giorgio Germont". |
Zu spät! Vergebens warte ich, niemals seh' ich ihn wieder. (Sie sieht sich im Spiegel an.) O wie ich mich verändert habe, aber der Doktor sprach mir Hoffnung zu. Mein Leiden erstickt die Hoffnung im Tode. Lebt wohl, ihr Gebilde, die einst mich umfangen, verblüht sind die Rosen der Wangen. O wär' nur der eine, wär Alfredo mir nahe, daß Trost meine sterbende Seele empfange, daß Trost sie empfange. O gnädiger Himmel, sei du mit mir Armen, und schenke dem Herzen Erbarmen. Ach, alles, alles, alles schwand dahin! KARNEVALSCHOR (von draußen) Auf, gebet Raum dem gewaltigen Stiere, dem wir die Hörner bekränzet mit Reben. Platz gebet unserm Herrn, dem mächtigen Tiere! Pauken und Pfeifen, laßt ihn willkommen heißen. Es erschallen lustige Weisen, den gekrönten Herrn zu preisen. Auf jetzt und bringet ihm festliche Gaben, heut' muß allein sich um ihn alles drängen. Lustige Masken, leichtfertige Knaben, preiset ihn jubelnd mit Spiel und Gesängen. Es erschallen lustige Weisen, den Gekrönten zu preisen. Auf, gebet Raum dem gewaltigen Stiere, dem wir die Hörner bekränzet mit Reben. |
It is late! I wait, I wait - they never come to me! (She looks at herself in the mirror.) Ah, how I have changed! But the doctor still gives me hope! Ah, with this disease every hope is dead. Adieu, sweet, happy dreams of the past, the roses of my cheeks are already fading. I miss so much Alfredo's love, which once solaced my weary soul - Solaced and comforted - Ah, smile upon the woman who has strayed; forgive her, oh God, grant she may come to thee! Now all is finished, all is over. CHORUS OF MASQUERADERS (from the street) Make way for the quadruped King of the festival, Wearing his crown of flowers and vine leaves. Make way for the tamest of all who wear horns, greet him with music of horn and flute. People of Paris, open the path to the triumphant Fattened Ox. Neither Asia nor Africa has ever seen better, this pride and joy of the butcher's trade. Light-hearted maidens, and frolicking lads, pay him due honour of music and song! People of Paris, open the path to the triumphant Fattened Ox. Make way for the quadruped King of the festival wearing his crown of flowers and vine leaves. |
(Annina kehrt hastig zurück.) ANNINA (erregt) Herrin! VIOLETTA Was ist geschehen? ANNINA Nicht wahr, Ihr fühlt Euch stärker? VIOLETTA Ja, warum? ANNINA Versprecht mir, gefaßt zu sein! VIOLETTA Ja, doch was willst du sagen? ANNINA Eine große Freude harret auf Euch binnen kurzem. VIOLETTA Eine Freude! Rede! ANNINA Ja, Herrin - VIOLETTA Alfredo! Du sahst ihn? Er kommt! O Freude! (Annina nickt und geht die Tür öffnen.) Alfredo! |
(Annina returns, hastily.) ANNINA (hesitating) Madam! VIOLETTA What has happened? ANNINA Today you feel better, don't you? VIOLETTA Yes, why? ANNINA Do you promise not to get excited? VIOLETTA Yes. What do you want to tell me? ANNINA I wanted to prepare you - A happy surprise! VIOLETTA Did you say - a surprise? ANNINA Oh yes, madam - VIOLETTA Alfredo! Ah, you saw him? He is coming! Oh, quickly! (Annina nods her head, then goes to open the door.) Alfredo! |
(Alfredo tritt ein. Sie liegen sich in den Armen.) Geliebter Alfredo! Welche Freude! ALFREDO Meine Violetta! welche Freude! Wie schuldig bin ich, o Teure! VIOLETTA So bist du mir zurückgegeben. ALFREDO Fühlst du's im Herzen, wie ich liebe, an deiner Seite nur kann ich noch leben. VIOLETTA Lebend hast du mich noch gefunden, doch trag' ich den Keim des Todes in mir. ALFREDO Vergiß, o Engel, deine Leiden, dem Vater verzeih und mir auch. VIOLETTA Was soll ich dir verzeihen? Ich bin die Sünderin, die Verzeihung braucht. ALFREDO, VIOLETTA Nichts mehr auf Erden, mein teurer Engel, soll mich jemals von dir trennen. ALFREDO O laß uns fliehen aus diesen Mauern. O laß in schönere Auen uns ziehn. |
(Alfredo enters, pale with emotion. They are in each other's arms as they exclaim:) Beloved Alfredo! Oh joy! ALFREDO My Violetta! Oh, joy! The fault is mine - I know everything now, dear. VIOLETTA I know only that you have come back! ALFREDO Let my emotion teach you how I love you. I cannot live without you. VIOLETTA Ah, if you have found me still alive, it means grief has not the power to kill. ALFREDO Forget your sorrow, my adored one, and forgive my father and me. VIOLETTA What is there to forgive? The guilty one is me; but it was love alone which made me so. ALFREDO, VIOLETTA Now neither man nor demon, my angel, will ever be able to take you away. ALFREDO From Paris dear, we shall go away, to live our lives together. |
Dort wird verschwinden dein Trauern, und neues Leben wird dir erblühn! Lichtstrahl und Odem wirst du mir sein, uns ladet freundlich die Zukunft ein! VIOLETTA (wiederholt wie im Traum seine Worte) O laß uns fliehen aus diesen Mauern, o laß in schönere Auen uns ziehn. Dort wird verschwinden dein Trauern, und neues Leben wird mir erblühn! Lichtstrahl und Odem wirst du mir sein, usw. VIOLETTA Und jetzt, mein Alfredo, gehn wir zur heil'gen Stätte, für deine Rückkehr Gott zu danken. (Sie wankt.) ALFREDO Du erbleichst... VIOLETTA Du weißt, es ist nicht schlimm! So große Freude hab' ich lange nicht empfunden, sie muß mein leidend Herz erschüttern. (Sie wirft sich erschöpft in einen Stuhl, ihr Kopf fällt zurück.) ALFREDO (stützt sie erschrocken) Großer Gott! Violetta! |
We shall make up for all our heartache, your health will come back again. You will be the light of my life, the future will smile upon us. VIOLETTA (echoing him as in a dream) From Paris dear, we shall go away, to live our loves together... We shall make up for all our heartache. My health will come back again. You will be the light of my life, etc. VIOLETTA No more now, Alfredo let us go to church to offer thanks for your return. (She sways, as if to fall.) ALFREDO You are pale - VIOLETTA It is nothing! Such sudden joy cannot come to a sorrowing heart without disturbing it. (She throws herself down, upon a chair; her head falls back.) ALFREDO (holding her up, terrified) Great God! Violetta! |
VIOLETTA (unter großer Anstrengung) Es ist mein Leiden, nur ein kleine Schwäche, bin wieder bei Kräften. Siehst du, ich lächle. ALFREDO Grausames Schicksal! VIOLETTA Annina, reich mir das Kleid. ALFREDO Was willst du? Oh warte - VIOLETTA Nein, mit dir will ich gehen. (Annina reicht ihr ein Kleid, das sie versucht anzuziehen. Zu schwach dazu, ruft sie aus:) Großer Gott, ich kann nicht! ALFREDO (Himmel, was seh' ich!) (zu Annina) Lauf zum Doktor. VIOLETTA Ach, sage ihm, daß Alfredo meiner Liebe zurückgegeben ist. Und sag ihm, daß ich leben werde. (Annina ab. Dann zu Alfredo:) Wenn auch du mich nicht retten kannst, rettet mich auf der Welt niemand mehr. Mein Gott, so bald soll sterben ich, so jung von hinnen scheiden, |
VIOLETTA (with great effort) It's my illness - A moment of weakness! Now I am strong. See? I am smiling. ALFREDO Ah, cruel destiny! VIOLETTA It was nothing. Annina, bring me my dress. ALFREDO Now? Wait. VIOLETTA No. I want to go out. (Annina gives her a dress which she tries to put on. Too weak to succeed, she exclaims:) Dear God! I cannot! ALFREDO (Heaven! What is this!) (to Annina) Go to call the doctor. VIOLETTA Tell him that Alfredo has come back to his love. Tell him I want to live again. (Annina goes out. Then, to Alfredo:) If in returning you have not saved my life, then nothing on earth can save me. Ah! Dear God! To die so young. when I have sorrowed so long! |
da ich dem Ziele so nahe mich jetzt seh' nach so viel Leiden. Der Hoffnung leeres Traumgebild' hielt freudig mich umfangen, mich fasset neues Bangen, ach, mir vergehet all mein Mut. ALFREDO O deine Seufzer und Klagen treffen mich mitten ins Herz! Darf ich denn mit dir weilen und kleinlich hier verzagen? O fasse dich erhebe dich, und laß den Mut nicht sinken; ich seh' die Hoffnung winken, verschließ' ihr nicht dein Herz. Violetta, Gelibete, fasse dich, und überwinde deinen Schmerz, fasse dich! VIOLETTA Alfredo! Mein schreckliches Ende naht zerstöret unsre Liebe! (Violetta sinkt aufs Sofa. Annina, Herr Germont und der Doktor erscheinen.) GERMONT Ah, Violetta! VIOLETTA Ihr, mein Herr? ALFREDO Mein Vater! |
To die, when now, at last, I might have ceased my weeping! Ah, it was but a dream, my credulous hope; to sheathe my heart in constancy was all in vain. ALFREDO My very breath of life, sweet pulse of my heart! My tears must flow together with yours. But more than ever, ah, believe me, we have need of constancy. Ah! Do not close your heart to hope. Ah, my Violetta, be calm, you grief is killing me, be calm! VIOLETTA Oh, Alfredo, what a cruel end for our love! (Violetta sinks down upon the sofa. Germont enters, followed after a moment by Dr. Grenvil.) GERMONT Ah, Violetta! VIOLETTA You, sir! ALFREDO Father! |
VIOLETTA Gedenkt Ihr meiner noch? GERMONT Was ich versprochen, halt ich, als Tochter schließ ich dich ans Herz, du edles Mädchen - VIOLETTA Weh, mir, Ihr kommt zu spät. (Sie umarmt ihn.) Doch ich bin Euch dankbar. Dr. Grenvil seht, so sterb' ich, umgeben von allen meinen Lieben. GERMONT Was sagt Ihr da! (O Himmel, es ist wahr!) ALFREDO Siehst du sie, mein Vater? GERMONT Zerreiße mir nicht das Herz, Reue foltert mir schon die Seele! Wie ein Blitzstrahl zerschmettern mich die Worte, O was hab' ich verbrochen, jetzt erkenn' ich, was ich getan. VIOLETTA (Inzwischen hat sie unter großer Mühe ein Geheimfach in ihrem Toilettentisch geöffnet. Sie nimmt ein Medaillon heraus und gibt es Alfredo.) Komm näher und höre, mein geliebter Alfredo. |
VIOLETTA You had not forgotten me? GERMONT I am fulfilling my promise. I have come to embrace you as a daughter. O generous woman! VIOLETTA Alas, you have come too late! (She embraces him.) But I am grateful to you. Grenvil, see? I am dying in the arms of the only dear ones I have. GERMONT What are you saying! (Oh, heaven, it is true!) ALFREDO Do you see her, father? GERMONT Don't torture me any longer. My soul is already devoured by remorse. Every word she speaks is a thunderbolt. Oh, rash old man! Only now do I see the harm I have done. VIOLETTA (Meanwhile, with great difficulty, she has opened a secret drawer of her dressing table. She takes from it a medallion and gives it to Alfredo.) Come nearer to me - Listen, beloved Alfredo. |
Teurer, nimm dieses Bild von mir aus längst vergangenen Tagen; wie ich es am Herzen getragen, so sei das Bild Erinnerung dir. ALFREDO Du wirst nicht sterben, mein Engel, neues Leben winkt dir schon, es macht mein Herz erbeben, denk ich an den nahen Tod. GERMONT Erhabenes Wesen, das sich dem Opfertode geweiht, und mir die Leiden gern verzeiht, die ich ihrem Herzen zugefügt. VIOLETTA O weiht dir eine Jungfrau rein des Herzens heiße Triebe, laß sie dir Gattin sein; versprich es, mir zuliebe! Gib ihr dies Bild von mir, tu meinen Wunsch ihr kund; an Gottes Thron erfleh ich dann Segen für Euren Bund! GERMONT Solang mein Auge Tränen weint, so fließen sie für dich. Mit Engeln bist du bald vereint, Gott rufet dich zu sich. |
Take this, it is a portrait painted some years ago. It will help you to remember the one who loved you so. ALFREDO Ah, you will not die, don't tell me so - You must live, my darling. God did not bring me back to you to face such a tragedy. GERMONT Dear noble victim of a hopeless love, forgive me for having made your heart suffer. VIOLETTA If some young girl in the flower of life should give her heart to you - marry her - I wish it. Then give her this portrait: Tell her it is the gift of one who, in heaven among the angels, prays for her and for you. GERMONT As long as my eyes have tears, so long shall I weep for you. Fly to the realm of the blessed, God calls you unto him. |
ALFREDO Es ist der Tod nicht, nein, er ruft dich jetzt noch nicht! O lebe, oder eine Gruft deckt mich mit dir zugleich. VIOLETTA (erhebt sich wie mit neuen Kräften.) Wie seltsam! Die Schmerzenswut, die mich durchwühlt, läßt nach in mir, das Leben kehrt wieder, erfüllt mich mit wunderbarer Kraft! Ja, gewiß, ich werde leben! O Wonne! (Sie fällt besinnungslos zurück.) ENDE |
ALFREDO So soon, oh no, death cannot take you from me. Ah, live, or a single coffin will receive me as well as you. VIOLETTA (getting up, as if reinvigorated) How strange! The spasms of pain have ceased: A strange vigour has brought me to life! Ah! I shall live - Oh, joy! (She falls down, senseless, upon the sofa.) END |