Siegfried - tenor Brünnhilde - sopran Der Wanderer - baß Mime - tenor Alberich - baß Fafner - baß Erda - alt Der Waldvogel - sopran |
Siegfried - tenor Brünnhilde - soprano The Wanderer (Wotan in disguise) - bass-baritone Mime - tenor Alberich - bass-baritone Fafner - bass Erda - contralto The Woodbird - soprano |
Vorspiel und Erste Scene (Der Vorhang geht auf.) (Felsenhöhle im Wald; drin ein natürlicher Schmiede herd mit einem grossen Blasebalg. Am Amboß davor sitzt Mime, eifrig an einem Schwerte hämmerd.) Mime (einhaltend) Zwangvolle Plage! Müh’ ohne Zweck! Das beste Schwert, das je ich geschweißt, in der Riesen Fäusten hielte es fest: doch dem ich’s geschmiedet, der schmähliche Knabe, er knickt und schmeißt es entzwei, als schüf’ ich Kindergeschmeid! (Mime wirft das Schwert unmuthig auf den Amboß, stemmt die Arme ein, und blickt sinnend zu Boden.) Es giebt ein Schwert, das er nicht zerschwänge: Nothungs Trümmer zertrotzt’ er mir nicht, könnt’ ich die starken Stücken schweißen, die meine Kunst nicht zu kitten weiß! Könnt’ ich’s dem Kühnen schmieden, meiner Schmach erlangt’ ich da Lohn! (Er sinkt tiefer zurück, das Haupt nachdenklich neigend.) Fafner, der wilde Wurm, lagert im finst’ren Wald; |
Prelude and Scene One (The curtain rises.) (A rocky cavern in a forest containing a naturally formed smith’s forge with large bellows. Mime sits at the anvil in front, busily hammering at a sword.) Mime (stops working) Heart-breaking bondage! Toil without end! The strongest sword that ever I forged for the hands of giants fit would be found: but he it was made for, the insolent boy there, he strikes and snaps it to bits, as though I toiled for his sport! (Mime throws the sword on the anvil in ill humor, puts his arms akimbo, and gazes meditatively on the ground.) There is a sword that he could not shatter: Nothung’s fragments he would not defy if I could forge the mighty pieces that all my craft knows not how to weld! Could I but shape the weapon, I should win the wage of my shame! (He sinks further back and bends his head in thought.) Fafner, the dragon grim, dwelleth in darksome lair; |
mit des furchtbaren Leibes Wucht der Niblungen Hort hütet er dort. Siegfrieds kindischer Kraft erläge wohl Fafners Leib: des Niblungen Ring erränge ich mir. Ein Schwert nur taugt zu der That; nur Nothung nützt meinem Neid, wenn Siegfried sehrend ihn schwingt: und ich kann’s nicht schweißen, Nothung, das Schwert! (Er hat das Schwert wieder zurecht gelegt, und hämmert in höchstem Unmuth daran weiter.) Zwangvolle Plage! Müh’ ohne Zweck! Das beste Schwert, das je ich geschweißt, nie taugt es je zu der einzigen That! Ich tapp’re und hämm’re nur, weil der Knabe es heischt er knickt und schmeißt es entzwei, und schmählt doch, schmied’ ich ihm nicht! (Er läßt den Hammer fallen.) (Siegfried in wilder Waldkleidung, mit einem sil- bernen Horn an einer Kette, kommt mit jähem Ungestüm aus dem Walde herein; er hat einen großen Bären mit einen Bastseile gezäumt, und treibt diesen mit lustigem Übermuthe gegen Mime an.) |
with his mighty and monstrous bulk the Nibelung’s gold there doth he hold. Siegfried’s childish strength right well would lay Fafner low: the Nibelung’s ring I trow then were mine. But one sword boots for the blow; ’tis Nothung serveth my need, in Siegfried’s conquering hand: and I cannot forge it, Nothung, the sword! (He has taken up the sword again and goes on hammering it in the deepest dejection.) Heart-breaking bondage! Toil without end! The strongest sword that ever I forged will never serve for the one only deed! I tinker and hammer only because he commands; he strikes and snaps it to bits, and scolds me, work as I will! (He drops the hammer.) (Siegfried, in a rough forester’s dress, with a silver horn hung by a chain, comes in boisterously from the wood. He leads a large bear by a rope of bast, and drives him in wanton merriment toward Mime.) |
Siegfried (noch außen)Hoiho! (auftretend) Hoiho! Hau’ ein! hau’ ein! Friß’ ihn! friß’ ihn! den Fratzenschmied! (Mime’n entsinkt vor Schreck das Schwert; er flüchtet hinter den Herd: Siegfried treibt ihm den Bären überall nach.) (lachend) Hahaha hahaha hahaha hahaha hahaha ha! Mime Fort mit dem Thier! Was taugt mir der Bär? Siegfried Zu zwei komm’ ich, dich besser zu zwicken: Brauner, frag’ nach dem Schwert! Mime He! laß’ das Wild! Dort liegt die Waffe: fertig fegt ich sie heut’. Siegfried So fährst du heute noch heil! (Er löst dem Bären den Zaum, und giebt ihm damit einen Schlag auf den Rücken.) Lauf’, Brauner! Dich brauch’ ich nicht mehr! (Der Bär läuft in den Wald zurück; Mime kommt zitternd hinter dem Herde hervor.) Mime Wohl leid’ ich’s gern, erleg’st du Bären: was bringst du lebend die braunen heim? (Siegfried setzt sich um sich vom Lachen zu erholen.) |
Siegfried (still outside) Hoiho! (entering) Hoiho! come on! come on! Tear him! tear him, the tinkersmith! (Mime drops the sword in terror and flies behind the forge. Siegfried drives the bear everywhere after him.) (laughing) Hahaha hahaha hahaha hahaha hahaha ha! Mime Hence with the beast! I want not the bear! Siegfried I come double, the better to catch thee: Bruin! ask for the sword! Mime Hey! let him go! There lies the weapon; finished was it today. Siegfried Today then goest thou free! (He lets the bear loose and gives him a stroke on the back with the rope.) Off, Bruin! I want thee no more. (The bear runs back to the wood; Mime comes trembling from behind the forge.) Mime I give thee leave the bears to slaughter, but why dost bring me the beasts alive? (Siegfried sits down to recover from his laughter.) |
Siegfried Nach beß’rem Gesellen sucht’ ich, als daheim mir einer sitzt; im tiefen Walde mein Horn ließ ich hallend da ertönen: ob sich froh mir gesellte ein guter Freund? Das frug ich mit dem Getön’! Aus dem Busche kam ein Bär, der hörte mir brummend zu; er gefiel mir besser als du, doch beß’re fänd’ ich wohl noch! Mit dem zähen Baste zäumt ich ihn da, dich, Schelm, nach dem Schwerte zu fragen. (Er springt auf und geht auf den Amboß zu.) (Mime nimmt das Schwert auf, um es Siegfried zu reichen.) Mime Ich schuf die Waffe scharf, ihrer Schneide wirst du dich freu’n. (Er hält das Schwert ängstlich in der Hand fest, das Siegfried ihm heftig entwindet.) |
Siegfried For better companions seeking than the one who sits at home, in forest glades with my horn-calls I set the echoes ringing: if perchance they would find me a faithful friend, I sought with sounding tones! From the bushes came a bear, who growling gave ear to me; and he pleased me better than thou, but better yet shall I find! With the trusty rope I bridled him there, to ask thee, rogue, for the weapon. (He springs up and goes toward the anvil.) (Mime takes up the sword to give it to Siegfried.) Mime I made the weapon sharp, and its edge will gladden thy heart. (He holds the sword timidly in his hand; Siegfried violently snatches from him.) |
Siegfried Was frommt seine helle Schneide, ist der Stahl nicht hart und fest? (das Schwert prüfend) Hei! was ist das für müß’ger Tand! Den schwachen Stift nennst du ein Schwert? (Er zerschlägt es auf dem Amboß, daß die Stücken ringsum fliegen; Mime weicht erschrocken aus.) Da hast du die Stücken, schändlicher Stümper: hätt’ ich am Schädel dir sie zerschlagen! Soll mich der Prahler länger noch prellen? Schwatzt mir von Riesen und rüstigen Kämpfen, von kühnen Thaten und tüchtiger Wehr; will Waffen mir schmieden, Schwerte schaffen; rühmt seine Kunst, als könnt’ er ’was recht’s: nehm’ ich zur Hand nun was er gehämmert; mit einem Griff zergreif’ ich den Quark! Wär’ mir nicht schier zu schäbig der Wicht, ich zerschmiedet’ ihn selbst mit seinem Geschmeid, den alten albernen Alp! Des Ärgers dann hätt’ ich ein End’! (Siegfried wirft sich wüthend auf eine Steinbank. Mime ist ihm immer vorsichtig aus gewichen.) Mime Nun tob’st du wieder wie toll: dein Undank, trau’n, ist arg. Mach’ ich dem bösen Buben nicht alles gleich zu best, was ich ihm Gutes schuf, vergißt er gar zu schnell! |
Siegfried What matters how sharp the weapon, if not hard and true the steel? (testing the sword) Hei! what an idle toy is here! This paltry pin call’st thou a sword? (He strikes it on the anvil so that the splinters fly about. Mime shrinks with fear.) There hast thou the pieces, basest of bunglers! Would that the blade on thy skull had broken! Shall such a boaster brag to me longer? Prat’st thou of giants and boldness in battles, of valiant deeds and of dauntless defense? Wouldst fashion me weapons, swords wouldst weld me; lauding thy craft as though it were true? yet, if I handle what thou hast hammered, a single handgrip crushes the trash! Were not the wretch too vile for my wrath, I would fling in the fire the smith and his work, the doting half-witted imp! My loathing would then have an end! (Siegfried in a rage throws himself on a stone seat. Mime has cautiously kept out of his way.) Mime Again thou ravest like mad: how thankless, child, art thou! If for the graceless boy all I do be not the best, the goodly things I gave at once are all forgot! |
Willst du denn nie gedenken, was ich dich lehrt’ vom Danke? Dem sollst du willig gehorchen, der je sich wohl dir erwies. (Siegfried wendet sich unmuthig um, mit dem Gesicht nach der Wand, so daß er Mime den Rücken kehrt.) Das willst du wieder nicht hören! (Mime steht verlegen, dann geht er in die Küche am Herd.) Doch speisen magst du wohl! Vom Spieße bring’ ich den Braten: versuchtest du gern den Sud? Für dich sott ich ihn gar. (Er reicht Siegfried Speise hin; dieser, ohne sich umzuwenden schmeißt ihm Topf und Braten aus der Hand.) Siegfried Braten briet ich mir selbst: deinen Sudel sauf’ allein! Mime (mit kläglich kreischender Stimme) Das ist nun der Liebe schlimmer Lohn! Das der Sorgen schmählicher Sold! Als zullendes Kind zog ich dich auf, wärmte mit Kleiden den kleinen Wurm: Speise und Trank trug ich dir zu, hütete dich wie die eig’ne Haut. Und wie du erwuchsest, wartet’ ich dein; dein Lager schuf ich, daß leicht du schlief’st. Dir schmiedet’ ich Tand und ein tönend Horn; dich zu erfreu’n, müht’ ich mich froh: mit klugem Rathe rieth ich dir klug, mit lichtem Wissen lehrt’ ich dich Witz. Sitz’ ich daheim in Fleiß und Schweiß, nach Herzenslust schweifst du umher: für dich nur in Plage, in Pein nur für dich verzehr’ ich mich alter, armer Zwerg! |
Wilt thou then ne’er remember how boys should aye be thankful? Right gladly shouldst thou obey him who always shewed thee such love. (Siegfried ill-humoredly turns his back on Mime, remaining with his face to the wall.) Now thou again will not hear me! (He stands perplexed, then goes to the hearth.) But hungry must thou be! Come try the meat I have roasted: or wilt thou not taste the broth? For thee all has been cooked. (He brings food to Siegfried who, without turning around, strikes both bowl and meat from his hand.) Siegfried Meat I roast for myself: and thy pap go drink alone! Mime (in a wailing voice) This is now my love’s most grievous wage! this the shameful pay for my pains! A whimpering babe, brought I thee up, warmly I clothed the tiny mite: food, too, and drink gave I to thee, sheltered thee safe as my very self. As then thou didst grow I waited on thee, and soft for thy slumber I made thy bed. I forged for thee toys and a sounding horn; aye for thy good gladly I worked: my crafty counsels sharpened thy wits, my shining wisdom lightened thine eyes. Sitting at home I moil and toil, to heart’s content roam’st thou abroad: for thee aye in trouble, in pain but for thee, I wear myself out, a poor old dwarf! |
(schluchzend) Und aller Lasten ist das nun mein Lohn, daß der hastige Knabe mich quält und haßt! (Siegfried hat sich wieder umgewendet und ruhig in Mimes Blick geforscht. Mime begegnet Siegfrieds Blick und sucht den seinigen scheu zu bergen.) Siegfried Vieles lehrtest du, Mime, und manches lernt’ ich von dir; doch was du am liebsten mich lehrtest, zu lernen gelang mir nie: wie ich dich leiden könnt’. Trägst du mir Trank und Speise herbei, der Ekel speis’t mich allein; |
(sobbing) And for my worry is this all my wage, that the passionate boy only hates me and scolds? (Siegfried has turned around again and has steadily watched Mime’s face. Mime meets Siegfried’s look and tries to hide the fear in his own.) Siegfried Much hast taught to me, Mime, and many things have I learned; but what thou most fain hadst taught me, that lesson I ne’er could learn: how to endure thy sight. When with my food and drink thou dost come, my loathing feeds me alone; |
schaff’st du ein leichtes Lager zum Schlaf, der Schlummer wird mir da schwer; willst du mich weisen witzig zu sein, gern bleib’ ich taub und dumm. Seh’ ich dir erst mit den Augen zu, zu übel erkenn’ ich, was alles du thu’st: seh’ ich dich steh’n, gangeln und geh’n, knicken und nicken, mit den Augen zwicken: beim Genick’ möcht’ ich den Nicker packen, den Garaus geben dem garst’gen Zwicker! So lernt’ ich, Mime, dich leiden. Bist du nun weise, so hilf mir wissen, worüber umsonst ich sann: in den Wald lauf’ ich, dich zu verlassen, wie kommt das, kehr’ ich zurück? Alle Thiere sind mir theurer als du: Baum und Vogel, die Fische im Bach, lieber mag ich sie leiden als dich: wie kommt das nun, kehr’ ich zurück? Bist du klug, so thu’ mir’s kund. Mime (sucht sich ihm traulich zu nähern) Mein Kind, das lehrt dich kennen wie lieb ich am Herzen dir lieg’. Siegfried Ich kann dich ja nicht leiden, vergiß das nicht so leicht! (Mime fährt zurück, und setzt sich wieder abseits, Siegfried gegenüber.) Mime Dess’ ist deine Wildheit schuld, die du böser bänd’gen sollst. Jammernd verlangen Junge nach ihrer Alten Nest; Liebe ist das Verlangen: so lechzest du auch nach mir, so lieb’st du auch deinen Mime, so mußt du ihn lieben! Was dem Vögelein ist der Vogel, wenn er im Nest es nährt, eh’ das flügge mag fliegen: das ist dir kind’schem Sproß der kundig sorgende Mime, das muß er dir sein! Siegfried Ei, Mime, bist du so witzig, so laß’ mich eines noch wissen! (einfach) Es sangen die Vöglein so selig im Lenz, (zart) das eine lockte das and’re: |
when for my sleep thou makest my bed, no slumber comes to me there; if from thy teaching wisdom be won, fain were I deaf and dull. If with my eyes I but look on thee, too evil appeareth whatever thou dost. I see thee stand, shamble and slink, crawling and nodding, with thine eyelids blinking: by the throat I long to catch the crawler and crush thy life out, thou loathsome nodder! So learned I, Mime, to love thee. Hast thou such wisdom? give me to know then a thing that in vain I sought: in the woods roaming, seeking to shun thee, how comes it I ever return? All the beasts to me are dearer than thou: trees and birds and the fish in the brook, truly I love them far better than thee: how comes it I ever return? Art thou wise, then tell me this. Mime (attempts to approach him confidingly) My child, that shews thee clearly how dear to thy heart I have grown. Siegfried I cannot bear to see thee, forget not that so soon. (Mime goes back and again sits apart, opposite Siegfried.) Mime That comes from thy froward heart, which the boy should try to tame. Young ones are ever longing after their parents’ nest; love begetteth the longing: so yearnest thou too for me, so too dost thou love thy Mime, so must thou aye love him! All that mother-bird is to birdling, when in the nest it lies, ere the fledgling can flutter: such to thee, childish mite, is clever, careful old Mime, such must he, too, be! Siegfried Ei, Mime, art thou so clever, then let thy wisdom yet teach me! (simply) The birdlings were singing so gladly in spring, (tenderly) the one was luring the other, |
du sagtest selbst da ich’s wissen wollt’, das wären Männchen und Weibchen. Sie kosten so lieblich, und ließen sich nicht; sie bauten ein Nest, und brüteten d’rin: |
thou saidst thyself, when I asked thee there, that they were wives with their husbands. They chattered so fondly, and ne’er flew apart; they built them a nest, and brooded therein: |
da flatterte junges Geflügel auf, und beide pflegten der Brut. So ruhten im Busch auch Rehe gepaart, selbst wilde Füchse und Wölfe: Nahrung brachte zum Neste das Männchen, das Weibchen säugte die Welpen. Da lernt’ ich wohl was Liebe sei: der Mutter entwandt’ ich die Welpen nie. Wo hast du nun, Mime, dein minniges Weibchen, daß ich es Mutter nenne? Mime (ärgerlich) Was ist dir Thor? Ach, bist du dumm! Bist doch weder Vogel noch Fuchs? Siegfried Das zullende Kind zogest du auf, wärmtest mit Kleiden den kleinen Wurm: wie kam dir aber der kindische Wurm? Du machtest wohl gar ohne Mutter mich! Mime (in großer Verlegenheit) Glauben sollst du, was ich dir sage: ich bin dir Vater und Mutter zugleich. |
then fluttered the weak little fledglings out, and both took care of the brood. So lay in the woods the roe-deer in pairs, e’en savage wolves and foxes: food was brought to the lair by the father, the mother suckled the young ones: and there I learned what love must be: I ne’er took the whelps from the mother’s care. Where has thou now, Mime, the wife whom thou lovest, that I may call her mother? Mime (angrily) What dost thou ask, fool that thou art? Art thou either wood-fowl or fox? Siegfried A whimpering child, brought’st thou me up, warmly thou clothed’st the tiny mite: whence came to thee then the childish mite? A motherless babe hast thou made alone? Mime (in great embarrassment) Thou must trust whatever I tell thee: I am thy father and mother in one. |
Siegfried Das lügst du, garstiger Gauch! Wie die Jungen den Alten gleichen, das hab’ ich mir glücklich erseh’n. Nun kam ich zum klaren Bach: da erspäht’ ich die Bäum’ und Thier’ im Spiegel; Sonn’ und Wolken, wie sie nur sind, im Glitzer erschienen sie gleich. Da sah ich denn auch mein eigen Bild; ganz anders als du dünkt’ ich mir da: so glich wohl der Kröte ein glänzender Fisch; doch kroch nie ein Fisch aus der Kröte! Mime (höchst ärgerlich) Gräulichen Unsinn kram’st du da aus! Siegfried (immer lebendiger) Siehst du, nun fällt auch selbst mir ein, was zuvor umsonst ich besann: wenn zum Wald ich laufe, dich zu verlassen, wie das kommt, kehr’ ich doch heim? (Er springt auf.) Von dir erst muß ich erfahren, wer Vater und Mutter mir sei! Mime Was Vater! Was Mutter! Müßige Frage! (Siegfried springt auf Mime, und fasst ihn bei der Kehle.) Siegfried So muß ich dich fassen, um ’was zu wissen: |
Siegfried Thou liest, thou loathsomest imp! How all young ones are like the parents, right well have I seen for myself. I came to the limpid stream: there I looked on the trees and forest creatures; sun and shadows, e’en as they are, I saw there below in the brook. And there in the stream I saw my face; but not like to thine looked it to me: so like to a toad were a glittering fish; yet fish ne’er had toad for a father. Mime (much vexed) Pitiful nonsense pratest thou there! Siegfried (with growing animation) Look thou, I grasp myself the thing that so oft I pondered in vain: when through woods afar I roam to escape thee, why to thee still I return. (He springs up.) ’Tis thou alone who canst tell me what father and mother are mine! Mime What father? What mother? Idlest of questions! (Siegfried springs upon Mime and seizes him by the throat.) Siegfried Then so must I grip thee, knowledge to gain me: |
gutwillig erfahr’ ich doch nichts! So mußt’ ich Alles ab dir trotzen: kaum das Reden hätt’ ich errathen, entwand ich’s mit Gewalt nicht dem Schuft! Heraus damit, räudiger Kerl! Wer ist mir Vater und Mutter? Mime (nachdem er mit dem Kopfe genickt und mit den Händen gewinkt, ist von Siegfried losgelassen worden) An’s Leben geh’st du mir schier! Nun laß’! Was zu wissen dich geizt, erfahr’ es, ganz wie ich’s weiß. O undankbares, arges Kind! jetzt hör’, wofür du mich hassest! Nicht bin ich Vater noch Vetter dir, und den noch verdank’st du mir dich! Ganz fremd bist du mir, dem einzigen Freund; aus Erbarmen allein barg ich dich hier: nun hab’ ich lieblichen Lohn! Was verhofft’ ich Thor mir auch Dank? Einst lag wimmernd ein Weib da draußen im wilden Wald: zur Höhle half ich ihr her, am warmen Herd sie zu hüten. Ein Kind trug sie im Schooße; traurig gebar sie’s hier; sie wand sich hin und her, ich half so gut ich konnt’: groß war die Noth! Sie starb: doch Siegfried, der genas. |
nought tellest thou me from goodwill! All thus by blows must I win from thee: even speech I ne’er should have learned, had I wrung it not by force from the wretch! Now tell me, thou rascally rogue! Who are my father and mother? Mime (who is released by Siegfried, after making signs with his head and his hands) Almost hast killed me outright! Let go! and of what thou dost ask, I’ll tell thee all that I know. 0 hard-hearted and thankless boy! now hear, wherefor thou dost hate me! Father I am not, nor kin to thee, and yet thou dost owe me thy life! A stranger to me, thy one only friend; thro’ my pity alone sheltered wert thou: and now thou pay’st me my wage! Fool was I to hope for reward. 1 found once in the wood a woman who lay in tears: I helped her thence to the cave: and warmed her here at the fire. A child bore she in secret; sadly she gave it birth; she writhed her to and fro, I helped as best I could: strong was the stress! She died: but Siegfried came to life |
Siegfried So starb meine Mutter an mir? Mime Meinem Schutz übergab sie dich: (Siegfried steht sinnend.) ich schenkt’ ihn gern dem Kind. Was hat sich Mime gemüht! was gab sich der gute für Noth! Als zullendes Kind zog ich dich auf... Siegfried Mich dünkt, dess’ gedachtest du schon! Jetzt sag’: woher, heiß’ ich Siegfried? Mime So hieß mich die Mutter, möcht’ ich dich heißen; als “Siegfried” würdest du stark und schön. Ich wärmte mit Kleiden den kleinen Wurm... Siegfried Nun melde, wie hieß meine Mutter? Mime Das weiß ich wahrlich kaum! Speise und Trank trug ich dir zu... |
Siegfried So died my mother through me? Mime To my charge she gave o’er the child: (Siegfried stands thinking.) I gladly sheltered thee. What care did Mime bestow! what worry his goodness endured! A whimpering babe, brought I thee up... Siegfried Full oft hast thou told me that tale! Now say: why call’st thou me Siegfried? Mime Thy mother commanded so should I call thee; as “Siegfried” shouldst thou grow strong and fair. And warmly I clothed the tiny mite... Siegfried Now tell me, what name was my mother’s? Mime Her name I hardly know! Food, too, and drink gave I to thee... |
Siegfried (belebt) Den Namen sollst du mir nennen! Mime Entfiel er mir wohl? Doch halt! Sieglinde mochte sie heißen, die dich in Sorge mir gab. Ich hütete dich wie die eig’ne Haut... Siegfried (immer dringender) Dann frag’ ich, wie hieß mein Vater? Mime (barsch) Den hab’ ich nie geseh’n. Siegfried Doch die Mutter nannte den Namen? Mime Erschlagen sei er, das sagte sie nur; dich Vaterlosen befahl sie mir da: und wie du erwuchsest, wartet’ ich dein’; dein Lager schuf ich, daß leicht du schlief’st... Siegfried Still mit dem alten Staarenlied! Soll ich der Kunde glauben, hast du mir nichts gelogen, so laß’ mich Zeichen seh’n! Mime Was soll dir’s noch bezeugen? Siegfried Dir glaub’ ich nicht mit dem Ohr, dir glaub’ ich nur mit dem Aug’: welch’ Zeichen zeugt für dich? (Mime holt nach einigem Besinnen die zwei Stücken eines zerschlagenen Schwerts herbei.) |
Siegfried (with animation) The name I bid thee to tell me! Mime I trow ’tis forgot. Yet stay! Sieglinde ’twas, I bethink me, who grieving gave thee to me. I sheltered thee safe as my very self... Siegfried (with increasing urgency) I ask, then, who was my father? Mime (roughly) His face I ne’er have seen! Siegfried But his name my mother hath spoken? Mime He fell in fighting was all that she said; she left thee, fatherless babe, here to me: as then thou didst grow, I waited on thee; and soft for thy slumber I made thy bed... Siegfried Still, with thy endless starling-song! If I may trust thy story, if aught but lies thou speakest, then let a proof be shewn! Mime What proof then can I shew thee? Siegfried I trust thee not with my ears, I trust thee but with my eyes: what witness speaks for thee? (After some thought Mime fetches the two pieces of a broken sword.) |
Mime Das gab mir deine Mutter: für Mühe, Kost und Pflege ließ sie’s als schwachen Lohn. Sieh’ her, ein zerbroch’nes Schwert! Dein Vater, sagte sie, führt’ es, als im letzten Kampf er erlag. Siegfried (begeistert) Und diese Stücken sollst du mir schmieden: dann schwing’ ich mein rechtes Schwert! Auf! Eile dich, Mime! Mühe dich rasch, Kannst du ’was recht’s, nun zeig’ deine Kunst! Täusche mich nicht mit schlechtem Tand: den Trümmern allein trau’ ich ’was zu! Find’ ich dich faul, füg’st du sie schlecht, flick’st du mit Flausen den festen Stahl, dir Feigem fahr’ ich zu Leib’, das Fegen lernst du von mir! Denn heute noch, schwör’ ich, will ich das Schwert; die Waffe gewinn’ ich noch heut’! Mime (erschrocken) Was willst du noch heut’ mit dem Schwert? |
Mime This once thy mother gave me: for trouble, food and service, this was my sorry wage. Look thou, ’tis a broken sword! Thy father, said she, had borne it, when at last in fight he was slain. Siegfried (with enthusiasm) And now these fragments straight shalt thou forge me: then won were my rightful sword! Up! Hasten thee, Mime! Quickly to work! Master art thou? then shew me thy craft! Cheat me no more with bootless trash: these fragments alone henceforth I trust! If I should find flaw in thy work, if thou play tricks with the trusty steel, with blows thy limbs all shall ache and learn what burnishing means! This day, I swear, mine shall yet be the sword; the weapon I win me today! Mime (alarmed) What wouldst thou today with the sword? |
Siegfried Aus dem Wald fort in die Welt zieh’n: nimmer kehr’ ich zurück! Wie ich froh bin, daß ich frei ward, nichts mich bindet und zwingt. Mein Vater bist du nicht; in der Ferne bin ich heim; dein Herd ist nicht mein Haus, meine Decke nicht dein Dach. Wie der Fisch froh in der Fluth schwimmt, wie der Fink frei sich davon schwingt: flieg’ ich von hier, fluthe davon, wie der Wind über’n Wald weh’ ich dahin, dich, Mime, nie wieder zu seh’n! (Er läuft in den Wald fort.) Mime (in höchster Angst) Halte! Halte! Halte! wohin? (Er ruft mit der größten Anstrengung in den Wald) He! Siegfried! Siegfried! He! (Er sieht dem Fortstürmenden eine Weile staunend nach.) (Er kehrt in die Schmiede zurück, und setzt sich hinter den Amboß) Da stürmt er hin! Nun sitz’ ich da: zur alten Noth hab’ ich die neue; vernagelt bin ich nun ganz! Wie helf’ ich mir jetzt? Wie halt’ ich ihn fest? Wie führ’ ich den Huien zu Fafners Nest? Wie füg’ ich die Stücken des tückischen Stahl’s? Keines Ofens Gluth glüht mir die ächten; keines Zwergen Hammer zwingt mir die harten: (grell) Des Niblungen Neid, Noth und Schweiß, nietet mir Nothung nicht, schweißt mir das Schwert (schluchzend) nicht zu ganz! (Er knickt verzweifelnd auf dem Schemel hinter dem Amboß zusammen.) |
Siegfried From the wood forth will I wander: nevermore to return! Gladness fills me for my freedom, nothing binds me nor holds. My father art thou not; far away I seek my home; thy hearth is not my house, nor my roof thy rocky cave. As the fish fleetly in flood swims, as the finch freely in sky soars: so hence I fly, floating away, like the wind o’er the woods wafted afar; thee, Mime, I ne’ermore will see! (He runs into the forest.) Mime (in great alarm) Siegfried! Whither? Whither? Stay here! (With greatest exertion he calls toward the wood.) Hey! Siegfried! Siegfried! Hey! (He looks after Siegfried for a time in astonish- ment.) (He returns to the smithy and seats himself behind the anvil.) There storms he hence! And I sit here: to all old cares comes yet a new one; now fairly caught am I fast! How help myself now? How hold him by me? How lead this young madcap to Fafner’s lair? How forge me the splinters of spiteful steel? No furnace fire serves me to fuse them, nor can Mime’s hammer conquer their hardness: (shrilly) the Nibelung’s hate, need and sweat cannot make Nothung whole, weld not the sword (sobbing) e’er anew! (He sinks in despair onto a stool behind the anvil.) |
Zweite Scene (Der Wanderer tritt aus dem Wald an das hintere Thor der Höhle heran. Er trägt einen dunkelblauen, langen Mantel; einen Speer führt er als Stab. Auf dem Haupte hat er einen breiten runden Hut, mit herab- hängender Krämpe.) The Wanderer Heil dir, weiser Schmied! Dem wegmüden Gast, gönne hold des Hauses Herd! Mime (erschrocken auffahrend) Wer ist’s, der im wilden Walde mich sucht? Wer verfolgt mich im öden Forst? |
Scene Two (The Wanderer comes in from the forest by the door at the back of the cave. He wears a long, dark blue cloak and carries a spear as a staff. On his head is a hat with a broad, round brim which hangs low down.) The Wanderer All hail, worthy smith! To way-wearied guest grant thou grace of house and hearth! Mime (starting up in alarm) Who is’t that doth seek me here in the woods? Who pursues me in forest wastes? |
Wanderer (immer nur einen Schritt sich nähernd) “Wand’rer” heißt mich die Welt; weit wandert’ ich schon: auf der Erde Rücken rührt’ ich mich viel! Mime So rühre dich fort und raste nicht hier, nennt dich “Wand’rer” die Welt! Wanderer Gastlich ruht’ ich bei Guten, Gaben gönnten viele mir: denn Unheil fürchtet, wer unhold ist. Mime Unheil wohnte immer bei mir: willst du dem Armen es mehren? Wanderer (immer näher schreitend) Viel erforscht’ ich, erkannte viel: wicht’ges konnt’ ich manchem künden, manchem wehren was ihn mühte, nagende Herzens-Noth. Mime Spürtest du klug und erspähtest du viel, hier brauch’ ich nicht Spürer noch Späher. Einsam will ich und einzeln sein, Lungerern lass’ ich den Lauf. Wanderer (wieder etwas näher tretend) Mancher wähnte weise zu sein, nur was ihm noth that, wußte er nicht; was ihm frommte ließ ich erfragen: lohnend lehrt’ ihn mein Wort. Mime (immer ängstlicher, da er den Wanderer sich nahen sieht) Müß’ges Wissen wahren Manche, ich weiß mir grade genug; (Der Wanderer vollends bis an den Herd vorschreitend.) mir genügt mein Witz, ich will nicht mehr! dir Weisem weis’ ich den Weg! Wanderer (am Herd sich setzend) Hier sitz’ ich am Herd, und setze mein Haupt der Wissens-Wette zum Pfand. Mein Kopf ist dein, du hast ihn erkies’t, erfrägst du dir nicht was dir frommt, lös’ ich’s mit Lehren nicht ein. (Mime, der zuletzt den Wanderer mit offenem Munde angestarrt hat, schrickt jetzt zusammen.) Mime (kleinmüthig für sich) |
Wanderer (coming nearer, step by step) “Wand’rer”, so am I called; far led me my way: on the earth’s broad back full long have I roamed. Mime Then take thyself hence and tarry not here, if thou “Wand’rer” art called! Wanderer Good men ever gave me welcome, gifts from many have I gained: for evil hearts only fear ill-fate. Mime Ill-fate dwelleth always with me: wouldst bring yet more to the Niblung? Wanderer (coming nearer, step by step) Ever seeking, full much I found: oft my words have taught men wisdom, oft they lightened weary sorrows, gnawing of heart’s distress. Mime Well hast thou sought, and full much hast thou found; I want neither seeker nor finder. Lonely am I and lone would be, loiterers harbor not here. Wanderer (again coming a little nearer) Many weened that wisdom was theirs, yet all their need they never have known; when they questioned, freely I answered: wisdom came with my word. Mime (getting more and more anxious as he sees the Wanderer approach) Idle knowledge many seek for: I know enough for myself; (The Wanderer reaches the hearth.) and my wits are good, I want no more, so, wise one, wend now thy way! Wanderer (sitting at the hearth) I sit at thy hearth and wager my head as stake in strife of our wits. My head is thine, won fairly by thee, if, when thou dost ask all thy want, I free it not by my word. (Mime, who has been staring at the Wanderer with open mouth, now shrinks back.) Mime (aside, faint-heartedly) |
Wie werd’ ich den lauernden los? Verfänglich muß ich ihn fragen. (Er ermannt sich wie zu Strenge.) (laut) Dein Haupt pfänd’ ich für den Herd: |
How can I be rid of the spy? Right crafty must be my questions. (He tries to collect his courage.) (aloud) Thy head stak’st thou for the hearth: |
nun sorg’, es sinnig zu lösen! Drei der Fragen stell’ ich mir frei. Wanderer Dreimal muß ich’s treffen. Mime (sammelt sich zum Nachdenken) Du rührtest dich viel auf der Erde Rücken, die Welt durch wander’st du weit: nun sage mir schlau: welches Geschlecht tagt in der Erde Tiefe? Wanderer In der Erde Tiefe tagen die Nibelungen: Nibelheim ist ihr Land. Schwarzalben sind sie; Schwarz-Alberich hütet’ als Herrscher sie einst! Eines Zauberringes zwingende Kraft zähmt’ ihm das fleißige Volk: reicher Schätze schimmernden Hort häuften sie ihm: der sollte die Welt ihm gewinnen. Zum Zweiten, was frägst du Zwerg? Mime (versinkt in immer tieferes Nachsinnen) Viel, Wanderer, weißt du mir aus der Erde Nabelnest: nun sage mir schlicht, welches Geschlecht wohnt auf der Erde Rücken? Wanderer Auf der Erde Rücken wuchtet der Riesen Geschlecht: Riesenheim ist ihr Land. Fasolt und Fafner, der Rauhen Fürsten, neideten Nibelungs Macht; den gewaltigen Hort gewannen sie sich, errangen mit ihm den Ring. Um den entbrannte den Brüdern Streit; der Fasolt fällte, als wilder Wurm hütet nun Fafner den Hort. Die dritte Frage nun droht. Mime (ganz entrückt und nachsinnend) Viel, Wanderer, weißt du mir von der Erde rauhem Rücken. Nun sage mir wahr, welches Geschlecht wohnt auf wolkigen Höh’n? Wanderer Auf wolkigen Höh’n wohnen die Götter: Walhall heißt ihr Saal. Lichtalben sind sie; |
give heed by cunning to save it! Thrice my questions freely I ask! Wanderer Thrice then must I answer. Mime (sets himself to meditation) Full long on this earth’s rugged back hast wandered, and far hast walked o’er the world: now tell me in sooth: what is the race dwelling in earth’s deep caverns? Wanderer In the earth’s deep caverns dwelleth the Niblung race: Nibelheim is their land. Black elves all are they; Black-Alberich ruled o’er them once as their lord! By a magic ring’s all-powerful spell tamed were the hard-toiling folk: richest treasure, shimmering gold heaped they on high, to win him the world as his kingdom. what further, dwarf, wouldst thou ask? Mime (sinks into deeper meditation) Much, Wanderer, knowest thou and canst tell of earth’s deep caves: now say to me straight, what is the race dwelling on earth’s wide surface? Wanderer On the earth’s wide surface dwelleth the giants’ race: Riesenheim is their land, Fasolt and Fafner, the giants’ rulers, envied the Nibelung’s might, and his far-famed hoard they won for themselves, thereto they gained them the ring. Between the brothers the ring brought strife; struck down was Fasolt: in dragon’s shape Fafner now guardeth the hoard. One question threatens me yet. Mime (quite absorbed in thought) Much, Wanderer, knowest thou of the earth and all her dwellers. Now true be thy word! tell me what race dwells on cloud-hidden heights? Wanderer On cloud-hidden heights dwell the Eternals: Walhall is their home. Light spirits are they; |
Licht-Alberich, Wotan, waltet der Schaar. Aus der Welt-Esche weihlichstem Aste schuf er sich einen Schaft: dorrt der Stamm, nie verdirbt doch der Speer; |
Light-Alberich, Wotan, commandeth their band. From the world-ash-tree’s hallowed branches once he shaped him a shaft: fades the stem, never faileth the spear; |
mit seiner Spitze sperrt Wotan die Welt. Heil’ger Verträge Treue-Runen schnitt in den Schaft er ein. Den Haft der Welt hält in der Hand, wer den Speer führt, den Wotans Faust umspannt: ihm neigte sich der Niblungen Heer; der Riesen Gezücht zähmte sein Rath: ewig gehorchen sie alle des Speeres starkem Herrn. (Er stößt wie unwillkürlich mit dem Speer auf den Boden; ein leiser Donner läßt sich vernehmen, wovon Mime heftig erschrickt.) Nun rede, weiser Zwerg! Wußt’ ich der Fragen Rath? Behalte mein Haupt ich frei? (Nachdem er den Wanderer mit dem Speer auf- merksam beobachtet hat, geräth Mime nun in große Angst, sucht verwirrt nach seinen Geräthschaften, und blickt scheu zur Seite.) Mime Fragen und Haupt hast du gelöst: nun, Wand’rer, geh’ deines Weg’s! Wanderer Was zu wissen dir frommt, solltest du fragen: Kunde verbürgte mein Kopf. Daß du nun nicht weißt, was dir frommt, dess’ fass’ ich jetzt deines als Pfand. Gastlich nicht galt mir dein Gruß; mein Haupt gab ich in deine Hand, um mich des Herdes zu freu’n. Nach Wettens Pflicht pfänd’ ich nun dich, lösest du drei der Fragen nicht leicht. D’rum frische dir, Mime, den Muth! Mime (sehr schüchtern und zögernd, endlich in furchtsamer Ergebung sich fassend) Lang’ schon mied ich mein Heimathland, lang’ schon schied ich aus der Mutterschooß: mir leuchtete Wotans Auge, zur Höhle lugt’ es herein: vor ihm magert mein Mutterwitz. Doch frommt mir’s nun weise zu sein, Wand’rer, frage denn zu! Vielleicht glückt mir’s, gezwungen zu lösen des Zwerges Haupt. Wanderer (wieder gemächlich sich niederlassend) Nun, ehrlicher Zwerg, Sag’ mir zum ersten: Welches ist das Geschlecht, |
and with the spear-point rules Wotan the world. Holiest treaties’ truthful runes deep in the shaft he cut. He holds the world’s haft in his hand, who the spear wields that Wotan’s fingers grasp: now kneels to him the Niblung host; the giants’ race bow to his will: ever they all must obey him, the spear’s all-potent lord. (He strikes the spear as if by accident on the ground. A low sound of thunder is heard at which Mime is violently startled.) Now tell me, crafty dwarf, found are the answers true? And may now my head go free? (Mime, after attentively watching the Wanderer with the spear, now falls into a state of terror, seeks in confusion for his tools, and looks nervously aside.) Mime Wager and head well hast thou won: now, Wand’rer, go on thy way! Wanderer What it boots thee to know, shouldst thou have asked me: gage for my word was my head. Yet of thy need thou knewest nought; I therefore claim thine now as pledge. Greeting fair grantedst thou me not; my head into thy hand I gave to gain me rest at thy hearth. By wager’s law, lost is thine own, shouldst thou not answer thrice what I ask. So waken now, Mime, thy wits! Mime (very timidly and hesitatingly, at length composing himself, with nervous submission) Long since left I my fatherland, long since came I from my mother’s womb: on me lightened the eye of Wotan, and peered here into my cave: his glance wilders my mother-wit. But now let my wisdom be tried, Wand’rer, ask what thou wilt! Good luck haply may help me; the dwarf may save his head. Wanderer (again leisurely seating himself) Now, worthiest dwarf, answer me truly. Tell the name of the race that Wotan harshly handles |
dem Wotan schlimm sich zeigte, (sehr leise, doch vernehmbar) und das doch das Liebste ihm lebt? |
(very softly, but audibly) and yet holds most dear in the world. |
Mime (sich ermunternd) Wenig hört’ ich von Heldensippen; der Frage doch mach’ ich mich frei. Die Wälsungen sind das Wunschgeschlecht, das Wotan zeugte und zärtlich liebte, zeigt’ er auch Ungunst ihm. Siegmund und Sieglind’, stammten von Wälse, ein wild verzweifeltes Zwillingspaar: Siegfried zeugten sie selbst, den stärksten Wälsungensproß. Behalt’ ich, Wand’rer, zum ersten mein Haupt? Wanderer (gemüthlich) Wie doch genau das Geschlecht du mir nennst! schlau eracht’ ich dich Argen. Der ersten Frage ward’st du frei; zum zweiten nun sag’ mir, Zwerg: Ein weiser Niblung wahret Siegfried; Fafnern soll er ihm fällen, daß den Ring er erränge, des Hortes Herrscher zu sein. Welches Schwert muß Siegfried nun schwingen, taug’ es zu Fafners Tod? Mime (seine gegenwärtige Lage immer mehr vergessend reibt sich vergnügt die Hände) Nothung heißt ein neidliches Schwert; in einer Esche Stamm stieß es Wotan: dem sollt es geziemen, der aus dem Stamm’ es zög’. Der stärksten Helden keiner bestand’s: Siegmund, der Kühne, konnt’s allein: fechtend führt’ er’s im Streit, bis an Wotans Speer es zersprang. Nun verwahrt die Stücken ein weiser Schmied; denn er weiß, daß allein mit dem Wotans Schwert ein kühnes dummes Kind, Siegfried, den Wurm versehrt. (ganz vergnügt) Behalt’ ich Zwerg auch zweitens mein Haupt? Wanderer (lachend) Ha ha ha ha! Ha ha ha ha! Der Witzigste bist du unter den Weisen; wer käm’ dir an Klugheit gleich? Doch bist du so klug den kindischen Helden für Zwergenzwecke zu nützen, mit der dritten Frage droh’ ich nun! Sag’ mir, du weiser Waffenschmied: wer wird aus den starken Stücken Nothung das Schwert, wohl schweißen? |
Mime (becoming more cheerful) Much I know not of heroes’ kinship; that riddle yet lightly I read. The Wälsungs should be the chosen race that Wotan fostered and loved so dearly, scant tho’ the grace he grants. Siegmund and Sieglind’, children of Wälse, a wild and desperate twin-born pair: Siegfried to them was born, the Wälsungs’ mightiest son. Now have I, Wand’rer, for once saved my head? Wanderer (pleasantly) Right well thou knowest and namest the race! hard, thou rogue, ’tis to catch thee. The foremost question hast thou solved; once more I ask thee now, dwarf! A wily Niblung wardeth Siegfried, Fafner’s destined destroyer, that the dwarf the ring may win him, and make hismself lord of the gold. Say, what sword, when Siegfried shall wield it, serveth for Fafner’s death? Mime (forgetting more and more his present situation, joyfully rubs his hands) Nothung is the name of a sword, into an ash tree once struck by Wotan; one only might bear it, he who could draw it forth. What strongest heroes could not achieve Siegmund the bold alone performed; well the weapon he bore till on Wotan’s spear it broke. Now the bits are saved by a crafty smith; for he knows that alone with the Wotan-sword a dauntless, foolish boy, Siegfried, shall slay the foe. (much pleased) Now twice the dwarf has rescued his head? Wanderer (laughing) Ha ha ha ha! Ha ha ha ha! The wittiest art thou surely of wise ones; in cunning where lives thy peer? But if thou by craft wouldst win to thy service the childish arm of the hero, with one question still I threaten thee! Tell me, thou wily armorsmith: whose hand from the mighty splinters Nothung the sword shall fashion? |
Mime (fährt im höchsten Schrecken auf) (krieschend) Die Stücken! Das Schwert! O weh! mir schwindelt! |
Mime (starts up in extreme terror) (crying out) The splinters! The sword! Alas! what ails me? |
Was fang’ ich an? Was fällt mir ein? Verfluchter Stahl! Daß ich dich gestohlen! Er hat mich vernagelt in Pein und Noth! Mir bleibt er hart, ich kann ihn nicht hämmern, Niet’ und Löthe läßt mich im Stich! Der weiseste Schmied weiß sich nicht Rath! (Er wirft wie sinnlos sein Geräth durcheinander, und bricht in helle Verzweiflung aus.) Wer schweißt nun das Schwert, schaff’ ich es nicht? Das Wunder wie soll ich’s wissen? Wanderer (ist ruhig vom Herd aufgestanden) Dreimal solltest du fragen, dreimal stand ich dir frei: nach eitlen Fernen forschtest du; doch was zunächst dir sich fand, was dir nützt, fiel dir nicht ein; nun ich’s errathe, wirst du verrückt: gewonnen hab’ ich das witzige Haupt! Jetzt, Fafners kühner Bezwinger, hör’, verfall’ner Zwerg: Nur wer das Fürchten nie erfuhr, schmiedet Nothung neu. (Mime starrt ihn groß an: er wendet sich zum Fortgang.) Dein weises Haupt wahre von heut’: verfallen lass’ ich es dem, der das Fürchten nicht gelernt! (Er wendet sich lächelnd ab und verschwindet schnell im Walde. Mime ist wie vernichtet auf den Schemel zurückgesunken.) |
What shall I do? What can I say? Accursed steel! Would I ne’er had seen it! My thieving has brought me but pain and care! Ever too hard, my hand cannot weld it; heat and hammer help me not here! The wisest of smiths fails in the task! (As though crazy, he flings his tools about and breaks out in despair.) Who forges the sword I cannot forge? That marvel who shall discover? Wanderer (has risen quietly from the hearth) Thrice ’twas thine to ask questions, thrice I stood at thy hest: but empty knowledge soughtest thou; the want that lies at thy door, thy own need, knowest thou not; now when I find it, dazed are thy wits; and won by me is the crafty one’s head! Now, Fafner’s dauntless undoer, hear, thou fallen dwarf: He who the force of fear ne’er felt Nothung shall he forge. (Mime stares at him: he turns to depart.) Thy wily head ward from today: I leave it forfeit to him who has never learned to fear! (He turns away smiling and disappears quickly in the forest. Mime has sunk, as if overwhelmed, onto the seat.) |
Dritte Scene (Mime stiert, grad’ vor sich aus, in den sonnig be- leuchteten Wald hinein, und geräth zunehmend in heftiges Zittern.) Mime Verfluchtes Licht! Was flammt dort die Luft? Was flackert und lackert, was flimmert und schwirrt, was schwebt dort und webt, und wabert umher? Da glimmert’s und glitzt’s in der Sonne Gluth! Was säuselt und summt und saus’t nun gar? Es brummt und braus’t und prasselt hieher! Dort bricht’s durch den Wald, will auf mich zu! (Er bäumt sich vor Entsetzen auf.) Ein gräßlicher Rachen reißt sich mir auf: der Wurm will mich fangen! Fafner! Fafner! (Er sinkt schreiend hinter dem Amboß zusammen.) (Siegfried bricht aus dem Waldgesträuch hervor. Siegfried noch hinter der Scene, während man seine |
Scene Three (Mime stares before him into the sunlit forest and gradually gives way to violent trembling.) Mime Accursed light! The air is aflame? What flickers and flashes, what flutters and whirs, what floats there and flies, and hovers around? It glistens and gleams in the sunlight’s glow! What hisses and hums and shrills so loud? It growls and roars, comes crashing along! It breaks through the wood, rushes on me! (He rises up in terror.) Its threatening jaws yawn at me there. The dragon will catch me! Fafner! Fafner! (He sinks down shrieking behind the anvil.) (Siegfried breaks from the forest thicket. Siegfried, still behind the scenes, is heard breaking through the |
Bewegung an dem zerkrachenden Gezweige des Gesträuches gewahrt.) Siegfried Heda! Du Fauler! Bist du nun fertig! (Er tritt in die Höhle herein.) Schnell, wie steht’s mit dem Schwert? (Er hält verwundert an.) Wo steckt der Schmied? Stahl er sich fort? Hehe! Mime, du Memme! Wo bist du? Wo birgst du dich? Mime (mit schwacher Stimme, hinter dem Amboß) Bist du es, Kind? Kommst du allein? Siegfried (lachend) Hinter dem Amboß? Sag’, was schufest du dort? Schärftest du mir das Schwert? Mime (höchst zerstört und zerstreut hervorkommend) Das Schwert? Das Schwert? Wie möcht’ ich’s schweißen? (half für sich) Nur wer das Fürchten nie erfuhr, schmiedet Nothung neu. Zu weise ward ich für solches Werk! |
bushes.) Siegfried Heda! Thou idler! Say, hast thou finished? (He enters the cave.) Quick, how is’t with the sword? (He pauses in surprise.) Where hides the smith? Stolen away? Hey-hey! Mime, thou coward! Where art thou? where hidest thou? Mime (in a feeble voice, from behind the anvil) ’Tis thou then, child! Com’st thou alone? Siegfried (laughing) Under the anvil? Say, what there was thy work? Wert thou grinding the sword? Mime (coming forward greatly disturbed and confused) The sword? The sword? How can I forge it? (half aside) He who the force of fear ne’er felt, Nothung shall he forge. Too wise the dwarf is to do such work! |
Siegfried (heftig) Wirst du mir reden? Soll ich dir rathen? Mime (wie zuvor) Wo nähm’ ich redlichen Rath? Mein weises Haupt hab’ ich verwettet: (vor sich hin starrend) verfallen, verlor ich’s an den, der das Fürchten nicht gelernt. Siegfried (ungestüm) Sind mir das Flausen? Willst du mir flieh’n? Mime (allmählich sich etwas fassend) Wohl flöh’ ich dem, der’s Fürchten kennt! Doch das ließ ich dem Kinde zu lehren; ich Dummer vergaß, was einzig gut: Liebe zu mir sollt’ er lernen; das gelang nun leider faul! Wie bring’ ich das Fürchten ihm bei? Siegfried (packt ihn) He! muß ich helfen? Was fegtest du heut’? Mime Um dich nur besorgt, versank ich in Sinnen, wie ich dich wichtiges wiese. Siegfried (lachend) Bis unter den Sitz warst du versunken: was wichtiges fandest du da? Mime (sich immer mehr fassend) Das Fürchten lernt’ ich für dich, |
Siegfried (vehemently) Wilt thou not speak then? or must I help thee? Mime (as before) Whence cometh help in my need? My wily head lost I by wager: (staring before him) and forfeit to him will it fall who has never learned to fear. Siegfried (impetuously) Ha! dost thou flout me? Me wouldst thou fly? Mime (gradually regaining his self-command) Him would I fly who knoweth fear! But that have I not set me to teach thee; I fool-like forgot the one good thing. How thou shouldst love me was thy lesson; but alas, no luck was mine! How now shall I teach thee to fear? Siegfried (seizes him) Hey! must I help thee? What wrought’st thou today? Mime In care for thy good, sunk was I in brooding what things of weight I might shew thee. Siegfried (laughing) Down under the seat sunk wert thou surely: what things there of weight didst thou find? Mime (recovering himself more and more) What fear is learned I for thee, |
daß ich’s dich Dummen lehre. Siegfried (mit ruhiger Verwunderung) Was ist’s mit dem Fürchten? Mime Erfuhrst du’s noch nie, und willst aus dem Wald doch fort in die Welt? Was frommte das festeste Schwert, blieb dir das Fürchten fern? Siegfried (ungeduldig) Faulen Rath erfindest du wohl? Mime (immer zutraulicher Siegfried näher tretend) Deiner Mutter Rath, redet aus mir; was ich gelobte, muß ich nun lösen: in die listige Welt dich nicht zu entlassen, eh’ du nicht das Fürchten gelernt. Siegfried (heftig) Ist’s eine Kunst, was kenn’ ich sie nicht? Heraus! Was ist’s mit dem Fürchten? Mime Fühltest du nie im finst’ren Wald, bei Dämmerschein am dunklen Ort, wenn fern es säuselt, summs’t und saus’t, wildes Brummen näher braus’t, wirres Flackern um dich flimmert, schwellend Schwirren zu Leib’ dir schwebt: (zitternd) fühltest du dann nicht grieselnd Grausen die Glieder dir (bebend) fahen? Glühender Schauer schüttelt die Glieder, in der Brust (mit schütternder stimme) bebend und bang berstet hämmernd das Herz? Fühltest du das noch nicht, das Fürchten blieb dir noch fremd. Siegfried (nachsinnend) Sonderlich seltsam muß das sein! Hart und fest, fühl’ ich, steht mir das Herz. Das Grieseln und Grausen, das Glühen und Schauern, Hitzen und Schwindeln, Hämmern und Beben: gern begehr’ ich das Bangen, sehnend verlangt mich’s der Lust! Doch wie bringst du, Mime, mir’s bei? |
that I, thou dunce, might teach thee. Siegfried (with quiet wonder) What is then this fearing? Mime That ne’er hast thou felt, and wouldst from the wood go forth to the world? What booteth the trustiest sword, were to thee fear not known. Siegfried (impatiently) Foolish redes alone hast thou found? Mime (approaching Siegfried with increasing confidence) All thy mother’s redes come from my mouth; what I have promised must I now tell thee: to the world full of guile thou shouldst not betake thee, until to thee fear has been taught. Siegfried (vehemently) Is it a craft, why know I it not? Now tell! What is then this fearing? Mime Hast thou not felt in forest gloom, as gloaming falls on darksome dells, when comes a whisper, hum and hiss; savage growling sounds anear, dazzling flashes round thee flicker, whirring waxes and fills thine ears: (trembling) hast thou not felt then grisly horrors that grip thee and (quaking) hold thee? Glaring terror shakes all thy senses; in thy breast (with quivering voice) trembling and weak, bursting hammers thy heart? Hast thou not yet felt that, then fear is stranger to thee. Siegfried (meditating) Wonderful surely must that be! Yet my heart steadfast beats my breast. The shivers and shakings, the glowing and sinking, burning and fainting, beating and quaking: fain my heart is to feel them, longing to learn this delight! But how might it, Mime, be mine? |
Wie wärst du, Memme, mir Meister? Mime Folge mir nur, ich führe dich wohl: sinnend fand ich es aus. Ich weiß einen schlimmen Wurm, der würgt’ und schlang schon viel: |
How couldst thou, coward, e’er teach me? Mime Follow thou me, the way I know well: brooding brought it to mind. I know of a dragon grim, who slays and feeds on men: |
Fafner lehrt dich das Fürchten, folgst du mir zu seinem Nest. Siegfried Wo liegt er im Nest? Mime Neidhöle wird es genannt: im Ost, am Ende des Walds. Siegfried Dann wär’s nicht weit von der Welt? Mime Bei Neidhöle liegt sie ganz nah’. Siegfried Dahin denn sollst du mich führen: lernt’ ich das Fürchten, dann fort in die Welt! Dann schnell! Schaffe das Schwert: in der Welt will ich es schwingen. Mime Das Schwert? O Noth! Siegfried Rasch, in die Schmiede! Weis’, was du schuf’st! Mime Verfluchter Stahl! Zu flicken versteh’ ich ihn nicht: den zähen Zauber bezwingt keines Zwergen Kraft. Wer das Fürchten nicht kennt, der fänd’ wohl eher die Kunst. Siegfried Feine Finten weiß mir der Faule; daß er ein Stümper, sollt’ er gesteh’n: nun lügt er sich listig heraus! Her mit den Stücken, fort mit dem Stümper! (auf den Herd zuschreitend) Des Vaters Stahl fügt sich wohl mir: ich selbst schweiße das Schwert! (Er macht sich, Mimes Geräth durcheinander wer- fend, mit Ungestüm an die Arbeit.) Mime Hättest du fleißig die Kunst gepflegt, jetzt käm’ dir’s wahrlich zu gut; doch lässig warst du stets in der Lehr’; was willst du Rechtes nun rüsten? Siegfried Was der Meister nicht kann, vermöcht’ es der Knabe, hätt’ er ihm immer gehorcht? (Er dreht ihm eine Nase.) Jetzt mach’ dich fort, misch’ dich nicht drein: sonst fällst du mir mit in’s Feuer! (Er hat eine große Menge Kohlen auf dem Herd |
fear I trow teacheth Fafner, follow me to where he lies. Siegfried Where then is his lair? Mime Neidhöle, so is it named: t’ward east, at end of the wood. Siegfried Not far then ’tis from the world? Mime Right near to the world is his cave. Siegfried My guide shalt thou be to Fafner: fear shall he teach me, then forth to the world! Now quick! Forge me the sword: in the world fain would I wield it. Mime The sword? Alas! Siegfried Swift, to the smithy! Shew me thy work! Mime Accursed steel! My craft will not serve for the task: the mighty magic no dwarf hath the strength to sway. He who fear doth not know, might find more surely the art. Siegfried So by tricks this idler would cheat me! nought but a bungler aye will he be! now seeks he to fool me with lies! Here with the splinters, off with the bungler! (coming to the hearth) My father’s blade yields but to me: by me forged be the sword! (Flinging Mime’s tools about, he sets himself impetuously to work.) Mime Hadst thou been careful to learn thy craft, now mightst thou reap thy reward; but lazy wert thou aye at thy task: then see how idleness serves thee! Siegfried Where the master has failed would scholar succeed although he had always obeyed? (He makes a long nose at him.) Now go thy ways, meddle not here, lest thou with the steel be melted. (He has made a large pile of charcoal on the |
aufgehäuft, und unterhält in einem fort die Gluth, während er die Schwertstücke in den Schraubstock einspannt und sie zu Spähnen zerfeilt.) (Mime, der sich etwas abseits niedergesetzt hat, und Siegfried bei der Arbeit zusieht.) Mime Was mach’st du denn da? Nimm doch die Löthe; den Brei braut’ ich schon längst. |
hearth and blows the fire, while he screws the pieces of the sword in a vise and files them up.) (Mime, who has seated himself a little aside, watch es Siegfried at work.) Mime What dost thou then there? Take but the solder; ’tis fused ready for thee. |
Siegfried Fort mit dem Brei, Ich brauch’ ihn nicht; mit Bappe back’ ich kein Schwert! Mime Du zerfeil’st die Feile, zerreibst die Raspel! Wie willst du den Stahl zerstampfen? Siegfried Zersponnen muß ich in Spähne ihn seh’n: was entzwei ist, zwing’ ich mir so. (Er feilt mit großem Eifer fort.) Mime (für sich) Hier hilft kein Kluger, das seh’ ich klar: hier hilft dem Dummen die Dummheit allein! Wie er sich rührt, und mächtig regt! Ihm schwindet der Stahl, doch wird ihm nicht schwül! (Siegfried hat das Herdfeuer zur hellsten Gluth angefacht.) Nun ward ich so alt wie Höl’ und Wald, und hab’ nicht so ’was geseh’n! (Während Siegfried mit ungestümem Eifer fort- fährt, die Schwertstücken zu zerfeilen, setzt sich Mime noch mehr bei Seite.) Mit dem Schwert gelingt’s, das lern’ ich wohl: furchtlos fegt er’s zu ganz. Der Wand’rer wußt’ es gut. Wie berg’ ich nun mein banges Haupt? Dem kühnen Knaben verfiel’s, lehrt’ ihn nicht Fafner die Furcht! (mit wachsender Unruhe aufspringend und sich beugend) Doch weh’ mir Armen! Wie würgt’ er den Wurm, erführ’ er das Fürchten von ihm? Wie erräng’ er mir den Ring? Verfluchte Klemme! Da klebt’ ich fest, fänd ich nicht klugen Rath, wie den Furchtlosen selbst ich bezwäng. (Siegfried hat nun die Stücken zerfeilt und in einem Schmelztiegel gefangen, den er jetzt in die Herdgluth stellt.) Siegfried He, Mime! (Mime fährt zusammen und wendet sich zu Siegfried.) Geschwind! Wie heißt das Schwert, das ich in Spähne zersponnen? Mime Nothung nennt sich das neidliche Schwert: deine Mutter gab mir die Mär. (Unter dem folgenden Gesange nährt Siegfried die Gluth mit dem Blasebalg.) |
Siegfried Out on the stuff, I want it not; with pap I weld not a sword! Mime But the file is finished; the rasp is ruined! Wilt crumble the steel to splinters? Siegfried In shivers must it be, ground into shreds: what is broken so must I mend. (He goes on filing with great energy.) Mime ( aside) Here helps no craftsman, I see that well: the fool’s own folly alone serves his need. See how he toils with mighty strokes! The steel is in shreds, yet he is not warm! (Siegfried has fanned the fire into bright flame.) Now I am as old as cave and wood, yet aught like this I ne’er saw! (While Siegfried continues filing the sword with impetuous energy, Mime seats himself a little farther off.) He will forge the sword, I see full well: fearless will he succeed. The Wand’rer’s word was true. Where now to hide my fearful head? To the dauntless boy it will fall if nought will teach him to fear! (springing up and bending low with growing restlessness) But woe to Mime! The dragon were safe, if fear he could bring to the boy. How could then the ring be mine? Accursed fortune! Caught fast am I! Whence will come counsel good, that this boy may be bent to my will? (Siegfried has now filed the pieces to powder and caught it in a crucible which he puts on the fire.) Siegfried Hey, Mime! (Mime starts and turns toward Siegfried.) Now tell the weapon’s name, that I have pounded to pieces? Mime Nothung, that is the name of the sword: from thy mother heard I the tale. (During the following song Siegfried blows the fire with the bellows.) |
Siegfried Nothung! Nothung! Neidliches Schwert! Was mußtest du zerspringen? Zu Spreu nun schuf ich die scharfe Pracht, im Tigel brat’ ich die Spähne. Hoho! Hoho! Hohei! Hohei! Hoho! Blase Balg! Blase die Gluth! Wild im Walde wuchs ein Baum, den hab’ ich im Forst gefällt: die braune Esche brannt’ ich zur Kohl’, auf dem Herd nun liegt sie gehäuft. Hoho! Hoho! Hohei! Hohei! Hoho! Blase Balg! Blase die Gluth! Des Baumes Kohle, wie brennt sie kühn; wie glüht sie hell und hehr! In springenden Funken sprühet sie auf: hohei, hohei, hohei! zerschmilzt mir des Stahles Spreu. Hoho! hoho! Hohei! Hohei! Hoho! Blase Balg! Blase die Gluth! Mime (immer für sich, entfernt sitzend) Er schmiedet das Schwert, und Fafner fällt er: das seh’ ich nun deutlich voraus. Hort und Ring erringt er im Harst: wie erwerb’ ich mir den Gewinn? Mit Witz und List gewinn’ ich beides und berge heil mein Haupt. |
Siegfried Nothung! Nothung! conquering sword! What blow has served to break thee? To shreds I shattered thy shining blade; the fire has melted the splinters. Hoho! Hoho! Hohei! Hohei! Hoho! Bellows blow! Brighten the glow! Wild in woodlands waxed a tree that I in the forest felled: the ash tree’s stem to charcoal I burned, on the hearth now lies it heaped. Hoho! Hoho! Hohei! Hohei! Hoho! Bellows blow! Brighten the glow! The blackened ash bole, how bravely it burns; how bright and fair the flames! With showering sparks they shoot aloft: hohei, hohei, hohei! and fuse me the splintered steel. Hoho! hoho! Hohei! Hohei! Hoho! Bellows blow! Brighten the glow! Mime (still aside, sitting at a distance) The sword will be forged and Fafner vanquished: so much I can clearly foresee. Hoard and ring will fall to the boy: how shall I then win me the prize? By craft and guile shall both be captured, and so my head be saved. |
Siegfried (nochmals am Blasebalg) Hoho! Hoho! Hoho, hohei! Hohei! Mime (im Vordergrunde für sich) Rang er sich müd’ mit dem Wurm, von der Müh’ erlab’ ihn ein Trank: aus würz’gen Säften, die ich gesammelt, brau’ ich den Trank für ihn; wenig Tropfen nur braucht er zu trinken, sinnlos sinkt er in Schlaf. Mit der eig’nen Waffe die er sich gewonnen, räum’ ich ihn leicht aus dem Weg, erlange mir Ring und Hort. (Er reibt sich vergnügt die Hände.) Siegfried Nothung! Nothung! Neidliches Schwert! Nun schmolz deines Stahles Spreu! Im eig’nen Schweiße schwimm’st du nun. (Er gießt den glühenden Inhalt des Tiegels in eine Stangenform, und hält diese in die Höhe.) Mime Hei, weiser Wand’rer! Dünkt’ ich dich dumm? Wie gefällt dir nun mein feiner Witz? Fand ich mir wohl Rath und Ruh’? Siegfried Bald schwing’ ich dich als mein Schwert! |
Siegfried (again at the bellows) Hoho! Hoho! Hoho, hohei! Hohei! Mime (in the foreground, aside) Siegfried the dragon will slay, and will straight be athirst with his toil: from roots and flowers culled by my hand, a draught will I brew for him; let him drink but a drop of the potion, sleeping soon will he lie. With the self-same weapon that yonder he forges shall he be cleared from my path, and mine will be ring and hoard. (He rubs his hands with delight.) Siegfried Nothung! Nothung! conquering sword! Now melteth thy splintered steel! In thine own sweat now swimmest thou. (He pours the glowing contents of the crucible into a mold and holds it on high.) Mime Hei, wisest Wand’rer! Deem’st thou me dull? Say, how lik’st thou now my crafty wit? Have I found the path to peace? Siegfried Soon shalt thou serve as my sword! |
(Er stößt die gefüllte Stangenform in den Wasser- eimer; Dampf und lautes Gezisch der Kühlung erfolgen.) In das Wasser floß ein Feuerfluß: grimmiger Zorn zischt’ ihm da auf! Wie sehrend er floß, in des Wassers Fluth fließt er nicht mehr. Starr ward er und steif, herrisch der harte Stahl: heißes Blut doch fließt ihm bald. (Er stößt den Stahl in die Herdgluth und zieht die Blasebälge mächtig an.) (Mime ist vergnügt aufgesprungen; er holt ver- schiedene Gefäße hervor, schüttet aus ihnen Gewürz und Kräuter in einen Kochtopf, und sucht diesen auf dem Herd anzubringen.) Nun schwitze noch einmal, daß ich dich schweiße, Nothung, neidliches Schwert! (Er beobachtet während der Arbeit Mime, welcher vom andren Ende des Herdes her seinen Topf sorgsam an die Gluth stellt.) Was schafft der Tölpel dort mit dem Topf? Brenn’ ich hier Stahl, brau’st du dort Sudel? Mime Zu Schanden kam ein Schmied; den Lehrer sein Knabe lehrt: mit der Kunst nun ist’s beim Alten aus, als Koch dient er dem Kind. Brennt es das Eisen zu Brei, aus Eiern braut’ der Alte ihm Sud. (Er fährt fort zu kochen.) |
(He plunges the mold into the pail of water. Steam and the loud hiss of its cooling ensue.) In the water flowed a fiery flood: anger and hate hissed from it there! Though scorching it flowed, in the water stream no more it flows. Stark lies it and stiff, stubborn and hard the steel. Ardent blood soon from thee shall flow. (He thrusts the steel into the fire and violently pulls the bellows.) (Mime has sprung up, delighted; he fetches several vessels, shakes from them spices and herbs into a cooking pot and tries to put it on the hearth.) Now sweat once again that so I may shape thee! Nothung, conquering sword! (During his work he observes Mime, who carefully places his pot on the fire from the other side of the hearth.) What makes the booby there with his pot? While steel I melt, what mess art brewing? Mime A smith has come to shame, and learns from a boy his craft: from the master now his art is gone, as cook he serves the child. Thou makest broth of the steel; old Mime boileth eggs for thy soup. (He goes one with his cooking.) |
Siegfried Mime, der Künstler lernt jetzt kochen, das Schmieden schmeckt ihm nicht mehr. Seine Schwerter alle hab’ ich zerschmissen; was er kocht, ich kost’ es ihm nicht! (Unter dem Folgenden zieht Siegfried die Stangen- form aus der Gluth, zerschlägt sie und legt den glü- henden Stahl auf dem Amboß zurecht.) Das Fürchten zu lernen will er mich führen; ein Ferner soll es mich lehren: was am besten er kann, mir bringt er’s nicht bei: als Stümper besteht er in Allem! (während des Schmiedens) Hoho! Hoho! Hohei! Schmiede, mein Hammer, ein hartes Schwert! Hoho! Hahei! Hoho! Hahei! Einst färbte Blut dein falbes Blau; sein rothes Rieseln röthete dich: kalt lachtest du da das warme lecktest du kühl! Heiaho! Haha! Haheiaha! Nun hat die Gluth dich roth geglüht; |
Siegfried Mime the craftsman now learns cooking, his art delights him no more. All the swords he made I shivered to splinters: what he cooks shall ne’er touch my lips! (During the following Siegfried draws the mold from the fire, breaks it, and lays the glowing steel on the anvil.) This fearing to learn now would Mime lead me; afar there dwelleth a teacher: e’en what best he can do, that cannot he teach, for nought can he be but a bungler! (during the forging) Hoho! Hoho! Hohei! Forge me, my hammer, a trusty sword! Hoho! Hahei! Hoho! Hahei! Blood once did stain thy steely blue; its ruddy trickling reddened thy blade: cold then was thy laugh; the warm blood licked’st thou cool! Heiaho! Haha! Haheiaha! Now burned with fire thou blushest red; |
deine weiche Härte dem Hammer weicht: zornig sprühst du mir Funken, daß ich dich Spröden gezähmt! Heiaho! Heiaho! Heiaho hoho hoho! Hahei! Hahei! Hahei! Mime (bei seite) Er schafft sich ein scharfes Schwert, Fafner zu fällen, der Zwerge Feind, ich braut’ ein Truggetränk, Siegfried zu fangen, dem Fafner fiel. Gelingen muß mir die List; lachen muß mir der Lohn! (Er beschäftigt sich wahrend des Folgenden damit, den Inhalt des Topfes in eine Flasche zu gießen.) Siegfried Hoho! Hoho! Hoho! Hohei! Schmiede, mein Hammer, ein hartes Schwert! Hoho! Hahei! Hoho! Hahei! Der frohen Funken wie freu’ ich mich; es ziert den Kühnen des Zornes Kraft: Lustig lach’st du mich an, stellst du auch grimm dich und gram! Heiaho, haha, haheiaha! Durch Gluth und Hammer glückt’ es mir; mit starken Schlägen streckt’ ich dich: nun schwinde die rothe Scham; werde kalt und hart, wie du kannst. Heiaho! Heiaho! Heiaho hoho hoho! Heiah! (Er schwingt den Stahl und stößt ihn in den Wasser eimer. Er lacht bei dem Gezische laut auf.) (Während Siegfried die geschmiedete Schwert- klinge in dem Griffhefte befestigt, treibt sich Mime mit der Flasche im Vordergrunde umher.) |
to the hammer yieldeth thy softened steel: angry sparks thou dost shower on me who tamed thy pride. Heiaho! Heiaho! Heiaho hoho hoho! Hahei! Hahei! Hahei! Mime (aside) He shapes him a sharp-edged sword, Fafner to vanquish, the Niblungs’ foe; I brewed a deadly draught; so shall I slay him when Fafner falls. My guile must gain me the prize; so my wage must be won! (He busies himself during the following in pouring the contents of the pot into a bottle.) Siegfried Hoho! Hoho! Hoho! Hohei! Forge me, my hammer, a trusty sword! Hoho! Hahei! Hoho! Hahei! These merry sparks, how they cheer my heart; the brave look fairest by anger fired: Gaily laugh’st thou to me, yet wouldst look grisly and grim! Heiaho, haha, haheiaha! With heat and hammer luck is mine; with sturdy strokes I stretched thee straight: now banish thy blushing shame and be cold and hard as thou canst. Heiaho! Heiaho! Heiaho hoho hoho! Heiah! (He swings the blade and plunges it into the pail of water. He laughs aloud at the hissing.) (While Siegfried fixes the sword blade in its hilt, Mime moves about in the foreground with the bottle.) |
Mime Den der Bruder schuf, den schimmernden Reif, in den er gezaubert zwingende Kraft, das helle Gold, das zum Herrscher macht, ihn hab’ ich gewonnen, ich walte sein! (Er trippelt, mit zunehmender Vergnügtheit, lebhaft umher. Siegfried mit dem kleinen Hammer arbeitet. Er schleift und feilt.) Alberich selbst, der einst mich band, zur Zwergen frohne zwing’ ich ihn nun; als Niblungenfürst fahr’ ich darnieder, gehorchen soll mir alles Heer. (Siegfried wieder hämmernd.) Der verachtete Zwerg, wie wird er geehrt! Zu dem Horte hin drängt sich Gott und Held. (mit immer lebhafteren Geberden) Vor meinem Nicken neigt sich die Welt, vor meinem Zorne zittert sie hin! |
Mime Now the shining ring my brother once made, wherein he worked a mighty spell, the glist’ning gold that o’ermasters all, won is it by Mime, I hold it mine! (He trots briskly about with increasing delight. Sieg fried works with the small hammer. He files and sharp ens the sword.) Alberich, thou who once wert lord shalt now be forced to serve me as thrall; as Nibelheim’s prince yonder I’ll hie me, and all the host to me shall bow. (Siegfried hammering again.) To the dwarf so despised all living shall kneel. To the hoard will throng gods and heroes all. (with increasing liveliness) The world shall cower at my command, and all will tremble under my wrath! |
(Siegfried glättet mit den letzten Schlägen die Nieten des Griffheftes, und faßt das Schwert nun.) Siegfried Nothung! Nothung! Neidliches Schwert! Jetzt haftest du wieder im Heft. Mime Dann wahrlich müht sich Mime nicht mehr: Siegfried War’st du entzwei, ich zwang dich zu ganz; kein Schlag soll nun dich mehr zerschlagen. Mime Ihm schaffen And’re den ew’gen Schatz. Siegfried Dem sterbenden Vater zersprang der Stahl; der lebende Sohn schuf ihn neu: nun lacht ihm sein heller Schein, seine Schärfe schneidet ihm hart. Mime Mime, der Kühne, Mime ist König, Fürst der Alben, Walter des All’s! Siegfried (das Schwert vor sich schwingend) Nothung! Nothung! Neidliches Schwert! Zum Leben weckt’ ich dich wieder. Todt lag’st du in Trümmern dort, jetzt leuchtest du trotzig und hehr! Mime Hei! Mime, wie glückte dir das! Siegfried Zeige den Schächern nun deinen Schein! Mime Wer hätte wohl das gedacht? Siegfried Schlage den Falschen, fälle den Schelm! Schau, Mime, du Schmied: (Er holt mit dem Schwert aus.) So schneidet Siegfrieds Schwert! (Er schlägt auf den Amboß, welchen er von oben bis unten, in zwei Stücken zerspaltet, so daß er unter großem Gepolter auseinander fällt. Mime, welcher in höchster Verzückung sich auf einen Schemel ge- schwungen hatte, fällt vor Schreck sitzlings zu Boden. Siegfried hält jauchzend das Schwert in die Höhe.) (Der Vorhang fällt.) |
(Siegfried flattens the rivets of the hilt with the last strokes, and now grasps the sword.) Siegfried Nothung! Nothung! conquering sword! Now cleav’st thou once more in thy hilt. Mime For truly Mime no more shall toil. Siegfried Severed in twain, made one by my hand; no stroke again thy steel shall shatter. Mime For him shall others win endless wealth. Siegfried The dying father once broke thy blade: the living son shaped it anew: to him now its luster laughs, and for him its edge shall be keen. Mime Mime the valiant, Mime is ruler, prince of Niblungs, lord of the world. Siegfried (swinging the sword before him) Nothung! Nothung! conquering sword! Again to life have I woke thee. Dead lay’st thou in splinters here, now shin’st thou defiant and fair. Mime Hei! Mime, how met thee such luck! Siegfried Shew to all miscreants now thy sheen! Mime Who could believe this of thee? Siegfried Strike at the traitor, cut down the knave! See, Mime, thou smith: (He brandishes the sword.) So sunders Siegfried’s sword! (He strikes the anvil, which splits in two pieces from top to bottom so that it falls asunder with a great noise. Mime, who has jumped onto a stool in great delight, falls in terror to the ground in a sitting position. Siegfried holds the sword on high in exultation.) (The curtain falls.) |
Vorspiel und erste Scene (Der Vorhang geht auf. Tiefer Wald. Ganz im Hintergrunde die Öffnung einer Höhle. Der Boden hebt sich bis zur Mitte der Bühne, wo er eine kleine Hochebene bildet, von da senkt er sich nach hinten, der Höhle zu, wieder abwärts, so daß von dieser nur der obere Theil der Öffnung dem Zuschauer sichtbar ist. Links gewahrt man durch Waldbäume eine zer- klüftete Felsenwand.) (Finstere Nacht, am dichtesten über dem Hinter- grunde, wo anfänglich der Blick des Zuschauers gar |
Prelude and Scene One (The curtain rises. A deep forest. Quite in the background the entrace to a cave. The ground rises toward the middle of the stage to a small flattened knoll, sinking again toward the back, so that only the upper part of the opening is visible to the audience. To the left, a fissured cliff is seen through the trees.) (Night. The darkness is deepest at the back, where |
nichts zu unterscheiden vermag.) Alberich (an der Felsenwand gelagert, düster brütend) In Wald und Nacht vor Neidhöhl’ halt’ ich Wacht: es lauscht mein Ohr, müh’voll lugt mein Aug’. Banger Tag, heb’st du schon auf? Dämmerst du dort durch das Dunkel auf? (Aus dem Walde von rechts her erhebt sich Sturm- wind; ein bläulicher Glanz leuchtet von oben daher.) Welcher Glanz glitzert dort auf? Näher schimmert ein heller Schein; es rennt wie ein leuchtendes Roß, bricht durch den Wald brausend daher? Naht schon des Wurmes Würger? Ist’s schon, der Fafner fällt? (Der Sturmwind legt sich wieder. Der Glauz ver- lischt.) Das Licht erlischt, der Glanz barg sich dem Blick: Nacht ist’s wieder. (Der Wanderer tritt aus dem Walde auf, und hält Alberich gegenüber an.) Wer naht dort schimmernd im Schatten? Wanderer Zur Neidhöle fuhr ich bei Nacht: Wen gewahr’ ich im Dunkel dort? (Wie aus einem plötzlich zerreißenden Gewölk bricht Mondschein herein, und beleuchtet des Wan- der ers Gestalt. Alberich erkennt den Wanderer, fährt zuerst erschrocken zurück, bricht aber sogleich in höchste Wuth gegen ihn aus.) |
the eye at first can distinguish nothing.) Alberich (lying by the rocky cliff, in gloomy brooding) In forest gloom at Fafner’s cave I watch: with ear alert, keenly peers mine eye. Fateful day, breakest thou now? Pale dost thou dawn from the darkness there? (In the wood on the right a storm arises; a bluish light shines thence.) What light glittereth there? Nearer shimmers a radiant glow: it runs like a fiery steed, breaks through the wood, rushing to me. Cometh the dragon’s slayer? neareth now Fafner’s fate? (The wind subsides. The light vanishes.) The light dies out, the glow sinks from my sight: Darkness falleth. (The Wanderer enters from the wood and stops opposite Alberich.) Who comes there, shining in shadow? Wanderer To Neidhöl’ by night I am come: who doth lurk in the darkness there? (The moonlight breaks forth as from a suddenly dissolving cloud and lights up the Wanderer’s figure. Alberich recognizes the Wanderer, shrinks back alarmed, but immediately breaks out in violent anger.) |
Alberich Du selbst läßt dich hier seh’n? Was willst du hier? Fort, aus dem Weg! Von dannen, schamloser Dieb! Wanderer (ruhig) Schwarz-Alberich, schweif’st du hier? Hütest du Fafners Haus? Alberich Jag’st du auf neue Neidthat umher? Weile nicht hier, weiche von hinnen! Genug des Truges tränkte die Stätte mit Noth; d’rum, du Frecher, lass’ sie jetzt frei! Wanderer Zu schauen kam ich, nicht zu schaffen: wer wehrte mir Wand’rers Fahrt? Alberich Du Rath wüthender Ränke! Wär’ ich dir zu Lieb’ doch noch dumm wie damals, als du mich Blöden bandest, wie leicht gerieth’ es, den Ring mir (wüthend) nochmals zu rauben? |
Alberich ’Tis thou shew’st thyself here? What wouldst thou then? Hence from my path! Hie onward, shameless thief! Wanderer (quietly) Black-Alberich, roam’st thou here? Guardest thou Fafner’s house? Alberich Goads thee thy greed to new evil deeds? Tarry not here, take thyself onward! Enough distress the world by thy guile has endured; therefore, traitor, let it now free! Wanderer As witness came I, not as worker: who barreth the Wand’rer’s way? Alberich Thou false, treacherous trickster! Were I now the dullard that once thou found’st me, when thou didst bind the blind one, how easy were it again the (furious) ring to ravish! |
Hab’ Acht! Deine Kunst kenne ich wohl; (höhnisch) doch wo du schwach bist, blieb mir auch nicht verschwiegen: mit meinen Schätzen zahltest du Schulden, mein Ring zahlte der Riesen Müh’, die deine Burg dir gebaut. Was mit den Trotz’gen einst du vertragen, dess’ Runen wahrt noch heut’ deines Speeres herrischer Schaft: nicht du darfst, was als Zoll du gezahlt, den Riesen wieder entreißen: du selbst zerspelltest deines Speeres Schaft; in deiner Hand der herrische Stab, der starke, zerstiebte wie Spreu’! Wanderer Durch Vertrages Treue-Runen band er dich Bösen mir nicht: dich beugt’ er mir durch seine Kraft: zum Krieg d’rum wahr’ ich ihn wohl. Alberich Wie stark du dräu’st in trotziger Stärke, und wie dir’s im Busen doch bangt! Verfallen dem Tod durch meinen Fluch ist des Hortes Hüter: wer wird ihn beerben? Wird der neidliche Hort dem Nib’lungen wieder gehören? Das sehrt dich mit ew’ger Sorge! Denn, fass’ ich ihn wieder einst in der Faust, anders als dumme Riesen, üb’ ich des Ringes Kraft: dann zitt’re der Helden ewiger Hüter! Walhalls Höhen stürm’ ich mit Hellas Heer: der Welt walte dann ich. |
Beware! all thy wiles know I full well; (mockingly) but where thou failest, that is not hidden from me: my stolen treasure freed thee from treaties, my ring paid for the giants’ toil, who raised thee Walhall on high. What to the churls thy word once has promised in runes is writ this day on the mighty shaft of thy spear: thou dar’st not ever take back by force the wage the giants have won them; thy weapon’s shaft thou thyself wouldst break; in thine own hand the staff of thy sway, so mighty, would fall into dust! Wanderer Its eternal runes of treaties bound thee not, base one, to me: by might it bends thy will to mine: for strife I ward it them well. Alberich In boastful strength how proudly thou threat’nest, and yet what dismay fills thy heart! Foredoomed through my curse, the treasure’s lord soon shall surely perish: who then shall inherit? Will the glittering hoard belong once again to the Niblung? That gnaws thee with endless torment! For if once again it come to my hand, not like the foolish giants will I use its magic spell: now tremble thou godly guardian of heroes! I will vanquish Walhall with Hella’s host: the world then shall be mine. |
Wanderer (ruhig) Deinen Sinn kenn’ ich wohl; doch sorgt er mich nicht. Des Ringes waltet, wer ihn gewinnt. Alberich Wie dunkel sprichst du, was ich deutlich doch weiß! An Heldensöhne hält sich dein Trotz, (höhnisch) die traut deinem Blute entblüh’t? Pflegtest du wohl eines Knaben, der klug die Frucht dir pflücke, (immer heftiger) die du nicht brechen darfst? Wanderer Mit mir nicht, had’re mit Mime; (leicht) dein Bruder bringt dir Gefahr: einen Knaben führt er daher, der Fafner ihm fällen soll. Nichts weiß der von mir; |
Wanderer (quietly) Thy intent well I know, yet care frets me not. Its lord is he who winneth the ring. Alberich How darkly speak’st thou what so surely I know! On heroes’ kin thy boldness doth hang, (mockingly) whose sons blossomed forth from thy blood. Hast thou not fostered a stripling, that he the fruit may win thee (with growing violence) that thou dar’st not pluck off? Wanderer Taunt me not, wrangle with Mime; (lightly) for danger hither he brings: to this place he leadeth a boy who Fafner for him shall slay. Nought knows he of me; |
der Nib’lung nützt ihn für sich. D’rum sag’ ich dir, Gesell: thue frei wie dir’s frommt! (Alberich macht eine Gebärde heftiger Neugierde.) Höre mich wohl, sei auf der Hut! Nicht kennt der Knabe den Ring; doch Mime kundet ihn aus. Alberich (heftig) Deine Hand hieltest du vom Hort? Wanderer Wen ich liebe lass’ ich für sich gewähren; er steh’ oder fall’, sein Herr ist er: Helden nur können mir frommen. Alberich Mit Mime räng’ ich allein um den Ring? Wanderer Außer dir begehrt er einzig das Gold. Alberich Und dennoch gewänn’ ich ihn nicht? Wanderer (ruhig näher tretend) Ein Helde naht, den Hort zu befrei’n; zwei Niblungen geizen das Gold; Fafner fällt, der den Ring bewacht: wer ihn rafft, hat ihn gewonnen. Willst du noch mehr? Dort liegt der Wurm: (Er wendet sich nach der Höhle.) Warn’st du ihn vor dem Tod, willig wohl ließ’ er den Tand; ich selber weck’ ihn dir auf. (Er stellt sich auf die Anhöhe vor der Höhle und ruft hinein.) Fafner! Fafner! Erwache, Wurm! Alberich (mit gespanntem Erstaunen, für sich) Was beginnt der Wilde? Gönnt er mir’s wirklich? (Aus der finstern Tiefe des Hintergrundes hört man Fafners Stimme durch ein starkes Sprachrohr.) Fafner Wer stört mir den Schlaf? Wanderer (der Höhle zugewandt) Gekommen ist einer, Noth dir zu künden; er lohnt dir’s mit dem Leben, lohnst du das Leben ihm mit dem Horte, den du hütest? (Er beugt sein Ohr lauschend der Höhle zu.) Fafner Was will er? |
for Mime works he alone. I say to thee in sooth, freely work for thy ends! (Alberich makes a violent move of curiosity.) Heed thou my words! be on thy guard! The boy knows nought of the ring; till Mime tells him the tale. Alberich (violently) From the hoard wilt thou hold thy hand? Wanderer Whom I love well, ever I leave unholpen: he stands or he falls, his lord is he; help to me comes but from heroes. Alberich Will no one fight me but he for the ring? Wanderer He alone beside thee covets the gold. Alberich Yet shall I not make it my own? Wanderer (quietly coming nearer) A hero nears to set free the hoard; two Nibelungs long for the gold; Fafner falls who doth guard the ring: he whose hand grasps it has won it. Wouldst thou know more? There Fafner lies: (He turns to the cave.) If thou warn’st him of death, fain will he grant thee the toy, I now will wake him for thee. (He stands on the rising ground in front of the cave and calls toward it.) Fafner! Fafner! Thou dragon, wake! Alberich (with anxious surprise, aside) What means the madman? Mine is it truly? (From the gloomy depth at back is heard Fafner’s voice through a powerful speaking trumpet.) Fafner Who wakes me from sleep? Wanderer (facing the cave) Here standeth a friend to warn thee of danger; thy life shall be thy guerdon if thou wilt grant to him all the treasure that thou guardest? (He bends his head toward the cave, listening.) Fafner What would he? |
Alberich (ist zum Wanderer getreten und ruft in die Höhle) Wache, Fafner! Wache, du Wurm! Ein starker Helde naht: dich heil’gen will er besteh’n. Fafner Mich hungert sein’. |
Alberich (has come to the Wanderer and calls into the cave) Waken, Fafner! Dragon, awake! A valiant hero comes, to match him with thy might. Fafner Then food is near. |
Wanderer Kühn ist des Kindes Kraft, scharf schneidet sein Schwert. Alberich Den gold’nen Reif geizt er allein: lass’ mir den Ring zum Lohn, so wend’ ich den Streit; du wahrest den Hort, und ruhig lebst du lang’! Fafner Ich lieg’ und besitz’: (gähnend) laßt mich schlafen! (Der Wanderer lacht auf, und wendet sich dann wieder zu Alberich.) Wanderer Nun, Alberich! das schlug fehl. Doch schilt mich nicht mehr Schelm! Diess Eine, rath’ ich, achte noch wohl! (vertraulich zum ihm tretend) Alles ist nach seiner Art: an ihr wirst du nichts ändern. Ich lass’ dir die Stätte, stelle dich fest: versuch’s mit Mime, dem Bruder; der Art ja versieh’st du dich besser. (zum Abgange gewendet) Was anders ist, das lerne nun auch! (Er verschwindet im Walde. Sturmwind erhebt sich, heller Glanz bricht aus: dann vergeht beides schnell. Alberich blickt dem davon jagenden Wan- derer nach.) Alberich Da reitet er hin auf lichtem Roß; mich läßt er in Sorg’ und Spott. Doch lacht nur zu, ihr leichtsinniges, lustgieriges Göttergelichter! Euch seh’ ich noch Alle vergeh’n! So lang’ das Gold am Lichte glänzt, hält ein Wissender Wacht: trügen wird euch sein Trotz! (Er schlüpft zur Seite in das Geklüft. Die Bühne bleibt leer. Morgendämmerung.) |
Wanderer Bold is his boyish heart, sharp-edged is his sword. Alberich The golden ring seeks he alone: grant thou the ring to me, the fight shall be stayed; the hoard thou shalt hold, and long shalt live in peace. Fafner I have and I hold: (yawning) let me slumber! (The Wanderer laughs aloud and then turns again to Alberich.) Wanderer Now, Alberich! That stroke failed. Yet call me no more rogue! This rede I give thee; heed thou it well! (approaching him confidingly) All things go their wonted way: their kind canst thou not alter. Alone here I leave thee, be on thy guard: contend with Mime, thy brother; for his kind, perchance, know’st thou better. (turning to go) Things strange to thee now too wilt thou learn! (He disappears quickly in the wood. A storm arises, a bright glow breaks out: then both quickly cease. Alberich looks after the Wanderer as he rides swiftly away.) Alberich There rides he away on lightning steed and leaves me in care and shame. Yet laugh ye on, ye light-spirited, self-worshipping clan of eternals! One day shall I see you all fade! For while the gold in sunlight gleams keeps a wise one his watch: surely worketh his spite! (He slips into the cleft at the side. The stage remains empty. Morning twilight.) |
Zweite Scene (Bei anbrechendem Tage treten Siegfried und Mime auf. Siegfried trägt das Schwert in einem Gehenke von Bastseil. Mime erspäht genau die Stätte; er forscht endlich dem Hintergrunde zu, welcher, während die Anhöhe im mittleren Vordergrunde später immer heller von der Sonne beleuchtet wird, in finstrem Schatten bleibt; dann bedeutet er Siegfried.) Mime Wir sind zur Stelle; bleib’ hier steh’n! Siegfried (setzt sich unter der Linde nieder, und schaut sich um) Hier soll ich das Fürchten lernen? Fern hast du mich geleitet; |
Scene Two (As the day breaks, Siegfried and Mime enter. Siegfried carries a sword hung in a girdle of rope. Mime carefully examines the place; he looks at last toward the background, which remains in deep shadow while the rising ground in the middle becomes later gradually more brightly illuminated by the sun.) Mime Our road is ended; stay thou here. Siegfried (sits down under the lime tree and looks around him) Here shall then this fear be taught me? Long hast thou been my leader; |
eine volle Nacht im Walde selbander wanderten wir. Nun soll’st du, Mime, mich meiden! Lern’ ich hier nicht, was ich lernen soll, allein zieh’ ich dann weiter: dich endlich werd’ ich da los! Mime Glaube, Liebster, lern’st du heut’ und hier das Fürchten nicht, an andrem Ort, zu andrer Zeit, schwerlich erfährst du’s je. Siehst du dort den dunklen Höhlenschlund? Darin wohnt ein gräulich wilder Wurm: unmaaßen grimmig ist er und groß, ein schrecklicher Rachen reißt sich ihm auf; mit Haut und Haar, auf einen Happ verschlingt der Schlimme dich wohl. Siegfried (immer unter der Linde sitzend) Gut ist’s, den Schlund ihm zu schließen: drum biet’ ich mich nicht dem Gebiß. Mime Giftig gießt sich ein Geifer ihm aus: wen mit des Speichels Schweiß er bespei’t, dem schwinden wohl Fleisch und Gebein’. Siegfried Daß des Geifers Gift mich nicht sehre, weich’ ich zur Seite dem Wurm. Mime Ein Schlangenschweif schlägt sich ihm auf: wen er damit umschlingt und fest umschließt, dem brechen die Glieder wie Glas! Siegfried Vor des Schweifes Schwang mich zu wahren, halt’ ich den Argen im Aug’. Doch heiße mich das: hat der Wurm ein Herz? Mime Ein grimmiges hartes Herz. Siegfried Das sitzt ihm doch, wo es jedem schlägt, trag’ es Mann oder Thier? Mime Gewiß, Knabe, da führt’s auch der Wurm. Jetzt kommt dir das Fürchten wohl an? (Siegfried, er bisher nachlässig ausgestreckt, er- hebt sich rasch zum Sitz.) Siegfried Nothung stoß’ ich dem Stolzen in’s Herz! Soll das etwa Fürchten heißen? He, du Alter! Ist das Alles was deine List mich lehren kann? |
for a livelong night in woodlands dark we two have wandered alone. Mime, now straight shalt thou leave me! If here I learn not what thou wouldst teach, alone shalt thou fare onward: free shall I then be from thee! Mime Truly, comrade, if today and here thou learn’st it not, no other place, no other time ever will teach thee fear. Seest thou there the darksome cavern mouth? Therein dwells a dragon fierce and grim: fearfully grisly is he and big, with threatening jaws wide open he yawns; with skin and hair, all in one gulp, the brute will swallow thee whole. Siegfried (still sitting under the lime tree) ’Twere well to close up his gullet: so, clear of his jaws will I keep. Mime Poisoned foam from his mouth poureth out: if upon thee a drop should but fall, thy body and bones would melt. Siegfried That the poisoned foam my not hurt me, free will I leave him his path. Mime A serpent’s tail sweeps he around: if that should catch thee fast and fold thee close, thy limbs would be broken like glass! Siegfried From his twisting tail to preserve me, well will I hold him in sight. But this let me know: has the brute a heart? Mime A merciless, cruel heart. Siegfried And lies it there where all hearts do beat, hearts of men or of beasts? Mime Be sure, stripling, there find’st thou it too. Now feel’st thou no fear in thine own? (Siegfried, who has till now lain indolently, sits up suddenly.) Siegfried Nothung into his heart will I thrust! Is that what thou callest fearing? Hey! Old babbler! Is that lesson all that thy crafty guile can teach? |
Fahr’ deines Wegs dann weiter; das Fürchten lern’ ich hier nicht. Mime Wart’ es nur ab! Was ich dir sage, dünke dich tauber Schall: ihn selber mußt du hören und seh’n, die Sinne vergeh’n dir dann schon. |
Hence on thy way fare onward: no fearing here shall I learn. Mime Wait but a while! What I have told thee deem’st thou but empty sound: the dragon must thou hear and see, and then will thy senses grow faint. |
Wenn dein Blick verschwimmt, der Boden dir schwankt, im Busen bang dein Herz erbebt: (sehr freundlich) dann dankst du mir, der dich führte, gedenk’st, wie Mime dich liebt. Siegfried Du sollst mich nicht lieben! Sagt’ ich dir’s nicht? Fort aus den Augen mir! Lass’ mich allein, sonst halt’ ich’s hier länger nicht aus, fängst du von Liebe gar an! Das ek’lige Nicken und Augenzwicken, wann endlich soll ich’s nicht mehr seh’n, (ungeduldig) wann werd’ ich den Albernen los! Mime Ich lass’ dich schon. Am Quell dort lagr’ ich mich; steh’ du nur hier; steigt dann die Sonne zur Höh’, merk auf den Wurm: aus der Höhle wälzt er sich her, hier vorbei biegt er dann, am Brunnen sich zu tränken. |
When thine eyes are dim and falt’ring thy feet, when quaking beats thy heart in thy breast: (very friendly) then thank thou him who has led thee, and think on Mime’s love. Siegfried Thou shalt not love me! Hast thou not heard? Take thee afar from me! Leave me alone; if longer thou pratest of love, I will endure it no more. The nodding and slinking, with eyelids blinking when shall I never see them more, (impatiently) when shall I be free from the fool? Mime I leave thee now, at the spring there lay me down; stand thou but here: soon, when the sun is on high, look for thy foe: from the cavern hither he comes, past this place winds along, to water at the fountain. |
Siegfried (lachend) Mime, weilst du am Quell, dahin (belebter) lass’ ich den Wurm wohl geh’n: Nothung stoß’ ich ihm erst in die Nieren, wenn er dich selbst dort mit ’weg gesoffen. Darum, hör’ meinen Rath, raste nicht dort am Quell; kehre dich ’weg, so weit du kannst, und komm’ nie mehr zu mir! Mime Nach freislichem Streit dich zu erfrischen, wirst du mir wohl nicht wehren? (Siegfried wehrt ihn heftig ab.) Rufe mich auch, darb’st du des Rathes, (Siegfried wiederholt die Gebärde mit Ungestüm.) Oder, wenn dir das Fürchten gefällt? (Siegfried erhebt sich, und treibt Mime mit wüthen der Gebärde zum Fortgehen.) (im Abgehen, für sich) Fafner und Siegfried, Siegfried und Fafner: Oh! brächten Beide sich um! (Er verschwindet rechts im Walde. Siegfried streckt sich behaglich unter der Linde aus, und blickt dem davongehenden Mime nach.) Siegfried Daß der mein Vater nicht ist, wie fühl’ ich mich drob so froh! |
Siegfried (laughing) Mime, wait at the stream, and there (more animatedly) the dragon straight shall go: Nothung first in his heart shall be planted, when with his draught thou too shalt be swallowed. So heed well what I say if thou wouldst take thy rest, far from the stream then lay thee down, and ne’er come back to me! Mime When faint with the fight thou wouldst refresh thee, then were a draught right welcome. (Siegfried turns away violently.) Call thou on me, shouldst thou need counsel. (Siegfried repeats the gesture more violently.) Or if fear perchance comes to thy heart? (Siegfried raises himself and drives Mime away with furious gestures.) (as he goes away, aside) Fafner and Siegfried, Siegfried and Fafner: Would each the other might slay. (He disappears in the wood on the right. Siegfried stretches himself comfortably under the lime tree, and looks after Mime as he departs.) Siegfried No son of Mime am I! That fills all my heart with joy. |
Nun erst gefällt mir der frische Wald; nun erst lacht mir der lustige Tag, da der Garstige von mir schied, und ich gar nicht ihn wieder seh’. (Er verfällt in schweigendes Sinnen.) Wie sah mein Vater wohl aus? Ha! gewiß, wie ich selbst! Denn wär’ wo von Mime ein Sohn, müßt’ er nicht ganz Mime gleichen? G’rade so garstig, grießig und grau, klein und krumm, höckrig und hinkend, mit hängenden Ohren, triefigen Augen? Fort mit dem Alp! Ich mag ihn nicht mehr seh’n! (Er lehnt sich tiefer zurück und blickt durch die Baum wipfel auf. Tiefe Stille. Waldweben.) Aber wie sah meine Mutter wohl aus? Das kann ich nun gar nicht mir denken! (sehr zart) Der Rehhindin gleich glänzten gewiß ihr’ hell schimmernde Augen? Nur noch viel schöner! (sehr leise) Da bang sie mich geboren, warum aber starb sie da? Sterben die Menschenmütter an ihren Söhnen alle dahin? Traurig wäre das, traun! Ach, möcht’ ich Sohn meine Mutter sehen! Meine Mutter, ein Menschenweib! (Er seufzt leise und streckt sich tiefer zurück. Große Stille.) (Wachsendes Waldweben. Siegfrieds Aufmerksamkeit wird endlich durch den Gesang der Waldvögel gefesselt.) (Er lauscht mit wachsender Theilnahme einem Waldvogel in den Zweigen über ihm.) Du holdes Vöglein, dich hört’ ich noch nie: bist du im Wald hier daheim? Verstünd’ ich sein süßes Stammeln! Gewiß sagt’ es mir ’was, vielleicht von der lieben Mutter! Ein zankender Zwerg hat mir erzählt, der Vöglein Stammeln gut zu versteh’n, dazu könnte man kommen. Wie das wohl möglich wär’? (Er sinnt nach. Sein Blick fällt auf ein Rohrgebüsch unweit der Linde.) Hei! ich versuch’s; sing’ ihm nach; auf dem Rohr tön’ ich ihm ähnlich: entrath’ ich der Worte, achte der Weise, sing’ ich so seine Sprache, |
Now first to me is the forest fair; now first laugheth the gladdening day, as the loathed one leaves me here, nevermore to oppress my sight. (He falls into silent meditation.) How looked my father’s face? Ha! full sure, like my own! For had but Mime a son, would he not bear Mime’s likeness? Even so gruesome, grizzled and gray, cramped and crooked, hunchbacked and halting, with ugly ears hanging, bleary eyes running? Off with the imp! I ne’er would see him more! (He leans farther back and looks up through the branches. Deep silence. Forest murmurs.) Might I but know what my mother was like! That will not my thought ever tell me! (very tenderly) Her eyes’ tender light surely did shine like the soft eyes of the roe-deer! Only far fairer! (very softly) In anguish deep she bore me, but why did she die through me? Must then all mothers perish thus when their children come to the world? Sad the world would be then! Ah, mother, might I but look upon thee! On my mother, who lived on earth! (He sighs softly and leans still farther back. Deep silence.) (Growing forest murmurs. Siegfried’s attention is at length caught by the song of the woodbird.) (He listens with growing interest to a woodbird in the branches above him.) Thou gracious birdling, strange art thou to me: here in the wood is thy home? Ah, would I could take thy meaning! Thy song something would say, perchance a loving mother! A surly old dwarf said to me once that song of birds was only their speech, and men might find the meaning. How could one learn the way? (He reflects. His eyes fall on a reed bush, not far from the lime tree.) Ha! I will try; sing his notes; on the reed echo his warblings: the tones I will catch, tho’ words may escape me; while his speech I am singing |
versteh’ ich wohl auch was es spricht. (Er springt an den nahen Quell, schneidet mit dem Schwerte ein Rohr ab, und schnitzt sich hastig eine Pfeife daraus.) (Während dem lauscht er wieder.) Es schweigt, und lauscht: so schwatz’ ich denn los! (Er bläst auf dem Rohr. Er setzt ab, schnitzt wieder und bessert. Er bläst wieder. Er schüttelt mit dem Kopfe und bessert wieder. Er versucht. Er wird ärger- lich, drückt das Rohr mit der Hand und versucht wieder.) (Er setzt lächelnd ganz ab) Das tönt nicht recht; auf dem Rohre taugt die wonnige Weise mir nicht. Vöglein, mich dünkt, ich bleibe dumm: von dir lernt sich’s nicht leicht. (Er hört den Vogel wieder, und blickt zu ihm auf.) Nun schäm’ ich mich gar vor dem schelmischen Lauscher: er lugt, (sehr zart) und kann nichts erlauschen. Heida! So höre nun auf mein Horn. (Er schwingt das Rohr und wirft es weit fort.) Auf dem dummen Rohre geräth mir nichts. Einer Waldweise, wie ich sie kann, der lustigen sollst du nun lauschen: nach liebem Gesellen lockt’ ich mit ihr: nichts beß’res kam noch als Wolf und Bär. Nun lass’ mich seh’n, wen jetzt sie mir lockt: ob das mir ein lieber Gesell? (Er nimmt das silberne Hüfthorn und bläst darauf. Beiden langgehaltenen Tönen blickt Siegfried immer erwartungsvoll auf den Vogel.) (Im Hintergrunde regt es sich. Fafner, in der Gestalt eines ungeheuren eidechsenartigen Schlangen- wurm es, hat sich in der Höhle von seinem Lager erhoben; er bricht durch das Gesträuch, und wälzt sich aus der Tiefe nach der höheren Stelle vor, so daß er mit dem Vorderleibe bereits auf ihr angelangt ist, als er jetzt einen starken gähnenden Laut ausstößt. Siegfried sieht sich um, und heftet den Blick verwundert auf Fafner.) (Fafner hat beim Anblick Siegfrieds auf der Höhe angehalten, und verweilt nun daselbst.) Ha ha! Da hätte mein Lied mir ’was Liebes erblasen! Du wär’st mir ein saub’rer Gesell! Fafner Was ist da? Siegfried Ei, bist du ein Thier, das zum Sprechen taugt, |
perchance I shall know what he says. (He runs to the neighboring spring, cuts off a reed with his sword, and quickly makes a pipe out of it.) (He listens again.) He stops, and waits: then I will begin. (He blows into the pipe. He stops and cuts the pipe again. He blows again. He shakes his head and again cuts the pipe. He tries it. He gets angry, presses the pipe with his hands and tries again.) (He ceases playing and smiles.) That sounds not right; on the reed the blithesome melody may not be caught. Birdling, methinks I am but dull; from thee nought can I learn. (He hears the bird again, and looks up to it.) Now shamefast am I at the roguish list’ner; he looks, (very tenderly) yet vainly he listens. Heida! Then hearken now to my horn. (He flings the pipe away.) With the foolish reed I am all unskilled. To a wood-song then lend me thine ear, a blithesome one now will I blow thee: for comrades to love me long have I called: nought better came yet than wolf and bear. Now let me see who comes to my call: if comrade or friend will appear. (He takes the silver hunting horn and blows on it. During the long-sustained notes Siegfried looks expec tantly at the bird.) (A movement in the background. Fafner, in the shape of a huge lizard-like dragon, has risen from his lair in the cave. He breaks through the underwood and drags himself up to the higher ground until the front part of his body rests upon it, when he utters a loud sound as if yawning. Siegfried looks around and fixes his eyes on Fafner in astonishment.) (Fafner, at the sight of Siegfried, has stopped on the knoll and now remains there.) Ha ha! At last then my lay has allured something lovely! What a pretty playmate wert thou! Fafner What is there? Siegfried Ei, art thou a beast that can speak to me? |
wohl ließ’ sich von dir ’was lernen? Hier kennt Einer das Fürchten nicht: kann er’s von dir erfahren? Fafner Hast du Übermuth? Siegfried Muth oder Übermuth, was weiß ich! Doch dir fahr’ ich zu Leibe, lehrst du das Fürchten mich nicht. Fafner (stößt einen lachenden Laut aus) Trinken wollt’ ich, nun treff’ ich auch Fraß! (Er öffnet seinen Rachen und zeigt die Zähne.) Siegfried Eine zierliche Fresse zeigst du mir da, lachende Zähne im Leckermaul! Gut wär’ es, den Schlund dir zu schließen; dein Rachen reckt sich zu weit. Fafner Zu tauben Reden taugt er schlecht: dich zu verschlingen, frommt der Schlund. (Er droht mit dem Schweife.) Siegfried Hoho! Du grausam grimmiger Kerl! Von dir verdau’t sein dünkt mich übel. Räthlich und fromm doch scheint’s, du verrecktest hier ohne Frist. Fafner (brüllend) Pruh! Komm, prahlendes Kind! |
Perchance something thou may’st teach me. One here knows not what fearing is: say, canst thou be his master? Fafner Art thou over-bold? Siegfried Bold or over-bold, I know not! If fear thou canst not teach me, surely my sword shalt thou feel. Fafner (makes a sound like a laugh) Drink I came for, now too I find food! (He opens his jaws and shows his teeth.) Siegfried All thy teeth I see glisten laughing to me; fair is the picture thou shew’st me there! Well were it to close up the cavern; thy gullet opens too wide. Fafner For senseless talking ill it serves; yet to devour thee fits it well. (He threatens with his tail.) Siegfried Hoho! Thou cruel, merciless brute! No mind have I to stay thy hunger. Meeter it were, meseems, that my sword should feed on thy heart. Fafner (roaring) Pruh! Come, boastful boy! |
Siegfried Hab’ Acht, Brüller! Der Prahler naht! (Er zieht sein Schwert, springt Fafner an und bleibt herausfordernd stehen. Fafner wälzt sich weiter auf die Höhe herauf, und speiht aus den Nüstern auf Siegfried. Siegfried weicht dem Geifer aus, springt näher zu, und stellt sich zur Seite. Fafner sucht ihn mit dem Schweife zu erreichen. Siegfried, welchen Fafner fasst erreicht hat, springt mit einem Satze über diesen hinweg, und verwundet ihn in dem Schweife. Fafner brüllt, zieht den Schweif heftig zurück und bäumt den Vorderleib, um mit dessen voller Wucht sich auf Siegfried zu werfen; so bietet er diesem die Brust da; Siegfried erspäht schnell die Stelle des Herzens, und stößt sein Schwert bis an das Heft hinein. Fafner bäumt sich vor Schmerz noch höher, und sinkt, als Siegfried das Schwert losgelassen und zur Seite gesprungen ist, auf die Wunde zusammen) Da lieg’, neidischer Kerl! Nothung trägst du im Herzen! Fafner (mit schwächerer Stimme) Wer bist du, kühner Knabe, der das Herz mir traf? Wer reizte des Kindes Muth zu der mordlichen That? Dein Hirn brütete nicht, was du vollbracht. Siegfried Viel weiß ich noch nicht, noch nicht auch, wer ich bin: |
Siegfried Give heed, growler! The boaster comes! (He draws his sword, spring toward Fafner, and remains defiantly standing. Fafner drags himself farther up the knoll and spits from his nostrils at Siegfried. Siegfried avoids the steam, springs nearer, and stands on one side. Fafner tries to reach him with his tail. Siegfried, who has nearly struck Fafner, springs over him at one bound and wounds him in the tail. Fafner roars, pulls his tail away, and raises the front part of his body, in order to throw its full weight on Siegfried, and so offers his breast to his stroke. Siegfried quickly seeks the place of his heart, and thrusts his sword into it up to the hilt. Fafner raises himself still higher in pain, and sinks on the wound as Siegfried lets go of his sword and springs aside.) Lie there, merciless brute! Nothung now hath o’erthrown thee! Fafner (in a weaker voice) Who art thou, valiant stripling, that hast pierced my breast? Who stirred up thy childish heart to this murderous deed? In thy brain was not born what thou has wrought. Siegfried Much have I not learned; I know not who I am: |
mit dir mordlich zu ringen reiztest du selbst meinen Muth. Fafner Du helläugiger Knabe, unkund deiner selbst, wen du gemordet, meld’ ich dir. Der Riesen ragend Geschlecht, Fasolt und Fafner, die Brüder, fielen nun Beide. Um verfluchtes Gold, von Göttern vergabt, traf ich Fasolt zu todt: der nun als Wurm den Hort bewachte, Fafner, den letzten Riesen, fällte ein rosiger Held. Blicke nun hell, blühender Knabe! Der dich Blinden reizte zur That, beräth jetzt des Blühenden Tod! Merk’, wie’s endet! (ersterbend) Acht’ auf mich! Siegfried Woher ich stamme, rathe mir noch; weise ja scheinst du, Wilder im Sterben: rath’ es nach meinem Namen, Siegfried bin ich genannt. Fafner Siegfried!... (Er hebt sich und stirbt.) |
to this combat so deadly didst thou thyself stir my heart. Fafner Thou fair, bright-eyed stripling, strange e’en to thyself, whom thou hast murdered hear from me. The giant rulers of earth, Fasolt and Fafner the brothers, both are now fallen. For the cursed gold we gained from the gods death to Fasolt I dealt: in dragon shape, the treasure guarding, Fafner, the last of the giants, falls by the hand of a boy. Heed thyself well, blossoming hero! He who stirred thee blind to this deed designs now full surely thy death. Mark the ending! (dying) Think on me! Siegfried Who was my father say to me now; wise dost thou seem, thou wild one, in dying: haply my name will tell thee, Siegfried, so am I called. Fafner Siegfried!.. (He raises himself and dies.) |
Siegfried Zur Kunde taugt kein Todter. So leite mich denn mein lebendes Schwert! (Fafner hat sich im Sterben zur Seite gewälzt. Siegfried zieht ihm jetzt das Schwert aus der Brust: dabei wird seine Hand vom Blute benetzt: er fährt heftig mit der Hand auf.) Wie Feuer brennt das Blut! (Er fährt unwillkürlich die Finger zum Munde, um das Blut von ihnen abzusaugen. Wie er sinnend vor sich hinblickt, wird seine Aufmerksamkeit immer mehr von dem Gesange der Waldvögel angezogen.) Ist mir doch fast, als sprächen die Vöglein zu mir? Nützte mir das des Blutes Genuß? Das selt’ne Vöglein hier, horch! was singt es nur? Waldvogel (aus den Zweigen der Linde über Siegfried) Hei! Siegfried gehört nun der Niblungen Hort! O, fänd’ in der Höhle den Hort er jetzt! Wollt er den Tarnhelm gewinnen der taugt’ ihm zu wonniger That: doch wollt’ er den Ring sich errathen, der macht’ ihn zum Walter der Welt! (Siegfried hat mit verhaltenem Athem und ver-zück ter Miene gelauscht.) Siegfried (lesie und gerührt) Dank, liebes Vöglein, für deinen Rath! Gern folg’ ich dem Ruf! (Er wendet sich nach hinten, und steigt in die Höhle hinab, wo er alsbald gänzlich verschwindet.) |
Siegfried The dead can tell no tidings. Then lead me henceforth my living sword! (Fafner has rolled to the side in dying. Siegfried now draws the sword from his breast; in doing so his hand becomes sprinkled with the blood: he draws it quicly back.) Like fire burns the blood! (He involuntarily carries his fingers to his mouth to suck the blood from them. As he looks meditatively before him his attention becomes suddenly attracted by the bird’s song.) Almost it seems as woodbirds were speaking to me. Is it a spell that lay in the blood? The stranger woodbird there? Hark! he sings to me. Woodbird (from the branches of the lime tree above Siegfried) Hei! Siegfried now owns all the Nibelung’s hoard; if hid in the cavern the hoard he finds! Let him but win him the Tarnhelm, ’twill serve him for deeds of renown: but could he discover the ring, it would make him the lord of the world! (Siegfried has listened, holding his breath withdelight.) Siegfried (softly and with emotion) Thanks, dearest birdling, for counsel good! I follow thy call. (He turns toward the back and descends into the cave, where he disappears.) |
Dritte Scene (Mime schleicht heran, scheu umherblickend, um sich von Fafners Tod zu überzeugen. Gleichzeitig kommt von der anderen Seite Alberich aus dem Geklüft; er beobachtet Mime, stürzt auf ihn zu, und vertritt ihm den Weg, als dieser der Höhle sich zuwendet.) Alberich Wohin schleichst du eilig und schlau, schlimmer Gesell? Mime Verfluchter Bruder, dich braucht’ ich hier! Was bringt dich her? Alberich Geizt es dich, Schelm, nach meinem Gold? Verlangst du mein Gut? Mime Fort von der Stelle! Die Stätte ist mein: was stöberst du hier? Alberich Stör’ ich dich wohl im stillen Geschäft, wenn du hier stiehlst? Mime Was ich erschwang mit schwerer Müh’, soll mir nicht schwinden. Alberich Hast du dem Rhein das Gold zum Ringe geraubt? Erzeugtest du gar den zähen Zauber im Reif? Mime Wer schuf den Tarnhelm, der die Gestalten tauscht? Der sein’ bedurfte, erdachtest du ihn wohl? Alberich Was hättest du Stümper je wohl zu stampfen verstanden? Der Zauberring zwang mir den Zwerg erst zur Kunst. Mime Wo hast du den Ring? Dir Zagem entrissen ihn Riesen. Was du verlor’st, meine List erlangt’ es für mich. Alberich Mit des Knaben That will der Knicker nun knausern? Dir gehört sie gar nicht, der Helle ist selbst ihr Herr! |
Scene Three (Mime steals on, timidly looking around to assure himself of Fafner’s death. At the same time Alberich comes forward from a cleft on the opposite side; he observes Mime attentively. As the latter turns toward the cave, Alberich rushes on him and stops him.) Alberich What wouldst, slinking hasty and sly, slippery knave? Mime Accursed brother, I want thee not! What brings thee here? Alberich Tell me, thou rogue, wouldst rob my gold? Dost covet my goods? Mime Off get thee gone now! The place here is mine: what seekest thou here? Alberich Slinking so slyly here to thy work, art thou now caught? Mime What I have won with toil and pain shall not escape me. Alberich Was it then thou who robbed the gold from the Rhine? Was thine then the hand that worked the spell in the ring? Mime Who shaped the helm that hides and changes all? Though thine the want, was the hand that worked it thine? Alberich What work couldst thou, bungler, ever have known to fashion? The magic ring taught to the Niblung his craft. Mime Where hast thou the ring? The giants have stolen it from thee. What thou hast lost I will gain by guile for my own. Alberich What the boy has won would the miser lay hands on? Not to thee belongs it, the hero himself is its lord. |
Mime Ich zog ihn auf; für die Zucht zahlt er mir nun: für Müh’ und Last erlauert’ ich lang meinen Lohn! Alberich Für des Knaben Zucht will der knic’krige schäbige Knecht keck und kühn wohl gar König nun sein? Dem räudigsten Hund wäre der Ring gerath’ner als dir, nimmer erringst du Rüpel den Herrscherreif! Mime (kratzt sich den Kopf) Behalt’ ihn denn, und hüt’ ihn wohl, den hellen Reif; sei du Herr, doch mich heiße auch Bruder! Um meines Tarnhelms lustigen Tand tausch’ ich ihn dir; uns beiden taugt’s, theilen die Beute wir so. (Er reibt sich zutraulich die Hände.) Alberich (mit Hohnlachen) Theilen mit dir? Und den Tarnhelm gar? Wie schlau du bist! Sicher schlief ich niemals vor deinen Schlingen! Mime (außer sich) Selbst nicht tauschen? Auch nicht theilen? Leer soll ich geh’n? Ganz ohne Lohn? (kreischend) Gar nicht’s willst du mir lassen? Alberich Nichts von Allem! Nicht einen Nagel sollst du dir nehmen. Mime (in höchster Wuth) Weder Ring noch Tarnhelm soll dir denn taugen, nicht theil’ ich nun mehr! Gegen dich doch ruf’ ich Siegfried zu Rath und des Recken Schwert; der rasche Held, der richte, Brüderchen, dich. (Siegfried erscheint im Hintergrunde.) Alberich Kehre dich um! Aus der Höhle kommt er daher. Mime Kindischen Tand erkor er gewiß. Alberich Den Tarnhelm hält er! Mime Doch auch den Ring. Alberich Verflucht! den Ring? |
Mime I brought him up; for my pains now shall he pay: my toil and care have waited full long for their wage. Alberich For the baby’s care would the beggarly, miserly knave make himself so great? king would he be? To scurviest hound rather the ring should go than to thee! ne’er shalt thou gain, thou dullard, its mighty gold! Mime (scratches his head) Then hold it thou, and ward it well, the shining ring; be thou lord, but yet treat me as brother! and for the Tarnhelm, fruit of my toil, take thou the gold; then both are paid; so shall the booty be shared. (He rubs his hands confidently.) Alberich (with mocking laughter) Share it with thee? And the Tarnhelm too? How sly thou art! Never safe in sleep were I from thy cunning! Mime (beyond himself) Not e’en share it? Not e’en bargain? Bare shall I go? Reft of reward? (whining) Nothing wilt thou then leave me? Alberich Not a trinket! Not e’en a nailhead shalt thou lay hands on. Mime (in fury) Neither ring nor Tarnhelm shalt thou then win thee; ’tis I will not share! For against thee Siegfried now will I call with his biting sword; his ready hand shall pay thee, brother of mine. (Siegfried appears in the background.) Alberich Turn thee but round! From the cavern hither he comes. Mime Trinkets and toys full surely he found. Alberich The Tarnhelm holds he. Mime Aye, and the ring. Alberich Accurst! the ring? |
Mime (hämisch lachend) Lass’ ihn den Ring dir doch geben! Ich will ihn mir schon gewinnen. (Mime schlüpft mit den letzten Worten in den Wald zurück.) |
Mime (laughing maliciously) Haply the ring will he give thee! Yet soon I ween shall I win it. (Mime with these words slips away into the wood.) |
Alberich Und doch seinem Herrn soll er allein noch gehören. (Er verschwindet im Geklüft.) (Siegfried ist, mit Tarnhelm und Ring, während des Letzteren langsam und nachsinnend aus der Höhle vorgeschritten: er betrachtet gedankenvoll seine Beute, und hält auf der Höhe des Mittelgrundes wieder an.) Siegfried Was ihr mir nützt, weiß ich nicht; doch nahm ich euch aus des Horts gehäuftem Gold, weil guter Rath mir es rieth. So taug’ eure Zier als des Tages Zeuge, es mahne der Tand, daß ich kämpfend Fafner erlegt, doch das Fürchten noch nicht erlernt. (Er steckt den Tarnhelm sich in den Gürtel, und den Reif an den Finger. Stillschweigen. Siegfried achtet unwill kürlich wieder des Vogels und lauscht ihm mit verhaltenem Athem.) Waldvogel Hei! Siegfried gehört nun der Helm und der Ring! O! traute er Mime dem treulosen nicht! Hörte Siegfried nur scharf auf des Schelmen Heuchlergered! Wie sein Herz es meint, kann er Mime versteh’n: so nützt ihm des Blutes Genuß. (Siegfrieds Miene und Gebärde drücken aus, daß er den Sinn des Vogelgesanges wohl vernommen. Er sieht Mime sich nähern, und verbleibt, ohne sich zu rühren, auf sein Schwert gestützt, beobachtend und in sich geschlossen, in seiner Stellung auf der Anhöhe bis zum Schlusse des folgenden Auftrittes.) (Mime schleicht heran, und beobachtet vom Vor- der grund aus Siegfried.) Mime Er sinnt, und erwägt der Beute Werth: Weilte wohl hier ein weiser Wand’rer, schweifte umher, beschwatzte das Kind mit list’ger Runen Rath? Zwiefach schlau sei nun der Zwerg; die listigste Schlinge leg’ ich jetzt aus, daß ich mit traulichem Truggerede bethöre das trotzige Kind. (Er tritt näher an Siegfried heran, und bewill- kommnet diesen mit schmeichelnden Gebärden.) Willkommen, Siegfried! Sag’, du kühner, hast du das Fürchten gelernt? Siegfried Den Lehrer fand ich noch nicht! Mime Doch den Schlangenwurm, du hast ihn erschlagen? |
Alberich And yet to its lord shall it at last be surrendered. (He disappears in the cleft.) (Siegfried, with Tarnhelm and ring, has during the last dialogue come slowly and meditatively from the cave: he regards his booty thoughtfully and stops on the knoll in the middle of the stage.) Siegfried How ye may serve know I not; I chose you out from the hoard of heaped-up gold because good counsel I heard. The booty will serve as the battle’s witness; these toys shall approve that I slaughtered Fafner in fight, but yet fearing came not to me. (He puts the Tarnhelm in his girdle and the ring on his finger. Silence. Siegfried’s attention is again drawn to the bird, and he listens to him with bated breath.) Woodbird Hei! Siegfried has won him the helm and the ring! O! let him not trust to the falsest of friends! Let but Siegfried now hearken to Mime’s treacherous tongue! What at heart he means, that must Mime make known: thereto boots the taste of the blood. (Siegfried’s mien and gestures express that he has understood all. He sees Mime coming and remains without moving, leaning on his sword, observing and self-contained, in his place on the knoll till the end of the following scene.) (Mime creeps forward and observes Siegfried from the foreground.) Mime He broods and weighs the booty’s worth: Here has perchance a Wand’rer wise been roaming around to counsel the boy with crafty runes and redes? Doubly sly be now the dwarf; my cunningest lures for him must be laid, that I with coaxing and wily words may be fool the wits of the boy. (He advances nearer to Siegfried and welcomes him with flattering gestures.) Be welcome, Siegfried! Say, my hero, hast thou, perchance, learned to fear? Siegfried The teacher have I not found. Mime But the dragon grim, say, hast thou then slain him? |
Das war doch ein schlimmer Gesell? Siegfried So grimm und tückisch er war, sein Tod grämt mich doch schier, da viel üblere Schächer unerschlagen noch leben. Der mich ihn morden hieß, den hass’ ich mehr als den Wurm! Mime (sehr freundlich) Nur sachte! Nicht lange siehst du mich mehr: (süsslich) zum ew’gen Schlaf schließ’ ich dir die Augen bald. Wozu ich dich brauchte, (wie belobend) hast du vollbracht; jetzt will ich nur noch die Beute dir abgewinnen; mich dünkt, das soll mir gelingen, zu bethören bist du ja leicht. Siegfried So sinn’st du auf meinen Schaden? Mime (verwundert) Wie sagt’ ich denn das? (zärtlich fortfahrend) Siegfried! Hör’ doch, mein Söhnchen! Dich und deine Art haßt’ ich immer von Herzen; (zärtlich) aus Liebe erzog ich dich Lästigen nicht: dem Horte in Fafners Hut, dem Golde galt meine Müh’. (als verspräche er ihm schöne Sachen) Giebst du mir das gutwillig nun nicht, (als wäre er bereit, sein Leben für ihn zu lassen) Siegfried, mein Sohn, das siehst du wohl selbst, (mit freundlichem Scherze) dein Leben mußt du mir lassen! |
Right fell was the monster, I trow! Siegfried Though fierce and spiteful he was, his death grieves me in sooth, when far banefuller scoundrels live their lives yet unpunished. He who led me here to fight I hate yet more than my foe! Mime (very friendly) Now gently! Not long wilt look on my face: (sweetly) in endless slumber soon thine eyes shall be closed. What I from thee wanted (as if praising him) hast thou fulfilled; nought else now for me is left but to win the booty; methinks that task will not foil me, thou wert always easy to fool. Siegfried Then seek’st thou how thou may’st harm me? Mime (astonished) What? said I then so? (continuing tenderly) Siegfried! Hear me, my comrade! Thee and all thy kind from my heart I ever hated; (tenderly) from fondness, thou burden, I fostered thee not: the hoard hid in Fafner’s cave, the gold alone I worked to win. (as though he were promising him pleasant things) If thou wilt not give all to me now, (as thou he were ready to give him his life) Siegfried, my son, thou seest for thyself (with friendly humor) thy life then needs must thou yield me. |
Siegfried Daß du mich hassest, hör’ ich gern: doch auch mein Leben muß ich dir lassen? Mime (ärgerlich) Das sagt’ ich doch nicht? Du verstehst mich ja falsch! (Er sucht sein Fläschchen hervor.) Sieh’, du bist müde von harter Müh’. Brünstig wohl brennt dir der Leib; dich zu erquicken mit queckem Trank, säumt’ ich sorgender nicht: als dein Schwert du dir branntest, braut’ich den Sud; trink’st du nun den, gewinn’ ich dein trautes Schwert, und mit ihm Helm und Hort. (kichernd) Hi hi hi hi hi hi! |
Siegfried That thou dost hate me gives me joy: yet must my life to thee too be yielded? Mime (crossly) I have not said that? Thou hear’st not aright! (He feels for his bottle.) See, thou art weary from heavy toil. Fever doth burn in thy blood; therefore to cheer thee with quickening drink Mime has not delayed: while thy blade thou didst melt I mixed thee some broth; now if thou drink, I win me thy trusty sword, and helm and hoard as well. (tittering) Hi hi hi hi hi hi! |
Siegfried So willst du mein Schwert, und was ich erschwungen, Ring und Beute mir rauben? Mime (heftig) Was du doch falsch mich versteh’st! Stamml’ ich, fasl’ ich wohl gar? Die größte Mühe geb’ ich mir doch, mein heimliches Sinnen heuchelnd zu bergen, und du dummer Bube deutest Alles doch falsch! Öffne die Ohren! Und vernimm genau! Höre, was Mime meint! (wieder sehr freundlich, mit ersichtlicher Mühe) Hier nimm, und trinke die Labung; mein Trank labte dich oft: that’st du wohl unwirsch, stelltest dich arg: was ich dir bot, erbos’t auch, nahmst du’s doch immer. Siegfried Einen guten Trank hätt’ ich gern: wie hast du diesen gebrau’t? Mime (lustig scherzend, als schild’re er ihm einen angenehm berauschten Zustand, den ihm der Saft bereiten soll) |
Siegfried So then of my sword and all I have won me, ring and booty, wouldst rob me? Mime (violently) How thou mistakest my words! Tell me, speak I not clear? The greatest pains I take with my speech, by treacherous lying seeking to trap thee, and thou canst not, booby, take my meaning aright! Open thine ears then! And attend to me! Hear thou what Mime means. (again very friendly, with evident pains) Take this and drink for thy comfort; my draught freshened thee oft: when thou wert fretful, froward to boot, all that I brought, though surly, still hast thou swallowed. Siegfried Of a goodly drink were I glad: say, how has this one been brewed? Mime (merrily jesting, as if describing a pleasant intoxication which the potion is to bring about) |
Hei! So trink’ nur, trau’ meiner Kunst! In Nacht und Nebel sinken die Sinne dir bald; ohne Wach’ und Wissen stracks streck’st du die Glieder. Liegst du nun da, leicht könnt’ ich die Beute nehmen und bergen: doch erwachtest du je, nirgends wär’ ich sicher vor dir, hätt’ ich selbst auch den Ring. Drum mit dem Schwert, das so scharf du schuf’st, (mit einer Gebärde ausgelassener Lustigkeit) hau’ ich dem Kind den Kopf erst ab: dann hab’ ich mir Ruh’, und auch den Ring! (kichernd) Hi hi hi!... Siegfried Im Schlafe willst du mich morden? Mime (wüthend ärgerlich) Was möcht ich? Sagt’ ich denn das? (Er bemüht sich, den zärtlichsten Ton anzunehmen.) Ich will dem Kind nur den Kopf (mit sorglichster Deutlichkeit) abhau’n! (mit dem Ausdruck herzlicher Besorgtheit für Siegfrieds Gesundheit) Denn haßte ich dich auch nicht so sehr, und hätt’ ich des Schimpfs und der schändlichen Mühe |
Hei! Then drink it, trust to my craft! In night and darkness soon shall thy senses be laid; without force or feeling, stark stretched will thy limbs be. There as thou liest light then were the task to win me the booty: but if e’er thou shouldst wake, nowhere safe should I be from thee, though the ring were my own. Then with the sword thou hast made so sharp, (with a gesture of exuberant joy) off will I hack thy head, my child: then shall I have won rest and the ring! (tittering) Hi hi hi!... Siegfried In slumber wouldst thou then slay me? Mime (very angrily) What would I? Said I then so? (He takes pains to take the tenderest tone.) Thy childish head shall thy sword (with the most careful clearness) hack off! (with the appearance of heart-felt solicitude for Siegfried’s health) For, were not my hate for thee so deep, and did not thy scoffs and my shameful labor |
auch nicht so viel zu rächen: (sanft) aus dem Wege dich zu räumen darf ich doch nicht rasten: (wieder scherzend) wie käm’ ich sonst anders zur Beute, da Alberich auch nach ihr lugt? (Er gießt den Saft in das Trinkhorn, und führt dieses Siegfried mit aufdringlicher Gebärde zu.) Nun, mein Wälsung! Wolfssohn du? Sauf’, und würg’ dich zu todt! Nie thust du mehr ’nen Schluck! Hi hi hi hi hi! Siegfried (holt mit dem Schwert aus) Schmeck’ du mein Schwert, ek’liger Schwätzer! (Er führt, wie in einer Anwandlung heftigen Ekels, einen jähen Streich nach Mime; dieser stürzt sogleich todt zu Boden.) Alberich (hohnlachend aus dem Geklüfte) Ha ha ha!... (Siegfried henkt, auf den am Boden Liegenden blickend, ruhig sein Schwert wieder ein.) Siegfried Neides Zoll zahlt Nothung: dazu durft’ ich ihn schmieden. (Er rafft Mimes Leichnam auf, trägt ihn auf die Anhöhe vor den Eingang der Höhle, und wirft ihn dort hinein.) In der Höhle hier lieg’ auf dem Hort! Mit zäher List erzieltest du ihn; jetzt magst du des wonnigen walten! Einen guten Wächter geb’ ich dir auch, daß er vor Dieben dich deckt. (Er wälzt mit großer Anstrengung den Leichnam des Wurmes vor den Eingang der Höhle, so daß er diesen ganz damit verstopft.) Da lieg’ auch du, dunkler Wurm! Den gleißenden Hort hüte zugleich mit dem beuterührigen Feind: so fandet beide ihr nun Ruh’. (Er blickt eine Weile sinnend in die Höhle hinab, und wendet sich dann langsam, wie ermüdet, in den Vordergrund. Es ist Mittag. Er führt sich die Hand über die Stirn.) Heiß ward mir von der harten Last. Brausend jagt mein brünst’ges Blut! Die Hand brennt mir am Haupt. Hoch steht schon die Sonne; aus lichtem Blau blickt ihr Aug’ auf den Scheitel steil mir herab. |
so loudly call for vengeance, (gently) yet from out my path to fling thee still I dare not falter: (again jesting) how else could I come by the booty, for Alberich covets it too? (He pours the draught into the drink-horn and offers it to Siegfried with pressing gestures.) Now, my Wälsung! Wolf-son thou? Drink and choke thee to death! No drop more shalt thou drink. Hi hi hi hi hi! Siegfried (threatens him with the sword) Taste thou my sword, loathsome babbler! (As if seized by violent loathing he gives Mime a sharp stroke with his sword. Mime falls at once dead to the ground.) Alberich (from the cleft, laughing in mockery) Ha ha ha!... (As he looks at Mime on the ground, Siegfried puts his sword back in his belt.) Siegfried Envy’s wage pays Nothung: therefor serveth its sharpness. (He picks Mime’s body up, carries it to the knoll in front of the cave, and throws it down in there.) In the cavern there lie on the hoard! With steadfast guile thou soughtest the gold; now may’st thou be lord of thy treasure! and a trusty guardian, too, shalt thou have: safe so from thieves shalt thou be. (With great exertion he pushes the body of the dragon in front of the entrance to the cave so as to stop it completely up.) There lie thou too, dragon grim! The glittering hoard guard thou at once with thy booty-coveting foe: so shall ye both now find your rest. (He looks thoughtfully down into the cave for a time and then turns slowly to the front, as if tired. It is midday. He passes his hand over his brow.) Hot am I from the heavy toil. Rushing flows my ardent blood! My hand burns on my head. High stands the sun in heaven; from brightest blue shineth down on my head his glorious light. |
Linde Kühlung erkies’ ich unter der Linde. (Er streckt sich unter der Linde aus, und blickt wieder die Zweige hinauf.) Noch einmal, liebes Vöglein, da wir so lang’ lästig gestört, lauscht’ ich gerne deinem Sange: auf dem Zweige seh’ ich wohlig dich wiegen; zwitschernd umschwirren dich Brüder und Schwestern, umschweben dich lustig und lieb. Doch ich bin so allein, hab’ nicht Brüder noch Schwester: meine Mutter schwand, mein Vater fiel: nie sah sie der Sohn. Mein einz’ger Gesell’ war ein garstiger Zwerg; (warm) Güte zwang uns nie zu Liebe: listige Schlingen warf mir der Schlaue, nun mußt’ ich ihn gar erschlagen! (Er blickt schmerzlich bewegt wieder nach den Zweigen auf.) Freundliches Vöglein, dich frage ich nun. Gönntest du mir wohl ein gut Gesell’? Willst du mir das rechte rathen? Ich lockte so oft, und erloost’ es mir nie. Du, mein Trauter, träf’st es wohl besser so recht ja riethest du schon. Nun sing! Ich lausche dem Gesang. Waldvogel Hei! Siegfried erschlug nun den schlimmen Zwerg! Jetzt wüßt’ ich ihm noch das herrlichste Weib: auf hohem Felsen sie schläft, Feuer umbrennt ihren Saal: durchschritt’ er die Brunst, weckt’ er die Braut, Brünnhilde wäre dann sein! |
Rest and shelter beneath the tree shall refresh me. (He stretches himself on the ground under the lime tree and again looks up through the branches.) Yet once more, dearest birdling, whom we so long here have disturbed, might I hear again thy warbling! On a branch I see thee swaying so blithely; chirping and chattering, brothers and sisters fly round thee in gladness and love. But I am so alone, have nor brother nor sister: my mother died, my father fell: ne’er seen by their son. One comrade was mine, a foul pestilent dwarf: (warmly) love was ne’er constrained by kindness: craftiest lures he laid out to catch me, at last I was forced to slay him. (With painful emotion he again looks up at the branches.) Friendliest birdling, I come to thee now. Wouldst for me but find a comrade true! Let thy rede now guide me rightly. So oft I have called and yet no one has come. Friend, thou surely better wouldst find him, so right were ever thy redes. Now sing! I hearken to thy song. Woodbird Hei! Siegfried has struck down the evil dwarf! Now know I for him a glorious bride: on rocky fastness she sleeps, guarded by fire is her home: who fighteth the flames, wakens the maid, Brünnhilde wins for his own. |
Siegfried (fährt mit jäher Heftigkeit vom Sitze auf) O holder Sang! Süßester Hauch! Wie brennt sein Sinn mir sehrend die Brust! Wie zückt es heftig, zündend mein Herz! Was jagt mir so jach durch Herz und Sinne? Sag’ es mir, süßer Freund! (Er lauscht.) Waldvogel Lustig im Leid sing’ ich von Liebe. Wonnig aus Weh’ web’ ich mein Lied: nur Sehnende kennen den Sinn. Siegfried Fort jagt mich’s jauchzend von hinnen, fort aus dem Wald auf den Fels! Noch einmal sage mir, holder Sänger: werd’ ich das Feuer durchbrechen? Kann ich erwecken die Braut? (Er lauscht nochmals.) |
Siegfried (starts up impetuously from his seat) O song of joy! Gladdening strain! Its burning sense glows hot in my breast; like flame it pierces, kindling my heart! What so swiftly flies through heart and senses? Say to me, sweetest friend! (He listens.) Woodbird Gladsome in grief, I sing of love, weaving from woe, joy in my song: heart-longing alone hears aright. Siegfried Hence I hie me, shouting with rapture, forth from the wood to the fell! Yet once more speak to me, lovely singer; say, shall I break through the fire? Can I awaken the bride? (He listens again.) |
Waldvogel Die Braut gewinnt, Brünnhild’ erweckt ein Feiger nie: nur wer das Fürchten nicht kennt! Siegfried (aufjauchzend) Der dumme Knab’, der das Fürchten nicht kennt, mein Vöglein, der bin ja ich! Noch heute gab ich vergebens mir Müh’, das Fürchten von Fafner zu lernen: nun brenn’ ich vor Lust, es von Brünnhild’ zu wissen! Wie find’ ich zum Felsen den Weg? (Der Vogel flattert auf, kreist über Siegfried, und fliegt ihm zögernd voran.) So wird mir der Weg gewiesen: wohin du flatterst, folg’ ich dir nach! (Er läuft dem Vogel, welcher ihn neckend einige Zeitlang unstät nach verschiedenen Richtungen hin- leitet, nach, und folgt ihm endlich, als dieser mit einer bestimmten Wendung nach dem Hintergrunde davon fliegt.) (Der Vorhang fällt) |
Woodbird Who Brünnhild’ awakes, winning the bride, no craven shall be: he only who fear has not felt! Siegfried (shouting with joy) The foolish boy, he who fear has not felt, my birdling, why that am I! Today in vain I have tried with my might from Fafner the dragon to learn it: my longing doth burn now from Brünnhild’ to know it! How find I the way to the fell? (The bird flutters up, circles over Siegfried, and flies hesitatingly before him.) So shall then the path be pointed: where’er thou flyest follows my foot! (He runs after the bird, who for a time teases him, by leading him hither and thither; at length, when the bird takes a definite direction toward the back, Siegfried follows.) (The curtain falls.) |
Erste Scene (Wilde Gegend am Fuße eines Felsenberges, welcher nach links hinten steil aufsteigt. Nacht. Sturm und Wetter. Blitz und heftiger Donner, welch letztere dann schweigt, während Blitze noch längere Zeit die Wolken durchbrehen.) (Der Wanderer auftritt. Er schreitet entschlossen auf ein gruftähnliches Höhlenthor in einem Felsen des Vordergrundes zu, und nimmt dort, auf seinen Speer gestützt, eine Stellung ein, während er das Folgende dem Eingange der Höhle zuruft.) Wanderer Wache, Wala! Wala! Erwach’! Aus langem Schlaf weck’ ich dich schlummernde auf. Ich rufe dich auf: herauf! herauf! Aus nebliger Gruft, aus nächtigem Grunde herauf! Erda! Erda! Ewiges Weib. Aus heimischer Tiefe tauche zur Höh’! Dein Wecklied sing’ ich, daß du erwachest; aus sinnendem Schlafe weck’ ich dich auf. Allwissende! Urweltweise! Erda! Erda! Ewiges Weib! Wache, erwache, du Wala! Erwache! (Die Höhlengruft erdämmert. Bläulicher Licht- schein: von ihm beleuchtet steigt mit dem Folgen- dem Erda sehr allmählich aus der Tiefe auf. Sie |
Scene One (A wild spot at the foot of a rocky mountain which rises steeply at the back on the left. Night, storm, light ning, and violent thunder which soon ceases, while the lightning continues flashing among the clouds.) (The Wanderer enters. He walks resolutely toward the mouth of a cavernous opening in a rock in the foreground and stands there, leaning on his sword, while he sings the following toward the entrance of the cave.) Wanderer Waken, Wala! Wala! Awake! From lasting sleep wake I thee, slumberer, up. I call on thee now: arise! arise! From earth’s hidden caves, where prisoned thou sleepest, arise! Erda! Erda! Woman all-wise! From silence and darkness soar to the day! With song I rouse thee, arise and answer; thy slumbering wisdom must I awake. All-knowing one! Wisdom’s guardian, Erda! Erda! Woman all-wise! Waken, awaken, thou Wala! Awaken! (The cavern begins to glow with bluish light. During the following, Erda rises very gradually from below. She appears as if covered with hoar frost; her |
erscheint wie von Reif bedeckt; Haar und Gewand werfen einen glitz ern den Schein von sich.) Erda Stark ruft das Lied; kräftig reizt der Zauber. Ich bin erwacht aus wissendem Schlaf: wer scheucht den Schlummer mir? Wanderer Der Weckrufer bin ich, und Weisen üb’ ich, daß weithin wache, was fester Schlaf verschließt. Die Welt durchzog ich, wanderte viel Kunde zu werben, urweisen Rath zu gewinnen. Kundiger gibt es keine als dich; bekannt ist dir was die Tiefe birgt, was Berg und Thal, Luft und Wasser durchwebt: wo Wesen sind, wehet dein Athem; wo Hirne sinnen, haftet dein Sinn: Alles sagt man, sei dir bekannt. Daß ich nun Kunde gewänne, weck’ ich dich aus dem Schlaf! Erda Mein Schlaf ist Träumen, mein Träumen Sinnen, mein Sinnen Walten des Wissens. Doch wenn ich schlafe, wachen Nornen: sie weben das Seil, und spinnen fromm, was ich weiß: was fräg’st du nicht die Nornen? |
hair and garments throw out a glittering shimmer.) Erda Loud is the call; mighty spells arouse me. From wisdom’s dream awakened am I: who scares my sleep from me? Wanderer Thy sleep-breaker am I; with spells I stir thee that waken surely what slumber’s fastness holds. O’er earth I wander, far have I roamed knowledge to win me, world-wisdom’s redes ever seeking. Liveth no being wiser than thou; thou knowest all that the deeps do hide, what hill and dale, air and water enfold. Where life doth wake moveth thy spirit; where brains are brooding pierceth thy thought: All things, men say, known are to thee. That I may win me thy counsel, thee I wake from thy sleep! Erda My sleep is dreaming, my dreaming brooding, my brooding working of wisdom. But while I sleep the Norns are waking: they wind the rope and truly weave what I know: the Norns will give thee answer. |
Wanderer Im Zwange der Welt weben die Nornen, sie können Nichts wenden noch wandeln. Doch deiner Weisheit dankt’ ich den Rath wohl, wie zu hemmen ein rollendes Rad? Erda Männerthaten umdämmern mir den Muth; mich Wissende selbst bezwang ein Waltender einst. Ein Wunschmädchen gebar ich Wotan: der Helden Wal hieß für sich er sie küren. Kühn ist sie und weise auch: was weck’st du mich und frägst um Kunde nicht Erdas und Wotans Kind? Wanderer Die Walküre mein’st du, Brünnhild’ die Maid? Sie trotzte dem Stürmebezwinger, wo er am stärksten selbst sich bezwang: was den Lenker der Schlacht zu thun verlangte, doch dem er wehrte, zuwider sich selbst, all zu vertraut wagte die Trotzige das für sich zu vollbringen, Brünnhild’ in brennender Schlacht. |
Wanderer In thrall to the world weave they forever, and nought their knowledge maketh or mendeth. To thee I come to learn of thy wisdom, how to hinder a rolling wheel. Erda Darkness spreads o’er my spirit through men’s deeds, my wisdom itself once felt a conqueror’s force. A wish-maiden I bore to Wotan: at his behest brought she heroes to Walhall. Bold is she and wise withall: why wak’st thou me and seek’st not counsel from Erda’s and Wotan’s child? Wanderer The Walküre mean’st thou, Brünnhild’ the maid? She flouted the storm controller, when most his will himself he controlled: what the ruler of fights in fervent longing, thwarting his wishes, forbore to achieve, Brünnhilde, proud, rashly defiant, in fire and fury of battle, strove for herself to perform. |
Streitvater strafte die Maid: in ihr Auge drückte er Schlaf; auf dem Felsen schläft sie fest: erwachen wird die Weihliche nur, um einen Mann zu minnen als Weib. Frommten mir Fragen an sie? Erda Wirr wird mir, seit ich erwacht: wild und kraus kreis’t die Welt! Die Walküre, der Wala Kind, büß’t in Banden des Schlafs, als die wissende Mutter schlief? Der den Trotz lehrte, straft den Trotz? Der die That entzündet, zürnt um die That? Der die Rechte wahrt, der die Eide hütet, wehret dem Recht, herrscht durch Meineid? Lass’ mich wieder hinab! Schlaf verschließe mein Wissen! Wanderer Dich Mutter lass’ ich nicht zieh’n, da des Zaubers mächtig ich bin. Urwissend stachest du einst der Sorge Stachel in Wotans wagendes Herz: mit Furcht vor schmachvoll feindlichem Ende füllt’ ihn dein Wissen, daß Bangen band seinen Muth. Bist du der Welt weisestes Weib, sage mir nun: wie besiegt die Sorge der Gott? Erda Du bist nicht, was du dich nenn’st. Was kam’st du, störrischer Wilder, zu stören der Wala Schlaf? |
Warfather punished the maid: he closed her eyelids in sleep; on the fell she slumbers fast: the hallowed maid will waken alone that she as wife may mate with a man. What booteth counsel from her? Erda Dazed am I since I awoke: wild and strange seems the world! The Walküre, the Wala’s child, lay in fetters of sleep while her all-knowing mother slept? Doth revolt’s teacher scourge revolt? He who urged the doing chideth the deed? He who wardeth right, he who truth upholdeth, striketh at right, reigns by falsehood? Hold me longer not here! Sleep enfold now my wisdom! Wanderer Thou, mother, shalt not go free, for I wield the magic with might. All-wise one, care’s piercing sting by thee was planted in Wotan’s dauntless heart: with fear of shameful ruin and downfall filled was his spirit by tidings thou didst foretell. Art thou the world’s wisest of women? say to me now, how a god may conquer his care. Erda Thou art not what thou hast said! Why cam’st thou, turbulent spirit, to trouble the Wala’s sleep? |
Wanderer Du bist nicht, was du dich wähn’st! Urmütter Weisheit geht zu Ende: dein Wissen verweht vor meinem Willen. Weißt du, was Wotan will? (Langes Schweigen.) Dir Unweisen ruf’ ich’s in’s Ohr, daß sorglos ewig du nun schläf’st! Um der Götter Ende grämt mich die Angst nicht, seit mein Wunsch es will. Was in des Zwiespalts wildem Schmerze verzweifelnd einst ich beschloß, froh und freudig führe frei ich nun aus. Weih’t’ ich in wüthendem Ekel des Niblungen Neid schon die Welt; dem herrlichsten Wälsung weis’ ich mein Erbe nun an. Der von mir erkoren, doch nie mich gekannt, ein kühnester Knabe, bar meines Rathes, errang des Niblungen Ring. Liebesfroh, ledig des Neides, erlahmt an dem Edlen Alberichs Fluch: |
Wanderer Thou art not what thou hast dreamed. Wisdom of ages finds its downfall: at war with my will thy wisdom waneth. Know’st thou what Wotan wills? (Long silence.) I cry it aloud in thine ear, that carefree ever thou may’st sleep! The eternals’ downfall no more dismays me since their doom I willed. What in my spirit’s fiercest anguish, despairing once I resolved, glad and blithesome, freely I bring now to pass. Though I decreed in my loathing the world to the Nibelung’s greed; I leave to the Wälsung gladly my heritage now. One who knew me never, though chosen by me, a boy of dauntless daring, all untaught by my counsel, has won the Nibelung’s ring. Pure from greed, gladdened by love-dreams, all mightless on him falls Alberich’s curse, |
denn fremd bleibt ihm die Furcht. Die du mir gebar’st, Brünnhild’ weckt sich hold der Held: wachend wirkt dein wissendes Kind erlösende Weltenthat. D’rum schlafe nun du, schließe dein Auge; träumend erschau’ mein Ende. Was Jene auch wirken, dem ewig Jungen weicht in Wonne der Gott. Hinab denn, Erda! Urmütterfurcht! Ursorge! Hinab! Hinab, zu ew’gem Schlaf! (Nachdem Erda bereits die Augen geschlossen hat, und allmählich tiefer versunken ist, verschwindet sie jetzt gänzlich; auch die Höhle ist jetzt wiederum durch aus verfinstert. Morgendämmerung erhellt die Bühne, der Sturm hat aufgehört.) |
for fear knoweth he not. Her whom thou didst bear, Brünnhild’ will the hero wake: then thy wisdom’s child will achieve a deed to set free the world. Then slumber thou now, close fast thine eyelids; dreaming behold my downfall. Whate’er shall befall them, to the ever-young in gladness yieldeth the god. Descend then, Erda! Mother of fear! World-sorrow! Descend! Descend, to endless sleep! (Erda, who, with closed eyes, has already sunk deeper down, now disappears entirely. The cavern has again become quite dark. Dawn illumines the stage; the storm has ceased.) |
Zweite Scene (Der Wanderer ist dicht an die Höhle getreten, und lehnt sich dann mit dem Rücken an sie, das Gesicht der Scene zugewandt.) Wanderer Dort seh’ ich Siegfried nah’n. (Er verbleibt in seiner Stellung an der Höhle.) (Siegfrieds Waldvogel flattert dem Vordergrunde zu. Plötzlich hält der Vogel in seiner Richtung ein, flattert ängstlich hin und her, und verschwindet hastig dem Hintergrunde zu.) Siegfried (tritt auf und hält an) Mein Vöglein schwebte mir fort! Mit flatterndem Flug und süßem Sang wies es mich wonnig des Wegs: nun schwand es fern mir davon! Am besten find’ ich mir selbst nun den Berg: wohin mein Führer mich wies, dahin wand’r ich jetzt fort. (Er schreitet weiter nach hinten.) Wanderer (immer in seiner Stellung verbleibend) Wohin, Knabe, heißt dich dein Weg? Siegfried (hält an und wendet sich um) Da redet’s ja? Wohl räth das mir den Weg. (Er tritt dem Wanderer näher.) Einen Felsen such’ ich, von Feuer ist der umwabert: dort schläft ein Weib, das ich wecken will. Wanderer Wer sagt’ es dir, den Fels zu suchen? Wer, nach der Frau dich zu sehnen? |
Scene Two (The Wanderer has come to the cave and leans with his back against the rocks looking toward the wings.) Wanderer Now yonder Siegfried comes. (He remains without changing his position at the cave.) (Siegfried’s woodbird flutters toward the fore- ground. Suddenly the bird stops, flutters about in alarm, and then disappears quickly toward the back.) Siegfried (enters and stops) My birdling flew from my sight! With fluttering wing and sweetest song, blithely he shewed me the way: now far from me has he flown! I needs must find out the rock for myself: the path my guide pointed out, my feet shall follow now. (He goes toward the back.) Wanderer (still in the same position) Say, boy, whither leads thee thy way? Siegfried (stops and turns around) Who speaks to me? Can he shew me my way? (He comes nearer to the Wanderer.) To a mountain fare I, by flaming fire surrounded: there sleeps a maid who must wake to me. Wanderer Who told thee then to seek the mountain? Who woke thy longing for woman? |
Siegfried Mich wies ein singend Waldvöglein: das gab mir gute Kunde. Wanderer Ein Vöglein schwatzt wohl Manches; kein Mensch doch kann’s versteh’n: wie mochtest du Sinn dem Sang entnehmen? Siegfried Das wirkte das Blut eines wilden Wurms, der mir vor Neidhöl’ erblaßte: kaum netz’t es zündend die Zunge mir, da verstand ich der Vöglein Gestimm’. Wanderer Erschlug’st den Riesen du, wer reizte dich, den starken Wurm zu besteh’n? Siegfried Mich führte Mime, ein falscher Zwerg; das Fürchten wollt’ er mich lehren: zum Schwertstreich aber, der ihn erstach, reizte der Wurm mich selbst: seinen Rachen riß er mir auf. Wanderer Wer schuf das Schwert so scharf und hart, daß der stärkste Feind ihm fiel! Siegfried Das schweißt’ ich mir selbst, da’s der Schmied nicht konnte: schwertlos noch wär’ ich wohl sonst. |
Siegfried It was a singing woodbirdling who gave me goodly counsel. Wanderer A woodbird chatters wildly; but none knows what he sings: how then couldst thou tell the singer’s meaning? Siegfried ’Twas worked by the blood of a dragon grim, who fell at Neidhöl’ before me: his scorching blood scarce had touched my tongue when the bird’s song was clear to my mind. Wanderer To fight so fierce a foe, who egged thee on, if thou hast felled the mighty dragon? Siegfried My guide was Mime, an evil dwarf; what fear is fain had he taught me; but to plunge my weapon into his heart dared me the foe himself with his cruel threatening jaws. Wanderer Who forged the sword so sharp and hard that it slew so fierce a foe? Siegfried I forged it myself when the smith was beaten: swordless else should I be still. |
Wanderer Doch, wer schuf die starken Stücken, daraus das Schwert du dir geschweißt? Siegfried Was weiß ich davon? Ich weiß allein, daß die Stücke mir nichts nützten, schuf ich das Schwert mir nicht neu. Wanderer (bricht in ein freudig gemüthliches Lachen aus) Das mein ich wohl auch! (Er betrachtet Siegfried wohlgefällig.) Siegfried (verwundert) Was lach’st du mich aus? Alter Frager! Hör’ einmal auf, lass’ mich nicht länger hier schwatzen. Kannst du den Weg mir weisen, so rede: vermag’st du’s nicht, so halte dein Maul! Wanderer Geduld, du Knabe! Dünk’ ich dich alt, so sollst du Achtung mir bieten. Siegfried Das wär’ nicht übel! Solang’ ich lebe, stand mir ein Alter stets im Wege; den hab’ ich nun fortgefegt. Stemm’st du dort länger steif dich mir entgegen, sieh’ dich vor, sag’ ich, daß du wie Mime (mit entsprechender Gebärde) nicht fähr’st! |
Wanderer But who made the mighty splinters wherewith thou, boy, didst forge the sword? Siegfried What know I of that? I only know that the splinters could not stead me, were not the sword made anew. Wanderer (breaks into a laugh of joyous good humor) That I too believe! (He looks at Siegfried with pleasure.) Siegfried (surprised) Why laugh’st thou at me with thy questions? Cease from thy jests, keep me no longer here prating. If thou canst help me onward, then speak thou: and canst thou not, then hold thy tongue! Wanderer Good youth, have patience! If I am old, then to the aged give honor. Siegfried Honor the aged! My whole life long there stood in my path an aged fellow; now I have swept him away. If thou stand’st longer seeking here to stay me, give good heed, old one, lest thou like Mime (with a significant gesture) shouldst fare! |
(Er tritt noch näher an den Wanderer hinan.) Wie sieh’st du denn aus? Was hast du gar für ’nen großen Hut? Warum hängt er dir so in’s Gesicht? Wanderer (immer ohne seine Stellung zu verlassen) Das ist so Wand’rers Weise, wenn dem Wind entgegen er geht. Siegfried (immer näher ihn betrachtend) Doch darunter fehlt dir ein Auge? Das schlug dir Einer gewiß schon aus, dem du zu trotzig den Weg vertrat’st? Mach’ dich jetzt fort, sonst könntest du leicht das and’re auch noch verlieren. Wanderer Ich seh’, mein Sohn, wo du nichts weißt, da weißt du dir leicht zu helfen. Mit dem Auge, das als and’res mir fehlt, erblickst du selber das eine, das mir zum Sehen verblieb. (Siegfried, der sinnend zugehört hat, bricht jetzt unwill kürlich in helles Lachen aus.) Siegfried Ha ha ha ha! Zum Lachen bist du mir lustig! Doch hör’, nun schwatz’ ich nicht länger: geschwind, zeig’ mir den Weg, deines Weges ziehe dann du; zu nichts and’rem acht’ ich dich nütz’: d’rum sprich, sonst spreng’ ich dich fort! |
(He goes still nearer to the Wanderer.) But how dost thou look? Why wearest thou such a monstrous hat? Wherefore hangs it so over thy face? Wanderer (still without changing his position) So doth the Wand’rer wear it when against the wind he goes. Siegfried (examining him still more closely) But an eye beneath it thou lackest! Full surely someone hath struck it out, when thou so boldly didst bar his way! Take thyself off or else thou may’st chance to lose the light of the other. Wanderer I see, my son, where nought thou know’st, there know’st thou well how to help thee. With the one eye that I lack in my head thou lookest thyself on the other that yet is left me for sight. (Siegfried, who has listened thoughtfully, now involuntarily bursts out laughing.) Siegfried Ha ha ha ha! Thou servest but for my laughter! But hear, I trifle no longer: at once shew me my way, then thine own way find for thyself; for nought else canst thou be of use: now speak, or off shalt thou go! |
Wanderer (weich) Kenntest du mich, kühner Sproß, den Schimpf spartest du mir! Dir so vertraut, trifft mich schmerzlich dein Dräuen. Liebt’ ich von je deine lichte Art, Grauen auch zeugt’ ihr mein zürnender Grimm. Dem ich so hold bin, Allzuhehrer! Heut’ nicht wecke mir Neid: er vernichtete dich und mich! Siegfried Bleibst du mir stumm, störrischer Wicht? Weich’ von der Stelle, denn dort hin, ich weiß, führt es zur schlafenden Frau: so wies es mein Vöglein, das hier erst flüchtig entfloh. (Es wird schnell wieder ganz finster.) Wanderer (in Zorn ausbrechend und in gebieterischer Stellung) Es floh dir zu seinem Heil! Den Herrn der Raben errieth es hier: |
Wanderer (gently) Child, didst thou know who I am, that scoff wouldst thou have spared. Sad from one so dear seemeth scornful defiance. Long have I loved thy radiant race, though from my fury it shrank in dismay. Thou whom I love so, all too fair one! Wake my wrath not today; it would ruin both thee and me! Siegfried Still art thou dumb, unmannered wight? Out of my path, then: for that way I know leads to the slumbering maid: so told me the woodbird who here has left me alone. (It quickly becomes quite dark again.) Wanderer (breaking out in anger) It left thee to save its life! The ravens’ ruler it knew was here: |
weh’ ihm, holen sie’s ein! Den Weg, den es zeigte, sollst du nicht zieh’n! (Siegfried, tritt mit Verwunderung in trotziger Stellung zurück.) Siegfried Hoho! Du Verbieter! Wer bist du denn, daß du mir wehren willst? Wanderer Fürchte des Felsens Hüter! Verschlossen hält meine Macht die schlafende Maid: wer sie erweckte, wer sie gewänne, machtlos macht er mich ewig! Ein Feuermeer umfluthet die Frau, glühende Lohe umleckt den Fels: wer die Braut begehrt, dem brennt entgegen die Brunst. (Er winkt mit dem Speere nach der Felsenhöhe.) Blick’ nach der Höh’! Erlug’st du das Licht? Es wächst der Schein, es schwillt die Gluth; sengende Wolken, wabernde Lohe, wälzen sich brennend und brasselnd herab: ein Lichtmeer umleuchtet dein Haupt, (Mit wachsender Helle zeigt sich von der Höhe des Felsens herein wabernder Feuerschein.) bald frißt und zehrt dich zündendes Feuer. Zurück denn, rasendes Kind! |
ill-fate follows its flight! The way that it pointed shalt thou not pass! (Siegfried, surprised, steps back defiantly.) Siegfried Hoho! Wouldst thou stay me! Who art thou then that here withstandest me? Wanderer Fear thou the fell’s defender! Enchained is held by my might the slumbering maid: he who should wake her, he who should win her, mightless would make me forever. A flaming sea surroundeth the maid, fiery billows o’erflow the fell: he who craves the bride must climb that flame-girdled rock. (He points with the spear toward the rocky heights.) Look up on high! Behold’st thou the light? The splendor grows, the luster spreads; fire clouds are rolling, flame-tongues are shooting: roaring and writhing, hither they come. A light-flood illumines thy head; (High up on the rocks a flickering glow appears, gradually increasing in brightness.) right soon the blaze will seize and devour thee. Go back then, foolhardy boy! |
Siegfried Zurück, du Prahler, mit dir! Dort, wo die Brünste brennen, zu Brünnhilde muß ich dahin! (Er schreitet weiter, der Wanderer stellt sich ihm entgegen.) Wanderer Fürchtest das Feuer du nicht, so sperre mein Speer dir den Weg! Noch hält meine Hand der Herrschaft Haft: das Schwert, das du schwing’st, zerschlug einst dieser Schaft: noch einmal denn zerspring’ es am ew’gen Speer! (Er streckt den Speer vor.) Siegfried (das Schwert ziehend) Meines Vaters Feind, find’ ich dich hier? Herrlich zur Rache gerieth mir das! Schwing’ deinen Speer: in Stücken spalt’ ihn mein Schwert! (Er haut dem Wanderer mit einem Schlage den Speer in zwei Stücken: ein Blitzstrahl fährt daraus nach der Felsenhöhe zu, wo von nun an der bisher mattere Schein in immer helleren Feuerflammen zu |
Siegfried Go back, thou babbler, thyself! There where the blaze is burning, to Brünnhilde now must I hie! (He moves onward; the Wanderer opposes him.) Wanderer Hast thou no fear of the fire, then barred be thy path by my spear! Yet holdeth my hand the hallowed haft: the sword thou dost bear once broke upon the shaft: yet once again be it splintered on this my spear! (He stretches out his spear.) Siegfried (drawing his sword) Then my father’s foe here have I found! Glorious vengeance doth greet me now! Stretch forth thy spear: its haft shall break on my sword! (With one stroke he hews the spear into two pieces, from which a flash of lightning shoots up toward the rocky heights, where the ever-brightening flames begin to be visible. A loud thunderclap, which |
lodern beginnt. Starker Donner, der schnell sich abschwächt, begleitet den Schlag. Die Speerstücken rollen zu des Wanderers Füßen. Er rafft sie ruhig auf.) Wanderer Zieh’ hin! Ich kann dich nicht halten! (Er verschwindet plötzlich in völliger Finsterniss.) Siegfried Mit zerfocht’ner Waffe floh mir der Feige? (Die wachsende Helle der immer tiefer sich senk en- den Feuerwolken trifft Siegfrieds Blick.) Ha! Wonnige Gluth! Leuchtender Glanz! Strahlend nun offen steht mir die Straße. Im Feuer mich baden! Im Feuer zu finden die Braut! Hoho! Hahei! Jetzt lock’ ich ein liebes Gesell! (Siegfried setzt sein Horn an, und stürzt sich in das wogende Feuer, welches sich, von der Höhe herab- dringend, nun auch über den Vordergrund aus- breitet.) (Siegfried, den man bald nicht mehr erblickt, scheint sich nach der Höhe zu entfernen.) (Hellstes Leuchten der Flammen.) (Von hier an, wo die Gluth am stärksten war, beginnt sie zu erbleichen, und löst sich allmählich in ein immer feineres, wie durch die Morgenröthe beleuchtetes Gewölk auf.) |
quickly dies away, accompanies the stroke. The pieces of the spear fall at the Wanderer’s feet. He quietly picks them up.) Wanderer Fare on! I cannot withstand thee! (He suddenly disappears in complete darkness.) Siegfried With his spear in splinters fleeth the craven! (The growing brightness of the clouds, which con- tinually sink lower down, meets Siegfried’s sight.) Ha! Gladdening glow! Glorious light! Shining, my pathway opens before me. In fire will I bathe me! Through fire will I fare to the bride! Hoho! Hahei! What comrade now comes to my call? (Siegfried puts his horn to his lips and plunges into the waving fire, which, flowing down from the heights, spreads over the foreground.) (Siegfried, who is soon out of sight, seems to be ascending the mountain.) (Greatest brightness of the flames.) (From this point, at which the brightness was at its height, the light begins to fade and gradually gives place to a dissolving cloud illuminated as if by the red glow of dawn.) |
Dritte Scene (Das immer zarter gewordene Gewölk hat sich in einen feinen Nebelschleier von rosiger Färbung aufgelöst, und zertheilt sich nun in der Weise, daß der Duft sich gänzlich nach oben verzieht, und endlich nur noch den heitren blauen Tageshimmel erblicken läßt, während am Saume der nun sichtbar werdenden Felsenhöhe (ganz die gleiche Scene wie im dritten Akte der “Walküre”) ein morgenröthlicher Nebelschleier haften bleibt, welcher zugleich an die in der Tiefe noch lodernde Zauberlohe erinnert. Die Anordnung der Scene ist durchaus dieselbe wie am Schlusse der “Walküre”: im Vordergrunde, unter der breitästigen Tanne, liegt Brünnhilde, in vollständiger glänzender Panzerrüstung, mit dem Helm auf dem Haupte, den langen Schild über sich gedeckt, in tiefem Schlaf.) (Siegfried gelangt von Außen her auf den felsigen Saum der Höhe, und zeigt sich dort zuerst nur mit dem Oberleibe: so blickt er lange staunend um sich.) Siegfried (leise) Selige Öde auf sonniger Höh’! (Er steigt vollends ganz herauf, und betrachtet, auf einem Felsensteine des hinteren Abhanges stehend, mit Verwunderung die Scene. Er blickt zur Seite in den |
Scene Three (The clouds have dissolved into a fine, rose-colored veil of mist which now divides so that the upper part entirely disappears above and at length discovers the whole bright blue sky of day, while on the border of the rocky height now becoming visible (exactly the same scene as in the third act of “The Valkyrie”) a light veil of reddish morning mist remains hanging, which suggests the magic fire still glowing below. The arrangement of the scene is exactly the same as at the close of the “The Valkyrie”: in the foreground, under the wide-spreading fir tree, lies Brünnhilde in complete shining armor, with her helmet on her head, her long shield covering her, in deep slumber.) (Siegfried, coming from the back, reaches the rocks which fringe the summit, and shows at first only the upper part of his body: he looks around for a long time in astonishment.) Siegfried (softly) Haven of bliss on the mountainous height! (He mounts to the top of the height and, standing on a rock at the edge of the precipice at the back, gazes with surprise at the scene. He looks into the |
Tann, und schreitet etwas vor.) Was ruht dort schlummernd im schattigen Tann? Ein Roß ist’s, rastend in tiefem Schlaf! (Langsam näher kommend hält er verwundert an, als er noch aus einiger Entfernung Brünnhildes Gestalt wahrnimmt.) Was strahlt mir dort entgegen? Welch’ glänzendes Stahlgeschmeid? Blendet mir noch die Lohe den Blick? Helle Waffen! Heb’ ich sie auf? (Er hebt den Schild ab, und erblickt Brünnhildes Gestalt, während ihr Gesicht jedoch noch zum großen Theil vom Helm verdeckt ist.) Ha! in Waffen ein Mann? Wie mahnt mich wonnig sein Bild! Das hehre Haupt drückt wohl der Helm? Leichter würd’ ihm, löst’ ich den Schmuck? (Vorsichtig löst er den Helm, und hebt ihn der Schlaf enden ab, langes lockiges Haar bricht hervor. Er erschrickt.) (zart) Ach! wie schön! (Er verbleibt im Anblick versunken.) Schimmernde Wolken säumen in Wellen den hellen Himmels-See; leuchtender Sonne lachendes Bild strahlt durch das Wogengewölk! (Er neigt sich tiefer zu der Schlafenden hinab.) Von schwellendem Athem schwingt sich die Brust: brech’ ich die engende Brünne? (Er versucht die Brünne zu lösen.) Komm’, mein Schwert! Schneide das Eisen! (Siegfried zieht sein Schwert, durchschneidet mit zarter Vorsicht die Panzerringe zu beiden Seiten der Rüstung, und hebt dann die Brünne und die Schienen ab, so daß nun Brünnhilde in einem weichen weiblichen Gewande vor ihm liegt. Er fährt erschreckt und staunend auf.) Das ist kein Mann! (Er starrt mit höchster Aufgeregtheit auf die Schlaf ende hin.) Brennender Zauber zückt mir in’s Herz; feurige Angst faßt meine Augen: mir schwankt und schwindelt der Sinn! (Er geräth in höchste Beklemmung.) Wen ruf’ ich zum Heil, daß er mir helfe? Mutter! Mutter! Gedenke mein! (Er sinkt, wie ohnmächtig, an Brünnhildes Busen.) (Langes Schweigen. Er fährt seufzend auf.) |
wood at the side and comes a little forward.) What stands there sleeping in shade of the wood? A steed ’tis, waiting in slumber deep. (He comes slowly nearer and then stops in surprise when he sees Brünnhilde, while still at some little dis- tance from her.) What ray streams thence upon me? What glittering steel is there? Doth then the fire yet dazzle my sight? Shining armor? May it be mine? (He lifts the shield up and sees Brünnhilde’s form. Her face, however, is still for the most part concealed by the helmet.) Ha! in armor a man? How the sight doth gladden my heart! The helm, methinks, presses his head? Softer were his rest were it loosed. (He carefully loosens the helmet and lifts it from the head of the sleeper; long curling hair breaks forth. He starts.) (tenderly) Ah! how fair! (He remains sunk in contemplation.) Shimmering clouds are fringing with fleeces a radiant heaven’s lake; shining I see the light of the sun laugh through the billowy clouds! (He bends lower over the sleeper.) With labor of breathing heaveth his breast: loosed be the trammeling birny! (He tries to loosen the breastplate.) Come, my sword! Cut through the iron! (Siegfried draws his sword and with gentle care- fulness cuts through the rings on both sides of the breastplate, and lifts it off with the greaves so that Brünnhilde now lies before him in a soft woman’s dress. Startled and astonished, he starts back.) That is no man! (He gazes at the sleeper in great excitement.) Burning enchantment pierces my breast; fiery spells dazzle and blind me: my heart doth falter and faint! (He is seized with terror.) On whom shall I call that he may help me? Mother! Mother! Remember me! (He sinks, as if fainting, on Brünnhilde’s bosom.) (Long silence. He stands up, sighing.) |
Wie weck’ ich die Maid, daß sie ihr Auge mir öff’ne? Das Auge mir öffne? Blende mich auch noch der Blick? Wagt’ es mein Trotz? Ertrüg’ ich das Licht? Mir schwebt und schwankt und schwirrt es umher! Sehrendes Sehnen zehrt meine Sinne; am zagenden Herzen zittert die Hand! Wie ist mir Feigem? Ist diess das Fürchten? O Mutter! Mutter! Dein muthiges Kind! (sehr zart) Im Schlafe liegt eine Frau: die hat ihn das Fürchten gelehrt! Wie end’ ich die Furcht? Wie fass’ ich Muth? Daß ich selbst erwache, muß die Maid mich erwecken. (Indem er sich der Schlafenden von Neuem nähert, wird er wieder von zarteren Empfindungen an ihren Anblick gefesselt. Er neigt sich tiefer hinab.) Süß erbebt mir ihr blühender Mund. Wie mild erzitternd mich Zagen erreizt! Ach! Dieses Athems wonnig warmes Gedüft! (wie in Verzweiflung) Erwache! Erwache! Heiliges Weib! (Er starrt auf sie hin.) Sie hört mich nicht. (gedehnt mit gepreßtem, drängendem Ausdruck) So saug’ ich mir Leben aus süßesten Lippen, Sollt’ ich auch sterbend vergeh’n! |
How waken the maid, to see her eyelids unclosing? her eyelids unclosing? Would not her eyes blind mine own? How can I dare to look on their light? Around my head all wavers and sways! Anguish of longing wasteth my spirit; on my heart in its tumult trembleth my hand! What ails thee, craven? Can this be fearing? O mother! mother! thy dauntless child! (very gently) A woman lieth asleep: and she now has taught him to fear! How vanquish the fear? How steel my heart? Myself to awaken, must I rouse her from slumber. (As he approaches the sleeping figure her aspect again fixes his gaze and overcomes him with tender- er emotions. He bends deeper down.) Sweetly quivers her flowerlike mouth. Its gentle tremors charm fear from my heart! Ah! How I feel its warm and gladdening breath! (as if in despair) Awaken! Awaken! Holiest maid! (He gazes at her.) She hears me not. (slowly, with constrained expression) Then life from the sweetness of lips will I win me, E’en though I die in a kiss! |
(Er sinkt, wie ersterbend, auf die Schlafende, und heftet, mit geschlossenen Augen, seine Lippen auf ihren Mund. Brünnhilde schlägt die Augen auf. Siegfried fährt auf und bleibt vor ihr stehen. Brünn- hilde richtet sich langsam zum Sitzen auf. Sie begrüßt mit feierlichen Gebärden der erhobenen Arme ihre Rückkehr zur Wahrnehmung der Erde und des Himmels.) Brünnhilde Heil dir, Sonne! Heil dir, Licht! Heil dir, leuchtender Tag! Lang war mein Schlaf; ich bin erwacht: wer ist der Held, der mich erweckt’? (Siegfried, von ihrem Blicke und ihrer Stimme feier- lich ergriffen, steht wie festgebannt.) Siegfried Durch das Feuer drang ich, das den Fels umbrann; ich erbrach dir den festen Helm; Siegfried bin ich, der dich erweckt’. Brünnhilde (hoch aufgerichtet sitzend) Heil euch, Götter! Heil dir, Welt! |
(He sinks, as if dying, on the sleeping figure and, with closed eyes, fastens his lips on hers. Brünnhilde opens her eyes. Siegfried rises and remains standing before her. Brünnhilde slowly rises to a sitting position. She greets heaven and earth with stately gestures as her consciousness returns.) Brünnhilde Sun, I hail thee! Hail, o light! Hail, o radiant day! Long was my sleep; I am awake: Tell me what hero wakens the maid. (Siegfried, entranced by her look and her voice, stands as if rooted to the spot.) Siegfried Through the fire I burst that flamed around the fell: from thy head I unclasped the helm; Siegfried’s kiss hath opened thine eyes. Brünnhilde (sitting upright) Gods, I hail you! Hail, o world! |
Heil dir, prangende Erde! Zu End’ ist nun mein Schlaf; erwacht, seh’ ich: Siegfried ist es, der mich erweckt. Siegfr ied (in erhabenste Entzückung ausbrechend) O Heil der Mutter, die mich gebar! Heil der Erde, die mich genährt! Daß ich das Aug’ erschaut, das jetzt mir Seligem lacht! Brünnhilde (mit größter Bewegtheit) O Heil der Mutter, die dich gebar! Heil der Erde, die dich genährt! Nur dein Blick durfte mich schau’n, erwachen durft’ ich nur dir! (Beide bleiben voll strahlenden Entzückens in ihren gegenseitigen Anblick verloren.) O Siegfried! Siegfried! seliger Held! Du Wecker des Lebens, siegendes Licht! O wüßtest du, Lust der Welt, wie ich dich je geliebt! Du warst mein Sinnen, mein Sorgen du! Dich Zarten nährt’ ich, noch eh’ du gezeugt; noch eh’ du geboren, barg dich mein Schild. So lang’ lieb’ ich dich, Siegfried! Siegfried (leise und schüchtern) So starb nicht meine Mutter? schlief die minnige nur? (Brünnhilde lächelt, freundlich die Hand nach ihm ausstreckend.) |
Hail, o earth in thy glory! At end is now my sleep; awake am I: Siegfried breaketh my slumber’s bonds. Siegfried (breaking forth in highest ecstasy) O mother, hail, who gave me my birth! Hail o earth that fostered my life! now to behold those eyes whose beams on me laugh in my joy! Brünnhilde (deeply stirred) O mother, hail, who gave thee thy birth! Hail o earth that fostered thy life! Thine eye alone might behold me, alone to thee might I wake! (Both remain full of glowing ecstasy, lost in mutual contemplation.) O Siegfried! Siegfried! hero blest! Thou waker of life, o conquering light! O knewest thou, joy of the world, how I have ever loved thee! Thou wert my gladness, my care wert thou! Thy life I sheltered or ere it was thine; or ere thou wert born, my shield was thy guard. So long loved I thee, Siegfried! Siegfried (softly and timidly) Then death took not my mother? bound in sleep did she lie? (Brünnhilde smiles, stretching out her hand to him in a friendly manner.) |
Brünnhilde Du wonniges Kind! Deine Mutter kehrt dir nicht wieder. Du selbst bin ich, wenn du mich Selige lieb’st. Was du nicht weißt, weiß ich für dich; doch wissend bin ich nur, weil ich dich liebe! O Siegfried! Siegfried! Siegendes Licht! Dich liebt’ ich immer; denn mir allein erdünkte Wotans Gedanke: der Gedanke, den ich nie nennen durfte, den ich nicht dachte, sondern nur fühlte; für den ich focht, kämpfte und stritt; für den ich trotzte dem, der ihn dachte; für den ich büßte, Strafe mich band, weil ich nicht ihn dachte und nur empfand! Denn, der Gedanke dürftest du’s lösen! mir war er nur Liebe zu dir! Siegfried Wie Wunder tönt, was wonnig du sing’st; doch dunkel dünkt mich der Sinn. Deines Auges Leuchten seh’ ich licht; deines Athems Wehen fühl’ ich warm; deiner Stimme Singen hör’ ich süß: |
Brünnhilde Thou child of delight! Thy mother no more will greet thee. Thyself am I, if blest I be in thy love. What thou know’st not find’st thou in me; yet only from my love cometh my wisdom! 0 Siegfried! Siegfried! conquering light! 1 loved thee ever, for I divined the thought that Wotan had hidden; that in shrinking awe I dared not to whisper, that all unclearly glowed in my bosom; for which I fought, suffered and strove; for which I flouted him who conceived it; for which, in penance, prisoned I lay, that I read not rightly, and felt alone! For, in my longing o may’st thou prove it! that thought was my love for thee! Siegfried How wondrous sounds thy gladdening song; but dark to me are thy words. Thine eyes’ bright luster shineth clear; thy breathing wafteth warmth to me; in mine ears thy voice’s song is sweet: |
doch was du singend mir sagst, staunend versteh’ ich’s nicht. Nicht kann ich das Ferne sinnig erfassen, wenn alle Sinne dich nur sehen und fühlen! Mit banger Furcht fesselst du mich: du Einz’ge hast ihre Angst mich gelehrt; den du gebunden in mächtigen Banden, birg meinen Muth mir nicht mehr! (Er verweilt in großer Aufregung, den sehn suchts- vollen Blick auf sie heftend. Brünnhilde wendet sanft das Haupt zur Seite, und richtet ihren Blick nach dem Tann.) Brünnhilde Dort seh’ ich Grane, mein selig Roß: wie weidet er munter, der mit mir schlief! Mit mir hat ihn Siegfried erweckt. Siegfried (in der vorigen Stellung verbleibend) Auf wonnigem Munde weidet mein Auge: in brünstigem Durst doch brennen die Lippen, daß der Augen Weide sie labe! (Brünnhilde deutet ihm mit der Hand nach ihren Waffen, die sie gewahrt.) Brünnhilde Dort seh’ ich den Schild, der Helden schirmte. Dort seh’ ich den Helm, der das Haupt mir barg: er schirmt, er birgt mich nicht mehr. Siegfried (feurig) Eine selige Maid versehrte mein Herz; Wunden dem Haupte schlug mir ein Weib: ich kam ohne Schild und Helm! |
yet what thy singing speaks, wond’ring I cannot grasp. What tales out of olden times dost thou tell me, when all my senses feel and see thee only! In bonds of fear holdest thou me: the fear that only from thee I have learned; thou who hast bound me in mightiest fetters, give me my manhood once more! (In great excitement, he remains with his gaze fixed upon her. Brünnhilde gently turns her head aside and looks toward the wood.) Brünnhilde I see there Grane, my sacred steed: he grazes in gladness who with me slept! With me was he wakened by thee. Siegfried (remaining in the same position) On gladdening lips my glances are feasting: with passionate thirst my own lips are burning, till they taste that sweetness I gaze on! (Brünnhilde points with her hand to her weapons, which she now perceives.) Brünnhilde I see there the shield that sheltered heroes. I see there the helm that once hid my head: it shields, it hides me no more. Siegfried (with fire) A glorious maid has vanquished my heart; wounds in my head a woman hath struck: I came without shield and helm. |
Brünnhilde (mit gesteigerter Wehmuth) Ich sehe der Brünne prangenden Stahl: ein scharfes Schwert schnitt sie entzwei; von dem maidlichen Leibe löst’ es die Wehr: ich bin ohne Schutz und Schirm, ohne Trutz ein trauriges Weib! Siegfried (feurig) Durch brennendes Feuer fuhr ich zu dir; Nicht Brünne noch Panzer barg meinen Leib: nun brach die Lohe mir in die Brust. Es braust mein Blut in blühender Brunst; ein zehrendes Feuer ist mir entzündet: die Gluth, die Brünnhild’s Felsen umbrann, die brennt mir nun in der Brust! O Weib! Jetzt lösche den Brand! Schweige die schäumende Wuth! (Er hat sie heftig umfaßt. Sie springt auf, wehrt ihm mit höchster Kraft der Angst, und entflieht nach der anderen Seite.) Brünnhilde Kein Gott nahte mir je! Der Jungfrau neigten scheu sich die Helden: |
Brünnhilde (with increasing sadness) I see there the birny’s glittering steel: a sword’s keen edge cut it in twain; from the maiden’s limbs it loosened the mail: I am, without sword or shield, without guard a sorrowful maid! Siegfried (with fire) Through furious fire to thee have I fared, nor birny nor buckler guarded my breast: the flames have broken through to my heart. My blood doth bound in turbulent streams; a ravening fire within me is kindled: the blaze that shone round Brünnhilde’s rock now gloweth within my breast! O maid! now quench thou the fire! Still thou its furious rage! (He has embraced her impetuously. She springs up, resists him with the utmost strength of terror, and flies to the other side of the stage.) Brünnhilde No god’s touch have I felt! Low bent all heroes, greeting the maiden: |
heilig schied sie aus Walhall! Wehe! Wehe! Wehe der Schmach, der schmählichen Noth! Verwundet hat mich, der mich erweckt! Er erbrach mir Brünne und Helm: Brünnhilde bin ich nicht mehr! Siegfried Noch bist du mir die träumende Maid: Brünnhildes Schlaf brach ich noch nicht. Erwache, sei mir ein Weib! Brünnhilde (in Betäubung) Mir schwirren die Sinne, mein Wissen schweigt: soll mir die Weisheit schwinden? Siegfried Sang’st du mir nicht, dein Wissen sei das Leuchten der Liebe zu mir? Brünnhilde (vor sich hinstarrend) Trauriges Dunkel trübt meinen Blick. Mein Auge dämmert, mein Licht verlischt: Nacht wird’s um mich. Aus Nebel und Grau’n windet sich wüthend ein Angstgewirr: Schrecken schreitet und bäumt sich empor! (Sie birgt heftig die Augen mit beiden Händen.) Siegfried (indem er ihr sanft die Hände von den Augen löst) Nacht umfängt gebund’ne Augen. Mit den Fesseln schwindet das finst’re Grau’n: Tauch’ aus dem Dunkel und sieh’: sonnenhell leuchtet der Tag! |
holy came she from Walhall. Woe’s me! Woe’s me! Woe for the shame, the bitter disgrace! For he who woke me deals me the wound! He has broken birny and helm: Brünnhilde am I no more! Siegfried Still art thou to me the slumbering maid; Brünnhilde’s sleep bindeth her yet. Awake! be a woman to me! Brünnhilde (in perturbation) My senses are swaying, my reason wanes: must all my wisdom fail me? Siegfried Said not thy song thy wisdom was but the light of thy love for me? Brünnhilde (gazing before her) Tristfullest darkness troubles my sight. Mine eyes are blinded, my light dies out: night wraps me round. From twilight and gloom comes a wild frenzy of fear on me: Terror rises and towers on high! (She impetuously hides her eyes with her hands.) Siegfried (gently taking her hands away from her eyes) Night enfolds imprisoned eyes. With the fetters vanish the gloomy fears: Mount through the darkness and see: bright as the sun shineth the day! |
Brünnhilde (in höchster Ergriffenheit) Sonnenhell leuchtet der Tag meiner Schmach! O Siegfried! Siegfried! Sieh’ meine Angst! (Ihre Miene verräth, daß ihr ein anmuthiges Bild vor die Seele tritt, von welchem ab sie den Blick mit Sanftmuth wieder auf Siegfried richtet.) Ewig war ich, ewig bin ich, ewig in süß sehnender Wonne, doch ewig zu deinem Heil! (feurig, doch zart) O Siegfried! Herrlicher! Hort der Welt! Leben der Erde, lachender Held! Lass’, ach lass’! Lasse von mir! Nahe mir nicht mit der wüthenden Nähe, zwinge mich nicht mit dem brechenden Zwang, zertrümm’re die Traute dir nicht! Sah’st du dein Bild im klaren Bach? Hat es dich Frohen erfreu’t? Rührtest zur Woge das Wasser du auf, zerflösse die klare Fläche des Bachs: dein Bild säh’st du nicht mehr, nur der Welle schwankend Gewog’! So berühre mich nicht, trübe mich nicht! |
Brünnhilde (in extreme agitation) Bright as the sun shineth the day of my shame! O Siegfried! Siegfried! Look on my dread! (Her manner shows that a pleasing picture has come before her mind from which she turns and again looks with tenderness on Siegfried.) Ever lived I, ever live I, ever in sweet longing delight, yet ever to make thee blest! (with fire, but tenderly) O Siegfried, glorious wealth of the world! Laughing hero, light of the earth! Leave, ah, leave, leave me in peace! Come not to me in thy furious frenzy, force me not with thy mastering might, bring ruin not on thy love! Saw’st thou thy face in the glassy stream? Hath it not gladdened thine eyes? Were but the shining water bestirred, the brook’s limpid mirror broken and flawed: thy face then would be lost; nought were seen but eddying surge! Then bewilder me not, trouble me not! |
Ewig licht, lachst du selig dann aus mir dir entgegen, froh und heiter ein Held! O Siegfried! Leuchtender Sproß! Liebe dich, und lasse von mir: vernichte dein Eigen nicht! Siegfried Dich lieb ich: o liebtest mich du! Nicht hab’ ich mehr mich: oh! hätte ich Dich! Ein herrlich Gewässer wogt vor mir: mit allen Sinnen seh’ ich nur sie, die wonnig wogende Welle. Brach sie mein Bild, so brenn’ ich nun selbst, sengende Gluth in der Fluth zu kühlen; ich selbst, wie ich bin, spring’ in den Bach: oh daß seine Wogen mich selig verschlängen, mein Sehnen schwänd’ in der Fluth! Erwache, Brünnhilde! Wache, du Maid! Lache und lebe, süßeste Lust! Sei mein! Sei mein! Sei mein! Brünnhilde (sehr innig) O Siegfried! Dein war ich von je! Siegfried (feurig) War’st du’s von je, so sei es jetzt! |
Ever bright see in me thyself laughing to greet thee, hero so blithesome and blest! O Siegfried! child of delight! Love thyself, and turn thee from me: o bring not thine own to nought! Siegfried I love thee: didst thou but love me! Mine am I no more: oh! would thou wert mine! A glorious flood before me rolls: with all my senses I only see its buoyant gladdening billows. Though in the deep I find not my face, burning I long for the water’s balm, and now, as I am, spring in the stream: oh might its billows engulf me in bliss, my longing would fade in the flood! Awaken, Brünnhilde! Waken, o maid! Live in laughter, sweetest delight! Be mine! Be mine! Be mine! Brünnhilde (with deep feeling) O Siegfried! Thine aye have I been! Siegfried (with fire) Mine wert thou aye; then now be mine! |
Brünnhilde Dein werd’ ich ewig sein! Siegfried Was du sein wirst, sei es mir heut’! Faßt dich mein Arm, umschling ich dich fest; schlägt meine Brust brünstig die deine; zünden die Blicke, zehren die Athem sich, Aug’ in Auge, Mund an Mund! Dann bist du mir, was bang du mir war’st und wirst! Dann brach sich die brennende Sorge, ob jetzt Brünnhilde mein? (Er hat sie umfaßt.) Brünnhilde Ob jetzt ich dein? Göttliche Ruhe rast mir in Wogen; keuschestes Licht lodert in Gluthen: himmlisches Wissen stürmt mir dahin, Jauchzen der Liebe jagt es davon! Ob jetzt ich dein? Siegfried! Siegfried! Siehst du mich nicht? Wie mein Blick dich verzehrt erblindest du nicht? Wie mein Arm dich preßt entbrennst du mir nicht? Wie in Strömen mein Blut entgegen dir stürmt, das wilde Feuer fühlst du es nicht? Fürchtest du, Siegfried, |
Brünnhilde Thine ever will I be! Siegfried What thou wilt be, be thou today! Close in my arms I hold thee embraced, feeling thy heart beat on my breast; our glances are glowing, breath is devoured by breath, eyes in eyes and lips on lips! Then art thou to me what aye thou wert and wilt be! Then fadeth the fever of doubt if now Brünnhild’ be mine. (He has embraced her.) Brünnhilde If I be thine? Godlike repose now rages in tumult; chastest light reddens with passion: heavenly wisdom flyeth afar; love’s cry of rapture hunts it from hence! If I be thine? Siegfried! Siegfried! Seest thou me not? When my eyes on thee blaze, then art thou not blind? When my arm enfolds thee, then art thou not burned? When my surging blood toward thee doth stream, the raging fire feelest thou not? Fearest thou, Siegfried, |
fürchtest du nicht das wild wüthende Weib? (Sie umfaßt ihn heftig.) Siegfried (in freudigem Schreck) Ha! Wie des Blutes Ströme sich zünden, wie der Blicke Strahlen sich zehren; wie die Arme brünstig sich pressen, kehrt mir zurück mein kühner Muth, und das Fürchten, ach! das ich nie gelernt, das Fürchten, das du mich kaum gelehrt: das Fürchten, mich dünkt, ich Dummer vergaß es nun ganz! (Er hat bei den letzten Worten Brünnhilde unwill- kür lich losgelassen.) Brünnhilde (freudig wild auflachend) Oh! kindischer Held! Oh, herrlicher Knabe! Du hehrster Thaten thöriger Hort! Lachend muß ich dich lieben, lachend will ich erblinden, lachend lass’ uns verderben, lachend zu Grunde geh’n! Siegfried Lachend erwachst du Wonnige mir: Brünnhilde Fahr’ hin, Walhalls leuchtende Welt! Zerfall’ in Staub deine stolze Burg! Leb’ wohl, prangende Götterpracht! End’ in Wonne, du ewig Geschlecht! Zerreißt ihr Nornen das Runen Seil! Götterdämm’rung, dunkle herauf! Nacht der Vernichtung neb’le herein! Mir strahlt zur Stunde Siegfriedes Stern: er ist mir ewig, ist mir immer, Erb’ und Eigen, Ein und All’: |
(She embraces him impetuously.) Siegfried (in joyful surprise) Ha! As my blood to flame is enkindled, as mine eyes now feed on the glances, as my arms with fervor enfold thee, comes back to me my dauntless heart, and the fear that—ah!—I have failed to learn, the fear that thou scarce couldst bring to me: meseemeth that fear has faded away like a dream. (With the last words he has involuntarily let go of Brünnhilde.) Brünnhilde (with wild, joyful laughter) Oh, child of delight! Oh, glorious hero! Thou foolish lord of loftiest deeds! Laughing must I love thee, laughing welcome my blindness, laughing let us be lost, with laughter go down to death! Siegfried Laughing thou wakest in gladness to me! Brünnhilde Farewell, Walhall’s light-giving world! Thy stately towers let fall in dust! Farewell, glittering pomp of gods! End in bliss, o eternal host! Now rend, ye Norns, your rope of runes! Dusk of gods in darkness arise! Night of their downfall dawn in mist! Now streams toward me Siegfried’s star: he is forever, is for aye my wealth and world, my one and all: |
Siegfried Brünnhilde lebt, Brünnhilde lacht! Heil dem Tage, der uns umleuchtet! Heil der Sonne, die uns bescheint! Heil dem Licht, das der Nacht enttaucht! Heil der Welt, der Brünnhilde lebt! Sie wacht, sie lebt, sie lacht mir entgegen: prangend strahlt mir Brünnhildes Stern! Sie ist mir ewig, ist mir immer, Erb’ und Eigen, Ein und All’! Beide Leuchtende Liebe, lachender Tod! Leuchtende Liebe, lachender Tod: leuchtende Liebe, lachender Tod! (Brünnhilde stürzt sich in Siegfrieds Arme.) (Der Vorhang fällt.) |
Siegfried Brünnhilde lives, Brünnhilde laughs! Hail, o day that shineth around us! Hail, o sun that lighteth our way! Hail, o light that hast risen from night! Hail, o world where Brünnhilde lives! She wakes, she lives, she greets me with laughter: proudly streameth Brünnhilde’s star! She is forever, is for aye my wealth and world, my one and all! Both Light of loving, laughing death! Light of loving, laughing death: light of loving, laughing death! (Brünnhilde throws herself in Siegfried’s arms.) (The curtain falls.) |
aught - anything aye - always, forever birny - a type of armor boot - to profit, benefit bruin - a bear churl - vulgar person craven - coward fain - gladly, willingly fell - fierce fell - a barren hill or highland (The place were Brünnhilde sleeps is a fell) fly - to flee froward - rebellious, disobedient gage - an item offered in pledge gloaming - twilight greaves - a type of leg armor guerdon - payment, reward haft - handle (of a spear) haply - perhaps hest - command, bidding hie - to hurry lay - song meeter - better suited mien - expression mite - a small creature moil - hard work Neidhöle - name of the cave where Fafner guards the hoard Norns - daughters of Erda, goddesses of fate Nothung - name of Siegfried’s sword, literally “needful” prate - to talk idly rede - advice; story reft - stolen, deprived rend - to tear apart rune - secret shew - to show shiver - to shatter shivers - small pieces sooth - truth stead - to help, to be of use thrall - slave; slavery trammeling - confining tristful - sad trow - to believe twain - two unholpen - without help wala - an earth spirit (in the Ring operas, “the wala” is Erda) Walhall - Valhalla Wälse - name used by Wotan as father of Siegmund and Sieglinde Wälsung - descendant of Wälse (Siegfried is a Wälsung) |
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ween - to imagine, believe wend - to travel, go wight - creature, person withall - besides wonted - accustomed |
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libretto by Richard Wagner | libretto by Frederick Jameson |