Manon Lescaut” by Giacomo Puccini libretto (German-English)

Personen

Manon Lescaut (Sopran)
Lescaut, ihr Bruder (Bariton)
Renato Des Grieux, Student (Tenor)
Geronte de Ravoir, Steuerpächter (Bass)
Edmondo, Student (Tenor)
Wirt (Bass)
Musikant (Mezzosopran)
Ballettmeister (Tenor)
Lampenanzünder (Tenor)
Sergeant der Bogenschützen (Bass)
Seekapitän (Bass)

Roles

Manon Lescaut - soprano
Lescaut, her brother, a sergeant - baritone
Chevalier des Grieux - tenor - Giuseppe Cremonini
Geronte de Ravoir, Treasurer General - bass
Edmondo, a student - tenor
Innkeeper - bass
Singer - mezzo-soprano
Dancing Master - tenor
Lamplighter - tenor
Sergeant of the Royal Archers - bass
Naval Captain - bass
Hairdresser - silent
Singers, old beaux and abbés, girls, townsfolk, students, courtesans, archers, sailors

ERSTER AKT

IN AMIENS

Ein geräumiger Platz bei der Pariser Poststation
(Rechts eine Allee, links ein Wirtshaus mit einer
Vorhalle, in der Tische und Stühle stehen. Eine äußere
Treppe führt in den ersten Stock. Studenten, Bürger
und Soldaten passieren den Platz. Andere sitzen an den
Tischen und spielen Karten.)


EDMONDO (umgeben von Studenten)
Sei gegrüßt, Abend, mag das Licht still vergehn.
Zünd’ an die Sterne, laß den Zephyr wehn.
Seid, Poeten, gegrüßt und, ach, die Liebe...

STUDENTEN
Ha ha ha!
Auf Diebe und Betrunkene!
Wir unterbrachen recht brutal dein Madrigal!

EDMONDO
Ich bin euch dankbar!
Seht das fröhliche Gedränge im grünen Schatten;
frisch, lachend, gehen die Schönen,
unsre jungen Arbeiterinnen.

ACT ONE

AT AMIENS

A large square near the Paris Gate.
(On the right, an avenue. On the left, an inn with a
portico under which tables are laid out. A small outside
staircase leads to the first floor of the inn. Students,
townspeople and soldiers stroll about the square or
stand talking in groups. Others sit at the tables
drinking or playing cards.)


EDMONDO (in a knot of fellow students)
Hail, gentle evening descending
with your train of zephyrs and stars;
hail, so dear to poets and lovers –

STUDENTS
Ha ha ha!
And to thieves and drunks!
We have cut short your madrigal!

EDMONDO
And I thank you.
Here gaily flocking up the avenue
come our fresh, laughing and pretty
working-girls.

STUDENTEN
Fürwahr, das tummelt froh sich...

EDMONDO
Shet, hier ist mein Madrigal,
launig, dreist und lustig.
Sie kommen in hellen Scharen,
unsre jungen Arbeiterinnen.

STUDENTEN
Frisch, lachend, gehen die Schönen.

EDMONDO
Seht, hier ist mein Madrigal, dreist und lustig,
getaucht sei meine Muse ganz in Galanterie.
(zu einigen Mädchen)
Mein Panier ist die frohe Jugend,
und die Hoffnung mein Ideal.
Hat beim Schopfe uns die Tugend,
unbezwinglich sind wir dann.

STUDENTEN
Mein Panier ist die frohe Jugend,
und die Hoffnung mein Ideal.
Hat beim Schopfe uns die Tugend,
unbezwinglich sind wir dann.
Eil’ger Frohsinn, bann’, was schmerzt,
noch blüht des Lebens holder Mai,
drum singt und scherzt...

MÄDCHEN
Wehen vom Himmel des Abendwindes Düfte,
eilen heimwärts die Schwalben
pfeilschnell durch die Lüfte.

STUDENTS
Now the avenue is brightening up.

EDMONDO
I’ll devise a madrigal,
artful, bold and merry.
They come flocking,
our young working girls –

STUDENTS
Fresh, laughing and pretty.

EDMONDO
I’ll devise a madrigal, artful and merry,
and may my Muse excel in gallantry!
(to some of the girls)
Youth is our name,
Hope is our goddess;
indomitable courage
drags us by the hair.

STUDENTS
Youth is our name!
Hope is our goddess;
indomitable courage
drags us by the hair.
Divine ecstasy!
Now, you laughing girls
made for love, surrender your hearts.

GIRLS
A wave of perfume drifts through the air,
the swallows fly away
and the sunlight dies.

STUDENTEN dann BÜRGER
Reicht die Herzen. reicht den Mund,
unsrer Jugend frohem Bund!

MÄDCHEN
Dann schlägt die Stunde aller Phantasie...
Dann ringt die Lebenslust mit tiefer Melancholie.
(Des Grieux tritt auf.)

STUDENTEN
Seht, Des Grieux!

EDMONDO (zu Des Grieux)
Mit uns gemeinsam, Freund, sei heiter,
überwinde den Groll um jenes Abenteuer.
Keine Antwort? Was gibt’s?
Quält dich, o Freund, weil eine Schöne
dich verschmäht, glücklos die Liebe?

DES GRIEUX
Die Liebe?... Die Liebe?...
Nicht als Tragödie, noch als Komödie
kenn’ ich diese Triebe!
(Edmondo und einige Studenten halten Des Grieux im
Gespräch fest. Andere machen den vorbeiflanierenden
Mädchen den Hof.)

STUDENTEN
Kostbar! Deine heimlichen Siege möchtest du uns
verhehlen!

DES GRIEUX
Zu viel der Ehr’ ist das, ihr Freunde.

STUDENTS, then TOWNSPEOPLE
Give your lips, give your hearts
to valiant youth.

GIRLS
This is the hour of day-dreams
when hope struggles with sadness.
(Des Grieux enters, dressed as a student.)

STUDENTS
Here is Des Grieux!

EDMONDO (to Des Grieux)
Come and join us, friend, and laugh
and yield to the urge of strange adventure.
What? No reply? Why?
Perhaps for some unattainable lady
a sharp pang of love pierces you?

DES GRIEUX
Love? Love?
Of that tragedy, or rather farce,
I know nothing!
(Edmondo and some of the students talk to Des Grieux.
Others court the girls at the entrance to the avenue.)

STUDENTS
Rubbish! Cautiously, blithely, you are concealing
mysterious conquests.

DES GRIEUX
Friends, you do me too much honour.

EDMONDO und STUDENTEN
Beim Zeus! Du bist verstimmt, gesteh’s nur...
Vielleicht durch eine spröde Nippfigur...

DES GRIEUX
Nein, nein, ihr irrt euch...
Doch wenn’s euch Vergnügen macht...
Das Opfer sei gebracht!
(Er geht zu einer Gruppe Mädchen.)
Unter all euch schönen Kindern, blond und braun,
ist eine wohl, die gern mich beglückt,
mit rosigem Mündchen nur auf ein Stündchen?
Sag, bist du es, die ich lieben soll?
Sprich es keck nur aus, mein Kind,
daß ich mein Schicksal bald erfahre;
zeig mir geschwind deine glühenden Wangen,
dein heiß’ Verlangen.
(Edmondo und die Studenten lachen.)
Unter all euch schönen Kindern, blond und braun, usw.
Sag, bist du es, die ich lieben soll?

EDMONDO und STUDENTEN
Vortrefflich!

EDMONDO
Nun seht, Kameraden!
Wem brächte solche Werbung Schaden?

CHOR
Vortrefflich!
Laßt den Abend uns feiern!
Dabei fehlt nie ein Zecher...
Hell ertönt
und begeistert
Musik im Becherklang,

EDMONDO and STUDENTS
By jove, we’ve guessed it, friend.
You’re worried over a snub.

DES GRIEUX
No, not yet,
but if it pleases you I’ll humour you –
and at once!
(He approaches a group of girls.)
Among you, dark and fair beauties,
is there hiding a pretty, charming girl
with rosy lips who waits for me?
Is it you, fair star? Tell me!
Show me my destiny
and the divine, ardent face
which shall capture my love,
which I shall gaze upon and adore eternally!
(Edmondo and the other students laugh.)
Among you, dark and fair beauties, etc.
Is it you, slender brunette? Tell me!

EDMONDO and STUDENTS
Bravo! Bravo!

EDMONDO
Take note, companions,
let no-one complain about him any more!

STUDENTS, GIRLS, TOWNSPEOPLE
Bravo!
Let’s celebrate the evening
as is our custom.
Let the glasses ring
with merry music in the toasts
and let the ardent enchantment

froh mit Tanz und Gesang!
Laßt den Abend uns feiern!
Lieder und Wein und bunte Reigen
feuern an die Lebenslust;
hüllet sich die Nacht in Schweigen,
klopft das Herz bang in der Brust.
Schimmernd taucht auf am Himmel,
wie ein Gedicht, der Sterne Heer!
Leuchte uns mächtig,
Licht der Lust!
Schimmernd taucht auf am Himmel, usw.
(Von fern hört man das Horn des Postillons.)
Seht! Von Arras die Post!
(Die Postkutsche hält vor dem Gasthaus. Aus dem
Wagen steigt Lescaut, dann Geronte, der galant Manon
hilft; dann folgen weitere Passagiere.)
Sie steigen aus, schaut zu!
Elegante Leute! Wohl vornehm gar!

STUDENTEN (Manon bewundernd)
Wer böt’ nicht dieser zarten Schönen
von Herzend kommen einen Willkommensgruß?

LESCAUT
He! Wirtschaft!
(zu Geronte)
Werter Herr! Ihr seid ein Muster jeder Tugend...
He! Wirtschaft!

WIRT (herbeilaufend, von Kellnern begleitet)
Da bin ich schon!

DES GRIEUX (Manon beobachtend)
Götter, wie sie schön ist!

of pleasure sweep us away!
Ah! let’s celebrate!
Dances, toasts, mad caprices,
the procession of pleasure
now advances along the streets,
and night will reign;
shining and impetuous,
it is a poem of splendour:
let its light and passion
conquer all.
Shining and impetuous, etc.
(A postilions horn is heard.)
Here comes the coach from Arras!
(The coach stops outside the inn and the crowd
watches the passengers alight. First Lescaut, then
Geronte who helps Manon to the ground.)
Let’s see them getting out!
Elegant travellers – dandies!

STUDENTS (admiring Manon)
Who wouldn’t give that lovely girl
a tender salute of welcome?

LESCAUT
Ho there! Innkeeper!
(to Geronte)
Sir, you are a model of courtesy.
Ho, there! Innkeeper!

INNKEEPER (rushing up, followed by servants)
Here I am!

DES GRIEUX (gazing at Manon)
Heavens, how beautiful she is!

GERONTE (zu dem Wirt)
Diese Nacht, mein Freund, beschütz’ uns Euer Haus.
(zu Lescaut)
Entschuldigt!
(zu dem Wirt)
Und jetzt seid wohl besorgt, Herr Wirt, um meine
Koffer.

WIRT
(gibt dem Personal Befehle)
Gewiß, sogleich!
(zu Geronte und Lescaut)
Ich bitte mir zu folgen, ihr Herrn...
(Die Außentreppe zum ersten Stock hinaufsteigend,
gefolgt von Geronte und Lescaut, der Manon ein
Zeichen gibt, zu warten.)

DES GRIEUX (zu Manon)
Mein gnädiges Fräulein, darf ich eine Bitte wagen:
Laßt Euren süßen Mund mir Euren Namen sagen...

MANON
Man ruft mich Manon Lescaut.

DES GRIEUX
Wollt verzeihn meine Kühnheit,
doch ein tiefes Gefühl zog mich unhaltsam zu Euch!
Seit Euer Auge mir zeigte ein Himmelreich,
bin ich verwandelt im Herzen;
drum verzeiht,
wenn ich nimmer kann scherzen! Sprecht, wann reist
Ihr weiter?

GERONTE (to the landlord)
Tonight, friend, I shall stay here.
(to Lescaut)
Your pardon!
(to the innkeeper)
Landlord, see to my luggage.

INNKEEPER
Very well, sir.
(He instructs the servants to unload the baggage, then
turns to Geronte and Lescaut.)
Pray follow me.
(He goes up the steps followed by Geronte and Lescaut,
who motions to Manon to wait for him.)

DES GRIEUX (to Manon)
Gentle lady accept my plea:
let those sweet lips tell me your name.

MANON
My name is Manon Lescaut.

DES GRIEUX
Pardon my words,
but I am drawn to you
by some mysterious fascination.
I even seem to have seen you before,
and my heart throbs with strange emotions.
Pardon my words!
When do you leave?

MANON
Bei Tagesanbruch morgen...
mein wartet das Kloster...

DES GRIEUX
Um zu begraben dies wunderschöne Antlitz
in der Blüte? O teures Mädchen...
Ach, welches Schicksal verfolgt Euch?

MANON
Ach, mein Schicksal ist einfach;
es heißt: der Wille des Vaters.

DES GRIEUX
Wie ist sie zum Entzücken! Ach nein, nein,
in keinem Kloster begrabt Euer Leben!
Euer Stern wird neu erstrahlen,
Euch neue Hoffnung geben.

MANON
Mein Stern ist im Erlöschen!

DES GRIEUX
Jetzt können wir nicht sprechen;
zur Nacht kehrt heimlich wieder,
uns zu verschwören
und das Schicksal zu betören...

MANON
Ach, so viel Mitleid tönt mir aus Euren Worten.
Ich denke Euer.
Sagt Euren Namen mir!

DES GRIEUX
Bin Renato des Grieux!

MANON
I leave at dawn tomorrow.
A convent awaits me.

DES GRIEUX
And in your face
the springtime blooms forth!
O fair one, what harsh fate dogs you?

MANON
My fate is this:
my father’s firm wish.

DES GRIEUX
Oh, how lovely you are!
Ah, no! It is not a sterile
convent that shall covet you! No!
On your destiny another star is shining.

MANON
My star is sinking!

DES GRIEUX
We cannot talk now.
Come back soon,
and conspiring against fate
we shall triumph.

MANON
So much pity lies in your words!
I want to remember you!
What is your name?

DES GRIEUX
I am René des Grieux.

LESCAUT (von innen)
Manon!

MANON
Ich muß Euch lassen...
(zum Gasthaus gewendet)
Ich komme!
(zu Des Grieux)
Der Bruder hat gerufen!

DES GRIEUX
Kehrt Ihr wieder?

MANON
Nein, ich kann nicht, laßt mich ziehen.

DES GRIEUX
Ach Teure, ich beschwöre Euch...

MANON
Nun, Ihr siegtet...
Wenn die Nacht herabsank, kehre ich zurück...
(Unterbricht sich, Lescaut erblickend, der vom Balkon
des Gasthauses kommt. Sie treten ins Zimmer.)

DES GRIEUX
Wo lebte wohl ein Wesen, an Reiz gleichend ihr?
Nun, da ich sie liebe,
wacht auf ein neues Leben tief in mir.
„Man ruft mich Manon Lescaut.“
Ah, dieses Wort strömt aus einem Meer von Düften,
den Geist mir kühn berauschend,
und tausend Seufzer fiebern in den Lüften!
Holdes Flüstern vom Glücke, ach ende nimmermehr,
usw.


LESCAUT (from the inn)
Manon!

MANON
I must leave you.
(turning towards the inn)
I’m coming!
(to Des Grieux)
My brother is calling me.

DES GRIEUX
You’ll return?

MANON
No, I cannot! Leave me, please!

DES GRIEUX
O sweet one, I beg.

MANON
You have won me over.
When darkness falls!
(She stops speaking as she sees Lescaut on the balcony
of the inn and hurries to join him.)

DES GRIEUX
Never have I seen such a woman!
To tell her: I love you,
awakens my heart to new life.
“My name is Manon Lescaut.”
How those fragrant words
linger in my spirit
and caress hidden chords.
O gentle murmur, pray never cease! etc.

„Man ruft mich Manon Lescaut!“
Holdes Flüstern vom Glücke, ach ende nimmermehr!
(Edmondo und die Studenten haben Des Grieux
beobachtet und nähern sich ihm nun langsam.)


EDMONDO und STUDENTEN
Es hat dein Schicksal sich froh gewendet!
Cupidos würdig, einem Engel
gleich ist diese Schöne,
die voll von Reizen schwebt zum Himmelreich! usw.
(Des Grieux geht unwillig rasch davon.)
Er ist verliebt zum Sterben!
(Sie gehen wieder zum Wirtshaus zurück, mit einigen
Mädchen galant neckend.)

STUDENTEN
Kommt, liebliche Mädchen,
wir weissagen Gutes!

MÄDCHEN
Wer wählt eine Blonde? Nein, braun mag man leiden.
Die Göttin der Liebe soll jegliches Streiten entscheiden.

GERONTE
Also nimmt Eure Schwester im Ernst den Schleier?

LESCAUT
So hat’s beschlossen die Familie, leider...

GERONTE
Ihr, wie mich dünkt, seid andrer Meinung?

LESCAUT
Seht,
ich urteile klarer als meine Umgebung,

“My name is Manon Lescaut.”
O gentle murmur, pray never cease!
(Edmondo and the students who have been watching
Des Grieux crowd around him.)

EDMONDO and STUDENTS
Your luck reassures us.
O worthy devotee of Cupid,
the fair and divine angel
has come from heaven for your delight, etc.
(Des Grieux leaves in a huff.)

He’s off. Then he must be in love!
(Edmondo and the students cross to the inn and join a
group of girls.)


STUDENTS
Come, sweet maids!
Bring us good fortune.

GIRLS
Is she fair or is she dark,
the goddess who guides your game?

GERONTE
So your sister is taking the veil?

LESCAUT
On the bad advice of my family.

GERONTE
I take it that you have different ideas?

LESCAUT
Exactly, exactly.
I have more sense than might appear,

so klug sie sich vorkommt bei ihren Entschlüssen.
Glaubt, ich kenne das Leben schon zu vielfach.
Paris gilt mir als hohe Schule...
Doch als der Leiter gleichsam meiner Schwester füg’
ich mich den Dingen
wie ein guter Soldat.

MÄDCHEN
Für Stunden nur schwöret ihr Treu’ uns, möchtet,
Seufzer und Küsse nicht achtend, unser Herz.
Ah! Im Taumel kurz genießen
die Küsse auf Stunden im Raub!

STUDENTEN
Nicht wäget Gewinn und Verlust:
O Mädchen, weise lebet der Lust!

LESCAUT
Nur dünkt mich: falsch ist’s, zu entsagen der Welt;
für nicht genoß’ne Freuden
wird uns nie ein Ersatz.
Gern, Herr, wüßt ich, wer Ihr seid.

GERONTE
Geronte di Ravoir.

STUDENTEN
Ob weinend, ob lachend, man duldet sein Los.
Wir werden genarrt und betrogen,
zum Troste ist eines bloß:
Es locken die Stimmen zum ewigen Lieben, usw.

MÄDCHEN
Wir feiern Siege gern und schmücken
Besiegten das Herz.

though an unsavoury reputation surrounds my exploits.
But I know life, maybe too well.
Paris is a very great school.
Complainingly, I perform my duty
as my sister’s mentor,
like a true soldier.

GIRLS
Your friends faithful for the moment,
do you want a kiss, a sigh, from us?
Ah, we’ll crown the victor –
just ask for a kiss, a sigh!

STUDENTS
Whoever loses, whoever wins,
we all long for you, sweet maids.

LESCAUT
I simply say that in this world
no misfortune befalls us
without some compensation.
And what may your name be, sir?

GERONTE
Geronte di Ravoir.

STUDENTS
Both he who weeps and he who laughs,
mischance casts us down and mocks us;
but the mad eternal song
of love joyfully bursts forth, etc.

GIRLS
We’ll crown the victor,
and the heart of the vanquished

Im zitternden Leben, ach,
tauschend Kuß um Kuß,
vergessen kühn wir Schande und Schmerz.,usw.

EDMONDO (zu einem Mädchen)
Leb wohl, mein Stern, liebliche Blüte, leb wohl!
Reizende Schwester der Aphrodite, dir gefällt stets
mein Seufzen neu... Für einen Tag
glaub’ ich deiner Treu.
(Er verabschiedet sich von dem Mädchen, erblickt
Geronte und Lescaut, tritt zurück und belauscht deren
Gespräch.)

LESCAUT
Es scheint, Ihr reiset zum Vergnügen?

GERONTE
Nein, im Amte.
Die Pachtung aller Steuern ward mir vertraut durch
königliche Gunst. Und davon leb’ ich.

LESCAUT (für sich)
Ein Geldsack ist er!

GERONTE
Mir scheint, Eure Schwester ist nicht heiter.

LESCAUT
Mit achtzehn ins Kloster!
Ohne Trost, ohne Hoffen...

GERONTE
Verstehe! Ja, die Ärmste:
Man muß sie trösten, zerstreuen...
Darf zu Tisch ich Euch heute abend bitten?

shrouded in gloom
shall rest in the warm aura of soft caresses,
forgetting shame and pain. etc.

EDMONDO (to one of the girls)
Farewell, my star, farewell, my blossom,
pretty sister of the god of love.
My sighs enfold you
and for a day do not deceive me.
(The girl leaves him. Seeing Geronte and Lescaut
talking, he decides to eavesdrop.)

LESCAUT
Are you travelling for pleasure?

GERONTE
No, duty:
the collection of taxes for my
purse, by the King’s grace.

LESCAUT (to himself)
What a crock of gold!

GERONTE
Your sister does not seem happy either.

LESCAUT
Imagine! Eighteen years old!
So many dreams and hopes!

GERONTE
I understand. Poor child!
We must console her.
Will you join me tonight for supper?

LESCAUT
Besten Dank, zu viel Ehre!
(Er gibt ein Zeichen nach dem Gasthause hin.)
Erlaubt, daß ich bis dahin...

GERONTE
Verzeihung! Im Moment bin ich wieder bei Euch.
Eine Kleinigkeit ist noch im Gasthof zu ordnen!
(Lescaut verbeugt sich, Geronte geht ins Haus. Es
beginnt zu dunkeln; aus dem Hause bringt man
Lampen für die Spieler.)


BÜRGER
Ein Ass hier... Ein Bube...

STUDENTEN
Die Drei!

ALLE
Das Spiel hol’ doch der Teufel!

LESCAUT (mit fiebernder Spannung)
Ja, das Spiel! Ob ich auch mal mein Glück versuch’?
Einige tüchtige Stiche...

ALLE
Schnell setzet... Gebet... Ein Ass!

LESCAUT
(Er nähert sich eifrig einigen Studenten, sieht einem
der Spieler über die Schulter, beobachtet ihn.)
Das Ass sticht? Nein, ihr Herrn, der Bube!
Das ist wohl ein Irrtum!

LESCAUT
Honoured! Honoured!
(He points to the inn, offering a drink.)
Meanwhile, allow me –

GERONTE
Excuse me, wait for a moment
I must give some instructions to the landlord.
(Lescaut bows and Geronte goes off. It begins to get
dark. Servants bring lamps and candles from the inn
for the gamblers’ tables.)

TOWNSPEOPLE
An ace – a jack.

STUDENTS
A three!

ALL
What a cursed game!

LESCAUT (watching the players)
They’re gambling! Oh, if only I too
could be lucky enough to win!

ALL
Stakes! Cards! An ace!

LESCAUT
(standing behind one of the players and studying his
hand)
An ace? My good sir, a jack!
You’re wrong, you’re wrong!

ALLE
Ganz recht: der Bube! Ihr seid ein Meister!

LESCAUT
Ihr scherzet wohl! Ein Dilettant nur...
(Er folgt einer Einladung und setzt sich zum Spiel.
Geronte, der Lescaut die ganze Zeit beobachtet hat
und ihn nun beschäftigt sieht, winkt den Wirt zu sich
in den Schatten.)

GERONTE
Freund, hört mich.. laßt rasch mich zahlen! Dann aber
sorgt, daß ein Wagen
mit windschnellen Pferden bereitsteht in einer Stunde.

WIRT
Wird besorgt, Herr

GERONTE
Hinter dem Hause... in einer Stunde... Verstanden?
Ein Mann steigt ein, mit einem Mädchen...
dann fort mit Windeseile, schnell, gen Paris!
Ferner bedenkt, Euer Schweigen bringt Euch Gold!

WIRT
‘s ist mein Abgott!

GERONTE
Gut so, gut so!
(gibt ihm eine Börse)
Betet’s an, doch streng gehorcht. Sagt mir jetzt noch:
hat das Gasthaus denn nur diesen einen Ausgang?

WIRT
Nein, noch einen..

ALL
That’s right! A jack! You’re a master!

LESCAUT
You’re joking! An amateur.
(He sits down and takes a hand of cards. Geronte
reappears and seeing Lescaut engrossed in the game
calls the innkeeper.)

GERONTE
Friend, I pay in advance and dispense with the talk!
A coach and horses to drive
like the wind – in an hour!

INNKEEPER
Yes, sir!

GERONTE
Behind the inn, in an hour – understand?
A man and a young girl will be there –
and away like the wind, away to Paris.
And remember that silence is golden.

INNKEEPER
I worship gold.

GERONTE
Good, good. Worship it and obey.
(giving him a purse)
Now tell me:
is this the only way out of the inn?

GERONTE
There is another.

GERONTE
Zeigt zu diesem mir den Weg...
(Sie gehen hinaus.)

MÄDCHEN
Ihr wollt Küsse, Seufzer!
DIE SPIELER (zu Lescaut)
Nehmt teil... Willkommen beim Spiele...

LESCAUT
Ich halte!

EDMONDO
(Edmondo läuft nach dem Hintergrunde, immer noch
nach Geronte spähend.)
Würdiger Alter,
du bist ein gepuderter Pluto ja!
Doch Proserpina hat vielleicht Tugend genug,
zu widerstehen!
(Des Grieux kommt.)
(zu Des Grieux)
Freund, man spielt Euch einen Possen!

DES GRIEUX (überrascht)
Was wäre das?

EDMONDO
Wie eine Blume,
die gestern süß duftete, und heut’ ihrem Stengel
welk und müde entsinkt, so welkt die Freude bin,
die Euch das liebliche Fräulein eben noch bot:
man raubt sie.
Es bläst sein Horn der Postillon,

GERONTE
Show me where it is.
(They leave.)

GIRLS (from the inn)
Ask for a kiss, a sigh!
CARD-PLAYERS (to Lescaut)
We invite you to hold the bank!

LESCAUT
Cards!

EDMONDO
(after overhearing the exchange between Geronte and
the landlord)
You old lady-killer,
what a powdered Pluto you are!
But maybe your Proserpina
will have the strength to resist you?
(Des Grieux enters.)
(to Des Grieux)
Chevalier, you are foiled!

DES GRIEUX (in surprise)
What do you mean?

EDMONDO
That flower which
smelt so sweetly just now,
torn from its stem, poor flower,
will shortly fade away!
Your damsel, your dove is flying.
The postilion will sound his horn.

dein hübsches Mädchen rollt,
keck entführt, davon!

DES GRIEUX
Wär’s möglich?

EDMONDO
Ich seh Euch erbeben!
Bei Gott: ein Alter stiehlt sie.

DES GRIEUX
Ich will sie hier erwarten, verstehst du?

EDMONDO
Und gut gerüstet..

DES GRIEUX
Rettet mich!

EDMONDO
Euch retten? Die Entführung verhindern?
Laßt sehn... Sei’s drum! So wird es gehen...
Mit Spielen ködern wir den Soldaten dort!

DES GRIEUX
Und der Alte?

EDMONDO
Der Alte?... nun, den übernehme ich!
(Er nähert sich den Spielern, spricht mehreren ins Ohr,
dann geht er durch das Portal hinaus. Man unterbricht
das Spiel. Lescaut trinkt mit den Studenten weiter.
Manon erscheint auf der Treppe oben, schaut sich
ängstlich um und steigt, Des Grieux erblickend, die
Treppe herunter)

come take heart;
an old man is abducting her!

DES GRIEUX
Truly?

EDMONDO
You turn pale?
By God, you’re serious!

DES GRIEUX
I’m waiting for her here, do you understand?

EDMONDO
We are well placed, then!

DES GRIEUX
Help me!

EDMONDO
Help you? Prevent them leaving?
Let’s try! Listen. Maybe I can help you.
The soldier over there is hooked by the game.

DES GRIEUX
And the old man?

EDMONDO
The old man? Oh, he’ll have to reckon with me!
(He goes over to the card-players, whispers to several
of them, and then departs. The game finishes and
Lescaut drinks with the students. Manon appears at
the top of the stairs, looks around, and comes down to
rejoin Des Grieux.)

MANON
Nun seht Ihr! Ich hab’ getreulich,
was ich versprach, gehalten.
Ihr batet heiß mich, noch einmal zu erscheinen.
Ich tat’s! Nun mag das Schicksal walten.
Doch jetzt ist’s besser, daß wir scheiden;
ich muß dem Flehen tapfer widerstehn!

DES GRIEUX
Wie Eure Worte mir ins Herz schneiden...
In Euren jungen Jahren. was habt
Ihr Herbes wohl erfahren?
Euer Grübeln und Wägen stehet allem Genießen
schroff entgegen... Laßt sie beiseite,
ach, diese Traurigkeit.

MANON
Und doch war ich einst so fröhlich, so vergnügt!
Die stille Hütte hallt’ laut wieder
von den tollsten Streichen...
Mit jungen Mädchen im Reigen sang ich
die froh’sten Lieder.
Sonnige Kinderzeit, wie liegst du weit!

DES GRIEUX
In deinen Himmelsaugen leuchtet mächtig
die Sehnsucht nach der Liebe stillen Freuden...
Und Liebe ist’s, die jetzt zu Euch spricht!
Gebt dem süßen Zauber Euch hin;
reicht die ros’gen Lippen dar und das Herz,
denn ich lieb’ Euch tief und wahr,
nach Euch in Flammen steht ewig,
ach, mein Sinn!

MANON
You see? I am true to my word.
You asked me to return so fervently
that I have come.
But I think it would be better not to see you again,
and I should have politely
refused your entreaty.

DES GRIEUX
Oh, how grave your words are!
The youth radiant in your face
does not usually reason thus;
this melancholy disdain
ill matches the smile
that shines from your eyes!

MANON
Yet happy, so happy I once was!
Our quiet little home rang
with carefree laughter
and with my merry friends
I often went dancing!
But the heyday of gaiety has fled!

DES GRIEUX
In the brilliant depths of your eyes
the desire for love sparkles –
love now speaks to you!
Ah, give your sweet lips and your heart
to the waves of a new enchantment.
I love you! I love you!
Make this moment
eternal and infinite!

MANON
Bin nur ein armes Mädchen,
o Herr, nicht Schönheit lacht mir vom Angesicht,
mein Schicksal drückt mich schwer...

DES GRIEUX
Die Glut der Liebe wird schmelzen Euren Schmerz,
und Eure Schönheit berauschen
ewig dies Herz!
Ah, mein Seufzer bist du, meine Sonne, mein Stern!

MANON
Sprichst du wahr. oder trügt mich dein Blick?
Ah! Erfülle dich, Traum, meine Sonne, mein Stern!

LESCAUT
(sich mühsam aufrichtend und berauscht auf den Tisch
pochend)
Was, keinen Wein mehr?
Verwünscht! Pfui, wenn der Krug leer!
(Die Studenten nötigen ihn, sich wieder zu setzen.
Manon und Des Grieux ziehen sich beim Ertönen seiner
Stimme auf die Seite zurück.)

DES GRIEUX
O laßt Euch warnen...
Euch bedrohen Schimpf und Schande...
Man will Euch rauben!
Jener verruchte Alte,
der gleichzeitig mit Euch ankam,
hegt den Anschlag zu entführen Euch!...

MANON
Was sagt Ihr?

MANON
I am but a poor girl,
no glow of beauty shines upon my face,
my destiny is ruled by sorrow.

DES GRIEUX
Love will conquer sorrow!
Your beauty will grant you
a prosperous future.
O sweet creature, ah, my infinite desire!

MANON
It’s not true, it’s not true!
Ah, tender dream, my infinite desire!

LESCAUT
(rising tipsily and banging on the table)
Is there no more wine?
What? Is the cask empty?
(The students make him sit down, and fill his glass. At
the sound of Lescaut’s voice Manon turns to re-enter
the inn but Des Grieux restrains her.)

DES GRIEUX
I beg you, listen to me!
A vile outrage threatens you,
an abduction!
A bold rake,
the old man who arrived with you,
has laid a plot against you.

MANON
What are you saying?

DES GRIEUX
Die Wahrheit

EDMONDO
(kommt schnell zu Manon und Des Grieux gelaufen)
Der Streich gelingt, der Wagen steht bereit schon...
Welch königlicher Spaß!
Schnell auf die Reise!

MANON
Wie? Entfliehen?

DES GRIEUX
O kommt doch! Wir reisen!
Erlaubt, daß statt des Andren ich Euch entführe!...

MANON
Ach nein! Ach nein! Das wäre Raub ja!

DES GRIEUX
Nein! Nein! Der Liebe folgt Ihr!

MANON
Ah! Nein!

DES GRIEUX
Ich bitte Euch!

EDMONDO
Rasch fort, Kinder!

DES GRIEUX
Ah, laß und fliehen, laß uns fliehen!
Manon, ich bitte Euch... o kommt, o kommt!

DES GRIEUX
The truth!

EDMONDO
(coming up to the pair)
The deed is done, the carriage is ready.
What a colossal joke!
Quick! Off with you –

MANON
What? Elope?

DES GRIEUX
Let’s elope! Let’s elope!
Let your abductor be another.

MANON
Ah! No! You’re taking me away?

DES GRIEUX
No, no! Love is taking you away!

MANON
Ah, no!

DES GRIEUX
I implore you!

EDMONDO
Hurry, be off, children!

DES GRIEUX
Ah, let us fly, let us fly!
Manon, I implore you – let us escape!

MANON
Nein! Nein! Nein! Nein!

EDMONDO
Rasch fort, rasch fort!

DES GRIEUX
Manon, ich bitte Euch...
Ah! Kommt!
Kommt!

MANON
Fliehn wir!

EDMONDO
Närrische Leute!
(Er wirft Des Grieux seinen Studentenmantel über, in
dem Des Grieux sein Gesicht verbirgt, dann fliehen alle
drei hinter das Gasthaus. Geronte tritt ein, wirft einen
Blick auf Lescaut und seufzt erleichtert auf)

GERONTE
Jetzt die Schwester zu bereden,
zu verführen laßt mich machen!
Mir ganz recht, er ist betrunken!
’s ist zum Lachen!
(zu dem Wirt)
Nun also, ist das Essen fertig?

WIRT
Zu dienen. Herr!

GERONTE
Sagt’s dem Fräulein, das später, Ihr wißt es, mit...

MANON
No! No! No! No!

EDMONDO
Hurry! Hurry!

DES GRIEUX
Ah, Manon, I implore you,
ah, let us fly, I implore you!
Ah! Let us flee!

MANON
I’ll go with you!

EDMONDO
Oh, what a crazy pair!
(He give Des Grieux his cloak to cover his face, then all
three run off behind the inn. Geronte enters and
notices with satisfaction that Lescaut is still occupied
at cards.)

GERONTE
Now’s the time to seduce the sister!
Come, courage now!
The sergeant is intent on the game.
Let him stay there!
(to the innkeeper)
Hey, I say, supper is ready?

INNKEEPER
Yes, Excellency!

GERONTE
Then tell the young lady that –

EDMONDO (zu Geronte)
Euer Gnaden, seht doch nur hin! Sie entflieht,
und nicht allein! Seht doch nur hin!

GERONTE
(rennt dann in höchster Verwirrung zu Lescaut)
Man hat sie entführt!

LESCAUT (weiterspielend)
Wen?

GERONTE
Eure Schwester!

LESCAUT
Bomben und Granaten!

GERONTE
Schnell ihr nach! Ein Student ist bei ihr!
Schnell ihr nach, schnell ihr nach!

LESCAUT
‘s ist zu spät. denkt nur nach, denkt nur nach...
Habt Pferde Ihr bereit?
(Geronte schüttelt den Kopf)
‘’ ist nichts zu machen!
Nur vergessen und lachen!
Jawohl, Manon, so jung und reizend lieblich;
Ihr liebt sie nur als Vater, ich glaub ,es ist so, wirklich...

GERONTE
Nichts anderes.

EDMONDO (to Geronte)
Excellency, look there!
She has slipped away with a student.

GERONTE
(deeply agitated, hurrying over to Lescaut)
They have kidnapped her!

LESCAUT (still playing)
Who?

GERONTE
Your sister!

LESCAUT
A thousand bombs!

GERONTE
Let’s follow them! It’s a student!
Let’s go after them!

LESCAUT
That’s useless. Let’s ponder.
Do you have horses ready?
(Geronte shakes his head.)
The deed’s done.
To despair is stupid.
I see Manon with her charming graces
has roused in you a father’s affection.

GERONTE
Quite so.

LESCAUT
Ihr wißt, wem Ihr’s sagt...
Nehmt von mir den guten Rat noch an und befolgt
ihn ohn’ Bedenken...
Paris, ja, dort ist Manon... Manon!
Noch ist sie nicht verloren.
Denn ein Studentenbeutel
ist nie gar voll gespickt:
Manon will nicht entbehren,
sie wird ihn sitzenlassen,
’s wird Gold ihr besser passen.
Guter Vater werdet
Ihr dem Töchterlein wohl sein,
Laßt im Bunde, Euer Gnaden, dann wohl auch mich
sein.
Zum Teufel auch...
Philosoph muß man sein...

EDMONDO und STUDENTEN
Lose Lüftchen, leise Düftchen,
die ihr unter Blumen weilet, gehet und eilet
zu verkünden allen Winden
diese Mähr.
Schon zum Becher neigten sich die Lippen gierig,
wollten sich erquicken, schlürften schon begehrlich.

LESCAUT
Nehmt den Hut jetzt und gebt acht!
Morgen früh wir brechen auf!
Zur Abendtafel
gehn wir nun! Reicht mir den Arm!
Mit dem Strom muß man zu schwimmen wissen,
denn...
(Sie gehen ab.)

LESCAUT
I know what you mean –
As a dutiful son
I’ll give you some excellent advice:
Paris! Manon is there.
Manon is not really lost.
But a student’s purse
will soon be empty.
Manon does not want poverty,
Manon will gratefully accept
a palace and quit her student.
You will be as a father
to a perfect daughter,
and I, sir, will complete the family.
What the deuce!
One must be calm – philosophical.

EDMONDO and STUDENTS
Fluttering breezes
breathing among scarlet flowers and lilies,
oh tell I faith of strange
and harsh adventure!
Parched lips and a full cup –
wanted to drink and greedily sucked.

LESCAUT
Here is your hat!
And tomorrow we’ll be on our way!
As I was saying:
To supper – give me your arm!
We must be equal to the occasion...
because...
(They disappear into the inn.)

STUDENTEN
Lose Lüftchen, leise Düftchen, usw.
Die Trauben, die frischen,
die süßen sind zu hoch, zu herb,
Altes Füchslein, altes Füchslein, Ade!
(Lescaut kommt beim Gelächter drohend heraus, die
Studenten entfliehen lachend.)

STUDENTS
Fluttering breezes, etc.
To the aged fox
the fresh and velvety grape
will always taste sour.
(They laugh derisively and when Lescaut returns to
threaten them, they scatter, highly amused by the
situation.)

ZWEITER AKT

IN PARIS

Ein eleganter Salon in Gerontes Haus
(Im Hintergrunde zwei Türen.. Rechts verhüllen reiche
Vorhänge den Eingang zu einem Alkoven. Links nahe
dem Fenster ein luxuriöser Toilettentisch. Manon sitzt
vor dem Toilettentisch, bedeckt mit einem weißen
Pudermantel. Der Friseur ist eifrig um sie beschäftigt.
Zwei Knaben stehen, um seine Befehle sofort
auszuführen.)


MANON (sich im Spiegel betrachtend)
Du trotzig’ Haar, was soll dein Sträuben!
(zum Friseur)
Schnell, nehmt das Eisen, brennet! Rasch doch!
(Der Friseur springt hastig hin und her, brennt die Locke
mit dem Eisen.)
Hier ist die Flüchtige’
Ein wenig trennt die Brauen...
Reicht Bleichweiß... Die Creme...
(zufrieden)
Die Blicke schießen scharf wie Pfeile.
Hierher die Narzisse!

ACT TWO

IN PARIS

An elegant room in Geronte’s house
At the back two glass doors. On the right rich curtains
conceal an alcove. On the left by the window, a
luxuriously appointed dressing-table at which Manon
is sitting wrapped in a white dressing-gown, while a
hairdresser and two assistants are busy putting the
finishing touches to her coiffure.


MANON (looking at herself in the mirror)
This curl is rather wilful!
(to the hairdresser)
The curlin-tongs, quickly.
(The hairdresser hurries to get the iron and sets to work
on the rebellious curl.)
Now the powder!
Make the eyebrows a little severe!
The ceruse!
(pleased with the effect)
Let my eyes flash like darts!
Bring the jonquil!

LESCAUT (durch die hintere Tür eintretend)
Ich grüß dich, kleine Schwester!

MANON (zum Friseur)
Die Schminke und Pomade!

LESCAUT
Bist diesen Morgen, scheint es, übler Laune!

MANON
Übler Laune? Wieso?

LESCAUT
Nicht? Um so besser!
Geronte ging schon?
Welche Hast, zu verlassen dein Gemach!

MANON (zum Friseur)
Nun Schönheitspflaster!
(Der Friseur bringt die Schachtel; Manon stöbert darin
herum und ist unschlüssig.)

LESCAUT
Dies wirket keck! ausgefeimt ist das!...
Nicht?... Dies verführet!

MANON
Weiß nicht recht...
so sei’s!... hier die zwei!
Am Aug’ den Dolch der Kälte, am Munde das
Schmachten nach Küssen!
(Der Friseur legt die beiden Pflästerchen auf, dann
nimmt er Manon stolz den Pudermantel ab. Sie ist nun
reich gekleidet, frisiert und geschmückt. Er verbeugt sich
elegant vor Manon und geht mit seinen Gehilfen ab.)

LESCAUT (entering)
Good morning, little sister!

MANON (to the hairdresser)
The rouge and the pomade!

LESCAUT
This morning you seem a trifle sulky.

MANON
Sulky? Why?

LESCAUT
No? So much the better!
Where’s Geronte?
Has he left your boudoir already?

MANON (to the hairdresser)
And now a beauty-spot!
(The hairdresser fetches the box containing the
patches. Manon is undecided which to choose.)

LESCAUT
The saucy one! The roguish one!
No? The flirtatious one?

MANON
I don’t know.
Oh well, two beauty-spots!
“The Assassin” to set off the eye
and “the Voluptuary” near the lips.
(The hairdresser carries out her orders and then
removes the dressing-gown. Manon appears richly and
elegantly dressed. The coiffeur bows and leaves with
his assistants.)

LESCAUT (Manon betrachtend)
Ah, welch prächtiger Anblick!
Wie bist du schön glänzend!
Es ist mein Stolz,
ich rettet’ dich von
des Studenten armer Liebe!
Als damals von Amiens mit Des Grieux du flohest,
sank nie mein Mut, noch ward mein Hoffen trübe!
Da ahnt’ ich dein Geschick,
sah voraus den Glanz,
der in diesen Sälen schimmernd dich umgibt.
Wie fand ich dich darbend!
In einer engen Hütte warst du
von ihm geborgen,
zahllos gab’s dort Küsse, doch mehr noch Sorgen.
Wohl war’s ein braver Junge, der Des Grieux.
Jedoch ein Steuerpächter war er nicht, Parbleu!
Darum natürlich schien’s, daß du des Mangels müde
annahmst die gold’ne Pracht hier und flohst der
Armut Friede.

MANON
Doch sag’ mir...

LESCAUT
Sprich, was willst du?...

MANON
Nicht doch!

LESCAUT
Gar nichts? Ist’s wahr?

MANON
Ich wollte dich nur fragen.

LESCAUT (scrutinising Manon)
Ah, what a delightful ensemble!
You’re gorgeous and radiant!
I’m elated! And with good reason!
Mine is the glory for saving
you from the love of a student.
When you fled, there at Amiens,
I never abandoned hope!
There I saw your destiny!
There the magic splendour
of these rooms flashed in my mind.
I have found you again!
A mean little house
was your dwelling;
you had kisses and no money!
He’s a fine young man, that Des Grieux,
but, alas, he’s not a Treasurer-General
so it was natural that you should
abandon that humble abode for a golden palace.

MANON
But tell me –

LESCAUT
What do you wish to say?

MANON
Nothing!

LESCAUT
Nothing? Really?

MANON
I wanted to ask –

LESCAUT
Ich geb’ Bescheid!

MANON
Du gibst Bescheid?

LESCAUT
Verstehe!
Deine Augen verraten deinen Wunsch mir:
Wenn Geronte dein Sinnen wüßte!...

MANON
Ganz recht! Geraten!

LESCAUT
Du möchtest Nachricht von... ihm?

MANON
Ach ja, ach ja! Hab’ ihn verlassen ganz
ohne Gruß und Kuß! Ach!
(sich in dem hocheleganten Salon umsehend)
Ach, in den kalten Spitzen
hier herrscht nur Pracht,
ödes Schweigen; o mich schaudert,
ich erfriere;
will kein Herz sich zärtlich zu mir neigen!
Einst kannt’ ich andre Wonnen,
von seel’ger Liebe war die Seele trunken,
die heißen Lippen suchten seine Küsse,
die Erde schien uns versunken!
Du meine stille Hütte,
dich seh’ im Geist ich wieder, weiß schimmernd,
traulich, zart umblüht von Flieder. In dem engsten
Raum genoß ich von Glück den Traum!
LESCAUT
I’ll answer you!

MANON
You’ll answer?

LESCAUT
I understand!
In your eyes I detect a desire.
If Geronte should suspect it!

MANON
It’s true! You’ve guessed it.

LESCAUT
Do you long for news of him?

MANON
It’s true, it’s true! I left him
without a word of farewell, without a kiss!
(She looks around and her gaze falls upon the alcove.)
In those soft lace hangings,
in that gilt alcove
there is a silence, a mortal chill –
there is a silence,
a coldness that turns me to ice!
And I who was accustomed
to a voluptuous caress
of ardent lips and passionate arms
now have something quite different.
Oh, my humble dwelling,
you again appear before me –
cheerful, secluded, white-walled,
like a sweet dream of peace and love!

LESCAUT
Nun wohl, ich will gestehen...
Des Grieux, genau wie Geronte,
ist eng befreundet mit mir.
Er hört nicht auf zu quälen:
Ist Manon hier?
Ist sie geflohn? Wohin? Mit wem?
Wohin? Nach Nord? Nach Ost, nach West?
Und ich täusche ihn!
Nunmehr ist er gefaßter.

MANON
Wie, er vergaß mich?

LESCAUT
Nein! nein!... Er hegt den Wahn, daß er mit Gold einst
fänd einen Pfad, der hin zu dir ihn führt.
Im Spiel möcht’ er fiebernd mehren sein Vermögen;
er denkt, die Karte siegt, die er berührt!

MANON (für sich)
Kämpfst um mich,
die verlassen dich hat
so schmählich, die dir so viel Schmerz bereitet!
Kehr wieder! Bring die Vergangenheit mir zurück!
Selige Stunden, kehrt wieder, wo mich küßt’ sein Mund.
Ah! In seinen Armen,
an seinem Odem
trink’ ich in Wonne mich ewig gesund!
O sieh, wie ich schön bin. Komm! Komm!
Ah! Ah! Geliebter, nimm aufs neu mich hin!

LESCAUT
Ganz unter uns: Ich weiß als alter Spieler,
die allgemeine Kasse wird in seine bald fließen!

LESCAUT
Since you wish to know,
Des Grieux, (as Geronte once was),
is a great friend of mine.
He keeps on pestering me:
“Where’s Manon?
Where has she gone? With whom?
To the north? The east? The south?”
I reply: “I don’t know!”
At last I’ve convinced him!

MANON
He has forgotten me?

LESCAUT
No, no! But by winning money
he may discover the way that leads to you!
Now he is mending his fortunes!
I’ve introduced him to gambling! He’ll win!

MANON (to herself)
(For me you are striving,
for me, the wretch who deserted you,
who cost you so much grief!
Ah, come, give me back the past,
the fleeting hours, your passionate caresses!
Ah, give me back the kisses,
your burning kisses,
that rapture which once gladdened me!
Ah, come! Am I beautiful? Come!
Ah, come, I can bear it no longer!)

LESCAUT
The old card-table, for us, is just like
a universal coffer!

Von mir wohl unterrichtet, wird er alle noch rupfen.
Doch in der atemlosen Pein des Kampfes,
in Qualen Tag und Nacht, ruht dann erst sein
Wahnsinn, wenn er dein gedacht.
Bei jedem Spielschluß, wie im Traum, fragt er nach
Manon, seufzt, ringt die Hände, fragt, wo du seist!
Dann setzt er aufs neu und er gewinnt am Ende!
(Manon versinkt in Nachdenken; plötzlich fallen ihre
Blicke auf den Spiegel.)


MANON
Ist’s wahr, daß dieser Anzug
zum Bewundern mir steht?

LESCAUT
Wie angegossen!

MANON
Und das Haar?

LESCAUT
Ausgezeichnet!

MANON
Die Büste?

LESCAUT
Prächtig!
(Einige gepuderte Musikanten treten ein und
verbeugen sich vor Manon. Dann gruppieren sie sich
mit ihren Notenblättern auf einer Seite.)
(leise, zu Manon)
Welch sonderbares Volk!
Wie es scheint, Scharlatane?

Launched and trained by me,
he’ll fleece everyone to the buff!
But meanwhile in the torment of long struggles
day and night
he lives unconscious of his madness,
and at the gaming table asks where you are!
He’ll win! He’ll win!
(Manon reflects, then studies herself in the mirror.)

MANON
Really now, doesn’t this gown
suit me marvellously?

LESCAUT
Like a glove!

MANON
And my wig?

LESCAUT
Wonderful!

MANON
And my corsage?

LESCAUT
Beautiful!
(A group of singers carrying sheets of music enters.
They bow to Manon and stand to one side.)
(softly, to Manon)
Who are these ugly mugs?
Quacks or apothecaries?

MANON
Nein, Musiker! Denn Geronte macht gerne
Madrigale!

SOLIST
Auf des Berges Höhen wandelst du,
o Chloe,
Blumen sind deine Lippen,
Brunnen deine Augen.

CHOR
O weh! O weh! Zu Füßen liegt Filer.

SOLIST
Golden weht dein Haar im Winde,
wie ein Wunder zu schau’n!
Es gleicht die nackte Brust
Lilien im Morgentau’!

CHOR
Chloe bist du, Manon,
und in Filen verwandelt sich Geronte!
Filen bläst die Schalmei
und seine Melodie flehet sanft: hab doch Mitleid!
Das Echo flüstert: Ja, Mitleid! es flüstert: Hab Mitleid!
Armer Filen: Chloe kennet kein Herz!
Sieh!... jetzt naht ihr Filen!
Doch... Zärtlich tönet Chloes Antwort auf der Schalmei:
Die Töne, fürwahr, sie flüstern nicht „nein!“

MANON (gelangweilt, gibt Lescaut eine Börse)
Zahl’ ihren Lohn!

LESCAUT (steckt die Börse ein)
Nicht doch! Die Kunst beleid’gen?

MANON
They’re musicians!
Geronte writes madrigals!

SINGER
On the mountain-top you roam,
O Chloris;
your lips are two blossoms,
and your eyes are a fountain.

SINGERS
Alas! Alas! Philenus expires at your feet!

SINGER
You loosen the wonder
of your hair to the wind,
and your little bare
white breast is a lily.

SINGERS
You are Chloris, Manon
and Geronte is transformed into Philenus!
Philenus is playing;
his pipes are murmuring: “Have pity!”
The echo sighs: “Have pity!”
Philenus is weeping: “Chloris have you no heart?
See, Philenus already swoons!”
No! To that sweet, plaintive piping
Chloris has never said No!

MANON (bored, giving Lescaut a purse)
Pay those people!

LESCAUT (pocketing the purse)
What! And insult art?

(zu den Musikern)
Seid mir entlassen im Namen wahren Ruhmes!
(Die Musiker verbeugen sich und gehen hinaus. Durch
die andere Türe sieht man einige Freunde des Geronte,
ältere Herren, eintreten.)

MANON (zu Lescaut)
Ja, Madrigale!... Die Tanzkunst... und dann Musik!
‘s sind alles schöne Sachen... Doch mich langweilt’s!...
(Die Quartettspieler treten ein, sammeln sich links im
Hintergrunde und stimmen ihre Instrumente. Manon
erhebt sich und geht nach hinten, Geronte entgegen,
welcher plaudernd mit dem Ballettmeister kommt, um
Manons Menuett-Unterricht zu verfolgen.)


LESCAUT (für sich)
Ein junges Weib. das so blasiert ist,
könnt’ man fast fürchten...
Und nun zu Des Grieux!
Er selber muß das ganze vorher ordnen!...
(Er geht unbemerkt ab. Ein Diener führt Gerontes
Freunde ein, die sich zu Manon beeilen.)

TANZMEISTER
(nähert sich Manon und reicht ihr die Hand)
Ich bitte, gnädiges Fräulein...
die Brust noch mehr erhoben... recht so... sehr gut,
nun darf ich Euch loben... Mit Eurem ganzen
Selbstbewußtsein schreitet vorwärts!
setzt ein!
Inständig bitt’ ich, im Takt bleibt!

GERONTE
Anbetungswürd’ge Tänzerin!

(to the musicians)
I bid you adieu, in the name of Glory!
(As the musicians bow and leave, in an anteroom seen
through the glass doors at the back Geronte is
receiving his guests.)

MANON (to Lescaut)
Madrigals! Dancing! And then music!
They are all lovely things! But I am so bored!
(A string quartet enter, take up their position at the
rear, and begin to tune their instruments. Manon rises
and goes to meet Geronte, ushering in his friends and
the dancing master.)

LESCAUT (to himself)
A little lady who is bored
is a frightening thing!
I’m away to Des Grieux!
In masterly fashion I’ll arrange events!
(He leaves unobserved, as Geronte’s guests pay their
respects to Manon.)

DANCING MASTER
(advancing, and offering Manon his hand)
I beg you, mademoiselle,
hold yourself erect – so –
excellent, that’s the style!
Now bring the whole body forward!
So!
I entreat you – in time!

GERONTE
Oh, charming dancer!

MANON
Noch etwas linkisch.

TANZMEISTER
Ich warn’ Euch: hört solch’ Schmeicheln
nur an mit großer Ungunst...
Ein ernstes Ding ist die Tanzkunst!

HERREN und ABBÉS (leise, zu Geronte)
Lernt weise schweigen, Freund,
macht darin es genau wie wir.
In der Stille nur huldigt, seid von Manon entzückt Ihr.
Ernst ist die Tanzkunst...

TANZMEISTER (zu Manon)
Jetzt wenden!... Gut so!
Zur Rechten!... Nun Verbeugung!
Gebt acht jetzt! Die Lorgnette!

GERONTE
Das Menuett ist vollkommen!

HERREN und ABBÉS
Welcher Liebreiz in den Blicken,
welche Schönheit
zum Entzücken.
Sternen gleichen ihre Augen.
Von den Lippen süß wie Honig
möcht’ ich ewig Küsse saugen!

GERONTE
Welche Schönheit!
Worte können sie nicht schildern.
Ah, sie gleicht hehren Götterbildern!

MANON
A little awkward.

DANCING MASTER
I beseech you, do not
heed whispered praise.
Dancing is a serious matter!

GENTLEMEN and ABBÉS (softly, to Geronte)
Hush! Control yourself like us;
admire in silence,
in silence adore –
it’s a serious matter.

DANCING MASTER (to Manon)
To the left! To the right!
A curtsy! Careful!
The lorgnette!

GERONTE
A perfect minuet.

GENTLEMEN and ABBÉS
What languor in her glance!
What sweetness, what tenderness!
She is too lovely – like a star!
What innocence! What a treasure!
That mouth – ripe for kisses!
If she smiles she seems like a star!

GERONTE
She is too lovely!
I cannot find the words –
the words to sing her praises!

MANON
Gold’nes Lob rauscht durch die Lüfte,
rings um mich hör’ ich sie flüstern.
Alle spenden Lobeshymnen, sind nach meiner
Schönheit lüstern!... Ah!
Gold’nes Lob rauscht durch die Lüfte,
ringsum höre ich sie flüstern.

GERONTE
Glühend ist mein Herz entzündet!

MANON
Alle spenden Lobeshymnen, sind nach meiner
Schönheit lüstern!

GERONTE
Glühend ist mein Herz entzündet...
daß die Ruh’ muß delirieren!

HERREN und ABBÉS
Manon ist des Lichtes Göttin!
Und die Königin der Nächte!
(Der Tanzmeister macht Zeichen der Ungeduld.)

MANON
Mein guter Meister... er will nicht viele Worte.
Wenn Ihr so schmeichelt, dann werd’ ich nie
die vollkomm’ne Göttin, die Ihr jetzt in mir seht,
nur vermöge Eurer glühenden Phantasie.
Darum Maß im Lob, werte Herren!

TANZMEISTER
Wo bleibt der Herr?

MANON
Murmured golden praises
now throb around me;
come, curb your chorus of adulation! ah!
Murmured golden praises
now throb around me!

GERONTE
You make me lovesick!

MANON
Come, curb your chorus of adulation!

GERONTE
You make me lovesick,
you make me delirious!

GENTLEMEN and ABBÉS
You are the goddess of the day!
She is queen of the night!
(The dancing master shows signs of impatience.)

MANON
The good dancing master deplores this chatter.
If you flatter me
I shall not become the divine dancer
that your optimistic fancy
imagines me already to be.

DANCING MASTER
A partner –

GERONTE (Herbeieilend)
Schon da...

HERREN und ABBÉS
Trefflich! Welch ein Paar ist’s!
Lang soll der Frohsinn der Verliebten blühen!
Seht: Gott Merkur und Venus! Ganz wie Reichtum und
Liebe! Oh! daß dies Liebesglück Euch, ganz wie
Reichtum und Liebe, oh, daß dieses Liebesglück Euch
ewig verbunden doch bliebe!

MANON
Hörst du die Stunde. Tyrso, locken...
die still verschwiegen beut uns Wonne?
Deine treue Schäferin seufzt zu dir nur hin.
Ach!... am Himmel stirbt die Sonne!
Plötzlich nahst du, dem Blitze gleichend,
machest hell. was bang und trübe!
Heiter lacht nun die Welt, die uns umfangen hält,
und dieses Wunder tat die Liebe!

HERREN und ABBÉS
Ein Wunder seid, Manon, Ihr selbst;
Ihr selber seid die Liebe. Ihr seid das Glück!

GERONTE (mischt sich ein)
Die Galanterie in Ehren, doch,
Ihr Herren, es ist spät schon!
Die Menge wogt bereits durch das Tor ins Freie!

HERREN und ABBÉS
Die Zeit verflog uns!

GERONTE
Ich weiß das aus Erfahrung.

GERONTE (rising hastily)
Here I am!

GENTLEMEN and ABBÉS
Excellent! What a fine couple!
Hurrah for the fortunate lovers!
Just like Mercury and Venus!
Oh, here happiness,
with love and wealth,
charmingly prospers!

MANON
The hour, O Thyrsis, is attractive and lovely,
the day smiles, smiles about
your faithful little shepherdess.
She sighs for you, dies for you.
But you appear and in a trice
she becomes joyful and alive!
Ah, see the sky!
How serene it is over the miracle of love!

GENTLEMEN and ABBÉS
You are the miracle!
You are love! ah! love, etc.

GERONTE (interrupting)
Gallantry is all very well,
but you forget that it is late.
A merry throng is surging along the esplanade.

GENTLEMEN and ABBÉS
How time flies here!

GERONTE
I know from experience.

(zu Manon)
Meines Lebens holder Lichtstrahl,
mit uns zu gehn, war Euer Versprechen.
Wir schreiten ein wenig voran Euch...

MANON
Nur einen Augenblick bedarf ich!
Auf mich zu warten ist leicht Euch
in der schönen Welt.

HERREN und ABBÉS
Schwer ist’s, Euch zu entbehren...

GERONTE
Für unsrer Seele Seufzen
laßt die Strafe nicht lang sein.
(Alle gehen. Man verbeugt sich, die Herren küssen
Manon die Hand. Auch der Tanzmeister und die
Musiker gehen.)
Ich werde die Sänfte bestellen.
Leb wohl meine holde Göttin!
(geht ab)

MANON
(läuft zum Tisch, nimmt einen Handspiegel und
betrachtet sich selbstgefällig)
Ah, ich bin doch die Schönste...
(Sie nimmt ihren Mantel. Als sie jemanden kommen
hört, denkt sie, es sei ein Diener.)
Ist die Sänfte gekommen?
(Des Grieux erscheint in der Tür, ganz blaß. Manon
stürzt ihm tief bewegt entgegen.)
Du! Du, Geliebter? Du?
Ah, meine höchste Liebe! Götter!

(to Manon)
You, my shining joy,
promised to accompany us;
we will go ahead.

MANON
Only a brief moment I ask you;
waiting for me will be easy
in the gilded beau-monde.

GENTLEMEN and ABBÉS
Waiting is always tedious.

GERONTE
Do not prolong the suffering
of us poor souls in suspense.
(Kissing Manon’s hand, the guests, bowing, retire. The
dancing master and the musicians also leave.)
I’ll order the sedan-chair.
Farewell, my fair goddess.
(He departs.)

MANON
(admiring herself in the mirror)
Oh, I shall be the most beautiful!
(She picks up her cloak. Hearing someone approaching,
she expects it to be a servant.)
Is the sedan-chair here?
(Instead Des Grieux appears at the door. Manon runs to
him.)
You, you, my love! You?
Ah, my supreme love! Oh, heaven!

DES GRIEUX (vorwurfsvoll)
Manon, ach!

MANON
Nein, du liebst mich nimmermehr!
Und liebtest einst mich doch so sehr!
Wie mußt’ ich missen dein heißes Küssen!
Und eine Zeit nahte dann,
da fürchtet’ ich deine Rache.
O sieh mich finster nicht an:
Nie hat deiner Augen Stern
in früh’rer Zeit das getan!

DES GRIEUX
Ja, du Verworf’ne. fürcht’ meine Rache...

MANON
Ah! Ich bin schuldig, ich weiß es!

DES GRIEUX
Ah, du Verworf’ne, fürcht’ meine Rache...

MANON
Ah, ich büße! Du liebst mich nimmer –
nun verschwand mir der Hoffnung Schimmer!
Was war ich einst dir... Nun ist’s vorbei!
Trotz bitt’rer Reu’!

DES GRIEUX
Schweig, Verräterin, du brachst mein Herz, da du mich
verlassen!
Nein, du ahnst nicht die Leiden,
die sanken auf mich nieder, als du heimlich gefloh’n.

DES GRIEUX (reproachfully)
Ah, Manon!

MANON
Then you no longer love me?
You used to love me so much!
Oh, those long kisses!
Oh, the lingering enchantment!
Your erstwhile sweetheart
awaits your revenge.
Oh, don’t look at me like that;
you never looked so stern before!

DES GRIEUX
Yes, wicked girl, my revenge –

MANON
Oh, it’s my fault! It’s true!

DES GRIEUX
Ah, wicked girl, my revenge –

MANON
Oh, it’s true! You no longer love me –
Ah, it’s true! So you no longer love me?
You used to love me so much –
you no longer love me!

DES GRIEUX
Be silent, you are breaking my heart!
You do not know of
the dark, desolate days that descended upon me!

MANON
Doch jetzt sollst du verzeihn;
der Reichtum ist ganz mein.

DES GRIEUX
Schweige!

MANON
Gleicht dieses Haus nicht einem Feenschloß,
mit Gold geschmückt echt königlich,
und alles nur für dich!

DES GRIEUX
Geh, laß mich!

MANON
Stets mußt’ ich träumen von einer lichten Zukunft...
daß Liebe dich zurückführt...
Ich verriet dich einst,
(niederkniend)
jetzt zu Füßen dir
erfleh’ ich Mitleid...
Ach, nimm die Verräterin neu in Liebe hin!
Ah! Laß um Gnade mich flehen.
Nein, verweigere es nicht!
Bin ich denn weniger Manon heut’ als einst,
schwand meine Schönheit?

DES GRIEUX
O du Versucherin! O du Versucherin!
Der alte Zauber fesselt mich. Ich erliege.

MANON
Der Zauber ist’s der Liebe, folg’ ihm, sei wieder mein!

MANON
I want your forgiveness.
See? I’m rich –

DES GRIEUX
Be quiet!

MANON
Doesn’t this seem a feast
of gold and colour?
It’s all for you!

DES GRIEUX
For pity’s sake, be quiet!

MANON
I imagined a radiant future;
love brings you here.
I betrayed you, that’s true!
(She kneels.)
I am at your feet!
I betrayed you – call me wicked –
I kneel at your feet.
Oh, I want your forgiveness,
oh, do not deny it to me!
Am I perhaps less charming
and beautiful than Manon of other days?

DES GRIEUX
O temptress!
This is the old spell that blinds me!

MANON
It’s love’s magic; yield to it, I am yours!

DES GRIEUX
Wer vermöchte noch zu kämpfen! Ja, ich bin dein!

MANON
Nimm an dein Herz mich... O komm!
O komm, in deinen Arm
nimm selig Manon; sie liebt dich...

DES GRIEUX
Im Kampfe besiegt, o du Versucherin!...

MANON
Presse ans Herz, die ganz allein
nach dir sich gesehnt hat, komm, sei mein!

DES GRIEUX
Im Kampfe besiegt!

MANON
Sieh ich bin dein!

DES GRIEUX
Ich fühl’ wie so schwach ich bin! Ich liebe dich!

MANON
O komm!

DES GRIEUX
... Ich liebe dich!

MANON
O komm!
Die ganz allein nach dir sich gesehnt hat.

DES GRIEUX
I can struggle no longer! I am defeated!

MANON
Surrender, I am yours!
Ah come, come!
In your arms clasp Manon who loves you...

DES GRIEUX
I cannot struggle, o temptress!

MANON
Hold me tight to your breast!
Manon longs for you alone, for you alone!

DES GRIEUX
I can no longer struggle!

MANON
Surrender, I am yours!

DES GRIEUX
I am defeated: I love you! –

MANON
Ah, come!

DES GRIEUX
– I love you!

MANON
Ah, come!
Manon longs for you alone, for you alone!

DES GRIEUX
Im Kampfe besiegt!
Ich fühl’, wie so schwach ich bin! Ich liebe dich!

MANON
Komm!
Fest umschlinge dein Arm mich; Manon fleht heiß:
Erbarmen!

DES GRIEUX
In deiner Augen Tiefe
seh’ ich mein künftig’ Geschick;
was auch die Erde beut:
dein Kuß nur gibt mir das Glück!

MANON
Ah, Manon ersehnt deine Gunst allein.
Schnell laß an deinem Busen
innig mich ruhen und selig, selig sein!
Trunkene Küsse
drücke auf meinen Mund,
mache in Wonnen mich gesund!
O kehre mir zurück, du allein bist mein Glück, usw.
Sind meine Lippen ein Altar,
bring’ Opfer nun dar!

DES GRIEUX
Wie deine Küsse unermeßlich sind,
sei deine Liebe zu mir. O Kind!
Mein Herz ist neu berauscht.
Wie deine Küsse unermeßlich sind., usw.
In deiner Arme Seligkeit vergeß’ ich mein Leid!
Mein Herz unterliegt!

DES GRIEUX
I can no longer struggle!
I am defeated: I love you!

MANON
Come!
In your arms clasp Manon who loves you!

DES GRIEUX
In the depths of your eyes
I read my destiny;
all the treasures of the world
are in your divine lips!

MANON
Ah! Manon longs for you alone –
hold me close to your breast.
Return to my desires, I beg you,
return to the ecstasy,
to the lingering kisses of love!
Live in rapture close to my heart –
oh, come back to me! etc.
My mouth is an altar
where your kiss is God!

DES GRIEUX
These are your kisses!
This is your love!
Your kiss, sweet treasure, sets me afire!
In you I am drunk again with passion! etc.
In your dear arms
there is rapture, oblivion!

MANON
Welch ein seligster Gruß!

DES GRIEUX
Laß mich sterben Geliebter!

MANON
Gib deinen Mund zum Kuß!

MANON und DES GRIEUX
Wonneberauschte Stunde!...
(Geronte tritt plötzlich durch die Tür im Hintergrunde
ein und bleibt wie erstarrt stehen.)

MANON
Ah!

GERONTE
Verzeiht, mein holdes Fräulein,
jetzt weiß ich doch, warum wir so gewartet!
Ich kam zur Unzeit;
ein ungewollter Zufall,
doch wer irrt nicht hienieden?
(zu Des Grieux)
Ihr auch vergaßet, glaub’ ich, daß zum Beispiel
Ihr weilt in einem fremden Hause!

DES GRIEUX
Herr, hört mich...

MANON (zu Des Grieux)
Schweig du!

MANON
Lips adored and tender!

DES GRIEUX
Manon, you bring me nigh to death!

MANON
Lips sweet to kiss!

BOTH
Such sweet suffering!
(Geronte suddenly appears at the door and stands
dumbfounded.)

MANON
Oh!

GERONTE
I’ faith, Mademoiselle,
now I understand why we had to wait!
I have arrived at an awkward moment.
An unintentional mistake!
Who in this world does not make mistakes?
(to Des Grieux)
Even you, I believe, for instance,
have forgotten that you are in my house –

DES GRIEUX
Sir!

MANON (to Des Grieux)
Be silent!

GERONTE
Danke den Göttern, wenn heute blühet für dich ein
Glückstag!
(zu Manon)
Euch zog’ ich ins Haus hier...
weil ich Euch wahrhaft liebte,
wovon ich die Proben zahllos Euch gegeben!

MANON
(sieht Geronte boshaft an, geht zum Tisch, von dem sie
einen kleinen Handspiegel nimmt.)
Liebe? Liebe!
Was wißt Ihr von der, mein Guter?
Hierher... Betrachtet Euch im Spiegel nur!
Stets, wenn ich irrt’, gesteh’ ich’s treu!
Und nun seht auf uns beide!

GERONTE
Ich bin verbunden Euch, edles Fräulein...
Ich kenne meine Pflichten...
schnell gilt’s zu scheiden hier...
O Ihr glücklicher Erbe, o leicht beschwingte Schönheit!
Wir sehn uns wieder...
und schon bald!
(Er stürmt hinaus.)

MANON (lachend)
Frei bin ich! Frei wie der Vogel dort oben!
Habt Dank, mein Herr, du meine Liebe!

DES GRIEUX
Hör jetzt! Wir müssen eilen: Nur einen Augenblick
gewähr’ uns des unverschämten Alten
Dach noch Schutz, dann fort!

GERONTE
Gratitude – for you this is a red-letter day!
(to Manon)
This is the way you remember
whence I took you,
the proof I have given you of true love!

MANON
(looking at Geronte capriciously, then picking up a
hand mirror from the table)
Love? Love?
My good sir, here!
Look at yourself – look!
If I am wrong, be fair and tell me so!
And then look at us!

GERONTE
I am fair, my pretty little doxy.
I know my duty –
I must leave here!
O gallant chevalier, o charming young lady,
au revoir –
and soon!
(He leaves.)

MANON (laughing)
Free! Free as air!
What joy, chevalier, my handsome lover!

DES GRIEUX
Listen, we must leave at once.
You shall not stay a moment longer
under this cursed old man’s roof!

MANON
Wie schade!
All die herrlichen Schätze
und der üppige Reichtum!
O weh! Ich soll’s verlassen!

DES GRIEUX
Ah! Manon!
Schändlich! Dich verrät dieser schlimme Gedanke!
Immer dieselbe, immer die Gleiche!
Zittern vor dem Ernste,
stets zwischen heißen Wünschen schwanken!
Gütig, voll Großmut,
wie deine Lieb’ ohne Maßen,
stets heftig von Begierden kannst du den Tand nicht
lassen...
Plötzlich, auf einmal, mutlos
und verzagend empfindest du die Schwere des Lebens!
Ich? Ich bin dein Sklave und dein Opfer, tief
gesunken...
Abwärts ging meine Laufbahn,
hab’ aus dem Schlamm getrunken...
Hab’ als ein rechter Held mich wüst
verkauft an ein Spielhaus!
Diese Schmach bringt, Ärmste, mich dir nah...
In dem Dunkel der Zukunft, sprich,
was soll werden aus mir?...

MANON
Mir, ach verzeihe, will treu und gut verbleiben,
ich schwör’ dir’s!
(Lescaut tritt schwer atmend ein; Manon und Des
Grieux gehen zu ihm.)

MANON
What a pity!
All this splendour!
All these treasures!
Alas, we must go!

DES GRIEUX
Ah, Manon,
your foolish thoughts betray me;
always the same, always the same!
Trembling divinely,
in ardent abandon
sweet and tender like the
charm of your caress;
always some new ecstasy;
then, suddenly, overcome, dazzled
by the glitter of the gilded life!
I? Your slave and victim, I descend
the ladder of shame.
Slime in slime I am
and a depraved hero of the gambling den,
I have defiled myself, sold myself.
The vilest disgrace brings me nearer to you!
In the murky future, tell me,
what will you do with me?

MANON
Once again, pray forgive me!
I will be faithful and good, I swear it!
(Lescaut enters, breathless. Des Grieux and Manon
hurry to him in surprise.)

DES GRIEUX
Lescaut!

MANON
Bist du’s?
(Lescaut wirft sich keuchend in einen Sessel.)

DES GRIEUX, dann MANON
Was gibt’s denn? Sprich!
(Lescaut deutet durch Zeichen an, daß etwas
Schreckliches vorgefallen ist.)

MANON und DES GRIEUX
O Gott, wir zittern...
Was ist geschehen?

LESCAUT
Erst laßt mich atmen...

MANON und DES GRIEUX
Du machst uns beben...

LESCAUT
... dann rede ich.

MANON und DES GRIEUX
Was ist geschehen?

LESCAUT
Man zeigte euch an!

MANON
Wer?

DES GRIEUX
Lescaut!

MANON
You here?
(Lescaut collapses into a chair.)

DES GRIEUX, then MANON
What’s happened? Speak!
(Lescaut indicates by his look and gestures that
something awful happened.)

MANON and DES GRIEUX
Oh, heavens! What has happened?
You make us shudder!

LESCAUT
Let me get my breath...

MANON and DES GRIEUX
You make us shudder!

LESCAUT
... to speak.

MANON and DES GRIEUX
Oh, heavens. what has happened? Say!

LESCAUT
He has denounced you!

MANON
Who?

DES GRIEUX
Der Alte?

LESCAUT
Ja!

MANON
O Himmel!

LESCAUT
Die Wache naht mit Militär!...

MANON
Der Schlag!

DES GRIEUX
Mein Gott!

LESCAUT
Den Kopf bewahrt, die Treppe dort schnell hinab im
Fluge!...

MANON
Ach Gott!

LESCAUT
Von einem Grenadiere im Quartier
hab’ ich alles erfahren...
Auf die Treppe hurtig, macht den Beinen Flügel,
rings nahen Häscher, zu fangen euch...
Darauf Brief und Siegel!...

DES GRIEUX
Schlau verraten hat uns der verfluchte Alte!

DES GRIEUX
The old man?

LESCAUT
Yes!

MANON
Alas!

LESCAUT
Guards and archers are on their way here!

MANON
Alas!

DES GRIEUX
Oh, God!

LESCAUT
Come, chevalier, be off down the stairs!

MANON
Alas!

LESCAUT
I heard what had happened
from a grenadier at the barracks.
Down the stairs, chevalier, and away!
The guards and archers are already on their way!
Go, like the wind!

DES GRIEUX
Curse that crafty old man!

MANON
Was soll das werden!
Auf, auf, davon!

DES GRIEUX
Ja! Nimm dich in acht!

LESCAUT
Ah, ihr vergeßt, Ihr müßt sie verlieren,
wißt, daß man fort sie will führen.
Ihr Los steht jetzt auf dem Spiel: das Exil!

MANON
O Gott! der Tod!

LESCAUT
Hurtig, beeilt euch. zögert nicht länger!
Noch zwei Minuten, seid ihr verloren!
Schon von dem Stadthaus nahen sie, usw.,
Sicher vor Ärger wird der feige Alte sterben...
Kommt man und findet das Nest schon leer
und vermißt die neue Adresse!...

MANON
Ah, doch, ich eile...
(zu Lescaut)
Nur ein Weilchen! Sieh diesen blitzenden Smaragd
hier!
(zu Des Grieux)
Sogleich... Nur ja doch;
ganz schnell. Doch mir beistehn mußt du!

DES GRIEUX
Nimm dich in acht, alter Narr!

MANON
Alas! Alas!
I’m hurrying, alas!

DES GRIEUX
Yes! Watch out!

LESCAUT
Ah, you don’t know you are losing her,
ah, you don’t know the cruel
inhuman fate that awaits her: Exile!

MANON
Alas, death, death!

LESCAUT
Now hurry! Don’t hesitate!
In a few moments you’ll be lost!
The archers have already left the barracks! etc.
The vile old man will die of rage
if he finds the cage empty
and does not know where you’ve gone!

MANON
Alas; I’m hurrying!
(to Lescaut)
Just a moment! This sparkling emerald –
(to Des Grieux)
But yes! My God!
I’m hurrying! You help me!

DES GRIEUX
Yes, beware, vile old man!

(zu Manon)
Auf, auf, laß uns gehn...
Zu was?

MANON
Manon!

MANON
Wickle sie ein...

LESCAUT
Jetzt fort!... Manon. schnell auf den Weg!

DES GRIEUX
Nun komm!

MANON
Sogleich! Doch erst mir helfen...

DES GRIEUX
O komm!

MANON
... gut zu verpacken diese Dinger!
Leere noch schnell hier diese Kassette!
Ach, diesen Reichtum den ich so liebte,
muß ich nun lassen als schmerzlich Betrübte!

DES GRIEUX
Auf, laß uns gehn! Komm, Manon!
Auf, laß uns gehn!
Jetzt gilt es Manon, tapfer zu scheiden...
Zögern wir noch, fängt man uns doch...
Schande drohet dir und Leiden!

(to Manon)
Let’s go, Let’s go! Hurry! Come on!
Help you do what?

LESCAUT
Manon!

MANON
To wrap up –

LESCAUT
Go quickly, they’re already on their way!

DES GRIEUX
Let’s go!

MANON
But yes! You help me...

DES GRIEUX
Let’s go!

MANON
...to wrap up this jewellery!
Empty the drawers!
And this enchantment that I so adore,
must I leave, abandon it?

DES GRIEUX
Come, let’s hurry! Let’s go, Manon!
Come, let’s away!
O my beloved Manon, hurry!
We must fly at once!
You are torturing me again!

LESCAUT
Schade füwahr, die prächtige Truhe!
Jetzt durch den Garten laßt uns entweichen..
in seinem Schatten vorsichtig schleichen;
aus ist das Bangen, sind wir erst unten:
Wer will uns fangen!

MANON
(ergreift weitere Juwelen und steckt sie in ihren
Mantel.)
Es wäre Torheit, zu lassen dieses Gold,
dem ich, ach, so hold!

DES GRIEUX
Nur dein Herz, o Manon, greife ohne Reu; ich mag
dein gleißend Gold nicht, denk’ an Liebe nur und Treu!

LESCAUT (läuft zum Fenster.)
Verfluchter Streich!
Sehet nur, sie umzingeln das Haus schon!

DES GRIEUX
Manon!

MANON
Des Grieux!
Hierher? Nach dort? Wohin entfliehen?
Nach dort!

DES GRIEUX
Auf, auf! Nein, nein!
Nach dort! Schnell, schnell!

LESCAUT
Oh, that fine coffer – a pity indeed!
Our route will be through the garden,
in a moment we shall be on the road
in the shadow of the tall trees.
They’ll have to be clever to catch us!

MANON
(collecting more jewels and hiding them under her
cloak)
It would be foolish to leave these gold trinkets,
O my treasures, o my treasures!

DES GRIEUX
Just bring your heart with you.
I only want to save your love.

LESCAUT (from the window)
Curses!
Here they are, surrounding the house!

DES GRIEUX
Manon!

MANON
Des Grieux
This way! Through there! Let’s fly!
Well then, out that way!

DES GRIEUX
Let’s fly! No, no!
That way, quickly, hurry!

LESCAUT
Der Alte führet sie an, kommandieret,
sie marschieren schon...

MANON
O Gott!

DES GRIEUX
Nun komm!

LESCAUT
Die Schützen verteilen sich!...
(Manon und Des Grieux, auf dem Höhepunkt ihrer
Verwirrung, sind ratlos, wohin sie fliehen sollen.
Lescaut läuft zur Türe. Er verschließt die Tür.)
Jetzt sind sie drin,
auf der Treppe schon!

DES GRIEUX
Sprich, ist hier nicht ein Ausgang?

MANON
Ja!... durch jenen Erker!

LESCAUT
(drängt Manon und Des Grieux in den Erker und folgt
ihnen.)
Vorwärts, sie steigen herauf schon, sie fangen euch!

MANON (schreit von innen)
Ah! Ah!

LESCAUT
The old man is bawling orders,
the guards are filing in...

MANON
Alas!

DES GRIEUX
Let’s run!

LESCAUT
... the archers are standing at the ready!
(Manon and Des Grieux are undecided which way to
escape. Lescaut runs to the door and locks it.)
They’re coming in, climbing the stairs!
Here they are!

DES GRIEUX
Tell me, is there another way out?

MANON
Yes, over there in the alcove!

LESCAUT
(hustling Manon and Des Grieux into the alcove and
following them)
Here they come up the stairs!

MANON (in the alcove)
Oh! Oh!

(Manon kommt wieder aus dem Erker heraus, mit
Lescaut und Des Grieux fliehend über die Szene
laufend. Aus dem Vorhang des Erkers tritt ein Sergeant
mit zwei Soldaten. Im selben Moment wird die hintere
Tür eingeschlagen, und mit all seiner Eitelkeit zeigt sich
Geronte mit einigen Soldaten.)


SERGEANT
Es rühr’ sich keiner!
(Geronte lächelt Manon boshaft zu, welche im Schreck
den Mantel mit dem Schmuck fallen läßt, der am
Boden umherrollt.)

LESCAUT
(entwaffnet Des Grieux, der den Degen gezogen hat)
Herr, wenn man Euch arretiert,
wer errettet Manon dann?
(Auf ein Zeichen Gerontes verhaftet der Sergeant
Manon, die von zwei Soldaten abgeführt wird.)

DES GRIEUX
(verzweifelt, möchte Manon nachstürzen, wird aber
von Lescaut zurückgehalten)
Manon. ach! Meine Manon!

(She rushes out of the alcove followed by Des Grieux
and Lescaut. A sergeant and two archers appear from
the alcove while Geronte and a squad of soldiers enter
through the door.)


SERGEANT
Nobody move!
(Geronte bursts into sarcastic laughter at Manon who,
panic-stricken, drops her cloak, spilling the stolen
jewels on the floor. Des Grieux draws his sword.)

LESCAUT
(disarming him)
If they arrest you, chevalier,
who can save Manon?
(At a sign from Geronte, Manon is dragged away by the
soldiers.)

DES GRIEUX
(desperately trying to follow Manon, but held back by
Lescaut)
Oh, Manon! Oh, my Manon!

INTERMEZZO

DIE GEFANGENSCHAFT – DIE REISE NACH LE HAVRE
Des Grieux: „... Tatsache ist, daß ich sie liebe! Meine
Leidenschaft ist so gewaltig, daß ich mich selbst als das
armseligste Wesen unter den Lebenden betrachte. –
Was unternahm ich nicht in Paris, um ihre Freilassung
zu erlangen!... Ich erbat Hilfe von den Mächtigen!... Ich
pochte und flehte an jeder Türe!... Selbst an Gewalt
dachte ich!... Alles ohne Erfolg. – Nur ein einziger Weg
bleibt: ihr zu folgen! Und ich werde ihr folgen! Wohin
sie immer gehen mag!... Sei es das Ende der Welt!...“
(Die Geschichte von Manon Lescaut und dem Chevalier
Des Grieux
von dem Abbé Prévost.)

INTERMEZZO

THE IMPRISONMENT – THE JOURNEY TO LE HAVRE
Des Grieux: “...How I love her! My passion is so strong
that I feel I am the most unhappy creature alive. The
attempts I made in Paris to obtain her release! I have
implored the powerful, I have knocked and petitioned
at every door! I have even resorted to violence. All
was in vain. Only one way remains for me – to follow
her! And I will follow her! Wherever she may
go!...Even to the ends of the earth!”
(The Story of Manon Lescaut and of the Chevalier des
Grieux
by Abbé Prévost)

DRITTER AKT

LE HAVRE

Ein Platz am Hafen
(Im Hintergrund der Hafen. Eine Kaserne bildet die
Ecke, mit schwer vergitterten Fenstern. Eine große
geschlossene Tür führt auf den Platz. Eine Wache
patrouilliert davor. Im Hafen hinten ist ein Teil eines
Kriegsschiffes zu sehen. Rechts ein Haus und ein Stück
Bürgersteig. In der Ecke eine Laterne. Letzte Stunde der
Nacht. Der Morgen beginnt zu dämmern. Des Grieux zu
Lescaut, auf der Seite gegenüber der Kaserne)


DES GRIEUX
Stets die grausame Angst...

ACT THREE

LE HAVRE

A square near the harbour
(The harbour is in the background. Part of the stern of a
warship is visible. To the left, the corner of a barracks
with a barred window on the front. The main entrance
facing the square is guarded by a sentry. On the right is
a house and a narrow street with an oil lamp burning
dimly at the corner. It is just before dawn. Des Grieux
and Lescaut are standing opposite the barracks where
Manon is imprisoned.)


DES GRIEUX
Eternal, cruel anxiety.

LESCAUT
Nur noch Geduld...
Die Ablösung bringt bald unsern Schützen,
der im Spiel ist...
Also Geduld!...

DES GRIEUX
Mich foltert dieses Warten... Dort verweilet
(zeigt auf die vergitterten Fenster)
meine Seele, mein ganzes Leben!...

LESCAUT
Belehrt ist Manon;
wartend auf mein Zeichen schaut sie her.
Inzwischen wage ich
mit Freunden jenen Streich!
Zur lichten Freiheit führen wir Manon!
(Lescaut hüllt sich bis ans Gesicht in den Mantel ein
und geht zur Beobachtung nach hinten.)

DES GRIEUX
Es ist mein Schicksal, daß ich mich schleppe Tag
und Nacht auf düstern Wegen...
breit’ ich sehnend die Arme nach Glück aus,
ist’s ein Phantom, grinst öde mir entgegen!...
Paris und Havre! Welch traurige Stunden!
Nur Qualen hab’ im Leben ich empfunden!...

LESCAUT (sich Des Grieux nähernd)
(Zeigt auf eine Gruppe Soldaten, die, geführt von
einem Sergeanten, zur Ablösung aus der Kaserne tritt.)

Jetzt hab’ acht!

DES GRIEUX
Man kommt!...

LESCAUT
Be patient still.
Soon the archer I have bribed
will mount guard over there.
Be patient yet.

DES GRIEUX
The waiting tortures me!
(indicating the barred window)
My life, my soul – it is all there!

LESCAUT
Manon already knows
and awaits my signal to come to us.
Meanwhile I with my friends
will try to rescue her!
At dawn I will make her free!
(He hides his face with his cloak and retires cautiously
to the back to watch the prison window.)

DES GRIEUX
Ashen-pale I trudge in search of my destiny,
and walk on night and day.
And an illusion torments me, excites me!
Though it seems near, it disappears when I grasp at it!
Paris and Le Havre – fierce sad agony!
Oh, the lingering torture of my life!

LESCAUT (approaching Des Grieux)
They’re coming!
(A picket of soldiers, led by a sergeant, marches out of
the prison for the changing of the guard.)

DES GRIEUX
At last!

LESCAUT
(betrachtet aufmerksam die Soldaten, auf einen
weisend)
Wo ist mein Mann denn? Der ist es!
(Die Gruppe mit dem Sergeanten tritt in die Kaserne
zurück.)
In tiefem Schlaf liegt Havre!
Die Zeit ist günstig...
(Er nähert sich der Kaserne, wechselt schnell ein
Zeichen mit der Patrouille, die sich spazierend entfernt,
und klopft dann vorsichtig an das Eisengitter. Des
Grieux sieht zitternd zu. Manon erscheint am Fenster
und Des Grieux stürzt zu ihr.)

DES GRIEUX
Manon!...

MANON
Des Grieux!
(streckt die Hände durch das Gitter, welche Des Grieux
inbrünstig küßt.)

LESCAUT (für sich)
Zum Teufel mit Amerika!
Manon braucht nun nicht hin!

MANON
Ah! Du liebst mich! Du liebst mich!
Du hältst zu mir trotz aller Schande?

DES GRIEUX
Ich dich verlassen, mein süßes Leben? Niemals!

MANON
Unfaßbare Liebe! O Liebe!

LESCAUT
(pointing out one of the soldiers)
There’s my man – that one!
(The relieved picket enters the barracks.)
Le Havre is asleep!
The hour has come!
(Lescaut signals to the sentry, who moves away. He
then goes to the barred window and taps cautiously on
the bars. Des Grieux watches, motionless. The window
opens and Manon appears and Des Grieux speeds
toward her.)

DES GRIEUX
Manon!

MANON
Des Grieux!
(She stretches out of her hands and Des Grieux kisses
them feverishly.)

LESCAUT (to himself)
To the devil with America!
Manon shall not go!

MANON
You, my love?
In my shame you have not deserted me?

DES GRIEUX
Desert you? Never!

MANON
My beloved!

DES GRIEUX
Wenn ich dir folgte auf dem Schreckenswege...

MANON
Die Liebe!

DES GRIEUX
... tat ich’s, weil fest im Herzen wurzelt Glaub’ und
Liebe!

MANON
Die Liebe!

DES GRIEUX
In Kurzem bist du mein!

MANON
Ich dein... in Kurzem!

DES GRIEUX
(Ein Laternenanzünder kommt von rechts und
überschreitet singend den Platz.)

Schweige! Schweige!

LAMPENANZÜNDER
(geht zur Lampe und zieht sie herunter)
Zur Antwort gab Käthe dem König:
man soll nicht scherzen mit Mädchenherzen.
Nur für die Eh’ schuf mich so reizend der Herr!
(löscht die Lampe)
Lachend schenkt’ ihr der König Schmuck und Gold
und einen Mann, der lieben sie sollt’.
(Langsam entfernt er sich. Der Morgen graut.)

DES GRIEUX
If I have followed you this long way...

MANON
Love!

DES GRIEUX
...it was because in my heart I remained ever faithful.

MANON
Beloved!

DES GRIEUX
Soon you will be mine!

MANON
Yours soon! Soon, yours!

DES GRIEUX
(interrupting her as a lamplighter enters the square)
Hush! Hush!

LAMPLIGHTER
(taking down the lamp)
And Kate replied to the King:
“Why tempt a poor maid’s heart?
The Lord made me beautiful for husband!”
(extinguishing the light)
The King laughed, then gave her jewels and gold
and a husband who won her heart.
(The lamplighter goes on his way. Dawn begins to
break.)

DES GRIEUX
Es dämmert... Nun, Manon, höre...
Sei an dem Tor des Hofes streng zur Zeit!
Dort harrt Lescaut mit anderen, fluchtbereit.
Gelingt es, bist du gerettet!

LAMPENANZÜNDER (von draußen)
Zur Antwort gab Käthe dem König...
Und der König gab ihr Schmuck und Gold...

MANON
Zitternd erbeb’ ich für dich!
Zitternd, und ahne doch kaum um was!...
Ah! Vor meinem Geist erhebt sich ein Bild!
Ich sehe dich blutend und sterbensblaß...

DES GRIEUX
Manon, sieh mich verzweifelt flehen;
die Angst schnürt mir die Kehle, ich bebe...
Willst du meinen Tod?
Ich beschwör’ dich, Manon, entfliehe!
Mach’ ein Ende der Not!
(zeigt nach der Straße rechts)
Komm, ich beschwöre dich, laß uns entfliehn von hier...
Ah, komm, ich beschwöre dich...

MANON
Es sei denn! Erwarte mich, Liebster!
Mit Leib und Seele schwör’ ich’s dir!
(Des Grieux faßt Manons Hände, und, wieder
aufgerichtet, grüßt er sie im Abgehen. Manon wirft
ihm Kußhände zu. Sie tritt vom Fenster zurück. Ein
Schuß von rechts. Von innen hört man Alarmrufe.)

DES GRIEUX
‘Tis dawn! O my Manon,
be ready at the entrance to the courtyard.
Lescaut is there with loyal men.
Go there and you will be saved!

LAMPLIGHTER (in the distance)
And Kate replied to the King –
The King laughed, then gave her jewels and gold.

MANON
I tremble, I am afraid for you!
I tremble. I am anxious but know not why!
Oh, I feel a baleful threat!
I tremble at a peril I do not know.

DES GRIEUX
Manon, my plea is desperate!
Anguish chokes my words.
Do you want me to kill myself here?
I entreat you, Manon, ah, come!
Let us save ourselves!
(pointing to the street)
Come, I beseech you!
Ah, come! Let us fly!

MANON
So be it! I’ll do all you ask!
I’m yours, wait for me, my love!
(Des Grieux clasps Manon’s hands and, reassuring her,
points again to the street. Manon throws him a kiss
and withdraws from the window. Suddenly a shot is
heard; Des Grieux, startled, runs towards the street.)

STIMMEN (von innen)
Zu den Waffen! Zu den Waffen!

LESCAUT (kommt mit gezogenem Degen)
Verloren ist das Wagnis!
Retten, Freund, wir unser Leben!

DES GRIEUX
Was geschah!

STIMMEN (von innen)
Zu den Waffen! Zu den Waffen!

LESCAUT
So hör nur ihr Alarmgeschrei!...
Der Streich mißlang uns!

STIMMEN DER FRAUEN
Ah!

DES GRIEUX (den Degen ziehend)
Mag man mich töten!
Jetzt entfliehen, nein, niemals!

LESCAUT (hält Des Grieux zurück)
Ah! Welch ein Narr!...

MANON (erscheint wieder am Fenster, flehend)
Im Namen Gottes, entfliehe! Liebst du mich,
so entfliehe!...
(Sie verschwindet vom Fenster.)

DES GRIEUX
Ah! Manon!

VOICES (in the distance)
To arms! To arms!

LESCAUT (running in from the street, sword drawn)
The game’s up!
Chevalier, Let’s run for our lives!

DES GRIEUX
What happened?

VOICES (as before)
To arms!

LESCAUT
Hear how they’re shouting!
Our plan has failed!

WOMEN’S VOICES (as before)
Ah!

DES GRIEUX (drawing his sword)
Let death come!
Ah, fly? Never!

LESCAUT (restraining him)
Ah, you must be mad!

MANON (reappearing at the window, distraught)
If you love me, in the name of God
escape, my love!
(She leaves the window abruptly.)

DES GRIEUX
Ah, Manon!

LESCAUT (zieht Des Grieux zurück)
Schlechtes Geschäft!
(Von dem Schuß und den Alarmrufen herbeigelockt,
läuft von allen Seiten Volk herbei.)

VOLK (für sich)
Ah!
Was gab es?
Was gab’s, Entführung und Aufstand?
Gefloh’n ist ein Mädchen!
Was gab es? Was gab’s,
.Gefloh’n ist ein Mädchen!
Die dunkle Nacht hat
die Räuber beschützt!
Noch mehr? –
(Trommelwirbel. Das Tor der Kaserne öffnet sich, der
Sergeant und eine Gruppe Soldaten kommen heraus,
gefangene Frauen eskortierend, darunter einige in
Ketten; Manon ist unter ihnen.)


SERGEANT (tritt vor und fordert die Menge auf)
Den Durchgang gebt frei jetzt!
(Vom Kriegsschiff steigt der Kommandant. Ihm folgt
ein Zug Marine-Soldaten, die sich rechts aufstellen)


KOMMANDANT (zum Sergeanten)
Das Schiff ist klar zur Abfahrt.
Erteilt die Befehle!

VOLK
Seid stille!
Der düstre Appell fängt schon an!
(Aus einer Namensliste beginnt der Sergeant die
Namender Gefangenen einzeln aufzurufen. Die Fruen
wechseln, eine nach der anderen, hinüber zu den

LESCAUT (dragging Des Grieux away)
A bad business!
(Attracted by the shot and the alarm, townspeople rush
into the square in utter confusion.)

TOWNSPEOPLE (to each other)
Ah!
Did you hear? What’s happened?
What was it? An abduction? A revolt?
A woman escaping?
Did you hear? What happened? What was it?
A woman was escaping.
The dense gloom over there
hid the kidnappers. etc.
More than one woman –
(A roll of drums; the barracks gate opens. A sergeant
and escort come out with a dozen women in chains.
Manon is among them.)

SERGEANT (to the crowd)
Make way there!
(The commander of the warship comes ashore with a
squad of marines.)

COMMANDER (to the sergeant)
The ship is ready.
Speed the roll-call!

TOWNSPEOPLE
Silence!
They’re beginning the roll-call now!
(The sergeant calls the names from a list, the women,
in turn, cross to where the marines stand while the
Commander enters the names in a register)

SERGEANT
Rosette!
(geht keck herausfordernd)

VOLK
Ei, der Hochmut!
Kennt die Liebe!

SERGEANT
Madelon!
(geht gleichgültig lachend)

VOLK
Ah! Eine Gefall’ne! Ah, ah! –
Welch albernes Lachen!

SERGEANT
Manon!
(geht langsam, die Augen zu Boden gewandt)

VOLK
Eine Verführte!
Im Ernste, eine Schönheit!

LESCAUT
Die hier? Ein Geheimnis!

MÄNNER
Verführt? Verraten?

VOLK
Wie blickt sie so schmerzvoll! Ah! Ah!
Sehr traurig!

SERGEANT
Rosetta!
(Rosetta passes defiantly)

TOWNSPEOPLE
Oh, what an air!
She’s a poppet!

SERGEANT
Madelon!
(Madelon crosses, nonchalant and laughing)

TOWNSPEOPLE
Ah, you’ve come to a bad end! Ha, ha! –
What a saucy laugh!

SERGEANT
Manon!
(Manon walks slowly past, her eyes downcast.)

TOWNSPEOPLE
Who can she be? – A seduced girl!
She’s really lovely!

LESCAUT
That one? There lies a mystery!

MEN
Seduced? Betrayed?

TOWNSPEOPLE
My lady is sad! Ha, Ha!
I’ faith, what sorrow!

LESCAUT
Das Mädchen wurde der Liebe
eines gutaussehenden Jünglings entrissen.

SERGEANT
Ninetta!
(geht, hochmütig die Menge fixierend)

VOLK
Wie furchtlos!
(Des Grieux tritt aus der Menge vorsichtig zu Manon).

MANON
O Freund. wie bald bin ich weit von hier...

MÄNNER (zu Lescaut)
Abscheu erweckend! Tiefes Mitleid!

SERGEANT
Caton
(schreitet imponierend, ruhig)

VOLK
Eine Göttin!

MANON
So will’s mein traurig’ Schicksal!
Ich muß auf ewig jetzt dich verlassen!
Dich, mein Alles! Leb wohl denn!

LESCAUT
Entführt bei der Hochzeit! Gequält
von erzwungenen Küssen! Geopfert der Lust.

LESCAUT
The girl was torn
from the love of a handsome youth!

SERGEANT
Ninetta!
(Ninetta crosses the square.)

TOWNSPEOPLE
What bearing!
(Des Grieux approaches Manon and tries to get behind
her.)

MANON
Des Grieux, soon I shall be far away.

MEN (to Lescaut)
What infamy! What horror!

SERGEANT
Caton!
(Caton stalks majestically by.)

TOWNSPEOPLE
She’s a goddess!

MANON
This is my destiny.
And I shall have lost you for ever!
My supreme love! Farewell!

LESCAUT
Snatched from her wedding
and cast to foul caresses!

MÄNNER
Mitleid!
Das alte Lied!

SERGEANT
Regina!
(geht geputzt, kokett)

VOLK
Schändlich ist es!
Im Ernste, eine Schönheit!
Welch albernes Lachen.

MANON
Kehre zurück zum väterlichen Hause,
wahre in Treue mein Angedenken!

LESCAUT
... Eines alten Herren!...
Und kalt dann...
verstoßen!

MÄNNER
Abscheu erweckend! Tiefes Mitleid!
Schändlich ist es!

LESCAUT (auf Des Grieux zeigend)
Seht dort, jener bleiche,
junge Mann an ihrer Seite!

SERGEANT
Claretta!
(schreitet sehr munter)

MEN
She rouses compassion!
It’s always the way!

SERGEANT
Regina!
(Regina struts coquettishly across, some laugh.)

TOWNSPEOPLE
You’ve come to this!
I’d like this one!
What an insolent laugh!

MANON
Return home!
Farewell! Farewell!

LESCAUT
For the pleasure of a day
of an old gentleman
who, once satisfied, turned her out!

MEN
What infamy! Horrible! Pitiful!
Ah, she rouses compassion, pity!

LESCAUT (pointing to Des Grieux)
See that pale young man
standing near her?

SERGEANT
Claretta!
(A blond passes briskly.)

VOLK
Ah! Ah! Eine Blonde!

MANON
Manon mußt du vergessen!

DES GRIEUX
O sieh, wie den Qualen schmerzvoll ich erliege,
die mir der schwere Abschied bereitet,
ein Abschied, der mein Denken löst in Tränen!

MANON
Da ich genug dich nimmer geliebt,
ist, was mir dies Scheiden betrübt.
Doch du verzeihst, was ich tat.
Ein Abbild dieser Liebe ist der trostlose Abschied!

LESCAUT
Das war einst ihr Bräutigam.
Der ist es!

MÄNNER
Schändlich ist es!

VOLK
Welch bunte Versammlung!

SERGEANT
Violetta!
(schreitet frech über den Platz)

VOLK
Die Braune!

TOWNSPEOPLE
Ha, ha! What a blonde!

MANON
You must forget Manon!

DES GRIEUX
Ah, look at me and see
how I sink under this bitter anguish!
ah, each thought dissolves in tears!

MANON
Maybe I did not love you enough;
this is my remorse!
But forgive me, my beloved,
ah, my dearest love, farewell!

LESCAUT
The bridegroom is that poor fellow
standing near her! Do you see?

MEN
Indeed, she awakens pity! The horror of it!

TOWNSPEOPLE
What a fine collection!

SERGEANT
Violetta!
(A brunette with a brazen air crosses.)

TOWNSPEOPLE
What a dark beauty!

MANON
Fleh den Vater an, daß er aufnimmt neu den Sohn!
Leb wohl, Geliebter, wir müssen scheiden.

DES GRIEUX
Ach, meine Seele füllt ein Verlangen ungestillt:
der glüh’nde Haß ist’s, vor Gott und den Menschen,
der mich quält und zehrt!

LESCAUT
In Ketten und Banden. mit Schande beladen,
so fand die entführte Geliebte er wieder.

MÄNNER
Sie weckt wahrlich Mitleid!
Schändlich ist es!
Sie weckt wahrlich Mitleid!
Schändlich ist es!

SERGEANT
Nerina!
Elisa!
(sie den Platz)

VOLK
Die Pflästerchen kleiden!
Keine große Schönheit!
Welch bunte Versammlung!

SERGEANT
Ninon!
(bedeckt ihr Gesicht mit den Händen, als sie geht)

MANON
Mein Geliebter, leb wohl!

MANON
Now you must return to your father,
you must forget Manon!

DES GRIEUX
Ah, in my soul I have only hatred
for mankind and God!

LESCAUT
Thus, he returns and sees his bride in chains,
trampled in the mire, torn from him!

MEN
What infamy! Oh, horror!
Indeed, she rouses pity!
Infamy and horror!
She awakens compassion, pity!

SERGEANT
Nerina!...
Elisa!
(They cross the square.)

TOWNSPEOPLE
What splendid beauty-spots!
Not a beauty among them!
What a fine collection!

SERGEANT
Ninon!
(She hides her face in her hands as she passes.)

MANON
My love, farewell!

SERGEANT
Giorgetta!
(geht hinüber)

VOLK
Abscheu erweckend! Tiefes Mitleid!

SERGEANT (nimmt Aufstellung vor den Frauen)
Eilt euch! Macht Front! Vorwärts. Marsch!...
(Er sieht Manon im Gespräch mit Des Grieux.)
Du noch hier?
Wir müssen dem ein Ende machen.
(Brutal nimmt er ihren Arm und schleudert sie zu den
anderen hinüber)

DES GRIEUX (zieht Manon wieder zu sich)
Laß los sie!

SERGEANT (zu Des Grieux)
Fort!

MÄNNER (von Lescaut aufgehetzt)
Fasse Mut!

DES GRIEUX
Ah, wagt’s, sie zu berühren!
Manon, schmieg’ dich an mich!

MÄNNER
So recht! Bravo!

KOMMANDANT
Was gibt’s?

SERGEANT
Giorgetta!
(Giorgetta crosses.)

TOWNSPEOPLE (severally)
Shame! Horror! ha, ha, ha!

SERGEANT (to the women prisoners)
Quickly! In line! March!
(seeing Manon motionless near Des Grieux)
You still here?
We’ll put an end to that!
(He grasps Manon roughly by the arm and pushes her
into line.)

DES GRIEUX (wrenching Manon free)
Stand back!

SERGEANT (to Des Grieux)
Be off with you!

MEN (egged on by Lescaut)
Courage!

DES GRIEUX
Ah, woe to anyone who touches her!
Manon, hold tight to me!

MEN
That’s the way! Bravo!

COMMANDER
What’s going on?

DES GRIEUX
Ah, kommt mir nicht zu nahe!
So lang’ ich leb’,
soll niemand sie entreißen mir!
(den Kommandanten erblickend wird er von der
Bewegung übermannt, während seine um Manon
geschlungenen Arme sich lösen.)
Nein!... Nein!... Ich bin wohl toll!
(zum Kommandanten)
O seht, Herr, wie ich fleh’ und weine;
laßt die Tränen Euch rühren...
die die Verzweiflung erpresset!
Hört! Wollt mit Euch mich führen, auf’s Schiff
nehmt mich als niedersten Diener...
Laßt mich ein Handwerk lernen!
Das alles macht mich glücklich.
Ach, erbarmt Euch! Nur wollet nicht
von ihr mich entfernen!
Ich erbiet’ mich mit Blut und Leben, habt Mitleid,
erbarmt Euch mein! Ewig werd’ ich dankbar sein!
(Er wirft sich vor dem Kommandanten auf die Knie.)

KOMMANDANT
(bewegt, beugt sich zu Des Grieux hinab, lächelt ihn an
und sagt mit dem barschen Tone eines Seemannes:)
Ah! Wollt Ihr bevölkern Amerika?
Junger Mann, seid Ihr denn unklug?
Doch sei es! Ihr wollt’s!
Vorwärts denn, und beeilt Euch!
(Des Grieux stößt einen Freudenschrei aus, küßt dem
Kommandanten die Hände. Manon wendet sich um,
sieht, versteht was vorging, und auf ihrem Gesicht
strahlt die höchste Wonne. Sie streckt ihre Arme nach
Des Grieux aus, der zu ihr läuft. Lescaut steht seitwärts,
den Kopf schüttelnd.)

DES GRIEUX
Ah, don’t come any nearer!
For, while I live,
no one shall snatch her away from me!
(Seeing the captain, he is overcome with emotion and
relaxes his grip on Manon.)
No! I am crazy! Look at Me!
(to the captain)
How I weep and implore you,
how I weep, look at me,
how I plead for pity!
Hear me! Take me on as a cabin boy
or in some even meaner duty
and I shall come gladly!
Please take me!
Ah, see how I weep and implore you!
Take my blood – my life!
I implore you, I beg for compassion!
I shall not be ungrateful!
(He falls to his knees.)

COMMANDER
(smiling kindly at Des Grieux kneeling before him)
Ah! So you want to populate America
do you, young man?
Well then – so be it!
Come on, cabin boy, look lively!
(Des Grieux cries out with joy and kisses the
Commander’s hand. Manon turns, sees and
understands. She stretches out her arms to Des Grieux
who runs to her. Lescaut, watching, shakes his head
and walks away.)

VIERTER AKT

IN AMERIKA

Eine unermeßliche Ebene an der fernsten Grenze von
New Orleans

(Der Boden ist gewellt und ganz unfruchtbar. Der
Himmel grau bewölkt. Der Abend dämmert. Manon und
Des Grieux nähern sich langsam vom Hintergrunde her,
ärmlich gekleidet, von leidendem Aussehen. Manon ist
bleich, abgezehrt und stützt sich ermattet auf Des
Grieux, der sie mühsam aufrecht hält.)


DES GRIEUX
Stütze dich fest auf mich!
O meine müde Geliebte!
Wir nähern uns dem Ende der staubbedeckten Straße,
die ich bitter verwünsche.

MANON
Nur vorwärts, nur immer weiter.
Dämmerung fällt schon vom nächtlichen Himmel.

DES GRIEUX
Auf mich stütz’ fest dich!

MANON
Spürst du die kühle Luft auf dieser Ebene?
Der Tag starb entkräftet...
Doch vorwärts! Nur weiter! Nein...
(Sie sinkt um.)

DES GRIEUX
Manon!

ACT FOUR

IN AMERICA

A desert plain on the borders of New Orleans
(The ground is bare and undulating, the horizon
boundless, the sky cloudy, It is early evening. Manon
and Des Grieux come into sight. They are ragged and
destitute. Manon, pale and exhausted, leans on Des
Grieux, who seems scarcely able to support her.)


DES GRIEUX
Put all your weight on me,
O my weary beloved.
The dusty road, the cursed road
will soon end.

MANON
Onward, ever onward!
The air around us is getting darker.

DES GRIEUX
Lean on me!

MANON
The breeze roams over the great plain
and day is dying!
Onward, onward! No –
(She falls.)

DES GRIEUX
Manon!

MANON
Ich kann nicht! O verzeih mir!
Stark bist du, ich beneid’ dich!
Ein Weib nur bin ich, erliege...

DES GRIEUX
Du leidest?

MANON
Ganz unbeschreiblich!
(Manon müht sich, den Eindruck zu verwischen.)
Nein! was sagt’ ich?...
Das sind zaghafte, tör’ge Worte...
Sei ruhig, Geliebter!
Nur einen Augenblick Rast noch, ein kurzes Weilen
gönne,
o Freund, mir. Drücke fest mich an dich, ganz fest!...

DES GRIEUX
Manon! Hör’ mich, Geliebte...
O gib mir Antwort, mein Alles!
Sieh, ich bin’s, der hier kniend trauert...
Laß meine Klagen mischen sich mit deinen,
laß küssen mich dein schönes goldnes Haar!
Ah, Manon, sieh mich weinen... Du sprichst nicht,
Manon, zu mir? Du schweigst? Beim ew’gen Himmel!
(die Stirn fühlend; für sich)
Grausam tobt das Fieber!
Mich befällt Verzweiflung,
seh’ ich sie ermatten;
voll Sorge ahnt mein Geist schon Todesschatten!
(zu Manon)
O antworte mir, Geliebte!...
Sie schweigt! Manon, gibst du nicht Antwort?...

MANON
I am finished! Forgive me!
You are strong, I envy you;
a woman, weak, I give up.

DES GRIEUX
Are you in pain?

MANON
Horribly!
(Manon tries to reassure him.)
No! What am I saying?
Vain, foolish words.
Oh, take comfort!
I ask but a brief rest – only a moment.
My sweet lover, come closer to me!

DES GRIEUX
Manon, listen, my love!
You don’t answer, dearest?
Look, it is I who weep,
I who implore you, I who caress and kiss
your golden hair!
Oh, Manon! Manon, answer me!
Silence! Curses!
(touching her brow; to himself)
A cruel fever grips her.
Desperate, I am haunted
by a sense of misfortune,
a sense of darkness and fear!
(to Manon)
Answer me, my love!...
Still silent...Manon, won’t you answer me?

MANON (kommt langsam zu sich)
Bist du’s, der klagt hier?
Von dir kommt dies Stöhnen?
Ich höre deine Seufzer.
Meine Stirn netzen deine Tränen.
Heiß fühl’ ich sie brennen,
die um mich du geweint.
Meine Geliebter, hilf mir!

DES GRIEUX
Meine Geliebte! Ah Manon!
Ah Manon, meine Geliebte!

MANON
Geliebter, hilf mir! Geliebter! Geliebter! Hilf mir!

DES GRIEUX
O meine Manon!

MANON
Der Durst quält mich, Geliebter, hilf mir, hilf mir!

DES GRIEUX
Ich gäb’ mein Herzblut für dein Leben!
(Er blickt sich nach Wasser um, läuft spähend nach
hinten.)
Da ist nichts, nichts!
Nur dürre Fläche, nicht ein Tröpfchen quillt...
Hartherz’ger Himmel!
O Gott, für diese Kranke heb’ ich flehend die Hände,
betend:
Ihren Leiden sende Labung!

MANON (reviving gradually as Des Grieux raises her)
Is it you weeping?
Is it you imploring?
I hear your sobs,
and your burning tears
bathe my face.
Ah, is it you weeping and imploring?
My love, help me!

DES GRIEUX
Oh beloved! Oh, Manon!
Ah, Manon my love!

MANON
Love! Love, help me!

DES GRIEUX
Oh, my Manon!

MANON
Thirst is destroying me – darling, help me!

DES GRIEUX
All my blood I would give for your life!
(He runs off to scan the horizon.)
Nothing to be seen! Nothing!
Barren land, and not a trace of water –
O motionless sky!
O God, to whom as a child I also raised
my prayer, give us your help!

MANON
Hör einen Vorschlag, wie ich zu retten!
Sitzend bleib’ ich zurück; du steig’ höher empor,
erforschst die Ebene, ob irgend
in Bergen oder Hütten du findest Wasser.
Mit strahlender Miene
bring die Erquickung der kranken Geliebten!
(Des Grieux entfernt sich nur zögernd. Im Hintergrunde
angekommen, erwachen neue Zweifel; er blickt
verzweifelt auf Manon, dann, mit schnellem
Entschlusse, eilt er davon.)
Allein nun! Von allen preisgegeben...
in weiter, weiter Ferne!
Kein Mensch, der mich noch hört...
Das Los ist grausam, das mir beschert.
In welche Wüste bin ich verschlagen!
Furchtbare Leiden füllen meine Seele,
fruchtlos verhallt mein Klagen!
Ich will nicht sterben; noch komme nicht, o Tod!
Doch, fänd’ ich hier mein Ende,
ich, eine arme, preisgegeb’ne Frau,
stünd’ am Ziel aller Not.
Man wollt’ schon wieder trennen uns!
Man wollt’ von ihm mich wieder reißen: und alles,
was ich irrte, taucht’ neu auf in bangen Träumen,
bedrohte grausam meinen neuen Frieden!
Mit Blut befleckt’ sich Des Grieux!
Aufs neu mußten wir fliehen!...
Ach, ein Asyl gibt’s jeglichen Friedens: Das Grab nur!
Nein, ich will nicht sterben... Ich will nicht den Tod!
Meiner Liebe, bring mir Hilfe, o Freund!
(Des Grieux stürzt herbei)
Bleib fern mir, o Tod!
Sprich, bringst du günstige Botschaft?

MANON
Yes, help! You can save me!
Listen, I will rest here!
You scan the hazy horizon
and look for hill or cabin.
Push forward and then return
with joyful words and glad tidings!
(Des Grieux, doubtful whether to leave her, walks
slowly away, looks back once, then with sudden
decision, hurries off.)
Alone, lost, abandoned
in this desolate land! Oh, horror!
The sky is darkening around me.
Alas, I am alone!
And in the depths of the desert I meet my end,
cruel torment, ah,
alone, forsaken, I am a deserted woman!
Oh, I do not want to die!
So all is over.
This seemed a peaceful land to me!
Oh, my fatal beauty
kindles a new anger –
they wanted to tear me from him;
now all my horrible past rises again
and comes to life before my eyes.
Ah, it is stained with blood!
Ah, all is ended!
Now I invoke the tomb as a haven of peace.
No, I do not want to die!
My love, help me! No!
(Des Grieux returns.)
In your arms, beloved, for the last time!
Do you bring good news!

DES GRIEUX
Ach, keine Quelle quoll bei der Hütte,
und nicht ein Tropfen fiel aus Wolken,
wie auch mein Aug’ sich mühte!

MANON
So sterb’ ich; schon fühl’ ich
Finsternis sich senken auf die Augen!

DES GRIEUX (mit unendlicher Hingabe)
Nur des Fiebers Glut füllet mit Bangen die Brust!
Schmieg’ dich an, fasse Mut!
Ins Herz strömt schon zurück dein Blut!

MANON
Ich lieb’ dich und muß sterben...
Schon stockt mir das Wort im Munde
und doch so viel möcht’ ich dir sagen in dieser
Stunde!
Ich liebte dich unsäglich! O Liebe, göttlicher Zauber,
unaussprechliche Wonne, du mein höchstes Begehren...
Ja, ich liebe, die Brust voll Schmerzen...
Und sterbe, dies Wunder im Herzen!...

DES GRIEUX
(betastet Manons Gesicht. für sich, entsetzt)
Kälte des Todes!
Gott, nun schwand die letzte Hoffnung!

MANON
Du weinst, o mein Geliebter.
Nein, keine Tränen.
Nütze die Zeit zum Küssen...
Die Zeit entflieht, still’ dieses Sehnen!

DES GRIEUX
I found nothing,
the horizon revealed nothing to me,
in vain I gazed into the distance.

MANON
I am dying: the shadows are closing in;
night is descending upon me.

DES GRIEUX (passionately trying to comfort her)
A fatal delirium assails you.
Rest here on my throbbing heart
and regain your strength!

MANON
I love you so much – and I am dying!
Already I can hardly speak,
but I can tell you about how much I love you!
Oh, my love, heavenly delight,
ineffable rapture!
Oh, my supreme desire,
I love you, love you so much!

DES GRIEUX
(touching her cheek – to himself)
The chill of death!
God, my last hope is shattered.

MANON
My sweet love, you weep.
This is the hour for kisses,
not for tears;
time is flying – kiss me!

DES GRIEUX
O du einzig süßes Leben,
entflamm’ in mir heilige Wonnen.

MANON
Die Flamme erlischt, ach...
Rede... o sprich doch...

DES GRIEUX
Manon!

MANON
Weh mir!... Ich hör’ kein Wort mehr... Weh mir!
Hierher, noch näher komm; halt dein Gesicht nah...
So recht, so recht... o küss mich... Bleibe mir nah!
Ich kann dich fühlen!
Weh mir!

DES GRIEUX
Stirbst du, bin ich verloren!
Ich folg’ dir nach!...

MANON (mit letzter Kraft, gebieterisch)
Ich will’s nicht! Leb wohl denn!...
Nacht sinkt auf Manon!
Es friert mich!...
War deine Manon nicht liebenswert? Besinn’ dich!
Sag mir’s... an meine glänzende Jugend denke...
Ich seh’ nicht mehr das Licht!...

DES GRIEUX
O Himmel!

DES GRIEUX
Oh, my greatest joy,
flame of love eternal.

MANON
The flame is dying –
speak, oh speak – alas!

DES GRIEUX
Manon!

MANON
I can no longer hear you – alas!
I want your face here, close to me,
so, so, kiss me –
close to me, once more I can feel you –
Alas!

DES GRIEUX
Without you...I am lost –
I will follow you.

MANON (with a last dying effort)
I forbid it! Farewell –
dark is the night –
I’m cold.
Was your Manon loving? Do you remember?
Tell me – the splendour of my youth?
And I shall never see the sun again!

DES GRIEUX
My God!

MANON
Meine Schuld wird einst vergessen werden...
doch ach, Manons Liebe stirbt niemals!
(Sie stirbt. Des Grieux, vom Schmerz übermannt,
schluchzt und sinkt auf die Leiche Manons nieder.)


ENDE
MANON
My faults will be – forgotten,
but my love – will never die.
(Manon dies and Des Grieux, crazed with grief, falls
senseless over her body.)


END

 

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